Manche Christen behaupten, daß Epheser 2, Vers 15 die Abschaffung von Gottes Gesetz verkündet. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall.

Von Larry Walker

Wer will dem Apostel Petrus mit seiner Feststellung widersprechen, wonach in den Briefen seines Kollegen Paulus „einige Dinge schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen, wie auch die andern Schriften, zu ihrer eigenen Verdammnis“ (2. Petrus 3,16)?

In der Augustausgabe von Intern behandelten wir die Bibelstelle in Kolosser 2, Vers 14, die ein gutes Beispiel dieser falschen Auslegung ist. Wie wir in dem Artikel gezeigt haben, wurde nicht das Gesetz Gottes, sondern die Schuld, die wir durch unsere Sünden auf uns geladen hatten, an das Kreuz Jesu geheftet.

Wie sieht es jedoch mit Epheser 2, Vers 15 aus? Dort lesen wir: „Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei – Frieden stiftend – in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen“ (Elberfelder Bibel).

Welches Gesetz meint Paulus in diesem Vers? Manche sind der Ansicht, es handele sich um das mosaische Gesetz. In dem Expositor’s Bible Commentary finden wir diese Erklärung für Vers 15: „Die etwas schwerfällige Formulierung bezieht sich auf die mosaischen Rechtsordnungen, die als rechtsverbindliches Zivilgesetz galten ... Die Barriere zwischen Juden und Heiden wurde von Christus beseitigt, als er das alte Gesetz mit seinen genau definierten Verboten, die in zahllosen Verordnungen enthalten waren, abtat.“

Warum ist diese Erklärung problematisch? Zum einen impliziert sie, daß das Gesetz Gottes die Quelle der Feindschaft ist, womit Gott selbst die Schuld für diese Feindschaft trägt. Darüber hinaus widerspricht sie den Worten Jesu Christi, denn in Matthäus 5, Vers 17 machte er klar, daß er nicht gekommen war, um das Gesetz aufzulösen. Welches Gesetz meint Paulus denn in Epheser 2, Vers 15?

Epheser 2, Vers 15 im Zusammenhang

Um unsere Frage zu beantworten, müssen wir die richtige Bedeutung von Schlüsselwörtern in Vers 15 im Zusammenhang des gesamten Abschnitts ermitteln. Auf einen einfachen Nenner gebracht ist Versöhnung das Hauptthema des gesamten Kapitels. Paulus erklärt, wie Jesus sowohl Juden als auch Heiden mit Gott versöhnt hat, und zwar nicht als zwei getrennte Gruppen, sondern als eine geeinte Gruppe. Möglich ist dies nur, indem die Quellen der Feindschaft und Trennung zwischen den beiden Gruppen beseitigt werden.

Der Brief an die Epheser gehört zu den Briefen, die Paulus in Rom vom Gefängnis aus schrieb. Aus diesem Grund nennt man diese Briefe gelegentlich die „Gefangenschaftsbriefe“. Vor diesem Hintergrund ist die Erwähnung der „Zwischenwand der Umzäunung“ in Vers 14 (Elberfelder Bibel) besonders interessant.

Dazu schreibt der Expositor’s Bible Commentary folgendes: „Christus hat so die Feindschaft (gr., echthran) beseitigt, die zwischen diesen tief zerstrittenen Gruppen existierte. Die durch Feindschaft geschaffene Trennwand ist für immer niedergerissen worden.“

Paul nennt sie eine „Umzäunung“ (gr., phragmos) und eine „Zwischenwand“ (gr., mesotoichon). Das erste Wort bedeutet einfach einen Zaun oder eine Absperrung. Das zweite Wort kommt viel seltener vor und bedeutet eine Trennwand. Der jüdische Historiker Josephus benutzte beide Wörter in seiner Beschreibung der Balustrade am Jerusalemer Tempel, welche den Vorhof der Heiden von dem Tempel trennte. An der Absperrung war eine Inschrift mit folgendem Wortlaut angebracht: „Kein Fremder darf die Barrikade, die das Heiligtum und den Vorhof umgibt, passieren. Wer dagegen verstößt, trägt selbst die Schuld für seinen daraus resultierenden Tod.“

Als die Römer 70 n. Chr. Jerusalem eroberten, wurde diese Absperrung zusammen mit dem Tempel zerstört. Für Paulus hingegen war sie bereits durch Christus am Kreuz zerstört worden. Ironischerweise wurde er zu Unrecht beschuldigt, einen Heiden, Trophimus, hinter diese Absperrung geführt zu haben (Apostelgeschichte 21,29).

In seinem Artikel „The Wall Is Gone“ [„Die Mauer ist weg“] bietet der Theologe Craig McMahon eine ausführlichere Erläuterung dieser „Zwischenwand der Umzäunung“.

„Der ergiebigste Verweis ... identifiziert die ,Zwischenwand‘ als die Tempelmauer, die den äußeren Hof der Heiden von den diversen inneren Höfen der Juden trennte. Rhetorisch gesehen fungiert diese Mauer als ausdrucksvolle Metapher der gesellschaftlichen und geistlichen Isolation der Heiden durch die Juden. Kein Heide durfte diese 1,5 m hohe Steinmauer passieren und den jüdischen Teil des Tempels betreten ...

Diese Tempelmauer spielte eine wichtige Rolle im Leben des Apostels Paulus. Apostelgeschichte 21, Verse 26-36 beschreibt, wie Paulus mit einigen Fremden in dem nur für Juden zugänglichen Teil des Tempels gesehen wurde. Man ging davon aus, daß einer der Fremden ein Heide war, Trophimus aus Ephesus. Die Juden nahmen Paulus fest und beschuldigten ihn, ,auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte entweiht‘ zu haben (Vers 28). Die Beschuldigung lief darauf hinaus, daß Paulus Heiden dabei geholfen hatte, die ,Zwischenwand‘ zu überwinden ...

Wenn Paulus in der Tat den Epheserbrief in der langen Zeit seiner Haft schrieb ..., dann mag seine Selbstbeschreibung in Epheser 3, Vers 1 (,Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden‘) eine Erinnerung an seine Verhaftung dafür sein, das Verbot der Tempelmauer angeblich verletzt zu haben ... Daß Paulus die Zwischenwand erwähnt ..., paßt zum wahrscheinlichen historischen Kontext des Epheserbriefs und eignet sich auch gut für den rhetorischen Zweck dieses Abschnitts – die frühere Trennung zwischen Juden und Heiden und die durch Christus geschaffene neue Ordnung“ (Review and Expositor, Frühlingsausgabe 1996, Seite 262).

Die trennende Mauer des Tempels diente als ausdrucksvolle Metapher der Trennung zwischen Juden und Heiden, besonders wenn Paulus vom Gefängnis aus an die Epheser schrieb, weil man ihn beschuldigt hatte, diese Mauer mißachtet zu haben. Es ist wichtig zu betonen, daß diese Mauer nicht von Gott war, sondern von dem Judaismus stammte.

Die Stiftshütte, die als Muster für die späteren Tempel diente, hatte zwei Vorhänge. Der eine trennte den Vorhof von dem Heiligtum, und der andere trennte den vorderen Raum des Heiligtums von dem Allerheiligsten. Es gab jedoch keine biblische Anordnung, den Vorhof zwischen Juden und Heiden aufzuteilen. Diese Trennung hatte ihren Ursprung beim Menschen, nicht bei Gott. Der herodianische Tempel hatte außerdem einen Vorhof für Frauen, ebenfalls eine Einschränkung, die die Heilige Schrift so nicht verlangt.

In Epheser 2 betont Paulus, daß Gottes Plan der Versöhnung das Beseitigen von Barrieren vorsieht, die durch menschliche Vorschriften entstanden waren und die Menschen aufgrund ihrer Nationalität, ihres Geschlechts oder ihres gesellschaftlichen Standes voneinander trennten. In seinem Brief an die Galater machte Paulus dies unmißverständlich klar: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (Galater 3,28).

Barrieren durch menschliche Regeln und Vorschriften

Was hat das alles mit dem „Gesetz der Gebote in Satzungen“ zu tun? Der Punkt ist, daß Vorurteile, Feindschaft und eine aus Selbstgerechtigkeit entstehende Diskriminierung das Resultat mancher Vorschriften sind, die menschliche Religionen auferlegen. Das ist eines der Hauptthemen des Neuen Testamentes.

Jesus legte sich immer wieder mit den selbstgerechten Führern der Juden an, deren Ansichten und Praktiken ausschließlich darauf beruhten, was nach der mündlichen Tradition erlaubt bzw. nicht erlaubt war. Jesus nannte solche Vorschriften Menschengebote: „Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matthäus 15,9; alle Hervorhebungen durch uns).

Paulus mußte nicht nur Verfolgung von den Juden ertragen, sondern auch den Einfluß heidnischer Religionen bekämpfen. Heidenchristen wurden wegen der Beschneidung (Apostelgeschichte 15) und anderer Dinge von Juden abgelehnt, und von den Heiden wurden sie unter Druck gesetzt, den „Mächten der Welt“ wieder untertan zu sein (Kolosser 2,20). Der gemeinsame Nenner, der von beiden Quellen des Zwiespalts ausging, war ein strenger Kodex von Vorschriften, den jede Gruppe ihren Anhängern aufzuzwingen versuchte.

Solche Dinge hatte Paulus im Sinn, als er das „Gesetz der Gebote in Satzungen“ erwähnte. Das griechische Wort, das in diesem Vers mit „Satzungen“ übersetzt wurde, ist dogma. Damit sind „formelle Regeln“ gemeint, „die das Verhalten von Menschen vorschreiben“ (zitiert aus dem Lexikon Louw-Nida, BibleWorks-Software).

Gemeinsamkeiten im Epheser- und Kolosserbrief

Das Wort dogma finden wir sowohl in Epheser 2, Vers 15 als auch in Kolosser 2, Vers 14. Diese beiden Briefe sind sich inhaltlich sehr ähnlich. Themen, die Paulus im Kolosserbrief behandelt, werden oft in größerem Detail im Epheserbrief wiederholt.

Daraus könnte man den logischen Schluß ziehen, daß die beabsichtigte Bedeutung von dogma in beiden Abschnitten dieselbe ist. Das Problem in Kolossä hatte mit Heiden außerhalb der Gemeinde zu tun, die die Heidenchristen aufgrund ihres Essens und Trinkens anläßlich der „jüdischen“ Festtage kritisierten und ihnen statt dessen die Rückkehr zur heidnischen Askese nahelegten (Kolosser 2,16-21). Paulus nannte die asketischen Riten „Gebote“ [Griechisch: entalma] bzw. „Lehren von Menschen“ (Vers 22).

Das Verb in Vers 20 ist dogmatizo, mit der Bedeutung „durch Regeln oder Vorschriften verpflichten“, oder im Passiv, „sich Regeln oder Vorschriften unterstellen“ (BDAG-Lexikon). In Vers 14 stellt Paulus im Zusammenhang fest, daß die Befolgung dieser menschlichen Vorschriften Teil des Schuldbriefs „mit seinen Forderungen“ war, den Jesus durch seinen Tod ausmerzte.

In Epheser 2, Vers 15 erwähnt Paulus „Gebote“ [Griechisch entole, was mit entalma verwandt ist] und „Satzungen“ [Griechisch dogma]. Obwohl sich die überwiegende Mehrheit der neutestamentlichen Bibelstellen, in denen das Wort entole vorkommt, auf die Gebote Gottes bezieht, liefert uns Titus 1, Vers 14 („Gebote von Menschen“) einen biblischen Präzedenzfall zum richtigen Verständnis des Wortes entole in Epheser 2, Vers 15. Hinzu kommt Kolosser 2, Vers 22, wo der ähnliche Ausdruck entalma in bezug auf „Gebote ... von Menschen“ verwendet wird.

Was bedeutet „das Gesetz“ in Epheser 2, Vers 15?

Das andere griechische Wort in dem Ausdruck „das Gesetz der Gebote in Satzungen“ ist nomos, das mit „Gesetz“ übersetzt wurde. Dieses griechische Wort kommt in Kolosser 2 nicht vor.

In den meisten Bibelstellen im Neuen Testament, in denen nomos vorkommt, ist damit die Thora gemeint, entweder als ganzes oder teilweise. Die Kombination von „Gesetz“ (nomos) und „Gebote“ in Epheser 2, Vers 15 scheint auf den ersten Blick einen überzeugenden Beweis für die Annahme zu liefern, daß die Thora auch in diesem Fall gemeint ist. Wie wir jedoch bereits gezeigt haben, bezieht sich das Wort „Gebote“ in diesem Fall eher auf menschliche Vorschriften, die in formellen Satzungen festgelegt waren. Wie soll man in diesem Fall das Wort nomos verstehen?

Nomos kann auch eine „Prozedur oder Praktik“ bedeuten, „die sich eingebürgert hat: ein Brauch, eine Regel, ein Prinzip, eine Norm“ (BDAG-Lexikon). Im Römerbrief, Kapitel 7, Vers 21 bis Kapitel 8, Vers 2, benutzt Paulus das Wort nomos, um das gewohnheitsmäßige Denken und Verhalten des Menschen im Gegensatz zum Gesetz Gottes zu beschreiben:

„Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist“ (Römer 7,23).

Mit dem „anderen Gesetz“ (gr. nomos) meint er kein buchstäbliches Gesetz, sondern eine innere Geisteshaltung, die sich fest eingebürgert hatte. Eingedenk dieser möglichen Definition des Wortes nomos, kann man den mißverständlichen Ausdruck „das Gesetz der Gebote in Satzungen“ in Epheser 2, Vers 15 als „den Brauch der Gebote in formellen Regeln und Vorschriften“ verstehen.

In Kolosser 2, Vers 14 erklärt Paulus, daß Jesus mit seinem Tod den Schuldschein, der teilweise durch die Befolgung menschlicher Vorschriften entstanden war, „an das Kreuz geheftet“ hat. In Epheser 2, Verse 14-15 schreibt er, daß Jesus „durch das Opfer seines Leibes“, der als Sühne für unsere Sünden dargebracht wurde, den Brauch einer durch menschliche Vorschriften erreichte Gerechtigkeit „abgetan“ hat.

Was bedeutet „abgetan“?

Das griechische Wort in Vers 15 für „abgetan“ (katargeo) hat auch die Bedeutung „außer Kraft setzen, Wirksamkeit aufheben oder wirkungslos machen“ (BDAG-Lexikon). Fribergs Lexikon gibt die Definition als „Zerstörung durch Ersatz – abschaffen, zerstören, zu Ende bringen“. Darüber hinaus erklärt Friberg, daß „der Begriff aus der Grunddefinition ,wirkungslos machen‘ heraus immer eine nichtmaterielle Zerstörung mittels einer übergeordneten Macht bedeutet, die das Vorhergehende ablöst, wie Licht beispielsweise Finsternis zerstört“.

Der Hauptgedanke in Epheser 2, Vers 15

Unter Berücksichtigung aller bisher behandelten Punkte erklärt Paulus in Epheser 2, daß der Tod Jesu Christi die Versöhnung aller Menschen mit Gott und miteinander als vereinigte Gruppe ermöglicht. Indem er wahre Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden anbietet, macht er jeden Vorwand für Barrieren der Vorurteile und der Feindschaft zunichte, die sich auf menschliche Regeln und Vorschriften als Mittel der Gerechtigkeitserlangung gründen. Alle Menschen haben gesündigt. Allen Menschen steht das Sühneopfer Jesu zur Verfügung. Alle können die Gerechtigkeit Gottes durch seine Gnade erlangen.

Gottes Gesetze sind zeitlose Prinzipien, die alles menschliche Handeln und Denken in allen Zeiten und in allen Kulturen umfassen. Menschliche Vorschriften hingegen sind oft sehr eng und restriktiv formuliert. Sie schaffen Barrieren zwischen den Menschen, woraus Vorurteile, Streit und Zwietracht hervorgehen.

Epheser 2, Vers 15, Kolosser 2, Vers 14 und der Neue Bund

Jesus ist der Mittler des Neuen Bundes, der in wesentlichen Punkten anders als der Alte Bund und ihm weit überlegen ist. Zum Alten Bund gehörten viele detaillierte Vorschriften und Regeln, die man auf große Steine für ein Volk schrieb, das nicht das Herz hatte, Gott zu gehorchen (5. Mose 5,29). Im Neuen Bund „schreibt“ Gott uns seine zeitlosen, universellen Gesetze (dieselben Gesetze, die die Grundlage des Rechtssystems im Alten Bund darstellten) ins Herz und in den Sinn: „Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein“ (Jeremia 31,33; vgl. dazu Hebräer 8,10 bzw. 10,16).

Damit werden in poetischer Sprache zwei grundsätzliche Dinge ausgedrückt, die Gott mittels des heiligen Geistes im Neuen Bund schafft. Er vermittelt unserem Sinn Verständnis hinsichtlich seines Gesetzes und seiner Anwendung in unserem Leben (1. Korinther 2,11-16). Darüber hinaus verändert er die Motivation unseres Herzens von einer gott- und gesetzesfeindlichen Haltung (Römer 8,7) zu dem innigen Wunsch, im Einklang mit seinem Willen und Gesetz zu leben.

Die dritte Besonderheit des Neuen Bundes ist die Sündenvergebung: „Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken“ (Jeremia 31,34; vgl. dazu Hebräer 8,12 bzw. 10,17). Es ist dieses Thema, das Paulus in Kolosser 2, Vers 14 behandelt.

Wie Licht Finsternis „zerstört“, hat der Neue Bund den Alten Bund „veraltet“ gemacht: „Indem er sagt: einen neuen Bund, erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe“ (Hebräer 8,13).

Wie eine aktualisierte Software sich von ihrer Vorgängerin abhebt, macht der Neue Bund mit der Sündenvergebung und der geistlichen Verwandlung des Sinnes und des Herzens alle anderen religiösen Systeme überflüssig, denen das Prinzip einer Gerechtigkeitserlangung durch Werke zugrundeliegt. Er übertrifft selbst den Alten Bund und macht ihn mit seiner Vielzahl an materiellen Vorschriften veraltet.

Gottes Einwirken auf unseren Sinn und unser Herz ist der wahre Weg zur göttlichen Gerechtigkeit, zum Leben und zum inneren Frieden (Philipper 2,13; Römer 12,1-2). Das schaffen wir nie durch die Befolgung eines ausführlichen menschlichen Kodex mit Ge- und Verboten. Wer das tut, sucht seine „eigene Gerechtigkeit“, was Paulus ausdrücklich verurteilt (Römer 10,3).

Die Gerechtigkeit Gottes ist auch der Schlüssel zur wahren christlichen Freiheit, die bedingt, daß jeder die persönliche Entscheidung treffen muß, sich von dem heiligen Geist leiten zu lassen (Römer 8,14). So wenden wir göttliche Lebensprinzipien konsequent an und beugen uns nicht der Kritik oder gar des Drucks anderer Menschen. Selbst die Ältesten der Kirche sollen nicht „Herren“ über den Glauben der Mitglieder sein, sondern „Gehilfen“ (2. Korinther 1,24).

Im Römerbrief zeigt uns Paulus, daß Glauben eine persönliche Angelegenheit zwischen jedem einzelnen Menschen und Gott ist: „Den Glauben, den du hast, behalte bei dir selbst vor Gott. Selig ist, der sich selbst nicht zu verurteilen braucht, wenn er sich prüft. Wer aber dabei zweifelt und dennoch ißt, der ist gerichtet, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde“ (Römer 14,22-23).

Geistliche Einheit wird durch Christus möglich. Sie kann nicht herbeigeführt werden, indem man sich einem umfassenden System von Vorschriften und Bestimmungen anpaßt. Dies ist die Botschaft von Römer 14, Epheser 2 und der ganzen Bibel.