Von der Redaktion

Was fällt Ihnen bei dem Begriff biblische Prophezeiung ein? Tollwütige Tiere, die Wohnviertel überfallen? Eindrängende Armeen mit ihren nuklearen, biologischen oder chemischen Waffen? Wirtschaftliche Depression und verhungernde Völker? Bedeuten biblische Prophezeiungen die brutalen Eingriffe eines zornigen Gottes, der die Menschen gerechterweise bestraft?

Wenn Sie im Teenageralter sind, erwecken die Botschaften der Propheten Ängste, daß Sie nie erwachsen, heiraten, Kinder haben oder Ihre Karriere verfolgen werden? Wenn Sie kleine Kinder haben, haben Sie bei diesen sich schrecklich anhörenden Warnungen Angst um die Zukunft, die Ihre Kleinen erleben müssen?

Wenn irgendeine dieser Vorstellungen Ihr Bild göttlich inspirierter Prophezeiung widerspiegelt, empfinden Sie wahrscheinlich keinen großen Enthusiasmus dabei. Sie mögen neugierig, ängstlich, sogar davon gefesselt sein, aber es ist unwahrscheinlich, daß die Prophezeiung für Sie eine Quelle der Freude ist.

Jesus Christus und die Prophezeiung

Das Leben und die Botschaft Jesu Christi sind eine Herausforderung an das dunkle Bild der Prophezeiung, das sich die meisten vorstellen. Wahrscheinlich wissen Sie bereits, daß Jesu Botschaft das „Evangelium“ genannt wird, das „gute Botschaft“ bedeutet (Markus 1,14-15). Wußten Sie, daß Jesus während seines irdischen Wirkens die alttestamentlichen Propheten ausführlich zitiert hat?

Nach seiner eigenen Beschreibung war Jesus ein Prophet: „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause“, stellte Christus fest, als die Menschen, die seine Familie kannten, seine Botschaft und die sie begleitenden Wunder verwarfen (Matthäus 13,57).

Im räumlichen Abstand zu seiner Familie und seiner Heimatgemeinde wurde Jesus von vielen für einen Propheten gehalten. Lukas berichtet von einer dramatischen Szene in der Stadt Nain, als Jesus den Beerdigungszug des einzigen Sohnes einer Witwe anhielt. Christus verwandelte eine freudlose Stunde in eine Zeit des Jauchzens, als er den Toten wieder zum Leben erweckte. Lukas berichtet, daß Christus den Jüngling seiner Mutter „zurückgab“. Was für ein wunderbares Geschenk! Können Sie sich die Emotionen jenen Augenblicks vorstellen? Die Wirkung dieses Wunders war verständlicherweise groß. Als die Menge dieses erhebende und aufregende Ereignis miterlebte, stellte sie fest: „Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden“ (Lukas 7,11-17).

Nur wenige Tage vor seinem Tod zog Jesus in Jerusalem ein, begleitet von den begeisterten Zurufen der Menschenmengen, die ihm eine große Ehre erwiesen, indem sie ihm den Weg mit ihren eigenen Kleidern und den von nahegelegenen Bäumen abgeschnittenen Zweigen bereiteten. Sie riefen ihm in der Weise zu, wie sie einen Militärhelden bei seiner Rückkehr von einem siegreichen Feldzug empfangen hätten. Was bewegte die Menschen derart? „Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa“ (Matthäus 21,11).

Beide dieser Beispiele handeln von positiven, erbauenden Ereignissen. Es ist klar, daß die Menschen, die Jesus einen Propheten nannten, diesen Ausdruck nicht im Sinne von etwas Negativem oder Schlechtem benutzten. Das Wort Prophet verband sich nicht mit dunklen Vorstellungen. Im Lichte dieser Informationen sollen wir vielleicht unsere Denkweise bezüglich der Prophezeiung revidieren.

Hört sich aber nicht immer wie eine gute Botschaft an

Sehen wir uns einen Ausschnitt aus der von Jesus überbrachten Botschaft an, indem wir uns mit Markus 13, Verse 1-23 befassen. Es scheint doch sehr viele schlechte Nachrichten zu geben. Die einst große Stadt Jerusalem wird vernichtet (Vers 2). Krieg, der in typischer Weise mit prophetischen Warnungen in Verbindung gebracht wird, wird kommen. Handelt es dabei sich um eine gute Nachricht, da das nachfolgende noch schlimmer sein wird (Vers 7)? Zahlreiche große und kleine Schlachten, Erdbeben an verschiedenen Orten und die Vorstellung der Hungersnot erzeugen gedanklich Schreckensbilder. Wir erfahren, daß dies alles erst der Anfang ist (Vers 8).

Christen werden vor feindseliger Behandlung durch Autoritätspersonen und vor Verfolgung innerhalb der eigenen Familie gewarnt (Verse 9, 11-13). Danach verschlechtert sich alles derart, daß man um das eigene Leben fliehen muß, eine in der Menschheitsgeschichte noch nie dagewesene Situation (Verse 14-20). Verkleiden sich hier in geschickter Weise gute Nachrichten? Mir scheinen es doch schlechte Nachrichten zu sein!

Gehen wir der Sache auf den Grund, indem wir die Botschaft eines alttestamentlichen Propheten untersuchen, dessen Name mit schlechter Nachricht symbolisch zu sein scheint: Jeremia. Im Hauptteil dieses Buches erfahren wir, daß Gott verärgert ist – verärgert mit korrumpierten Predigern und deren falschen Botschaften! „Weh euch Hirten, die ihr die Herde meiner Weide umkommen laßt und zerstreut! spricht der Herr“ (Jeremia 23,1).

Gott sagt eine gütige und sanfte Welt voraus und versichert der Menschheit seine Liebe, indem er vorhat, Hirten einzusetzen, die nach seinen Vorgaben dienen: „Und ich will Hirten über sie setzen, die sie weiden sollen, daß sie sich nicht mehr fürchten noch erschrecken noch heimgesucht werden, spricht der Herr“ (Vers 4). Das ist dieselbe gute Nachricht, die Christus lehrte!

Ein durchdringender Einblick in Gottes Standpunkt zu seinen Prophezeiungen finden wir in diesem Kapitel bei Jeremia: „Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren“ (Verse 21-22). Wenn die wahre Botschaft der Prophezeing gepredigt wird, werden Menschen errettet, nicht vernichtet!

Eine Lektion vom Töpfer

An einer anderen Stelle im Buch Jeremia gibt es ein Gleichnis vom Ton und einem Töpfer. Das Gleichnis erläutert andere Aspekte der Prophezeiung. Die Beschaffenheit des Tons stellt das menschliche Potential der Veränderung dar. Der Töpfer ist ein Schöpfer und kann seine Schöpfung verändern, womit die Fähigkeit unseres Schöpfers versinnbildlicht wird, mit der Menschheit in ähnlicher Weise zu verfahren. Diese Lektion wird in Jeremia 18, Verse 6-8 erklärt: „Kann ich nicht ebenso mit euch umgehen, ihr vom Hause Israel, wie dieser Töpfer? spricht der Herr. Siehe, wie der Ton in des Töpfers Hand, so seid auch ihr vom Hause Israel in meiner Hand. Bald rede ich über ein Volk und Königreich, daß ich es ausreißen, einreißen und zerstören will; wenn es sich aber bekehrt von seiner Bosheit, gegen die ich rede, so reut mich auch das Unheil, das ich ihm gedachte zu tun.“

Dieser Abschnitt unterstreicht zwei Aspekte der Prophezeiung: 1. Gott läßt zu oder bringt ein Urteil über ein Volk als direktes Resultat der eigenen Handlungsweise, und nicht, weil Gott willkürlich handelt oder schlecht gelaunt ist! 2. Durch seine Propheten gibt Gott einem Volk die Gelegenheit, seine Handlungsweise zu ändern, damit es die unerwünschten Folgen vermeiden kann.

Sehen Sie jetzt Gottes Botschaft durch die Propheten in einem anderen Licht? Erkennen Sie seine liebende Natur und Bereitschaft, Gnade walten zu lassen?

Sehen wir uns eine weitere Hauptprophezeiung an. Gott sagte zu Hesekiel, daß er als offizieller Sprecher einen Sonderauftrag zur Weitergabe von Warnungen hätte (Hesekiel 33,7). Er sollte allen, die von seinen Warnungen überzeugt wären, sagen, daß sie buchstäblich die Gelegenheit hätten, die Zukunft zu beeinflussen: „So sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?“ (Vers 11).

Warum beziehe ich Verse auf die gesamte Menschheit, obwohl sie im besonderen dem „Hause Israel“ gelten? Christus zeigte seinen Jüngern und der frühen Gemeinde, daß die Botschaften der Propheten – z. B. über sein Sühneopfer – allen Menschen gelten. Gottes Denkweise gegenüber Israel offenbart seine Denkweise gegenüber allen Völkern.

Keine schlechten Nachrichten, sondern die besten Nachrichten

Auf einen Nenner gebracht ist der Inhalt aller Prophezeiung das Heil. Lesen Sie dazu eine Zusammenfassung der von Petrus im Vorhof Salomos gehaltenen Predigt: „So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure Sünden getilgt werden, damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus. Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn. Mose hat gesagt: Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern ... Und alle Propheten von Samuel an, wie viele auch danach geredet haben, die haben auch diese Tage verkündigt. Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott geschlossen hat mit euren Vätern, als er zu Abraham sprach: Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden“ (Apostelgeschichte 3,19-22. 24-25).

Die grundlegende Botschaft einer jeden jemals geäußerten oder niedergeschriebenen Prophezeiung ist eine gute Nachricht! Habe ich mir eine rosarote Brille aufgesetzt? Nur dann, wenn Gott es auch tut – das sind seine Worte, die Sie gerade in der Apostelgeschichte gelesen haben!

Dieser Abschnitt der Apostelgeschichte ist fast ein Spiegelbild vieler alttestamentlicher Prophezeiungen, da man den Aspekt der guten Nachricht nur in vereinzelt verstreuten Stellen des Alten Testamentes findet. Im Gegensatz dazu betonen die neutestamentlichen Prophezeiungen in erster Linie die gute Nachricht in dem Maße, daß einige Bibelstudenten davon ausgegangen sind, daß das Evangelium ein neues Konzept sei, gänzlich anders als die anscheinend negativen alttestamentlichen Propheten. Irren wir uns jedoch nicht: von Anfang bis zum Schluß ist die Botschaft der Bibel konsequent. Zum Beispiel habe ich Vers 23 nicht zitiert, wo es heißt: „Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht hören wird, der soll vertilgt werden aus dem Volk.“ Christi ernüchternde Prophezeiungen in Markus 13 haben wir bereits gelesen.

Die Botschaft der Bibel ist kein flaumiges, selbstgefälliges Thema. Sie ist eine Offenbarung über die richtige Lebensweise, mit der man den Tod meiden kann. Wenn Versuche mit einem neuen Medikament oder die Ausführung einer gefährlichen Arbeit das eigene Leben gefährden könnten, würden wir alle Informationen über die möglichen Gefahren haben wollen, bevor wir unsere Entscheidung treffen würden. Eine graphische Beschreibung darüber, wie Sie Ihr Leben verlieren könnten, hörte sich vielleicht nicht wie eine gute Nachricht an, aber sie ist es. Diese ernüchternde Information ermöglicht Ihnen eine klare Entscheidung über Ihre Zukunft. Wir alle kennen die Horrorgeschichten von Menschen, die ohne ihr Wissen bzw. Einwilligung für medizinische Experimente benutzt wurden. Durch die Prophezeiung gibt uns Gott ein vollständiges Wissen über die Taten, die zum Tode bzw. zum Leben führen.

Die Prophezeiung gilt auch für uns!

Wir haben viele Prophezeiungen gelesen, durch die eine ganze Nation unterwiesen wurde. Die Prophezeiung gilt aber auch dem einzelnen Menschen. Sie kann uns den richtigen Lebensweg in genauso klarer Weise erleuchten, wie die Halogenlampe am Helm des Bergmanns einen Weg durch die Finsternis hindurchsticht: „Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr vor allem wissen, daß keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet“ (2. Petrus 1,19-21). Die Prophezeiung ist ganz klar eine öffentliche Mitteilung, die jedoch persönlich angewendet werden muß.

Es ist zu einfach, die potentiell schwer verständlichen alttestamentlichen Prophezeiungen als die launischen Beschwerden alter Männer, die ihre Freude an dem Erschrecken der Leute hatten, oder als die verwirrten Mitteilungen eines Gottes, der bis zu Jesu Erscheinen böse war, abzutun. Haben Sie die Feststellung des Petrus zur Kenntnis genommen, daß die vom heiligen Geist geführten Propheten im Namen Gottes geredet haben? Es war derselbe Geist, der Petrus bei seinem Schreiben führte.

Die Prophezeiungen des Alten Testamentes sind kein separates Thema gegenüber den Prophezeiungen des Neuen Testamentes, etwa die schlechten Nachrichten gegenüber den guten Nachrichten. Die Prophezeiung muß als Ganzes gesehen werden, und das vollständige Bild zeigt die guten Nachrichten. Die Mitteilungen der alttestamentlichen Propheten gelten immer noch, genau wie die Prophezeiungen Christi: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß jedermann zur Buße [Reue] finde“ (2. Petrus 3,9). Das ist eine gute Nachricht: Gott ist gnädig, und hinsichtlich seiner Garantie der Errettung können wir ihm vertrauen. Diese Art gute Nachricht verbinden wir bereitwillig mit Christus.

Jedoch liest sich der nächste Vers wie ein Auszug aus Jeremia oder Hesekiel: „Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden“ (Vers 10). Das hört sich wie eine schlechte Nachricht an, aber in Wirklichkeit ist es eine gute Nachricht. Sie warnt uns im voraus, damit wir die unheilvollen Konsequenzen, die das Resultat der Sünde sind, meiden können.

Nachstehend faßt Petrus das Ganze so zusammen: „Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müßt ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (Verse 11-13).

Die Prophezeiung beinhaltet positive Nachrichten, denn sie kennzeichnet in klarer Weise die tödlichen Wege dieses Lebens. Darüber hinaus kündigt sie die gute Nachricht vom kommenden friedvollen Reich Gottes an, das Jesus bei seiner Rückkehr etablieren wird!