Von Roy Holladay
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Philipper in Kapitel 2, Vers 5 folgendes: „Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war“ (Elberfelder Bibel). Welche innere Einstellung oder Gesinnung meinte Paulus?
Durch Jesus hat der Vater alles geschaffen, „was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare ... es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm“ (Kolosser 1,16-17). Dieses große Wesen war bereit, sich selbst zu demütigen und Mensch zu werden. Die Gesinnung Christi war die der Liebe (er gab sein Leben für uns), Demut und des Dienstes.
Christi Lehre bezüglich Führung
Am Abend der letzten Passahfeier stritten sich die Jünger darüber, wer von ihnen der Größte war. Lukas berichtet über diesen Vorfall: „Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen für den Größten zu halten sei. Er aber sprach zu ihnen: Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die Gewalt über sie üben, lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste und der Führende wie der Dienende. Denn wer ist größer, der zu Tisch Liegende oder der Dienende? Nicht der zu Tisch Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (Lukas 22,24-27; Elberfelder Bibel).
Jesus Christus lehrte das Prinzip wahrer Größe nicht nur, sondern er lebte es auch. Dies ist vielleicht ein Grund dafür, warum Christus die Fußwaschung einführte – um seinen Jüngern den richtigen Führungsstil vorzuleben und beizubringen. Er bestätigte, daß er ihr Herr und Lehrer war. Und doch war er bereit, ihre Füße zu waschen – die Aufgabe eines niedrigen Dieners. Christus sagte in Johannes 13, Vers 15: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe“ (alle Hervorhebungen durch uns). Christus erwartet von uns, daß wir in unserem Umgang miteinander seinem Beispiel folgen. Wir sollen Diener sein und einander in Demut dienen.
Jesus setzte sein ganzes Leben dafür ein, anderen zu dienen. Er war das größte Beispiel eines liebenden Dieners in der Geschichte der Menschheit.
Wahre Größe
Die Jünger zeigten die menschliche Tendenz, sich mehr um ihre Position und ihren Rang zu sorgen, als um das Dienen. „Frau Zebedäus“ fragte Christus, ob ihre zwei Söhne im Reich Gottes zu seiner Rechten und Linken sitzen konnten. Als die anderen Jünger von dieser Bitte hörten, wurden sie böse. Warum? Sie wollte wahrscheinlich dieselbe Position, oder sie befürchteten, daß Jakobus und Johannes eine größere Position innehaben würden.
Christus mußte ihnen allen eine wertvolle Lektion erteilen: „Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wißt, daß die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele“ (Matthäus 20,25-28).
Christus erklärte, daß es zwei verschiedene Führungsstile gibt – den Führungsstil der Welt und den Führungsstil des Dienens. Die natürliche Einstellung unserer Gesellschaft ist es, mit Autorität über andere zu herrschen. Christus sagte nicht, daß es keine Positionen der Autorität gäbe, allerdings sollen Autorität und Macht zum Dienen eingesetzt werden.
Wir sind berufen worden, um Könige und Priester im Reich Gottes zu sein. Das bedeutet, daß wir der Menschheit dienen werden. Je größer die Position im Reich Gottes sein wird, desto größer wird die Möglichkeit sein, zu dienen. Wir werden aber nicht im Reich Gottes sein, es sei denn, wir lernen heute in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen Christi Gesinnung anzuwenden. Wir werden nicht automatisch Diener im Reich Gottes werden, wenn wir heute nicht lernen, Diener zu sein.
Praktische Umsetzung
Sehen wir uns die praktische Umsetzung dieses Prinzips in unserem Alltag an – in unserer Familie, Ehe, Gemeinde und auf der Arbeitsstelle. Als Eltern haben wir das Sagen in unserer Familie. Dienen wir unserer Familie aber auch? Der beste Weg, wie wir unsere Kinder beeinflussen und lehren können, ist durch unser eigenes Beispiel. Nach der Geburt ihrer Kinder verbringen Eltern normalerweise die nächsten 18 Jahre damit, die Kinder zu ernähren, ihnen Kleidung, ein Dach über dem Kopf und eine Ausbildung zu geben, sie zu lehren und zu lieben. Unsere Einstellung dabei muß auf Liebe und der Verpflichtung zum Wachstum und zur Entwicklung unserer Familie basieren.
Setzen wir in unseren Ehen alles daran, einander zu dienen? Viele Ehen gehen aufgrund von Egoismus, mangelnde Fürsorge und Vernachlässigung in die Brüche. Die Ehe gibt uns die wunderbare Gelegenheit, das Prinzip der Demut und der gegenseitigen Liebe täglich anzuwenden. Jesus Christus ist das Oberhaupt der Gemeinde. Er bestimmt, wo es lang geht. Die Kirche ist die Braut Christi. Die Braut unterstellt sich ihrem Ehemann und dient ihm. Und doch wissen wir auch, daß Christus auch der Kirche dient. Er ist das Oberhaupt, daß uns ständig führt und lenkt. Durch den Geist Gottes führt, inspiriert, lehrt, hilft, ermutigt und lenkt er uns. Er greift für uns ein. Wir folgen ihm, weil wir wissen, daß er sein Leben für uns gab. Obwohl er das Haupt der Kirche ist, dient er der Gemeinde, und es liegt ihm immer ihr Bestes am Herzen.
Wir wurden alle in den Leib berufen und an die Stelle gestellt, die Gott für richtig hält (1. Korinther 12,18). Gott hat jedem von uns Verantwortungen, Gaben, Talente und Fähigkeiten gegeben. Warum? Nicht zum Eigennutz, sondern zum allgemeinen Wohlergehen des Leibes (Vers 7). Jeder Teil unseres physischen Körpers dient dem Rest des Körpers. Wir nutzen unsere Gaben und Talente als Gelegenheit, etwas im Leben eines anderen zu bewirken. Nutzen wir die Aufgabe, welche Gott uns auch immer in der Gemeinde gegeben hat, um anderen aus tiefer Fürsorge und Demut heraus zu dienen. Möge diese Gesinnung in uns sein, welche auch in Christus Jesus war.