Die großen Reiche der menschlichen Zivilisation haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind zu großer Macht aufgestiegen und dann von der Bildfläche verschwunden.
Von Robin Webber
Irgendwann einmal haben wir alle in der Schule die antiken Reiche durchgenommen, auf die sich unsere westliche Welt des 21. Jahrhunderts zurückführen lässt. Wenn Ihre Geschichtsstunde in der Schule schon einige Jahre zurückliegt, dann erlauben Sie mir, Sie noch einmal auf den Weg der vergangenen Zivilisationen zu entführen.
Die Auseinandersetzung mit diesem Thema beginnt meistens mit Ägypten und seinen sandgeschliffenen Monumenten, geht dann über zu Babylon unter Hammurabi und kehrt dann wieder nach Ägypten unter Ramses zurück. Weiter geht es zu den mesopotamischen Reichen der kriegerischen Assyrier und dann zum goldenen Zeitalter der Chaldäer unter Nebukadnezar. In der Fortsetzung des Themas landen wir dann bei den Persern und anschließend bei ihren Erzfeinden, den Griechen.
Wir setzen das Geschichtsstudium dann mit dem goldenen Zeitalter der Athener unter Perikles und der Ausweitung des Hellenismus unter Alexander dem Großen fort. Am Ende gelangt man immer zu der beeindruckenden Macht Roms mit seinen scheinbar unbesiegbaren Armeen und dem römischen Gesetzbuch.
Die Hauptlehre aus dem Studium der westlichen Zivilisationen – sowie jeglicher Geschichte – ist eine einfache Maxime: Nach dem Aufstieg kommt der Fall. Alle Zivilisationen, selbst die besten und intelligentesten, durchleben einen bestimmten Zyklus, sogar Rom. Die gesellschaftliche Entwicklung durchläuft immer den gleichen Zyklus der Anfangsphase, Vorherrschaft, Schlussherrschaft und schließlich des Niedergangs. Keine Zivilisation ist dagegen immun. Einige existieren länger als andere, doch letztendlich folgen sie alle „dem Weg der Dinosaurier“.
Wer ist als Nächstes dran?
Aus diesem Verständnis wächst die Motivation, das nächste Kapitel aufzuschlagen, um zu sehen, welches Volk als Nächstes für einen Augenblick seine Fußtapfen in den sich wandelnden Sand der Geschichte setzen wird. So schlagen wir das nächste Kapitel voller unbekannter Ortsnamen, Herrscherdynastien, berühmter Schlachten und Beiträge zur Zivilisation auf.
Der Apostel Paulus kannte aufgrund seines Hintergrunds in Bildung und Reisen den gesellschaftlichen Wandel gut. Seine Heimatstadt Tarsis war mehrmals erobert worden. Gott inspirierte ihn aber, über die gegenwärtigen Umstände seiner Zeit hinauszuschauen, um etwas ganz Besonderes bezüglich einer zukünftigen Gesellschaft zu begreifen.
Es kommt in Form einer Lobpreisung in einem eingeschobenen Gebet inmitten des neutestamentlichen Sendschreibens an die Epheser: „Dem [Gott, der Vater] sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Epheser 3,21; alle Hervorhebungen durch uns).
Das ursprüngliche griechische Wort in Epheser 3, Vers 21 ist aeon mit der Bedeutung „eine unmessbar lange Zeitspanne“. Um die Permanenz dieser kommenden Ära zu beschreiben, in der Gott, dem Vater, und seinem Sohn Jesus Ehre erwiesen wird, kommt das Wort aeon in diesem Vers zweimal vor: von Ewigkeit zu Ewigkeit. Im Gegensatz zu den großen Reichen der Antike, die alle niedergegangen sind, wird das Reich Gottes ewig andauern.
Wie oft beten wir, wie Jesus es uns nahelegte, „Dein Reich komme“? Begreifen wir dabei wirklich, dass es sich um ein Reich handelt, das nie zu Ende gehen wird? Der Prophet Jesaja hat die nie endende Herrschaft Jesu Christi vorausgesagt: „Denn ein Kind ist geboren, der künftige König ist uns geschenkt! Und das sind die Ehrennamen, die ihm gegeben werden: umsichtiger Herrscher, mächtiger Held, ewiger Vater, Friedensfürst. Seine Macht wird weit reichen und dauerhafter Frieden wird einkehren. Er wird auf dem Thron Davids regieren und seine Herrschaft wird für immer Bestand haben, weil er sich an die Rechtsordnungen Gottes hält. Der Herr, der Herrscher der Welt, hat es so beschlossen und wird es tun“ (Jesaja 9,5-6; Gute Nachricht Bibel).
Der Apostel Paulus gründet seinen Glauben und somit sein Leben auf eine Prophezeiung, die in zwei Kapiteln des Buches Daniel zu finden ist. Hier entdecken wir die Hauptbestandteile dieses zeitlosen Reiches, für das Paulus Gott lobpreist und verherrlicht.
Ein allmächtiger König, der eine weitere antike Gesellschaft, wie z. B. Ägypten, Phönizien und Juda erobert hatte, definierte Daniels Welt. Sein Name war Nebukadnezar.
Es wird gesagt, dass die Mauern seiner Hauptstadt Babylon ca. 30 m hoch waren und dazu auch noch so breit, dass sechs Pferdekutschen darauf fahren konnten. Innerhalb dieser Mauern befanden sich bemerkenswerte Bauwerke, wie z. B. die hängenden Gärten, die große Zikkurat und das triumphale Löwentor mit seinen herrlichen Verzierungen. König Nebukadnezar war ein König über Könige. Und es ist dieser König, der scheinbar die historische Maxime „Nach dem Aufstieg kommt der Fall“ ignoriert, als er prahlt: „Das ist das große Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit“ (Daniel 4,27).
Dieser König, der die Welt erobert hatte, bat Daniel einen Traum zu interpretieren, der ihm immer wieder erschien. Der Traum handelte von einer großen Statue aus verschieden herrlichen Metallen, die am Ende in viele Stücke zerbrach (Daniel 2,25-46). Viele, die die Bibel studieren, kamen zu der Erkenntnis, dass die verschiedenen Metalle Gold, Silber, Bronze und Ton den Aufstieg und Fall der heidnischen Reiche Babylon, Persien, Griechenland und Rom symbolisieren.
Drei Erklärungen in einem Vers
In Daniel, Vers 44 erkennen wir die Grundlage für Paulus’ Erklärung im 3. Kapitel des Epheserbriefs. Daniel sagte ein zukünftiges Reich ohne Ende voraus: „Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben.“
Wir erkennen hier eine abrupte Abkehr von der Geschichte, wie wir sie kennen. Drei bestimmte Erklärungen liegen vor. Ein Reich wird in Erscheinung treten, „das nimmermehr zerstört wird“.
Diese Erklärung verspricht den Zyklus, wie wir ihn bisher in der Menschheitsgeschichte gesehen haben, zu brechen. Gott stellt durch Daniel nicht nur den einfachen Aufstieg einer Regierung nach der anderen vor, sondern eine komplette Veränderung der Zukunft – Ihrer Zukunft.
Zweitens handelt es sich um eine Gesellschaft, „auf die kein anderes Volk wird kommen“. Diese neue Welt ist keine physische, so wie wir sie kennen, sondern eine außerordentliche im Sinne eines geistlichen Wohnortes.
Und zum Schluss ersetzt und verschlingt dieses geistliche Reich alle anderen Reiche vor ihm. Es wird allein übrig bleiben!
Dieser Vers erklärt deutlich, dass dieses Reich nicht enden wird. Es wird nicht von Menschen, Zeit oder der historischen Maxime „Nach dem Aufstieg kommt der Fall“ abhängig sein. Einfach ausgedrückt, dieses Reich, das von irgendwoher erscheint, wird einfach sein!
Ein Stein „ohne Zutun von Menschenhänden“
Was oder wer macht diese Abkehr von der allgemein bekannten Ablösung menschlicher Regierungen möglich? Hier in diesem Vers kommt der Zyklus zu einem abrupten Halt! Die Antwort finden wir in Vers 45. Die Rede ist von einem „Stein ohne Zutun von Menschenhänden“, der das Bildnis zerstört. In Vers 35 wird er als ein Stein beschrieben, der „zu einem großen Berg [wurde], sodass er die ganze Welt füllte“.
Über wen oder was wird hier geredet? Lassen wir die Bibel sich selbst interpretieren. „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden“ (Psalm 118,22). Der Apostel Paulus baut auf dem Thema dieses Steins in 1. Petrus, Kapitel 2, Vers 4 auf: „Zu ihm [Jesus Christus] kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar.“
Tatsächlich ist der Stein kein anderer als Jesus Christus. Ja, derselbe Jesus, der nicht in einem Palast, sondern in einem einfachen Haus einer kleinen entlegenen Stadt geboren wurde. Ja, derselbe Jesus, der nie vor einer menschlichen Armee marschierte, sondern in die Menschenmenge von Kranken, Armen und den von der Gesellschaft Vergessenen ging.
Ja, derselbe Messias, der keine irdischen Monumente für sich selbst errichtete, sondern monumentale Wahrheiten und Lehren in das Herz und den Verstand von Männern und Frauen seiner Zeit pflanzte. Ja, derselbe Hohepriester, der nicht andere Menschen, sondern sich selbst für seine Sache opferte, als er von denselben Menschen, die er retten wollte, abgewiesen wurde.
Es ist dieser demütige Zimmermann, der ein Reich, das kein Ende hat, errichten wird. Er stieg in den Himmel auf und wird als derselbe vom Himmel gesandte „Stein ohne Zutun von Menschenhänden“ zurückkommen.
Das Buch der Offenbarung gibt dem zukünftigen Zusammenstoß zwischen dem Stein und dem Bildnis aus Nebukadnezars Traum Leben, Farbe und Aktion. „Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit“ (Offenbarung 19,11).
Verse 19 und 20 desselben Kapitels beschreiben den letzten Versuch der Menschheit, ihre Macht gegenüber Gottes direktem Eingreifen durch eine letzte Regierung zu behaupten. „Und ich sah das Tier und die Könige auf Erden und ihre Heere versammelt, Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer.
Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der vor seinen Augen die Zeichen getan hatte, durch welche er die verführte, die das Zeichen des Tieres angenommen und das Bild des Tieres angebetet hatten.“
Erstaunlicherweise wird die Menschheit glauben, dass sie gegen Gott kämpfen und gewinnen kann. Aber der göttliche Stein Gottes wird „ohne Zutun von Menschenhänden“ das Bildnis aus dem Buch Daniel in Stücke hauen.
Was bedeutet das für uns?
Was bedeutet das für Sie und mich? Einfach ausgedrückt: Die Menschheitsgeschichte wird nicht nur für eine Weile angehalten. Sie wird zu Ende sein. Menschliche Reiche wird es nicht mehr geben. Das Reich Gottes wird kommen. Es wird keine weiteren Reiche oder Zivilisationen geben, über die wir in unseren Geschichtsbüchern lernen werden.
Wir werden uns keine Ortsnamen mehr merken müssen. Keine Liste von Königen – es wird nur noch einen geben, Jesus Christus! Und es wird nur noch eine Hauptstadt geben – Jerusalem. Im nächsten Kapitel des menschlichen Geschichtsbuchs gibt es keine weiteren Religionen, die es zu entdecken gilt. „Und es ist in keinem anderen das Heil; denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen“ (Apostelgeschichte 4,12; Schlachter-Bibel). Jesus wird zurückkehren und alle werden es sehen! Ja, so fängt die „Ewigkeit zu Ewigkeit“ an.
Sie mögen vielleicht sagen: „Das soll alles sein? Eine nie endende Zukunft? Wird das nicht langweilig?“
Wie wäre es, wenn wir uns auf die persönlichen Eigenschaften konzentrieren, die Christus „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ kennzeichnen werden? Lassen Sie uns einen Blick auf die unveränderliche Natur und Eigenschaften dieser Welt werfen, zu der wir eingeladen sind. In Jesaja, Kapitel 11, Verse 1 bis 4 wird Folgendes beschrieben: „Und es wird ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais und ein Schößling hervorbrechen aus seinen Wurzeln. Und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und er wird sein Wohlgefallen haben an der Furcht des Herrn.
Er wird nicht nach dem Augenschein richten, noch nach dem Hörensagen Recht sprechen, sondern er wird die Armen mit Gerechtigkeit richten und den Elenden im Land ein unparteiisches Urteil sprechen. Er wird die Erde mit dem Stab seines Mundes schlagen und den Gesetzlosen mit dem Hauch seiner Lippen töten“ (Schlachter-Bibel). Wer würde sich denn das Ende einer solchen Herrschaft wünschen?
Aber lassen Sie uns noch einen Schritt weitergehen. „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ bedeutet ein Ende für Tränen, Tod und Leid. Es wird eine Welt sein, in der der Schmerz ein Ende hat. „Eine gewaltige Stimme hörte ich vom Thron her rufen: Hier wird Gott mitten unter den Menschen sein! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Ja, von nun an wird Gott selbst in ihrer Mitte leben. Er wird alle ihre Tränen trocknen, und der Tod wird keine Macht mehr haben. Leid, Klage und Schmerzen wird es nie wieder geben; denn was einmal war, ist für immer vorbei“ (Offenbarung 21,3-4; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ bedeutet, dass es unter der Herrschaft des Friedensfürsten keinen Krieg mehr geben wird (Jesaja 9,6).
Schließen wir uns dem Apostel Paulus an
Die prophetische Offenbarung, die in der Aussage des Paulus über die Ehre enthalten ist, die Gott „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ erwiesen wird, sollte jede Handlung und jeden Gedanken unseres Lebens bestimmen. Die Anweisung „Dies ist der Weg, den geht!“ (Jesaja 30,21) kommt sinngemäß in der Aussage des Paulus zum Ausdruck.
„Deshalb knie ich vor Gott nieder und bete zu ihm. Er ist der Vater, der alle Wesen in der himmlischen und in der irdischen Welt beim Namen gerufen hat und am Leben erhält. Ich bitte ihn, dass er euch aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit beschenkt und euch durch seinen Geist innerlich stark macht. Ich bitte ihn, dass Christus durch den Glauben in euch lebt und ihr fest in seiner Liebe wurzelt und auf sie gegründet seid.
Ich bitte ihn, dass ihr zusammen mit der ganzen Gemeinschaft der Glaubenden begreifen lernt, wie unermesslich reich euch Gott beschenkt. Ihr sollt die Liebe erkennen, die Christus zu uns hat und die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr immer umfassender Anteil bekommen an der ganzen Fülle des Lebens mit Gott.
Gott kann unendlich viel mehr an uns tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns ausdenken können. So mächtig ist die Kraft, mit der er in uns wirkt. Ihm gehört die Ehre in der Gemeinde und durch Jesus Christus in allen Generationen, für Zeit und Ewigkeit! Amen“ (Epheser 3,14-21; Gute Nachricht Bibel).
Die großen Reiche der Antike sind alle vergangen. Ihre Geschichte spiegelt das Schicksal der ganzen Welt – der weltlichen Gesellschaft – wider: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist . . . Die Welt vergeht mit ihrer Lust“ (1. Johannes 2,15. 17).
Als Jesu Nachfolger freuen wir uns auf ein kommendes Reich, das alle Reiche dieser Welt ablösen wird: „Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offenbarung 11,15). Wie sollen wir uns darauf vorbereiten? Jesus Christus, der König der Könige und Herr aller Herren, gibt uns die Antwort: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ (Matthäus 6,33).