„Geht hinaus in alle Welt!“, befahl Jesus seinen Aposteln. Seine Kirche sollte die Menschen zu seinen Jüngern machen. Wie sieht die Bilanz nach 2000 Jahren aus?
Von Paul Kieffer
Ist das Christentum eine Religion, die in ihrer Aufgabe versagt hat? Warum scheint das Christentum den Kampf um die Seelen der Menschheit zu verlieren? Warum ist das Christentum nicht „erfolgreicher“?
Dies sind sehr direkte Fragen – Fragen bzw. eine Feststellung, die man gelegentlich von denen hört, die das Christentum von außen betrachten, aber auch manchmal von den Angehörigen christlicher Glaubensgemeinschaften, die die traditionelle Sichtweise unbefriedigend finden.
Welche Aufgabe hat Jesus seiner Kirche gegeben? Kurz nach seiner Auferstehung gab er sie seinen Jüngern. Sie wird von manchen der „Missionsbefehl“ genannt. Wir finden ihn in Matthäus 28, Verse 18-20 und in Markus 16, Verse 15-16. Eine Zusammenstellung dieser Abschnitte sieht folgendermaßen aus (der zitierte Text aus Markus steht in Kursivschrift):
„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie ... und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (alle Hervorhebungen durch uns).
Jesus wiederholte diese Aufgabe kurz vor seiner Himmelfahrt: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apostelgeschichte 1,8).
Das Predigen des Evangeliums ist also seit fast 2000 Jahren die Aufgabe der Kirche gewesen. Und in Jesu Prophezeiung auf dem Ölberg lesen wir eine Beschreibung der Tätigkeit der Kirche in der Endzeit:
„Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis [nicht um die ganze Menschheit zu bekehren, auch wenn Gott, der Vater, einige berufen wird] für alle Völker, und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24,14).
In der Zeit unmittelbar vor der Wiederkehr Jesu Christi wird das Evangelium zeitgleich weltweit gepredigt, was zur Zeit der ursprünglichen Apostel nicht möglich war. Der Einsatz moderner Medien wie das Internet macht es möglich, dass die wahre Botschaft vom Reich Gottes (Markus 1,14-15) überall auf Erden zugänglich ist.
Aus alledem geht klar hervor, dass Gottes Botschaft vom Reich Gottes eine internationale Botschaft an alle Völker und Nationen ist. Nun, wie hat das traditionelle Christentum diese Aufgabe gesehen? Motiviert von Jesu Aussage in Markus 16, Vers 16 ging es um die Rettung des gesamten Menschengeschlechts: „Wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“
Der größte Teil des bekennenden Christentums geht davon aus, dass Gottes Absicht die Verbreitung der Nachricht über die Heilsgelegenheit ist, die den Menschen durch Jesus Christus gegeben ist. Darüber hinaus glauben die weitaus meisten Christen, dass alle Menschen, die heute leben, ihre Heilsgelegenheit bereits in diesem Leben erhalten. Demnach ist heute „der Tag des Heils“ für die Menschen.
Der Auftrag des Christentums sei daher, die Botschaft über Jesus Christus allen Menschen zu verkündigen, damit alle in diesem Leben ihre Chance haben, Jesus als persönlichen Erlöser anzunehmen. Diese Sichtweise der Mehrheit der bekennenden Christen bedeutet eine große Verantwortung, denn nach dieser Überzeugung gibt es nur in diesem Leben die Gelegenheit, gerettet zu werden.
„Jetzt oder nie!“ lautet der Aufruf. Wer das nicht tut, gilt als verloren und „wird verdammt werden“, wie Jesus es gegenüber seinen Aposteln ausdrückte.
Deshalb gilt das Christentum als missionarisch/aktiver Glaube. Doch Aktivität kann mit Erfolg verwechselt werden. Dank erdumkreisender Satelliten können christliche Evangelisten ihre Botschaften über die ganze Welt ausstrahlen. Jede Ecke der Welt wird heute durch ihr Predigen erreicht.
In den letzten Jahrzehnten fanden christliche Missionare fruchtbaren Boden zur Bekehrung in Asien, aber auch in Osteuropa. Es gab in Korea eine beträchtliche Zahl von Bekehrungen zum Christentum und der Fall des Eisernen Vorhangs hatte zur Folge, dass Evangelisation in den ehemals kommunistischen Ländern wieder stattfinden konnte.
Man könnte meinen, dass dieses als Beleg für einen beachtlichen Erfolg der „christlichen Sache“ dient, wenn man nicht die tatsächlichen Zahlen bedenken würde. Zurzeit der Abfassung dieses Beitrags wurde die Bevölkerung unserer Welt auf 8,1 Milliarden Menschen geschätzt. Davon sind ca. 2,4 Milliarden Menschen Christen.
In unserer Zeit bekennt sich nur eine Minderheit der heute lebenden Menschen zum Christentum. Das heißt, nach der weitverbreiteten christlichen Überzeugung, dass das Heil „jetzt oder nie“ ist, sind 70 Prozent der heute lebenden Menschen auf dem Weg zur ewigen Verdammnis!
Die wahre Geschichte offenbart sich nicht nur in diesen Zahlen, sondern auch in der Tatsache, dass diese Zahlen 2000 Jahre Christentum darstellen. Die Frage lässt sich stellen, wie viele Menschen in den letzten 2000 Jahren Jesus als Retter wirklich angenommen haben. Die überwiegende Mehrheit tat es nicht.
Nein, denn kein glaubwürdiger Historiker behauptet, dass sich die Zahl der Christen in irgendeinem Jahrhundert seit der Gründung der neutestamentlichen Kirche an die Hälfte der Weltbevölkerung annäherte. Das heißt, in jedem der letzten zwanzig Jahrhunderte hat das Christentum anscheinend mehr Seelen verloren, als es gewonnen hat. Weisen diese Tatsachen nicht auf ein abgrundtiefes Versagen hin?
Man bedenke nochmals, dass der missionarische Eifer des Christentums durch die Sichtweise motiviert wird, wonach man den Glauben an Jesus Christus oder die Gefolgschaft in einer bestimmten Art und Weise bekennen müsse, um gerettet zu werden. Und man müsse diese Gelegenheit jetzt, noch vor dem Tod, wahrnehmen, oder man sei verloren. Wenn dies das Kriterium ist, dann hat das Christentum tatsächlich viel mehr Menschen verloren, als es gerettet hat.
Diese Tatsache ist noch deprimierender, wenn man einen grundlegenden Aspekt des Glaubens betrachtet, den Judentum und Christentum gemeinsam haben. Es ist ein Glaube, der als so fundamental gesehen wird, dass man auch gleichzeitig Gott verleugnet, wenn man ihn verleugnet. Worum geht es dabei? Es ist der Glaube, dass der Gott der Juden und der Christen nicht nur der wahre Gott ist, sondern dass er auch allmächtig ist.
Doch eine weltweit vertretene Glaubensgemeinschaft beschreibt den vermeintlichen „Wettstreit“ um die Seelen der Menschen als „den großen Kampf“, den Kampf zwischen Gott und Satan dem Teufel. Wenn es diesen Kampf wirklich gibt, scheint Satan der Sieger zu sein!
Ist Satan mächtiger als Gott?
Für einfache, nicht christliche und auch für den Glauben hinterfragende Menschen in der christlichen Welt ergibt dies erhebliche Widersprüche. Wie kann unser einzig wahrer himmlische Vater, der in seiner Liebe seinen Sohn Jesus gesandt hat, um die ganze Menschheit zu retten (Johannes 3,16), allmächtig sein und doch scheinbar ständig den Kampf um die Errettung der Menschen verlieren?
Ist Satan denn wirklich mächtiger als Gott? Die Verfechter des Christentums haben diese Frage über die Jahrhunderte zu beantworten versucht, doch wie lauwarmes Wasser an einem heißen Tag haben ihre Antworten den Durst nach Verständnis leider nicht gestillt.
Einem sachlich denkenden Menschen erscheint aus diesen Gründen das Christentum als eine Religion von ewig träumerischen, optimistischen Nachfolgern, die aber ständig den Kampf um die Herzen und den Verstand der Menschheit verlieren.
Warum ist das Christentum offensichtlich dabei, den Kampf um die Errettung der gesamten Menschheit zu verlieren? Dies ist eine schwierige Frage!
Die Frage wird noch schwieriger, wenn man an die vielen Menschen denkt, die bereits vor der Geburt Jesu gelebt haben und gestorben sind. Vor dem jüdischen Hohen Rat sagte Petrus in Bezug auf die Heilung eines Menschen:
„Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ (Apostelgeschichte 4,10-12).
Vor Jesu Geburt gab es bereits Milliarden von Menschen, die seinen Namen gar nicht gehört haben, ja, gar nicht hören konnten, denn Jesus war noch nicht auf die Erde gekommen. Was ist das Schicksal dieser Menschen, die bereits vor Jesus gelebt haben und daher überhaupt keine Möglichkeit hatten, die Botschaft über das Erlösungswerk Jesu zu hören? Hier könnte man ebenfalls argumentieren, dass Satan bei diesen Menschen den Kampf gewonnen hat!
Das wahre Scheitern des Christentums
Beim wahren Scheitern des Christentums geht es nicht um einen vermeintlichen Kampf zwischen Gott und Satan um die Seelen der Menschen, denn diesen Kampf gibt es in Wirklichkeit nicht. Stattdessen hat das wahre Scheitern des Christentums mit seiner Theologie bzw. mit seinem Verständnis der Ausführung von Gottes Heilsplan zu tun.
Gott will, dass alle Menschen ihre Gelegenheit zur Errettung bekommen, was z. B. aus diesen Bibelversen hervorgeht: „Der Herr ... ist nur geduldig mit euch, weil er nicht will, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren“ (2. Petrus 3,9; Einheitsübersetzung) oder: „Er [Gott] will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und gerettet werden“ (1. Timotheus 2,4) und „Dann wird ganz Israel gerettet werden“ (Römer 11,26; „Neues Leben“-Bibel).
Doch wir als Menschen können nicht retten, auch mit den besten Absichten nicht. Jesus sagte: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage“ (Johannes 6,44). Angesichts dieser klaren Aussage der Bibel ist das Abschneiden des Christentums hinsichtlich seines „Erfolgs“ verständlich, denn es hat versucht, etwas zur eigenen „Chefsache“ zu machen, was es eigentlich gar nicht erfüllen kann!
Der Fehler liegt also in der mangelhaften Theologie der christlichen Welt. Die Errettung der Menschheit ist nach wahrer biblischer Lehre „Chefsache“. Gott verfolgt nämlich einen „Generalplan“, ein bestimmtes Vorhaben mit seinen Menschenkindern hier auf dieser Erde. Doch Gott realisiert diesen Plan nach seiner Zeitordnung!
Dieser zeitlichen Abfolge gemäß hat Gott seine Anstrengungen niemals ausschließlich auf die Rettung der heutigen Welt beschränkt. Gegenwärtig beruft er nur relativ wenige, die ihm bei der Durchführung seines Planes in der Zukunft helfen werden. Diese wenigen unterstützen sein Werk in der Gegenwart, damit die übrige Welt in einer zukünftigen Zeit ihre Gelegenheit zur Errettung bekommen kann.
Die vielleicht schönste Lehre, die es in der Bibel gibt, ist, dass diejenigen, die „im Unglauben gestorben sind“, aus allen vergangenen Epochen und auch aus der Gegenwart, für Gott nicht verloren sind. Diese begeisternde Wahrheit der Bibel steht im Kontrast zum offensichtlichen theologischen Versagen des traditionellen Christentums.
Kein Mensch muss verloren sein, weil er den Namen Jesus Christus nie gehört hat. Keiner irgendwo auf dieser Welt, der mit der Botschaft der Errettung nicht erreicht worden ist, muss deshalb auf ewig verderben, und zwar aufgrund eines Umstands, den er selbst nicht zu verantworten hat.
Diese größtenteils unerkannte Wahrheit der Heiligen Schrift spiegelt sich in Bibelstellen wider, die manche aufgrund ihrer Verblendung durch die „Jetzt oder nie!“-Irrlehre übersehen bzw. nie hinterfragen. Beispielsweise schreibt der Apostel Paulus in Römer 11, Verse 25-26, dass ganz Israel gerettet würde. Er sprach von einer vorläufigen Blindheit, der eine Errettung folgen würde.
Die Botschaft des Neuen Bundes spricht von einer Zeit, wenn man nicht länger zu seinem Nachbarn sagen wird: „Erkenne den Herrn“, denn das Wissen über den Herrn wird die Erde füllen, wie Wasser die Meere füllt (Hebräer 8,10-11). Dies ist in keinem Jahrhundert seit dem Tode Jesu Christi geschehen.
In seiner Vision von Tälern mit trockenen Knochen sprach Hesekiel von einer Zeit, wenn alle Toten Israels zu physischem Leben auferstehen und alle Gottes heiligen Geist in sich haben würden, den Geist, der die Bekehrung und die Errettung möglich macht (Hesekiel 37,11-14).
Es gab bisher in der Geschichte weder eine fleischliche Auferstehung von „ganz Israel“, noch hat die christliche Theologie einen Weg aufgezeigt, die alten Israeliten, die den Geist Gottes nie hatten, wieder leben zu lassen und ihnen eine Heilsgelegenheit zu geben. Bei Gott gibt es keinen Misserfolg: Wenn er sich einmal anschickt, allen Menschen ihre Heilsgelegenheit zu ermöglichen, dann wird das ihm gelingen!
„Ein jeder aber in seiner Ordnung“
1. Korinther, Kapitel 15 wird manchmal das „Auferstehungskapitel“ genannt, weil wir darin wichtige Details über die Auferstehung Jesu, aber auch über die Zukunft der ganzen Menschheit erfahren. Dort lesen wir z. B., auf welche Weise Gott die Menschheit als Ganzes zu retten gedenkt.
In Vers 22 lesen wir, dass wir alle in Adam sterben, aber in Christus wieder lebendig gemacht werden. Und dann geht es weiter mit Vers 23: „Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören.“ Und in Vers 24 heißt es weiter: „Danach das Ende, wenn er [Christus] das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat.“
Die in dem zuletzt zitierten zusammenfassenden Vers noch nicht enthaltenen Einzelheiten wurden schriftlich zum ersten Mal im Buch der Offenbarung niedergelegt, das Johannes um das Jahr 90 n. Chr. schrieb. Dort findet sich im 20. Kapitel die Erwähnung einer tausendjährigen Herrschaft Christi auf Erden.
Außerdem ist die Rede von Menschen, die Christus zum Zeitpunkt seiner Wiederkunft angehören. Diese Menschen – die Heiligen, d. h. die wenigen bereits heute zum Dienst Berufenen – sollen das tausendjährige Friedensreich hier auf Erden gemeinsam mit Christus regieren:
„Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde das Gericht übergeben. Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen und die nicht angebetet hatten das Tier und sein Bild und die sein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre ...
Dies ist die erste Auferstehung. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre“ (Verse 4-6).
Alle anderen zu diesem Zeitpunkt noch Lebenden (die Gott noch nicht „gezogen“ hat, vgl. dazu Johannes 6, Vers 44) sowie sämtliche im Millennium geborenen physischen Menschen werden dann ihre volle Heilsgelegenheit bekommen. „Das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Jesaja 11,9).
Aber das hilft all denen nichts, die in der Vergangenheit – vor der Wiederkehr Jesu – lebten und starben (oder die in den Wirren kommender Umwälzungen den Tod finden), ohne den Namen Christi gehört zu haben. Schließlich ist sein Name der einzige Name unter dem Himmel, der uns retten kann (Apostelgeschichte 4,12)!
„Die andern Toten“
In Offenbarung 20, Vers 5 inspirierte Jesus den Apostel Johannes zur Niederschrift eines erläuternden Satzes, der den Ablauf der Auferstehungen näher erklärt: „Die andern Toten [jene, die nicht an der ersten Auferweckung zum ewigen Leben teilnehmen] aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden.“
Die auf diesen gedanklichen Einschub folgenden Ausführungen beziehen sich dann wieder auf die erste Auferstehung, an der heutige Christen teilhaben werden. Damit steht jedenfalls fest, dass „die andern Toten“ all jene aus der Zeit vor Jesu Wiederkehr sind, die das wahre Evangelium vom Reich Gottes nicht verstanden, auch wenn sie es möglicherweise gehört haben, sowie die vielen Milliarden, denen der Name Jesus Christus nicht einmal durch Hören oder Lesen der Evangeliumsbotschaft bekannt geworden ist.
Die Verse 11 bis 13 geben Aufschluss über das „Schicksal“ all dieser Menschen – der „andern Toten“:
„Und ich sah einen großen, weißen Thron und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Und ich sah die Toten, Groß und Klein, stehen vor dem Thron [ein Toter dürfte kaum stehen können, wenn er nicht wirklich wiederbelebt bzw. ,auferstanden‘ wäre, wie es in der theologischen Sprache heißt], und Bücher wurden aufgetan. Und ein andres Buch wurde aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken.“
Die allermeisten Christen heute stellen sich bei dieser Schilderung riesige Mengen elender Menschenwesen vor, die in einer endlosen Schlange in einen großen „Gerichtssaal“ vorrücken. Dann wird jedem, wenn er an der Reihe ist, gesagt: „Du kommst in den Himmel“ oder „Du kommst in die Hölle.“
Doch das ist nicht der Sinn dieser Verse! Vielmehr sollen die Menschen danach beurteilt werden, in welchem Ausmaß sie die Bücher der Bibel zur Richtschnur für ihr Leben in einer zukünftigen Zeitspanne des „Gerichts“ annehmen werden (das griechische Wort biblia, von dem unser Wort „Bibel“ abgeleitet ist, bedeutet in unserer Sprache „Bücher“).
Diese Auferstehung zum physischen Leben ist keine zweite Gelegenheit für das Heil, wie manche behaupten, wenn sie unsere Stellungnahme hierzu lesen oder hören. Für diese Auferstandenen handelt es sich um eine erste Gelegenheit, ihren Schöpfer wirklich zu kennen. Die Auferstandenen werden „gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken“ (Vers 12).
Dieses Gericht schließt eine Zeitspanne mit ein, in der die Auferstandenen die Gelegenheit bekommen, Gottes Weg zu verstehen und darin zu wachsen und ihre Namen in das Buch des Lebens eintragen zu lassen (Vers 15). In dieser Zeit werden Milliarden von Menschen das Angebot des ewigen Lebens erhalten, so wie die Berufenen es heute erhalten haben.
Die hier geschilderte große Auferstehung wird symbolisch an einem der von Gott verordneten Jahresfeste gefeiert, das wir recht treffend als den „letzten großen Tag“ bezeichnen. Er ist der „achte Tag“, der sich an das siebentägige Laubhüttenfest anschließt (3. Mose 23,39).
Um die wahren christlichen Feste der Bibel und ihrer symbolischen Bedeutung besser zu verstehen, empfehlen wir Ihnen unsere kostenlose Broschüre mit dem Titel Gottes Festtage – der Plan Gottes für die Menschen, die Sie bei uns bestellen oder im Internet als PDF-Datei herunterladen können.
Mir ist bewusst, dass manche Leser unsere Publikationen nicht sehr lange kennen und daher mit vielen der behandelten Themen noch nicht vertraut sind. Sollte das auf Sie zutreffen, dann zögern Sie nicht, die angebotene kostenlose Broschüre zu bestellen. Die Mitglieder, Freunde und Förderer der Vereinten Kirche Gottes betrachten es als ein besonderes Privileg, ihren Beitrag zur Verbreitung dieser so außerordentlich wichtigen Informationen leisten zu dürfen. Jedes Jahr verteilen wir unentgeltlich Tausende von Schriften zum besseren Verständnis der Bibel, die in leicht verständlicher Sprache geschrieben sind.
Die wirkliche Botschaft der Bibel zeigt, dass das wahre Christentum keineswegs scheitern wird. Die Menschheit wird ihre Bestimmung erfüllen können, auf eine Weise, wie die meisten Christen es bisher nicht gehört und gelesen haben. Alle Menschen – auch diejenigen, die vor dem Erscheinen Jesu Christi bereits gestorben waren – werden ihre Heilsgelegenheit erhalten. Das ist die wirklich begeisternde Lehre der Heiligen Schrift zur Bestimmung des Menschen!
„Der achte Tag“
Gottes großes Vorhaben mit den Menschen erfüllt sich stufenweise. Wenn jemand heute berufen bzw. getauft wird und den heiligen Geist erhält (vgl. dazu Apostelgeschichte 2,38), beginnt für ihn eine Zeit des Gerichts. Das heißt, Gott beurteilt nun seine Lebensführung. Das Gericht beginnt „an dem Hause Gottes“, das die Kirche Gottes ist (1. Petrus 4,17). Doch nach der Bibel ist heute, die jetzige Ära, nicht der „einzige Tag des Gerichts“. Die Heilige Schrift offenbart mehr als einen Zeitabschnitt des Gerichts und damit verknüpft mehr als eine Auferstehung.
Die Wahrheit über das Gericht und die Auferstehungen ist wie ein Puzzle, dessen einzelne Teile alle erst mit der Niederschrift des letzten Buches der Bibel, der Offenbarung, zur Verfügung standen. Die Symbolik der biblischen Feste hilft uns das Puzzle zu lösen.
In der Bibel wird das letzte Fest des Jahres, das gleich nach dem Laubhüttenfest kommt, einfach „der achte Tag“ genannt (3. Mose 23,36. 39). Dieser Tag ist ein Sinnbild für das freudigste Ereignis, das nach Gottes großem Plan in der Zukunft bevorsteht. Die Freude über die Ernte der Menschen, die während der tausendjährigen Herrschaft Jesu Christi eingebracht wird, setzt sich beim letzten Fest Gottes fort.
Denn wie ist es mit den Menschen, die in unserer Zeit nicht berufen wurden, Erstlinge zu werden? Es geht hier um Milliarden von Menschen, die nicht erlöst wurden. Sind sie auf ewig verloren?
Unter denen, die sich mit der Bibel befassen, ist allgemein bekannt, dass wir alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen werden (siehe 2. Korinther 5,10). Weit weniger bekannt ist aber die Tatsache, dass alle Menschen, die ohne wahre Erkenntnis des Heilsplanes Gottes gestorben sind, wieder zum physischen Leben erweckt werden und zum ersten Mal die Gelegenheit bekommen sollen, diesen Plan richtig zu verstehen, was sie dann in die Lage versetzt, eine überlegte Entscheidung für oder gegen Gott zu treffen.
Wir haben es hier mit einem weiteren Zeitalter zu tun, das erst tausend Jahre nach der ersten Auferstehung einsetzt und mit einer zweiten Auferstehung beginnt (siehe Offenbarung 20,5). Die Teilnehmer an der ersten Auferstehung werden dann eintausend Jahre lang mit Christus geherrscht haben (Verse 4 und 6).
Von der zweiten Auferstehung lesen wir auch bei Hesekiel 37, Verse 1-14. Dort ist die Rede von Menschen, für die alle Hoffnung verloren zu sein scheint (Vers 11), die aber zu neuem Leben erweckt werden sollen. Wenn sie aufwachen, werden sie erstaunt sein, dass Gott ihnen seinen Geist (Vers 14) und eine Gelegenheit – ihre erste Gelegenheit – geben will, zu erfahren, wer Gott ist (Vers 13).
Diese Weissagung Hesekiels bezieht sich also auf eine Zeit, in der alle Menschen, welche die Wahrheit Gottes nie richtig verstanden haben, endlich Gelegenheit dazu bekommen sollen. Dann werden sie bei klarem Verständnis entscheiden können, ob sie sich Gott untertan machen und ihm dienen wollen. Es wird nämlich auch bei ihnen darum gehen, ob sie das Blut annehmen, das Jesus zur Sühnung ihrer Sünden vergoss, und ob sie Gott treu dienen wollen, wenn sie ihn einmal kennenlernen.
Es wird ein Zeitalter des Gerichts in dem Sinne sein, dass der Lebenswandel der Menschen unter die Lupe genommen wird. Wer mit Gottes Hilfe auf dem richtigen Weg bleibt, wird errettet. Nur diejenigen, die Gott endgültig ablehnen, werden letztendlich verurteilt werden. Es ist aber anzunehmen, dass fast alle Menschen die richtige Entscheidung treffen werden, indem sie Gott gehorchen und auf seinen Wegen wandeln.
In seiner großen Weisheit und Liebe hat Gott einen Plan, nach dem er jedem Menschen, der jemals gelebt hat, eine Gelegenheit bieten wird, ewiges Leben zu erhalten. Manche beruft er heute zur Reue, manche wird er während der tausendjährigen Herrschaft Christi berufen und nach der zweiten Auferstehung wird er allen übrigen, noch nie berufenen Menschen die Augen öffnen.