Das Alte Testament beschreibt viele Zeremonien. Eine davon, das Schwingopfer, zeigt uns einen Aspekt der Aufgabe Jesu bei der Errettung der Menschheit.

Von der Redaktion

Am ersten Tag der Woche nach dem Tod und der Auferstehung Jesu geschah etwas von großer Bedeutung. Als Maria Magdalena am leeren Grab von Jesus Christus stand, erschien er ihr. Er rief ihren Namen, und als sie ihn berühren wollte, sagte Christus zu ihr: „Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott“ (Johannes 20,17; alle Hervorhebungen durch uns).

Etwas später aber am selben Tag, als sie und die andere Maria „liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen ... da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfaßten seine Füße und fielen vor ihm nieder“ (Matthäus 28,9).

Viele haben diese Worte wahrscheinlich gelesen, ohne darauf geachtet zu haben, was Christus genau gesagt hat, oder die Bedeutung dessen zu begreifen, was genau zwischen diesen beiden Episoden passiert sein mußte. Da Jesus seinen Jüngern später am Tag erlaubte, ihn zu berühren, mußte er in der Zwischenzeit zum Vater in den Himmel aufgestiegen sein. Was bedeutete dies?

Die Antwort finden wir in Kommentaren der neutestamentlichen Autoren und in einer bestimmten Zeremonie des Alten Testaments, die kaum verstanden wird. Diese Zeremonie deutete auf den Sinn der Himmelfahrt Christi hin.

Bevor wir diese symbolische Zeremonie untersuchen, müssen wir verstehen, warum der allgemein verbreitete Glaube, Jesus sei bei Sonnenaufgang am ersten Sonntag nach seiner Kreuzigung auferstanden, falsch ist. Der biblische Bericht gibt uns Einzelheiten darüber, was an diesem Sonntagmorgen wirklich passiert ist.

„Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, daß der Stein vom Grab weg war. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab. Es liefen aber die zwei miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein.

Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht die Leinentücher liegen, aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte“ (Johannes 20,1-8).

Noch bevor an diesem Sonntagmorgen der Sonnenaufgang begann, war Jesus schon auferstanden! Er hatte sein Grab schon verlassen! Seine Auferstehung hatte tatsächlich schon ungefähr zur Zeit des Sonnenunterganges am vorhergehenden Tag, als der wöchentliche Sabbat zu Ende ging, stattgefunden. Deshalb ist der erste Tag der Woche (Sonntag) nicht der Tag Jesu Auferstehung.

Der Erste unter den „Erstlingen“: Jesus

An diesem Sonntagmorgen fand ein bedeutendes Ereignis statt. An diesem Tag nämlich stieg Jesus zum Vater auf, um formell als der Erste, der von den Toten aus Gottes geistlicher Ernte auferstanden ist, angenommen zu werden.

Paulus verstand diesen Zusammenhang sehr deutlich. „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören“ (1. Korinther 15,20-23).

Jesu Christi Vorrangstellung als Erstling von einem größeren Leib der „Erstlinge“ ist sehr wichtig. Der Apostel Johannes beschreibt die Gruppe der treuen Diener Gottes so: „Diese sind erkauft aus den Menschen als Erstlinge für Gott und das Lamm“ (Offenbarung 14,4).

Welche Rolle spielen die „Erstlinge“ in Gottes großem Erlösungsplan? Warum sagt Jakobus in seinem Brief, Kapitel 1, Vers 18, über diejenigen, die heute zur Erlösung berufen sind, daß sie „nach seinem [Gottes] ... Erstlinge seiner Geschöpfe“ sind? Warum Erstlinge? Warum wird Jesus als Erster der Erstlinge, die von den Toten auferstehen, bezeichnet?

Gottes Lehrmethode: Die Ernte als Sinnbild

Die Bibel benutzt verschiedene Analogien, die die Erlösung und das Reich Gottes mit einer Ernte vergleichen. So sagte Jesus zum Beispiel: „Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder, denn sie sind reif zur Ernte. Wer erntet, empfängt schon seinen Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich miteinander freuen, der da sät und der da erntet“ (Johannes 4,35-36).

Die Frucht, die Gott wichtig ist, ist die, welche für das ewige Leben gesammelt wird. Es sind diejenigen, die die Kinder Gottes werden!

Als Jesus sein Gleichnis vom guten Samen und dem Unkraut erklärte, sagte er: „Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen“ (Matthäus 13,38-40).

Nur die guten Früchte von Gottes geistlicher Ernte werden das ewige Leben erhalten. Aus diesem Grund haben alle biblischen Festtage eine Beziehung zu den Erntezeiten des Heiligen Landes. Diese Festtage offenbaren Gottes treuem Volk die richtige Reihenfolge der Ereignisse und die Schlüsselelemente seines Erlösungsplans – seine „Ernte“ der Menschen zum ewigen Leben.

Am Frühlingsanfang gebot Gott zwei Feste, die uns über seinen Plan für die Menschheit unterrichten. Das erste ist das Passahfest – derselbe Tag, an dem Jesus Christus als Opfer für unsere Sünden gekreuzigt wurde. Das zweite Fest folgt gleich darauf: Die Tage der ungesäuerten Brote repräsentieren seine Hilfe, die er uns bei der Entfernung der Sünde aus unserem Leben zukommen läßt (1. Korinther 5,7-8).

Jesus starb und wurde genau vor Sonnenuntergang ins Grab gelegt (Lukas 23,50-56) – kurz vor Beginn des jährlichen hohen Festtags (Johannes 19,31), der mit dem Sonnenuntergang die Tage der ungesäuerten Brote einläutete.

Drei Tage und drei Nächte später – ungefähr zum Sonnenuntergang des wöchentlichen Sabbats (Samstag) – war Jesus auferstanden. Am nächsten Tag – am ersten Tag der Woche (Sonntag) – erschien er Maria und einigen seiner Jünger kurz bevor er zum Thron des himmlischen Vaters aufstieg.

Lassen Sie uns jetzt die einzigartige Zeremonie untersuchen, die zur selben Zeit im Tempel ausgeführt wurde, als Jesus zum Vater aufstieg. Gott selbst hat diese Zeremonie eingeführt. Die Juden führten diese Zeremonie länger als 1000 Jahre lang durch. Erstaunlicherweise symbolisiert diese Feier die Bedeutung, daß Christus sich selbst dem Vater präsentierte. Sie wurde an genau diesem Tag zur selben Zeit ausgeübt, zu der Jesus als Erster der von den Toten Auferstandenen von Gott angenommen wurde.

Das ursprüngliche „Schwingopfer“

Jedes Jahr im Frühling durfte das alte Israel nichts von dem frischgeernteten Korn essen, bis das gebotene Schwingopfer während der Tage der ungesäuerten Brote geopfert wurde. Es sollte in Verbindung mit dem täglichen Morgenopfer an diesem Tag und einem makellosen einjährigen Opferlamm dargereicht werden. Das gewöhnliche Morgenopfer fand um 9.00 Uhr morgens statt – die dritte Stunde des Tages.

Als die alten Israeliten zum ersten Mal das Land Kanaan in Besitz nahmen, wies Gott Mose an: „Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und es aberntet, so sollt ihr die erste Garbe eurer Ernte zu dem Priester bringen. Der soll die Garbe als Schwingopfer schwingen vor dem Herrn, daß sie euch wohlgefällig mache. Das soll aber der Priester tun am Tage nach dem Sabbat“ (3. Mose 23,10-11).

Der bestimmte „Tag nach dem Sabbat“ bezog sich hier auf den Sonntag, der in die Woche der Tage der ungesäuerten Brote fiel. Wie wir gesehen haben, stand Jesus kurz vor Sonnenuntergang des wöchentlichen Sabbats während der Tage der ungesäuerten Brote auf und erschien am nächsten Morgen seinen Jüngern – genau der gleiche Sonntag, der hier erwähnt wird.

Dieser Abschnitt beschreibt dasselbe Opfer, das vor Gott im jüdischen Tempel zur gleichen Stunde am gleichen Sonntag geschwungen wurde, als Jesus zum Vater aufstieg. Christi Präsentation seines Selbst vor dem Vater als echtes „Schwingopfer“ war schon lange im voraus als wichtiger Aspekt in Gottes Erlösungsplan bestimmt worden.

Die Formulierung „daß es euch wohlgefällig mache“ (Vers 11) zeigt, was das Schwingopfer symbolisiert, als es aufgehoben wurde und durch Israels Hohepriester vor Gott geschwungen wurde. Es versinnbildlichte Jesus Christus, der sich für uns opferte.

Der himmlische Vater akzeptierte ihn als unser perfektes Opfer und erklärte ihn „nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten“ (Römer 1,4). Als unser auferstandener Hohepriester stieg er zum Vater auf, um sich an unserer Statt als perfektes, makelloses Opfer für unsere Sünden zu präsentieren.

Zu diesem Zeitpunkt wurde er vom Schöpfergott als der erste Sohn aller zukünftigen Söhne und Töchter Gottes angenommen (2. Korinther 6,17-18). Er wird innerhalb der Familie, die der Vater gründet, immer der überragende Sohn Gottes bleiben (Epheser 3,14-15).

Die offizielle Akzeptanz Jesu Christi als das erste Schwingopfer der Ernte, als Urheber unserer Erlösung (Hebräer 2,10), war notwendig, bevor die übrige geistliche Ernte beginnen konnte, genauso wie bei der physischen Ernte (siehe 3. Mose 23,14).

Die anderen „Erstlinge“ in Gottes Ernte

Die ganze Symbolik des physischen Schwingopfers wurde durch Jesus Christus erfüllt, „damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Römer 8,29).

Paulus erklärte: „Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei. Denn es hat Gott wohlgefallen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz“ (Kolosser 1,18-20).

Der Sonntag, an dem der Hohepriester das Schwingopfer darbrachte, ist auch der Tag, an dem eine Zählung von sieben vollständigen Wochen beginnen sollte. „Danach sollt ihr zählen vom Tage nach dem Sabbat, da ihr die Garbe als Schwingopfer darbrachtet, sieben ganze Wochen. Bis zu dem Tag nach dem siebenten Sabbat, nämlich fünfzig Tage, sollt ihr zählen und dann ein neues Speisopfer dem Herrn opfern“ (3. Mose 23,15-16).

Die Zählung der fünfzig Tage führt uns zu einem anderen biblischen Fest. Es findet gegen Ende des Frühlings statt – Pfingsten (Apostelgeschichte 2,1), was „fünfzig“ auf Griechisch bedeutet. Einer der hebräischen Namen für dieses Fest bedeutet „Fest der Wochen“, weil es genau sieben Wochen nach dem Tag des Schwingopfers stattfindet, zu einer Zeit, wenn das Ernten der „Erstlinge der Weizenernte“ (2. Mose 34,22) im vollen Gang ist.

Die Zeit der Frühlingsernte steht symbolisch für alle, die in „dieser gegenwärtigen, bösen Welt“ (Galater 1,4) berufen und darauf vorbereitet werden, in das Reich Gottes einzutreten. Sie sind die zusätzlichen „Erstlinge“, die Gott heute zur Erlösung beruft, indem er ihnen seinen heiligen Geist gibt.

Der Apostel Paulus erklärt: „Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes“ (Römer 8,23).

In der Offenbarung durfte der Apostel Johannes eine Vision sehen, die die Zeit beschreibt, in der die Erstlinge wieder leben und mit Jesus 1000 Jahre lang regieren werden: „Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde das Gericht übergeben. Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier und sein Bild und die sein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre“ (Offenbarung 20,4).

In Vers 5 nennt Johannes diese Auferstehung „die erste Auferstehung“ – die Auferstehung der Erstlinge. Die „andern Toten“ leben erst nach der tausendjährigen Herrschaft Jesu und gehören nicht zu der Ernte der Erstlinge, welche durch Pfingsten versinnbildlicht wird.

Die biblischen Festtage im Herbst – Posaunentag, Versöhnungstag, Laubhüttenfest und Letzter Großer Tag – stellen in etwa den zeitlichen Rahmen für die spätere große Ernte von Menschen für das ewige Leben dar. Gottes Erlösungsplan orientiert sich also in seiner Symbolik an den zwei Ernten in Palästina – der kleineren Ernte im Frühling, der Ernte der Erstlinge, und der großen Ernte im Herbst.

Die reichhaltige Bedeutung, die in den Festen Passah, Tage der ungesäuerten Brote und Pfingsten zu finden ist, übersteigt die Bedeutung, die in den Gottesdienst des österlichen Sonnenaufgangs hineininterpretiert wird. Diese biblischen Feste – wenn sie richtig gehalten und verstanden werden – haben den Vorteil, uns jedes Jahr zur richtigen Jahreszeit an die vielen wichtigen Einzelheiten über Gottes Erlösungsplan durch Jesus Christus zu erinnern.

Es ist daher kein Wunder, daß Paulus den Christen folgende Anweisung bezüglich des Passahs und der Tage der ungesäuerten Brote schrieb:

„Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben ein Passahlamm, das ist Christus, der geopfert ist. Darum laßt uns das Fest feiern nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern im ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit.“