Von Scott Ashley
Die Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten (Apostelgeschichte 2,1-4) verwandelte die Apostel Jesu Christi von einer Gruppe gewöhnlicher Männer in einige der bemerkenswertesten und dynamischsten Führer, die die Welt je gekannt hat. Um das Ausmaß ihrer Verwandlung zu erfassen, sollten wir uns diese Männer näher anschauen, bevor sie den heiligen Geist erhalten haben.
Die vier Evangelien – Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – geben uns einen Einblick in ihr Leben. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass irgendeiner der zwölf Apostel eine außergewöhnliche Erziehung genossen hatte, eine höhere Position innehielt oder besonderen Einfluss ausübte. Es waren gewöhnliche Männer, die bei den Herrschern und religiösen Autoritäten der damaligen Zeit als „ungelehrte und einfache Leute“ galten (Apostelgeschichte 4,13).
Matthäus war ein Zöllner, die am meisten verachtete Berufssparte seiner Zeit (Matthäus 9,9; 18,17). Petrus, sein Bruder Andreas und ein weiteres Brüderpaar, Jakobus und Johannes, waren Partner einer bescheidenen Fischerei (Matthäus 4,18-22; Lukas 5,1-10). Zusammen mit Philippus lebten sie in der Stadt Betsaida in der nördlichen Provinz von Galiläa (Johannes 1,44). Das einzig Besondere an ihnen war, dass sie zu den Jüngern Jesu Christi gehörten.
Noch bemerkenswerter ist ihr mangelndes geistliches Verständnis in ihrer Ausbildungszeit. Ihre Gesinnung wurde immer noch von ihrer fleischlichen Natur bestimmt. Ihr Denken und Verhalten war „fleischlich“ (Römer 8,5-7). Jesus wies sie für ihren mangelnden Glauben und ihr verhärtetes Herz zurecht (Markus 16,14).
Das Verhalten der Jünger Christi zeigt, dass es, selbst mit eigenen Ohren zu hören, was Jesus lehrte, und mit eigenen Augen sein Beispiel zu sehen, nicht genügte, um das fleischliche Denken der Jünger in ein geistliches umzuwandeln.
Jesus wies Jakobus und Johannes streng zurecht wegen ihrer Einstellung gegenüber denjenigen, die ihn abgelehnt hatten. „Aber man [die Samariter] nahm ihn nicht auf . . . Als aber das seine Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel herabfalle und sie verzehre, wie auch Elia getan hat! Er aber wandte sich und bedrohte sie und sprach: Wisset ihr nicht, welches Geistes [Kinder] ihr seid? Denn des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erretten“ (Lukas 9,53-57; Schlachter-Bibel). Später wurde Johannes als „Apostel der Liebe“ bekannt – was für ein Wandel für einen Mann, der Jesus Christus bedrängt hatte, ein ganzes Dorf auszulöschen!
Die Jünger waren egoistisch. Sie stritten sich untereinander, wer von ihnen der Größte sei (Markus 9,33-34; Lukas 22,24). Jakobus und Johannes versuchten sogar, Jesus dazu zu bringen, sie mit herausragenden Ämtern in seinem kommenden Reich auszustatten (Markus 10,35-37).
Jeder von ihnen überschätzte auch seine Treue zu Christus. „Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet alle Ärgernis nehmen; denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen . . . Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie alle Ärgernis nehmen, so doch ich nicht! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Er aber redete noch weiter: Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen! Das gleiche sagten sie alle“ (Markus 14,27-31).
Während sie diese Worte sprachen, glaubten die Jünger, dass sie wirklich tun würden, was sie versprochen hatten. Und trotzdem verließen sie Jesus innerhalb weniger Stunden (Markus 14,50). Petrus fluchte sogar und schwor, dass er Jesus nie gekannt hätte (Matthäus 26,69-75; Lukas 22,54-62).
Nach der Kreuzigung Jesu waren Petrus und die anderen Apostel bereit, alles aufzugeben und ihre Berufe als Fischer wieder aufzunehmen (Johannes 21,2-3). Sie hatten gehört, wie Jesus über seinen Tod und seine Auferstehung gesprochen hatte, doch ihre eingeschränkte Perspektive ließ sie die Bedeutung der Worte Jesu nicht erkennen. Die gleiche Blindheit erfahren alle Menschen, bis Gott ihren Verstand dafür öffnet, was sein Wort wirklich aussagt.
Selbst nachdem er die Berichte über Jesu Auferstehung gehört hatte, zweifelte Thomas immer noch: „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben“ (Johannes 20,25). Jesus erschien etwas später und gab Thomas genau den Beweis, den er gefordert hatte (Verse 26-29).
Dies waren die Männer, die Jesus ausgewählt hatte, um sein Evangelium in alle Länder zu tragen. Vor Pfingsten hatten sie noch nicht den heiligen Geist, und sie waren genauso machtlos wie jeder andere. In diesem Zustand konnten sie ihre Absicht, ihrem Erlöser treu zu dienen, nicht erfüllen. Es war unmöglich für sie, aus eigener Kraft heraus Christi Diener zu sein.
Jetzt können wir Jesu Bemerkung verstehen, als seine Jünger ihn fragten: „Ja, wer kann dann selig werden?“ Seine Antwort: „Bei den Menschen ist's unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Matthäus 19,25-26).
Das Wunder der Umwandlung
Gottes Geist, der ab der Taufe in uns arbeitet und vorher bei uns ist (Johannes 14,17), hilft uns bei der Veränderung und beim Hervorbringen der richtigen Frucht in unserem Leben. Galater 5, Verse 22-23 führt die Eigenschaften von Gottes Geist auf – Liebe, Freude, Frieden, Güte, Sanftmut und Selbstkontrolle unter anderen –, die mit unserem geistlichen Wachstum immer sichtbarer werden.
Die „Gesamtsumme“ der Frucht des Geistes könnte man mit anderen Worten auch als Gerechtigkeit bezeichnen. Es ist für uns auch wichtig zu verstehen, dass die Ehre für diese Frucht Gott gebührt. Paulus äußerte vor den Philippern seinen Wunsch, für Gott annehmbar zu sein, „dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz [aus meinem buchstäblichen Halten des Gesetzes] kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird“ (Philipper 3,9).
Theoretisch könnte man womöglich zwar den Buchstaben des Gesetzes genau befolgen, die geistliche Absicht des Gesetzes dabei jedoch verfehlen, wie es offensichtlich bei den Schriftgelehrten und Pharisäern der Fall war (Matthäus 23,3. 27-28).
Beachten Sie, dass Paulus Gott vertraute, Gerechtigkeit in ihm hervorzubringen, wissend, dass „Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Philipper 2,13). Das Wunder der Umwandlung (Bekehrung) hat mit einer geistlichen Erneuerung zu tun (Epheser 4,22-24) und ist ein Geschenk Gottes (Epheser 2,8), das man sich nicht verdienen kann. Wenn Gott uns zu seinen Kindern beruft, leitet er durch seinen Geist in uns eine Änderung unserer Gesinnung ein. Durch die Erneuerung oder die Änderung unseres Denkens wird unser ganzer Lebenswandel verändert.
Paulus beschrieb die Gesinnung und das Verhalten, das in einer bekehrten Haltung ersichtlich wird:
„So macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Philipper 2,2-4). Die Gesinnung Christi in uns macht das Wunder der Umwandlung möglich: „Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht“ (Vers 5).
Was wir persönlich und die ganze Menschheit brauchen, ist eine innere, geistliche Revolution (Umkehrung), eine neue Gesinnung, die auf das Wohl aller gerichtet ist – eine gerechte, göttliche Gesinnung, die uns Menschen von Natur aus fremd ist. Diese neue Gesinnung kann man nicht kaufen oder mieten – sie ist uns Menschen nicht angeboren, sondern ist auf das Wirken des Geistes Gottes, den Gott uns und allen Menschen schenken möchte, zurückzuführen.