Paulus war der erste Apostel Jesu, der das Evangelium in Griechenland predigte, dem Mutterland der Demokratie. Welche Erfahrung machte Paulus in Korinth?
Von Paul Kieffer
In unseren westlichen Demokratien sind die Menschen es gewohnt, die Leistung ihrer Politiker zu bewerten. Die Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung, sofern niemand verleumdet wird, führen dazu, dass man über die Leistung der gewählten Funktionsträger offen diskutiert. So ist man informiert, wenn die Amtszeit der betreffenden Funktionäre zu Ende geht. Sind sie gut, werden sie wiedergewählt. Ist ihre Leistung schlecht, werden sie abgewählt.
Da Politiker nur Menschen sind, machen auch sie Fehler – manche mehr als andere. So genießt der Beruf „Politiker“ zurzeit keinen besonders guten Ruf. Vorurteile wie z. B. „Alle Politiker sind faul” oder „Politiker wollen nur die Macht” sind gängig. Im April 2010 kommentierte Bundestagspräsident Norbert Lammert das schlechte Image seiner Berufskollegen wie folgt: „Das Publikum tut sich offenbar mit frei gewählten Politikern schwerer als mit vordemokratischen Führungsfiguren.“
Die römischen Kaiser zu Beginn der christlichen Ära gehörten zu den „vordemokratischen Führungsfiguren“. Wie sollten Christen damals ihre öffentlichen Amtsträger sehen? Der Apostel Petrus schrieb Folgendes dazu: „Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun. Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft – als die Freien und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes. Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehrt den König!“ (1. Petrus 2,13-17; alle Hervorhebungen durch uns).
Interessant ist der wahrscheinliche Zeitpunkt, zu dem Petrus den Brief verfasste: in den frühen 60er Jahren n. Chr. Wer war der Kaiser in Rom? Nero – derjenige, der als Reaktion auf einen Großbrand in Rom eine Christenverfolgung anzettelte. Man könnte meinen, es wäre erlaubt, einen König wie Nero nicht zu ehren. Doch die Bibel warnt Christen im Allgemeinen vor denen, die die Obrigkeit lästern:
„Ebenso aber beflecken auch diese als Träumende das Fleisch, die Herrschaft aber verachten sie, Herrlichkeiten aber lästern sie. Michael aber, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“ (Judas 1,8-9).
Der Apostel Paulus in Korinth
Was geschieht, wenn die Gemeinde mit ihren Funktionsträgern so umgeht, wie das heute mit Politikern üblich ist? In der Zeit, als Petrus seinen Brief schrieb, gab es bereits einen solchen Fall: in der Gemeinde zu Korinth. Die Beziehung der Gemeinde zu Korinth zum Apostel Paulus ist deshalb ein Fallbeispiel, das lehrreich und warnend sein sollte für die heutige Kirche.
Zwischen ca. 50 und 52 n. Chr. hatte Gott seinen Diener Paulus benutzt, um die Gemeinde zu Korinth zu gründen. Gott ließ ihn wissen, dass er „ein großes Volk“ in Korinth hatte (Apostelgeschichte 18,10). Paulus blieb dann anderthalb Jahre in Korinth, um die Gemeinde aufzubauen.
Paulus setzte seine ganze Kraft daran, dass die Gemeinde geistlich gedieh und reifte. Mit seiner Arbeit und Gottes Hilfe war ein vielversprechender Anfang gemacht worden. Keine Gemeinde im Tätigkeitsbereich des Paulus war so reich an geistlichen Gaben wie die Korinther (1. Korinther 1,4-5). Bei allem Reichtum an geistlichen Gaben blieben jedoch Probleme nicht aus. Drei bis dreieinhalb Jahre nach Gründung der Gemeinde musste Paulus die Schwierigkeiten ansprechen:
„Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung. Denn es ist mir bekannt geworden über euch, liebe Brüder, durch die Leute der Chloë, dass Streit unter euch ist. Ich meine aber dies, dass unter euch der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere: Ich zu Apollos, der Dritte: Ich zu Kephas, der Vierte: Ich zu Christus. Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?“ (1. Korinther 1,10-13).
Kritik und Anfeindung
Interessant ist, dass die Griechen in Korinth aus einer demokratischen Gesellschaft stammten, der ersten der Welt. Sie sahen die Sache demokratisch und identifizierten sich mit bestimmten Führungspersonen. Auch mit Kritik an ihren Führern hielten die Griechen nicht zurück. Diese Gemeinde, die Gott durch Paulus gegründet hatte, begann Paulus zu kritisieren, und zwar in einem Maße, das fast unglaublich ist.
Und es beschränkte sich nicht auf Kritik. Die Gemeinde „richtete“ Paulus geradezu. Erkennen Sie die Ironie? Die Gemeinde zu Korinth maßte sich an, ausgerechnet den Mann zu tadeln und abzuurteilen, durch dessen Einsatz sie der Kirche zugeführt worden waren. Die Briefe an die Korinther zeigen das geduldige Bemühen des Paulus, die verhängnisvollen Konsequenzen solcher Kritik und Anfeindung abzuwenden.
Aus der Sicht der Korinther mag Paulus manch Kritikwürdiges an sich gehabt haben. Wie alle Menschen war auch er nicht perfekt – das hat er auch nie behauptet. Lesen wir zum Beispiel 1. Korinther 1, Verse 14-16: „Ich danke Gott, dass ich niemanden unter euch getauft habe außer Krispus und Gajus, damit nicht jemand sagen kann, ihr wäret auf meinen Namen getauft. Ich habe aber auch Stephanas und sein Haus getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemanden getauft habe.“
Bei der kritischen Haltung der Korinther kann man sich vorstellen, dass sich einige über diese Feststellung des Apostels beschwert hätten. Kann man da nicht schon die Klagen hören? „Er weiß nicht mehr, wen er getauft hat? Er weiß nicht mehr, dass er mich getauft hat! Welch ein Prediger – liebt er uns denn überhaupt? Ich meine, wie kann er mich taufen und mir die Hände auflegen und dann vergessen, dass er mich getauft hat? Und das soll unser Vorbild sein?“
Dagegen führt Paulus ein schlagendes Argument ins Feld. „Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen [im großen Stil das Wort zu verkündigen, der Berufung und dem Auftrag eines Apostels entsprechend] – nicht mit klugen Worten, damit nicht das Kreuz Christi zunichte werde“ (Vers 17). Paulus wies die Kritik als unberechtigt zurück. Auch wenn es wichtig war, dass die Berufenen getauft werden, sah er seine Aufgabe im Predigen des Evangeliums.
Paulus verteidigt sich
Die Korinther hielten sich für hochgebildet bzw. für weise. Doch Paulus hält ihnen entgegen: „Und ich, liebe Brüder, konnte nicht zu euch reden wie zu geistlichen Menschen, sondern wie zu fleischlichen, wie zu unmündigen Kindern in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr’s noch nicht“ (1. Korinther 3,1-2).
Er sagt, sie seien in ihrem Denken noch fleischlich, ihr Auge sei auf das Menschliche gerichtet, womit sie gegenüber der geistlichen Berufung Jesu Christi eigentlich blind wären. Kapitel vier gibt weitere Hinweise auf die Haltung, die sich unter den Korinthern verbreitet hatte: Paulus muss hier sogar bitten, dass man ihn als „Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse“ anerkennt.
Warum stellte man das überhaupt in Frage? Und ausgerechnet bei den Korinthern! Wenn Paulus kein „Diener Christi“ war, durch wen hatte Gott sie dann der Kirche zugeführt?
Paulus war sich dessen voll bewusst, dass seine Arbeit von Jesus Christus beurteilt wurde. „Mir aber ist’s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar nichts bewusst [keiner Schuld bewusst], aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet“ (1. Korinther 4,3-4).
Christen zu richten, gebührt allein Gott. Das wusste Paulus. Nicht der Gemeinde Gottes zu Korinth, sondern Jesus Christus war er verantwortlich. So schreibt er: „Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden“ (1. Korinther 4,5).
In seinem zweiten Brief an die Korinther weist er darauf hin, dass aller Streit und alle Parteiung letztlich aus der Engherzigkeit der Gemeinde erwachsen und nicht des Apostels Schuld waren: „O ihr Korinther, unser Mund hat sich euch gegenüber aufgetan, unser Herz ist weit geworden. Eng ist nicht der Raum, den ihr in uns habt; eng aber ist’s in euren Herzen. Ich rede mit euch als mit meinen Kindern; stellt euch doch zu mir auch so und macht auch ihr euer Herz weit“ (2. Korinther 6,11-13).
Paulus wollte nur, dass die Korinther ihn so lieben würden, wie er sie liebte. Dazu gehörte die Bereitschaft zum Vergeben, etwas mehr Toleranz und weniger Richtgeist, etwas mehr Geduld und weniger Tadelsucht. Er spricht zu einer Gemeinde, die seiner – und damit Gottes – Hand und Führung entgleitet.
Satans Einfluss in der Gemeinde zu Korinth
In 2. Korinther 2, Vers 10 befasst sich Paulus mit einem ausgeschlossenen Gemeindemitglied und weist dabei auf eine Taktik Satans hin. Er sagt den Korinthern sinngemäß: Wenn ihr ihm vergebt, vergebe ich auch. Lasst es damit erledigt sein, lasst es nicht zum Problem werden. Wenn ihr ihm vergeben habt, vergebe ich ihm auch, „damit wir nicht übervorteilt werden vom Satan; denn uns ist wohl bewusst, was er im Sinn hat“ (Vers 11). Mit „uns“ spricht Paulus hier im Plural, womit er sich selbst mit einschließt. Als Diener Gottes wusste Paulus genau, welchen Schaden Satan in einer Gemeinde anrichten kann.
Paulus kannte Satans Gefährlichkeit und warnte die Korinther davor, denn sie wähnten sich weise und gebildet. Paulus wusste, wie Satan den Menschen Stimmungen und Haltungen einflößt, wie sehr die Berufenen nicht nur mit der menschlichen Natur, sondern auch direkt mit Satans Einfluss zu kämpfen haben. Heutige Christen können sich nicht ausreden mit der Entschuldigung, sie wüssten es nicht besser. Schließlich haben wir das warnende Beispiel der Korinther, das es zu beherzigen gilt!
Ein Resultat von Satans Einfluss in der Gemeinde zu Korinth war, wie Paulus wiederholt dazu aufgefordert wurde zu beweisen, dass er wirklich ein Apostel war. Eine Taktik Satans ist es nämlich, Dinge in Frage zu stellen, die wahr sind. Paulus antwortete auf die Zweifel der Korinther folgendermaßen: „In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im heiligen Geist, in ungefärbter Liebe“ (2. Korinther 6,4-6).
Damit hörte die Liste der Beweise für sein Apostelamt aber nicht auf. In Vers 8 fährt er fort: „In Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig . . .“ Haben Sie etwa gemeint, dass der Beweis für das Leben bzw. die geistliche Qualifikation eines Dieners Gottes allein auf einem guten Ruf und Ehre fußt? Das ist nicht der Fall. Auch Entehrung, böse Gerüchte und Schande wird es geben. Lassen wir uns aber dadurch nicht irremachen. Paulus zitiert auch solche Dinge – beispielsweise Gefangenschaft – als Beweis für sein Apostelamt.
Satan macht sich böse Gerüchte zunutze
Satan hat sich in den letzten 2000 Jahren nicht geändert. Er bedient sich heute nach wie vor böser Gerüchte, um das Vertrauen der Berufenen zu erschüttern. Sein „Erfolg“ damals, als es ihm gelang, die vertrauensvolle Beziehung der Korinther zu ihrem Apostel zu stören und viele zum Abfall zu bringen, ist leider kein Einzelfall der Geschichte. Nur zu leicht findet Satan Gehör.
Später erlebte Paulus etwas Ähnliches bei denen in „Asien“, also in der heutigen Türkei, mit offenbar noch verheerenderen Folgen. Als Paulus erkannte, dass sein Tod bald bevorstand, schrieb er an Timotheus: „Das weißt du, dass sich von mir abgewandt haben alle, die in der Provinz Asien sind“ (2. Timotheus 1,15). Wie viele Christen damit gemeint waren, ist unklar, aber es war sicher eine beängstigend hohe Zahl.
Wie reagierte Paulus auf die Beschuldigungen der Korinther? „Wir haben niemand unrecht getan, niemand zugrunde gerichtet, niemand übervorteilt. Ich sage das nicht, um eine Verurteilung auszusprechen; ich habe ja vorhin schon erklärt, dass wir euch in unserm Herzen tragen, um zusammen mit euch zu sterben und zusammen zu leben. Ich spreche mich mit voller Offenheit euch gegenüber aus, ich bin voll Rühmens über euch“ (2. Korinther 7,2-4; Menge-Bibel). Wieder ist er sehr offen bzw. ehrlich in seiner Beziehung zur Gemeinde. „Nehmt uns auf, öffnet euch uns“, sagt er den Korinthern.
Wenn wir über zweitausend Jahre Kirchengeschichte hinweg die damalige Situation objektiv betrachten, dann sehen wir die geistliche Torheit, dass eine Gemeinde ausgerechnet den Diener Gottes verachtet, den Gott eingesetzt hat, um sie zu berufen. Wer das tut, begeht geistlich Selbstmord.
Man mag meinen, dass so etwas heute unvorstellbar wäre, doch Jesus Christus wies in seiner Antwort auf eine Frage seiner Jünger nach dem Zeitpunkt seiner Rückkehr auf eben diese Möglichkeit hin. „Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen . . . Und weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten“ (Matthäus 24,10. 12).
Nehmen Sie sich die Zeit, um den Rest des zweiten Korintherbriefs zu lesen. Sie werden sehen, wie Paulus die Gläubigen in Korinth bittet, nicht den Leib Christi zu verlassen und sich nicht gegen die Lehrer aufzuwerfen, die sie betreuten.
Die traurige Geschichte der Gemeinde zu Korinth ist eine Geschichte unerwiderter Liebe, einer Liebe, die leider nur einseitig war. Paulus liebte die Gläubigen in Korinth. Er verausgabte sich für sie, schenkte ihnen von seiner Leidenschaft, seinem Mitgefühl, seiner Sorge. Und ist es sehr tragisch, dass er schreiben musste: „Wenn ich euch mehr liebe, soll ich darum weniger geliebt werden?“ (2. Korinther 12,15).
Letzte Ermahnung von Paulus
Die letzte Warnung des Paulus an die Gemeinde in Korinth findet sich im dreizehnten Kapitel. Es handelt sich um einen formellen Aufruf. „Jetzt komme ich zum dritten Mal zu euch. Durch zweier oder dreier Zeugen Mund soll jede Sache bestätigt werden“ (2. Korinther 13,1). Die Stunde der Wahrheit war also gekommen.
„Ich habe es vorausgesagt und sage es abermals voraus – wie bei meinem zweiten Besuch, so auch nun aus der Ferne – denen, die zuvor gesündigt haben, und den andern allen: Wenn ich noch einmal komme, dann will ich nicht schonen. Ihr verlangt ja einen Beweis dafür, dass Christus in mir redet, der euch gegenüber nicht schwach ist [gut, wenn ihr es so haben wollt: ich kann auch anders. Ich tue es aber nicht gern] . . . Erforscht euch selbst [prüft mich nicht dauernd!], ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Wenn nicht, dann wärt ihr ja untüchtig [bzw. keine echten Christen]. Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, dass wir nicht untüchtig sind . . . Zuletzt, liebe Brüder, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn [seid einig, seid solidarisch, überwindet den Streit, den Geist der Parteiung, die Spaltung und alles, was dazu führte], haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein“ (2. Korinther 13,2-11). Der Brief schließt, wie er angefangen hat: mit einer Mahnung zur Einigkeit.
Nachtrag: die Erfahrung des Apostels Johannes
Obwohl sich dieser Beitrag mit dem Apostel Paulus befasst, war er nicht der einzige Apostel Jesu, der auf Ablehnung in der Kirche Gottes stieß. In 3. Johannes 1, Verse 9-10 beschreibt der Apostel Johannes ähnliche Zustände: „Ich habe der Gemeinde kurz geschrieben; aber Diotrephes [ein griechischer Name], der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht auf [man erkannte die Funktion des Johannes nicht mehr an]. Darum will ich ihn, wenn ich komme, erinnern an seine Werke, die er tut; denn er macht uns schlecht mit bösen Worten und begnügt sich noch nicht damit: Er selbst nimmt die Brüder [wahrscheinlich die Bevollmächtigten des Johannes] nicht auf und hindert auch die, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde.“
In diesem Fall sehen wir eigentlich den nächsten Schritt des Abwärtstrends bei der Beziehung einer Gemeinde zu einem führenden Funktionsträger. Derartige Feindseligkeit herrschte in der Gemeinde, dass jeder, der vom Apostel Johannes kam, automatisch zurückgewiesen wurde. Das ist es, wohin Kritisieren und Richten derjenigen, die sich in gottgewollter geistlicher Autorität üben, letztendlich führen.
Welche Lehren können wir für heute aus den Erfahrungen des Paulus ziehen? Zum einen sollen wir vorsichtig gegenüber der Geisteshaltung sein, dass Funktionsträger in der Kirche berechtigte Zielscheiben für maßlose Kritik, die niederreißt anstatt aufzubauen, sein dürfen. Ungebremst kann solche Kritik sogar zu einer feindseligen, bitteren Haltung führen, wie wir das oft bei politischen Gegnern in unseren demokratischen Ländern erleben.
Vergessen wir nicht, dass Gott durch menschliche Werkzeuge wirkt, um das Evangelium predigen zu lassen, wodurch er die Menschen berufen kann. Jesus sagte seinen Jüngern, dass sie die Menschen alles lehren sollen, was er uns geboten hat. Der Hebräerbrief mahnt uns, solchen Gott ergebenen Menschen nachzufolgen: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach“ (Hebräer 13,7).
Bedeutet das, dass es in der Kirche nie Probleme gibt, die angesprochen werden sollen, ja müssen? Nein, keineswegs. Hin und wieder erheben sich Probleme, die uns zu schaffen machen. Gott möchte dabei sehen, wie wir damit umgehen. Was tun wir als Erstes? Diskutieren wir miteinander über das Problem oder bringen wir es vor Gott im Gebet? Wenn die Korinther bei den Dingen, die sie zunächst für ein Problem gehalten hätten, mehr gebetet und weniger diskutiert hätten, wären die Resultate bestimmt weitaus erfreulicher gewesen.
Treten Dinge in der Kirche ein, die Satan ausnutzen könnte, um uns und viele andere zu verwirren, dann sollten wir zuerst auf die Knie fallen und mit Gott darüber sprechen. Gebet, verbunden mit Bibelstudium, ist unser mächtigster Schutz vor einer destruktiven Haltung, wie sie leider in der Gemeinde zu Korinth vorherrschte.