Von Roy Holladay

Warum sind Bibelstudium und Gebet absolut unumgänglich? Was erreicht ein Christ damit? Wie verwandeln wir das Gebet und das Bibelstudium in Kraft und geistliche Energie?

Eine Möglichkeit, den Bekehrungsprozeß besser zu verstehen, besteht darin zu beobachten, wie unser physischer Körper Nahrung aufnimmt und in Kraft umwandelt. Wir müssen sowohl physisch als auch geistlich mit neuer Kraft aufgeladen werden! Unser Körper könnte sonst physischen Schaden nehmen. Wir brauchen eine angemessene Ernährung und Erholung, damit unser Körper sich regenerieren kann. Im geistlichen Sinne müssen wir von Gottes heiligem Geist gekräftigt werden, um die Kraft zum Überwinden haben zu können.

Säuglingsnahrung

Wir fangen alle wie Säuglinge in Christus an (Matthäus 18,1-6). Aber wir sollen nicht wie Kinder bleiben, sondern geistlich reifen (Hebräer 5,12-14). Am Anfang besteht die Nahrung für den Säugling aus Muttermilch. Die erste flüssige Nahrung, die ein Säugling von seiner Mutter erhält, heißt Colostrum. Diese Flüssigkeit ist reich an Eiweiß und bedeckt von innen den Magen des Säuglings, damit er die Muttermilch aufnehmen kann. Auch hilft sie manchen Krankheiten vorzubeugen.

Wenn Gott uns beruft, damit wir seinen Lebensweg verstehen lernen, bereitet sein heiliger Geist unseren Verstand auf die geistliche Nahrungsaufnahme vor. Der Geist Gottes hilft uns außerdem gegen falsche Gedanken und Ideen anzukämpfen. Gott möchte jedoch nicht, daß wir unentwegt bei einer Milchdiät bleiben. Er will, daß wir wachsen und zur Vollkommenheit gelangen (Epheser 4,13-15; Hebräer 6,1).

Geistliche Parallelen zur Nahrung

Warum nehmen wir Speisen zu uns? Was ist die Absicht, die wir mit dem Essen verfolgen? Wir essen alle gerne. Wir machen die Erfahrung, daß uns das Essen kräftigt und Energie verleiht. Wir wissen, daß wir unser physisches Leben erhalten müssen, um nicht zu sterben.

In Römer 12, Vers 2 wird uns erklärt, daß wir unser geistliches Verständnis erneuern müssen. So wie unser physischer Leib in der Kraft und Stärke erneuert werden muß, so müssen auch unsere geistlichen Batterien aufgeladen werden. Wir müssen das Wort Gottes „essen“ oder aufnehmen. Es wird zu einem Teil von uns. Ebenso wird die Nahrung, die wir in uns aufnehmen, zu einem Teil unserer Körperzellen (Johannes 6,48-51. 63). Epheser 3, Vers 16 erklärt uns, daß ein Christ „stark [wird ] durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen“, und Vers 20 weist auf die „Macht, die in uns wirkt“, hin. Der Geist Gottes vermittelt uns geistliche Kraft. Wir erneuern diesen Geist in uns durch Gebet und Bibelstudium. Kinder brauchen in einer Wachstumsphase reichlich Nahrung. Sie scheinen dann nur noch aus Appetit zu bestehen! Stellen wir unsere geistliche Nahrungsaufnahme ein, nachdem wir einige Zeit ein Teil der Kirche gewesen sind? Unser geistliches Wachstum hängt davon ab, daß wir uns ohne Unterlaß vom Wort Gottes ernähren.

Wie viele Mahlzeiten nehmen die meisten von uns zu sich? Im allgemeinen essen wir zwei- oder dreimal am Tag. Nur in seltenen Fällen vergessen wir zu essen, denn unser Körper erinnert uns immer wieder daran, daß wir Hunger haben und daß wir Nahrung brauchen. Beachten wir 2. Korinther 4, Vers 16: „Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt. So wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“ Das Physische ist nur eine Spiegelung des Geistlichen. Der neue Mensch muß von Tag zu Tag erneuert werden. Kolosser 3, Verse 9-10 zeigt auch, daß dieser neue Mensch im Wissen erneuert werden muß. Die Erkenntnis und Weisheit Gottes stammen vom Geist Gottes und der Heiligen Schrift.

Damit die Nahrung vom Körper aufgenommen werden kann, muß sie angemessen verdaut werden. Wir kauen unsere Nahrung und sie verwandelt sich in Brei, damit unterstützen wir den Verdauungsprozeß der Magensäfte. Der Verdauungsprozeß ist notwendig, damit unser Körper die Nährstoffe nützen kann. Dieses hat auch eine geistliche Parallele. Wenn wir die Schrift studieren, dann müssen wir über das Studierte meditieren. Geistlich gesprochen kauen wir und denken darüber nach. Wir verwandeln Gottes Wort in verständliche Teilstücke, die wir dann in unserem Leben in die Praxis umsetzen. So wird der geistliche Mensch aufgebaut.

Geistliche Motivation

Im Körper verwandeln sich die Speisen in Energie und Kraft. Es werden Zellen repariert, der Körper wird mit Kraftstoff versorgt, und es werden ihm die nötigen Nährstoffe zugeteilt, um ihn am Leben zu erhalten. Dieses können wir auch mit dem Wirken von Gottes Geist vergleichen. Galater 5, Vers 22 zeigt uns, daß Gottes heiliger Geist die Frucht zuteilt. Ein Aspekt der Frucht, die er uns gibt, ist der Glaube.

Welche Macht bringt die wahren Diener Gottes dazu, zu gehorchen, zu siegen und an Gnade und Erkenntnis zu wachsen? Der Glaube ist es! Hebräer 11 zeigt uns, daß es der Glaube war, der die Männer und Frauen des Alten Testamentes dazu brachte, Gott zu gehorchen. Der Gehorsam ist der Glaube in die Tat umgewandelt – verwandelt in eine andere Form. In Jakobus 2, Verse 14-20 wird uns erklärt, daß der Glaube angewendet werden muß, daß „der Glaube ohne Werke nutzlos ist“. Der Geist wird durch das Dienen, die Werke und das geistliche Überwinden „verbraucht“ oder aufgebraucht. Anstrengende körperliche Arbeit entkräftet uns. Nach ausgiebiger sportlicher Betätigung sind wir erschöpft. Wir essen, um unsere Kraft zu erneuern. Die geistliche Kraft, die Gott uns gibt, ist sein heiliger Geist (Apostelgeschichte 1,8).

Jesus Christus nutzte Gottes Kraft, um gute Taten zu vollbringen. Lukas 6, Vers 19 sagt uns: „Und alles Volk suchte, ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus, und er heilte sie alle.“ Bei einer anderen Gelegenheit heilte Jesus Christus eine Frau, die seit zwölf Jahren an einem Blutfluß litt (Markus 5,25-30). Vers 30 berichtet, daß eine Kraft von ihm ausgegangen war, um dieses Wunder zu vollbringen. Wenn wir Gott gehorchen oder anderen Menschen dienen, verbrauchen wir einen gewissen Anteil von der geistlichen Kraft, die uns Gott gibt. Diese Kraft muß erneuert werden, da der Geist in einem physischen Körper nicht beständig ist.

Herr Herbert W. Armstrong sagte in der Vergangenheit, daß der Geist Gottes wie Wasser sei, das in einem Christen in Form von guten Werken fließe. Wir müssen ständig an die Quelle dieser Kraft angebunden sein, das heißt an Gottes heiligen Geist.

Benutzen wir den heiligen Geist

Verschiedenartige Arbeiten bedürfen unterschiedlicher Mengen an Kraft. Ein Büroangestellter verbraucht nicht so viele Kalorien wie jemand, der körperlich hart arbeitet. Jesus Christus erklärte seinen Jüngern, daß verschiedene Probleme es erfordern würden, daß man Gott nahe ist. Die Jünger hatten mit Gottes Geist Dämonen ausgetrieben. Matthäus 17, Verse 14-21 berichtet uns aber auch über ein Beispiel, bei dem sie es nicht geschafft hatten, einen gewaltigen Dämon auszutreiben. Warum war es ihnen hier nicht möglich? Wegen mangelnden Glaubens! Jesus Christus erklärte ihnen in Vers 21: „Aber diese Art fährt nur aus durch Beten und Fasten.“ Daraus geht hervor, daß Jesus Christus gebetet und gefastet hatte, seine Jünger hingegen nicht.

Allerdings hat Jesus nicht angegeben, daß es bei jedem Dämon, der ausgetrieben wird, nötig sei zu beten und zu fasten, sondern nur bei einer bestimmten Art von Dämonen. Keiner von uns weiß, wann er mit einer Prüfung konfrontiert wird, bei der er viel Glauben haben muß. 1. Petrus 1, Verse 6-7 zeigt uns, daß unser Glaube geprüft werden wird, um zu sehen, wie stark wir sind. Wir müssen immerzu in Gottes Nähe bleiben und dürfen nicht zulassen, daß wir im Geistlichen nachlassen und uns auf unseren Lorbeeren ausruhen. In einer Prüfung wird sich unser Glaube in Geduld umwandeln.

Nur vom Ansehen kann man physisch gesehen nicht immer vorhersagen, wieviel Durchhaltevermögen und Kraft ein Mensch besitzt. Hierzu gibt es eine geistliche Parallele. Wir alle kennen Menschen, bei denen wir dachten, sie seien geistlich stark und würden fest in der Wahrheit Gottes stehen. Als die Kirche aber Mitte der 1990er Jahre mit einer großen Prüfung konfrontiert wurde, haben viele die Prüfung nicht bestanden. Andere hingegen, bei denen man es nicht erwartet hätte, sind treu geblieben. Unser Charakter und unsere Kraft werden an der Art und Weise gemessen, wie wir in Prüfungen reagieren.

Eine geeignete geistliche Diät

Wir haben alle schon einmal den Ausspruch gehört: „Wir sind, was wir essen.“ Was essen wir, wenn es sich um unsere geistliche Diät handelt? Beachten wir vier verschiedene geistliche Diäten:

Hungern: Wenn wir aufhören zu essen und zu trinken, sterben wir. Die Parallele dazu ist, nicht zu beten und kein Bibelstudium zu betreiben. Bei einer Diät, bei der wir nichts essen, tritt der Tod nicht sofort ein. Aber wenn man nicht rechtzeitig eine Korrektur vornimmt, kommt es unweigerlich zum Tode. Das gleiche trifft zu, wenn wir nur selten beten oder die Bibel studieren.

Unausgewogene Kost: Eine unausgewogene Ernährung kann zu einer schlechten Gesundheit und zu vielen physischen Problemen führen. Geistlich gesehen wäre eine unausgewogene Kost dann gegeben, wenn wir uns in unausgeglichener Weise mit einem Thema in der Bibel befassen würden, z. B. mit der Prophezeiung oder der Geschichte. Die Bibel versorgt uns mit einer ausgewogenen Kost an geistlicher Speise, die Themen wie christliche Lebensführung, Prophezeiung, Geschichte, Glaubenslehre usw. einschließt. Wir können ein Lieblingsthema in der Bibel haben, das wir gerne studieren, aber vernachlässigen wir die Bibel nicht in ihrer Gesamtheit (Matthäus 4,4).

Ernährungsfanatiker: Wir alle haben Menschen kennengelernt, die in ihrer Ernährung zu Extremen neigen. Ich erinnere mich an einen Mann, der eigentlich nur Bananen aß. Geistlich gesehen wäre das ein Mensch, der nur einen Gesichtspunkt der Schrift studiert. Die Erfahrung zeigt, daß dieser Punkt zu einer geistlichen Besessenheit wird.

Ausgewogene Kost: Unsere physische Ernährung sollte verschiedene Nahrungsmittelgruppen beinhalten: Obst, Gemüse, Getreide, Fleisch usw. Bei einer ausgewogenen, geistlichen Kost studieren wir die Bibel in einem angemessenen Verhältnis. Zu manchen Zeiten wird unser Bibelstudium unseren geistlichen Bedürfnissen angepaßt. Diese Bedürfnisse können sich von Zeit zu Zeit ändern.

Was geschieht, wenn wir uns schlecht ernähren? Die Abwehr gegen Krankheiten wird herabgesetzt, mit dem Ergebnis, daß wir krank werden können. Wenn wir krank sind, haben wir keinen Appetit, möchten nicht essen und werden schwächer. Wenn unsere geistliche Abwehr geschwächt ist, dann kann uns fast jede Schwierigkeit oder Prüfung umwerfen. Der Apostel Paulus ermahnt uns in Epheser 6, Vers 10: „Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Je mehr wir auf Gott vertrauen und je näher wir ihm sind, um so mehr wird sich seine Kraft in uns vervollkommnen (2. Korinther 12,7-10). Wir erhalten die Kraft Gottes, wenn wir gänzlich auf ihn vertrauen.

Nur sehr selten vergessen wir zu essen. Wir könnten uns nicht vorstellen, nur einmal in der Woche zu essen. Dies tun wir allerdings im geistlichen Sinne, wenn wir einzig und allein am Samstag beten und die Bibel studieren. Jedesmal, wenn wir beim Essen sind, sollten wir auch daran denken, daß wir uns geistlich stärken müssen. Um die notwendige geistliche Kraft zu haben, müssen wir uns regelmäßig durch Gebet und Bibelstudium ernähren.