Was wurde aus dem Frieden, den Jesus Christus und vor ihm auch die Propheten verheißen haben? Wird die Menschheit jemals diesen Frieden erleben?

Von Gerhard Marx

Als der Prophet Jesaja das Wirken eines zukünftigen Friedensfürsten voraussagte, konnte er sich nicht vorstellen, daß ca. 2500 Jahre später und ca. 4000 km entfernt der Komponist Georg Friedrich Händel (geb. 1685) dieses prophetische Ereignis in seinem Oratorium Der Messias vertonen sollte.

Die Uraufführung der messianischen Botschaft Jesajas 1742 in Dublin war ein sofortiger Erfolg. Händels Meisterwerk wurde in Irland und England begeistert empfangen, bezeugt durch die 3000 Bewunderer des Komponisten, die 1759 seiner Trauerfeier in Westminster Abbey beiwohnten.

Anders als populistische Visionäre unserer Zeit, deren Ideen oft nur ein Land oder eine Bevölkerungsschicht betreffen, beschreiben die Worte Jesajas das Kommen des Messias als großes Ereignis für die ganze Menschheit. Einer der großen Segen, den die Erscheinung des Messias auslösen wird, ist dauerhafter Frieden, der sich weltweit ausbreiten wird.

So lautet einer der Titel des Messias, die in dem Messias besungen werden: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“ (Jesaja 9,6; alle Hervorhebungen durch uns).

Als der Messias das erste Mal auf der Erde erschien, lehrte er konsequent den Weg des Friedens, wie es keiner vor ihm getan hatte. Das erste Kommen Christi hat die Welt jedoch nicht in eine Oase des Friedens verwandelt, nicht einmal unter denen, die sich zu ihm bekennen, auch wenn der Gruß „Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ seine Geburt ankündigte (Lukas 2,14).

Heute, ca. 2000 Jahre später, gibt es kein Anzeichen des von Jesaja verkündeten weltweiten Friedens. Was ist schief gelaufen?

Nur ein Traum?

Die Bewohner der Erde haben nur selten wahren Frieden erlebt, selbst dann, wenn man sich auf den Namen Jesus Christus beruft. Seit Jahrhunderten hat sogar das heilige Land einen Krieg nach dem anderen erlebt. In der Menschheitsgeschichte scheinen die einzigen Friedenszeiten diejenigen gewesen zu sein, die man zur Vorbereitung des nächsten Kriegs nutzte. Als Beispiel dient die heutige Nation Israel, die in den ersten 50 Jahren ihrer Existenz fünf Kriege erlebte.

Wir können nur von Frieden träumen, und außer dem Messias kann niemand diesen Traum in die Wirklichkeit umwandeln. Jesajas Pauschalurteil über unsere Fähigkeit, Frieden zu schaffen, lautet: „Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und Unrecht ist auf ihren Pfaden. Sie gehen auf krummen Wegen; wer auf ihnen geht, der hat keinen Frieden“ (Jesaja 59,8).

Der Prophet Jeremia bestätigt Jesaja ernüchternde Feststellung: „Ich habe erkannt, HERR, daß der Weg des Menschen nicht in seiner Macht steht und daß es keinem, der geht, gegeben ist, seinen Schritt zu lenken“ (Jeremia 10,23; Elberfelder Bibel).

Die Geschichte zeugt von der Richtigkeit dieses prophetischen Urteils. Auf sich selbst angewiesen, scheinen die Menschen zur Schaffung eines dauerhaften Friedens total unfähig zu sein. Allein im vergangenen Jahrhundert wurden zahlreiche blutige Konflikte ausgetragen. Unsere Welt lehnt den Weg des Friedens ab, den Gott uns nur zu gerne zeigen will.

Die Verheißung des Friedens

Wie kann es sein, daß die Menschen den Weg des Friedens abgelehnt haben? Sie haben Jesus Christus und seine Botschaft abgelehnt und damit den Weg der Versöhnung, des gegenseitigen Respekts und der Zusammenarbeit verworfen, den er lehrte und durch sein persönliches Beispiel vorlebte.

So soll es aber nicht immer bleiben. Gott wird sein Versprechen halten, indem er den „Friede-Fürsten“ wieder auf die Erde sendet, um das langersehnte Utopia herbeizuführen: „Zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil“ (Hebräer 9,28).

Die übrige Welt muß noch warten, um wahren Frieden kennenzulernen. Einigen wenigen ist es heute schon gegeben, diesen Frieden zu erleben. Sie sind berufen, um den Weg des Friedens vor den anderen Menschen kennenzulernen und sich als Botschafter der göttlichen Lebensweise konsequent dafür zu entscheiden: „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!“ (2. Korinther 5,21).

Denen, die diese besondere Berufung annehmen, verheißt Jesus Christus: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt“ (Johannes 14,7). Der wahre Frieden, den Jesus verheißt, ist echt und „ist höher als alle Vernunft“ (Philipper 4,7).

Wir können ihn erleben, wenn wir Gott nur darum bitten! Christus bietet uns auf individuelle Weise eine einmalige Gelegenheit an, den Weg des Friedens anzunehmen, statt auf die Zeit weltweiter Ruhe zu warten, die dann anbrechen wird, wenn Gott in die Angelegenheiten des Menschen ein für allemal eingreift.

Den Weg des Friedens zu gehen in einer Welt, die diesen Weg ablehnt, ist nicht einfach. Wir leben in einem chaotischen Zeitalter, in dem altbewährte Moralvorstellungen gedankenlos über Bord geworfen werden und wir von der Angst vor Terroranschlägen und anderen Bedrohungen geplagt werden.

Es erfordert Überlegung und Hingabe, Jesu Beispiel des Friedens in der heutigen Welt nachzuahmen. Wir können es jedoch schaffen! Schließlich sagte Jesus selbst: „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33).

Der Preis für göttliche Friedensstifter

Unsere Welt ehrt ihre Militärhelden. Viele Touristen haben das massive Denkmal in der Londoner Sankt Paulus-Kathedrale gesehen, das dem Herzog von Wellington gewidmet ist und eine beeindruckende Liste seiner Siege auf dem Schlachtfeld aufweist. Nur wenige übersehen die hoch in den Himmel ragende Siegessäule des Herzogs von Marlborough am Blenheim-Palast. Ein Anziehungspunkt für Schottland-Besucher ist das überwältigende Monument in Stirling, das dem Schottenhelden „Braveheart“, William Wallace, errichtet wurde.

Es mag sein, daß diese Männer und andere Militärführer im gegenwärtigen Zeitalter des Menschen beeindruckende Leistungen auf dem Schlachtfeld erbracht haben. Größer als die Beute des Kriegs ist jedoch die Dividende des Friedens, die leider viel zu wenig geschätzt wird.

„Frieden kennt auch seine Siege“, meinte einst der englische Dichter John Milton. König Salomo, selbst ein Dichter, sann auch zu diesem Thema nach: „Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt“ (Sprüche 16,32). Den Sieg über unsere niederen Instinkte zu erringen ist eine bemerkenswerte Leistung, meinte Salomo, und unser Schöpfer sieht es auch so.

Salomo der Friedensstifter bat Gott um Weisheit und Verständnis – göttliche Eigenschaften, die kriegslüsternes Treiben ausschließen –, um das Volk Israel besser regieren zu können. Gott war von der Bitte Salomos sehr angetan: „Und Gott sprach zu ihm: Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, zu hören und recht zu richten, siehe, so tue ich nach deinen Worten.

Siehe, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, so daß deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird. Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, so daß deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten“ (1. Könige 3,11-13).

Gott erhörte Salomos Gebet. Dieser König wurde als Friedensstifter gesegnet, ein außergewöhnliches Handeln, das von der geschichtlichen Norm abweicht. In den Augen unseres Schöpfers gebühren Ehre und Wertschätzung denen, die sich für den Frieden einsetzen.

Man kann natürlich nicht behaupten, daß sich die Menschen keinen Frieden wünschen. Nur die wenigsten sind jedoch bereit, um das zu vollbringen, was wahren Frieden hervorbringt: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht“, meinte der Apostel Paulus in Römer 7, Vers 18.

Die Heilige Schrift zeigt, daß Jesu erstes Kommen, über sein Opfer als Sühne für unsere Sünden hinaus, auch dazu diente, Menschen aus verschiedenen Nationen zu der göttlichen Lebensweise des Friedens einzuladen. „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“, sagte Jesus seinen Jüngern (Johannes 14,27). Damit meinte er etwas Reelles für ihr Leben jetzt und nicht erst in der Zukunft.

Vor 2000 Jahren waren manche Juden überrascht, daß Jesus Christus nicht bemüht war, das Reich für Israel wieder herzustellen und dem Volk Israel Frieden zu sichern. Die Verheißung dauerhaften Friedens gilt erst einer kommenden Zeit, wenn der „Friede-Fürst“ mit Macht eingreifen und dem Krieg ein Ende setzen wird.

In einem prophetischen Psalm beschrieb König David diese Zeit in der Zukunft: „Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich? Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren halten Rat miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten: Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke! Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer. Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken:

Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion ... Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum. Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen. So seid nun verständig, ihr Könige, und laßt euch warnen, ihr Richter auf Erden! Dienet dem Herrn mit Furcht und küßt seine Füße mit Zittern“ (Psalm 2,1-5. 7-11).

Diejenigen, die Jesus in diesem Leben treu nachfolgen, werden ihm in dieser Welt von morgen zur Seite stehen (Offenbarung 2,27; 5,10). Der Prophet Jesaja beschrieb ihre wohltuende Wirkung in der Zeit, wenn Jesus eine neue Weltordnung schafft: „Siehe, es wird ein König regieren [Jesus], Gerechtigkeit aufzurichten, und Fürsten werden herrschen [die heute Berufenen, die später mit Jesus regieren werden], das Recht zu handhaben, daß ein jeder von ihnen sein wird wie eine Zuflucht vor dem Wind und wie ein Schutz vor dem Platzregen, wie Wasserbäche am dürren Ort, wie der Schatten eines großen Felsens im trockenen Lande“ (Jesaja 32,1-2).

Das persönliche Beispiel

Worum geht es bei dem Frieden, den Jesus vor 2000 Jahren vorlebte und den er bei seiner Wiederkehr diese ganze Welt lehren wird? Am vordergründigsten ist, daß es eine Lebensweise ist – eine Geisteshaltung, eine Art zu denken und zu handeln. Es ist eine Lebensausrichtung in allen Dingen, die sich an dem Wort Gottes, der Bibel, orientiert.

König David schrieb diesbezüglich: „Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben; sie werden nicht straucheln“ (Psalm 119,165). Diejenigen, die Jesu Lehre zum Frieden durch ihr persönliches Beispiel umsetzen, richten ihr Augenmerk darauf, ihre Mitmenschen zu lieben, statt sie zu übervorteilen. Das Wohlergehen ihrer Mitmenschen ist ihnen genauso wichtig oder noch wichtiger als das eigene Wohlergehen. Daher „werden sie nicht straucheln“.

Mit seinen Worten, die heute Teil der Bibel sind, wies uns Christus den Weg. Aber in welchem Maße machen wir diesen Weg zu einem Baustein in unserer täglichen Lebensführung? Es kann schon sein, daß wir mit unserem Beispiel keinen entscheidenden Einfluß auf die Welt als Ganzes haben werden, aber wir können zumindest den Menschen ein Vorbild sein, mit denen wir tagtäglich zu tun haben.

Um Jesu Beispiel des Friedens nachzuahmen, muß man zunächst mit sich selbst Frieden schließen und fest davon überzeugt sein, daß der Weg des Friedens wirklich die einzige praktische Lösung zur Heilung von Wunden und zum Aufbau starker zwischenmenschlicher Beziehungen ist. Längerfristig gesehen zahlt die Ausübung dieser Lebensweise eine unbezahlbare Friedensdividende aus.

Es gibt kein besseres Beispiel als das Jesu Christi. In Johannes 4 können wir nachlesen, wie er am Brunnen Jakobs der Frau aus Samarien die Hand entgegenreichte. Die Beziehungen zwischen Juden und Samaritern waren derart angespannt, daß sie nicht einmal mehr miteinander redeten.

Jesu Verhalten der samaritischen Frau gegenüber hat sie beeindruckt: „Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du bittest mich um etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritische Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern“ (Johannes 4,9).

Diesen Zustand hat man als normal hingenommen, aber Jesus richtete sich nicht danach. In seinem Bemühen, gestörte zwischenmenschliche Beziehungen zu heilen, machte Jesus der Frau klar, daß die Errettung sowohl Samaritanern als auch Juden zugänglich gemacht werden wird. Seine Worte bezeugten dieser anonymen Samaritanerin, die von den meisten seiner sonstigen jüdischen Zuhörer als zur untersten sozialen Schicht gehörend gesehen wurde, Ehre und Respekt.

Was war der Tenor der Botschaft Jesu? Alle Menschen haben vor Gott das gleiche Potential, und Jesus war gekommen, damit alle letztendlich den Frieden und die Errettung erleben können, die nur durch Gott möglich ist.

Der Weg des Friedens

Über das Wirken des Friedensfürsten schrieb Paulus: „Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart [Heidenchristen], und Frieden denen, die nahe waren [Juden]“ (Epheser 2,17). Jesu Wirken schließt alle ein, die wirklich bereit sind, den Weg des Friedens zu gehen. Niemand ist davon ausgeschlossen!

Jesus als Boten des Friedens nachzuahmen bzw. Frieden zu stiften ist eine Kunst, und Jesu Lehre und sein persönliches Beispiel dienen uns dabei als Leitmotiv. Die Lektion für uns ist, daß wir dort starke Bande des Friedens aufbauen, wo sie vorher nicht existierten, und Beziehungen heilen helfen, die verletzt oder gar gebrochen worden sind. Unser persönliches Beispiel ist von größter Wichtigkeit. Jemand wartet nur darauf, daß wir, wie Jesus es gegenüber der samaritischen Frau tat, ihm die Hand zum Frieden entgegenreichen.

Jesajas Prophezeiung über das Auftreten eines Wohltäters erfüllte sich vor 2000 Jahren in der Person Jesu Christi. Die Worte seiner Prophezeiung haben sich durch die Musik von Händels Messias in die Erinnerung mancher Menschen eingeprägt.

„Meinen Frieden gebe ich euch“, versprach Jesus seinen Jüngern. Wollen Sie ihn nicht beim Wort nehmen und diesen Frieden schon jetzt erleben? Nehmen Sie Jesu Einladung an, werden Sie zum Botschafter an seiner Statt, der täglich den Weg des Friedens praktiziert.