Gott in Prüfungen treu zu bleiben ist auch heute eine wichtige Eigenschaft.
Von der Redaktion
Die Botschaft Jesu Christi an die Gemeinde zu Smyrna in der Offenbarung ist die zweite dieser zeitlosen Ermahnungen an die Mitglieder seiner Kirche. Der Hintergrund für diese Botschaft ist die Stadt Smyrna des ersten Jahrhunderts n. Chr., die in der elektronischen Ausgabe von New Unger’s Bible Dictionary wie folgt beschrieben wird: „Eine reiche und gedeihliche Stadt in Ionien, 60 km nördlich von Ephesus an der Mündung des kleinen Flusses Meles. In der Antike war sie eine der feinsten Städte Asiens und wurde ,die Liebliche – die Krone Ioniens – der Kleinod Asiens‘ genannt. Heute ist sie die wichtigste Stadt im Südwesten der Türkei mit einer Bevölkerungszahl von über anderthalb Millionen.“
Ein anderes Nachschlagewerk fügt hinzu: „Smyrnas hervorragender natürlicher Hafen machte die Stadt zu einem wichtigen Handelszentrum. Trotz der intensiven Konkurrenz von den nahegelegenen Städten Ephesus und Pergamon nannte sich Smyrna ,die erste Stadt Asiens‘. Bereits 195 v. Chr. wurde Smyrna wegen seiner Treue zu Rom mit der Errichtung eines dem Kaiser Tiberius gewidmeten Tempels geehrt. So wurde die Stadt zum Zentrum der kultischen Kaiseranbetung – eine fanatische ,Religion‘, die später unter Kaisern wie Nero (54-68 n. Chr.) und Domitian (81-96 n. Chr.) zur strengen Verfolgung der frühen Kirche führte“ (Nelson’s Illustrated Bible Dictionary, elektronische Ausgabe, Stichwort „Smyrna“).
Gerade das Merkmal – die Verehrung des Kaisers –, mit dem die Stadt die Gunst der römischen Führung erlangte, war wahrscheinlich der Auslöser der Verfolgung der Gemeinde Gottes in Smyrna. Obwohl die Apostel Respekt gegenüber menschlichen Regierungen und Autoritäten lehrten (Römer 13,1-7; 1. Petrus 2,11-17), kann es sein, daß die Gläubigen zu Smyrna, wie Paulus, beschuldigt wurden, den Frieden in ihrer Stadt mit ihrem christlichen Glauben zu stören (Apostelgeschichte 17,6).
Angesichts dieser Situation sagte Christus der Gemeinde zu Smyrna: „Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind die Synagoge des Satans. Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 2,9-10).
Die Entschlossenheit, in Prüfungen und Verfolgungen Gott treu zu bleiben, war für die Gläubigen zu Smyrna sehr wichtig, und diese Lektion ist für Gottes Volk heute nach wie vor wichtig. Wir dürfen die Ermahnung Jesu Christi nicht ignorieren: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Vers 11). Daher ist es für uns wichtig, einige der in der Botschaft an die Gemeinde zu Smyrna enthaltenen biblischen Prinzipien zu verstehen. Diese können uns helfen, mit den Schwierigkeiten unserer Zeit besser fertig zu werden. Wir untersuchen zunächst einen Teil der Geschichte und der Ermahnungen des Neuen Testamentes zu diesem Thema.
Quelle der geistlichen Perspektive
In den Prüfungen und Problemen, die wir erleben, neigen wir dazu, nur die menschliche Seite zu sehen. Die Bibel hingegen offenbart eine verborgene Quelle geistlicher Verfolgung – ein unsichtbares Geistwesen mit dem Namen Satan, unser Widersacher (1. Petrus 5,8). Der Apostel Paulus führt dazu aus: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt“ (Epheser 6,12-13; alle Hervorhebungen durch uns).
In dem Gleichnis vom Sämann lehrte uns Jesus, daß ein Teil der Samen auf gutes Land fiel und Frucht hervorbrachte, während anderer Samen auf unfruchtbaren Boden fiel, wo kein Wachstum möglich war (Matthäus 13,3-9. 18-23).
Als Jesus „den Bösen“ erwähnte, der das gepredigte Wort hinwegreißt, meinte er damit Satan, der das geistliche Verständnis der Menschen zu verhindern bemüht ist. Jesus beschrieb auch andere Menschen, die nicht sehr lange in der Wahrheit bleiben, weil sie wegen Trübsal oder Verfolgung stolpern. Andere hingegen überwinden die Verführung Satans und seine Bemühungen, sie von der Wahrheit abzubringen. Trotz Verfolgung halten sie an der Lehre Jesu Christi fest. Sehen wir uns ein inspirierendes Beispiel dieser Standhaftigkeit an.
Das Beispiel des Stephanus
Kurz nach der Gründung der neutestamentlichen Kirche in Apostelgeschichte 2 setzten die Apostel sieben Männer als Diakone ein. Unter ihnen war auch Stephanus (Apostelgeschichte 6,1-6). Dieser Mann war „voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk“ (Vers 8). Anscheinend war Satan sehr erbost, weil sich das Wort Gottes ausbreitete (Vers 7). Satan scheint eine andere Synagoge beeinflußt zu haben, eine tödliche Verfolgung gegen Stephanus einzuleiten. Der Teufel freute sich wahrscheinlich darauf, Stephanus’ Glauben zu zerstören und das Wachstum der Kirche Gottes zum Stillstand zu bringen.
Einige „von der Synagoge der Libertiner und der Kyrenäer und der Alexandriner“ erhoben falsche Anklage gegen Stephanus (Verse 9-14). Fast sieben Jahrzehnte später sagte Jesus den Christen in Smyrna: „Ich kenne ... die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind die Synagoge des Satans“ (Offenbarung 2,9). Ironischerweise können ausgerechnet die Menschen, die sich als göttlich bzw. christlich ausgeben, als ein satanisches Werkzeug der Verfolgung gebraucht werden.
Gegen Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts erlebte die Gemeinde zu Smyrna die gleiche Art Verfolgung, die Stephanus widerfuhr. Sie wurde von Menschen verfolgt, die fälschlicherweise behaupteten, Juden zu sein (so wurden die ersten Christen bezeichnet, siehe Römer 2,28-29). Wir fahren nun mit der Geschichte des Stephanus fort.
Trotz der gegen ihn erhobenen, lebensbedrohlichen Beschuldigungen gab Stephanus nicht nach. Statt nach einem lebensrettenden Kompromiß zu suchen, schien Stephanus in seiner Entschlossenheit fester zu werden, Gott zu gehorchen und ihm ein treuer Zeuge zu sein. Die Bibel beschreibt das Erscheinungsbild des Stephanus bei dem Verhör folgendermaßen: „Und alle, die im Rat saßen, blickten auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels“ (Apostelgeschichte 6,15). Es ist offensichtlich, daß Gott Stephanus stärkte.
In seiner Verteidigungsrede behandelte Stephanus die Geschichte Israels. Seine Rede gipfelte in einer kraftvollen Verurteilung der Israeliten aufgrund ihrer Auflehnung gegen die Gesetze Gottes (Apostelgeschichte 7,51-53).
Der Hohe Rat war sehr erbost, als Stephanus ausrief: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“ (Vers 55). Wie Stephanus es beschrieben hatte, behandelten ihn die Obersten unter den Juden genauso, wie ihre Väter mit den Propheten Gottes umgegangen waren.
Gott gab ihm die Kraft, diese schwere Prüfung zu ertragen, und in ähnlicher Weise verlieh er der Gemeinde zu Smyrna „zehn Tage“ lang die Kraft, ihre Trübsal zu ertragen. Mit den „zehn Tagen“ war der Zeitraum gemeint, in dem die Gemeinde starke Bedrängnis erleben sollte.
Der gleiche Trost und die Kraft, die Gott den Gläubigen damals gab, steht heute allen Menschen zur Verfügung, die Gott beruft und die seine Lebensweise gewissenhaft praktizieren. In diesem Sinne schrieb der Apostel Paulus in 1. Korinther 10, Vers 13: „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen läßt über eure Kraft, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende nimmt, daß ihr’s ertragen könnt.“ Gott verspricht, uns in unserer Trübsal zu helfen. Entweder nimmt er uns die Prüfung, oder er gibt uns die geistliche Kraft, die wir brauchen, um sie ertragen zu können.
Nach der Bekehrung kommen die Prüfungen
In dem Gleichnis vom Sämann erklärte Jesus, daß es oft Verfolgung gibt, wenn sich Menschen Gott zuwenden. Das bewahrheitete sich im Leben des Apostels Paulus. In der Zeit vor seiner Bekehrung beteiligte sich Paulus an der Verfolgung von Stephanus und der jungen Gemeinde (Apostelgeschichte 7,58; 8,1. 3).
Als Paulus nach Damaskus unterwegs war, um seine Christenverfolgung fortzusetzen, erschien Gott ihm in einer Vision. Paulus wurde vorübergehend blind und aß und trank drei Tage lang nichts. Als Hananias seine Hände auf Paulus legte, konnte er wieder sehen. Er wurde getauft und empfing den heiligen Geist (Apostelgeschichte 9,1-18). Mit seiner Taufe änderte sich sein Leben schlagartig.
Paulus war nicht länger der Verfolger, sondern wurde nun zum Verfolgten. Seine Verfolgung wurde durch sein Zeugnis für Jesus Christus ausgelöst: „Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, daß Jesus der Christus ist. Nach mehreren Tagen aber hielten die Juden Rat und beschlossen, ihn zu töten“ (Verse 22-23).
Die Realität ist doch die, daß das Volk Gottes in seiner ganzen Geschichte Prüfungen und Verfolgungen ausgesetzt gewesen ist. Sie gehören zum Christsein. Paulus erklärt dazu: „Alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Timotheus 3,12; Elberfelder Bibel). Es sind aber nicht nur Christen, die geprüft werden. In Offenbarung 3, Vers 10 erfahren wir, daß es eine „Stunde der Versuchung“ geben wird, die „über den ganzen Weltkreis“ kommen wird, „zu versuchen, die auf Erden wohnen“. Obwohl Prüfungen unangenehm sind, dienen sie der Festigung unseres Glaubens (1. Petrus 1,6-7). Gott sagt uns, daß er uns in jeder Prüfung jederzeit beisteht (Römer 8,35-39; 2. Korinther 1,4). Befassen wir uns als nächstes mit einigen der Schwierigkeiten, die Gottes Volk heute erlebt.
Der Einfluß der Familie
Vorausgesetzt, daß wir in den geistlichen Grundwerten mit unserer Familie Übereinstimmung haben, kann sie eine große Stütze für unsere christliche Lebensführung sein. Wenn die Grundwerte unterschiedlich und sogar gegensätzlich sind, können wir dem Druck ausgesetzt sein, Kompromisse mit der Wahrheit Gottes zu schließen. Jesus ging auf diese unangenehme Situation ein, als er sagte:
„Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert“ (Matthäus 10,34-38, siehe auch Micha 7,5-7).
Wenn wir uns zu Gott bekehren, erwartet er von uns, daß wir ihm die höchste Priorität einräumen und uns auch entsprechend verhalten. Wir sollen diejenigen nicht angreifen, die uns verfolgen. In der Bergpredigt sagte Jesus: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“ (Matthäus 5,44).
Wenn unsere leibliche Familie andere Werte hat, können wir Trost darin finden, daß Gott uns eine geistliche Ersatzfamilie schenken kann (Matthäus 12,47-50).
Der Reiz des Reichtums
Im Gleichnis vom Sämann sagte Jesus, daß der „betrügerische Reichtum“ einige Hörer des Wortes unfruchtbar bleiben ließ (Matthäus 13,22). Der Reiz des Reichtums oder eines großen Gehalts kann eine Versuchung sein, die zum Ungehorsam gegenüber Gott führt. Der Apostel Paulus warnt uns davor:
„Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet, und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen. Aber du, Gottesmensch, fliehe das! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut!“ (1. Timotheus 6,9-11).
Diese Ermahnung bezüglich Geldgier kann uns über unsere Arbeitsstelle nachdenken lassen. Die Gesellschaft heute hat im allgemeinen keine Ahnung von Gottes Sabbat am siebten Tag der Woche. Viele Arbeitgeber verlangen von ihren Angestellten, an diesem Tag zu arbeiten, obwohl Gott das Gegenteil gebietet (2. Mose 20,9-11).
Es kann schon vorkommen, daß man mit einem höheren Gehalt bzw. einer Beförderung versucht wird, wenn man am Sabbat arbeitet. Angesichts solcher Reize sind wir gut beraten, an die Worte Christi zu denken: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen“ (Matthäus 6,19-20).
Die Welt
Eine weitere mögliche Versuchung für Christen ist die Gesellschaft, in der wir leben. Die Welt hat andere Werte als Gott. Deshalb schrieb der Apostel Jakobus: „Ihr Abtrünnigen, wißt ihr nicht, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein“ (Jakobus 4,4). Die Welt übt eine große Anziehungskraft aus. Das Resultat ist tragisch, wenn man ihr nachgibt, statt Gott treu zu sein und ihm zu gehorchen.
In diesem Sinne schrieb Paulus: „Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? ... Was hat der Tempel Gottes gemein mit den Götzen? Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Darum geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr; und rührt nichts Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr“ (2. Korinther 6,14-18).
In Vision erlebte der Apostel Johannes den Zeitpunkt, an dem Jesus Christus auf diese Erde zurückkehrt und das Reich Gottes errichtet. In dieser Endzeit ergeht die gleiche Warnung an Gottes Volk: „Und ich hörte eine andre Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!“ (Offenbarung 18,4). Gottes Volk hat keine andere Wahl: Es muß der Gesellschaft und ihrem ungöttlichen Einfluß widerstehen.
Gottes Ermahnung an sein Volk muß vor dem Hintergrund des in Kapitel 17 und 18 geschilderten göttlichen Gerichtes über die „Mutter der Hurerei“ und das „scharlachrote Tier“, das sie reitet (Offenbarung 17,3. 5), gesehen werden. In alttestamentlichen Prophezeiungen bedeutet Hurerei Götzendienst bzw. Abgötterei (Jesaja 1,21; Hesekiel 16,15). Jesaja verspottet Babylon, indem er es „Jungfrau“ nennt (Jesaja 47,1).
Das in Offenbarung 17 beschriebene Tier, das die Frau reitet, existiert durch die Zeiten bis zum zweiten Kommen Christi. Seine zehn Hörner sprießen ihm erst in den letzten Tagen. Sie symbolisieren zehn Herrscher, die kurz vor dem Ende der jetzigen Zivilisation, kurz vor dem Eingreifen des Messias, politische Macht empfangen.
Die Apokalypse sagt uns, daß diese Hörner gegen den wiederkehrenden Christus kämpfen werden. Johannes schreibt dazu: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier ... Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden“ (Offenbarung 17,12-14).
Was bedeuten dann die „sieben Häupter“ (Offenbarung 17,3)? Johannes sagt es uns in Vers 9: „Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt.“ Die sieben Häupter entsprechen sieben aufeinanderfolgenden Königen, die über mächtige Reiche gebieten (Verse 9-10). Auf diesen „sitzt“ die Frau – sie lenkt und manipuliert sie. Das letzte „Haupt“ – der letzte König, das letzte Reich – ist noch nicht erschienen. „Wenn er kommt, muß er eine kleine Zeit bleiben“ (Vers 10).
Die zehn Hörner bzw. Könige verbünden sich zu einem Imperium unter einem Superdiktator, dem letzten, siebten Haupt des „Tieres“. Sie haben „ihr Reich noch nicht empfangen“, werden aber „für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier“ (Offenbarung 17,12). Das heißt, der siebte Kopf wird ebenfalls „das Tier“ genannt, so wie das gesamte System wie ein Tier ist.
Babylon verfolgt die Heiligen
In einer Prophezeiung über die Zeit unmittelbar vor der Wiederkehr Jesu Christi beschreibt Daniel eine religiöse Instanz, die „die Heiligen des Höchsten vernichten wird“ (Daniel 7,25). Damit ist niemand anderes gemeint als die „Frau“ aus Offenbarung 17. Der wiederkehrende Christus vernichtet die Macht der Frau zusammen mit der des letzten „Horns“, der letzten Wiedergeburt des betreffenden Imperiums (Daniel 7,23. 26-27).
Die „Frau“ ist also laut Bibel „die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige auf Erden“ (Offenbarung 17,18). Die Offenbarung nennt sie eine „Hure“, die Gewalt hat über „Völker und Scharen und Nationen und Sprachen“ (Offenbarung 17,15). Sie kann Zwang ausüben. Die Hure ist die wirkliche Macht „hinter dem Thron“. Die Gewalt selbst übt „das Tier“ aus. Es stellt die politisch-militärische Präsenz dar. Doch die Frau „sitzt auf“ dem Tier. Sie lenkt sein Handeln, formt seine Weltanschauung und Ideale. Somit versinnbildlicht sie eine falsche religiöse Ideologie und philosophische Lehre.
Was der Apostel Johannes hier schildert, ist also eine mächtige Organisation, die bestimmte religiöse, soziale und politische Gesetze vertritt und durchsetzt. Sie ist die treibende Kraft hinter der menschlichen Gesellschaft. Doch es ist, wie die Offenbarung uns gezeigt hat, ein verderbtes System. Aus diesem Grund kommt der Messias, um es zu stürzen.
Johannes hört einen Engel rufen: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister“ (Offenbarung 18,2). Die Stadt namens „Babylon“ steht symbolisch für das gottfeindliche System, das die Menschheit seit langem geistlich versklavt.
„Das große Babylon“ wird in Kapitel 18 als Wirtschaftsmarkt von großer Ausdehnung und Macht dargestellt. Er ist die Quelle von Reichtum, die Voraussetzung zur Weltherrschaft. Die Offenbarung zeigt uns: Babylon ist unermeßlich reich. Eindrucksvoll ist die Liste seiner Ein- und Ausfuhrgüter (Offenbarung 18,11-15). Die Händler von Babylon werfen Staub auf ihre Köpfe, klagen und rufen: „Weh, weh, du große Stadt, von deren Überfluß reich geworden sind alle, die Schiffe auf dem Meer hatten“ (Offenbarung 18,19).
Das große Babylon hatte Welthandel und Weltwohlstand gefördert, vielleicht die Welt auch in falscher Sicherheit gewiegt. Doch Gott richtet nun dieses System und zerstört es. „Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, daß er die große Hure verurteilt hat, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat“ (Offenbarung 19,2). Aus diesem Grund ermahnt Jesus alle Christen der Endzeit, aus diesem teuflischen System herauszukommen, auch wenn wahre Christen deshalb verfolgt werden.
Christi Ermutigung für uns
Vor seiner Kreuzigung teilte Jesus seinen Jüngern mit, welche Prüfung ihnen bevorstünden. In Johannes 15, Verse 18-20 lesen wir: „Wenn euch die Welt haßt, so wißt, daß sie mich vor euch gehaßt hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum haßt euch die Welt. Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen.“ Er beendete sein Gespräch mit den Jüngern mit den Worten: „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33).
In seiner Botschaft an die Gemeinde zu Smyrna richtete Jesus ähnliche Worte der Ermutigung an die dortigen Christen. Er ermahnte sie – und auch uns heute –, daß Christen sich in Verfolgungen und Prüfungen behaupten müssen. Überwinden wir, so verspricht Jesus uns „die Krone des Lebens“; es soll uns „kein Leid geschehen von dem zweiten Tod“ (Offenbarung 2,10-11).