Die letzten Jahre verzeichneten einen Wandel hinsichtlich der Akzeptanz der Homo-Ehe. Erkennt man die Tragweite dieser Entwicklung für die Zukunft?
Von Larry Walker
Die „Geburt“ der Schwulenbewegung erfolgte 1969 in New York als Reaktion auf Razzien der Polizei in Lokalen, deren Kundschaft vorwiegend homosexuell orientiert war. Daraus entstand die sogenannte „gay pride“-Bewegung [„schwuler Stolz“], die sich mit den Jahren zunehmender Popularität erfreute, auch unter der heterosexuellen Bevölkerung.
Das hatte zur Folge, dass viele Menschen heute bereit sind, gleichgeschlechtliche Partnerschaften mehr als nur zu tolerieren. War vor ca. drei Jahrzehnten in manchen westlichen Ländern keine Mehrheit für die rechtliche Anerkennung oder die Gleichstellung solcher Beziehungen mit der traditionellen Ehe vorhanden, ist die Homo-Ehe jetzt im Westen weitgehend akzeptiert, auch in der Rechtsprechung.
In Deutschland entschied das Bundesverfassungsgericht im Juni 2013, dass Homosexuelle, die in einer eingetragenen Partnerschaft leben, gegenüber traditionellen Ehepaaren nicht länger steuerlich benachteiligt werden dürfen. Im gleichen Monat erklärte der Oberste Gerichtshof der USA ein Bundesgesetz für verfassungswidrig, das die Ehe auf eine Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau beschränkte. In Bundesstaaten der USA, in denen die gleichgeschlechtliche Ehe zugelassen ist, hat der überlebende Partner in einer solchen Ehe jetzt Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente der nationalen Rentenversicherung.
Die Entwicklung der letzten Jahre bezeichnete Jeff Scheler, Kommentator des öffentlich-rechtlichen Senders PBS in den USA, als „eine Wachablösung, einen gesellschaftlichen Ruck historischen Ausmaßes. Der kontroverse Wandel hat Schockwellen in legalen und religiösen Kreisen auf beiden Seiten ausgelöst.“
Theologische Standpunkte hinsichtlich der Homo-Ehe
Der Wandel in der Akzeptanz der Homo-Ehe dient auch als Gradmesser für die Akzeptanz der Bibel als Grundlage der Moralität. Die traditionelle Ehe und Familie leiden seit Jahrzehnten unter der Angriffswelle der Permissivität bzw. der neuen Moral mit Folgen wie die Duldung des vorehelichen bzw. außerehelichen Verkehrs, hohe Scheidungsraten mit zerrissenen Familien usw.
Hinsichtlich eines moralischen Standards übertrumpft die menschliche Vernunft oft grundlegende Aussagen der Heiligen Schrift. Biblische Stellungnahmen werden entweder fehlinterpretiert oder einfach ignoriert von denen, deren persönliche Agenda den klaren Lehren der Bibel widerspricht.
Hinzu kommt die Haltung vieler liberaler Theologen, die die Unfehlbarkeit der Bibel ablehnen und historische Berichte der Bibel, wie beispielsweise den Schöpfungsbericht in 1. Mose 1, als Mythos abtun. In diesem Sinne werden deutliche Aussagen des Apostels Paulus nicht als allgemein verbindlich gewertet, sondern lediglich als Ausdruck der damaligen Kultur.
Ein kirchlicher Würdenträger meinte, nachdem er die biblische Moral als unpassend für unsere moderne Kultur bezeichnet hatte, es sei nur wichtig, dass wir unseren persönlichen Glauben bewahren. Aber was für Glauben? Anscheinend geht es um einen Glauben an eine gekürzte Fassung der Bibel, die den eigenen Ansichten und Vorurteilen angepasst wurde.
Wandel nicht nur hinsichtlich der Akzeptanz
Ein Homosexueller, der sich als überzeugter Episkopalist bezeichnete und vom Sender PBS interviewt wurde, meinte zum Begriff Familie: „Es gibt heute eine neue Definition für Familie. Sie ist nicht mehr nur Vater, Mutter und zwei Kinder. Sie kann heute eine Mutter mit zwei Kindern oder ein Vater mit zwei Kindern sein. Sie kann aber auch zwei Lesben mit einem oder zwei Kindern sein, oder zwei Schwule.“
Die Meinung dieses Aktivisten spiegelt eine neue Definition des Begriffs Familie wider, die auch für andere gesellschaftliche Belange wegweisend sein dürfte. Ging es der Lesben- und Schwulenbewegung vor Jahren um Toleranz in der Gesellschaft für ihren Lebenswandel, wollen manche Aktivisten heute die vollständige Gleichstellung der homosexuellen Lebensweise auf allen Gebieten.
In den meisten westlichen Ländern dürfen Arbeitgeber die sexuelle Orientierung eines Angestellten oder eines Bewerbers nicht als Kriterium für Beschäftigung oder Einstellung berücksichtigen, denn das gilt als Diskriminierung. Homosexuelle und Lesben können in Lehrberufen, die großen Einfluss auf Kinder haben, tätig sein. Vorauszusehen ist auch, dass kirchliche Organisationen und Konfessionen Homosexuelle als Arbeitnehmer nicht abweisen dürfen.
Gleichgeschlechtliche Beziehungen werden zunehmend im Fernsehen, Spielfilmen und Liedtexten als normale Alternative zu heterosexuellen Verhältnissen dargestellt. Der Film „Brokeback Mountain“, der von der homosexuellen Beziehung zweier Männer über mehrere Jahre handelte, wurde 2006 mit drei Oscars ausgezeichnet.
Laut „Spiegel online“ war die Botschaft des Films „von schöner universaler Gültigkeit: In einer Welt, die vom Terror der Moralapostel vergiftet wird, können die Menschen nicht glücklich werden“ (3.9.2005). Man hätte genauso gut schreiben können, dass die Menschen nicht glücklich werden, wenn sie nach den Moralvorstellungen der Bibel leben. Welchen Einfluss wird dieser Trend in den Medien auf Ihre Kinder und Enkelkinder haben?
Ein christliches Ehepaar in meinem Bekanntenkreis war schockiert, als ihr Kind ein Buch aus der Bibliothek seiner Grundschule nach Hause brachte. Der Titel des Buchs lautete „Der König und sein König“. In dem Buch wird geschildert, wie ein junger Prinz seinen Eltern erzählt, dass er sich in einen jungen Mann verliebt hat. Da der Prinz seinen Freund heiraten will, wird das königliche Paar bei seiner Thronbesteigung nicht „der König und die Königin“, sondern „der König und der König“ heißen. Als sich das Ehepaar beim Rektor der Schule über das Buch beschwerte, wurde ihre Beschwerde mit dem Kommentar abgewiesen, die anderen Eltern hätten keine Einwände erhoben.
Das ist zwar ein einzelnes Vorkommnis, das aber weitreichende Implikationen für die Zukunft hat. Mit der Zeit wird es überall so sein wie bei den Eltern in dem geschilderten Fall: Die einstige Mehrheit, die gegenüber solchen Darstellungen Vorbehalte hatte, ist vielerorts zu einer Minderheit geworden. Wer seine Bedenken kundtut, läuft Gefahr als Schwulenhasser abgestempelt zu werden. Im schlimmsten Fall kann er sogar mit einer Klage wegen Volksverhetzung rechnen.
Um so erstaunlicher ist daher die Kritik des früheren Arbeitsministers Norbert Blüm an dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach das Ehegattensplitting auch auf homosexuelle Paare angewendet werden muss. Damit hätten sich die Richter, so Blüm, „kurzerhand über eine gefestigte, langjährige Rechtsprechung hinweggesetzt“. In der Entscheidung gehe es „teilweise um fundamentale Umdeutungen von elementaren Begriffen des Rechtsstaates“, fügte Blüm hinzu.
Die Begründung der Richter, ihre Entscheidung „verändere nicht den Schutz von Ehe und Familie, sondern gleiche lediglich diesen an andere Partnerschaftsmodelle an“, nannte Blüm einen „rhetorischen Trick“: „Genauso gut könnte jemand behaupten, er verändere den Schutz im Straßenverkehr nicht, wenn er ihn an Gewohnheiten des Straßenverkehrs anpasse, auch wenn diese unfallträchtiger sind.“
Blüms Fazit lautete: „Die Familie ist die Elementareinheit der Gesellschaft, die auf ihr Weiterleben angelegt ist. Diese Funktion vermögen gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht einzulösen. Kinder, ihr Kommen und Gedeihen, spielen offenbar beim Hohen Verfassungsgericht eine niedere Rolle.“ Das Bundesverfassungsgericht könne nicht verändern, „dass Kinder nicht gleichgeschlechtlichen Partnerschaften entspringen“ (FAZ, 4. Januar 2014).
Wie sollen Christen reagieren?
Können Sie sich eine Situation vorstellen, in der Sie als Verfechter biblischer Moralvorstellungen praktisch ein Einzelkämpfer sind? So erging es Lot in der Antike. Sein Umfeld damals waren „Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die gleicherweise wie sie Unzucht getrieben haben und anderem Fleisch nachgegangen sind“ (Judas 1,7).
Wie war Lot in dieser Situation zumute? „Der Gerechte [Lot], der unter ihnen [den Bewohnern von Sodom] wohnte, musste alles mit ansehen und anhören und seine gerechte Seele von Tag zu Tag quälen lassen durch ihre bösen Werke“ (2. Petrus 2,8).
Gott nennt Lot gerecht, aber heute würde man ihm wahrscheinlich eine homophobe Einstellung vorwerfen. Mit dieser Taktik versucht man manchmal, die Verteidiger der natürlichen Ehe zu diskreditieren. Doch Gott sagt: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ (Jesaja 5,20).
In Johannes 9, Vers 4 sagte Jesus: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.“ Wenn man bedenkt, dass in einer kanadischen Provinz das Zitieren des biblischen Verbots gleichgeschlechtlicher Beziehungen im Sinne der Volksverhetzung ausgelegt werden kann, scheint die Aussage Jesu hochaktuell zu sein.
Wir leben in einer Gesellschaft, die in vielerlei Weise dekadenter wird, so wie Paulus das für die letzten Tage vorhergesagt hat (2. Timotheus 3,1-9). Diese Welt befindet sich unter dem Einfluss eines mächtigen Geistwesens, das der Erzfeind von Gott und der Menschheit ist. Satan der Teufel ist die Macht hinter den Übeln und Missständen der Gesellschaft (2. Korinther 4,4).
Seine Verführung verkörpert eine gigantische Pfahlwurzel, die die Verwirrung der Menschheit über Richtig und Falsch bzw. Gut und Böse nährt. Das bedeutet, dass die Übel der Gesellschaft sich in der vor uns liegenden Zeit noch verschlimmern werden (2. Timotheus 3,13).
Aufgrund des derzeitigen Wandels in der öffentlichen Meinung und der Rechtsprechung ist die Ermahnung des Paulus wichtig: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit“ (1. Timotheus 2,1-2).
Was die natürliche Ehe uns lehrt
In seinem Schreiben an die Gemeinde zu Ephesus wies der Apostel Paulus Ehemänner und -frauen an, einander zu lieben und mit Respekt zu behandeln, genauso wie Christus die Kirche behandelt. Am Ende seiner Ausführungen über die Ehe macht Paulus diese erstaunliche Aussage: „Dies Geheimnis ist groß; ich deute es [die Rede ist hier von der Ehe] aber auf Christus und die Gemeinde“ (Epheser 5,32). Zuvor hatte Paulus in dem gleichen Brief, als er über Gott, den Vater, schrieb, gesagt, dieser wäre „der rechte Vater . . . über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden“ (Epheser 3,15).
Paulus erklärte, dass die menschliche Familie unserer geistlichen Beziehung zu Christus ähnelt. In dieser Analogie ist Jesus als der Ehemann das Haupt der Kirche (Epheser 5,23) und die Kirche ist die Ehefrau, die Braut (Offenbarung 21,9). Jesus starb, um es uns zu ermöglichen, Teil von Gottes Familie zu werden (Johannes 1,12; Römer 8,14. 19). Das war von Anfang an Gottes Plan und Absicht.
Genauso wie Gott die Ehe als eine dauerhafte Beziehung des vollen Vertrauens vorsah, sollte auch unsere Beziehung zu Christus sein. In seiner Beziehung zur Kirche wird Jesus die Braut, die er zutiefst liebt, nie im Stich lassen und in seinem Umgang nie trügerisch sein (Hebräer 13,5; 2. Thessalonicher 3,3). Seine Braut, die Kirche, setzt sich aus Berufenen zusammen, die auf die gleiche Weise treu sind (Offenbarung 2,10; 17,14). Gottes ewige geistliche Familie wird keine vorübergehende Wegwerfbeziehung sein.
Die natürliche Ehe zwischen Mann und Frau, die auf dem gleichen Prinzip des Vertrauens gegründet ist, vermittelt eine kleine Kostprobe ihrer zukünftigen Beziehung mit Christus und soll uns dadurch einen Vorgeschmack auf eine noch größere Beziehung mit Gott in seinem zukünftigen Reich geben. „Kinder entspringen nicht gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“ (Norbert Blüm), und die Homo-Ehe kann niemals die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde widerspiegeln.