Christen sollen gerecht sein, das weiß jeder, der sich zu Jesus bekennt. Doch was ist die Quelle unserer Gerechtigkeit? Erlangen wir sie durch das Halten des Gesetzes?
Von Galen Morrison
Man hört oft, dass es letzten Endes darum gehe, dass wir – und ich wähle meine Worte mit viel Bedacht – Gerechtigkeit hervorbringen. Richtig? Charakterentwicklung, gute Werke tun und „schaffen, dass wir selig werden“ (vgl. dazu Philipper 2,12), bedeute, dass man an den Punkt gelange, Gerechtigkeit durch die Hilfe von Gottes Geist zu erzeugen. Doch ist das wirklich so? Können wir von uns aus überhaupt Gerechtigkeit erzeugen? Ich brauche die Frage nicht zu beantworten, denn die Antwort wissen Sie schon – keiner von uns kann Gerechtigkeit erzeugen!
Sie antworten aber vielleicht so: „Ja, aber ich werde an meinem Charakter arbeiten, bis ich geistlich reif bin! Das steht doch so in Matthäus 5, Vers 48!“
Lassen Sie mich Ihnen jetzt eine weitere Frage stellen, die Sie vielleicht noch nie gehört haben. Schauen wir einmal, was Sie davon halten. Warum hat man Jesus Christus umgebracht? Christus hat den Menschen gesagt, dass sie Gott gehorchen sollen, nicht wahr? Ja, wir wissen alle, dass wir Gott gegenüber rebellisch eingestellt sind und dass der menschliche Geist dazu neigt, Gott feindlich zu sein. Kurzum: Wir wissen, dass wir alle Sünder sind.
Bedenken Sie jedoch: Jesus sprach zu Juden. Wenn er ihnen nur gesagt hätte, dass sie das Gesetz halten sollen, hätten sie gesagt: „Kein Problem“.
Was hat er also getan, das sie dazu brachte, ihn umzubringen? Er sagte: „Ich bin der Sohn Gottes. Gott ist mein Vater. Und die Werke, die ich tue, kommen von ihm.“ Er hatte den Geist Gottes in sich. Er ist der einzige Mensch, der je gelebt hat, der das tat, was wir tun, ohne dabei zu sündigen. Und er sagte, dass die Werke, die er tat, von seinem himmlischen Vater kamen – nicht durch menschliche Kraft.
Wenn Jesus das sagte, frage ich: Bedeuten Charakterentwicklung, das Tun von guten Werken und das „Schaffen, dass wir selig werden“, dass wir dadurch Gerechtigkeit erzeugen? Schauen Sie, wir sind Menschen und wir sind im Besitz von Gottes unvorstellbar mächtigem heiligem Geist. Gott leitet unser Leben, wenn wir ihm dies erlauben. Doch wir sind von uns aus keine Quelle der Gerechtigkeit. Wir sind zwar auch keine Quelle des Bösen – denn der menschliche Geist ist neutral –, doch wir können nicht von uns aus göttlich gerecht sein.
Sollten wir denn nicht den Willen unseres himmlischen Vaters tun? Darum geht es in diesem Beitrag: die Gerechtigkeit, die von Gott kommt.
Diese unvorstellbare Kraft, die „der heilige Geist“ genannt wird, steht uns zur Verfügung, um uns zu führen, zu lehren, zu inspirieren – also Leben zu spenden. Er soll nicht nur uns zur Verfügung stehen, sondern Gott wird ihn der ganzen Menschheit zugänglich machen. Gott wird allen zeigen, was er erwartet, und sein Geist bringt uns dazu, das auch wirklich zu tun.
Das geht weit über alles Menschliche hinaus. In diesem Beitrag werden wir entdecken, was es heißt, dass Gott in den Menschen wohnt. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass wir durch eigene Bemühungen keine göttliche Gerechtigkeit erzeugen können, sondern es ist der heilige Geist in uns, der uns diese Gerechtigkeit verleiht. Wir sind zwar heilig, ausgesondert und uns wurde vergeben, wodurch wir gerechtfertigt wurden, doch wir erzeugen keine eigene Gerechtigkeit. Es ist Gott in uns, der dies tut!
Das ist wichtig, denn wir kommen damit oft durcheinander und tun infolgedessen die dummen Dinge, die die Menschen schon immer getan haben: zu denken, dass wir wie Gott seien.
Wie geschieht das? Indem man in etwa wie folgt denkt: „Ich habe die richtige Lehre, ich verhalte mich danach, ich weiß, wer Gott ist und was sein Plan ist, ich nutze meine Entscheidungsfreiheit dahin gehend, um so zu sein wie Gott, denn ich weiß, was richtig und was falsch ist.“
Was passiert oft bei dieser Denkweise? Wir fallen auf denselben Trick herein, auf den jeder im Laufe der Zeit hereingefallen ist. Der Grund, warum die Menschen Jesus umgebracht haben, war die für sie verwerfliche und abstoßende Vorstellung, unter einem Gott zu sein.
Christus sagte zu ihnen: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach seinen Gelüsten tut ihr.“ Und die Pharisäer sagten: „So kannst du mit uns nicht sprechen! Der ist nicht unser Vater, sondern Abraham!“
Sie beriefen sich auf Abraham und lehnten Jesus, den Sohn Gottes, ab. Damit wurde offenbar, dass sie in Wirklichkeit nicht voll unter der Autorität Gottes stehen wollten. Daher kommt es auch, dass sie Christus aufgrund seiner Aussage „Ich bin von meinem Vater“ – womit er meinte: „Ich bin von Gott“ – unter dem Vorwand der Blasphemie umbrachten. Im Grunde ging es nämlich darum, dass sie nicht wollten, dass ihnen jemand sagt, sie müssten sich Gott unterordnen.
Gott beim Wort nehmen
In Hebräer 11 finden wir etwas, was nur Gottes Volk verstehen kann. Es handelt sich um etwas, was nicht nur schwer zu akzeptieren, sondern auch unmöglich zu tun ist – zumindest ohne Gottes Geist. Die Gerechtigkeit Gottes, die in uns ist, steht im Mittelpunkt unseres Glaubens.
Aus diesem Grund gilt es klarzustellen, dass Glaube immer mehr als nur etwas Mentales ist, denn er setzt auch ein Handeln voraus.. Vers 6 sagt uns z. B., dass wir, wenn wir nicht daran glauben, dass Gott existiert, Gott nicht gefallen können. Aber an Gottes Existenz zu glauben, ohne dass entsprechende Taten daraus folgen, nützt uns nichts. Die Dämonen glauben auch an Gottes Existenz (Jakobus 2,17), aber sie gefallen Gott nicht!
Glaube bedeutet, dass man Gott beim Wort nimmt. Ihn beim Wort zu nehmen, hat zur Folge, dass sich unser Verhalten an Gottes Worten orientiert. In Hebräer 11, Vers 7 lesen wir: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt“ (alle Hervorhebungen durch uns).
Man sieht also: Die Gerechtigkeit Gottes steht im Mittelpunkt des Glaubens. Dieser Glaube macht die Erlösung möglich, denn die Person, die glaubt, also aufgrund von Vertrauen handelt, folgt Gottes aufopferungsvoller Lebensweise. Man nimmt Gott beim Wort, indem man darauf vertraut, dass Gott seinen Plan für jeden ausführt.
Betrachten wir es nun aus einer anderen Perspektive. Haben Sie einmal Angst davor gehabt, etwas zu verlieren? Jeder, mich mit eingeschlossen, hat das erlebt. Manche haben Angst davor, das Leben, die Gesundheit oder auch ihren Besitz zu verlieren.
Doch laut Gottes Wort sollen wir keine Angst haben. Schließlich treibt die vollkommene Liebe die Furcht aus. Warum haben wir dann manchmal Angst? Es kann daran liegen, dass wir Gottes Weg unzulänglich gehen und nicht gut genug auf Gottes Gerechtigkeit in uns reagieren – so sieht es in Wirklichkeit aus.
In Jakobus 2, Vers 23 lesen wir: „So ist die Schrift erfüllt, die da spricht: Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden . . .“ Hier könnte man einwenden: „Heißt das etwa, dass ich Gott nur glauben muss?“ Lesen wir weiter! „. . . und er wurde ein Freund Gottes genannt.“
Abraham hat Gott geglaubt. Er glaubte, dass Gott seinen Plan an ihm und seinem Sohn Isaak verwirklichen würde, auch wenn Gott ihn aufforderte, Isaak zu opfern – und er hat ihn fast geopfert! Wenn wir also Angst davor haben, etwas zu verlieren, bedeutet es im Grunde, dass wir Angst davor haben, unsere persönlichen Vorteile aufzugeben und von unserem persönlichen sprichwörtlichen „hohen Ross“ herabzusteigen.
„Wissen Sie, ich fühle mich ja gar nicht so überlegen“, mögen Sie meinen. Ist das tatsächlich so? Irgendwie müssen Sie sich ja überlegen fühlen gegenüber denjenigen, die weniger haben. Der Gedanke daran, den Besitz zu verlieren und unter einer Brücke zu leben, reizt uns nicht. Wer von uns will behaupten, dass er bereit wäre, als Obdachloser zu leben und unter einer Brücke zu schlafen? Niemand, nicht wahr?
Oder: „Ich will meine Gesundheit nicht verlieren!“ Und was ist mit den Menschen, die gerade im Sterben liegen? „Nun, ich will mein Leben nicht verlieren!“ Und was ist mit den Menschen, die in den vergangenen 6000 Jahren gestorben sind? Wir neigen dazu, uns mit anderen zu vergleichen, doch wir müssen damit aufhören und anfangen, uns nur mit Gott zu vergleichen! Indem wir unsere eigene, scheinbare Überlegenheit aufgeben, ermöglichen wir es Gott, uns seine Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen.
Kennen Sie jemanden, der die Worte Jesu Christi wiederholten könnte? Jesus sagte sinngemäß: „Diese Werke sind nicht meine Werke. Die Werke, die ihr mich tun seht, sind die Werke, die mein Vater tut. Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“
Im Gegensatz dazu fällt es uns Menschen nicht leicht, uns zu demütigen und uns Gott in bereitwilligem Gehorsam vollständig zu ergeben. Seit wir die Augen zum ersten Mal aufgetan haben, wurden wir darauf trainiert, uns selbst zu schützen. Und für die, die sich selbst nicht schützen können, gilt: Beschwert euch solange, bis euch jemand beschützt.
Daher schreien Babys auch so oft. „Beschütz mich! Auch wenn ihr um 3.00 Uhr schlaft, sorge ich dafür, dass ihr schon aufstehen werdet!“ Diese Denkweise begleitet uns durch das Leben, und deshalb können wir von uns aus nicht gerecht sein. Gott ist von Natur aus gerecht, wir hingegen nicht.
Glaube und Gerechtigkeit
Wie arbeitet Gottes Gerechtigkeit in uns Menschen? Schließlich geht es darum im Titel dieses Beitrags! Wie funktioniert es denn, wenn Gott immer gerecht ist und wir nicht?
Die Gerechtigkeit Gottes ist das, was uns durch Glauben an Christus zuerkannt wird. Und was ist Glaube? Glaube ist Handeln, das sich auf Vertrauen in Gott gründet. Also müssen wir auch Vertrauen in das Wirken Jesu Christi haben! Wir müssen ihm vertrauen und lernen, so wie er zu handeln, zu leben, zu denken und zu sein. Dann funktioniert es mit der Gerechtigkeit.
In Römer 3, Vers 22 heißt es: „Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben.“ Keiner ist ausgeschlossen. Alle, die willens sind, sich der Tatsache zu ergeben, dass es einen Gott über uns gibt, können dazu gehören. Ich erinnere mich an einen Spielfilm, in dem ein Priester sagte: „In meinen Jahren als Geistlicher habe ich zwei Dinge gelernt: Es gibt einen Gott, und ich bin nicht er.“
Ja, es gibt einen Gott, und wir sind nicht er, doch wir können ihn in uns wohnen und wirken lassen. Lesen wir jetzt Römer 3, Vers 25: „Den [Jesus] hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.“
Wir können Gottes Gerechtigkeit nicht erlangen, ohne voller Vertrauen auf ihn zu handeln. Bekehrt zu werden bedeutet, umzukehren und Gottes Weg zu gehen! Wenn wir also gemäß unserer Reue, sprich unserer Selbsterkenntnis, umkehren, handeln wir uns viel Ärger ein – auf uns kommen schwere Prüfungen im Leben zu.
Sie dienen jedoch als Training, damit wir wie Christus leben lernen. Wenn jemand getauft werden und in das Reich Gottes eingehen will, muss er durch viel Trübsal hindurch, wie Paulus gesagt hat (vgl. dazu Apostelgeschichte 14,22).
Römer 3, Vers 26 spricht am Ende des Verses diejenigen an, die „aus dem Glauben an Jesus“ sind. Das bedeutet, dass wir aufgrund dessen glauben, was Jesus Christus getan hat und was wir ihn haben tun sehen. Dabei betone ich besonders, dass man nicht glaubt aufgrund dessen, was er nur für uns getan hat, sondern aufgrund dessen, was er für alle Menschen getan hat.
Ich hörte einmal jemanden in unserer Kirche sagen: „Ich glaube und diene dem Herrn Jesus Christus wegen der Dinge, die er für mich getan hat!“ In einer Pfingstgemeinde wäre so eine Aussage sehr sinnvoll. Doch in Wirklichkeit gilt Gottes Plan allen Menschen, nicht nur uns.
Wäre es nicht ein wenig egoistisch, sich nur deshalb über Gottes Plan zu freuen, weil wir dadurch persönliche Vorteile haben? Es geht doch eigentlich darum, unser Leben für andere zu verlieren, anstatt immer mehr für uns zu gewinnen. Wir sind doch hier, um unser Leben für andere zu geben!
Wir sind keine Quelle der Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit Gottes ist aber in uns und daher können wir gerechte Dinge tun. Wir können zwar gute Dinge tun, aber uns selbst können wir nicht „gut“ nennen. Wir können an unserer Erlösung arbeiten, weil wir auf diese Gerechtigkeit in uns reagieren. Deshalb können wir „Charakter entwickeln“ in dem Sinne, dass wir lernen, nicht den falschen, sondern den richtigen Weg zu gehen.
Indem wir uns Gott durch Umkehr ergeben haben, gehören wir nicht mehr uns selbst. Dazu stellte der Apostel Paulus fest: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?“ (1. Korinther 6,19). Das griechische Wort für „Tempel“ bedeutet hier das „Allerheiligste“. Wir gehören nicht mehr uns selbst, denn unser Körper ist das Allerheiligste, in dem der heilige Geist wohnt!
Manche meinen, dass der Vers lediglich bedeutet, dass wir uns körperlich fit halten und auf unsere Linie achten müssen, denn wir dürfen auf keinen Fall fett sein! Deshalb dürfen wir nicht zu viel Kuchen essen – am besten gar keinen! Stattdessen müssen wir viel trainieren! Doch darum geht es in diesem Vers überhaupt nicht.
Lesen wir in Vers 20 weiter: „Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“ Warum gehören wir Gott? Weil er seine Gerechtigkeit in uns gegeben hat! Diese Verse in 1. Korinther 6 sagen uns ganz einfach: Gottes Geist ist in den Berufenen. Gott hat dies getan, weil sich diese Menschen ihm ergeben haben. Wenn wir unser Herz, unseren Sinn und unseren Körper Gott überlassen, wird sein Geist in uns, in diesen Tempel gegeben.
Gerechtigkeit durch das Gesetz?
Das bedeutet also, dass wir unser Leben verloren haben. Ja, in der Tat! Wir sind jetzt Sklaven der Gerechtigkeit, aber nicht der „eigenen“ Gerechtigkeit, wie Paulus es ausdrückt: „Nicht meine Gerechtigkeit will ich haben, die aus dem Gesetz hervorgeht, sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt, die Gerechtigkeit, die Gott schenkt aufgrund des Glaubens“ (Philipper 3,9; Einheitsübersetzung).
Warum schrieb Paulus an die Christen in Philippi von der eigenen Gerechtigkeit, die „aus dem Gesetz“ kommt? Ganz einfach: Weil wir ohne die Minimalanforderungen des Gesetzes nicht einmal wissen würden, was Sünde ist. Das sagt uns Paulus: „Die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz. Denn ich wusste nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren“ (Römer 7,7).
Wir brauchen also diese Norm, die am Berg Sinai gegeben wurde, um zu wissen, was Sünde ist. Aber wenn das alles ist, was wir haben, ist das nur unsere eigene Gerechtigkeit.
In Philipper 3, Vers 9 müsste es eigentlich, richtig übersetzt, „durch den Glauben Christi“ heißen. Es geht nämlich nicht darum, nur an die Existenz Jesu Christi zu glauben. Jesus selbst hatte Glauben: Er hat aufgrund seines Vertrauens in Gottes Plan gehandelt. Er hatte Glauben, und das ist genau der Glaube, der auch in uns sein muss.
Worauf prüfen Sie sich denn vor dem Passah und den Tagen der ungesäuerten Brote? Sie sollen sich darauf prüfen, ob Christus in Ihnen ist und ob Sie im Glauben stehen (2. Korinther 13,5)! Gemeint ist, ob wir im Glauben Jesu Christi stehen.
Es ist, als hätte Gott zur Menschheit gesagt: „Ich gebe euch ein Gesetz, an dem ihr erkennt, was Sünde ist. Ich gebe euch sogar ein Volk, an dem ihr die Folgen der Übertretung des Gesetzes nachvollziehen könnt. Schaut euch doch an, wie sie versuchen, diesem Gesetz nach gerecht zu sein! Schaut euch an, was passiert, wenn man es aus eigener Kraft versucht!“
Erinnern Sie sich an den Hintergrund von Paulus? Er war ein Jude, vom Stamm Benjamin. Er war römischer Staatsbürger, aber auch ein Jude. In Römer 10 kommt die Sorge des Paulus zum Ausdruck in Bezug auf all diejenigen, die allein durch das Halten des Gesetzes gerecht sein wollten:
„Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist und ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden. Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht. Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und suchen ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan. Denn Christus ist des Gesetzes Ende [d. h. Ziel]; wer an den glaubt, der ist gerecht“ (Römer 10,1-4).
Wie reagieren wir, wenn wir jemanden sehen, der das Heil legalistisch betrachtet und nicht versteht, dass die wahre Gerechtigkeit Gottes nicht allein durch das Halten von Gottes Gesetz entsteht? Das ist ja schließlich nur die Minimalanforderung, denn die Gerechtigkeit Gottes besteht darin, das eigene Leben vollkommen in den Dienst Gottes zu stellen. Fühlen wir uns dann besser, weil diese Person, wie es auch bei den Pharisäern der Fall war, auf die „eigene Gerechtigkeit aus dem Gesetz“ pocht? Dann tun wir gut daran, uns an der Reaktion von Paulus zu orientieren. Sein innigster Wunsch war, dass solche Menschen gerettet werden!
Christus war ein Mensch wie wir. Er hatte Gottes Geist in sich, so wie wir auch, doch im Gegensatz zu uns hat er niemals gesündigt. Deswegen ist es für uns so wichtig, Römer 10, Vers 4 richtig zu verstehen, denn wir können vor Gott nicht bestehen, indem wir legalistisch sind.
Die Schwachen der Welt
Hat Gott uns deshalb berufen, weil wir „besser“ als andere Menschen waren? Anscheinend nicht! „Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist“ (1. Korinther 1,26-27).
Damit meint Paulus, dass Gott diejenigen erwählt hat, die in den Augen der Welt nicht weise sein können. Dadurch möchte Gott uns deutlich machen, dass die Berufenen trotzdem das Werk Gottes ausführen können, aber nicht durch eigene Kraft, sondern durch seine Kraft.
Paulus macht sich hier ein wenig lustig über die Welt, da es in der Welt nicht unüblich ist, die eigene „Großartigkeit“ im Vergleich mit anderen Menschen zu sehen. Auf diesem Planeten gibt es keine mächtigen Menschen, jedenfalls nicht im Vergleich zu Gott! Nur im Vergleich mit anderen Menschen könnte man zu dieser Schlussfolgerung kommen.
Paulus fährt fort: „. . . und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, damit, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn“ (1. Korinther 1,28-31). Paulus macht es ganz klar: Wir sollen uns nicht miteinander, sondern nur mit Gott vergleichen.
Opferbereitschaft und wahre Gerechtigkeit
Wer den Weg Gottes vorbehaltlos gehen will, muss sich mit einem Thema befassen, über das Menschen lieber nicht nachdenken wollen. Sie sind in der Regel nicht dazu bereit und finden Ausreden dafür. Und später rühmen sie sich, dass sie angeblich dazu bereit gewesen wären. Letztendlich ist es jedoch so: Wenn wir uns nicht selbst opfern, sind wir nicht gerecht.
Persönliche Opferbereitschaft ist ein wesentlicher Aspekt unserer Beziehung zu Gott. Erinnern wir uns daran: Gott hat gesagt, dass Jesus Christus schon vor der Erschaffung der Welt für uns geopfert wurde. Sein Sühneopfer war bereits eingeplant, bevor es den ersten Menschen auf Erden gab.
Eine Diskussion darüber, warum dies schon damals festgelegt wurde, wäre sehr umfangreich. Jedenfalls wurde damals eine Abmachung getroffen, wonach Jesus als Mensch sein Leben für uns opfern würde. Gott machte seinen Sohn zur Sünde – das wissen Sie. Gott ist gerecht und er verlangt ein Opfer für Sünde.
Gott ließ seinen Sohn unseren Mangel an göttlicher Gerechtigkeit repräsentieren. Das ist ganz logisch, denn wenn wir Gottes Gerechtigkeit nicht haben, sündigen wir. Ohne Gottes Gerechtigkeit sündigen wir!
Gottes Sohn repräsentierte also unseren Mangel an göttlicher Gerechtigkeit – u. a. unseren deutlichen Mangel an einer Einstellung, die sich primär um andere und nicht um uns selbst kümmert. Jesus hat uns gezeigt, dass unser Weg im Tod endet. Er hatte die eben beschriebene selbstlose Einstellung der Opferbereitschaft und wurde zu einem Symbol unseres Mangels an dieser Einstellung gemacht – zu einem Symbol unseres Mangels an echter Selbstlosigkeit.
Jesus repräsentierte dies und musste dafür sterben.. Er musste ein vollkommenes, fehlerloses Leben im Fleisch führen und sich selbst opfern, damit wir unsere zerstörerische Selbstsucht erkennen und darauf reagieren können. Gottes Sohn repräsentiert uns und dies machte seinen Tod erforderlich. Er war bereit, dieses Opfer für uns zu bringen.
Dadurch verstehen wir, dass wir den Tod, den wir wegen unserer Sünden eigentlich verdient hätten (Römer 6,23), nur durch die völlige Selbstaufgabe loswerden können. Gott musste uns zeigen, wie schlimm die Sünde ist! Wir können dies von uns aus nicht erkennen, also hat Gott es uns gezeigt. Und Jesus hat die Sünde im Fleisch verdammt, indem er ein sündenloses, perfektes Leben geführt hat und als unser aller Sühneopfer gestorben ist.
Mit anderen Worten: Jesus ist den ganzen Weg zu Ende gegangen. Und für ihn sprang dabei nichts heraus. Er bekam keinen Lohn dafür. Er hat es einfach getan. „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt“ (2. Korinther 5,21).
Warum haben wir diese Bibelstelle nicht als erste gelesen? Wir mussten zuerst verstehen, dass wir die wahre göttliche Gerechtigkeit nicht durch unsere eigenen Bemühungen herbeiführen oder in uns schaffen können. Stattdessen werden wir zur Gerechtigkeit Gottes gemacht, welche aber nicht von uns kommt.
Wir werden zur Gerechtigkeit Gottes in Jesus Christus gemacht. Aber das geschieht nur, indem wir uns selbst opfern, und zwar hundertprozentig. „Ich ermahne euch also, Brüder und Schwestern, kraft der Barmherzigkeit Gottes, eure Leiber als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen – als euren geistigen Gottesdienst“ (Römer 12,1; Einheitsübersetzung).
Und was bewirkt Gottes Gerechtigkeit in uns? Gottes Gerechtigkeit führt zu einer göttlichen Lebensweise. Man könnte auch sagen: Gottes Gerechtigkeit führt zu einer göttlichen Lebensweise, die nicht menschlich ist. Drei Komponenten spielen hier eine wichtige Rolle: Überzeugung, Mut zum Handeln und Bekehrung.
Überzeugung, Mut zum Handeln und Bekehrung
Der heilige Geist, aus dem die Überzeugung kommt und welcher uns der Sünde überführt, wird uns anvertraut – wir können damit nicht einfach wie mit einem Spielzeug umgehen. Der einfachste Weg, damit herumzuspielen, ist, die Überführung durch den Geist abzulehnen; sich nicht komplett aufzugeben, sondern einfach zu sagen: „Ich mache es, so gut ich kann. Und wenn ich sündige, dann ist halt der Teufel daran schuld.“
Wir sollen es nicht bloß versuchen, so gut wir können, sondern wir sollen kämpfen! „So sei nun stark, mein Sohn, durch die Gnade in Christus Jesus. Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren. Leide mit als ein guter Streiter Christi Jesu“ (2. Timotheus 2,1-3).
Jetzt könnte man sich denken: „Naja, aber Paulus spricht hier ja nur zu Timotheus.“ Das stimmt, aber diese Worte gehören zur Heiligen Schrift, also betreffen sie uns ebenfalls! Wir sollen diese Überzeugung, diese Verbindung, diese Verpflichtung gegenüber Gott auch an andere weitergeben.
Und wie schaffen wir das? Durch Mut! Ohne Mut geht es einfach nicht – wir würden sonst bei jedem Anlauf versagen. Und Gott schenkt uns den notwendigen Mut durch seinen heiligen Geist: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7).
Gott hat den Mut, der durch seinen Geist kommt, schon sehr früh erklärt. „Siehe, ich habe dir [Josua] geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst“ (Josua 1,9).
In der Tat war Josua unverzagt, und das sollen auch wir heute sein. Stellen Sie sich vor, die Israeliten hätten gesagt: „Du willst doch nicht etwa wirklich, dass wir jetzt in dieses Land gehen und gegen die Kanaaniter kämpfen, oder?“ Josua beugte einer solchen Reaktion bereits im Vorfeld vor, indem er seinen Landsleuten sagte: „Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht, seid getrost und unverzagt; denn ebenso wird der Herr allen euren Feinden tun, gegen die ihr kämpft“ (Josua 10,25).
Wir sollen die Überzeugung, die Gott uns schenkt, weitergeben. Wenn wir es nicht tun, sind wir nicht wirklich überzeugt! Die Überzeugung muss an andere weitergegeben werden. Dass sie nur in uns arbeitet, ist nicht genug. Um sie weitergeben zu können, brauchen wir Mut. Unsere mutigen Handlungen hängen davon ab, wie überzeugt und engagiert wir sind. Josua hat seine Überzeugung an die Israeliten weitergegeben. Er war mutig und engagiert; entsprechend hat Josua seine Überzeugung weitergegeben – sie war also nicht wertlos.
Vor dem Einzug ins Gelobte Land hätten die Israeliten Angst haben können. Angst zu haben oder entmutigt zu sein ist natürlich keine Schande, vergessen wir das nie. Aber wie kann man jemanden dazu bringen, keine Angst mehr zu haben? Der Schlüssel dazu ist die göttliche Liebe, die uns durch den heiligen Geist zuteil wird: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“ (1. Johannes 4,18).
Wenn man vollkommene Liebe zeigt, indem man sich vollständig für andere aufgibt, gibt es nichts, wovor man Angst haben müsste! Furcht schließt Pein mit ein, doch in der Liebe gibt es keine Furcht. Und in Gottes Wort heißt es, dass die Liebe in jemandem, der Furcht hat, nicht vollkommen ist.
Gott verspricht, für uns zu sorgen – worum sollten wir uns Sorgen machen? Denken wir an Matthäus 6, Vers 33: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“
Die dritte Komponente einer göttlichen Lebensweise ist Bekehrung. Ist Ihnen bewusst, dass es ein Gebot Gottes ist, sich zu bekehren? In vielen Bibelstellen heißt es, dass wir glauben, bereuen und gehorchen müssen, doch auch das Gebot „bekehrt euch“ ist eindeutig. In Apostelgeschichte 3, Verse 19-21 sehen wir, dass Bekehrung über die Reue hinausgeht, obwohl beide miteinander verknüpft sind:
„So tut nun Buße [bereut] und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden, damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus. Ihn muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“
Wenn wir uns nicht bekehren, werden wir die Zeit der Erquickung nicht erleben. Was wäre, wenn sich niemand bekehren würde? Nun, die Prophezeiung auf dem Ölberg zeigt uns, dass es bei der Wiederkunft Christi Auserwählte geben wird, also werden sich manche bekehrt haben.
Ich bin überzeugt, dass Gott, der Vater, seinen Sohn Jesus Christus auch bei nur einem einzigen Bekehrten wieder zur Erde senden würde. Dennoch: Vergessen wir nicht, dass Christus gefragt hat, ob er Glauben auf Erden finden wird. Welchen Glauben hat er damit gemeint? Seinen Glauben natürlich!
Wir sollen also aufpassen, dass wir nicht am Ziel der Bekehrung „vorbeitreiben“, wie es der Autor des Hebräerbriefs ausgedrückt hat. Wie kann uns das passieren? Zu sagen, „Ich tue schon das Richtige“, wäre eine Möglichkeit, oder die Haltung „Ja, ich sündige, aber . . .“ zu haben. Das sind gefährliche Geisteshaltungen!
Das Beispiel der Gemeinde zu Korinth ist hier interessant. Es ist schon sehr erstaunlich, dass die Gemeinde in Korinth die Kirche Gottes genannt wurde. Die Briefe des Apostels Paulus an die Korinther offenbaren die vielen Probleme der dortigen Gemeinde. Aber Paulus hat sie als Gottes Kirche und Gottes Volk bezeichnet.
Eins ihrer Probleme war, dass sie wegen einer Vielzahl von Dingen aufgeblasen waren – typisch menschlich. Sie duldeten offenkundigen Sauerteig, das heißt Sünde, und waren dementsprechend aufgeblasen. In geistlicher Liebe gibt es aber keinen Hochmut! Erkenntnis ohne göttliche Liebe bläht jedoch auf, denn sie lässt uns denken: „Ich habe Erfahrung, Erkenntnis und Gerechtigkeit!“, wodurch man Überlegenheit anderen gegenüber empfinden kann.
Es ist tatsächlich sogar möglich, dass ein Mensch einem anderen Menschen in einigen Dingen überlegen ist – aber nur in physischer Hinsicht! Hinsichtlich unserer Beziehung zu Gott ist es absolut belanglos. Uns hingegen können solche Dinge wichtig sein. „Schau dir mal an, wie klug und talentiert diese Person ist!“ Na und? Das mag ja ganz schön sein, aber geistlich gesehen bedeutet es absolut nichts.
Auf die potenzielle aufblasende Wirkung der Erkenntnis wies Paulus in 1. Korinther 8, Vers 1 hin: „Was aber das Götzenopfer angeht, so wissen wir, dass wir alle die Erkenntnis haben. Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.“ Ohne die Liebe Gottes bringt uns unsere ganze Erfahrung, Erkenntnis und Weisheit gar nichts.
Paulus fährt in Vers 2 fort: „Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll.“ Bedenken wir: Was wir gerade in dieser Bibelstelle gelesen haben, wurde nicht an Außenstehende (an die Welt), sondern an Gottes Volk geschrieben! Paulus sagt hier: „Ihr seid alle aufgeblasen und denkt, dass ihr etwas Besonderes seid, weil ihr Erkenntnis, Weisheit und viele Talente habt, aber ihr seid überhaupt nichts!“
Anstatt uns selbst zu rühmen und uns ins Rampenlicht zu stellen, sollten wir lieber bedenken, dass nicht wir die Quelle unserer Gerechtigkeit sind. Wir sollten andere zuerst unterstützen und sie an höhere Stelle als uns selbst setzen. Das ist das Beispiel, das Christus uns gegeben hat:
„Seid nicht selbstsüchtig; strebt nicht danach, einen guten Eindruck auf andere zu machen, sondern seid bescheiden und achtet die anderen höher als euch selbst. Denkt nicht nur an eure eigenen Angelegenheiten, sondern interessiert euch auch für die anderen und für das, was sie tun. Geht so miteinander um, wie Christus es euch vorgelebt hat“ (Philipper 2,3-5; „Neues Leben“-Übersetzung).
Manche meinen, dass es in Epheser 5 nur darum geht, dass sich die Ehefrauen ihren Männern unterordnen sollen. Doch in einer christlichen Ehe werden die Ehepartner als Christen dazu aufgefordert, sich einander unterzuordnen (vgl. dazu Epheser 5,22). Wir alle werden in Ewigkeit in einer Ehe mit Gott sein!
Im unmittelbaren Kontext von Epheser, Kapitel 5, angefangen in Vers 8, geht es um das Verhalten, das für alle Christen wichtig ist – nicht nur für Ehefrauen. „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.“ Fällt Ihnen etwas bei diesem Vers auf? Es ist interessant, dass Paulus nicht sagt, dass wir in Finsternis waren, sondern dass wir selbst die Finsternis waren.
Was soll der heilige Geist in uns bewirken, wenn wir nicht länger Finsternis sind? „Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ (Epheser 5,9). Nur durch den Geist Gottes sind diese Dinge möglich.
Wer aus der Finsternis ins Licht Gottes gekommen ist, soll mit den Werken der Finsternis nichts mehr zu tun haben: „Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht“ (Epheser 5,10-13).
Wir sollten diese Verse aber nicht als eine Aufforderung missverstehen, laut auf die Sünden anderer Menschen hinzuweisen! Stattdessen sollen wir auf uns selbst aufpassen und wachsam sein: „Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten. So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit“ (Epheser 5,14-16).
Paulus sagt uns hier, dass wir aufhören sollen, uns auf uns selbst zu verlassen und uns mit anderen zu vergleichen! „Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist. Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen“ (Epheser 5,17-18).
Mit anderen Worten: „Lasst euch nicht ablenken.“ Und mit der Aufforderung, sich vom Geist erfüllen zu lassen, ist nicht unbedingt gemeint, dass wir Gott bitten sollen, uns mehr von seinem Geist zu geben, sondern dass wir auf die Führung seines Geistes reagieren, der uns bereits zur Verfügung steht. Gott sagt, dass er uns alles im Übermaß gibt, so wie er es Christus gegeben hat. Er wird uns so viel heiligen Geist geben, wie es überhaupt möglich ist – wir müssen ihn nicht darum bitten, sondern uns von seinem Geist leiten lassen und dann entsprechend darauf reagieren.
Untertan sein: untereinander und in der Familie Gottes
Die Aufforderung von Paulus in Epheser 5, Vers 19 ist interessant: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“
Warum schreibt Paulus das? Weil es nicht nur um unseren Verstand, sondern auch um unsere Emotionen geht. Wir sollen einander unser Herz geben – unser Innerstes! Und dann schreibt Paulus auf einmal über die Ehe, die doch scheinbar überhaupt nichts mit diesen Themen zu tun hat. Stellen wir uns deshalb die Frage, worüber er im Weiteren wirklich schreibt. Als Erstes schreibt er an die Frauen: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn“ (Epheser 5,22).
Ist das nicht interessant? Die Unterordnung der Frau wird mit unserer Unterordnung gegenüber dem Herrn verglichen! „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat. Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen“ (Epheser 5,23-24).
An die Ehemänner in der Gemeinde schreibt Paulus Folgendes: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, damit er sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei“ (Epheser 5,25-27).
Geht es hier wirklich nur um die Ehe? Redet er wirklich nur über Ehemänner und Ehefrauen? „So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährt und pflegt es wie auch Christus die Gemeinde. Denn wir sind Glieder seines Leibes.“
Paulus möchte uns zeigen, dass verheiratete Männer und Frauen eine besondere Beziehung zueinander haben – eine ewige! Paulus erklärt uns, worum es eigentlich geht: „Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde. Darum auch ihr: ein jeder habe lieb seine Frau wie sich selbst; die Frau aber ehre den Mann“ (Epheser 5,32-33).
Das Wort „Frau“ in diesen Versen können wir folglich durch „Kirche“ ersetzen, und das Wort „Mann“ durch „Christus“. In der ewigen Ehe geht es darum, sich einander komplett unterzuordnen. Wir als Kirche sollen untereinander eins sein. Und das ist durch die Gerechtigkeit Gottes in den Menschen möglich, denn sie führt uns zur göttlichen Lebensweise. Das Ergebnis ist letztendlich der Eingang in das ewige Reich Gottes und seine Familie.
Zum Thema Ehe schrieb der Apostel Petrus Folgendes: „Desgleichen ihr Männer, wohnt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem schwächeren seine Ehre. Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden“ (1. Petrus 3,7).
Geht es bei dieser Aufforderung von Petrus allein um die physische Ehe in diesem Leben? Offenbar nicht, denn Petrus zeigt, dass Mann und Frau gemeinsame Erben des ewigen Lebens sind. Und nicht sie allein, sondern Väter, Mütter, Söhne und Töchter teilen die Gemeinsamkeit der Gnade des Lebens. Es geht also um die Familie, und dazu sind wir berufen: Wir sollen Mitglieder der ewigen Familie Gottes sein!
Lassen wir Gott in uns wirken
Der Gemeinde in Rom musste sehr viel erklärt werden: das Gesetz, die Gerechtigkeit, die Gefahr von Legalismus, die Gnade Gottes, das Vertrauen in den Plan Gottes und in Jesus Christus. Diese und viele weitere waren die Themen, die Paulus in seinem Brief an die Römer behandelte..
Ein Thema, das in diesem Brief breiten Raum einnimmt, ist das Wirken des Geistes Gottes im Leben der Berufenen. „So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, dass wir nach dem Fleisch leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben“ (Römer 8,12).
Am wichtigsten für uns sind nicht mehr die alltäglichen Belange unseres physischen Lebens, sondern das Ablegen der Taten, die Gott nicht wohlgefällig sind. Vergessen dürfen wir dabei nie, dass wir von uns aus keine Quelle der Gerechtigkeit sind – jedenfalls nicht in diesem physischen Leben. Und wenn dem so ist, wie können wir dann in unserem Wandel erfolgreich sein? Nicht durch unsere eigene Kraft, sondern „durch den Geist“ – den Geist Gottes.
Gottes Geist weist uns den Weg: „Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes“ (Römer 8,14; Einheitsübersetzung). Was betont Paulus hier? Dass wir getauft worden und dass uns dabei die Hände aufgelegt worden sind? Dass wir den Geist Gottes haben? Nein, es bedeutet genau das, was da steht: „Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen . . .“
Wir müssen erlauben, dass wir vom Geist geleitet werden. Das geschieht nicht von selbst, sondern bedarf unserer „aktiven“ Zustimmung. Wir möchten geführt werden, wir möchten mehr über Gott und seinen Weg lernen. Dabei sind wir wie Kinder, die ihrem Vater voller Vertrauen folgen: „Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Römer 8,15-16).
Der Geist Gottes versetzt uns in die Lage, das Wirken Gottes in uns zu verstehen. Nur durch den Geist Gottes können wir diese Dinge verstehen.
„Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“
Gottes Gerechtigkeit in uns führt zu einem Leben, das nicht typisch menschlich, sondern typisch göttlich ist. Reagieren wir also auf diese Gerechtigkeit in uns. Geben wir uns ihr hin. Lassen wir Gott in uns wirken. Haben wir Vertrauen. Gehen wir den Weg Gottes mit Gottes Gerechtigkeit in uns, bis wir das Ziel erreichen: unseren Eingang in das ewige Reich Gottes!