Wird es im Reich Gottes auch für Frauen Führungspositionen geben? Oder hält Gott Frauen für minderwertiger als Männer? Ist er frauenfeindlich?

Von Paul Kieffer

In einer offiziellen Stellungnahme des Vatikans wurde Anfang August über „die Zusammenarbeit von Mann und Frau in Kirche und Welt“ berichtet. Nach dem Schreiben sollen Frauen „in der Welt der Arbeit und des gesellschaftlichen Lebens gegenwärtig sein und zu verantwortungsvollen Stellen Zugang haben, die ihnen die Möglichkeit bieten, die Politik der Völker zu inspirieren“.

Daraus leiteten einige Kommentatoren eine Geringschätzung der Fähigkeiten der Frau ab: „Daß Frauen auch ganze Völker leiten können, ist im Vatikan offenbar weder vorgesehen noch bekannt“ („Demut ist weiblich“, Paul Kreiner, Der Tagesspiegel, 1. August 2004). Die vatikanische Stellungnahme befaßt sich hauptsächlich mit dem Hier und Heute.

Wie sieht es aber mit der Welt von morgen aus? Wird es im Reich Gottes auch für Frauen Führungspositionen geben? Ist in der Welt von morgen überhaupt Raum für qualifizierte, strebsame und bekehrte Frauen?

Die Vorstellung, die manche zur Stellung der Frau in der heutigen und der zukünftigen Welt haben, ist das Resultat falscher Vorstellungen über die Absicht Gottes mit den Menschen. Sind Frauen, wie einige meinen, nur ein notwendiges Übel in einer Männerwelt? Wurden sie nur zu dem Zweck erschaffen, dem Manne zu dienen und den Fortbestand der Menschheit zu sichern? War es ein Fluch, der die Frau dem Manne unterordnete? Wenn Gott kein Frauenhasser ist, warum hat er die Frau dem Mann untergeordnet?

Was ist die Wahrheit? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, gilt es zu klären, warum Gott die Frau überhaupt schuf. Seine Gründe mögen einige Männer überraschen!

Die Frau – minderwertig?

Als erstes müssen wir uns im klaren darüber sein, daß Gott die Frau schuf, weil der Mann allein unvollständig war. Gott wußte bereits vor der Erschaffung Adams, daß ein Mann ohne den geplanten anderen Teil seiner selbst – die Frau, die ihn ergänzen und unterstützen sollte – unvollständig wäre. Deshalb sagte Gott: „Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“ (1. Mose 2,18; Elberfelder Bibel).

Um Adam seine Unvollständigkeit einzuschärfen, ließ Gott ihn allen Tieren ihre Namen geben. Dabei mußte Adam feststellen, daß er allein war: „Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre“ (1. Mose 2,20; alle Hervorhebungen durch uns).

Gott ging zielgerichtet vor. Die Entstehung der Frau war nicht etwa ein Zufall oder ein nachträglicher Einfall – sie war Programmpunkt in einem exakt ausgeführten Plan. Als die sogenannte Schöpfungswoche zu Ende war, in der auch Eva geschaffen wurde, hatte Gott gesagt: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31).

Aber dazu ist noch mehr zu sagen. Die makellose materielle Schöpfung offenbart auch ein wichtiges geistliches Prinzip, das wir in vielen Bibelstellen finden, in denen die Gemeinde mit einer Frau und Christus mit dem Ehemann verglichen wird, um das Verhältnis Jesu Christi zu seiner Kirche zu veranschaulichen. So stellt z. B. der Apostel Paulus bei seiner Behandlung der christlichen Ehe fest, daß er damit auch das Verhältnis „von Christus und der Gemeinde“ anspricht (Epheser 5,32). Die Mann-Frau-Beziehung insgesamt ist also ein Sinnbild der Beziehung Christi zu seiner Kirche.

Der Mann als Oberhaupt der Familie – warum?

Zwei Verse in dem Abschnitt, in dem Paulus das eheliche Verhältnis behandelt, möchten die Feministinnen am liebsten aus der Bibel streichen: „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat. Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen“ (Epheser 5,23-24).

Warum hat Gott den Mann über die Frau und die Familie gestellt? Ist in einer glücklichen Familie in geordneten Verhältnissen Autorität überhaupt nötig? Ist Autorität unerläßlich, selbst wenn beide, Mann und Frau, in allem vollkommen übereinstimmen und in bester Harmonie miteinander leben? Oder besitzt die Frau größere Schwächen, so daß eine feste Führung des Mannes erforderlich wird?

Die Beziehung zwischen Gottvater und seinem Sohn Jesus mag uns eine Antwort auf diese Fragen geben. Im ganzen Universum gibt es keine zwei Wesen, die enger zusammenwirken, besser harmonieren, mehr eins miteinander sind als der Vater und Jesus. Dennoch liegt die Führung bei Gott, dem Vater. Gott ist die Liebe (1. Johannes 4,8), und der Vater liebt den Sohn und umgekehrt. Daran erkennt man, daß Autorität die Liebe keineswegs verhindert.

Jesus wird nicht dadurch diskriminiert, daß er seinem Vater unterstellt ist. Deshalb ist es keine Diskriminierung der Frau, wenn sie ihrem Mann untertan ist. Es bedeutet nicht, daß Männer etwa klüger als Frauen oder ihnen irgendwie überlegen wären.

Umfangreiche Untersuchungen haben nämlich zu dem Ergebnis geführt, daß der Intelligenzquotient bei Männern und Frauen weitgehend übereinstimmt, ja bei Frauen im Durchschnitt sogar etwas höher liegen kann. Es geht also nicht um „Überlegenheit“ oder „Unterlegenheit“. Statt dessen geht es um die verschiedenen Aufgaben, die Gott Mann und Frau in diesem Leben gegeben hat.

Keine Aufgabe für Frauen?

Manche christlichen Frauen ziehen aus der göttlichen Familienordnung den Schluß, es gäbe für sie nichts Vernünftiges mehr zu tun, weil Gott ihrem Mann die Führung der Familie übertragen habe. Diese Vorstellung schießt am Ziel vorbei!

Die Erfüllung der besonderen Aufgabe der Frau führt wie die des Mannes im Generalplan Gottes zum gleichen Ziel. Wenn eine Frau ihrem Mann unterstellt ist, so bedeutet das, daß ihr gerade unter diesen Bedingungen Gelegenheit gegeben wird, ihren Charakter so fortzuentwickeln, wie es notwendig ist, damit sie in das Reich Gottes eingehen kann. Nach dem Willen Gottes sollen alle gerettet werden, Männer wie Frauen.

Dieses Leben ist für alle Menschen das Übungsfeld für eine viel größere Aufgabe in der Welt von morgen. Was wir hier und heute tun, ist entscheidend für den zu erwartenden Lohn zum Zeitpunkt der Wiederkehr Christi. In Offenbarung 3, Vers 21 steht: „Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.“ Nichts in diesem Vers deutet darauf hin, daß diese Zukunft allein Männern vorbehalten ist!

Die Hälfte aller sterblichen Wesen in der morgigen Welt werden Frauen sein. Wer könnte also besser zu ihrer Betreuung geeignet sein als jene Heiligen, nun in Geist verwandelt, die in ihrem früheren Leben selbst Frauen waren?

Ist es möglich, daß in Geist verwandelte Männer und Frauen in der Welt von morgen zusammenarbeiten werden? Schließlich bilden Gottvater und Jesus Christus ein perfektes Team und geben uns ein vollkommenes Beispiel der Zusammenarbeit. Als erste Kandidaten für solche Teamarbeit kämen solche christlichen Ehepaare in Frage, die in diesem Leben erfolgreich zusammengearbeitet haben. Schließlich haben sie ein Leben lang gelernt, miteinander zu arbeiten und einander zu ergänzen. Könnte sich das nicht fortsetzen?

Die Bibel gibt uns in dieser Frage zwar keine eindeutigen Hinweise, aber für alle, deren Ehe glücklich ist, die gemeinsames Handeln gelernt haben und einander lieben, ist dies sicher eine freudige Aussicht. Und wenn manchem die Vorstellung auch unangenehm ist: Wer nicht bereit ist, sich seiner Verantwortung in der Ehe zu stellen – auch wenn es Probleme gibt –, wird wahrscheinlich gar nicht erst zum Heil gelangen.

Alle Christen, ob Mann oder Frau, werden von Gott gerichtet, und dieses Gericht hängt nicht davon ab, was das andere Geschlecht macht. Gott behandelt alle gleich: „Es ist kein Ansehen der Person vor Gott“ (Römer 2,11). Nach dem Willen Gottes soll jede Frau und jeder Mann in sein Reich eingehen. Niemand darf glauben, Gott hätte etwas gegen Frauen. Ein liebevoller Vater hat sie erschaffen, und er wird ihnen in seinem Reich den für sie bestmöglichen Platz zuweisen.

Die Eigenschaften einer guten Frau

Die bekanntesten biblischen Anweisungen über die Aufgaben der Frau finden wir in Sprüche 31, Verse 10-31. Hier findet jede Frau viele Anregungen, die es in die Praxis umzusetzen gilt. Manche sehen in diesem Abschnitt allein die Beschreibung einer Ehefrau. Die in diesen Versen geschilderten Eigenschaften betreffen jedoch alle Frauen, ob verheiratet oder nicht, denn sie weisen auf ein hohes Maß an Verantwortung und geschäftliches Geschick hin.

Die Frau geht mit Wolle und Flachs um, und sie arbeitet gern mit ihren Händen. Sie holt gesunde Lebensmittel von weit her. Sie steht, wenn nötig, vor Sonnenaufgang auf, um ihrer Familie das Frühstück zu bereiten. Sie ist in der Lage, den Kauf eines Grundstücks zu tätigen, das sie für die Gemüseerzeugung ins Auge gefaßt hatte.

Mit eigener Hand bestellt sie einen Weinberg bzw. einen Garten. Sie kann mit dem Spinnrad bzw. mit der Nähmaschine geschickt umgehen. Wenn immer sie Gelegenheit hat, reicht sie den Armen ihre helfende Hand. Von Schnee und Kälte hat sie nichts zu befürchten, denn sie hat ihre Familie mit warmer Kleidung versorgt. Was sie sagt, ist wohlüberlegt – aus ihrem Munde kommt kein Klatsch oder unnützes Geschwätz – ihre Worte sind freundlich und gütig.

Wir haben hier das Bild einer Frau vor uns, die ihre Talente, Intelligenz, Bildung und Erfahrung zum Wohl ihrer Familie einsetzt. Darüber hinaus ist sie fleißig. Sie arbeitet. Sie sorgt für das Wohl anderer.

Wenn Sie der Vorgesetzte einer Frau sind: Geben Sie ihr tatsächlich Gelegenheit, ihre Talente und Fähigkeiten voll einzusetzen? Welcher Chef würde sich nicht eine Mitarbeiterin wie die tüchtige Frau wünschen?

Welcher Mann würde sich seine eigene Frau nicht so wünschen, wie sie in diesem Kapitel als vorbildlich dargestellt wird? Eine Frau, die bereit ist, ihren Lieben zu dienen und sie glücklich zu machen. Lassen Sie als Ehemann zu, daß sich Ihre Frau auf diese Weise entfalten kann?

Die Verse 30 und 31 beschließen das Kapitel der Sprüche Salomos: „Lieblich und schön sein ist nichts; ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben. Gebt ihr von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke sollen sie loben in den Toren.“

Frauen im Reich Gottes

In der ganzen Bibel finden wir keine Unterscheidung zwischen Mann und Frau hinsichtlich der Zukunft im Reich Gottes. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß Frauen bei der Aufgabenverteilung in der Welt von morgen schlechter gestellt sein werden. Im Gegenteil: Die Verheißungen der Bibel in bezug auf das ewige Leben und die Mitarbeit mit Jesus Christus betreffen alle, die überwinden. In 1. Petrus 3, Vers 7 – einem Abschnitt über die Beziehung zwischen Mann und Frau – sagt uns Petrus: „Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens.“

Ob wir in das Reich Gottes kommen werden oder nicht, hat mit unserem Geschlecht nichts zu tun. Statt dessen hängt es davon ab, wie wir uns – ob Mann oder Frau – den Aufgaben stellen, die Gott uns in diesem Leben gibt. Einmal im Reich Gottes „angekommen“, wird unser Geschlecht keine Rolle mehr spielen. Die Bibel ist nämlich sehr genau im Hinblick auf unser Geschlecht im Reich Gottes. „Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel“ (Matthäus 22,30).

Durch die Auferstehung werden wir verwandelt. Wir sind dann nicht länger materielle Wesen aus Fleisch und Blut. In 1. Korinther 15, Verse 51-53 hat Paulus geschrieben: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.“ Wir sind dann Geist und nicht mehr sterblich.

Lesen wir nun 1. Johannes 3, Vers 2: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm [Jesus] gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Wir werden dann alle Christus ähneln.

Aus Offenbarung 1, Verse 13-16 geht hervor, wie Jesus heute aussieht. Sein Haar ist weiß wie Wolle, seine Augen sind hell wie Flammen, sein Antlitz strahlt wie die Sonne. Und ebenso werden im Reich Gottes die Frauen aussehen. Wir sind dann nicht mehr „Mann“ oder „Frau“, sondern Kinder Gottes.

Die Aufgabe, die eine Frau als Teil der Regierungsmannschaft Jesu Christi in der Welt von morgen bekommt, entscheidet sich nicht danach, wie wichtig oder angesehen die Aufgaben waren, die sie in diesem Leben hatte. Für sie gilt dasselbe, was für alle Menschen gilt: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht“ (Lukas 16,10). Jesus wiederholt dieses Prinzip im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden: „Weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte“ (Lukas 19,17).

Alle Christen sind dazu berufen, in der Welt von morgen Könige und Priester zu werden und mit Christus gemeinsam zu regieren. „Und wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden mit eisernem Stabe, und wie die Gefäße eines Töpfers soll er sie zerschmeißen, wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater; und ich will ihm geben den Morgenstern. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offenbarung 2,26-29).