Genauso wie Jesus es vorhersagte, gehört Krieg zu der traurigen Realität der menschlichen Geschichte.

Von Rod Hall

Seit 50 Jahren hat die jetzige Erwachsenengeneration in unseren westlichen Industrieländern im allgemeinen eine Zeit des Friedens erlebt. Aus diesem Grund ist der Ausbruch eines neuen Weltkrieges in unserer Zeit schwer vorstellbar. Es ist viel bequemer, sich die zukünftige Entwicklung unserer modernen Welt ohne die durch Krieg ausgelösten Umwälzungen vorzustellen, die unsere scheinbar aufgeklärte Gesellschaft schwer heimsuchen würden. Leider ist aber Krieg zu jeder Zeit die traurige Realität für die Menschheit gewesen, genauso wie Jesus es prophezeite (Matthäus 24,7). Der gräßliche Reiter auf dem feuerroten Pferd der Apokalypse zeigte sich immer wieder im Verlaufe der Geschichte und brachte vielen Generationen Tod und Verwüstung. In der dem Apostel Johannes gegebenen Offenbarung heißt es dazu: „Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, daß sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben“ (Offenbarung 6,4).

Jede Generation der Menschheit hat die Auswirkungen des roten Pferdes gespürt. Dessen Wirkung wird in den Krisen der Endzeit besonders spürbar sein. Der Zyklus des Krieges scheint unüberwindbar zu sein. Die norwegische Akademie der Wissenschaft und die Weltorganisation zum Schutz der Menschheit errechneten, daß in den letzten 5600 Jahren der niedergeschriebenen menschlichen Geschichte 14.531 Kriege geführt worden sind. Diese beiden Institute stellten in diesem 5600jährigen Zeitraum insgesamt nur 292 Jahre des Friedens fest. Das bedeutet, daß der Mensch in diesen 5600 Jahren zu 94 Prozent – oder in 5208 Jahren – Krieg führte. Außerdem wurde geschätzt, daß die Gesamtzahl aller Kriegstoten in diesem Zeitraum 3,4 Milliarden betrug – mehr als die Hälfte der jetzigen Weltbevölkerung.

Im Durchschnitt bringt der Krieg jährlich 700.000 Menschen den Tod – das sind im Durchschnitt 70 Millionen pro Jahrhundert. Das blutigste Jahrhundert in der Geschichte, das 20. Jahrhundert, produzierte 150 Millionen Kriegstote. Das ist fast doppelt so viel wie die Bevölkerung Deutschlands. Vor einem Jahrzehnt stellte der Journalist James Reston in The New York Times fest, daß es allein in den letzten 100 Jahren 207 Kriege gegeben hat.

Schreckensbilanz zweier Weltkriege

Fast dreißig Länder waren am Ersten Weltkrieg beteiligt. Peter Young, Professor an der Royal Military Academy in Sandhurst, England, stellt fest, daß der Erste Weltkrieg „doppelt so viel Männern das Leben kostete als in all den großen Kriegen in dem Zeitraum zwischen 1790 und 1913“. Die Gesamtzahl aller Toten und Vermißten – einschließlich der Verluste in der Zivilbevölkerung – betrug ca. 14 Millionen. Die Millionen von Flüchtlingen und die Verwüstung von Industrie- und Bevölkerungszentren waren beispiellos in der damals bisherigen Geschichte.

Theodore Ropp, Autor des Buches War in der Modern World [„Krieg in der modernen Welt“] äußerte sich zum Zweiten Weltkrieg: „Der Zweite Weltkrieg tötete mehr Menschen, kostete mehr Geld, beschädigte mehr Eigentum, betraf mehr Menschen und löste wahrscheinlich weitreichendere Veränderungen aus als irgendein anderer Krieg in der Geschichte.“ Mehr als in irgendeinem früheren Krieg bedeutete der Zweite Weltkrieg den Einsatz der gesamten Ressourcen – menschliche und wirtschaftliche – der kriegführenden Nationen und verwischte damit den Unterschied zwischen Soldaten und Zivilisten. Das Schlachtfeld wurde ausgedehnt und schloß das ganze Hoheitsgebiet des Feindes mit ein. In der letzten Phase des Krieges wurden zwei radikale neue Waffen eingeführt: die Langstreckenrakete und die Atombombe.

Die Kosten an Menschenleben und Wirtschaftsressourcen waren erschreckend. Mit Abstand war der Zweite Weltkrieg der „größte“ Krieg der Geschichte im Sinne der aufgewendeten Ressourcen dieser Art. 61 Länder waren an diesem Krieg beteiligt, die 1,7 Milliarden Menschen darstellten – mehr als Dreiviertel der damaligen Weltbevölkerung. Insgesamt 110 Millionen Menschen wurden für den Dienst mit der Waffe mobilisiert. Mehr als 55 Millionen Menschen – Soldaten und Zivilisten – starben. Die Gesamtkosten, die für den Krieg aufgewendet wurden, wurden mit einer Billion US-Dollar geschätzt, womit der Zweite Weltkrieg „teurer“ als die Gesamtsumme aller bis dahin geführten Kriege war.

Keine weiteren Weltkriege?

Sind die beiden in diesem Jahrhundert geführten Weltkriege ein Vorläufer eines weiteren weltweiten Konfliktes, der zu der letzten großen Schlacht bei der Rückkehr Christi führen wird (Offenbarung 16,14-16)? Manche Menschen lehnen diese Vorstellung ab. Sie betrachten die 50 Jahre des relativen Friedens in der westlichen Welt seit dem Zweiten Weltkrieg als Beweis, daß die Menschheit eine Lektion aus ihrer Vergangenheit gelernt hat und keinen weiteren Weltkrieg auslösen wird.

Es fällt uns schwer, diesen Optimismus zu teilen, und zwar aus mindestens vier wichtigen Gründen. Erstens haben die beiden Weltkriege in diesem Jahrhundert den Krieg schlechthin nicht aus der Welt geschafft. Zweitens macht der technologische Fortschritt den Krieg tödlicher als je zuvor. Drittens findet eine Neuordnung der Macht auf dieser Welt statt, die unvermeidbar neue Spannungen auslösen wird. Viertens – und am wichtigsten – wurde die Grundursache für den Krieg nicht aus der Welt geschafft.

Im nachhinein war keiner der beiden Weltkriege der Krieg, der dem Krieg ein Ende setzte. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere 150 Kriege geführt, in denen schätzungsweise 10 Millionen Menschen starben. Selbst heute wird geschätzt, daß ca. ein Viertel der Nationen unserer Erde in kriegerische Konflikte verwickelt ist. Im Lichte der gegenwärtigen Ausbreitung von nationalen, ethnischen und revolutionären Kriegen kann man die Möglichkeit nicht ausschließen, daß ein neuer Weltkrieg ausbrechen könnte.

In seinem Buch The Clash of Civilizations [„Der Zusammenprall der Zivilisationen“] beschreibt Samuel P. Huntington die Situation wie folgt: „Die Illusion der Harmonie am Ende des Kalten Krieges wich sehr bald einer Vielzahl ethnischer Konflikte und Säuberungen ... dem Zusammenbruch von Recht und Ordnung, der Entstehung neuer Bündnisse und dem Konflikt zwischen Staaten.“ Er führt aus, daß „das Paradigma [Musterbeispiel] einer einheitlichen, harmonischen Welt von der Wirklichkeit derart entfernt ist, daß es kein brauchbarer Wegweiser für die Welt nach dem Kalten Krieg ist“ (Seite 23).

Moderne Waffen und die biblische Prophezeiung

Der technologische Fortschritt bei der Entwicklung moderner Waffen läßt zukünftige Kriege erschreckender werden. Zusätzlich zu den lasergesteuerten Bomben und anderen hochentwickelten Waffensystemen bietet die weltweite Verbreitung nuklearer, biologischer und chemischer Waffen Anlaß zu großer Besorgnis.

Trotzdem gibt es Menschen, die der Möglichkeit eines dauerhaften Weltfriedens positiv gegenüberstehen. Die Öffnung der Berliner Mauer und die Aufsplitterung des Sowjetimperiums trug zur Verminderung internationaler Spannungen bei. Man bedenke aber andererseits die nachfolgenden erschreckenden Statistiken. Das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek berichtete kürzlich, daß von der während des Kalten Krieges erreichten Höchstzahl von 13 000 amerikansichen atomaren Sprengköpfen die USA heute 8 500 besitzen; Rußland hat zur Zeit ca. 10 000, Frankreich hat 482, die Volksrepublik China 284 und Großbritannien 234. Es wird geschätzt, daß Israel zwischen 50 und 100 atomaren Sprengköpfen besitzt; Indien soll die Kapazität für 80 haben; Pakistan soll zwischen 15 und 25 besitzen. Auch Nordkorea soll genügend Material besitzen, um zwei oder drei nukleare Sprengköpfe zu produzieren. Experten sind der Meinung, daß der Iran ein Geheimprogramm verfolgt, mit dem es bald zur Nuklearmacht werden soll. Der Irak hat chemische, biologische und vielleicht auch nukleare Waffen produziert.

Die Führer einiger dieser Länder erklären freimütig, daß die Reduzierung ihrer atomaren Bestände eher auf den Zusammenbruch des Sowjetreiches als auf den Wunsch, die Welt zu entwaffnen, zurückzuführen sei. In einem Sinne ist die Welt heute gefährdeter als vor dem Ende des Kalten Krieges. Die bedrohliche Wahrscheinlichkeit nimmt zu, daß Kernwaffen in den Besitz radikaler Länder oder terroristischer Gruppen gelangen. Nur eine Atombombe genügt, um eine Erpressung oder einen Überraschungsangriff auszulösen. Es gibt heute hochentwickelte Systeme, die sich in einem einfachen Koffer verstecken bzw. transportieren lassen.

Moderne Massenvernichtungswaffen sind der biblischen Botschaft nicht fremd. Die Bibel ist genauso aktuell wie die Schlagzeilen von morgen. Die Prophezeiungen der Bibel warnen vor einer noch nie dagewesenen Zeit globalen Leidens und weltumwälzender Entwicklungen, die unsere Erde heimsuchen werden. Dazu schrieb der Prophet Daniel: „Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit“ (Daniel 12,1). Der Prophet Jeremia beschreibt die Schrecken einer einzigartigen Zeit der Verwüstung (Jeremia 30,6-7).

Der Apostel Johannes sah eine Vision endzeitlicher Waffensysteme chemischer oder biologischer Art. Diese Waffen verwüsten nicht die Landschaft, noch töten sie den Feind. Statt dessen quälen sie ihre Opfer auf eine Art, die schlimmer ist als der Tod. Johannes beschrieb dieses System mit Vokabeln, die für ihn in seiner damaligen Umwelt verständlich waren: „Und die Heuschrecken sahen aus wie Rosse, die zum Krieg gerüstet sind“ (Offenbarung 9,7; siehe auch Verse 4-10). Johannes sah eiserne Brustpanzer, eine goldene Krone, ein menschenähnliches Gesicht und Zähne wie die eines Löwen. Den „Schwanz“ der Erscheinung beschrieb er als Schwanz eines Skorpions, und mit dessen Stacheln wurden die Menschen verletzt und fünf Monate lang geplagt. Das Geräusch der Flügel der Erscheinung kam Johannes wie das „Rasseln der Wagen vieler Rosse“ (Vers 9) vor.

Außerdem beschreibt Johannes einen militärischen Schlagabtausch, der unmittelbar vor dem Eingreifen Christi stattfindet und bei dem Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden. Durch den Einsatz modernster Waffen bei diesen Kampfhandlungen wird ein Drittel der Menschen sterben (Offenbarung 9,14-19).

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts hätte man das schreckliche Potential solcher Voraussagen als religiöses Hirngespinst abgetan. Diese und andere Prophezeiungen sind lediglich eine Bestätigung der Worte Jesu, als er Gottes Eingreifen voraussagte, um den globalen Selbstmord der Menschheit zu verhindern (Matthäus 24,21-22).

Neue Kräfteverhältnisse bergen ungeahnte Gefahren

Durch die Verschiebung der Machtverhältnisse und das Zerbröckeln alter Bündnisse wird die Welt weniger stabil. Kleinere Auseinandersetzungen können rasch zu regionalen Konflikten führen oder gar den Weltfrieden gefährden. Europa handelt zunehmend unabhängiger von den USA. Rußland ist eine innerlich verwundete Nation mit großer wirtschaftlicher und politischer Instabilität, und die Kontrolle über sein großes, mächtiges Kernwaffenarsenal unterliegt dieser instabilen innenpolitischen Lage. Wirtschaftliche Probleme belasten viele Nationen in Asien. Trotz der Bemühungen um den Frieden bleibt der Nahe Osten unruhig. Der weltweite Terrorismus breitet sich weiter aus.

Der Welt scheinen chaotischere Zeiten bevorzustehen. In The Clash of Civilizations faßt Samuel P. Huntington die Faktoren zusammen, die die Ursache für die weltweite Instabilität darstellen: „... der Zusammenbruch der Regierungsgewalt und die Zersplitterung von Staaten, die Verstärkung von Stammesfehden und ethnischen und religiösen Konflikten, die Entstehung einer internationalen Mafia, die Multiplizierung von Flüchtlingen in die Millionen, die Verbreitung von Kern- und anderen Massenvernichtungswaffen, die Ausbreitung des Terrorismus und die Zunahme an Massenüberfällen und ethnischen Säuberungen“ (Seite 35). Das Bild einer Welt in Chaos wurde in zwei weiteren Büchern in überzeugender Weise beschrieben: Out of Control [„Außer Kontrolle“] von dem ehemaligen US-Sicherheitsberater Zbigniew Brezinski und Pandemonium von dem US-Senator Daniel Patrick Moynihan.

Henry Kissingers Buch Diplomacy beschreibt die sich verändernde Zusammenstellung der Weltmächte. Obwohl jede politische Weltordnung dauerhaft zu sein scheint, unterliegt jede kontinuierlich den Kräften der Veränderung. „Nie zuvor haben sich die Bestandteile einer Weltordnung, ihr Reaktionsvermögen und ihre Ziele so schnell, so tiefgreifend und so weitreichend verändert. Wenn immer sich der Charakter der Einheiten, die ein internationales System darstellen, ändert, gibt es anschließend eine unvermeidbare Phase der Unruhe ... Große globale Kräfte wirken derzeit, die im Laufe der Zeit die USA weniger herausragend sein lassen werden“ (Seite 806, 809-810). Wirtschaftliche Konkurrenten der USA werden „andere Machtzentren in Westeuropa, Japan und China sein“ (ebenda).

„In den kommenden Jahren werden sich alle traditionellen transatlantischen Beziehungen ändern. Europa wird die bisherige Notwendigkeit für amerikanischen Schutz nicht mehr empfinden und wird seine eigenen wirtschaftlichen Interessen entschiedener verfolgen. Amerikaner werden nicht mehr so bereit sein, Opfer für die Sicherheit Europas zu bringen, und werden von Isolationismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen versucht werden. Deutschland wird auf dem politischen Einfluß bestehen, der ihm aufgrund seiner militärischen und wirtschaftlichen Macht zusteht“ (Seite 821).

Die Prophezeiungen der Bibel weisen auf einen Weltkrieg in der Endzeit hin, der die Existenz der Menschheit bedrohen wird. Die großen Machtzentren in Europa, Asien und im Nahen Osten werden im Sog der Entwicklungen an einem katastrophalen Konflikt beteiligt sein, wie ihn die Welt noch nie erlebt hat. Jerusalem und der Nahe Osten werden im Mittelpunkt der Kampfhandlungen stehen, die zu der Endzeitschlacht führen werden, die man im allgemeinen Harmagedon nennt (Offenbarung 16,14-16).

Die Grundursache des Krieges hat sich nicht geändert. Die Natur des Menschen ist eine streitbare Natur: „Woher kommt der Kampf unter euch, woher der Streit? Kommt’s nicht daher, daß in euren Gliedern die Gelüste gegeneinander streiten? Ihr seid begierig und erlangt’s nicht; ihr mordet und neidet und gewinnt nichts; ihr streitet und kämpft und habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr’s für eure Gelüste vergeuden könnt“ (Jakobus 4,1-3). Wenn Menschen und Völker ihre Wunschvorstellungen nicht durch Täuschung und Manipulierung erfüllen können, werden sie oft gewalttätig. Krieg kann dann das Resultat sein.

Die traurige Realität unseres Jahrhunderts zeigt, daß zwei Weltkriege den Krieg nicht aus der Welt geschafft haben. Der technologische Fortschritt macht den Krieg tödlicher als je zuvor. Eine Umstrukturierung der Weltmächte wird zu neuen Spannungen führen. Schließlich ist die menschliche Natur nach wie vor die gleiche. Lassen Sie sich nicht einschläfern: Ein katastrophaler Weltkrieg steht uns bevor.