Die verschiedenen Arbeitsstufen in der Töpferei helfen uns zu verstehen, wie Gott mit Christen arbeitet und welche Methoden er dabei anwendet.
Von Roger West
Die Töpferei ist eines der ältesten Handwerke in der Menschheitsgeschichte. Gebrannte Tonscherben kommen bei Ausgrabungen so häufig vor, daß Archäologen sie zur Datierung antiker Kulturen benutzen. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Menschen gelernt, eine große Vielfalt an Gefäßen und anderen Gegenständen aus Ton zu schaffen.
Die Arbeit des Töpfers beim Aussuchen und Formen des Tons läßt sich mit Gottes Umgang mit uns vergleichen. Ein Gefäß aus Ton ist die Schöpfung des Töpfers; wir sind Gottes Schöpfung. Als Gott die ersten beiden Menschen erschuf, sagte er: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1. Mose 1,26). In 1. Mose 2, Vers 7 lesen wir: „Da nahm Gott, der Herr, Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen“ (Gute Nachricht Bibel; alle Hervorhebungen durch uns). Im Gespräch mit Hiob meinte Elihu: „In Gottes Augen sind wir beide gleich, auch mich hat er aus Lehm geformt wie dich“ (Gute Nachricht Bibel).
Der Töpfermeister: Gott
Der Prophet Jesaja begriff, daß der Mensch nur eine Tonrohform ist, die von der Hand seines Schöpfers gestaltet und bearbeitet wird. „Aber nun, Herr, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk“ (Jesaja 64,7). Durch den Propheten Jeremia vergleicht sich Gott mit einem Töpfer hinsichtlich seiner Beziehung zu Israel: „Kann ich nicht ebenso mit euch umgehen, ihr vom Hause Israel, wie dieser Töpfer? spricht der Herr. Siehe, wie der Ton in des Töpfers Hand, so seid auch ihr vom Hause Israel in meiner Hand“ (Jeremia 18,6).
Auch der Apostel Paulus verwendet das gleiche Sinnbild vom Töpfer und dem Ton im Römerbrief, Kapitel 9, Verse 21-23: „Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen?“
Die ganze Menschheit – ganze Nationen oder auch einzelne Menschen – ist dem Ton vergleichbar. Ja, der Mensch ist aus Erde gemacht, aus Ton – wir sind sozusagen das Rohmaterial, das Gott mit der ausdrücklichen Absicht geschaffen hat, es zu einem Abbild seines vollkommenen Charakters zu formen. Welche Lehren für unsere Beziehung zu Gott können wir aus der Arbeit des Töpfers ziehen?
Der Prozeß der Töpferei
Das Handwerk des Töpfers erfordert große Geduld und umfaßt diverse zeitaufwendige Vorgänge. Wie geht der Töpfermeister vor, um aus einem Klumpen Ton ein hochwertiges Gefäß anzufertigen?
• Der Töpfermeister sucht zunächst die Tonart aus, die er benutzen will. Es gibt verschiedene Tonarten und Tonfarben, und jede hat die ihr eigenen Vorzüge.
• Der Töpfer „reinigt“ den Ton, indem er Fremdstoffe entfernt. Dann läßt er den Ton altern, setzt ihn einem Gärungsprozeß aus, bis er „stinkt“ und damit gebrauchsfertig ist.
• Danach formt der Töpfer den Ton vor – er knetet ihn, schlägt ihn, tritt auf ihm herum, pufft und knufft ihn – um Unebenheiten oder Luftblasen herauszubringen und um ihn geschmeidiger zu machen.
• Jetzt erst kann der Töpfer damit beginnen, den Ton zu gestalten und in die Form zu bringen, die seinem gewählten Entwurf entspricht. Dabei achtet der Töpfer darauf, daß der Ton auf der Töpferscheibe immer zentriert ist, damit die Form symmetrisch bleibt. Während dieses ganzen Prozesses muß Wasser oder Öl hinzugefügt werden, um den Ton geschmeidig zu halten.
• Sobald der Töpfer den Ton geformt hat, stellt er ihn in einen Ofen, wo er aufgeheizt wird, bis er seinen „Reifepunkt“ erreicht. Dieses Vorbacken oder Vorbrennen im Ofen läßt das Gefäß erstarren bzw. erhärtet es in der gewünschten Form.
• Nach dem Vorbrennen wird die Tonform aus dem Feuer genommen. Man läßt sie abkühlen, sie wird verziert und schließlich mit einer Glasur überzogen. Diese frisch glasierten Töpfer-Erzeugnisse werden dann zum zweiten Male gebrannt, um die Verzierungen in die Rohform hineinzubrennen. Oft sind verschiedene Verzierungen und Brennprozesse notwendig, ehe das Töpfergefäß seine endgültige, vollkommene Schönheit erreicht.
• Zum Schluß begutachtet der Töpfer sein Werk. Wenn die Ton-Rohform nicht zerbrochen ist, keine Sprünge davongetragen hat oder sonst in irgendeiner Weise während dieser Erprobungen im Feuer beschädigt wurde, kann sie sozusagen der Bestimmung, die der Töpfer vorgesehen hat, übergeben werden.
Die Analogie von Gott als Töpfer ist eine biblische. Welches Verständnis der Arbeitsweise Gottes mit uns Menschen können wir dem Prozeß der Töpferei abgewinnen?
Gott richtet uns zu
Gott wählt diejenigen Menschen aus, die er heute beruft (Johannes 6,44; Apostelgeschichte 2,39). Die heute Berufenen, wenn sie Gott bis zum Ende treu bleiben, werden in aller Ewigkeit Kinder Gottes in seiner großen geistlichen Familie sein. Dieses Vorhaben Gottes mit den Menschen hilft uns zu verstehen, wie Gott dem Töpfer ähnelt.
Genauso wie der Töpfer die Art und die Farbe des Tons auswählt, den er benutzen will, so wählt auch Gott die einzelnen Menschen aus, die er benutzen will. Die verschiedenen Tonarten haben verschiedene Eigenschaften. Einige lassen sich besser bearbeiten und eignen sich besser für gewisse Zwecke als andere. So ist es auch mit den Menschen. Der Töpfer muß entscheiden, welche Farbe und welche Art des Tons er benutzen will, ehe er mit seiner Arbeit beginnt.
Nachdem ein Töpfer den Ton ausgewählt hat, den er benutzen will, muß er ihn „reinigen“, indem er Fremdstoffe entfernt – Schmutz usw. Wenn Gott uns beruft, müssen auch wir erst „gereinigt“ werden, bevor wir ein nützliches Gefäß für Gott sein können. Am Anfang unseres Weges mit Gott ist uns nicht voll bewußt, wie „schmutzig“ wir sind; wir brauchen Gottes Hilfe, um dies zu erkennen (Psalm 51,3-4). Deshalb ist das Sühneopfer Jesu Christi so wichtig. Uns muß bewußt sein, daß sein Blut uns von unseren Sünden reinigt.
Damit ist aber erst der Anfang getan. „Frischer Ton eignet sich nicht für die sofortige Bearbeitung. Die Tonkristalle sind in Bündeln zusammengeschlossen, was den Ton weniger dehnbar macht. Das Gären bzw. das Aussetzen des Tons dem Regen und dem Frost im Winter lockert ihn und verbessert seine Verarbeitungsfähigkeit. Alle diesbezüglichen Vorbereitungen wirken ähnlich und sind ein wichtiger Teil des Prozesses“ (Gwilym Thomas, Step by Step Guide to Pottery, 1973, Seite 8).
Es ist unter Töpfern allgemein bekannt, daß Ton, der auf diese Weise vorbereitet wird, buchstäblich zum Stinken gebracht wird. In diesem Zustand ist der Ton leichter zu bearbeiten bzw. geschmeidiger ist als ungereifter Ton. Welche Lehre können wir daraus ziehen? Gott kann erst damit anfangen, uns zu bearbeiten – uns zu bekehren (zu ändern) und zu wahrer Reue zu bringen –, wenn wir zu dem Stadium gekommen sind, daß wir unsere Sünden erkennen und diese Sünden als Gestank vor Gott sehen.
Wenn der Töpfer entscheidet, daß das Gären bzw. „Altern“ des Tons abgeschlossen ist, fängt er damit an, ihn zu schlagen und zu kneten. So bringt er Luftblasen und harte Unebenheiten aus dem Ton heraus. Dies macht den Ton geschmeidiger und folglich leichter formbar: „Ton, der entsprechend geschlagen wurde, eignet sich besser für das Formen ... das Schlagen garantiert, daß alle Luftblasen entfernt wurden“ (Thomas, Seite 10). Luftblasen im Ton sind wie Eitelkeit. Eitelkeit muß erst entfernt werden, bevor wir ein nützliches Gefäß für Gott werden können. Durch den Prozeß der Bekehrung erfahren wir, daß die Wege, die wir früher für richtig hielten, in Wirklichkeit zum Tode führen (Sprüche 14,12; 16,25).
Darüber hinaus zeigt uns das „Vorformen“ des Tons, daß Gott uns gelegentlich tadelt und sogar in schwierige, unangenehme Lagen bringen kann, damit wir wirklich zur Reue kommen. Dies ist genau das, was Gott mit Hiob tat. Gott ließ zu, daß Satan Hiobs gesamtes irdisches Gut wegnahm und seine Kinder tötete. Er ließ zu, daß Satan Hiob mit schlimmen Beulen schlug – alles, um ihn zur Vernunft zu bringen, damit er Gott wirklich erkennen konnte (Hiob, Kapitel 1 und 2 bzw. 42,5).
Ebensowenig wie ein Töpfer Ton bearbeiten kann, der nicht gründlich vorgeformt und geschlagen wurde, kann Gott richtig mit uns arbeiten, wenn wir nicht die selbstgerechte Härte unseres Herzens und unsere Eitelkeit bereut haben – denn beides bläht uns auf und hindert uns daran, uns Gott zu ergeben (1. Korinther 5,6-8).
Als nächstes sorgt der Töpfer dafür, daß der Ton zentriert auf der Töpferscheibe steht. „Zu den Resultaten eines nichtzentrierten Tonklumpen gehören Wände einer unterschiedlichen Stärke, Schwachstellen und instabile Formen“ (Peter Cosentino, The Potter’s Project Book, 1987, Seite 18). Je näher wir uns dem Mittelpunkt der göttlichen Lebensweise bewegen, um so nützlicher sind wir als wohlgefälliges Gefäß in den Händen unseres Schöpfers.
Nachdem der Töpfer die Unebenheiten und Luftblasen herausgearbeitet und den Ton auf der Töpferscheibe zentriert hat, kann er damit beginnen, den Ton in diejenige Form zu bringen, die er sich wünscht. Dabei kann es vorkommen, daß der Ton nicht geschmeidig ist und folglich nicht richtig geformt werden kann. Dagegen gibt es eine einfache Lösung: Der Töpfer muß das richtige Quantum Wasser beifügen (manchmal wird auch Öl statt Wasser benutzt), um den Ton formbarer zu machen.
Nachdem Gott uns unsere Herzenshärte ausgetrieben hat und auch (zum Teil) unsere Eitelkeit, müssen wir das „lebendige Wasser“ – den heiligen Geist – empfangen, um richtig nach Gottes Gesetz geformt zu werden. Keiner kann sich Gott wirklich ergeben und ihm dem Geiste nach gehorchen, bevor ihm nicht der heilige Geist innewohnt. Aber wenn jemand, den Gott beruft, wirklich nach Gottes Geist dürstet, wird er ihm diesen geben: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“ (Jesaja 55,1).
Jesus sagte: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib [oder innerstem Wesen] werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da“ (Johannes 7,37-39).
Ohne den Zusatz von Wasser zum Ton wäre dieser nicht geschmeidig genug, um fortwährend von der Hand des Töpfers geformt werden zu können. Ebensowenig wären wir ohne den Zusatz des geistlichen Wassers – des heiligen Geistes – fügsam und schmiegsam genug, um in den Händen unseres Schöpfers, des Töpfermeisters, ständig geformt zu werden.
Durch Feuer geprüft
Nachdem der Töpfer sein Gefäß gestaltet und gründlich hat trocknen lassen, stellt er das ungebrannte Töpferstück in einen Ofen, wo es zu einer hohen Temperatur aufgeheizt werden muß (zuerst langsam, damit es nicht platzt), ehe es genügend gebrannt ist, um seine größtmögliche Härte zu erreichen. Der Töpfer, bevor er den Ton in den Ofen stellt, muß wissen, welche Hitze er dem Ton aussetzen kann. „Das Brennen roher Töpfe macht es möglich, daß der in dem Ton und ggf. in der Glasur enthaltene Kohlenstoff verbrannt wird. Ohne dieses reinigende Brennen blieben sonst Unreinheiten in dem Ton“ (Andrew Holden, The Self-Reliant Potter, 1984, Seite 74).
Wenn der Ton bei zu hoher Temperatur gebrannt wird, wird er sich verbiegen. Wird das Töpfer-Erzeugnis jedoch bei zu niedriger Temperatur gebrannt, bleibt es „weich“ und erreicht nicht seine größtmögliche „Reife“, Dichte und Härte. Der Töpfermeister hat Methoden, um den richtigen „Hitzegrad“ (Temperatur) herauszufinden, bei dem eine bestimmte Art von Ton gebrannt werden sollte.
Es gibt hier eine erstaunlich enge Parallele zwischen dem menschlichen Töpfer und dem himmlischen Töpfermeister. Wenn Gott es zuläßt, daß wir durch Prüfungen hindurchgehen, dann muß er ganz genau wissen, wie hoch die „Hitze eingestellt“ werden sollte.
Wenn Gott es nicht zuläßt, daß wir genügend Prüfungen und Erprobungen unterworfen werden, dann werden wir geistlich schlaff und entwickeln niemals festen Charakter, der unabdingbar notwendig ist, damit wir Kinder in Gottes Familie werden. Dazu lesen wir in 1. Petrus 1, Verse 6-7: „Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.“
Ließe Gott jedoch andererseits zu, daß wir einer so großen Versuchung unterworfen würden, daß wir nicht mit ihr fertig werden könnten, so würde uns dies in nicht wiedergutzumachender Weise schädigen. So kennt Gott also den genauen Grad, bis zu dem jedes seiner wahren Kinder erprobt werden kann, und er wacht sehr sorgfältig über uns, um sicherzustellen, daß die Prüfungen und Erprobungen, die uns auferlegt werden, weder zu leicht noch zu schwer sind: „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen läßt über eure Kraft, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende nimmt, daß ihr’s ertragen könnt“ (1. Korinther 10,13).
Nachdem der Ton im Ofen gebrannt worden ist, um ihm seine endgültige Form, Stärke und Härte zu geben, wird er aus dem Ofen genommen und verziert. Danach wird er mit einer Glasur versehen. Was geschieht dann?
Er geht zurück ins Feuer, zurück in den Ofen, damit die Verzierungen und die Glasur in die Oberfläche des Gefäßes eingebrannt werden können. Dies ist der zweite Brennvorgang.
Welche Lehren sollten wir aus diesem Verzieren, Glasieren und zweiten Brennen ziehen?
Gott bringt oft letzte Feinheiten an unserem Charakter an – er schleift verschiedene Aspekte seines vollkommenen Charakters in uns ein, indem er zusätzliche Feuerproben verschiedener Art zuläßt. Vergessen Sie nicht, nur durch Erprobungen und Versuchungen werden die schönsten Charakterzüge entwickelt.
Nun, selbst wenn ein Tongefäß zweimal gebrannt worden ist, bringt man oft noch besonders auffallende Verzierungen an – vielleicht edle Metalle, echtes Gold oder Silber. Dann, nachdem diese letzten exquisiten Verfeinerungen dem fast fertigen Gefäß zugefügt worden sind, muß es wieder zurück in den Ofen.
So geht also dieses wunderschön verzierte Töpfergefäß wieder ins Feuer zur dritten und (in den meisten Fällen) letzten Brennung.
So ist es auch mit Gott und seinen Kindern. Manchmal glauben wir, wir hätten genug, daß wir durch genügend Feuerproben gegangen seien, aber Gott in seiner unendlichen Weisheit sieht das meistens anders.
Er mag feststellen, daß noch mehr schöne, gottähnliche Charakterzüge hinzugefügt werden müssen, damit wir den exquisiten, wunderbaren Charakter haben können, der nach dem Bilde des vollkommenen, heiligen und glorreichen Gottes gemacht ist.
Nach dem letzten Brennen kann der Töpfermeister sein Werk begutachten. Dabei legt er einen sehr kritischen Maßstab an, denn seine Schöpfung spiegelt ihn und seine Arbeit wider.
Hat das Gefäß den Test bestanden? Ist es durch all die Feuerproben hindurchgekommen als ein schönes Werk, fest und stark – etwas, worauf der Töpfer wirklich stolz sein kann? Oder hat es während des langen Prozesses Sprünge bekommen oder sich verformt?
Ebenso wird am Ende unseres Lebens unser himmlischer Töpfermeister uns einer kritischen Abschlußbegutachtung unterziehen, um festzustellen, wie wir durch alle unsere Prüfungen hindurchgekommen sind – und er wird uns entsprechend belohnen.
Für Christen können Prüfungen und Anfechtungen Anlaß zur Niedergeschlagenheit sein. Wer läßt sich gerne schwer prüfen? Wir können aber Mut fassen! Wenn Gott es zuläßt, daß wir geprüft wurden – und das mehrmals! –, dann ist dies ein sicheres Zeichen dafür, daß unser himmlischer Töpfermeister weiß, daß wir „bis ans Ende“ beharren werden (Matthäus 24,13).
Damit tut der Herrscher des ganzen Weltalls in unserem Leben die Verfolgung eines hohen Ziels kund. Durch Prüfungen kann Gott seinen Charakter in uns formen und uns dann dementsprechend eine größere Belohnung in seinem Reiche zukommen lassen, nachdem wir „das Brennen“ – die Prüfungen – bestanden haben.
Wenn ein Töpfer seine Arbeit beendet hat, dann hat er lediglich ein schönes Töpfergefäß. Aber wenn der himmlische Töpfermeister sein Werk in unserem Leben vollendet hat, wird er ein Kind Gottes haben! Der große Töpfer des Universums versichert uns, daß jene, die ihre Feuerproben ertragen, alles ererben werden!
„Wer überwindet [Sünde, Prüfungen, Erprobungen, Versuchungen], der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein“ (Offenbarung 21,7). Was für eine phantastische Zukunft, auf die wir uns freuen können!
Wie der Töpfer, der seine Töpferei stolz vorzeigt, wird Gott voller Freude sein, wenn sein Werk in uns vollendet ist: „Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut“ (Hebräer 11,16).
Diverse Tongefäße, die in der Bibel erwähnt werden
In der Bibel werden verschiedene Tongefäße erwähnt. Wie haben die Menschen in der Antike solche Gefäße benutzt und welche Lehren können wir aus den Bezeichnungen ziehen, die sie für ihre Tongefäße verwendeten? In ihrem Buch Strange Scriptures That Perplex the Western Mind (1985) behandelt Barbara M. Bowen die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von Tongefäßen in der Bibel:
• „ein Gefäß zu ehrenvollem Gebrauch“ (2. Timotheus 2,20-21): „Betreten wir gemeinsam das Haus eines Bauern. Hinter der Tür sehen Sie eine Bank, etwa 120 cm hoch, die drei Löcher aufweist – der ,Stand der Krüge‘. Hier sieht man zwei große Krüge, die je ca. 18 Liter fassen. Daneben steht ein kleines Trinkgefäß. Der Bauer bietet Ihnen das kleine Trinkgefäß an. Für dessen Gebrauch ist eine bestimmte Geschicklichkeit nötig, aber für Menschen, die in einem nahöstlichen Haus aufgewachsen sind, scheint das kein Problem zu sein. Sie werden aufgefordert, das Trinkgefäß aus dem ersten Krug zu füllen, genannt ,das Gefäß zu ehrenvollem Gebrauch‘. Was ist das? Will man ein Gefäß beim Töpfer kaufen, fragt er, ob man damit Wasser vom Brunnen tragen möchte. Wenn ja, muß es ein ,Gefäß zum ehrenvollen Gebrauch‘ sein.
Damit schenkt man dem Fremden und müden Reisenden reines Wasser ein ... Es hat zwei Henkel und ist formschön. Man trägt es auf der rechten Schulter oder auf dem Kopf und geht damit zum Brunnen, um Wasser zu holen. Begegnet man einem Fremden, wird er Ihr Gefäß mit kaltem, reinem, erfrischendem Wasser sehen, und wahrscheinlich wird er Sie um etwas Trinkwasser bitten. Das ist die Aufgabe des ,Gefäßes zu ehrenvollem Gebrauch‘: Fremden kostbares Wasser zu spenden, das Geschenk Gottes. Es ist nur ein irdisches Gefäß, das aufgrund seiner Verwendung trotzdem ehrenvoll ist. Dem Töpfermeister ist es ein wohlgefälliges Gefäß“ (Seite 115).
• „ein Gefäß zu nicht ehrenvollem Gebrauch“ (2. Timotheus 2,20): Dieses Gefäß sieht „genauso aus wie ein ,Gefäß zu ehrenvollem Gebrauch‘, wird jedoch für einen anderen Zweck gebraucht. Man konnte den Unterschied nicht sehen, aber der Töpfer konnte ihn erklären. Dieses Gefäß bleibt zu Hause. Gefüllt wurde es mit abgestandenem Wasser vom ,Gefäß zu ehrenvollem Gebrauch‘. Es empfängt viel, gibt aber wenig her. In Jeremia 22, Vers 28 wird ein ,verachtetes Gefäß‘ erwähnt (Elberfelder Bibel). Das ist das zweite Gefäß auf dem ,Stand der Krüge‘, das neben dem ,Gefäß zu ehrenvollem Gebrauch‘ steht ... Nie spendet es frisches Wasser, sondern wird nur für abgestandenes Wasser verwendet. Mit der Zeit wird es innen schleimig, und das Wasser stinkt ... Schließlich wird es auf den Hinterhof gestellt und als Abfallbehälter benutzt, ein ,verachtetes‘ Gefäß ... Den Töpfer muß es traurig stimmen, daß ein Gefäß, für das er viel Zeit und Mühe aufgewendet hat, letztendlich zum ,verachteten Gefäß‘ geworden ist“ (Seite 116).
• „ein Gefäß der Barmherzigkeit“ (Römer 9,23; Markus 9,41). „In den Dörfern brauchten Reisende Wasser. Die Dorfbewohner stellten ihnen kleine Gefäße, mit Wasser gefüllt, zur Verfügung. Die Gefäße wurden ,Gefäße der Barmherzigkeit’ genannt“ (Seite 116).
• „ein Gefäß des Zorns“ (Römer 9,22): „Wir sehen einen Stapel von Gefäßen, ,Gefäße des Zorns‘ genannt, die dem Töpfer wertlos sind. Bis er sie in den Ofen stellte, schienen sie in Ordnung zu sein. Dem Feuer konnten sie jedoch nicht standhalten, und sie verließen den Ofen mit Rissen. Der Töpfer gibt sie aber noch nicht auf. Er hat einen besonderen Zement vorbereitet, den er mit zerpulverten Tonscherben vermengt und in die Risse seines ,Gefäßes des Zorns‘ schmiert. Nach dem abermaligen Brennen kann das Gefäß entweder ganz oder wieder kaputt sein. Mit Geduld bessert er die Risse immer wieder aus, aber letztendlich mag ihm nichts anderes übrig bleiben, als es ein ,Gefäß des Zorns‘ zu nennen und es als wertlos wegzuwerfen“ (Seite 117).
• eine Tonscherbe (Jesaja 30,14): „Uns bedeutet dieses Wortbild wenig, aber denen, die es als erste hörten, war es voller Schönheit. Wasser wurde gewöhnlich vom Brunnen mittels Tonkrüge ins Haus gebracht. Diese Gefäße waren leicht zerbrechlich. Eine Frau stolpert auf dem Weg zum Brunnen hin, der Krug stürzt von ihrem Kopf auf den Boden und liegt in Scherben. Sparsamkeit ist eine der Tugenden nahöstlicher Frauen. Selbst diese Tonscherben können verwendet werden. Sie wählt zwei der größeren Scherben aus. Die eine legt sie neben dem Brunnen hin, die andere legt sie unter die Feuerstelle. Die Scherbe neben dem Brunnen dient eines Tages dem durstigen Reisenden, damit er Wasser schöpfen kann. Mit der Scherbe an der häuslichen Feuerstelle kann sie Glut tragen zum Anzünden eines anderen Feuers, vielleicht bei einem Nachbarn“ (Seite 57).
• ein „reines Gefäß“ (Jesaja 66,20): Ein „reines Gefäß“ war „einst ein ,Gefäß zu ehrenvollem Gebrauch‘, das durstigen Reisenden lebenserhaltendes Wasser gespendet hat. Es ist von vielen unsauberen Händen berührt worden. Im Innern bleibt es unverändert, aber sein Aussehen ist verunstaltet. Man wird es wieder zum Töpfer bringen, der es abschaben wird. Er wird alle durch Berührung mit unsauberen Händen entstandene Unreinheit entfernen und es wieder in den Ofen stellen. Es kommt einsatzbereit aus dem Ofen, rein in- und auswendig“ (Seite 117).
• ein „auserwähltes Werkzeug“ (Apostelgeschichte 9,15; nach anderer Lesart: „Gefäß“): „Sagen Sie dem Töpfer, daß Sie in Ihr eigenes Land zurückkehren und ein Gefäß zum Vorzeigen mitnehmen möchten. Bitten Sie ihn, es für Sie auszuwählen. Er überreicht Ihnen dann ein Gefäß mit dem Hinweis, er habe es ausgewählt und daher sei er sicher, daß er sich nie davor wird schämen müssen, ganz gleich, wo es auf der Welt hingebracht wird. Es ist sein ,auserwähltes Gefäß‘ “ (Seite 118).