Welchen Kalender soll man zur Bestimmung der Termine für Gottes Feste benutzen?
Von Paul Kieffer
Seit Tausenden von Jahren fragt der Mensch: „Warum bin ich hier? Was ist der Sinn meines Lebens?“ Gott hat ein großes Vorhaben mit den Menschen, die er erschaffen hat. Wie er dieses Vorhaben zeitlich gesehen durchführt, verstehen nur die wenigsten. Viele Christen meinen beispielsweise, die heutige Zeit vor der Rückkehr Jesu Christi sei die einzige Zeit des Heils. Man müsse also jetzt berufen werden und sich für Gottes Weg entscheiden. Nach dieser falschen Sichtweise gibt es nur „heute“ die Gelegenheit, Gott kennenzulernen.
Es gibt jedoch einige Menschen, die verstehen, wie Gott allen Menschen die Gelegenheit schenken wird, ewiges Leben zu erhalten. Diese Menschen halten die Feste Gottes! Den Schlüssel zum Verständnis seines Plan schenkt uns Gott durch seine Festtage. Zu diesem Verständnis gehört auch das Wissen um den zeitlichen Ablauf der einzelnen Ereignisse in seinem Vorhaben – wann und wie Gott die Menschen berufen wird.
Diejenigen, die Gottes Feste halten, können sich bestimmt an das erste Jahresfest Gottes erinnern, das sie hielten. Sie empfanden nämlich große Freude über die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und besonders über die Bedeutung der Feste. Für solche Menschen sind die Feste Gottes und ihre Bedeutung zu einer Bereicherung geworden, die man nicht mehr missen möchte.
Nun wissen wir, daß Gott nichts Unmögliches von seinem Volk erwartet. Rufen Sie sich bitte deshalb das Jahr wieder in Erinnerung, als Sie erfuhren, Gott verlangt von Ihnen die Einhaltung seiner Festtage. Stellen Sie sich dabei aber folgendes vor: Es ist bald Herbst. Sie schlagen die Bibelstellen in 3. Mose 23 nach, in denen es um die Feste Gottes geht, die im Herbst stattfinden. Sie lesen u. a., daß eine heilige Versammlung für den ersten Tag des siebten Monats, des „Posaunentags“, verordnet ist. Sie fragen die Menschen, von denen Sie die herrliche Wahrheit über diese Feste erfahren haben, wann dieser Tag sein wird.
Darauf erhalten Sie die Antwort: „Wir wissen es nicht. Entscheiden Sie selbst!“ Oder man nennt Ihnen verschiedene Termine, alle im Herbst gelegen, und überläßt Ihnen die Entscheidung, welchen Termin Sie nun für sich als Posaunentag halten werden.
Man könnte meinen, die geschilderte Situation sei unmöglich bzw. unvorstellbar. Leider ist das Gegenteil der Fall. Bald wird es wieder Herbst sein, die Jahreszeit, in der vier der sieben jährlichen Feste Gottes stattfinden. Unter denen, die einst Teil der Weltweiten Kirche Gottes waren und die nach wie vor von der Gültigkeit der Feste Gottes für Christen überzeugt sind, gibt es keine Übereinstimmung mehr in der Frage, welcher Kalender zur Festlegung der Termine für Festtage zu benutzen ist.
Das Resultat? Man hält beispielsweise das Laubhüttenfest an unterschiedlichen Terminen, die zwar alle im Herbst gelegen sind, aber um ein paar Tage und in einem Fall sogar um einen ganzen Monat auseinander liegen. Es ist, als würde man sagen, „Entscheiden Sie selbst!“ Man könnte scherzhaft sagen, daß alle, die das Laubhüttenfest schätzen, durch diese Situation die Gelegenheit bekommen, das Fest länger als nur acht Tage zu feiern.
Unter den Christen, die Gottes Feste halten, ist in den letzten Jahren die „Kalender-Krankheit“ ausgebrochen. Ihre Symptome sind Streit und Dissens um den Kalender.
Der Kalender als Machtinstrument
Es ist eine merkwürdige Besonderheit der langen Geschichte des Judaismus, daß viele jüdische Splittergruppen bemüht waren, den jüdischen Kalender zu verändern. Dazu ein Zitat aus dem Buch Intercalation and the Hebrew Calender: „Es hat fast keine Dissidentengruppe im Judaismus gegeben, die nicht mit dem Versuch in Verbindung gebracht wurde, den Kalender zu manipulieren“ (Seite 260).
Ob bewußt oder unbewußt, waren solche Bemühungen jener Splittergruppen ein Versuch, eine eigene Legitimation zu etablieren, nach dem Motto: „Wir sind die richtigen, denn wir wissen, wann Gottes Festtage zu halten sind.“ In diesem Denken ist auch der Vorwurf enthalten, ganz gleich, ob er ausgesprochen wird oder nicht: „Wenn ihr andere Tage haltet, irrt ihr euch, denn wir haben den richtigen Kalender.“
Die Vorfälle dieser Art in der langen jüdischen Geschichte haben einen interessanten Präzedenzfall, der sich bei der ersten großen Spaltung in der Geschichte Israels ereignete. Fünf Jahre nach König Salomos Tod spaltete sich das Volk Israel in zwei getrennte Nationen, das Haus Israel – die zehn Stämme – im Norden, und das Haus Juda im Süden.
Der König vom Haus Israel, Jerobeam, hatte Angst, sein Volk würde ihm abtrünnig, wenn es wie gewohnt jedes Jahr zu den großen Festen nach Jerusalem reisen würde. Deshalb verlegte er den Termin für das Herbstfest. Er schuf sozusagen seinen eigenen Kalender:
„Und Jerobeam dachte in seinem Herzen: Das Königtum wird nun wieder an das Haus David fallen. Wenn dies Volk hinaufgeht, um Opfer darzubringen im Hause des Herrn zu Jerusalem, so wird sich das Herz dieses Volks wenden zu ihrem Herrn Rehabeam, dem König von Juda, und sie werden mich umbringen und wieder Rehabeam, dem König von Juda, zufallen ... Und der König ... sprach zum Volk: Es ist zu viel für euch, daß ihr hinauf nach Jerusalem geht ... Und er machte ein Fest am fünfzehnten Tag des achten Monats wie das Fest in Juda und opferte auf dem Altar“ (1. Könige 12,26-28. 32; alle Hervorhebungen durch uns).
Auch zu Jesu Lebzeiten gab es mindestens eine jüdische Splittergruppe, die Essener, die ihre eigenen Vorstellungen zum Kalender hatte. Im letzten Teil dieses Artikels gehen wir kurz auf sie ein.
Die Wichtigkeit von Eintracht
Bevor wir uns mit dem Kalender befassen, ist es angebracht, ein paar Überlegungen über einen wichtigen Aspekt von Gottes Charakter anzustellen. Wie lautet die Antwort auf die Frage: Was liebt Gott – Eintracht oder Zwietracht?
Die Antwort auf diese Frage lautet: Gott liebt die Eintracht. Dazu heißt es in Psalm 133, Vers 1: „Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ Die Wahrung der Einigkeit ist für Gott so wichtig, daß er uns in Sprüche 6, Vers 19 wissen läßt, daß er den Menschen haßt – er ist Gott sogar ein Greuel –, der „Hader zwischen Brüdern anrichtet“.
Wäre die Berufung zum Christsein auch eine Berufung zum geistlichen Einsiedlertum, so wären unterschiedliche Meinungen über den Kalender vielleicht nicht so wichtig. Jeder Christ würde dann als Einzelkämpfer für sich allein Gottes Feste zu den Terminen halten, die er für richtig hält.
Gott beruft Christen aber dazu, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Christen sind Glieder am Leib Christi. Gottes Anordnungen bezüglich der Festtage machen klar, daß es sich um gebotene Zeiten der gemeinschaftlichen Anbetung Gottes handelt, denn eine heilige Zusammenkunft ist verordnet. Deshalb waren Jesu Jünger zu Pfingsten nach seiner Auferstehung „alle an einem Ort beieinander“ – sie hielten Pfingsten (Apostelgeschichte 2,1).
Andere Stellen zeigen uns die Wichtigkeit der Gemeinschaft an den Festtagen. Über die Symbole des Neuen Bundes schrieb Paulus in 1. Korinther 10, Vers 16: „Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ Jesus wies uns an, einander die Füße zu waschen, und er gab uns dieses Beispiel am Passahabend. Wir folgen seinem Beispiel, indem wir als Teil unserer Passah-Zeremonie die Fußwaschung durchführen.
Wie kann man nun jemandem die Füße waschen, der an dem Abend, an dem das Passah zu halten ist, gar nicht bei der Feier dabei ist, weil er meint, ein anderer Tag sei das Passah? Wie kann man mit dieser Person an dem Abend, an dem sie fehlt, die Gemeinschaft des Blutes Christi in dem gesegneten Wein und die Gemeinschaft des Leibes Christi in dem gebrochenen Brot teilen? Die Antwort lautet: Man kann es nicht! Man ist nämlich nicht einträchtig beieinander.
Nun werden einige an dieser Stelle sagen, daß das Fehlen der anderen Person – oder das eigene Fehlen an dem Termin, den die andere Person für richtig hält – nicht so wichtig sei. Wichtig sei, daß beide Gott dienen und seine Feste halten wollen. Deshalb sei es nicht so wichtig, daß man die Feste Gottes an unterschiedlichen Terminen hält.
Gott nimmt seine Feste ernst. Er will nicht, daß wir sie zum Spott machen, indem wir zwieträchtige Haltungen bezüglich ihrer Termine einnehmen. Wer will denn im Ernst behaupten, daß Gott, als er die Festtage in 3. Mose 23 für sein Volk einsetzte, dabei im Sinne hatte, daß die Israeliten in Gruppen unterschiedlicher Größe – vielleicht nach Stämmen – jedes Jahr mehrere Laubhüttenfeste halten sollten?
Oder meinte er nur einen bestimmten Termin im Jahr, den ganz Israel gemeinsam halten sollte? Gott meinte letzteres, daran kann es gar keinen Zweifel geben. Sonst müßte man mit Paulus fragen: „Ist Christus etwa zerteilt?“ (1. Korinther 1,13).
Das heißt, in diesem Jahr und in jedem Jahr gibt es nur einen Termin für das Laubhüttenfest. Die anderen Zusammenkünfte, die vor- oder nachher stattfinden und von ihren Teilnehmern „Laubhüttenfest“ genannt werden, können nicht das Laubhüttenfest sein. Wenn, wie in Sacharja 14 angedeutet, die Ägypter in den ersten Jahren nach der Rückkehr Christi nicht willens sind, zum Laubhüttenfest in Jerusalem zu erscheinen, wird Jesus nicht die Erklärung annehmen, sie würden das Fest schon halten, aber erst eine oder zwei Wochen später, weil sie einen anderen Kalender hätten! Gott ist ein Gott der Eintracht, nicht der Zwietracht!
Was ist ein Kalender?
Wir alle sind mit dem Kalender vertraut, den wir für unsere tägliche Lebensführung benutzen. Man trägt ihn bei sich in der Handtasche oder im Portemonnaie, er hängt zu Hause an der Wand oder steht auf dem Schreibtisch.
Im einbändigen Brockhaus heißt es: „Kalender, astronomisch begründete Zeitrechnung, Verzeichnis der nach Wochen und Monaten geordneten Tage des Jahres.“ Wahrig Deutsches Wörterbuch definiert Kalender als „Verzeichnis der Tage, Wochen und Monate des Jahres in zeitlicher Folge mit Angaben über Sonnen- und Mondaufgänge und -untergänge“.
Ein Kalender hat nur dann einen Wert, wenn er im voraus festgelegt wird und man sich an ihm orientieren und planen kann. Einen Kalender aus der Vergangenheit nennen wir ein Tagebuch – Geschichte.
Nach diesen Definitionen gibt es nichts in der Bibel, das einem Kalender nur annähernd entspricht. Vielleicht fällt den Christen, die Gottes Feste halten, dazu 3. Mose Kapitel 23 ein, in dem die Termine für alle Jahresfeste Gottes aufgelistet sind. Es stimmt, daß man dort die Termine für die Feste finden kann. Allerdings erzählt uns die Bibel nicht, wie wir den siebten Monat – oder die anderen Monate im Jahr – bestimmen. Nichts in der Bibel zeigt uns im Detail, wie der Kalender festgelegt werden soll. Das Wort „Kalender“ erscheint nicht in der Schrift. Statt dessen geht die Bibel von der Existenz eines Kalenders aus, als Gott Mose die Einhaltung der Festtage gebot. Wie dieser Kalender entstanden ist, sagt uns die Schrift nicht. Wer das Gegenteil behauptet, verbreitet Lügen über den Inhalt der Bibel!
Daß Gott uns in seinem Wort die Details für die Festlegung des Kalenders nicht übermittelte, ist schon erstaunlich. Man vergleiche zum Beispiel, wie er selbst mit eigenem Finger den Text der Zehn Gebote schrieb und Mose bis ins Detail erklärte, wie die Stiftshütte gebaut werden sollte und die Opferriten durchzuführen waren.
Was legte Gott selbst fest?
Bedeutet dieses Schweigen zum Kalender, daß Gott uns nichts über die Zeit – über Zeiteinheiten – sagt? Nein, das stimmt so nicht. Gott hat nämlich zwei wichtige Zeiteinheiten selbst definiert.
In 1. Mose 1, Vers 14 bis 19 lesen wir: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, daß sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, daß sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, daß es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.“
Gott definierte den Tag, der sich aus Abend und Morgen zusammensetzt. Außerdem definierte Gott die Woche, indem er den Sabbat als siebten und letzten Tag der Woche einsetzte. Die beiden Zeiteinheiten hat Gott selbst definiert. Und doch gibt es bei beiden, von Gott festgelegten Zeiteinheiten einen gewissen Ermessensspielraum, in dem das Urteilsvermögen des Menschen gefragt ist.
Wann fängt nämlich der Tag an? In 1. Mose 1 hatten wir gelesen: „Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.“ In 3. Mose 23, Vers 32 lesen wir folgendes in bezug auf die Länge eines der von Gott gebotenen Festtage: „Ein feierlicher Sabbat [der Versöhnungstag] soll er euch sein, und ihr sollt fasten. Am neunten Tage des Monats, am Abend, sollt ihr diesen Ruhetag halten, vom Abend an bis wieder zum Abend.“
Wann fängt der Tag an? Im allgemeinen kann man sagen: bei Sonnenuntergang. Was bedeutet aber „Abend“ – wann fängt er an? Das definiert die Bibel nicht genau.
In Sacharja 14, Vers 7 lesen wir, daß es zur Zeit der Rückkehr Jesu Christi auch am Abend hell sein wird: „Und es wird ein einziger Tag sein – er ist dem Herrn bekannt! –, es wird nicht Tag und Nacht sein, und auch um den Abend wird es licht sein.“ Damit wird ein besonderes Vorkommnis hervorgehoben, ein Kontrast zum bisher Üblichen angezeigt. Demnach ist nach der Bibel der Abend die Tageszeit, wenn es dunkel wird.
Allgemein gehen wir davon aus, daß der Sonnenuntergang eine geeignete Anfangszeit für den Sabbat ist. Streng genommen sagt die Bibel das jedoch nicht, denn bei Sonnenuntergang kann es noch lange nicht dunkel (= Abend) sein. Auf der anderen Seite gibt es das Prinzip eines „Rüsttags“ vor dem Sabbat (Markus 15,42; 2. Mose 16,23), d. h. man soll sich auf den Sabbat vorbereiten. Deshalb ist Sonnenuntergang ein guter Orientierungspunkt für den Beginn des Sabbats.
Wir dürfen nicht die Länge der Woche bestimmen – die hat Gott festgelegt. Wir dürfen nicht den Wochentag bestimmen, an dem der Sabbat gehalten wird. Gott hat ihn auf den siebten Tag gelegt. Wir dürfen auch nicht den Tag definieren, denn er besteht aus Abend und Morgen. Wann jedoch der Abend genau beginnt, sagt Gott uns nicht. Daran erkennt man beim Sabbat die persönliche Verantwortung, die jeder vor Gott trägt, diesen Tag als heilige Zeit zu seiner Ehre zu halten.
„Zeiten“ und „Jahre“
1. Mose 1, Vers 14 lesen wir nochmals: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre.“
Anders als beim Tag und der Woche, die Gott mit dem Sabbat als siebtem Tag klar definierte, bestimmte er andere Zeiteinheiten nicht eindeutig, die man jedoch für einen Kalender braucht. Diejenigen, die etwas anderes behaupten, verbreiten Lügen über den Inhalt der Bibel!
Wir wissen, daß sich Gottes Festtage an den Erntezeiten im Mittleren Osten orientieren. Erntezeiten hängen von den Jahreszeiten ab, die wiederum von der Relation der Erde zur Sonne bestimmt werden. Für Gottes Festtage gibt es aber Termine, die auf einen festgelegten Tag in bestimmten Monaten fallen.
Das heißt, der Kalender, der für Gottes Festtage notwendig ist, muß Monate und Jahreszeiten berücksichtigen. In der Bibel ist es offensichtlich, daß der Mondzyklus für die Bestimmung von Monaten benutzt wird. Im Durchschnitt beträgt die Länge des Mondzyklus 29,553 Tage, und ein Jahr aus zwölf Mond-Monaten ist im Durchschnitt 354,36 Tage lang. Wohlgemerkt: Die tatsächliche Dauer des Mondzyklus ist Schwankungen unterlegen; es kann zum Beispiel in seltenen Fällen vorkommen, daß der Mondzyklus fünfmal hintereinander 30 Tage dauert!
Für ihre Reise um die Sonne braucht die Erde im Durchschnitt 365,24 Tage – ein Sonnenjahr.
Zwölf Mond-Monate sind also im Durchschnitt insgesamt mehr als elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr. Wenn wir unseren Kalender zur Bestimmung der Festtage nur nach dem Mond ausrichteten, würden wir, gegenüber dem Sonnenjahr, die Festtage jedes Jahr elf Tage früher halten. Nach einigen Jahren würden wir das Passah im Herbst und nicht mehr im Frühling halten, dann im Sommer und dann wieder im Frühling. Das ist übrigens der Fall mit dem muslimischen Fastenmonat Ramadan: Er „wandert“ über die Jahre durch die Jahreszeiten.
Um das zu verhindern und zu gewährleisten, daß Gottes Feste in den vorgesehenen Jahreszeiten stattfinden, muß der Mond-Kalender dem Sonnenjahr angepaßt werden. Das schafft man, indem man siebenmal in 19 Jahren dem „Mondjahr“ einen zusätzlichen Monat hinzufügt; ein „Schaltmonat“ also.
Wo gibt uns die Bibel die Anweisungen darüber, wie diese Schaltjahre festzulegen sind? Die Antwort lautet: Sie tut es nicht. In Fritz Rieneckers Lexikon zur Bibel lesen wir folgendes: „Die Praxis dieses eingeschobenen 13. Monats ... ist uns aber erst aus der Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft bekannt; die Bibel berichtet nichts darüber.“
Wann wurde der Kalender eingeführt?
Als Gott den Israeliten in Ägypten sagte, „dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen“ (2. Mose 12,2), brauchten die Israeliten nicht zu fragen, „Herr, was ist ein Monat?“ – der Begriff „Monat“ war ihnen schon bekannt.
Als Gott Mose die Anweisung gab, sagte er nicht „Monat“ oder „Mond“. Statt dessen benutzte er das hebräische Wort für „Neumond“. Dieses Wort wird im Alten Testament immer wieder benutzt und kennzeichnet den Anfang des hebräischen Monats. Interessant ist, daß fast alle Zivilisationen der Antike den Neumond statt den Vollmond als Ausgangspunkt für den neuen Monat benutzten.
Die Wahrheit ist, daß das Gesetz, das Gott Mose gab, die Existenz eines Kalenders voraussetzt. Für die Herkunft dieses Kalenders gibt es mindestens zwei Möglichkeiten. Wir wissen zum einen, daß Abraham und seine Nachkommen aus Mesopotamien stammten. Ihnen war von Mesopotamien her ein Jahreskalender mit zwölf Mondmonaten bekannt, der gelegentlich justiert wurde, um den Jahreszeiten Rechnung zu tragen. So gesehen kann Gott den Kalender gemeint haben, der Abrahams Nachkommen bekannt war.
Es kann aber auch sein, daß Gott den Israeliten mit dem Auszug aus Ägypten einen neuen, eigenen Kalender gab. So oder so enthält die Bibel keine Details über diesen Kalender und seine Festlegung! Die Bibel sagt nämlich nicht genau, was ein Neumond ist, wie viele Tage es im Monat gibt, wie viele Monate das Jahr hat oder wie das Mondjahr dem Sonnenjahr anzupassen ist. Es klingt unglaublich, aber die einzige klare Anweisung Gottes bezüglich des Kalenders haben wir schon in 2. Mose 12, Vers 2 gelesen: „Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein.“
Fast alles andere, was wir über den Kalender wissen, wissen wir anhand von Schlußfolgerungen über biblische Aussagen oder durch die Tradition. Zum Beispiel: Woran erkennt man in dem eben zitieren Vers, daß es Frühling war? Jüdische Tradition sagt uns das, aber was sagt die Bibel? Den einzigen Hinweis, den die Bibel uns gibt, finden wir in 2. Mose 13, Verse 3-4: „Da sprach Mose zum Volk: Gedenket an diesen Tag, an dem ihr aus Ägypten, aus der Knechtschaft, gezogen seid, denn der Herr hat euch mit mächtiger Hand von dort herausgeführt; darum sollst du nicht gesäuertes Brot essen. Heute zieht ihr aus, im Monat Abib.“
So erfahren wir den hebräischen Namen für diesen Monat. Abib bedeutet „grüne Ähren“, und andere Bibelstellen weisen auf Gerste hin, also ziehen wir daraus den Schluß, daß der Monat Abib der Monat im Jahr ist, wenn es grüne Gerstenähren auf dem Felde gibt – im Frühling.
Fehlende Details
Warum sind wir auf unsere eigenen Schlußfolgerungen angewiesen, um eine Antwort zu finden? Warum gab Gott uns nicht detaillierte Informationen im Gesetz wie er es beispielsweise bei den Tieropfern tat? Bei dem Namen Abib bleiben viele Fragen unbeantwortet. Gerstenähren können in zwei aufeinanderfolgenden Monaten grün sein. Welcher Monat ist dann Abib? Ist es der erste Monat? Was ist, wenn die Ähren erst in der zweiten Hälfte des Mondzyklus grün werden? Wenn dieser Monat der erste Monat sein soll, dann hätte man die Festtage bereits zum Teil verpaßt.
Eine andere Frage: Wie sieht es mit der Länge des Monats aus? Soll ein Monat, der sich auf den Mondzyklus gründet, nur volle Tage enthalten, oder soll man streng nach dem Mond gehen und mitten am Tage einen neuen Monat ausrufen, wenn der Neumond eintritt? Das hieße z. B., in der Nacht und vormittags könnte noch der alte Monat sein, am Nachmittag dann der neue Monat – das, weil der durchschnittliche Mondzyklus einen Bruch von etwas mehr als einem halben Tag aufweist. Auf diese und andere Fragen zum Kalender gibt uns die Bibel keine Antworten. Antworten sind aber notwendig, um einen Kalender zu haben.
Es dürfte aber offensichtlich sein, daß ein Monat nur dann eine praktische Zeiteinheit für einen Kalender ist, wenn er eine bestimmte Anzahl ganzer Tage enthält. Ein Monat mit 29,5 Tagen ist nicht praktikabel und würde zu Chaos führen. Beim Mondzyklus von ca. 29,5 Tagen wäre es jedoch sehr einfach, die Monatslänge immer abwechselnd zu variieren – mal 29 Tage, mal 30 Tage, um so dem Mondzyklus Rechnung zu tragen und den Kalender auf diesen Zyklus abzustimmen. Man könnte so Regeln für den Kalender festlegen.
Wer bestimmt die Regeln?
Wie wurden die Termine für die Festtage Gottes ursprünglich bekanntgegeben? Um die eingangs geschilderte imaginäre Situation zu wiederholen, können wir überlegen, ob Gott den Israeliten sagte: „Entscheidet selbst, wann Ihr die Tage halten wollt!“ Oder: „Wählt unter all den Terminen, die man für richtig hält, diejenigen aus, die euch am besten passen!“ Oder: „Beruft eine Versammlung ein und bestimmt durch Stimmenmehrheit, wann Ihr meine Festtage halten wollt!“
Nein, so handelte Gott damals nicht. Gott ist ein Gott der Ordnung, nicht der Unordnung. Seine Feste sollen der gemeinschaftlichen Anbetung in Eintracht, nicht Zwietracht dienen. Deshalb offenbarte Gott Mose die Termine für seine Festtage und gebot ihm, sie den Israeliten zu geben: „Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage den Israeliten und sprich zu ihnen: Dies sind die Feste des Herrn, die ihr ausrufen [Hebräisch: qara, „offiziell verkünden“] sollt als heilige Versammlungen; dies sind meine Feste“ (3. Mose 23,1-2).
Mit anderen Worten: Die Verantwortlichen in Israel sollten den Anfang von Monaten und die genauen Tage, an denen Gottes Feste zu halten waren, ausrufen, verkündigen oder offiziell bekanntgeben.
Heute benutzen wir den jüdischen Kalender, dessen Grundlage von Hillel II. 385 n. Chr. bekanntgegeben wurde. Dieser Kalender ist seit mehr als 1600 Jahren von den Juden benutzt worden und wird heute von der überwiegenden Mehrheit (mehr als 90 Prozent) der Juden der unterschiedlichsten Richtungen benutzt.
Trotz der großen Übereinstimmung unter den Juden bezüglich des Kalenders behaupten einige, der heutige jüdische Kalender sei unter den Juden umstritten. Tatsache ist, daß es im Judaismus immer Sekten und seltsame Gruppen gegeben hat – auch zu Jesu Lebzeiten –, die den allgemein üblichen jüdischen Kalender abgelehnt haben.
Wie kam es zu dem Kalender, den die Juden heute benutzen? Mit der Vernichtung des zweiten Tempels 70 n. Chr. hörten die Opferriten auf. Der Sanhedrin und die Priester verloren allmählich ihren Einfluß, den die Rabbiner in den Synagogen unter den weit zerstreuten Juden nach und nach übernahmen. Für die Fortsetzung des jüdischen Glaubens wurden die Rabbiner immer wichtiger.
Die Universal Jewish Encyclopedia erklärt, daß der Einfluß des abgewandelten Christentums im römischen Reich immer stärker wurde und zur Verfolgung der Juden führte. Schließlich verbot der römische Kaiser Konstantin den Juden die Einberufung von Versammlungen, um die Schaltjahre für den jüdischen Kalender festzulegen. Damit wurde die herkömmliche Art der Kalenderbestimmung fast unmöglich. Doch die weit zerstreuten Juden waren auf die Kalenderentscheidungen ihrer Führung angewiesen, die in Galiläa angesiedelt war. Nur so konnte man überall einheitliche Termine für die Festtage haben.
Hillel II. war der führende Rabbiner, als diese Krise akut wurde. Um den Judaismus weltweit zu bewahren, veröffentlichte er die bislang geheimgehaltenen Regeln für die Festlegung des Kalenders. Dazu das Nachschlagewerk The Comprehensive Hebrew Calendar, Seite 2: „Im 4. Jahrhundert ... tat der Patriarch Hillel II. einen außergewöhnlichen Schritt, um die Einheit Israels zu bewahren. Um zu verhindern, daß die auf der ganzen Welt verstreuten Juden ihre Neumonde, Feste und Feiertage zu unterschiedlichen Zeiten feierten, veröffentlichte er das System der Kalenderberechnung, die bis dahin ein sorgsam gehütetes Geheimnis gewesen war. In der Vergangenheit war sie nur benutzt worden, um die Beobachtungen und Aussagen von Zeugen zu bestätigen und um den Anfang des Frühlings zu bestimmen ...
Hillel II. sonderte formell alle Monate im voraus aus und legte alle zukünftigen Schaltjahre fest, bis ein neuer, anerkannter Sanhedrin in Israel eingesetzt wird. Dies ist der permanente Kalender, nach dem die Neumonde und Festtage Gottes berechnet und von den Juden weltweit gefeiert werden. Wie das frühere System der Beobachtung gründet er sich auf das Prinzip des Sonnen-Mond-Jahres. Außerdem wendet er bestimmte Regeln an, nach denen die astronomischen Tatsachen mit den religiösen Vorschriften zusammengelegt werden, woraus ein bewundernswertes Kalendersystem entsteht“ (Hervorhebung durch uns).
Heute ist es der Fall, daß einige, die einst Teil der Weltweiten Kirche Gottes waren und früher den Kalender von Hillel II. benutzten, ihn jetzt ablehnen. Das sollte uns nicht überraschen, denn auch zu Jesu Lebzeiten gab es Juden, die den damals allgemein akzeptierten jüdischen Kalender ablehnten. Es gab im Judentum immer Abweichler, die sich unberechtigterweise zu Lehrern erheben wollten. Die Früchte ihres Wirkens waren Zwietracht und Streit – Dinge, die Gott haßt.
Über solche Menschen schrieb Paulus in 1. Timotheus 1, Verse 3-7: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien abreiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen Weisung erteilen solltest, nichts anderes zu lehren noch mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern sich abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen, als sie den Verwalterdienst Gottes fördern, der im Glauben geschieht. Das Endziel der Weisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich leerem Geschwätz zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein und verstehen nichts, weder was sie sagen noch was sie fest behaupten“ (Elberfelder Bibel).
Was sind die Einwände?
Die Worte von Paulus sind auch heute eine zutreffende Beschreibung mancher Argumente, die gegen den allgemein akzeptierten jüdischen Kalender vorgebracht werden. Es gibt übrigens mehrere solcher Kalender, denn die Kritiker des jüdischen Kalenders sind unter sich zerstritten. In diversen Publikationen und Artikeln, in denen ein anderer Kalender als der jüdische Kalender befürwortet wird, wird eine Rückkehr zu „Gottes Kalender“, zu dem „biblischen Kalender“ oder zu „dem Kalender, den Gott Mose gab“, angemahnt.
Die Ablehnung des jüdischen Kalenders hat generell mit einigen wenigen Einwänden zu tun. Diese sind: Definition eines Neumondes, Beobachtung des Neumondes kontra Berechnung der Neumond-Konjunktion, die Schaltjahre und die sogenannten Verschieberegeln.
Andere nehmen Anstoß an den Namen der Monate im hebräischen Kalender und behaupten, diese Namen, die bis auf Abib nicht in der Bibel erwähnt werden, beweisen, daß der hebräische Kalender unmöglich von Gott sein kann. Der Logik dieser Leute folgend müßten wir deshalb auch die siebentägige Woche ablehnen, die ohne Zweifel von Gott stammt, weil wir heute allgemein heidnische Bezeichnungen für die Wochentage benutzen.
Sehen wir uns ein paar der Einwände an, um zu verstehen, wie wenig die Bibel über den Kalender sagt. Was ist zum Beispiel ein Neumond? Muß man ihn „sehen“ bzw. beobachten, oder kann man ihn anhand der Neumond-Konjunktion, die man ja berechnen kann, festlegen?
Die Bibel sagt uns nicht genau, wann jeder Monat des heiligen Kalenders beginnen soll. Die Schrift offenbart, daß jeder Monat zur Zeit des „Neumondes“ beginnen muß, aber die Bibel definiert diesen Begriff nicht ausreichend. Ist der biblische Neumond der astronomische Neumond (auch als Konjunktion oder „dunkler Mond“ bekannt)? Oder ist der Neumond die Sichel des Neumondes, die immer „einige Tage“ zu sehen ist und erst nach der Konjunktion sichtbar wird?
Diejenigen, die die Berechnung der Neumond-Konjunktion ablehnen, argumentieren in etwa wie folgt: „Zur Bestimmung des Neumondes geht man einfach nach draußen und schaut, ob man schon die Neumondsichel sehen kann. Sieht man sie, so ist das der erste Tag des Monats. Sieht man sie nicht, ist noch kein Neumond bzw. Monatsanfang.“
Sehr einfach! Nur, keine Stelle der Bibel sagt das aus. Sich ein paar Bücher angesehen zu haben und der Zugang zum Internet sind kein Ersatz für die Recherchen seriöser Bibelforscher, die sich ausgerechnet in diesem Punkt gegenseitig bestätigen. Dazu einige Beispiele:
• Aus Astronomy in the Old Testament von G. Schiaparelli: „Im Alten Testament gibt es keinen Hinweis, wie der Anfang des Monats festgelegt wurde“ (Seite 103).
• Aus Empires of Time von Anthony F. Aveni: „Die Frühjahrstagundnachtgleiche wurde beim hebräischen Kalender mit dem Mond als seine Grundlage nicht präzise beobachtet. In der Tat sind uns die Details nicht bekannt, wie man den Monat Nisan festlegte“ (Seite 115).
• Aus The Universal Jewish Encyclopedia, Stichwort „Kalender“: „Wenig ist bekannt über die Prozedur zur Festlegung des Monatsanfangs.“
• Aus The Anchor Bible Dictionary, Stichwort „Kalender“: „Biblische Literatur aus der Zeit vor, in und nach dem Exil enthält viele Termine und Hinweise auf einen Kalender, bietet aber keine systematische Aussage über das Wesen des in Juda benutzten Kalenders ... Kein Teil der Bibel oder gar die Bibel als ganzes legt den vollständigen Kalender dar.“
• Aus The Interpreter’s Dictionary of the Bible, Stichwort „Kalender“: „Moderne Bibelstudenten [sollten] erkennen, daß es nicht möglich ist, von einem [ausschließlich] biblischen Kalender zu reden.“
Eigentlich könnte man behaupten, daß es heute, wenn die Bibel den Begriff „Neumond“ klar definiert hätte – wie z. B. beim siebten Tag der Woche als Sabbat –, keine Meinungsverschiedenheiten in diesem Punkt gäbe. Die unterschiedlichen Meinungen beweisen ja gerade, daß die Bibel keine klare Aussage macht!
Diese Sichtweise, daß man die Neumondsichel sehen muß, würde bedeuten, daß man im voraus nicht wissen kann, wann der Monat anfängt. 1. Samuel 20, Vers 5, 18 und 24 zeigen uns aber eindeutig, daß die Israeliten zu Lebzeiten von Saul und David bereits einen Tag vorher wußten, daß der nächste Tag Neumond sein würde:
„David sprach zu Jonatan: Siehe, morgen ist Neumond; da sollte ich mit dem König zu Tisch sitzen ... Und Jonatan sprach zu ihm: Morgen ist Neumond; da wird man dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt ... David verbarg sich auf dem Felde. Und als der Neumond kam, setzte sich der König zu Tisch, um zu essen.“
Wenn der Neumond und damit der Monatsanfang nur durch das Sehen bestimmt werden können, wie haben David und Jonatan gewußt, daß erst der nächste Tag der Neumond war?
Bedeckter Himmel zum Neumond?
Außerdem bleibt die Handhabung ungeklärt, wenn man wegen eines trüben Himmels den Mond nicht sehen kann. Was macht man dann? Ein Gegner des jüdischen Kalenders behauptete, Gott würde dafür sorgen, daß man ohne Ausnahme jeden Neumond immer am ersten Tag des Sichtbarwerdens der Neumondsichel sehen könnte. Das würde aber bedeuten, daß Gott alle 29,5 Tage das Wetter beeinflußt, um für einen klaren Himmel zu sorgen. In den 6000 Jahren Menschheitsgeschichte hätte das bedeutet, Gott hätte mehr als 74.000 Mal beim Neumond in die Wetterlage eingegriffen. Darüber berichtet die Bibel nichts. Es bleibt dem Leser überlassen, ob diese Meinung biblisch sei oder eher der Fantasie zuzuordenen ist.
Die Frage, ob man für die Bestimmung des neuen Monats die Neumondsichel sehen muß, wirft weitere Fragen auf. Was ist, wenn ich an meinem Standort wegen eines bewölkten Himmels den neuen Mond nicht sehen kann. Jemand anders aber, der woanders wohnt, sieht ihn. Diese Frage könnte man theoretisch leicht regeln, wenn alle Menschen, die Gottes Festtage halten, im Bundesland Hessen lebten – so groß ist in etwa der Staat Israel. Wir wissen, daß der Sanhedrin seine Neumondspäher hatte, die von verschiedenen Standorten aus den Neumond beobachten sollten, um sich gegenseitig zu bestätigen – für den Fall, daß der eine oder andere ihn nicht sehen konnte, die anderen Späher aber doch.
Heute sind diejenigen, die Gottes Festtage halten wollen, weltweit verteilt. Deshalb muß man fragen, von welcher Stelle aus man den Neumond sehen muß, wenn man ihn tatsächlich sehen müßte, um den Monatsanfang zu bestimmen. Der eigene Standort, Jerusalem oder woanders? Auf diese Fragen gibt uns die Bibel keine Antwort. Kann man sich nicht auf eine Antwort einigen und meint man, die Neumondsichel sehen zu müssen, so ist Chaos vorprogrammiert.
Als Beispiel dafür seien die Karaiten angeführt, eine jüdische Sekte. Kurz nach 750 unserer Zeitrechnung verwarfen sie den Kalender von Hillel II. und fingen an, die Festtage wieder nach dem Sichten des Neumondes festzulegen. Die Karaiten waren aber weit verstreut, und deshalb entstand Verwirrung über die Termine für die Festtage. Das führte dazu, daß sie unterschiedliche Termine für den gleichen Festtag hatten. Um die Einheit ihrer Sekte zu bewahren, waren auch sie gezwungen, zur Berechnung der Termine für Gottes Festtage zurückzukehren.
Ohne einen Kalender: Chaos
Wann der erste Monat des Jahres beginnt ist sehr wichtig für die persönliche Planung für die Festtage. Für die Tausende von Pilgern, die zu Jesu Lebzeiten zu den Festzeiten nach Jerusalem reisten, war ordentliche Planung notwendig. Gott ist ja kein Gott der Unordnung! Diese Planung ist aber nur dann möglich, wenn man sich an einem Kalender orientieren kann.
Man vergleiche dazu die Ankündigung einer Gruppe, die den jüdischen Kalender ablehnt und von einer beobachteten Neumondsichel für die Bestimmung des Monatsanfangs ausgeht. Die Ankündigung aus den 1990er Jahren, nachfolgend im ursprünglichen Wortlaut zitiert, hat mit dem Frühlingsfest zu tun:
„Jashuas Gedenktag und Jahwes Passah und Fest der Ungesäuerten Brote sind jetzt vorläufig festgelegt auf den 26. März bei Sonnenuntergang bis einschließlich den 3. April. Wir können Jahwes Fest nicht definitiv festlegen, bis wir Jahwes ersten Neumond, ,Abib‘ (voraussichtlich am 14. März bzw. am 13. März bei Sonnenuntergang) und die neuen Gerstenähren gesehen haben. Wenn der erwartete Neumond nicht gesehen wird, kann es eine Verschiebung von Jahwes Fest um einen Tag geben, und wenn die Gerstenähren auf dem Berg Zion von unseren Ältesten zu dieser Zeit nicht gesehen werden, wird Jahwes Fest um einen Monat verschoben. Wir werden Ihnen einen Brief mit den ,neuen‘ Terminen zusenden, sollten sich die vorläufigen Termine für Jahwes Fest ändern. Bitte berücksichtigen Sie diese Möglichkeit bei Ihrer Planung!“
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihrem Arbeitgeber Ihren Urlaubswunsch im Herbst nicht mitteilen, bevor jemand in, sagen wir Solingen, den Neumond im Herbst sieht! Es gibt jedoch Menschen, die die Meinung vertreten, Gott erwartet das von Ihnen.
Dann gibt es diejenigen, die den jüdischen Kalender ablehnen, weil der erste Tag dieses Kalenders, der mit dem Posaunentag beginnt, in bestimmten Fällen verschoben wird – die sogenannten „Verschieberegeln“. Sie sagen, diese Regeln werden in der Bibel nicht erwähnt. Das ist ein Argument des Schweigens, denn die Bibel sagt auch nichts gegen diese Regeln. Derselben Logik folgend dürften wir auch keine Schaltjahre im Kalender haben, weil die Bibel auch sie nicht erwähnt, und wir dürften nie bestimmen, wie viele Tage im Monat sein sollen, denn die Bibel erwähnt auch das nicht.
Nur einmal im Jahr werden die Verschieberegeln angewendet. Basierend auf der durchschnittlichen Geschwindigkeit der himmlischen Körper wird die Konjunktion des Mondes für den ersten Tag des siebten Monats berechnet. Tritt diese Konjunktion erst nach 12.00 Uhr mittags an dem fraglichen Tag ein, dann wird der erste Tag des siebten Monats für den nächsten Tag festgesetzt.
In diesem Fall würde der Neumond mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erst am nächsten Tag gesehen werden. Da dieser Monat Tischri immer 30 Tage hat und der Mondzyklus ca. 29,5 Tage lang ist, ist damit praktisch gewährleistet, daß der erste Tag der nachfolgenden Monate immer entweder am Tag der Konjunktion des Mondes oder gleich danach stattfindet.
1998 wurde behauptet, in Deutschland würden wir das Passah einen Tag zu früh halten, weil der Anfang unseres Monats zu früh sei. Man habe an ihm nämlich nicht die Neumondsichel sehen können. Diese Behauptung gründet sich auf die Prämisse, man muß die Neumondsichel sehen, um zu wissen, wann der erste Tag des Monats ist. Nirgends in der Bibel findet man eine Aussage dieser Art. Wie bereits gezeigt, wußten David und Jonatan einen Tag vor dem Neumond, daß der nächste Tag der Neumond sein würde.
Außerdem war die Behauptung faktisch falsch. Man war in der Lage, die Neumondsichel am ersten Tag des ersten Monats 1998 zu sehen. Der astronomische Neumond fand im fraglichen Zeitraum um 3.14 Uhr Weltzeit am 28. März 1998 statt. Das wäre 4.14 MEZ und 5.14 Uhr in Jerusalem gewesen, aber erst 16.14 Uhr am 27. März auf Hawaii gewesen.
Je nach den Bedingungen kann die Neumondsichel mit modernen Mitteln zwischen 13 und 16 Stunden nach der Konjunktion gesehen werden. Viele Christen, die in dieser Zeit Gottes Festtage halten, hätte von ihrem Wohnort in Nord- bzw. Südamerika aus ohne weiteres die Neumondsichel noch am 28. März 1998 sehen können. An dieser Stelle würden aber die an der Kalender-Krankheit chronisch Erkrankten einwenden, man müsse den Neumond in Jerusalem sehen – wiederum eine Aussage, die man so nicht in der Bibel finden kann.
Zurück zu den Verschieberegeln: In anderen Fällen wird der erste Tag des Jahres verlegt, damit der Versöhnungstag nicht unmittelbar vor oder nach dem wöchentlichen Sabbat fällt. Die Gegner des jüdischen Kalenders meinen, die Juden hätten diese Regel der Bequemlichkeit halber. Sie wären also zu bequem, um es so zu machen, wie Gott es will.
In Wirklichkeit ist diese Verschieberegel ein Bemühen, den Aussagen des Gesetzes Rechnung zu tragen. Um Kritik an der Art, wie Jesu Jünger den Sabbat hielten, abzuwenden, fragte Jesus die Pharisäer: „Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld?“ (Matthäus 12,5). Mit anderen Worten mußten die Priester die notwendige Arbeit des Opfersystems auch am Sabbat durchführen.
Das Schlachten von Tieren usw. stand im Konflikt mit der angeordneten Ruhe des Sabbatgebotes. Man würde meinen, daß das kleinere Gesetz dem größeren weichen würde, und die Zehn Gebote sind in diesem Fall mit Sicherheit das größere Gesetz. Und doch wurde in diesem Fall das kleinere Gesetz – das Opfergesetz mit seiner Arbeit – auch am Sabbat gehalten.
Die Juden sahen in Gottes Anweisung aus 2. Mose 16, Vers 23 das Prinzip eines Rüsttags: „Morgen ist Ruhetag, heiliger Sabbat für den Herrn. Was ihr backen wollt, das backt, und was ihr kochen wollt, das kocht; was aber übrig ist, das legt beiseite, daß es aufgehoben werde bis zum nächsten Morgen.“
Der Versöhnungstag am Tag vor dem Sabbat verhindert den Rüsttag. Für uns heute in einer technologisch fortgeschrittenen Welt dürfte das kein Problem sein, aber den meisten Menschen, die in der Vergangenheit die Festtage Gottes gehalten haben, stand die heutige Technik nicht zur Verfügung.
Ebenso verhält es sich, wenn der Versöhnungstag gleich nach dem Sabbat folgen würde. In Wirklichkeit zeugen die Verschieberegeln von dem Bemühen, den wöchentlichen Sabbat und die Jahressabbate hervorzuheben, so daß sie möglichst für sich allein stehen und so ihre volle Geltung haben. Diejenigen, die diese Regeln ablehnen, sehen ihren Gott anders – als jemanden, dem das körperliche Wohlergehen seines Volkes nicht am Herzen liegt und dem selbst sein eigener wöchentlicher Sabbat nicht so wichtig ist.
Der Kalender des Moses
Wie sieht es aus mit der Mahnung, wir sollen zu „dem Kalender, den Gott Mose gab“, zurückkehren? Tatsache ist, daß der Kalender, den Israel im Laufe seiner Geschichte benutzte, justiert wurde. Diejenigen, die seriöse Forschung auf diesem Gebiet machen, sind sich zum Beispiel einig, daß der Kalender, der von den Juden zu Jesu Lebzeiten benutzt wurde, nicht genau derselbe Kalender war, den die Israeliten unter Mose benutzt haben.
• Aus dem bereits zitierten Astronomy in the Old Testament von G. Schiaparelli (Seite 104): „Zu verschiedenen Zeiten benutzten die Israeliten unterschiedliche Systeme für die Monate.“
• Aus The Calendar of the Book of Jubilees, Its Origin and Character: Astronomy in the Old Testament von Julian Morgenstern (Seite 35): „Israel benutzte mindestens drei und möglicherweise vier verschiedene Kalender während seiner langen Geschichte.“ (Eigentlich ist der heutige jüdische Kalender von Hillel II. der am längsten benutzte Kalender in der israelitischen Geschichte.)
Mit anderen Worten: Auch Jesus hätte man den Vorwurf machen können, er habe Festtage nach einem Kalender gehalten, der nicht genau der Kalender war, den Mose benutzte!
Welche biblische Begründung gibt es dafür, daß der Kalender justiert werden durfte?
Zusätzlich zu der ursprünglichen Bekanntgabe der Termine durch Mose schuf Gott eine Verwaltung für das Gesetz. Es mag uns überraschen, daß Gottes Gesetz in der Form, wie es Mose gegeben wurde, nicht alle Fragen bezüglich zwischenmenschlicher Beziehungen und der Anbetung Gottes beantwortete. Als Mose sich bei Gott beschwerte, wie schwer es war, die Israeliten zu führen, gab Gott ihm folgende Lösung:
„Und der Herr sprach zu Mose: Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten Israels, von denen du weißt, daß sie Älteste im Volk und seine Amtleute sind, und bringe sie vor die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich, so will ich herniederkommen und dort mit dir reden und von deinem Geist, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen, damit sie mit dir die Last des Volks tragen und du nicht allein tragen mußt ... Und Mose ging heraus und sagte dem Volk die Worte des Herrn und versammelte siebzig Männer aus den Ältesten des Volks und stellte sie rings um die Stiftshütte. Da kam der Herr hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Und als der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in Verzückung wie Propheten und hörten nicht auf“ (4. Mose 11,16-17. 24-25).
Somit wurden die 70 Ältesten Israels in ihr Amt eingeführt. Das jüdische hohe Gericht, der Sanhedrin, das zu Jesu Lebzeiten im Amt war, leitete seine Verantwortung von diesen 70 Ältesten ab. Die Geschichtsschreibung bestätigt, daß der Sanhedrin für den Kalender zuständig war. Jesus stellte die Entscheidungen des Sanhedrin zum Kalender nie in Frage, noch stellte er ihre Autorität in Kalenderangelegenheiten allgemein in Frage.
Das Prinzip einer verbindlichen Entscheidung, um Fragen zum Gesetz zu regeln, wurde noch zu Moses Lebzeiten eingeführt, wie man in 5. Mose 17, Verse 8-11 nachlesen kann: „Wenn eine Sache vor Gericht dir zu schwer sein wird, es gehe um Blutschuld, um Schaden, um Gewalttat oder was sonst Streitsachen sind in deinen Toren, so sollst du dich aufmachen und hinaufgehen zu der Stätte, die der Herr, dein Gott, erwählen wird, und zu den levitischen Priestern kommen und zu dem Richter, der zu der Zeit sein wird, und sie befragen. Die sollen dir das Urteil sagen. Und du sollst tun nach dem, was sie dir sagen an der Stätte, die der Herr erwählen wird, und sollst es halten, daß du tust nach allem, was sie dich lehren werden. An die Weisung, die sie dir geben, und an das Urteil, das sie dir sagen, sollst du dich halten, so daß du davon nicht abweichst weder zur Rechten noch zur Linken.“
Im Neuen Testament sehen wir, daß dieses Prinzip in der Gemeinde seine Anwendung fand, als die Beschneidung für die Heidenchristen geklärt wurde. Die Ältesten der Gemeinde, die von Gott bestimmte Führung in seiner Kirche, versammelten sich und trafen die Entscheidung.
Beim Kalender hatten die ersten Christen, die alle Juden waren, keinen Konflikt mit dem Kalender, den der Sanhedrin festlegte. Wie bereits erwähnt, hatte Jesus diesbezüglich auch keinen Konflikt mit dem Sanhedrin.
Heute haben die Ältesten der United Church of God den jüdischen Kalender eingehend untersucht und keinen Handlungsbedarf für die Schaffung eines neuen Kalenders erkannt. Selbst die Weltweite Kirche, die diese Tage nicht mehr als verbindlich ansieht, hat die Gültigkeit des jüdischen Kalenders nicht in Frage gestellt. Wie Paulus in Römer 9, Vers 4 schrieb, gehört den Israeliten „der Gottesdienst“, zu dem auch Gottes angeordnete Festtage und folglich auch der Kalender, der diese Festtage festlegt, gehören.
Diejenigen, die die Festtage halten, jedoch einen anderen Kalender als den jüdischen benutzen, sind in vielen Fällen geistliche Einzelkämpfer oder Einsiedler, die sich der Disziplin der Gemeinschaft entziehen, wie auch jüdische Sekten zu Jesu Lebzeiten dies taten. Sie wollen Lehrer sein, und ihre Fragen zum Kalender, wie Paulus schrieb, bringen nur „mehr Streitfragen“ hervor.
Zu Jesu Lebzeiten war es nicht anders. Ab und zu hört man die Behauptung, die Gemeinde des Neuen Testamentes wäre von der jüdischen Sekte der Essener beeinflußt worden oder mit ihr liiert gewesen. Die Essener lehnten jedoch die Entscheidungen des Sanhedrin ab; ihr Name leitet sich von einem Wort ab, das „Außenseiter“ bedeutet.
Ausgrabungen in Qumran weisen auf einen eigenen Kalender der Essener hin, der im Gegensatz zum jüdischen Kalender eine volle Anzahl von Wochen im Jahr enthalten mußte. So gesehen hielten die Essener andere Termine für die Festtage als die Juden in Jerusalem.
Die Wahrscheinlichkeit, daß die Essener in Qumran im Kreuzigungsjahr Jesu das Passah am gleichen Termin hielten wie die übrigen Juden, ähnelt deshalb der Wahrscheinlichkeit eines Volltreffers im Mittwochslotto. Jesus hingegen wurden an dem Tag gekreuzigt, den der Sanhedrin in Jerusalem als 14. Tag des ersten Monats ausgerufen hatte.
Wir wissen, daß die Festtage bestimmte Ereignisse in Gottes Plan versinnbildlichen. Bis jetzt war es so, daß diese Ereignisse an dem betreffenden Tag in Erfüllung gingen. Jesus wurde beispielsweise am Passahtag gekreuzigt, der Auszug der Israeliten aus Ägypten begann am ersten Tag der Ungesäuerten Brote und war am siebten Tag mit der Durchquerung des Roten Meeres abgeschlossen, der heilige Geist wurde zu Pfingsten ausgegossen. Es ist daher eine geschichtlich begründete Spekulation, wenn wir sagen, Jesu Rückkehr könnte am Posaunentag stattfinden.
In einem Sinne bestimmte Jesus den Termin seines Todes nicht selbst, sondern er starb an dem Tag, den der Sanhedrin als Passah festgelegt hatte. Wird Jesus den Posaunentag, den möglichen Tag seiner Rückkehr, selbst bestimmen, oder wird er sich wieder nach dem Termin richten, der als Posaunentag ausgerufen wurde? Wenn ja, wer wird diesen Termin festlegen? Wird ihn eine unbedeutende christliche Sekte bestimmen, der überhaupt keine Juden angehören? Oder wird es der Termin sein, den die überwiegende Mehrheit der Juden und wahren Christen anerkennen?
Ein Fest im zweiten Monat?
Ein Beispiel aus dem Alten Testament veranschaulicht die Autorität, die Gott schon zu Moses Lebzeiten zur Klärung von Fragen in bezug auf das Gesetz eingesetzt hatte. Dieses Beispiel hat mit dem Kalender zu tun und versetzt die heute an der Kalender-Krankheit chronisch Erkrankten in Erklärungsnot. Eines der bemerkenswertesten Frühlingsfeste in der Geschichte des Alten Testamentes wurde zu Hiskias Lebzeiten gefeiert.
Den Hintergrund erfahren wir in 2. Chronik 29, Verse 1-5: „Hiskia war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde; und er regierte neunundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Abi, eine Tochter Secharjas. Und er tat, was dem Herrn wohlgefiel, wie sein Vater David.Er tat auf die Türen am Hause des Herrn im ersten Monat des ersten Jahres seiner Herrschaft und besserte sie aus und ließ die Priester und Leviten kommen und versammelte sie auf dem Platz im Osten und sprach zu ihnen: Hört mir zu, ihr Leviten! Heiligt euch nun, daß ihr weihet das Haus des Herrn, des Gottes eurer Väter.“
Die Arbeit zog sich hin, so daß der Termin für das Passah am 14. Tag des ersten Monats nicht eingehalten werden konnte: „Mit der Weihe aber fingen sie am ersten Tage des ersten Monats an, und am achten Tage des Monats gingen sie in die Vorhalle des Herrn und weihten das Haus des Herrn ..., und [erst] am sechzehnten Tage des ersten Monats vollendeten sie das Werk“ (Vers 17).
Für diesen Fall erlaubte das Gesetz das Feiern des sogenannten „zweiten“ Passahs, das am 14. Tag des zweiten Monats zu halten war (4. Mose 9,9-11). Hiskia rief deshalb das Volk auf, sich in Jerusalem zum Halten des zweiten Passahs zu versammeln: „Und Hiskia sandte hin zu ganz Israel und Juda und schrieb Briefe an Ephraim und Manasse, daß sie zum Hause des Herrn nach Jerusalem kommen sollten, Passah zu halten dem Herrn, dem Gott Israels. Und der König beriet sich mit seinen Oberen und der ganzen Gemeinde in Jerusalem, das Passah erst im zweiten Monat zu halten; denn sie konnten’s nicht zur rechten Zeit halten, weil sich nicht genug Priester geheiligt hatten und das Volk noch nicht nach Jerusalem zusammengekommen war. Das gefiel dem König und der ganzen Gemeinde gut, und so beschlossen sie, durch ganz Israel von Beerscheba an bis nach Dan auszurufen, daß man kommen sollte, dem Herrn, dem Gott Israels, Passah zu halten in Jerusalem; denn es war nicht von der ganzen Menge gehalten worden, wie es geschrieben steht“ (2. Chronik 30,1-5).
Das in Jerusalem versammelte Volk hielt nicht nur das Passah, sondern auch das Fest der Ungesäuerten Brote im zweiten Monat: „Und es kam viel Volk in Jerusalem zusammen, um im zweiten Monat das Fest der ungesäuerten Brote zu halten, eine sehr große Gemeinde ... So hielten die Israeliten, die in Jerusalem versammelt waren, das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit großer Freude. Und die Leviten und Priester lobten den Herrn alle Tage mit den mächtigen Saitenspielen des Herrn“ (Vers 13 bzw. 21).
Wo steht aber in der Bibel, daß man auch das Fest der Ungesäuerten Brote im zweiten Monat halten darf? Nirgends! Doch nennt die Bibel das Fest, das Hiskia und die Juden in Jerusalem hielten, das Fest der Ungesäuerten Brote! Basierend auf dem in 4. Mose 9 enthaltenen Prinzips des zweiten Passah trafen die damals in Juda Verantwortlichen die Entscheidung, das Fest der Ungesäuerten Brote im zweiten Monat zu halten.
Können Sie sich die Kritik vorstellen, die die heutigen Gegner des jüdischen Kalenders damals geübt hätten? Sie hätten nach den biblischen Beweisen gefragt, und sie hätten sich geirrt – die Bibel nennt es das Fest der Ungesäuerten Brote!
Zusammenfassung
Die Bibel gibt uns keine genauen Anweisungen über den Kalender, den wir zur Bestimmung der Termine für die Festtage Gottes benutzen sollen. Wir erfahren nicht genau, wie der Neumond bestimmt wird, wo auf Erden er bestimmt werden soll und wie die notwendigen Schaltjahre festzulegen sind, die zur Anpassung des Mondjahres an das Sonnenjahr notwendig sind. Außerdem benutzten die Israeliten in ihrer Geschichte nicht immer denselben Kalender. Wo ist der Kalender, den Mose benutzte?
Wir wissen, daß von allen Menschen auf Erden nur die Juden die Erkenntnis um den Sabbat und die Festtage bewahrt haben. Von allen Völkern benutzen nur sie einen Kalender, dessen einziger Zweck es ist, Termine für die Festtage Gottes zu bestimmen, um die Einhaltung dieser Tage zu ermöglichen. Der Kalender von Hillel II, welchen wir heute benutzen, hat höchstwahrscheinlich den jüdischen Glauben bewahrt, denn er ermöglichte weltweit die Einhaltung der Feste Gottes in Eintracht an den gleichen Tagen.
Bei all den Entscheidungen, die für den Kalender notwendig sind und die in der Bibel nicht klar vorgegeben sind, ist es nur logisch, daß die Bestimmung des Kalenders eine Sache der Autorität ist. Jemand muß entscheiden! Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, daß Gottes Kirche jemals einen anderen Kalender benutzte als den jüdischen.
Dies war zur Zeit der Apostel Jesu der Fall, und heute ist es nicht anders. Wer den jüdischen Kalender benutzt, akzeptiert ihre Verantwortung für diesen Kalender, der einen Aspekt des Gottesdienstes darstellt, der nach Paulus den Israeliten gehört (Römer 9,3-4).
Wer hingegen ist die Autorität hinter den diversen, angeblich „heiligen“ Kalendern, die anstelle des jüdischen Kalenders benutzt werden? Bei der Beantwortung dieser Frage sollte man auch den biblischen Maßstab anlegen, wonach man einen Baum an seinen Früchten erkennen kann. Wer den jüdischen Kalender ablehnt, begibt sich in ein Sumpfgelände des endlosen Streits.
Zweitracht gehört aber nicht zur Frucht des heiligen Geistes. Gott haßt diejenigen, die „Hader zwischen Brüdern“ anrichten (Sprüche 6,18), wie ihn manche der an der Kalender-Krankheit Erkrankten zu verantworten haben.
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