Was zeichnet einen wahren Nachfolger Jesu Christi aus? Ist es sein Bekenntnis zu Jesus als Erlöser? Oder ist es die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Konfession?
Von Roger Foster und Paul Kieffer
Das Christentum ist schon seit Jahrhunderten die dominierende Religion der westlichen Welt. Dennoch scheint sein Einfluss weder die verheerenden Auswirkungen von Kriegen wesentlich gemindert, noch die Unmenschlichkeit des Menschen seinen Mitmenschen gegenüber bedeutsam verringert zu haben.
Aus diesem Grund meinen Millionen von Menschen, die Lehren Jesu seien unpraktisch und im wirklichen Leben nicht umzusetzen. Ist diese Meinung in Bezug auf die Lebensweise, die Jesus selbst vorlebte, wirklich gerechtfertigt?
Nein, das ist sie nicht. Ganz im Gegenteil. Denn auf Umfragen basierende Statistiken zeigen offensichtliche Gründe dafür auf, warum das Christentum so fruchtlos ist: Nur wenige von denen, die sich zu Jesus Christus bekennen, leben wirklich nach dem, was er lehrte. Denn Christ sein ist viel mehr als nur ein Bekenntnis zum Namen Jesus Christus. Christ sein ist nämlich eine Lebensweise!
Als Beispiel für den Zwiespalt zwischen Christentum und der christlichen Lebensweise sei auf die Bundesrepublik Deutschland hingewiesen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren mehr als 70 Prozent der Bewohner Deutschlands Mitglieder der beiden großen christlichen Konfessionen.
Nach einer Umfrage des Nachrichtenmagazins Focus kannte jedoch weniger als die Hälfte dieser Konfessionschristen den Inhalt der Zehn Gebote „gut“. Die Bergpredigt von Jesus Christus war nur 17 Prozent dieser Menschen bekannt, und fast die Hälfte der Befragten glaubte nicht an ein Leben nach dem Tode.
Noch überraschender ist das Ergebnis einer ähnlichen Umfrage, die 1999 im Auftrag des Spiegel vom Emnid-Institut durchgeführt wurde. Danach glaubten nur 27 Prozent der befragten Konfessionschristen, dass Jesus von Nazareth wirklich der Sohn Gottes ist, von den Toten wieder auferstanden ist und wie verheißen zur Erde zurückkehren wird.
Bei diesem Unglauben von Konfessionschristen dürfte es niemanden überraschen, dass sich die Gesellschaft von den Grundwerten der christlichen Lebensweise abgewendet hat. Dazu stellte die Zeitschrift Stern in ihrer Ausgabe vom 19. Dezember 2001 fest:
„Für die Mehrheit [der Deutschen] haben die zehn biblischen Imperative ihre Bedeutung als moralische Verkehrsregelung lange verloren. Mit der Industrialisierung vor anderthalb Jahrhunderten und dem Umbau der Gesellschaft in eine kapitalistische Ordnung hat deren Arbeits- und Leistungsorientierung die Rolle des Sinnstifters und der Werte-Prägung übernommen. Nicht mehr Bewährung vor Gott und Belohnung im Jenseits zählten hinfort, sondern Verdienst und Vergütung auf Erden“ (Seite 57-58).
Ähnlich bezeichnete der Theologe Karl Rahner Deutschland als ein „Heidenland mit christlicher Vergangenheit und christlichen Restbeständen“ (Die Chancen des Christentums, Köln, Luthe-Druck, 1952, Seite 42). Nach Meinung Rahners und seines Kollegen Romano Guardini sei Deutschland, wie das christliche Abendland überhaupt, zum Missionsland geworden.
Es ist daher kein Wunder, wenn Menschen heute unterschiedliche Meinungen darüber haben, was das Christentum ausmacht. Gründen sich diese Ansichten jedoch ausschließlich auf die Aussagen der Bibel? Für manche Menschen hängt ihre Religion mehr oder weniger von ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen ab. Sie meinen, dass alle persönlichen Vorlieben und Bräuche, solange sie auf guten Absichten basieren, von Gott akzeptiert werden. Einige behaupten sogar, dass Gott nichts weiter von uns erwartet, als lediglich an die Existenz Jesu Christi oder auch nur an seinen Namen zu glauben.
Die Überzeugung, dass das Christentum eine Lebensweise ist – dass Gott Taten von uns erwartet, damit wir ihm gefallen –, ist fast völlig verloren gegangen oder wird von einigen spöttisch als „Heil durch Werke“ abgetan.
Ist es wirklich annehmbar zu glauben, dass wir Gott so verehren können, wie wir es uns selbst vorstellen? Oder hat Gott uns eine Lebensweise offenbart, die seinen Vorstellungen entspricht? Wenn dem so ist, was macht diesen Lebensweg aus? Bestimmt Gott die Beziehung, die wir zu ihm haben sollen? In diesem Beitrag werden wir uns die Antworten auf diese Fragen in der Heiligen Schrift genauer ansehen.
Mehr als nur Lippenbekenntnisse
Obwohl es unabdingbar ist, die Rolle Jesu Christi in unserer Errettung anzuerkennen und zu schätzen, sagt Jesus, dass nur der Glaube an seinen Namen nicht ausreichend ist, um den Erwartungen Gottes in Bezug auf unsere Lebensführung gerecht zu werden. Mit anderen Worten: Nur der Glaube an Jesus als Herr und Retter reicht nicht aus, um das ewige Leben zu erlangen.
„Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Matthäus 7,21-23; alle Hervorhebungen durch uns).
Jesus nannte auch die Quelle der Meinungen der meisten Menschen, wie sie Gott dienen und verehren sollten: „Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matthäus 15,8-9).
So wie es in den Tagen Jesu Christi und der biblischen Propheten war, so ist es auch oftmals heute. Die meisten Menschen bauen ihren Glauben auf den Lehren der religiösen Lehrer auf, die ihnen sympathisch sind. Für manche ist das Christentum zu einer Art „Wohlfühlreligion“ geworden, mit Gottesdiensten, die eher Unterhaltung als Anbetung sind.
Wenn wir wirklich Gottes Anweisungen folgen wollen, dann müssen wir uns mit den Ursprüngen unserer jetzigen Bräuche und Lebensgewohnheiten aufrichtig und kritisch auseinandersetzen. Wir müssen uns fragen, ob sie der Heiligen Schrift entstammen. Lehren unsere Lehrer treu das Wort Gottes? Oder verbreiten sie lediglich menschliche Ideen und Lehren, mit denen man Gott nur vergeblich dient?
Vielleicht nehmen Sie Anstoß an der Aussage, dass man Gott vergeblich dienen kann. Doch Jesus erlebte dies schon zu seiner Zeit: „Ihr Heuchler, wie fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen: Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matthäus 15,7-9).
Vor mehr als 2500 Jahren beschrieben die Propheten Jesaja und Hesekiel die eigennützige und letztendlich in Gottes Augen völlig wertlose Verehrung Gottes, die die Israeliten betrieben. Sie hörten die Worte, die die Boten Gottes verkündigten, aber ihre Taten entsprachen diesen Worten nicht. Später, zur Zeit des Neuen Testamentes, sagte Jesus, dass diese Art der Gottesverehrung völlig unnütz, frucht- und wertlos sei.
Haben sich die Dinge in der Zwischenzeit grundlegend geändert? Unser Zeitalter ist leider das Zeitalter des Unglaubens. Es ist nicht die große Mehrheit, die sich zur Festlegung ihrer Überzeugungen zunächst Gottes Wort ansieht. Die Heilige Schrift soll hingegen die Quelle und Richtschnur unseres Glaubens sein: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi“ (Römer 10,17; vgl. auch Verse 15-16).
Jesus ermahnt uns, zu der Minderheit zu gehören, für die die Heilige Schrift ihre Lebensführung bestimmt. „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ (Matthäus 7,13-14).
Wir müssen dem Willen unseres Vaters auch mit unseren Taten folgen.
Das wahre Christsein ist ein Weg
Wir wollen natürlich nicht den Eindruck erwecken, dass das Bekenntnis zu Gott, dem Vater, und seinem Sohn Jesus Christus unwichtig oder unnötig ist. Es ist wichtig und notwendig, aber es allein reicht nicht aus. In diesem Sinn beschreibt die Bibel die Lebensführung der ersten Christen auf interessante Weise.
„Er [Apollos] fing an, frei und offen zu predigen in der Synagoge. Als ihn Aquila und Priszilla hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus“ (Apostelgeschichte 18,26).
„Es erhob sich aber um diese Zeit eine nicht geringe Unruhe über den neuen Weg“ (Apostelgeschichte 19,23).
„Felix aber, der von dem Weg genauere Kenntnis hatte, vertagte ihre Sache und sagte: Wenn Lysias, der Oberste, herabkommt, so will ich eure Sache entscheiden“ (Apostelgeschichte 24,22; Elberfelder Bibel).
Die ersten Christen bezeichneten sich oft als diejenigen, die „dem Weg“ folgten. Paulus nannte diesen Lebensweg „den Weg des Herrn“ und „den Weg Gottes“ (Apostelgeschichte 18,25-26). Mit anderen Worten: Die Urchristen, die direkt von den Aposteln Christi unterrichtet wurden, waren an ihren Handlungen und Taten zu erkennen. Ihr göttlicher Lebenswandel unterschied sie von den Menschen in ihrer Umgebung.
Die Lebensweise der ersten Christen wurde als „der Weg“ bezeichnet, weil sie so lebten, wie Christus es ihnen vorlebte. Sie folgten seinem Beispiel und gehorchten seinen Unterweisungen. „Der Weg“ war damals und ist auch heute immer noch ein Lebensweg, der sich grundsätzlich von der Lebensweise unterscheidet, die die überwiegende Mehrheit der Menschheit praktiziert.
Als Jesus auf die Erde kam, erklärte er, dass eine reumütige Denkweise durch die Kraft des heiligen Geistes die Frucht gerechter Handlungen und Taten hervorbringen würde. Er lehrte, dass Gottes Weg, der Weg des Gebens, nicht der normale menschliche Weg des selbstsüchtigen Nehmens ist (Lukas 6,38; Apostelgeschichte 20,35).
Der Apostel Paulus stellte diese beiden Denk- und Lebensweisen einander gegenüber: „Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede“ (Römer 8,5-6).
Den heiligen Geist in uns arbeiten zu lassen, damit wir so denken wie Jesus Christus, ist der Schlüssel zu einem Lebensweg, der sich von den Wegen der Welt unterscheidet. Durch seinen Geist führt Gott uns nicht nur in eine neue Denkweise, sondern hilft uns auch, unsere Motivation zu verändern, die unsere Taten bestimmt.
Wenn wir uns selbst aufgeben, anstatt uns auf unsere natürliche Selbstsucht zu konzentrieren, bringt das eine dramatische Veränderung unserer Lebensweise mit sich. Dabei geht es darum, dass wir uns vom Geist Gottes leiten lassen: „Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes“ (Römer 8,14; Einheitsübersetzung).
Der Lebensweg, zu dem Gott uns beruft, bedeutet auch neue Prioritäten: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles [unsere Bedürfnisse] zufallen“ (Matthäus 6,33). Gott erwartet von uns, dass wir die Hilfe des heiligen Geistes in Anspruch nehmen, um unser Denken zu verändern und unsere Prioritäten neu zu ordnen.
Wenn wir Gott den höchsten Stellenwert einräumen, verspricht er, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Ein göttliches Leben zu führen ist jedoch viel mehr als lediglich Gottes Namen anzurufen, so, als ob unser eigenwilliges Handeln allein damit zu entschuldigen wäre.
Ein göttliches Leben zu führen bedeutet, Gottes Anweisungen zu folgen. Es bedeutet, dass wir seine Worte in die Tat umsetzen, dass wir ein durch sein Wort definiertes Leben führen. Es gilt, das Fundament dieser Lebensweise genau zu verstehen!
In seiner Antwort auf die Frage eines Schriftgelehrten betonte Jesus die grundlegenden Prinzipien der göttlichen Lebensweise. „Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, ve rsuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? Er antwortete und sprach: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben“ (Lukas 10,25-28).
Jesus und seine Apostel lehrten einen Lebensweg, der sich auf das Halten von Gottes Gesetzen gründet und von einem liebenden Herzen motiviert ist. Dieses Herz bringt willig persönliche Opfer für das Wohl anderer und konzentriert sich auf das Geben statt auf das Nehmen.
Ein wahrer Christ kann seinen Lebensweg – seinen neuen Lebensweg – nicht auf eigene Vorstellungen über richtig und falsch gründen. Die Grundlage der Lebensweise, die wir praktizieren sollen, definiert Gott in seinem Wort. Er steckt uns den Rahmen richtigen Verhaltens durch sein Gesetz ab. Jesus gehorchte diesem Gesetz vollkommen und legte damit die Kriterien für diesen wirklich christlichen Lebensweg fest.
Es ist wichtig, dass wir die Rolle von dem Gesetz Gottes in unserem Leben vollständig begreifen. Paulus erklärt in seinen Briefen sehr eindringlich, dass uns das Gesetz niemals rechtfertigen kann. Es vermag also die Schuld, die wir durch unsere Gesetzesübertretungen auf uns geladen haben, nicht zu entfernen (Römer 3,23-25).
Die Rechtfertigung, also die Entfernung der Schuld, die wir mit unseren Sünden auf uns geladen haben, ist ein Geschenk. Gott schenkt uns diese Befreiung von der Schuld der Sünde, wenn wir bereuen und unser Vertrauen in den Opfertod Christi als Sühne für unsere Sünden setzen. „So halten wir nun dafür“, stellt Paulus fest, „dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ (Vers 28), den Glauben an den Tod Jesu anstelle unseres selbst verschuldeten Todes.
Dann erklärt Paulus jedoch, welche Rolle das Gesetz weiterhin in unserem Leben spielt. „Wie? Heben wir dann das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf!“ (Vers 31). Der Sinn des Gesetzes ist es nicht, uns Vergebung für unsere Sünden zu geben, sondern Sünde zu definieren, denn „durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Vers 20). Gottes Gesetz offenbart die Prinzipien und Maßstäbe für die göttliche Lebensweise – den Weg.
Paulus erklärte die Grundlage seiner eigenen Lebensführung: „Das bekenne ich aber, dass ich nach dem Weg, den sie [die Ungläubigen] eine Sekte nennen, dem Gott meiner Väter so diene, dass ich allem glaube, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten“ (Apostelgeschichte 24,14-17). Sein Lebensweg basierte auf dem, was er aus der Heiligen Schrift gelernt hatte.
Genau das – ein Verhalten in Liebe, das die höchsten Maßstäbe der Schrift widerspiegelt – sollte unsere Lebensführung kennzeichnen. Unser Verhalten sollte zeigen, dass wir kooperative und respektvolle Diener Gottes und unserer Mitmenschen sein wollen. Als wahre Christen sollten wir liebevolle und fürsorgliche Menschen sein, die keine Kompromisse mit biblischen Prinzipien eingehen. Das ist der Weg Gottes!
„Der Weg“ lässt uns der Welt ein Licht sein
Wer die göttliche Lebensweise – den Weg – praktiziert, wird in seinem Umfeld positiv auffallen. Dazu sagte Jesus:
„Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5,14-16).
Wir leben in einer Welt voller Herausforderungen und Probleme. Doch das Wissen um Gottes großen Plan für die Menschen, den er uns offenbart hat, sollte uns helfen, eine grundsätzlich positive Lebensausrichtung zu haben, auch wenn wir selbst ab und zu geprüft werden.
In diesem Sinn sagt uns der Apostel Paulus: „Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lauter seid, Gottes Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr scheint als Lichter in der Welt, dadurch dass ihr festhaltet am Wort des Lebens, mir zum Ruhm an dem Tage Christi, so dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch vergeblich gearbeitet habe“ (Philipper 2,14-16).
Können wir auch solchen Menschen ein Licht sein, die Gott nicht kennen bzw. nicht kennen wollen? Jesus wies seine Jünger niemals an, sich völlig von denen, die ihre Sünden noch nicht bereut hatten, zurückzuziehen. Jesus selbst hat Kontakt mit Menschen gehabt, deren Sündhaftigkeit ihm bekannt war. Er hat nie an ihren Sünden Anteil gehabt. Trotzdem hat er sie nicht gemieden oder es für unangebracht gehalten, sich in ihrer Gesellschaft aufzuhalten.
Als engste Freunde sollten wir jedoch Menschen auswählen, deren Einfluss uns nicht in die Sünde führt, denn „schlechter Umgang verdirbt gute Sitten“ (1. Korinther 15,33). Das sollte uns aber nicht davon abhalten, gute Beziehungen zu Leuten zu haben, die noch nicht von Gott gerufen sind.
Wir sollten daran denken, dass Gottes Wort uns anweist, „alle Menschen zu achten“ (1. Petrus 2,17). Wir können Situationen ausweichen, bei denen wir in Sünden hineingezogen werden könnten, ohne dabei unsere Freunde zurückzuweisen. Wir sollten es immer vermeiden, unseren andersgläubigen Nachbarn, Verwandten und Bekannten gegenüber distanziert, desinteressiert und unhöflich zu sein. Wenn sie den Umgang mit uns pflegen möchten, sollten wir sie nicht davon abhalten, solange sie uns nicht zu Kompromissen mit Gottes Gesetz zu überreden versuchen.
Als Resultat unseres rücksichts- und respektvollen Umgangs mit ihnen könnte unser Vorbild ihr Denken und Handeln beeinflussen (1. Korinther 7,12-16). Wenn unser Vorbild und unser gutes Verhalten Fragen über unsere Überzeugung und unseren Lebensweg auslösen, sollten wir sie angemessen beantworten:
„Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen“ (1. Petrus 3,15-16).
Wir sollen aufpassen, dass wir Respekt für die Gefühle und Überzeugungen anderer haben, auch wenn wir mit ihrer Lebensweise überhaupt nicht übereinstimmen. Wir sollten nicht versuchen, jemanden zur Annahme unseres Glaubens zu überreden oder ihn mit ungewollten Informationen bedrängen. Petrus instruiert uns, ihnen offen, ehrlich und höflich zu antworten, wenn sie uns darum bitten, unseren Glauben zu erklären.
Wir sollten jedoch nie unhöflich sein oder andere mit ungebetenen Informationen unter Druck setzen. Jemand, der gegen seinen Willen „überzeugt“ wird, bleibt innerlich bei seiner bisherigen Meinung. Wenn Menschen uns wegen unserer Lebensweise respektieren, mag der Grund für unser Verhalten sie interessieren. Dann können wir ihnen ihrem Interesse gemäß antworten.
Wenn sich unser Verhalten auf das Vorbild Jesu gründet, werden wir anderen gegenüber rücksichtsvoll sein. Jesus gab uns ein vollkommenes Beispiel der Nächstenliebe (Johannes 15,12). Unser Denken soll sein Denken widerspiegeln, so wie beim Apostel Paulus, der bemüht war, keinen Anstoß zu geben (1. Korinther 10,32-33 und 11,1).
Warnung vor Veränderungen im Glauben
Ist es möglich, dass das Christentum in vergangenen Jahrhunderten radikal verändert wurde? Obwohl es überraschend erscheinen mag, warnten Jesus Christus und seine Apostel vor Veränderungen in der Kirche. Handelte es sich dabei nur um leere Worte, oder sagte Christus eine subtile, aber tödliche Bedrohung für die Religion voraus, die seinen Namen trägt?
Jesus sprach eine ernsthafte Warnung gegenüber seinen Nachfolgern aus: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“ (Matthäus 7,15).
Seine Warnung ergänzte er wie folgt: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter“ (Verse 21-23).
Jesus wusste, dass manche den Gehorsam vortäuschen werden, aber ihre Taten (Früchte) offenbaren ihre wirklichen Motive. „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?“ (Lukas 6,46).
Wie kann dies möglich sein? Kurz vor seinem Tod beschrieb Jesus gegenüber seinen Jüngern die Trends, die kurze Zeit nach seinem Tod eintreten und schließlich in der Zeit unmittelbar vor seiner Rückkehr zur Erde gipfeln werden. Er warnte vor falschen Propheten, die „viele verführen [werden]“ (Matthäus 24,11).
Viele von diesen falschen Propheten werden in seinem Namen kommen und behaupten, ihn zu vertreten (Vers 5), doch werden sie in Wirklichkeit ein falsches Evangelium predigen. Christus stellte also klar, dass die Verführung durch eine Betonung seiner Person begleitet wird. Die falschen Propheten werden zu Recht lehren, dass Jesus der Messias ist. Trotzdem werden sie viele verführen. Im Kern geht es bei der Verführung um den Gehorsam (Lukas 6,46), denn die Anbetung Jesu Christi beinhaltet immer das Halten der Gebote Gottes.
Die Verführer werden auch als „falsche Christusse und falsche Propheten“ auftreten und „große Zeichen und Wunder tun, sodass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten“ (Matthäus 24,24).
Fing die große Verführung in der Kirche an, wie Jesus sie vorausgesagt hatte? Ja, das tat sie. Der Apostel Paulus gab diese traurige Prophezeiung an die Gemeinde zu Ephesus heraus: „Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen“ (Apostelgeschichte 20,29-30).
Indem er feststellte, dass „sich schon das Geheimnis der Bosheit [regt]“, bestätigte Paulus die Worte Jesu über diejenigen, die Jesu Lehre entstellen werden, um die Gesetzlosigkeit zu lehren – den Ungehorsam gegenüber den Anweisungen im Gesetz Gottes (2. Thessalonicher 2,7). Auch der Apostel Petrus warnte vor diesem verführerischen Einfluss in der frühen Kirche: „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat“ (2. Petrus 2,1).
Angesichts dieser Warnungen wären wir gut beraten, die Ursprünge des heutigen Christentums zu untersuchen, um festzustellen, ob diese Trends in der Tat die Kirche – und möglicherweise auch unseren Glauben – beeinflusst haben!
Anderen ein guter Nachbar sein
Eines der berühmtesten Gleichnisse Jesu ist das des barmherzigen Samariters. In diesem Gleichnis beschreibt er einen verletzten Mann, der hilflos auf einer viel bereisten Straße liegt. Zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten gehen zwei verschiedene Männer – beide von ihnen religiös – an dem verletzten Mann vorbei, ohne ihm zu helfen. Jesus beschreibt, was dann passierte:
„Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme“ (Lukas 10,33-35).
Jesus erzählte dieses Gleichnis als Antwort auf die Frage: „Und wer ist mein Nächster?“ Nachdem er dem Fragesteller das Gleichnis gegeben hatte, fragte Jesus ihn: „Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!“ (Verse 36-37).
Geben und Dienen sind die Umsetzung von Gottes Liebe in Taten. Ein aufrichtiges Interesse am Wohlergehen anderer und der Dienst an ihnen sind Ausdruck der göttlichen Lebensweise:
„Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten“ (Jakobus 1,27; vgl. Matthäus 20,25-28).