Millionen von Menschen interessieren sich für den größten Eroberer aller Zeiten. Eine antike Quelle wirft zusätzliches Licht auf sein Wirken und seinen Untergang.

Von Darris McNeely

Eine neue Darbietung aus Hollywood zeugt von dem ungebrochenen Interesse an einem Mann, der vor mehr als 23 Jahrhunderten lebte und als großer Eroberer in die Geschichte eingegangen ist. Zusammen mit dem Spielfilm Alexander setzen sich mehrere kürzlich erschienene Bücher mit dem Leben des berühmten Mazedoniers auseinander. Sein Leben fasziniert die Menschen nach wie vor, doch manche Fragen bleiben unbeantwortet.

Wie sollen wir Alexanders Leben beurteilen? Haben Historiker und Gelehrte eine Quelle übersehen, die uns die Stellung Alexanders in Gottes großem Plan für die Geschichte der Menschheit zeigt? Es mag Sie überraschen zu erfahren, daß Alexanders Taten in biblischen Prophezeiungen erwähnt werden, die den allermeisten Gelehrten unbekannt sind. Die Bibel hat uns viel zu sagen über Gottes Wirken in menschlichen Angelegenheiten und beim Ablauf der Geschichte.

Wie fing alles an?

Alexander wurde 356 v. Chr. in Pella geboren. Sein Vater Philipp II., König von Mazedonien, hatte die griechischen Staaten in einer Koalition vereinigt, mit der die Grundlage für das Heer gelegt wurde, das Alexander bei seinem Feldzug gegen Asien anführte. Seine Mutter war Olympias von Epirus, zu der er ein enges Verhältnis hatte. Sie war dem griechischen Gott Dionysios ergeben und soll den königlichen Hof durch die Vorführung von Schlangen überrascht haben. Ihre Ehe mit Philipp II. war von Dissonanz gekennzeichnet. Als Philipp 336 v. Chr. ermordet wurde, sicherte sich der 20jährige Alexander durch sein schnelles Handeln die Nachfolge seines Vaters.

Mit Persien, dem Erzfeind Griechenlands, gab es eine offene Rechnung. Von dem Ehrgeiz und der Vision seines Vaters beeinflußt, wollte Alexander mehr als nur König über Griechenland sein. Bevor er die Perser herausfordern konnte, mußte er zunächst zu Hause seine Macht konsolidieren. Durch Feldzüge bis an die Donau und nach Südgriechenland schaltete er jeglichen regionalen Widerstand aus. Nun konnte er gegen Persien vorgehen.

Einer der bemerkenswertesten Augenblicke in der Geschichte der Bildung war Alexanders Schulung durch den großen Philosophen Aristoteles. Zu dem Lehrplan gehörte die Auseinandersetzung mit Homers Ilias, dem Epos von den 51 entscheidenden Tagen des Trojanischen Krieges. Alexander führte ein Band des Epos bei seinen Feldzügen mit sich und zitierte oft daraus. Sein Vorbild in der Erzählung war Achilleus. Die große Auseinandersetzung zwischen Europa und Asien, die in Troja begonnen hatte, sollte sich durch diesen neuen Achilleus fortsetzen. Mit nur 40 000 Soldaten trat Alexander seine große Eroberungswelle an, die elf Jahre anhielt. In diesem Zeitraum eroberte er mehr Land als irgendein Monarch vor ihm. Von diesem Feldzug kehrte Alexander nicht mehr nach Hause.

Entscheidende Schlachten

Kühne Strategie und schnelles Handeln kennzeichneten Alexanders große Schlachten. Innerhalb von vier Jahren brachte er den Persern drei vernichtende Niederlagen bei. Bei der ersten Schlacht gegen die Perser 334 v. Chr. am Granikos überwältige Alexander das persische Heer. Oft kämpfte er in den vordersten Reihen mit seinen Soldaten. Deshalb wurde bei dieser ersten entscheidenden Schlacht die Karriere Alexanders fast beendet. Ein griechischer Soldat trennte einem Perser den Arm ab, mit dem der Feind, von hinten kommend, Alexander angreifen wollte.

Historiker haben oft darüber spekuliert, wie sich der Verlauf der Geschichte anders gestaltet hätte, wäre Alexander in dieser ersten Schlacht gestorben. Statt darüber zu spekulieren wäre es vielleicht sinnvoller, die geistliche Dimension der Geschichte zu erforschen, die weltlichen Historikern unbekannt ist und deshalb keinen Einfluß auf ihre Analysen vergangener Ereignisse hat.

Ein Jahr später trat der persische König Darius III. mit einer halben Million Soldaten in der Entscheidungsschlacht von Issos dem mazedonischen Eroberer entgegen. Mit einer neuen Taktik eines diagonalen statt frontalen Angriffs gelang es Alexander, die persischen Linien zu flankieren und von hinten anzugreifen. Mit diesem Manöver schlug die griechische Armee das zahlenmäßig haushoch überlegene persische Heer in einen chaotischen Rückzug. Bei seiner panikartigen Flucht ließ Darius seine Schatzkammer und seine Familie in den Händen Alexanders zurück. Daraufhin schlug Alexander das Angebot von Darius, ihn zu seinem Schwiegersohn zu machen und ihm ganz Asien westlich des Euphrat zu überlassen, aus. Nur die bedingungslose Kapitulation der Perser konnte ihn befriedigen.

Die dritte Schlacht der beiden Kontrahenten fand 331 v. Chr. bei Gaugamela im heutigen Nordirak statt. Darius III. wurde von seinen eigenen Soldaten umgebracht, als er versuchte, bei dem überwältigenden Druck der Griechen das Schlachtfeld zu verlassen. Wieder hatte Alexander eine zahlenmäßig überlegene Streitmacht geschlagen. Mit diesem letzten Sieg über die Perser brachte er Babylon und Teile des persischen Kernlandes unter seine Kontrolle.

Innerhalb von nur vier Jahren hatte Alexander der Große das mächtige persische Reich in die Knie gezwungen. Nach 329 v. Chr. hatte er keinen Gegner mehr. Sein Reich erstreckte sich von Griechenland bis zum heutigen Pakistan und umfaßte die früheren Reiche Ägypten, Babylon und Persien.

„Bis an den Ozean“

Nach dem griechischen Weltbild war das Land der Erde von Wasser umgeben, das sie „den Ozean“ nannten. Wer diese Stelle erreichen könnte, hätte damit das „Ende der Erde“ erreicht. Nachdem Alexander 327 v. Chr. das Gebiet befriedet hatte, das der heutige Iran ist, gab es eigentlich keinen Grund mehr, nach Osten weiter vorzustoßen. Der Reiz, an das „Ende der Erde“ zu gelangen, war für Alexander jedoch zu groß. Er trieb seine Truppen weiter voran bis an den Punkt, „wozu ein sterblicher Mensch fähig ist“, wie ein römischer Autor später meinte.

Kein Gegner hielt Alexander auf, als er durch Zentralasien, durch das heutige Afghanistan, Indien und Pakistan marschierte. In Afghanistan begegnete er der gleichen Art nomadischer Stammeskultur, die bis in unsere Zeit hinein überdauert hat. Entlang seiner Marschroute gründete er Städte und schmiedete Bündnisse, deren Kontrolle die Kräfte seiner Soldaten strapazierte. Seine erste „Niederlage“ war die Weigerung seiner Soldaten, die Expedition fortzusetzen. Am Hyphasis (heute Beas) meuterte seine Armee: „Bis hierher und nicht weiter“, lautete deren Ruf.

Alexander blieb nichts anderes übrig als der Rückzug nach Westen. Nun fiel ihm die langweilige Aufgabe zu, sein Weltreich zu konsolidieren und zu verwalten. Aristoteles hatte ihm gesagt, daß es viel schwieriger sei, den Frieden zu organisieren als einen Krieg zu gewinnen, und daß man dadurch die Beute des Sieges wieder verlieren kann. Alexander hatte anscheinend keine Zeit und noch weniger Lust, sein neugewonnenes Hoheitsgebiet wirksam zu regieren.

Der Rückzug nach Babylon verlangte den Soldaten und ihrem Führer viel Kraft ab und wirkte sich negativ auf die Moral die Truppe aus. Zuverlässige Offiziere desertierten, einzelne Kampfeinheiten meuterten und Alexanders engster Freund Hephaestion, der ihn auf seinem Siegeszug begleitet hatte, starb. Im Juni 323 v. Chr. lag Alexander selbst mit Fieber und einer schweren Infektion im Sterben. Die um sein Sterbebett versammelten Soldaten fragten ihn, was aus seinem Reich werden sollte. Angeblich soll Alexander geantwortet haben, es soll „dem Stärksten“ unter ihnen zufallen.

Erst zwei Jahrzehnte später legte sich der durch seinen Tod aufgewirbelten Staub. Sein Reich war unter vier seiner Generäle aufgeteilt worden. Die stärksten der vier waren die Dynastie der Ptolemäer in Ägypten und die Seleukiden in Kleinasien.

Alexander in den Prophezeiungen der Bibel

Heute hat der durchschnittliche Kinogänger keine Ahnung davon, daß der auf der großen Leinwand dargestellte mazedonische Eroberer in den Prophezeiungen der Bibel erwähnt wird. Der Prophet Daniel, der seine Prophezeiungen zunächst am babylonischen und später am persischen Hof niederschrieb – lange bevor Alexander die Perser bezwungen hatte –, sah unter anderem auch den Aufstieg des griechischen Reiches voraus.

Im 2. Kapitel seines Buches berichtet Daniel von einem Traum, der den babylonischen König Nebukadnezar erschreckte und den keiner seiner Berater erklären konnte. Nur der jüdische Jüngling Daniel war in der Lage, dem König seinen Traum zu deuten. In seinem Traum sah Nebukadnezar eine menschliche Gestalt, die aus vier unterschiedlichen Teilen bestand, jedes durch ein anderes Metall versinnbildlicht. Der Kopf war aus Gold, die Brust und Arme aus Silber, der Bauch und die Hüften aus Bronze, die Beine aus Eisen und die Füße aus Eisen und Ton.

In den Versen 37-40 finden wir Daniels Interpretation dieses menschlichen Standbildes: „Du, König, bist ein König aller Könige, dem der Gott des Himmels Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat und dem er alle Länder, in denen Leute wohnen, dazu die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel in die Hände gegeben und dem er über alles Gewalt verliehen hat. Du bist das goldene Haupt. Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer als deines, danach das dritte Königreich, das aus Kupfer ist und über alle Länder herrschen wird. Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen“ (Daniel 2,37-40).

Das Bildnis repräsentierte – in symbolischer Form – eine Vorausschau auf die Reihenfolge großer Regionalmächte, die den Nahen Osten über Jahrhunderte hinweg beherrscht haben, wobei der letzte Teil des vierten Reiches zur Zeit der Rückkehr Jesu Christi auf Erden zur Errichtung des Reiches Gottes bestehen wird. Heute weiß man, daß die vier durch das Standbild dargestellten Regionalmächte Babylon (der goldene Kopf), Persien (die Brust und Arme aus Silber, Griechenland (der Bauch und die Hüften aus Bronze) und Rom (die Beine aus Eisen und die Füße aus Eisen und Ton) sind.

In Nebukadnezars Traum sah er, wie ein Stein das Standbild an seinen Füßen traf und es zum Umsturz brachte: „Das sahst du, bis ein Stein herunterkam, ohne Zutun von Menschenhänden; der traf das Bild an seinen Füßen, die von Eisen und Ton waren, und zermalmte sie. Da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Kupfer, Silber und Gold und wurden wie Spreu auf der Sommertenne, und der Wind verwehte sie, daß man sie nirgends mehr finden konnte. Der Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg, so daß er die ganze Welt füllte“ (Daniel 2,34-35).

Vers 44 zeigt uns, daß dieser Stein den wiederkehrenden Jesus und das Etablieren des Reiches Gottes auf Erden darstellt. Daß das Standbild an seinen Füßen getroffen wird, bedeutet, daß es eine Fortsetzung bzw. Wiederbelebung des vierten Reiches zu der Zeit, wenn Jesus wiederkehrt, geben wird.

Daniel erlebte die ersten beiden dieser vier Regionalmächte. Als jüdischer Gefangener diente er am Hof Nebukadnezars und erlebte aus erster Hand die Macht des „goldenen Haupts“. Während der Herrschaft von König Belsazar gab Gott Daniel eine Vision, die den Traum Nebukadnezars ergänzte. Das 7. Kapitel von Daniel enthält diese Vision, die Daniel anscheinend stark beunruhigte. Dazu schrieb er:

„Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf. Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders als das andere. Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friß viel Fleisch!

Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken, und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben. Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrigblieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner“ (Daniel 7,2-7).

Diese vier Tiere versinnbildlichen abermals die vier Regionalmächte, die König Nebukadnezar in seinem Traum in der Gestalt eines riesigen menschlichen Standbildes gesehen hatte. Das griechisch-mazedonische Reich ist demnach das dritte Tier, der Leopard. Die Beschreibung des Leoparden paßt zu Alexanders Kriegführung. Wie bereits erwähnt, bewegte sich sein verhältnismäßig kleines Heer schnell und zerriß seine Gegner, wie ein Leopard. Es überwand so das kräftigere „bärenähnliche“ persische Reich, das in seiner Bewegungsfähigkeit weniger agil als Alexanders Streitkräfte war.

Daniel hatte noch eine weitere Vision, in der Alexanders Weltreich vorkommt. Die weltliche Geschichte bestätigt die bemerkenswerte Genauigkeit der Vision, die wir in Kapitel 8 des Buches Daniel finden. In seiner Vision sah Daniel einen Widder, der sich gegen alle anderen Tiere behaupten konnte (Verse 1-4). Der Widder hatte zwei Hörner, von denen eines höher als das andere war (Vers 3), ein Sinnbild für die Vorherrschaft Persiens in dem Reich der Meder und Perser.

Ein Ziegenbock mit einem „ansehnlichen Horn“ sollte jedoch den Widder vernichten (Verse 5-7). Der Ziegenbock „hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen“ (Vers 5). Die Interpretation dieser Symbolik finden wir in Vers 21: „Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.“ Dieses Horn ist Alexander der Große. Daniels Vision sagte sogar die Aufteilung von Alexanders Reich nach dessen Tod voraus: „Daß aber vier an seiner Stelle wuchsen, nachdem es zerbrochen war, bedeutet, daß vier Königreiche aus seinem Volk entstehen werden, aber nicht so mächtig wie er“ (Vers 22).

Es gibt sogar eine dritte Erwähnung von Alexanders Reich in der langen Prophezeiung Daniels, die wir in Kapitel 11 finden. Der „mächtige König“ von Vers 3 ist wieder Alexander, und die Zerteilung seines Reiches „in die vier Winde“ (Vers 4) ist ein Hinweis auf die Aufteilung seines Reiches unter seinen Generälen, da er selbst keinen Nachwuchs hatte.

Freilich lehnt das moderne Bildungswesen die Vorstellung ab, daß Daniel sein Buch im 6. Jahrhundert v. Chr. geschrieben hat. Wer dies einräumt, muß ebenfalls anerkennen, daß Daniel in der Lage war, die Entstehung von mächtigen Reichen wie dem griechisch-mazedonischen bzw. dem römischen vorauszusagen. Unter Gelehrten käme diese Sichtweise jedoch akademischer Ketzerei gleich, beinhaltet sie doch den Glauben an einen Gott, der die menschliche Geschichte lenkt und sie im voraus festlegen kann. Darüber hinaus müßte man die Bibel tatsächlich als die von Gott inspirierte Heilige Schrift akzeptieren. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, daß modernen Historikern bei ihren Recherchen zum Leben Alexanders die Bibel eine verborgene Quelle bleibt.

Er wollte Gott sein

Nur ein Jahr vor seinem Tod behauptete Alexander, göttlicher Abstammung zu sein. Seiner griechischen Heimat ließ er eine Botschaft übermitteln, in der er seine Herkunft auf Zeus-Ammon zurückführte. Die Behauptung verband Alexander mit dem Wunsch, als göttlich angesehen zu werden. Die Idee war kein plötzlicher Einfall, denn sie hatte ihn seit seinem Aufenthalt in Ägypten beschäftigt. Dort war er in die Wüste nach Siwah gepilgert, wo es einen Schrein des Hauptgottes der Ägypter, Amun, gab.

In Siwah soll sich Alexander bei den Priestern Amuns nach seiner Göttlichkeit erkundigt haben, und die Priester versicherten ihm, daß er göttlicher Herkunft sei. Auch wenn Alexanders Landsleute diese Behauptung nicht glaubten, war sie für seine Unterwerfung der Ägypter wichtig. Die Ägypter der Antike hatten nämlich die Vorstellung, daß ihre Pharaonen göttlich seien.

Aber nicht nur in Ägypten war dies der Fall. Könige und Kaiser der Antike herrschten als quasi leibhaftig gewordene Götter. Es ist schon interessant, daß Alexanders Tage gezählt waren, nachdem er seinen Landsleuten seinen Anspruch auf Göttlichkeit mitgeteilt hatte. Er lebte nur noch ca. ein Jahr, und es war kein Feind auf dem Schlachtfeld, der seinen Tod herbeiführte, sondern eine Krankheit.

Alexander ähnelt einem religiösen Führer, dessen Auftreten für die Zeit unmittelbar vor der verheißenen Wiederkehr Jesu Christi vorausgesagt ist. In seinem zweiten Brief an die Gemeinde zu Thessalonisch beschreibt der Apostel Paulus diese endzeitliche Persönlichkeit wie folgt: „Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott“ (2. Thessalonicher 2,4).

In Offenbarung 13 findet wir eine Prophezeiung über ein politisch-religiöses System der Endzeit, das sowohl zivilrechtliche als auch religiöse Macht ausüben wird. Die politische Komponente wird in diesem Kapitel „das Tier“ genannt. Sie wird von einem „zweiten Tier“ (Vers 11) unterstützt, das die Macht hat, Wunder zu wirken und damit die Menschen zu verführen. Die Zusammenarbeit dieser beiden Tiere wird einen Großteil der Menschheit versklaven in einem letzten Versuch, eine Weltregierung ohne Gott zu schaffen.

Alexander der Große wollte der Herrscher über Europa – Griechenland –, den Nahen Osten und Asien sein. Niemand vor oder nach ihm hat das geschafft, was er in nur zehn Jahren vollbrachte. Sein Eroberungsfeldzug förderte die Verbreitung hellenistischer Ideen und Kultur. Nach seinem Tod trat das Römische Reich auf den Plan, in dessen Einflußsphäre die Ideen von Aristoteles, Platon und Sokrates zur Grundlage der westlichen Zivilisation beitrugen. In der hellenisierten Welt des Nahen Ostens im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung wurde Jesus Christus von Nazareth geboren.

Die Kirche des Neuen Testaments trug ihre Botschaft vom wahren Evangelium über Jesus Christus und das Reich Gottes in die Welt des 1. Jahrhunderts, in der die griechische Kultur eine bedeutende Rolle spielte. Es war die Botschaft von einem Gott, der Mensch geworden war – die Umkehr der Ambitionen von Alexander dem Großen. Der eine war Mensch, wollte Gott sein und versagte. Der andere war Gott, wurde Mensch und war in den Dingen Gottes erfolgreich.

Was für ein Kontrast! Der eine kam am königlichen Hof Griechenlands zur Welt und starb in Babylon, Sinnbild für das gottfeindliche religiös-politische System dieser Welt. Der andere kam in einer bescheidenen Krippe zur Welt und starb in Jerusalem, der zukünftigen Welthauptstadt, aber erst nachdem er durch die Gründung seiner Kirche den Grundstein für das Reich Gottes gelegt hatte.

Mit Waffengewalt wollte Alexander der ihm bekannten Welt seine Vision einer Weltregierung aufzwingen. Sein Versuch scheiterte, wie alle anderen Versuche dieser Art vor und nach ihm zum Scheitern verurteilt waren. Der Nahe Osten, den er einst mittels seiner militärischen Macht unter seine Kontrolle brachte, wartet immer noch auf den einen Herrscher, der ihm Frieden und Gerechtigkeit sichern wird: Jesus Christus von Nazareth.

Der Nahe Osten ist der Dreh- und Angelpunkt der biblischen Prophezeiung. Dort wird sozusagen der geistliche „Kampf der Kulturen“ seinen Höhepunkt finden, wenn das geistliche Gegenstück zu der Stadt, in der Alexander seinen Tod fand – „Babylon die Große“ (Offenbarung 18,2) – von dem König der Könige aus dem Jerusalem, „das droben ist“ (Galater 4,26), ein für allemal besiegt wird. Das Thema Weltreiche in der Geschichte des Menschen ist noch nicht abgeschlossen! Der Gott, der Mensch wurde – Jesus Christus – kommt wieder, um das System auszulöschen, das zum Teil durch den Griechen dargestellt wird, der Gott sein wollte.