Wie sollte man auch im Leben den richtigen Weg finden, wenn man gar nicht weiß, wohin die Reise geht? Oder ist unser Leben auf der Erde lediglich ein Zufall?

Von Roger Foster

Eine in allen Zeitaltern immer wieder gestellte Frage ist ein Geheimnis, das die Menschheit während ihrer ganzen Existenz herausgefordert hat. Diese Frage lautet: „Warum bin ich hier?“ Im frühen Kindesalter fragen wir: „Wo bin ich hergekommen?“ Im späteren Verlauf des Lebens wird die Fragestellung ernster: „Was passiert, wenn ich sterbe?“ Wir möchten einfach die Bedeutung der kurzen Zeitspanne, die uns gewährt ist, verstehen. Wir fragen: „Welchen Sinn hat mein Leben?“ bzw. „Wozu lebe ich?“

Zweifellos sind dies wichtige Fragen. Wie sollte man auch im Leben den richtigen Weg finden, wenn man gar nicht weiß, wohin die Reise geht? Oder ist das Leben doch nur ein Zufall – eine temporäre, planlose, ziellose Existenz?

Wie erklärt man aber eine solch perfekte, komplexe Schöpfung, wie sie das menschliche Wesen darstellt, ohne dass darin ein Ziel enthalten sein soll? Diese schwierigen Fragen einfach zu verdrängen oder zu ignorieren ist keine Lösung, besonders dann nicht, wenn die Antworten darauf zugänglich sind! Leider lehnen die meisten Menschen das „Nachschlagewerk“ ab, in dem wir sie finden.

Unser Platz im Universum

Vor dreitausend Jahren hat König David über die scheinbare Bedeutungslosigkeit des Menschen im Vergleich zu der unermesslichen Weite des Nachthimmels nachgedacht. Als Hirte hatte er viele Nächte unter freiem Himmel verbracht und die mit Sternen übersäte Weite über sich betrachtet.

Seine Gedanken dazu schrieb er in Psalm 8, Verse 4-5 nieder: „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“

David fragte sich, warum Gott sich angesichts des herrlichen und riesigen Universums so sehr mit Menschen und ihrer Zukunft befasste. Er sah, dass wir angesichts des größeren Ausmaßes der unermesslichen Himmel als unbedeutend erscheinen können. Er erkannte aber auch, dass im Plan des großen Schöpfergottes kein Teil von Gottes physischer Schöpfung auch nur im Geringsten mit seinem Vorhaben mit den Menschen vergleichbar war.

Mit dem Verständnis, dass nur Gott sein Vorhaben für seine erschaffenen Menschenkinder offenbaren kann, reflektierte David über die Bestimmung des Menschen: „Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als die Engel; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände gemacht; alles hast du unter seine Füße gelegt: Schafe und Rinder allesamt, dazu auch die Tiere des Feldes; die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, alles, was die Pfade der Meere durchzieht“ (Verse 6-9; Schlachter-Bibel; alle Hervorhebungen durch uns).

David reflektierte über die Herrschaft, die Gott der Menschheit bei der Schöpfung verliehen hatte und gebrauchte dabei teilweise die gleiche Sprache wie in 1. Mose 1, Vers 26. Dort sagte Gott:

„Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“ Auf diese Weise wurde der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen, um über seine Schöpfung zu herrschen.

David erkannte, dass Gott den Menschen bereits die Fähigkeit geschenkt hatte, einen bedeutenden Teil seiner Schöpfung zu verwalten – unseren Planeten mit all seinen Naturschätzen. Aber er wusste, dass da noch viel mehr kommen würde.

Davids Worte aus Psalm 8 werden in Hebräer 2, Verse 6-8 mit einer abschließenden zusätzlichen Erläuterung zitiert: „Es bezeugt aber einer an einer Stelle und spricht: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen als die Engel; mit Preis und Ehre hast du ihn gekrönt; alles hast du unter seine Füße getan. Wenn er ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan ist.“

„Alles“ ist hier die Übersetzung des griechischen ta panta, was „das Alles“ bedeutet – also im Grunde „das Universum“. Gott hat bestimmt, dass das alles dem Menschen untertan sein soll – aber, wie hier klargestellt wird, jetzt noch nicht.

In der Tat kann es gut sein, dass David, als er zur himmlischen Pracht hinaufschaute, sich an die erstaunliche Ankündigung Gottes durch Mose erinnerte, dass „die Sonne und den Mond und die Sterne und das ganze Heer des Himmels . . . der Herr, dein Gott, allen Völkern unter dem ganzen Himmel zugeteilt hat“ (5. Mose 4,19).

Diese Verse offenbaren, dass der Mensch dazu geschaffen wurde, die Herrschaft über das gesamte geschaffene Universum mit Gott zu teilen. Das ist wahrhaft erstaunlich! Aber das ist nur ein Aspekt einer noch größeren Realität.

Weit mehr als unsere kühnsten Träume

Was bedeutet es, dass Gott die Menschheit „ein wenig niedriger . . . als die Engel“ gemacht hat? Sagte David tatsächlich, als er die unermessliche Weite über sich betrachtete, dass der Mensch nur ein wenig niedriger als unsterbliche Geistwesen sei? Als sterbliche, materielle Geschöpfe befinden wir uns weit, weit unter dem, was die Bibel als die Macht und Herrlichkeit der Engelwesen im himmlischen Bereich offenbart.

Statt „ein wenig niedriger“ finden wir das Zitat in Hebräer 2, Vers 7 vielleicht besser übersetzt: „Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen als die Engel.“ Das scheint zutreffend angesichts der unermesslichen Kluft zwischen uns und dem himmlischen Bereich, und die Implikation ist atemberaubend. Denn wenn wir uns nur vorübergehend auf einer niedrigeren Existenzebene als die Engel befinden, was sagt das dann über unsere Zukunft aus?

Lesen wir nochmals, was Gott in 1. Mose 1, Vers 26 sagte: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über . . .“ In seiner ganzen physischen Schöpfung hat Gott nur den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen. Er verlieh nur dem Menschen die Herrschaft über die Schöpfung. Die Menschheit ist innerhalb der Schöpfung Gottes einzigartig. Und Gott hat eine unfassbare Zukunft für uns vorgesehen!

Der Apostel Paulus sagte über Gottes wundervollen Plan: „In früheren Zeiten und für frühere Generationen war diese Botschaft ein Geheimnis, das Gott verborgen hielt; doch jetzt hat er es denen enthüllt, die zu seinem heiligen Volk gehören“ (Kolosser 1,26; Neue Genfer Übersetzung; vgl. 1. Korinther 2,7; Epheser 3,9).

Im Laufe der Zeitalter war es der überwiegenden Mehrheit der Menschen nicht möglich, die erstaunliche Zukunft zu erkennen, die Gott für diejenigen vorbereitet hat, die eine richtige Beziehung mit ihm pflegen. Wie der Apostel Paulus gesagt hat: „Es ist vielmehr das eingetreten, was schon in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist: Was kein Auge jemals sah, was kein Ohr jemals hörte und was sich kein Mensch vorstellen kann, das hält Gott für die bereit, die ihn lieben“ (1. Korinther 2,9; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Die Bibel sagt uns, dass unsere Bestimmung alles übertreffen wird, was wir uns in unseren kühnsten Träumen vorstellen könnten! Ist es nicht an der Zeit, dass wir Gott uns durch sein Wort erklären lassen, was er für uns vorgesehen hat?

Eine Prophezeiung im Alten Testament gibt uns einen ersten Hinweis auf unsere fantastische Zukunft. Über die Auferstehung der Toten wird uns gesagt: „Viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande“ (Daniel 12,2). Dann heißt es weiter: „Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt; und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben, werden immer und ewig wie die Sterne leuchten“ (Vers 3; Einheitsübersetzung).

Dies ist nur eine Andeutung der Zukunft, die Gott für uns vorgesehen hat – ewig zu leben und in Herrlichkeit wie die strahlenden Sterne zu scheinen!

Was ist der Mensch jetzt?

Bevor wir die ewige Bestimmung des Menschen erfassen können, müssen wir klar verstehen, was der Mensch heute ist. Wir sind physische Wesen, die aus den chemischen Substanzen der Erde zusammengesetzt sind. So hat Gott uns geschaffen: „Da bildete Gott, der Herr, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele“ (1. Mose 2,7; Elberfelder Bibel).

Aber fast alle alten Religionen lehrten den Irrtum, dass der Mensch eine nichtmaterielle geistliche Entität sei, die für eine bestimmte Zeit auf den physischen Körper begrenzt ist. Sie lehrten, dass der Mensch eine duale Zusammensetzung habe, dass ein Mensch beides sei, ein physischer Körper und eine unsterbliche Seele.

Bis heute glauben viele Menschen, dass unsere angeblich unsterbliche „Seele“, nachdem unser physischer Körper stirbt, als lebendige und bewusste Entität unabhängig vom Körper weiter existiert. Die Vorstellung, dass wir eine Seele haben, die unsterblich ist, wird nirgendwo in der Bibel gelehrt. Sie gelangte zu uns als Aberglauben von Religionen der Antike – möglicherweise bis auf den Garten Eden zurückgehend, wo Satan Eva davon überzeugte, dass sie nicht sterben würde, wenn sie Gott gegenüber ungehorsam wäre (1. Mose 3,2-4).

Im Gegenteil: Die Bibel sagt uns klar, dass unsere „Seele“ nicht unsterblich, sondern sterblich ist. Sie kann sterben (Hesekiel 18,4. 20, Elberfelder Bibel; Matthäus 10,28). Die Begriffe, die in der Schrift gewöhnlich als „Seele“ übersetzt werden – das hebräische nephesch im Alten Testament und das griechische psyche im Neuen – beziehen sich in der Tat einfach auf physische, sterbliche Kreaturen. Sie werden nicht nur verwendet, um Menschen zu bezeichnen, sondern viele Arten von Tieren, Vögel, Reptilien und Fische werden auch als nephesch bezeichnet.

Die Bibel macht deutlich, dass wir als physische Menschen keine Unsterblichkeit besitzen. Paulus sagt uns deutlich, dass Gott allein Unsterblichkeit hat (1. Timotheus 6,13-16). Er erklärt uns, dass wir „vergänglich“ und „sterblich“ sind und dass sich „dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit“ bekleiden muss, indem wir bei Christi Rückkehr zur Zeit der letzten Posaune von einer vergänglichen zu einer unvergänglichen Existenz verwandelt werden (1. Korinther 15,51-53; Einheitsübersetzung; vgl. 1. Thessalonicher 4,16; Offenbarung 11,15).

Zurzeit sind Gottes Diener diejenigen, die „nach Herrlichkeit, Ehre und unvergänglichem Leben“ streben (Römer 2,7). Das zeigt, dass sie nicht bereits unsterblich sind. Sie verstehen aber, dass Jesus Christus, indem er sein Leben für das unsere geopfert hat, „die Macht des Todes gebrochen und mit der guten Botschaft den Weg zum ewigen Leben ans Licht gebracht [hat]“ (2. Timotheus 1,10). Unsterblichkeit erlangen wir nur durch den Erlöser der Menschheit, Jesus Christus (Apostelgeschichte 4,12).

Wir betonen nochmals: Der Mensch ist sterblich! Unser Leben als physische Menschen ist befristet! Wir sind physische Wesen, die sterben können; unsere Existenz kann aufhören. Unser Leben besteht nicht in einer angeblich unsterblichen Seele. In der Bibel lässt sich keine solche Lehre finden. Wenn wir sterben, erlischt unser Bewusstsein. Dann wissen wir nichts (Psalm 6,6; Prediger 9,5. 10). Wir existieren nicht in einer abgeänderten Form weiter.

Zur Existenz des Menschen gehört eine nichtphysische Komponente – der Geist im Menschen –, doch diese geistliche Komponente ist in keiner Weise mit dem Konzept einer unsterblichen Seele vergleichbar (siehe dazu den Artikel „Der Geist im Menschen“).

Gottes Geschenk des ewigen Lebens

Viele Schriftstellen offenbaren, dass unsere einzige Hoffnung auf ein ewiges Leben darin liegt, dass wir in einem verwandelten Körper von den Toten auferweckt werden, so wie es bei Jesus Christus der Fall war. (Eine ausführliche Abhandlung über das, was nach dem Tod wirklich geschieht, und über die vielen falschen Vorstellungen in Bezug auf das Leben nach dem Tode finden Sie in unseren kostenlosen Broschüren Himmel oder Hölle: Was lehrt die Bibel wirklich? und Nach dem Tode – was dann?, die wir Ihnen auf Anfrage gern zusenden.)

Die Bibel verdeutlicht auch, dass die Auferstehung zur Unsterblichkeit nur durch die gnadenvolle Barmherzigkeit Gottes erfolgen kann: „Denn der Sünde Sold ist der Tod [nicht ewiges Leben in irgendeiner Form oder irgendeinem Ort]; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“ (Römer 6,23).

Das ewige Leben ist die Gabe, die Gott für diejenigen bereithält, die sich vom Weg der Sünde abwenden, um ihm von Herzen zu gehorchen. Wir besitzen also nicht bereits das ewige Leben, sondern es ist vielmehr etwas, was Gott uns anbietet. Die Voraussetzung dafür ist, dass wir uns von unseren sündhaften Wegen abwenden, Gottes Vergebung durch Christus annehmen und seine Anleitung für unser Leben von Herzen akzeptieren.

Was will Gott für alle Menschen? „Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1. Timotheus 2,3-4; Einheitsübersetzung). Er will nicht „dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren“ (2. Petrus 3,9; ebenda). Gott möchte uns das kostbare Geschenk des Lebens für alle Ewigkeit schenken. Er wird alles in seiner Macht tun, um sicherzustellen, dass wir die ewige Bestimmung erlangen, die er für uns vorgesehen hat!

Was aber genau ist diese Bestimmung? Lassen Sie uns sehen, was die Bibel zusätzlich darüber offenbart.

Adoptierte oder eigene Kinder Gottes?

Nach der Bibel besteht die Bestimmung des Menschen darin, von Gott im buchstäblichen Sinn gezeugt zu werden. Mit seinem heiligen Geist in unserem Sinn eingepflanzt, werden wir buchstäblich zu seinen gezeugten Kindern. Einige Verse des Apostels Paulus sind aber dahin gehend ausgelegt worden, dass Gott uns adoptiert, statt uns direkt als seine Kinder zu zeugen. Was für einen Unterschied macht das aus? Und wie verhält es sich damit wirklich?

Bei Versen wie Römer 8, Vers 15 und 23, Römer 9, Vers 4, Galater 4, Vers 5 oder Epheser 1, Vers 5 ist in manchen englischsprachigen Übersetzungen der Bibel oft von „Adoption“ die Rede. Praktisch alle deutschsprachigen Übersetzungen verwenden hingegen den Begriff „Kindschaft“. Was ist richtig?

Zum Thema „Adoption“ schreibt Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words (1985), dass das originale griechische Wort an dieser Stelle „huiothesia . . . von huios, ,ein Sohn‘ und thesis, ,eine Platzierung‘, dem Wort tithemi, ,platzieren‘ ähnlich ist“ – also die Platzierung als ein Sohn.

Gelehrten ist aufgefallen, dass dieses Wort in der antiken griechischen Welt manchmal in Bezug auf Adoption verwendet wurde. Es ist auch sicher ein passender Ausdruck dafür. Bei einer Adoption wird das Kind anderer Eltern als eigener Sohn oder eigene Tochter angenommen.

Es ist eine wunderbare und edle Handlung, jemandem ein Zuhause und Familienanschluss zu bieten. Es ist gewöhnlich ein großer Segen sowohl für die Adoptiveltern als auch für das adoptierte Kind. In der Regel lieben Adoptiveltern ein adoptiertes Kind genauso wie ein eigenes leibliches Kind. Das sollten sie auch tun, denn solche Kinder sind Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. (Jesus Christus selbst war praktisch von Josef adoptiert. Josef war nicht sein leiblicher Vater, denn das war Gott, der Vater.)

Es gibt aber Probleme mit der Anwendung von Adoptionsterminologie hinsichtlich unserer Beziehung zu Gott. Einige denken vielleicht, dass wir von unseren biologischen Eltern oder von unserem „ersten“ geistlichen Vater – Satan dem Teufel (siehe Johannes 8,44) – zu Gott als unserem neuen Elternteil übergehen. Aber alle Menschen sind letztendlich selbst von Anfang an Gottes Nachkommen (Apostelgeschichte 17,28-29), da er durch den Schöpfungsakt der Vater von Adam und Eva war (Lukas 3,38) und auch an der Entwicklung des Kindes im Mutterleib beteiligt ist (Psalm 139,13-16).

Satan ist nur in dem Sinn der Vater der Menschen, indem er Macht und Einfluss über sie ausübt und sie auf seine Weise erzieht. Sie sind aber in Wahrheit Gottes Kinder und sein Heilsplan sieht vor, dass er sie erlöst (zurückkauft). Gott zeugt uns geistlich als seine eigenen Kinder mittels des heiligen Geistes, und das lässt sich in keiner Weise mit einer Adoption vergleichen.

Vine’s-Kommentar merkt dazu an: „Der Begriff ,Adoption als Kinder‘ in der englischen ,King James‘-Bibel ist eine Fehlübersetzung und daher irreführend. Gott ,adoptiert‘ Gläubige nicht als Kinder, sondern sie sind als solche von seinem heiligen Geist im Glauben gezeugt.“

Es ist wichtig, dies zu erkennen, denn es hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Bestimmung. Bei einer menschlichen Adoption sind die adoptierten Kinder genauso menschlich wie ihre neuen Eltern, und zwar deshalb, weil die Kinder von anderen menschlichen Eltern gezeugt wurden. Wenn Gott uns aber lediglich adoptieren und nicht wahrhaft nach seinem Bild zeugen würde, wären wir völlig andere Wesen als er selbst. Unsere „Herkunft“ wäre nach wie vor menschlich.

Man könnte das in gewisser Weise mit der Adoption eines Haustiers als Familienmitglied vergleichen. Das kommt dem leider nahe, was sich viele vorstellen: dass wir jetzt und für immer eine völlig andere, geringere Art von Wesen sein werden als Gott selbst. Deshalb kommen sie auf die Idee, das griechische Wort, das wir in den zitierten Versen behandelt haben, im Sinne einer Adoption auszulegen.

Doch diese Vorstellung von Gottes Bestimmung für unser Leben entspricht nicht der Wahrheit, denn die Bibel macht deutlich, dass Gott uns geistlich tatsächlich nach seinem eigenen Bild zeugt. Sein Ziel dabei ist, dass wir letztendlich zu der gleichen Art von Wesen werden, wie er und Christus es heute sind.

Wovon redete Paulus also? Obwohl huio-thesia (die Platzierung oder die Einsetzung als ein Sohn) sich sicherlich auf eine Adoption beziehen konnte, benutzte Paulus diesen Ausdruck offensichtlich in einem anderen Sinn.

In Galater 4, Verse 1-5 erkennen wir, was er eigentlich meinte. Dort übersetzt die Gute Nachricht Bibel den Begriff als „seine mündigen Söhne und Töchter“. Sehen Sie hier im Kontext, warum dem so ist: „Nun sage ich: Solange der rechtmäßige Erbe minderjährig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven, auch wenn ihm in Wirklichkeit alles gehört. Bis zu dem Zeitpunkt, den der Vater im Testament festgelegt hat, ist er von Vormündern und Vermögensverwaltern abhängig. So standen auch wir früher als Unmündige unter der Herrschaft der Mächte dieser Welt. Als aber die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Der wurde als Mensch geboren und dem Gesetz unterstellt, um alle zu befreien, die unter der Herrschaft des Gesetzes standen. Durch ihn wollte Gott uns als seine mündigen Söhne und Töchter annehmen“ (Verse 1-5; Gute Nachricht Bibel).

Sehen Sie hier, dass in diesem Parallelbeispiel derjenige, der huiothesia (die Einsetzung als Sohn) empfängt, bereits das Kind seines Vaters war, der ihn auf diese Weise eingesetzt hat. Es ging hier also nicht um Adoption.

Die Bildersprache von Paulus passt gut zur römischen Welt seiner Zeit. Der Historiker Will Durant schreibt dazu: „Das Kind fand sich in die grundlegendste und charakteristischste römische Institution aufgenommen – die patriarchische Familie. Die Macht des Vaters war fast absolut . . . Er allein hatte unter den Familienmitgliedern irgendwelche Rechte vor dem Gesetz der frühen Republik . . . Er hatte die Macht über Leben und Tod seiner Kinder und konnte sie als Sklaven verkaufen“ (The Story of Civilization, Band 3: „Caesar and Christ“, 1972, Seite 57). Zur Zeit des Apostels Paulus war das etwas abgemildert, aber es traf noch immer in weiten Teilen zu.

Während der Jugendjahre eines Jungen bestimmte sein Vater, wann der Zeitpunkt für ihn gekommen war, von der Kindheit ins Erwachsenenalter einzutreten – typischerweise etwa im Alter von 14 Jahren oder etwas später. In einer formellen öffentlichen Zeremonie erschien er, nachdem er seine Kindertoga abgelegt hatte, in der toga virilis (der Toga der Männlichkeit), dem Zeichen des Bürgerrechts und seinem Recht, in der Bürgerversammlung abzustimmen.

„Wenn der Junge bereit war, begann die Prozession zum Forum. Der Vater hatte seine Sklaven, freie Männer, Klienten, Verwandte und Freunde versammelt und nutzte all seinen Einfluss, um das Geleit seines Sohnes zahlreich und beeindruckend zu machen. Bei der Ankunft wurde der Name des Jungen der Liste der Bürger hinzugefügt und formale Glückwunschbekundungen wurden ausgesprochen . . . Zum Schluss kehrten alle wieder zum Haus zurück, wo der Tag mit einem Festessen endete, das der Vater zu Ehren des neuen römischen Bürgers veranstaltete“ („Roman Children“, ClassicsUnveiled.com).

Die Stellung des Sohnes war von diesem Punkt an erhöht. Er war jetzt gesetzlich mit all den Rechten, der Autorität und den Privilegien als ein Sohn und Erbe seines Vaters – und eines Bürgers – ausgestattet.

Diese Zeit des vollendeten Erwachsenwerdens muss das sein, worauf sich Paulus bezog. Gott hat uns als seine Kinder gezeugt. Und in einem gewissen Sinn sieht er uns als Kinder, die eine bestimmte Reife erreicht haben. Er sieht unsere Stellung nicht als die von Sklaven, sondern als die von Söhnen mit bestimmten Privilegien (obwohl wir noch kleine Kinder sind!). Aber die Fülle unserer Reife liegt noch in der Zukunft – zur Zeit der Auferstehung, wenn „die Kinder Gottes offenbar werden“ (Römer 8,19).

Sehen Sie hier Römer 8, Vers 32 in der „Neues Leben“-Übersetzung: „Und selbst wir, obwohl wir im heiligen Geist einen Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit erhalten haben, seufzen und erwarten sehnsüchtig den Tag, an dem Gott uns in unsere vollen Rechte als seine Kinder [huiothesia] einsetzen und uns den neuen Körper geben wird, den er uns versprochen hat.“

Diese Verse von Paulus machen also keinerlei Abstrich in Bezug auf unsere Bestimmung als Gottes volle und buchstäbliche Kinder. In der Tat bestätigen und verdeutlichen sie nur diese unglaubliche biblische Wahrheit.

Der Geist im Menschen

Eine geistliche Komponente ist Teil unserer Zusammensetzung als Menschen. Wie Hiob 32, Vers 8 sagt: „Es ist der Geist im Menschen . . ., der ihn verständig macht“ (Einheitsübersetzung). Und der Apostel Paulus fügt hinzu: „Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist?“ (1. Korinther 2,11).

Dieser menschliche Geist verleiht unserem physischen Gehirn den menschlichen Intellekt und begründet so den menschlichen Verstand. Er ist das, wodurch die Menschen den Tieren an Intelligenz haushoch überlegen sind.

Dieser geistliche Aspekt der menschlichen Existenz entspricht aber in keiner Weise der Vorstellung der unsterblichen Seele. Er ist keine geistliche Entität, die nach dem Tod „weiterlebt“. Der Geist im Menschen hat von sich aus kein eigenes Leben und auch kein selbstständiges Bewusstsein. Die Bibel bestätigt, dass der menschliche Geist, getrennt vom menschlichen Körper, kein Bewusstsein hat, denn der Mensch ist sterblich.

Wenn wir sterben, nehmen wir überhaupt nichts mehr wahr. Erst bei einer Auferstehung in der Zukunft wird Gott unseren individuellen Geist in einen neuen Körper eingeben, den er uns bei der Auferweckung von den Toten geben wird.

Der menschliche Geist ist für unsere Bestimmung von entscheidender Bedeutung, weil er die Verbindung zwischen ihm und Gottes heiligem Geist ist, was uns zu Gottes Kindern macht (Römer 8,16). Und genauso wie der menschliche Geist uns menschliches Verständnis vermittelt, verleiht uns Gottes Geist höheres, göttliches Verständnis (1. Korinther 2,10-16). Wir sind nicht mit dem heiligen Geist geboren worden, sondern empfangen ihn von Gott, nachdem wir bereut haben und getauft worden sind (Apostelgeschichte 2,38).

Ziel und Kurskorrektur: Von Anfang an geplant

Der Apostel Paulus sagt uns, dass Gott bereits Pläne für unsere herrliche Zukunft entworfen hat, bevor er unsere ersten Eltern, Adam und Eva, schuf. Er plante unsere Bestimmung „nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt“ (2. Timotheus 1,9).

Bevor diese Welt existierte, war unsere ewige Zukunft ein Teil von Gottes großem Plan und Zweck. Bereits dann hatte Gott beschlossen, dass ein vollkommener Erlöser seinen Meisterplan zur Vollendung führen kann – genauso wie er vorhersah, dass die Menschen von dem Kurs, den er für sie bestimmt hatte, abweichen werden.

Bei der Erschaffung des ersten Mannes und der ersten Frau, Adam und Eva, zeigte Gott ihnen die Wahl zwischen zwei Lebensweisen. Er wies diese ersten Menschen klar an, am Baum des Lebens teilzuhaben. Als ihr Schöpfer wollte Gott, dass sie eine enge persönliche Beziehung mit ihm pflegen würden. Der Baum des Lebens im Garten Eden symbolisierte eine gehorsame Beziehung, die zu ewigem Leben führt (1. Mose 2,9; 3,22).

Es gab aber auch eine andere Wahlmöglichkeit, die zur Katastrophe führte! Statt sich für das Leben durch Gehorsam gegenüber Gott zu entscheiden, wählten Adam und Eva ein Leben des Ungehorsams gegen Gott, bei dem sie selbst entscheiden wollten, was richtig und falsch ist. Ein anderer Baum im Garten symbolisierte diese Wahl – der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (1. Mose 2,16-17; 3,1-6). Gott hatte ihnen ausdrücklich befohlen, keine Frucht von diesem Baum zu essen. Er hat sie aber nicht daran gehindert, das zu tun, denn er hat ihnen freien Willen bzw. Entscheidungsfreiheit zugestanden.

Durch ihr selbstbestimmtes Handeln haben Adam und Eva die Lebensweise abgelehnt, die Gott für sie gewünscht hatte (1. Mose 3,6). Statt sich auf Gott bei der Bestimmung von Moralwerten für ihre Lebensführung zu verlassen, beschlossen sie, sich auf ihre eigenen Entscheidungen zu verlassen. Sie schlugen so einen falschen Weg ein, der eine Mischung aus Gut und Böse ist.

Durch ihre Entscheidung brachten sie die Strafe für Sünde auf sich, die aus Leiden und letztendlich dem Tod besteht (Römer 6,23). Seit jener Zeit ist die gesamte Menschheit ihrem Beispiel gefolgt und durch die Sünde korrumpiert worden (Römer 5,12). Alle haben darin versagt, Gottes offenbarter Lebensweise zu folgen (Römer 3,23). Die Menschheit folgt diesem Weg, der zum Tod führt, bis auf den heutigen Tag (Verse 9-12).

Aus diesem Grund sieht Gottes Plan einen Erlöser bzw. den Messias vor – „das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt“ (Johannes 1,29; Neue Genfer Übersetzung). Durch das Opfer Jesu Christi können die Menschen mit Gott versöhnt werden. Durch Gottes Vergebung ihrer Sünden wird die Todesstrafe aufgehoben (Kolosser 1,20-22).

Dank der Gnade und Hilfe Gottes kann der Mensch auf den Weg zurückgeführt werden, der zum Empfang von Gottes Gabe des ewigen Lebens führt (Römer 6,23; 8,11). Es ist unsere Bestimmung, das ewige Leben als Geschenk von Gott zu erlangen.