Es gibt mehrere Werkzeuge, mit deren Hilfe wir unsere Beziehung zu Gott vertiefen können. In diesem Artikel geht es um das Werkzeug des Bibelstudiums.
Von Don Hooser
„Die Bibel ist langweilig“, so lautete meine Meinung. Ich war ungefähr zehn Jahre alt und hatte einen gewissen Respekt vor der Bibel. Ich entschied mich sie zu lesen – von 1. Mose bis zu den Landkarten im Anhang der Bibel. Doch ich kam nicht sehr weit.
Ich war stolz über meinen Fortschritt, bis ich in Kapitel 5 an einem langweiligen Geschlechtsregister fast Schiffbruch erlitt. Als ziemlich geradlinige Person, die noch nicht gelernt hatte, beim Lesen die weniger interessanten Passagen einfach zu überfliegen, kämpfte ich mich durch, Vers für Vers. Dann, in Kapitel 10, stieß ich auf ein weiteres Geschlechtsregister! An diesem Punkt gab ich das Alte Testament schließlich auf.
„Nun ja, dann lese ich eben das Neue Testament“, dachte ich mir damals. Ich meinte, es würde bestimmt interessanter sein.
Doch das Neue Testament beginnt in Matthäus 1 ausgerechnet mit einem Geschlechtsregister! Beschämt von meinem Mangel an Spiritualität und Durchhaltevermögen, gab ich das Bibellesen komplett auf. Auf der Grundlage meiner zwei kleinen Stichproben entschied ich, dass die Bibel nicht sehr benutzerfreundlich ist.
Als ich zwölf Jahre alt war, starb einer meiner jüngeren Brüder. Ich begann sehr viel ernsthafter über den Sinn des Lebens und das Leben nach dem Tod nachzudenken. Wenn ich jetzt zurückblicke, sehe ich, wie Gott diese schmerzvolle Erinnerung mehr und mehr dazu benutzte, mein Leben grundlegend zu verändern.
Der Wendepunkt
Und doch habe ich die Bibel nicht gelesen, bis ich dazu gezwungen wurde. Auf der Universität war ich während eines ganzen Semesters dazu verpflichtet, der Vorlesung „Studium der Bibel“ für Ingenieure zu folgen. Uns wurde aufgetragen, eine breite Auswahl an biblischen Schriften zu lesen. Das hat mir die Augen geöffnet. Von vielem, was ich da las, war ich fasziniert und begeistert!
Ich lernte viele beeindruckende Dinge über die Bibel, zum Beispiel, dass sie an der Spitze der größten Schriften der Menschheitsgeschichte steht. Sogar in der weltlichen Literatur wird die Bibel zitiert, mal gewollt, mal ohne dass der Autor sich dessen überhaupt bewusst ist. Und dies öfter als jedes andere Buch.
Ebenso lernte ich die Bedeutung des jüdisch-christlichen Erbes schätzen – des tiefen Einflusses, den die Bibel auf unsere westliche Zivilisation hatte. Dieser Unterricht war der große Wendepunkt in meinem Leben. Bald begann ich Broschüren zu bestellen (wie die, die in der Zeitschrift Gute Nachrichten kostenlos angeboten werden), die mir klare und wundervolle Erklärungen zu praktisch jedem Thema der Bibel gaben.
Eine ganz neue Welt tat sich vor mir auf. Ich entdeckte, wie aktuell und wertvoll die Schriften sind, wie zuverlässig und bedeutsam sie sich für das tägliche Leben erweisen. Meine Perspektive allem gegenüber änderte sich – und sie änderte sich zum Guten.
Vor allem lernte ich nicht nur einiges über Gott, ich lernte Gott auf eine sehr reale und persönliche Weise kennen. Von da an war es Gott persönlich, der zu mir sprach, wenn ich in der Bibel las!
Zu der gleichen Zeit lernte ich viel über die Naturwissenschaften und die Mathematik. Mir wurde klar, dass jedes Detail im Universum das Resultat von perfekter Planung, Entwicklung und Konstruktion ist – es konnte nicht alles Zufall sein! Ich erkannte, dass auch die Bibel, wenn sie von Gott ist, absolut perfekt sein muss. So machte ich mich daran, die Wahrheit herauszufinden.
Gott offenbart sich in der Tat auf zwei verschiedene Arten: In seinem Wort – der Bibel – und in seinem Werk – der Schöpfung, die uns umgibt. (Vergleiche dazu Psalm 19,1-4 und Römer 1,20.)
Die Bedienungsanleitung des Schöpfers
Unter allen Lebewesen auf der Erde ist der Mensch einzigartig. Wir haben einen großartigen Verstand mit erstaunlichen intellektuellen Fähigkeiten. Der menschliche Verstand hat außerdem ein großes geistliches Potenzial und einen Hunger nach geistlicher Nahrung. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn wir lesen, dass Gott den Menschen nach seinem eigenen Bilde schuf – nach dem Bilde Gottes –, damit wir eine enge Beziehung zu ihm haben können (1. Mose 1,27).
Alle physischen Lebewesen werden in erster Linie durch ihren Instinkt gesteuert, mit Ausnahme des Menschen. Wir brauchen einen Leitfaden, eine Anleitung für unser Leben, oder unsere intellektuellen und spirituellen Interessen werden uns auf alle möglichen falschen Wege bringen. Es würde einfach keinen Sinn machen, dass Gott uns erschafft und uns anschließend im Dunkeln darüber lässt, warum wir überhaupt hier sind.
Gott hat uns in der Tat alles offenbart, was wir wissen müssen und was wir nicht einfach selbst herausfinden können. Dies hat er in seiner Bedienungsanleitung für das Leben getan. Wir nennen sie die Bibel.
Die Bibel ist eine Sammlung aus insgesamt 66 Büchern – 39 im Alten Testament und 27 im Neuen. Diese Bücher wurden von rund 40 Autoren aus zehn verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Schreibstilen, in einem Zeitraum von mehr als 1500 Jahren geschrieben! Doch das allergrößte Wunder ist, dass die Bibel trotz ihrer unglaublichen Vielfalt ein erstaunlich einheitliches Ganzes ist. Weder widerspricht sie sich, noch ist sie zusammenhanglos. Wie kann das sein? Nur durch Gottes Inspiration und Führung jedes einzelnen Schreibers ist so etwas möglich. Der wirkliche Autor hinter den Kulissen ist immer Gott (2. Timotheus 3,16).
Die Bibel besteht also aus vielen Büchern, ist aber dennoch nur ein Buch. Sie ist das Buch – das Buch der Bücher. Viele Religionen beanspruchen für sich, ein heiliges Buch zu haben. Jedoch genau das ist die Bibel: Gottes Buch. Es ist die göttliche Offenbarung für uns Menschen und darum auch das wortwörtliche „Wort Gottes“. Es ist vollständig, weshalb Gott uns im Alten und im Neuen Testament davor warnt, etwas hinzuzufügen oder etwas davon wegzunehmen (5. Mose 2,32; Offenbarung 22,18-19).
Tatsächlich strotzt die Bibel nur so von Zitaten, die direkt von Gott kommen. Solche Zitate Gottes beginnen oft mit den Worten „So spricht der Herr“.
Zwei Teile, aber nur eine Bibel
Ironischerweise ignorieren viele Christen das Alte Testament und halten es für irrelevant, während andererseits fast alle Juden das Neue Testament ablehnen. Beide Sichtweisen sind falsch. Gemeinsam bilden beide Testamente das geschriebene Wort Gottes.
Das Neue Testament kann ohne die Kenntnis des Alten nicht in seiner wahren Fülle verstanden werden und ebenso muss das Alte Testament im Lichte des Neuen gesehen werden. Sie ergänzen und vervollständigen einander.
Jesus Christus und die Autoren des Neuen Testamentes zitierten immer wieder die hebräischen Schriften, die wir das Alte Testament nennen. Während vieler Jahre waren sie die einzigen Schriften, die der noch jungen christlichen Kirche zur Verfügung standen.
Diese Schriften, wie Jesus selbst betonte, sind die Grundlagen christlichen Lebens und Lehrens. Später, etwa zu der Zeit, als der Apostel Petrus seinen zweiten Brief schrieb, wurden einige Teile dessen, was später als das Neue Testament bekannt wurde, als „heilige Schriften“ anerkannt (2. Petrus 3,16).
Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass Jesus Christus die Pharisäer und andere Juden dafür kritisierte, dass sie das Alte Testament lehrten und danach lebten. Doch so war es nicht. Jesus kritisierte sie, weil sie nicht nach der Schrift lebten! Es war so, als hätten sie das Wort Gottes nicht einmal gelesen, denn Jesus fragte sie mehrmals: „Habt ihr nicht gelesen…?“ Jesus sagte ebenfalls: „Wie fein hebt ihr Gottes Gebot auf, damit ihr eure Satzungen aufrichtet“ (Markus 7,9; siehe auch Verse 5-13).
Im heutigen Judentum sieht es nicht wirklich anders aus. Ebenso bevorzugt der große Teil des Christentums althergebrachte religiöse Traditionen, wobei viele dieser Traditionen im Konflikt mit der Bibel stehen.
Alles, was von Gott kommt, ist perfekt. Die ursprünglichen hebräischen, aramäischen und griechischen Texte der Bibel waren fehlerlos (nur ist keine von Menschen gemachte Übersetzung dieser Texte perfekt). Die Bibel ist wahr und sie ist die Wahrheit – die ultimative Wahrheit (Johannes 17,17).
Die Bibel sollte als Wissensbasis für alle Bereiche des Lebens gelten. Übereinstimmung mit der Bibel ist der beste Test, um herauszufinden, ob man es wirklich mit der Wahrheit zu tun hat oder nicht. Wenn eine Idee oder Theorie mit biblischen Aussagen im Konflikt steht, kann sie nicht richtig sein. Besonders wichtig ist die Bibel dann, wenn es um die grundlegenden Fragen des Lebens geht, wie die Frage nach dem, was Gut und was Böse ist.
Die neutestamentliche Kirche gegen den Skeptizismus
Beachten wir eine Aussage des Apostels Paulus: „Das bekenne ich dir aber, dass ich nach dem Weg, den sie eine Sekte nennen, dem Gott meiner Väter so diene, dass ich allem glaube, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten“ (Apostelgeschichte 24,14). Wahres Christentum wurde „der Weg“ genannt. Warum? Es ist ein Lebensweg und nicht nur ein Glaube!
„Das Gesetz und die Propheten“ sind eine altertümliche Bezeichnung für das, was wir das Alte Testament nennen. Paulus sagte also, dass er allem glaubte, was im Alten Testament geschrieben steht. Viele moderne Christen glauben nicht an das gesamte Neue Testament, wie viel weniger an das Alte!
In unserer heutigen Welt geht der Trend immer mehr hin zum Unglauben und zur Teilnahmslosigkeit gegenüber der Bibel. Das „Christentum“ unserer Zeit löst sich mehr und mehr von der Bibel. Die meisten Konfessionschristen lesen die Bibel nicht einmal und noch viel weniger folgen ihrer Lehre. Ein Großteil der Glaubenssätze und Lehren, von denen sie annehmen, dass sie aus der Bibel kommen, haben tatsächlich nichts mit ihr zu tun.
Viele Menschen vermeiden es, die Bibel zu lesen. Manche verachten sie sogar, denn sie wissen, dass die Schriften sie in ihren Sünden und schlechten Angewohnheiten verurteilen.
Außerdem werden wir mehr und mehr mit Skeptizismus (Anzweiflung) und Angriffen gegen den Glauben und insbesondere gegen Bibelgläubigkeit bombardiert. Manche behaupten sogar, nur „Ungebildete“ würden an solch einem Glauben festhalten. In Judas 1, Vers 18 lesen wir jedoch, dass es, wenn das Ende des Zeitalters des Menschen näher rückt, viele „Spötter“ geben wird. All dieses kann ziemlich verwirrend und einschüchternd sein.
Christen brauchen wahren Mut. Wir sollen uns viel mehr darum kümmern, was Gott von uns hält, als um das, was irgendein Mensch denkt. Wir sollen uns nicht auf Menschen verlassen, wenn es darum geht zu wissen, was die Bibel lehrt und was nicht. Lesen wir sie selbst, mit unseren eigenen Augen und unserem eigenen Verstand.
Seien wir unter den wenigen, welche die „enge Pforte“ wählen, die zum Leben führt, und nicht unter den vielen, die den „breiten Weg“ nehmen, der zur Verdammnis führt (Matthäus 7,13-14).
Als Beispiel sei Noah genannt. Noah predigte die Wahrheit während der gesamten Zeit, die er an der Arche baute, doch nur acht Leute glaubten und wurden vor der Flut gerettet (2. Petrus 2,5). Jesus Christus predigte über drei Jahre lang vor großen Mengen, doch als er seine Kirche gründete, bestand sie nur aus 120 Mitgliedern (Apostelgeschichte 1,15).
Die Bibel ist eine „gute Nachricht”
Die Botschaft Jesu und der Apostel wurde „Evangelium“ genannt, was so viel heißt wie „gute Nachricht“. Doch eine gute Nachricht wovon? Die meisten Christen können es uns nicht sagen.
Es war das sogenannte „Evangelium vom Reich Gottes“ (Lukas 4,43). Christus predigte also die gute Nachricht über seine zukünftige Rückkehr zur Erde und die Errichtung seines Reiches. Er predigte davon, wie Menschen wie Sie und ich ein Teil dieses ewigen Königreiches und der Familie Gottes werden können! Es ist wirklich eine Botschaft der Hoffnung für die gesamte Menschheit (Römer 15,4).
Wir stellen uns das Evangelium meistens als das Neue Testament vor, doch die gute Nachricht ist ebenfalls im Alten Testament zu finden. In Wahrheit sind sämtliche Bücher der Bibel miteinander verknüpft; so gesehen ist die ganze Bibel das Evangelium. Die Schrift hat viele schlechte Nachrichten über die „gegenwärtige böse Welt“ (Galater 1,4), doch der Ausblick in die Zukunft ist wunderbar – eine nicht mehr ferne, neue Welt unter der Herrschaft Jesu Christi!
Schlüssel zum Verständnis der Bibel
Wie können wir das Beste aus unserem Bibelstudium machen? Nachfolgend wollen wir einige wichtige Schlüssel vorstellen.
• Nehmen Sie sich die Zeit zum Bibellesen. Reservieren Sie etwas Zeit und widmen Sie sie der täglichen Bibellektüre. Geben Sie dieser Zeit eine besonders hohe Priorität! Viele große und erfolgreiche Männer und Frauen waren tägliche Bibelleser. Denken Sie über das nach, was Sie lesen, um die Lehren der Bibel im eigenen Leben anwenden zu können. Besser kann man die Zeit überhaupt nicht nutzen!
• Bitten Sie Gott um Hilfe beim richtigen Verständnis der Bibel. „Bittet, so wird euch gegeben“ (Matthäus 7,7). Gebet und nützliches Bibelstudium gehen Hand in Hand.
• Verwenden Sie hilfreiche menschliche und technische Ressourcen. Als ein äthiopischer Beamter das Buch des Propheten Jesaja las, fragte Philippus ihn: „Verstehst du auch, was du da liest?“ Der Mann antwortete: „Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet?“ (Apostelgeschichte 8,26-28). Es ist enorm hilfreich, Lehrer zu haben, die einem zeigen können, wo man am besten Antworten auf seine Fragen findet.
• Die Bibel widerspricht sich nicht. Manchmal jedoch scheinen sich auf den ersten Blick gewisse Teile zu widersprechen – und Kritiker benutzen diese angeblichen Widersprüche in der Bibel, um sie zu widerlegen. In der Tat sind solche Widersprüche jedoch oft nur Missverständnisse in der Bibelauslegung. Zu diesem Thema sind einige gute Bücher geschrieben worden, die beweisen, dass solche vermeintlichen Widersprüchlichkeiten in Wirklichkeit auf Missverständnissen beruhen.
Die Abschnitte in der Bibel, die wir nicht verstehen oder erklären können, sind kein Beweis für Fehler in der Bibel. Sie zeigen hingegen viel eher, dass wir Menschen schlichtweg nicht alles begreifen können. Gott aber kann es und eines Tages wird er uns auch die Dinge erklären, die wir heute nicht verstehen können.
Die Bibel kann auf vielen unterschiedlichen Ebenen verstanden werden. Sogar jemand, der sich nicht für Gott interessiert, kann die Bibel lesen und viel über Geschichte, menschliche Beziehungen und andere Themen erfahren.
Die Schrift ist voller wertvoller Weisheiten. Doch um die Bibel auf einer tiefen spirituellen Ebene zu begreifen, bedarf es einer besonderen Geisteshaltung. Ein Aspekt dieser Geisteshaltung ist eine demütige, belehrbare Einstellung. Man muss bereit sein, Gottes Anweisungen anzunehmen und auf sie zu reagieren! „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Klug sind alle, die danach tun“ (Psalm 111,10).
Um Gottes Wort wirklich zu verstehen, bedarf es tiefer Ehrfurcht vor ihm und Anerkennung seiner Autorität. Gott segnet die Leser mit Einsicht, wenn sie nur bereit sind, das Gelernte auch anzuwenden. Beachten wir, was Jesus in Matthäus 4, Vers 4 sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
Der erste und wichtigste Zweck von Gottes Wort ist, dass wir danach leben. Zweitens soll es uns spirituell nähren und stärken wie unser tägliches Brot. Drittens sollten wir einen forschenden Verstand haben, der nach Gottes Wort hungert. Viertens spricht Jesus von jedem Worte Gottes, nicht nur von einem gewissen Teil. Fünftens, wie können wir nach Gottes Wort leben, wenn wir es nicht gelesen haben? Sechstens sind wir, wovon wir uns ernähren. Wenn wir das Wort Gottes verdauen, werden wir Gott immer ähnlicher. Auch Kinder können ein erstaunliches Verständnis der Bibel erlangen, zum Teil weil sie noch eine demütige, belehrbare Einstellung haben.
Die Bibel? Unschätzbar!
Gottes Offenbarung darüber, wie er Menschen in sein Reich bringen will, ist ein Schatz – eine „kostbare Perle“ (Matthäus 13,45-46; siehe auch Sprüche 3,13-18). Sie ist jedes Opfer wert. Der Schöpfergott möchte, dass wir mit ganzem Herzen graben und suchen, um in sein Reich zu gelangen. Ein anderes Wort für Jünger ist Schüler. Gott möchte, dass wir Schüler seines Sohnes Jesus Christus werden. Öffnen Sie Ihre Bibel und Ihr Herz, um zu hören, was Gott uns zu sagen hat!
Bibelstudium ist eine ernste Sache. Wenn wir heute nicht hören, was Gott uns zu sagen hat, kann es morgen zu spät sein. Wir müssen Jünger und Täter des Wortes werden (Jakobus 1,21-25). Und alle Opfer, die wir in diesem Leben bringen, sind eine Kleinigkeit, verglichen mit dem herrlichen ewigen Leben, das Gott uns anbietet (Römer 8,18).
Das längste Kapitel der Bibel ist Psalm 119. Wie passend, dass es sich hier um ein Liebeslied handelt, das Gott für sein Wort und seine Gesetze preist! Der Autor schrieb: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“ (Vers 105). Mögen diese Worte unseren Weg erleuchten! Seien wir enthusiastisch und leidenschaftlich für Gottes Wort. Mit zunehmendem Verständnis kommt zunehmende Freude und Zufriedenheit! Versuchen wir es – es wird uns gefallen und das Leben verändern!
Der folgende Vers bezieht sich zwar direkt auf das Buch der Offenbarung, doch gilt er genauso für die gesamte Bibel: „Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“ (Offenbarung 1,3).
Die Überlieferung des biblischen Textes
Wie zuverlässig wurde der Text der Bibel überliefert? Kein anderes Werk des Altertums vermag mit einer ähnlichen Menge von Textmanuskripten aufzuwarten. Das gilt für das Alte ebenso wie für das Neue Testament. Wenige alte Bücher sind, was Handschriften anbelangt, die bis dicht an die Entstehungszeit des Originals heranreichen, besser bezeugt als die beiden Teile der Bibel.
„Antike Handschriften in Palästina entdeckt“, so hieß die Überschrift einer scheinbar nicht so wichtigen Meldung am 12. April 1948 in der Londoner Times. Gemeint waren die Schriftrollen vom Toten Meer, die man in einer Höhle bei Qumran nahe des Toten Meeres entdeckte. Darunter war eine vollständige Schriftrolle des Buches Jesaja aus dem Alten Testament sowie andere Teile der hebräischen Bibel. Die Jesajarolle, im 2. Jahrhundert vor Jesu Geburt angefertigt, bestätigte die Genauigkeit der jüdischen Bibelüberlieferung. Ein Vergleich dieser Schriftrolle mit mittelalterlichen Handschriften, die mehr als 1000 Jahre älter waren, ergab, dass es nur einige unbedeutende Textschwankungen gab.
Beim Neuen Testament ist die Fülle der Textzeugnisse überwältigend. Es existieren nämlich mehr als 5000 Manuskripte, die das Neue Testament ganz oder teilweise enthalten. Darunter befinden sich bedeutende Teile des Neuen Testaments aus der Zeit um 200 n. Chr. und das ganze Neue Testament innerhalb von 200 Jahren nach seiner Entstehungszeit. Darunter ist ein kleines Stück von einem Papyrusbogen, das in der „John Rylands“-Bibliothek in Manchester (England) aufbewahrt wird, eines der interessantesten Schriftzeugnisse überhaupt. Das Bruchstück enthält Teile des Johannesevangeliums und wurde nach Meinung der Experten vor 150 n. Chr. geschrieben.
Geht man davon aus, dass der letzte Teil des Neuen Testaments Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. geschrieben wurde, dann ist das Textstück aus Johannes keine fünfzig Jahre vom Original entfernt! Dazu schrieb Sir Frederic Kenyon, Direktor des Britischen Museums: „Die Zeitspanne zwischen der Datierung der ursprünglichen Texte und der frühesten erhaltenen Belege ist so klein, dass sie vernachlässigt werden kann, womit uns die letzte Grundlage für jeden Zweifel daran entzogen ist, dass der Text der Heiligen Schrift im Wesentlichen genauso überliefert wurde, wie er ursprünglich lautete. Damit können sowohl die Authentizität als auch die weitgehende Unverfälschtheit der Schriften des Neuen Testaments als endgültig erwiesen gelten“ (F. Kenyon, The Bible and Archaeology, 1940, Seite 288-289).
Wer sich mit Altertumskunde und der Literatur der Antike befasst, könnte in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen, hätte er auch nur einen kleinen Teil dessen vor Augen, was Theologen bereits an altertümlichen Zeugnissen und Belegmaterial wichtiger Dokumente zutage gefördert haben. Die einflussreichsten nicht biblischen Werke des Altertums waren die umfangreichen epischen Dichtungen Homers, die Ilias und die Odyssee. Die Ilias soll um 700 v. Chr. entstanden sein, die Odyssee ein halbes Jahrhundert später. Die ältesten Papyrusfragmente dieser Werke stammen jedoch aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, also fast 1000 Jahre später. Das älteste Manuskript gar, das die ganze Ilias enthält, datiert aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. Mit der Odyssee verhält es sich ähnlich. Herodot, der „Vater der Geschichtsschreibung“, verfasste seine Werke im 5. Jahrhundert vor Christus, doch die beiden besten Manuskripte stammen aus dem Mittelalter (10. und 11. Jahrhundert).
F. F. Bruce, Professor für Bibelkritik und Exegese an der Universität von Manchester, schrieb über die textliche Bezeugung des NT im Vergleich zu anderen klassischen Werken: „Wir haben viel mehr Unterlagen für die neutestamentlichen Schriften als für die meisten Schriften klassischer Autoren, deren Echtheit anzuzweifeln niemandem einfallen würde. Wäre das Neue Testament eine Sammlung von weltlichen Schriften, so wäre seine Echtheit im Allgemeinen über alle Zweifel hoch erhaben.“
Eine wichtige Lektion aus biblischer Geschichte
Aus der Geschichte wissen wir, dass man immer wieder versucht hat, das Wort Gottes zu vernichten, so auch im Lande Juda am Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. Der jüdische König Jojakim wagte es, einen Teil des Wortes Gottes zu löschen, doch sein Hochmut brachte ihm eine schwere Strafe ein.
Die elfjährige Herrschaft des Jojakim war eine einzige Katastrophe. Anstatt dem gerechten Vorbild seines Vaters Josia (Jeremia 22,15-16) zu folgen, wandte sich Jojakim dem Bösen zu. Jeremia beschrieb ihn als anmaßenden Herrscher, der sein Volk schikanierte (Verse 13-14) und die Diener Gottes verfolgte und ermordete (Jeremia 26,20-23).
Gott wies Jeremia an, König Jojakim und die Bewohner Jerusalems vor einem Sturz zu warnen, wenn sie ihre Sünden nicht bereuten (Jeremia 36). Jeremia ließ seinen Schreiber Baruch die Worte Gottes niederschreiben und vor dem Volke Judas verlesen. Gott hoffte, sie würden sich von ihren Verfehlungen abkehren und dem angekündigten Untergang entgehen (Jeremia 36,4-7).
Als die Hofleute des Königs die Strafpredigt Jeremias vernahmen, eilten sie mit der Unheilsbotschaft zu Jojakim (Jeremia 36,19). Nachdem der König die Darstellung seiner Oberen gehört hatte, sandte er einen Offizier, die Schriftrolle zu holen (Vers 21).
Auf Befehl las der Offizier die Rolle vor. Jedes Mal, wenn er ein paar Spalten zu Ende gelesen hatte, schnitt der König diesen Teil der Rolle ab und warf ihn verächtlich ins Feuer, das im Ofen vor ihm brannte. Das tat er, „bis die Schriftrolle ganz verbrannt war im Feuer“ (Jeremia 36,23). Jojakim meinte, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein. Doch Gott sollte das letzte Wort haben.
Er forderte Jeremia auf, eine zweite Rolle zu schreiben, und kündigte für Jojakim Folgendes an: „Es soll keiner von den Seinen auf dem Thron Davids sitzen . . . Und ich will ihn und seine Nachkommen . . . heimsuchen um ihrer Schuld willen, und ich will über sie . . . kommen lassen all das Unheil, von dem ich zu ihnen geredet habe, und sie gehorchten doch nicht“ (Verse 30-31).
Jojakim blieb halsstarrig und musste die Folgen tragen. Er unterlag im Kampf gegen die Babylonier und wurde in Ketten abgeführt. Anscheinend starb er in babylonischer Gefangenschaft oder auf dem Weg dorthin.
Alle Führer und alle Völker sollten sich die Lektion Jojakims zu Herzen nehmen: Wer Gottes Wort zu vernichten sucht, begibt sich in große Gefahr. Kein Mensch kann Gott ungestraft trotzen.
Gottes Wort ist die Grundlage aller Erkenntnis und besteht – anders als der vergängliche Mensch – in aller Ewigkeit (1. Petrus 1,24-25).