Von Donald Ward

Das Laubhüttenfest (hebräisch sukkoth: „Hütte“ aus geflochtenen Zweigen) wurde von den Israeliten nach der Herbsternte gefeiert. Deshalb wurde es auch das Fest der Lese genannt (2. Mose 23,16). „Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des Herrn halten sieben Tage lang ... Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und ... sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen“ (3. Mose 23,39-40. 42).

Der Name „Fest der Lese“ leitete sich von dem Einbringen der Herbsternte ab. Es liegt auf der Hand, daß sich der Begriff Hütten oder Laubhütten von dem Wohnen in vorübergehenden Hütten ableitete. Beide Begriffe sind sehr wichtig, weil sie bedeutende Aspekte über den Sinn des Festes versinnbildlichen.

Im unmittelbaren Sinn ließ das Wohnen in den Hütten die Israeliten Gottes Befreiung aus der ägyptischen Gefangenschaft zum Passah nicht vergessen. Vorausschauend weist es auf die Zeit, in der Gott mit den Heiligen im Reich Gottes wohnen wird. Bei der Verklärung wurde Jesus in der Gegenwart von Petrus, Jakobus und Johannes verherrlicht. Die Verherrlichung Jesu Christi deutet auf die Auferstehung der Heiligen im Reich Gottes hin. Wenn wir uns die sofortige Antwort des Petrus ansehen: „Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen“ (Matthäus 17,4), so verstand Petrus offenbar die Beziehung zwischen dem verherrlichten Jesus, dem Laubhüttenfest und dem Reich Gottes.

Das Wohnen in vorübergehenden Unterkünften am Laubhüttenfest erinnert Christen auch daran, daß wir Reisende und Pilger in diesem Leben sind. Ewige Ruhe und Frieden wird letztendlich nur in der Welt von morgen im Reich Gottes vollzogen werden. Abraham, der Vater der Gläubigen, verstand dies, während er in Zelten wohnend „auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“, wartete (Hebräer 11,10).

Die auferstandenen Heiligen, als Könige und Priester Gottes, werden auf dieser Erde als Erben und Miterben Christi regieren (Römer 8,17; Offenbarung 5,10; Jesaja 9,6-7). Es gibt keinen Zweifel daran, daß das Laubhüttenfest auf die Herrschaft und Regierung Gottes, Christi und der Heiligen hindeutet: „... um ihn auszuführen [griechisch oikonomeia: „Verwaltung“], wenn die Zeit erfüllt wäre, daß alles zusammengefaßt würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist“ (Epheser 1,10).

Selbst das Material, aus dem die Israeliten ihre Hütten bauten, ist reich an Bedeutung. Die Palmen repräsentieren Sieg, die Weiden Trauer und der Olivenbaum Salbung.

Kurz bevor die Stimme des Erzengels das Reich Gottes laut ausruft und die Posaune Gottes ertönt, werden die Heiligen sich in Trauer befinden. Die Symbolik dieser Bäume kann auf diese Zeit angewendet werden. Auf der einen Seite gibt es offensichtlich Jammer und Trauer, die dann plötzlich durch Trost und Freude ersetzt werden.

Der Tag der Vergeltung unseres Gottes wird das Jammern der Trauernden durch Trost ersetzen. „... zu trösten alle Trauernden, zu schaffen den Trauernden zu Zion [Zion ist die Gemeinde: Hebräer 12,22-23], daß ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, daß sie genannt werden ,Bäume der Gerechtigkeit‘, ,Pflanzung des Herrn‘, ihm zum Preise ... Ihr aber sollt Priester des Herrn heißen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen“ (Jesaja 61,2-3. 6).

In einer symbolischen Beschreibung erfahren wir in Psalm 1, Verse 3-6, daß Gottes Volk wie Bäume an den Ufern eines Flusses sein wird und daß es von dort nicht mehr entfernt werden soll.

Die endgültige Ruhe

Das Laubhüttenfest ist unauslöschlich mit der Zahl sieben gezeichnet. Sieben bedeutet Vollendung und Ruhe. Gott schuf die Erde in sechs Tagen und ruhte am siebenten Tag. Die Erschaffung der Sabbatruhe vollendete die Schöpfung dadurch, daß sie Gott als den großen geistlichen Schöpfer offenbarte, der in seiner Gnade und Weisheit eine Möglichkeit für die nach seinem Bilde geschaffenen Menschen schuf, eine Beziehung zu ihm zu haben.

Das Laubhüttenfest wird im siebten Monat für sieben Tage gehalten. Es versinnbildlicht die vollständige Ruhe von den täglichen Mühen der physischen Existenz. Die Ernte war eingebracht worden. Die Schinderei der täglichen Pflichten hörte für eine Saison auf. Die Israeliten brachten ihre Zehnten an die Stelle, wo Gott seinen Namen gesetzt hatte, und freuten sich sieben Tage lang vor dem ewigen Gott. Die Arbeiten, Frustrationen und Sorgen wurden vergessen. Es war eine Zeit des Friedens und der Ruhe vor dem Spender aller guten und vollkommenen Gabe (5. Mose 12,11-12. 18; Jakobus 1,17).

Die letzte Ruhe und Frieden für die Schöpfung werden im Reich Gottes verwirklicht werden. „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, daß die Kinder Gottes offenbar werden ... Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben“ (Römer 8,19. 22-23). Die Schrift macht sehr deutlich, daß das Laubhüttenfest das Reich Gottes versinnbildlicht.

Ein fröhliches Fest

Das Laubhüttenfest war das freudigste aller Feste. Es wurde für alle Bedürfnisse der Menschen gesorgt, die Fremden, Witwen, Armen und Leviten eingeschlossen. Es wurde alles darangesetzt, daß für die Menschen möglich wurde, sich sieben Tage lang wirklich vor dem Ewigen zu freuen.

Ein bedeutendes Ereignis beim Zyklus des Laubhüttenfestes fand im siebten Jahr statt – dem Erlaßjahr: „Jeweils nach sieben Jahren, zur Zeit des Erlaßjahres, am Laubhüttenfest, wenn ganz Israel kommt, zu erscheinen vor dem Angesicht des Herrn, deines Gottes, an der Stätte, die er erwählen wird, sollst du dies Gesetz vor ganz Israel ausrufen lassen vor ihren Ohren“ (5. Mose 31,10-11). Es war die Verantwortung der Leviten, das Gesetz Gottes während des ganzen Jahres zu lehren und zu erklären. Doch während des Erlaßjahres wurde besondere Betonung auf das Gesetz Gottes gelegt. Dies sollte die Menschen an ihren Schöpfergott erinnern, die Quelle aller Segnungen, der Gründer der Ruhe und des Erlasses.

Eines der fröhlichsten Feste in der Geschichte Israels wurde während der Tage Esras und Nehemias gehalten. Der geistliche Zustand des Volkes ließ viel zu wünschen übrig. Die Priester und Gelehrten hatten einen gottlosen Bund mit den Samaritern geschlossen. Die Wahrheit Gottes wurde nicht gelehrt. Die Menschen waren zu wirklichen Sklaven des gottlosen Bundes gemacht worden. Die Stadtmauern waren zerstört.

Gott erhob Esra und Nehemia und ihre Helfer, um die Stadtmauern wieder aufzubauen und seine Wahrheit wiederherzustellen. Nachdem die Mauer gebaut war, versammelte sich das Volk auf den Straßen vor dem Wassertor, und sie baten Esra, das Buch des Gesetzes Mose zu bringen und die Wahrheit zu lehren. „Und Esra, der Priester, brachte das Gesetz vor die Gemeinde, Männer und Frauen und alle, die es verstehen konnten, am ersten Tage des siebenten Monats und las daraus ... vom lichten Morgen an bis zum Mittag“ (Nehemia 8,2-3).

Durch das Hören der Wahrheit waren die Menschen so bewegt, daß sie weinten. Nehemia fuhr fort zu erklären, daß sie das Laubhüttenfest im siebten Monat halten sollten. „Und es wurde jeden Tag aus dem Buch des Gesetzes Gottes vorgelesen, vom ersten Tag an bis zum letzten. Und sie hielten das Fest sieben Tage und am achten Tage die Versammlung wie sich’s gebührt“ (Nehemia 8,18).

Der Hauptzweck der Feste ist, die Wege Gottes kennenzulernen und sich in seiner Gegenwart zu freuen. Dem Propheten Jesaja gemäß wird das im Millennium fortgesetzt: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem“ (Jesaja 2,2-3).

Der Messias

Die erstaunlichsten Worte und Taten Jesu Christi drehen sich um die Festtage. Während des letzten Laubhüttenfestes, das Christus vor seiner Kreuzigung hielt, ließen seine Worte und Taten die jüdischen Führer für sechs Monate kochend und wütend zurück. Sie waren so böse, daß sie ihn töten wollten – und ungefähr sechs Monate später taten sie es.

Satan wird während dieser Festsaison besonders böse auf Gottes treues Volk sein. Jesus sagte: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen“ (Johannes 15,20).

Selbst bevor Jesus nach Jerusalem ging, um sein letztes Laubhüttenfest auf Erden zu halten, wollten die jüdischen Führer ihn töten (Johannes 7,1). Auf eine Weise hatte Jesus sich seit seinem Zusammenstoß mit ihnen am vorhergegangenen Passah vor den religiösen Führern in Jerusalem versteckt (Johannes 6,4. 6; 7,1). Jesu physische Brüder verspotteten ihn und drängten ihn, nach Jerusalem zu gehen, um sich öffentlich zu seinen Jüngern zu bekennen. Nachdem seine Brüder sich auf den Weg nach Jerusalem gemacht hatten, ging Jesus heimlich hinauf.

Während der ersten Tage des Festes flüsterten die Menschen untereinander und wunderten sich, wer er wäre und ob er wirklich der Messias wäre. Einige sagten, er wäre ein guter Mann, andere sagten, er wäre ein Verführer.

In der Mitte des Festes ging Jesus in den Tempel und sprach öffentlich. Seine Worte waren so deutlich und mächtig, daß die Menschen fragten: „Wie kann dieser die Schrift verstehen, wenn er es doch nicht gelernt hat?“ (Johannes 7,15). Jesus machte es ihnen klar: „Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat“ (Vers 16). Jesu Worte waren voll unwiderlegbarer Logik: „Wer von sich selbst aus redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm“ (Vers 18).

Die Juden zu Jesu Zeiten liebten es, sich auf Zeichen und Persönlichkeiten zu konzentrieren: „Ein einziges Werk habe ich getan, und es wundert euch alle“ (Vers 21).

Genau wie in unserer Zeit waren die Menschen darauf vorbereitet, an die Person des Messias zu glauben, und trachteten danach, was sie von ihm bekommen konnten, doch sie wollten keinen Anteil an dem wahren Evangelium Gottes. Jesus forderte seine Zuhörer damit heraus: „Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Und niemand unter euch tut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?“ (Vers 19). Sie waren wild vor Wut. Dann begannen sie mit der alten Taktik, die aus der Zeit im Garten Eden stammt, wo Satan Adam und Eva sagte, daß Gott sie belogen hätte: „Du bist besessen; wer sucht dich zu töten?“ (Vers 20).

Kurz nach diesem erhitzten Austausch bemerkten einige im Publikum: „Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? Und siehe, er redet frei und offen, und sie sagen ihm nichts. Sollten unsere Oberen nun wahrhaftig erkannt haben, daß er der Christus ist? Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber der Christus kommen wird, so wird niemand wissen, woher er ist“ (Verse 25-27).

Jesus wußte, daß diese Juden wußten, daß er der Messias war. Doch sie waren mehr daran interessiert, ihren Stand in der jüdischen Gesellschaft zu bewahren, als öffentlich zu bekennen, daß Jesus der Messias war (Johannes 7,28-29; 9,22).

Ein zentrales Thema in dem Johannesevangelium ist, daß wirklich treue Gläubige in Jesus Christus sich voll zu ihm als dem Herrn und Meister ihres Lebens bekennen. Nikodemus kam während der Nacht zu Jesus, um zu vermeiden, daß die jüdischen Führer es herausfinden würden. Die Eltern des blindgeborenen Mannes, den Jesus heilte, weigerten sich zuzugeben, daß Jesus die Augen ihres Sohnes geöffnet hatte (Johannes 9,21-22).

Zu dieser Zeit bekannten nur wenige durch ihre Worte und Taten, daß Jesus der Messias war. Viele riefen seinen Namen und glaubten an seine Person, doch sie weigerten sich, ihm zu gehorchen. „Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matthäus 15,8-9).

Jesus hielt die Gebote seines Vaters. Die wahren Verehrer müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten (Johannes 4,24). Sie hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Sie werden Diener der Gerechtigkeit (Römer 6,13. 16).

„Dein Reich komme“

Die Propheten Jesaja und Hosea schreiben über eine Zeit, in der alle Kreatur Gottes zu Frieden und Ruhe kommen wird. Die Nationen werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schlagen, und selbst die Feindschaft zwischen Mensch und Tier wird nicht mehr bestehen. „Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Jesaja 11,9).

Zu dieser Zeit werden die Nationen nach Jerusalem gehen, um das Laubhüttenfest zu halten, und ihnen werden die Wege Gottes beigebracht werden, und die Menschen aller Nationen werden den Weg der Liebe, Freude und des Friedens im Reich Gottes lernen (Sacharja 14,16-19; Jesaja 2,2-5).

Die auferstandenen Heiligen werden zu Königen und Priestern Gottes und Christi gemacht werden, und sie werden mit Christus für tausend Jahre regieren (Offenbarung 20,4-6). Die Herrschaft und Regierung der Heiligen im Reich Gottes ist ein zentrales Thema des Laubhüttenfestes.

Das Haus Gottes wird jetzt gerichtet. Die Heiligen werden heute vorbereitet, Könige und Priester im Reich Gottes zu werden. Während dieser tausendjährigen Zeit werden die Heiligen und bekehrten Menschen helfen, alle Nationen zu einer Beziehung mit Gott, mit Christus und mit jedem Mitglied der Familie Gottes zu bringen.

So ist das Laubhüttenfest reich an Bedeutung für die heutigen Christen. Wir, die wir heute in seine geistliche Ruhe gekommen sind, haben die Gelegenheit, die gute Nachricht des Reiches Gottes zu verkünden. Wir haben die Gelegenheit, den Nationen die Tugenden desjenigen zu zeigen, der uns aus der Dunkelheit herausgerufen hat, so daß Gott am Tag seines Kommens verherrlicht werden kann (1. Petrus 2,9-12).

Das Wissen um die herrliche Zukunft, die Gott für uns in der Welt von morgen verheißen hat, soll uns mit großer Freude und tief empfundener Dankbarkeit erfüllen, so daß wir mit Eifer beten können: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“ (Matthäus 6,10).