In gewissem Sinne ist das „Bild Gottes“ ein Geheimnis, aber die wichtigsten Geheimnisse der Bibel können von denen, die Gott beruft, gelüftet werden.
Von John Ross Schroeder
Der Sinn des menschlichen Lebens ist unauslöschlich in das erste Kapitel des ersten Buches der Bibel eingraviert, in dem der Mensch zum ersten Mal erwähnt wird: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei ...“ (1. Mose 1,26).
Gott schuf jede Art des Pflanzen- und Tierreichs „nach seiner Art“ (1. Mose 1,11-12; 1. Mose 1,21; 1. Mose 1,24-25), aber der Mensch wurde nach 1. Mose 1, Vers 26 nach dem Bilde Gottes geschaffen. Nach seinem Bild geschaffen zu sein ist das, was uns in der gesamten physischen Schöpfung einzigartig macht. Es ist das, wodurch Männer, Frauen und Kinder wirklich zu Menschen gemacht werden.
Unser Schöpfer hat seinen großen Plan zuerst verkündet und dann in die Tat umgesetzt: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1,27; alle Hervorhebungen durch uns). In 1. Mose 1 geht es um das grundlegende Ziel des menschlichen Lebens, in 1. Mose 2 dann um wichtige Details. Diese beiden Anfangskapitel der Bibel ergänzen sich.
Zur Herrschaft geschaffen
Nachdem der Schöpfer seinen großen Plan angekündigt hatte, den Menschen nach seinem Bild zu erschaffen, sagte er, sie werden „herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht“ (1. Mose 1,26).
Nachdem er die ersten zwei Menschen (männlich und weiblich) nach seinem Bild geschaffen hatte, bekräftigte er seine Absicht und machte deutlich, dass ihre Nachkommen ein wesentlicher Bestandteil dieses großen Vorhabens sind:
„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht“ (1. Mose 1,28).
Gott schuf die Menschen als Familie, damit sie wachse und sich ausbreite und schließlich die ganze Erde bevölkere. Der ursprüngliche, von Gott offenbarte Zweck der Menschheit war es, über die physische Schöpfung zu herrschen – und auf lange Sicht über viel mehr als nur diese gute, grüne Erde. Gott herrscht über das, was er geschaffen hat, und das letzte Ziel des menschlichen Lebens ist es, in der einen göttlichen Familie mit Gott zu herrschen.
Aber wir fangen klein an. Zuerst lernen wir, uns zu beherrschen und zu disziplinieren. Dann lernen wir, mit anderen zusammenzuarbeiten und mit dem gut umzugehen, was auch immer die Umstände sind, die wir erleben.
Was ist das „Bild Gottes“?
In der Bibel wird der Begriff „Bild Gottes“ nicht mit bestimmten Worten ausdrücklich definiert. In gewissem Sinne ist es ein Geheimnis, aber die wichtigsten Geheimnisse der Bibel können von denen, die Gott beruft, gelüftet werden, weil er ihnen seine Wahrheit offenbart.
Jesus sagte: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart“ (Matthäus 11,25). Gottes Wahrheit kommt von ihm durch Offenbarung, nicht durch menschliche Weisheit. Dennoch können wir die Bibel besser verstehen, wenn wir einige vernünftige Grundsätze beachten.
Wie bereits erwähnt, können wir die Bibel am besten verstehen, wenn wir ihre Verse in ihrem Zusammenhang betrachten. In 1. Mose 5 geht es wieder um das Bild Gottes. Wenn wir die ersten Verse lesen, beginnen wir, ihre umfassendere Bedeutung zu erkennen:
„Dies ist das Buch von Adams Geschlecht. Als Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Bilde Gottes und schuf sie als Mann und Frau und segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch zur Zeit, da sie geschaffen wurden“ (1. Mose 5,1-2).
Nach menschlichem Ermessen erstreckt sich der Stammbaum in 1. Mose 5 über die Jahrhunderte von Adam bis zu Noah und seinen drei Söhnen – mehr als 1600 Jahre. In Wirklichkeit beginnt sie jedoch mit dem Schöpfer selbst. In Jesu Stammbaum im Lukasevangelium, der bis zum Anfang der Menschheit zurückreicht, bezeichnet Lukas Adam als „Sohn Gottes“ (Lukas 3,38; Zürcher Bibel).
Wie Paulus später sagte: „Wir sind seines [Gottes] Geschlechts“ (Apostelgeschichte 17,28). Wir sind aus Gott hervorgegangen, aber nicht so wie die Tiere auf dem Land und im Meer erschaffen wurden. Sie wurden nicht nach dem Bilde Gottes geschaffen. Wir Menschen sind es! Um das zu verdeutlichen, hat Gott den Begriff „Bild“ verwendet. Aber was ist damit gemeint?
Auch hier hilft der Kontext. Dies ist vielleicht das wichtigste und am häufigsten missbrauchte Prinzip der Bibelkunde. Wir setzen den Stammbaum in 1. Mose 5, Vers 3 fort: „Und Adam war 130 Jahre alt und zeugte einen Sohn, ihm gleich und nach seinem Bilde, und nannte ihn Set.“
Welchen Schluss können wir im Zusammenhang mit 1. Mose 5, Verse 1-2 aus der Aussage in Vers 3 ziehen? Der Schluss liegt nahe, dass der Mensch, obwohl Gott Geist und nicht Fleisch ist (Johannes 4,24), seinem Schöpfer sehr ähnlich ist, so wie Adams Sohn ihm ähnlich war.
Wie sind wir nach dem Bild Gottes geschaffen?
Sind Männer, Frauen und Kinder auch auf andere Weise nach dem Bild Gottes geschaffen? Betrachten wir die Gabe des menschlichen Lebens selbst. Der Schöpfer blies dem Menschen den Odem des Lebens ein (1. Mose 2,7). Die Kluft zwischen dem Lebendigen und dem Leblosen ist gewaltig.
Wie groß ist die Kluft zwischen dem menschlichen und dem tierischen Bewusstsein von der Welt? Denken wir an unsere angeborene Fähigkeit, uns etwas vorzustellen bzw. in Worten und Bildern zu denken. Die unglaubliche Vorstellungskraft und das abstrakte Denken des Menschen sind, auch wenn sie oft missbraucht werden, ein wichtiger Ausdruck unserer Erschaffung nach dem Bild Gottes.
Unser Schöpfer kann sich etwas vorstellen und wir können es auch. Gott sagte zur Zeit des Turmbaus zu Babel: „Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun“ (1. Mose 11,6). Was für ein unglaubliches Zeugnis für unser Potenzial als Menschen, direkt von unserem Schöpfer selbst!
Sprache und Kommunikationsfähigkeit sind weitere wichtige Aspekte unserer Ähnlichkeit mit Gott. Männer, Frauen, Jungen und Mädchen besitzen diese kostbare Fähigkeit der Kommunikation in unterschiedlicher Weise. Adam und Eva besaßen sie bereits bei ihrer Erschaffung.
Steven Pinker, Autor des Buches The Language Instinct, schreibt: „Sprache ist ebenso wenig eine kulturelle Erfindung wie die aufrechte Körperhaltung ... Sprache ist eine großartige Fähigkeit, die nur dem Homo sapiens [der menschlichen Spezies] eigen ist ... Die Komplexität der Sprachen ist, wissenschaftlich gesehen, Teil unseres biologischen Geburtsrechts“ (1994, Seite 18-19).
Adams sprachliche und intellektuelle Fähigkeiten waren so groß, dass er alle Tiere benennen konnte, wahrscheinlich mit Namen, die ihm vorher nicht eingefallen waren (1. Mose 2,19). Die Evolutionstheorie stellt den Urmenschen meist dar, als wäre er nur zu grobem Grunzen fähig. Wie weit ist das von der Wahrheit Gottes entfernt!
Unsere ersten Eltern verstanden das Prinzip von Ursache und Wirkung, d. h. die wahrscheinlichen Folgen ihrer Taten. Obwohl Satan der Teufel in der Gestalt der Schlange Eva in 1. Mose 3 tödliche Fehlinformationen gab, war sie durchaus in der Lage, die voraussichtlichen Folgen möglicher Handlungen zu überlegen. Sie zog aus den Worten Satans den Schluss, dass der Genuss der Frucht, die Gott ihr und Adam verboten hatte, sie weise wie Gott machen und ihr ewiges Leben bringen würde.
Eva fehlte jedoch die moralische Sensibilität, um die Folgen ihres Handelns einzuschätzen, insbesondere die Folgen für das Menschengeschlecht, das sie und Adam hervorbringen würden.
Immer noch nach dem Bild Gottes?
Die meisten von uns kennen die tragischen Ereignisse, die in Eden ihren Anfang nahmen. Wir wissen, wie Adam und Eva sündigten und aus dem Garten vertrieben wurden. Wir wissen auch, wie sich die Übertretungen von Gottes Gesetz im Laufe der Jahrhunderte ausbreiteten, bis nur noch ein einziger gerechter Mensch, der Patriarch Noah, auf der Erde übrig blieb.
Die universelle Sünde, so die Lehre der Bibel, hat die universelle Zerstörung zur Folge. Nur der rechtschaffene Noah und seine Familie wurden vor der Sintflut gerettet, indem sie die Arche nach Gottes Anweisungen bauten und betraten. Unser Schöpfer bestimmte einen Neuanfang mit Noah und seinen Nachkommen.
Aber als Schutzmaßnahme, um die Neigung des Menschen zu gewalttätigem Verhalten einzudämmen, hat Gott die Todesstrafe eingeführt – mit bestimmten Einschränkungen, die später, als das Gesetz formell kodifiziert wurde, noch erweitert wurden (1. Mose 9,5).
Man bedenke den Hintergrund dieser Bestimmung. Nach dem Gericht der Sintflut erneuerte Gott das Menschengeschlecht (1. Mose 9,7). Damit begann eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte. In dieser Zeit erinnerte Gott die Menschen erneut an das unglaubliche Erbe, das er ihnen geschenkt hatte: „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht“ (1. Mose 9,6).
Wie verdorben das Verhalten der Menschen damals auch gewesen sein mochte, Gott hatte Männer, Frauen und Kinder nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen. Er wird zu gegebener Zeit seinen großen Heilsplan verwirklichen. In den Augen Gottes war die Erlösung der Menschen durch das Opfer Jesu Christi schon so gut wie vollbracht (vgl. 2. Timotheus 1,8-9; Römer 4,17).
Obwohl die Menschheit in der Zeit vor der Sintflut dem herrlichen Erbe der Erschaffung nach dem Bild Gottes nicht gerecht wurde und weit hinter seinen Maßstäben zurückblieb – „sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Römer 3,23) –, ließ sich unser Schöpfer in seiner großen Barmherzigkeit und Liebe nicht von seinem großen Plan für die Menschheit abbringen.
Unser Anteil an der göttlichen Natur
In unseren Publikationen untersuchen wir die Schriftstellen, die sich mit der biblischen Beschreibung des Wesens Gottes befassen. Kein Wissen hat jedoch einen bleibenden Wert, wenn wir es nicht anwenden. Zu wissen und zu glauben, dass Gott existiert, ist von geringem Wert, wenn wir uns weiterhin so verhalten, als gäbe es ihn nicht. Sein Wort sagt uns: „Das glauben auch die Dämonen und sie zittern“ (Jakobus 2,19; Einheitsübersetzung).
Wir wollen uns nun auf einen anderen wichtigen Aspekt der Geschichte konzentrieren – wie Gott mit seiner menschlichen Schöpfung umgeht und was er mit seiner Hilfe geistlich erreichen möchte.
Erinnern wir uns daran, dass Jesus der Mittler zwischen Gott, dem Vater, und den Menschen ist, der Urheber unseres Heils (Hebräer 2,10; ebenda). Er ist derjenige, den der Vater dazu bestimmt hat, uns zu helfen, die Kluft zwischen unserer menschlichen Fehlbarkeit und der wunderbaren Vollkommenheit, die seine Wesensart ist, zu überbrücken. Wir sind aufgefordert, vollkommen zu werden, wie unser himmlischer Vater vollkommen ist (Matthäus 5,48). Wir sind herausgefordert, sein Bild geistlicher Reife nachzuahmen.
Wir müssen im wahrsten Sinne des Wortes „Anteil an der göttlichen Natur“ erhalten (2. Petrus 1,4; ebenda), damit unser persönliches Verhalten den Charakter Gottes selbst widerspiegelt. Das hat Auswirkungen auf den Sinn unseres Daseins.
Das Gottesbild im Neuen Testament
1. Mose 9, Vers 6 bestätigt die Wahrheit, dass Männer, Frauen, Jungen und Mädchen nach Gottes Bild bleiben, auch nachdem die Sünde in die Welt gekommen ist. Viele Jahrtausende später haben die Apostel Christi diese grundlegende biblische Lehre bestätigt.
In den Schriften des Neuen Testaments wird bekräftigt, dass der Mensch nach wie vor „nach dem Bild Gottes gemacht“ ist (Jakobus 3,9; 1. Korinther 11,7). Noch wichtiger für unser Heil ist jedoch, dass Jesus selbst „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ ist (Kolosser 1,15; vgl. 2. Korinther 4,4). Da die Sünde das Bild Gottes in uns zutiefst entstellt hat, muss das geistliche Bild Gottes – sein Charakter – durch Jesus Christus geschaffen werden.
Es ist der gerechte und sündlose Christus, der die Männer und Frauen rechtfertigt, die gesündigt und die Todesstrafe auf sich geladen haben (Römer 6,23). Paulus sagt uns, dass wir, die wir „einst fremd und feindlich gesinnt“ waren, „hat er [Christus] nun versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes, damit er euch heilig und untadelig und makellos vor sein Angesicht stelle; wenn ihr nur bleibt im Glauben“ (Kolosser 1,21-23).
Schritt für Schritt
Auch wenn wir unser großes Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft haben, bietet uns Christus, der viel mehr „Ebenbild Gottes“ ist als wir, einen Weg zur Versöhnung mit dem Vater. Nur so können wir das große Ziel erreichen, den Charakter Gottes in unserem Leben widerzuspiegeln.
Die Erlösung ist ein Prozess. Wir tun einen geistlichen Schritt nach dem anderen. Der erste Schritt ist aufrichtige, echte Reue – Reue über unsere Sünden und die Verpflichtung, unser Leben zu ändern, indem wir das vergossene Blut Christi als Sühne für unsere Übertretungen des geistlichen Gesetzes Gottes annehmen.
Der nächste große Schritt ist die Taufe, gefolgt vom Empfang des heiligen Geistes durch das Händeauflegen der Diener Gottes. Dies ist der formale Beginn des christlichen Lebens der Überwindung der Sünde mit Hilfe unseres großen Hohepriesters Jesus Christus. Von da an sind wir, wenn wir seinem Beispiel folgen und unsere menschliche Natur überwinden, dazu bestimmt, unser Ziel der endgültigen Erlösung im Reich Gottes zu erreichen.
Wenn wir diese Schritte tun, dann in Gnade und Erkenntnis weiter wachsen und im Glauben ausharren bis zum Ende, wird Gott den letzten Schritt durch unsere Auferstehung zum ewigen Leben tun. Paulus erklärt: „Denn da durch einen Menschen [Adam] der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen [Christus] die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden“ (1. Korinther 15,21-22).
Der Mensch im Fleisch ist unvollkommen, eine unvollendete Gattung. Aber das ewige Leben gehört uns, wenn wir uns bekehren und immer wieder vor den Thron der Gnade treten, um die geistliche Hilfe zu suchen, die wir so dringend brauchen.
Unser Fürsprecher und Hohepriester ist immer da, um uns zu helfen, wenn wir auf dem Weg stolpern oder fallen (1. Johannes 1,7-9; 1. Johannes 2,1-2). Kein Mensch kann das Heil erlangen ohne das beständige Wirken der Gnade Gottes durch das Sühneopfer Christi.
Obwohl Gott uns als körperliche Wesen aus Fleisch und Blut erschaffen hat, hat er uns mit dem Potenzial geschaffen, schließlich Geist zu werden, so wie er selbst Geist ist. So steht es in der Bibel. Paulus fährt fort:
„Wie geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einem lebendigen Wesen, und der letzte Adam [Christus] zum Geist, der lebendig macht ... Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch [Christus] ist vom Himmel ... Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen“ (1. Korinther 15,45-49).
Außerdem trägt Christus, wie wir gesehen haben, das Ebenbild des Vaters. Wir werden also die gleiche Art von Wesen sein wie der Vater und Christus, nicht nur geschaffene Geistwesen wie die Engel, sondern geistgeborene göttliche Wesen, die Teil der Elohim sind – der Familie Gottes, die das Universum regiert!
Wenn wir die Heilige Schrift richtig verstehen, sehen wir in ihr diese wunderbare Wahrheit immer wieder. Gott verspricht, dass wahre Christen sein Ebenbild im wahrsten Sinne des Wortes werden. Diese Verheißung wird an vielen Stellen im Neuen Testament wiederholt.
Ein Beispiel dafür ist die ermutigende Formulierung in Römer 8, Vers 29: „Denn die er [Gott, der Vater] ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“
Jesus ist der Urheber unseres Heils. Er ist vorausgegangen. Er kennt den Weg. Er garantiert, dass viele zu ihm in die göttliche Herrlichkeit kommen. Aber wir selbst müssen alles tun, um unsere persönliche Berufung und Erwählung zu sichern.
Unser fantastisches Schicksal erreichen
Es ist der „neue Mensch“ des inneren Herzens und Geistes, der nun geistlich nach dem Bilde Gottes lebt (Epheser 4,22-24; Kolosser 3,10). Es ist diese innere Verwandlung, die schließlich zu unserer endgültigen und vollständigen Verwandlung in das volle Ebenbild Gottes führt.
Aber niemand kann diese Wesensveränderung allein vollziehen. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagte Jesus (Johannes 15,5). Das geistliche Ebenbild Gottes kann in uns nur durch die lebendige Gegenwart Christi in unserem Leben erneuert werden.
In einer äußerst inspirierenden Passage schreibt Paulus: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben“ (Galater 2,20).
Das ewige und reiche Leben im Reich Gottes als Teil der Familie Gottes ist letztendlich unsere Bestimmung. Das macht Christus möglich (Johannes 10,10). Darum hat Gott uns nach seinem Bild geschaffen. Deshalb ist es so wichtig, die Wahrheit über das Wesen unseres Schöpfers zu verstehen.
Johannes schrieb: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! ... Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm [Christus] gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Johannes 3,1-2).
Schließlich macht Paulus deutlich, dass die Gläubigen „Kinder Gottes“ und „Gottes Erben und Miterben Christi“ sind (Römer 8,16-17). Paulus fügt hinzu, dass „dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Römer 8,18).
Mit anderen Worten, so Paulus, werden die Gläubigen bei der Auferstehung auf der gleichen Existenzebene wie Gott und Christus stehen – wir werden in die gleiche Art von Wesen verwandelt werden, die sie sind. Und obwohl wir Millionen, ja Milliarden von Menschen sein werden, werden wir doch vollkommen miteinander verbunden sein. Denn zu diesem denkwürdigen Zeitpunkt werden wir alle an der göttlichen Natur im wahrsten Sinne des Wortes teilhaben – als göttliche Mitglieder der Familie Gottes für alle Ewigkeit!
Jesus Christus, unser barmherziger Hohepriester
Was macht Jesus gerade? Was ist eine seiner Hauptaufgaben? Wie dient er seinen Brüdern und Schwestern hier auf der Erde?
Denken Sie daran, dass Jesus Christus der Mittler zwischen Gott und den Menschen ist (1. Timotheus 2,5). Eines der Hauptthemen des Hebräerbriefes ist es zu zeigen, wie Christus seine heilige Funktion als unser Hohepriester ausübt – wie er „viele Söhne [und Töchter] zur Herrlichkeit geführt hat“ (Hebräer 2,10).
Viele bekennende Christen verlassen sich auf eine falsche „Gnade“, die eigentlich nur eine Lizenz zum Sündigen ist – ganz ohne echte Reue, Gehorsam und Überwindung. Offensichtlich wissen viele wenig oder nichts über die gegenwärtige Rolle Christi als unser barmherziger Hohepriester.
„Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden [gemeint ist das fleischgewordene Wort], damit er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes“ (Hebräer 2,17).
Die Sünde hat dem Menschengeschlecht schweren Schaden zugefügt. „Sünde ist das, was dem Gesetz nicht entspricht“ (1. Johannes 3,4; Zürcher Bibel). Die Sünde trennt uns von Gott (Jesaja 59,1-2) und bedroht unsere ewige Belohnung. Sie ist der unerbittliche Feind jedes Menschen und muss überwunden werden. Diese Aufgabe ist nicht leicht und sie war es auch nie.
Aber Jesus weiß, wie es ist, in Menschengestalt zu leben und den Versuchungen des Fleisches ausgesetzt zu sein. „Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden“ (Hebräer 2,18).
Christus hat alles getan, um den Anziehungskräften des Fleisches und den Versuchungen der Sünde zu widerstehen. Er hat sie nie unterschätzt. Er betete und fastete, vor allem aber schaute er immer wieder auf den Vater und vertraute auf seine Hilfe.
Er hat das Gesetz Gottes nicht ein einziges Mal übertreten „und verurteilte damit die Sünde im Fleisch“ (Römer 8,3; Zürcher Bibel). Im Gegensatz dazu hat uns die Sünde befleckt, und eines unserer Hauptziele als Christen besteht darin zu lernen, wie wir sie überwinden können. Aber das können wir nicht ohne unseren Erlöser, der zu uns gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5).
Deshalb lesen wir in Hebräer 4, Verse 14-16 Folgendes: „Weil wir denn einen großen Hohepriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.“
Christus ist der Urheber unseres Heils. „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebräer 7,25). Er sitzt nun zur Rechten des Vaters, „um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen“ (Hebräer 9,24).
Christen müssen gegen die Sünde kämpfen und lernen, sie mit der Hilfe und dem Eingreifen Christi zu überwinden. Aber das erfordert ein ganzes Leben der Überwindung, das von mehr Misserfolgen gekennzeichnet ist, als wir anderen gegenüber zugeben wollen. In Psalm 130 heißt es: „Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst – Herr, wer wird bestehen?“ (Psalm 130,3).
Der Apostel Johannes ermutigt uns mit diesen Worten ungemein: „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er [Gott, der Vater] im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde [nichts zu überwinden], so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden [Gott] bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1,7-9). Ein biblisches Sprichwort besagt, dass der Gerechte siebenmal fällt, aber siebenmal wieder aufsteht (Sprüche 24,16).
Diese wunderbare Wahrheit ist jedoch kein Freibrief zum Sündigen für uns. Johannes ermahnt uns: „Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher [als unser Hohepriester] bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist“ (1. Johannes 2,1).
Johannes spricht hier die gleiche Grundwahrheit aus wie der Hebräerbrief – eine Wahrheit, die dem Mainstream-Christentum weitgehend verloren gegangen ist. Auf den meisten Kanzeln ist davon kaum noch etwas zu hören. Viele wissen nicht, was Sünde ist. Manche wollen nicht über Sünde reden, weil sie den Menschen ein schlechtes Gewissen macht. Leider wird fälschlicherweise angenommen, dass ein großer Teil des Christentums nur eine Feier dessen ist, was Christus für uns getan hat – dass er uns von unseren Sünden gerettet hat, ohne dass wir sie mit Gottes Hilfe überwinden müssen.
Wir verdienen aber keine Belohnung, indem wir bereuen. Reue ist jedoch erforderlich. Warum? Weil Reue eine Voraussetzung zur Vergebung ist (Apostelgeschichte 2,38). Gott wird denjenigen nicht einfach vergeben, die bewusst weiter sündigen wollen.
Paulus bekräftigt die wunderbare Wahrheit, dass Christus, „der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt“ (Römer 8,34). Sowohl der Vater als auch der Sohn sind aktiv daran beteiligt, andere in die göttliche Familie aufzunehmen. Das ist unsere Berufung.
Werden Sie umkehren und diese wunderbare Berufung annehmen? Oder werden Sie an historischen Missverständnissen festhalten, die sich im Licht des Wortes Gottes eindeutig als falsch erweisen? Die Entscheidung liegt bei Ihnen!