Zu Beginn des Johannesevangeliums erfahren wir wichtige Details über die Präexistenz Jesu Christi und seine Beziehung zu unserem himmlischen Vater!
Von Scott Ashley
Der Apostel Johannes eröffnet seinen Bericht über das Leben Jesu Christi mit dieser Proklamation: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist . . . Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,1-3. 14; Einheitsübersetzung).
Demnach wurde dieses „Wort“ – der griechische Begriff hier ist logos – zu Jesus Christus, einem menschlichen Wesen aus Fleisch und Blut. Und er trägt immer noch den Namen „das Wort Gottes“ (Offenbarung 19,13).
Wie sollen wir das verstehen? Gott erschuf das Universum durch dieses präexistente Wort, das zu Christus wurde. Das Wort war mit Gott und zur gleichen Zeit war es auch selbst Gott. Viele benutzen das, um ein trinitarisches Argument vorzubringen und behaupten, dass hier gesagt wird, dass zwei göttliche Personen hier angeblich ein einziges Wesen sind. Aber ist das wirklich die Bedeutung von Johannes 1, Verse 1-3?
Sehen wir hier, dass im griechischen Urtext das Wort bei „dem Gott“ war und selbst „Gott“ war (kein „der“ in diesem Fall). Das Wort war nicht der Gott, da die beiden nicht die gleiche Entität waren. Aber er war immer noch Gott.
Wir sollten „Gott“ hier als eine Art von Wesen verstehen – die göttliche, heilige und ewig lebende Gottart – sowie als den Namen für diese Art von Wesen. Der Apostel Paulus sagt, dass die gesamte göttliche Familie nach dem Vater benannt ist, Christus and andere, die später der Familie hinzugefügt werden, eingeschlossen (Epheser 3,14-15).
So war also am Anfang das Wort (Christus) und das Wort war bei Gott (dem Vater) und das Wort selbst wurde auch Gott genannt! Das Wort wäre natürlich nicht Gott genannt worden, wenn es nicht auch wie der Vater gewesen wäre. Das heißt, Gott ist sowohl derjenige, der er war, als auch das, was er war (und ist).
Wir haben hier also zwei göttliche Wesen – nicht ein einzelnes Wesen aus drei Personen, wie die Dreieinigkeit es lehrt. Warum aber wurde das göttliche Wesen, das zu Christus wurde, „das Wort“ genannt? Was bedeutet das?
Der Engel von Gottes Angesicht
Unter den vielen alttestamentlichen Verweisen auf die Engel Gottes gibt es einige (1. Mose 16,10-13; 22,11-12; 2. Mose 3,2-6; Richter 13,3-22), in denen einer, der „der Engel des Herrn“ genannt wird, auch als „der Herr“ identifiziert wird. Aber wie kann ein Engel Gottes Gott selbst sein? Das ist offensichtlich die gleiche Gestalt, die in Jesaja 63, Vers 9 als „der Engel seines Angesichts“ (Schlachter-Bibel) bezeichnet wird, sowie als der „Engel“, den Gott sandte, um die Israeliten durch die Wüste ins Gelobte Land zu führen (2. Mose 14,19; 23,20).
Das Wort „Engel“ kann hier Verwirrung stiften, da es üblicherweise auf erschaffene Geistwesen angewandt wird, die geringer als Gott sind. Das alttestamentliche hebräische Wort malak, das mit dem Wort „Engel“ übersetzt wird, bedeutet einfach „Bote“, so wie das entsprechende Wort angelos im Neuen Testament (von dem letztendlich im Deutschen das Wort Engel abgeleitet ist).
Im Hebräischen oder Griechischen können diese Worte entweder einen menschlichen oder einen geistlichen Boten bedeuten. Wir müssen uns den Kontext ansehen, um zu wissen, welcher von beiden gemeint ist. In diesem Fall haben wir den Boten Gottes, der ebenfalls Gott ist. Offensichtlich erfüllt nur eine Entität diese Beschreibung. Das ist eine genaue Parallele zu dem Wort Gottes, das ebenfalls Gott ist.
Lesen wir jetzt eine alttestamentliche Prophezeiung, über die im Neuen Testament gesagt wird, dass sie sich auf Johannes den Täufer und Jesus Christus bezieht. Gott sagte: „Siehe, ich will meinen Boten [malak, hier Johannes der Täufer] senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel [malak] des Bundes [das heißt Jesus Christus, der Mittler des Neuen Bundes], den ihr begehrt, siehe, er kommt“ (Maleachi 3,1; vgl. mit Matthäus 11,9-11; Markus 1,1-2; Hebräer 12,24).
Der „Herr“ hier ist Gott, denn er kommt zu „seinem Tempel“. Er ist aber auch ein Bote – ein malak, wobei dieser Begriff an anderer Stelle mit Engel übersetzt wird. Jesus ist der Herr Gott. Er ist aber auch der Bote von Gott, dem Vater. Und Christi Funktion als Bote hat große Bedeutung für seine Differenzierung als das Wort Gottes.
Der Sprecher und die Bedeutung von logos
Als Gottes Bote sprach Jesus im Namen Gottes. Er tat dies, als er als ein Mensch auf die Erde kam. Und er tat es bei der Erschaffung des Universums. Die Proklamation in Johannes 1, Vers 3, dass Gott alles durch das Wort schuf, das zu Christus wurde, wird auch in anderen Schriftstellen verkündet (siehe Epheser 3,9; Kolosser 1,16-17).
Das passt ideal zu früheren Bibelabschnitten: „Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen . . . Denn er sprach und sogleich geschah es; er gebot und alles war da“ (Psalm 33,6. 9; Einheitsübersetzung). Wer hat hier das Sprechen übernommen? Aus diesen Hinweisen wird mehr als deutlich, dass Gott, der Vater, die eigentliche Schöpferarbeit mit oder durch das Wort, das zu Jesus wurde, verrichtet hat.
Jesus Christus ist derjenige, der das Universum durch sein Sprechen existent hat werden lassen – aber nur auf Geheiß des Vaters. Jesus erklärte das in Johannes 8, Vers 28: „Ihr werdet erkennen, dass ich nichts im eigenen Namen tue, sondern nur das sage, was mich der Vater gelehrt hat“ (Einheitsübersetzung). Und Johannes 12, Verse 49-50: „Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll . . . Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.“
Jesus ist also der Sprecher des Vaters, eine Funktion, die manche mit dem Wort Logos gleichgesetzt haben. Das ist durchaus berechtigt, aber dieser Umstand muss näher erklärt werden, weil sich logos buchstäblich nicht auf einen Sprecher, sondern auf das, was gesprochen wurde, bezieht.
Was bedeutet der griechische Begriff logos eigentlich? Das Enhanced Strong’s Lexicon (1992) bietet unter anderem folgende Definitionen an: „Ein Wort, von einer lebendigen Stimme ausgesprochen . . ., was jemand gesagt hat . . ., ein fortlaufender verbaler Diskurs . . . Doktrin, Lehre . . . Verstand, die mentale Fähigkeit des Denkens.“
Die HCSB Study Bible merkt an: „Wie das verwandte Verb lego [sprechen], bezieht sich auch das Hauptwort logos oft entweder auf verbale oder schriftliche Kommunikation. Es bedeutet Aussage oder Bericht in manchen Kontexten“ (2010, Seite 1801, „Logos“; Hervorhebungen des Originals).
Ein Teil der Anwendung dieses Begriffs durch die Juden des 1. Jahrhunderts kann im Zusammenhang mit dessen Gebrauch in Johannes 1 stehen. Aber diese Frage bleibt offen:
Wie sollen wir Christus entsprechend der buchstäblichen Bedeutung von logos als das sehen, was gesprochen wurde, wenn wir wissen, dass er derjenige ist, der für Gott spricht?
Sowohl Botschaft als auch Bote
Als Antwort wollen wir uns fragen: Sollen alle anderen Titel Christi auf die gleiche Weise gesehen werden? Wie steht es mit „ich bin das Alpha und das Omega“ in Offenbarung 1, Vers 8 (Einheitsübersetzung)? Ist Christus wirklich zwei Buchstaben des griechischen Alphabets? Wie steht es mit dem „Lamm Gottes“ in Johannes 1, Vers 36? Ist Christus buchstäblich ein junges Schaf? Es sollte nicht schwer zu erkennen sein, dass Titel in der Bibel oft eine symbolische Bedeutung haben.
Bedenken Sie aber, dass Redefiguren immer noch einer gewissen Logik folgen müssen. Was glauben Sie, dass es bedeuten würde, wenn Sie jemanden als Ihr „Wort“ bezeichnen würden?
Es käme dem wahrscheinlich sehr nahe, was Paulus gemeint hat, als er an die Gemeinde zu Korinth schrieb: „Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen“ (2. Korinther 3,2).
Die Gläubigen in Korinth waren nicht ein buchstäblicher, niedergeschriebener Brief. Paulus verwandte hier abstrakte Sprache mit einer zugrunde liegenden konkreten Bedeutung. Wenn Sie einen Brief schreiben, dann kommunizieren Sie anderen ihre Gedanken.
Paulus sagte hier, dass die Korinther hier als Repräsentanten seiner Ideen handelten. Sie brachten durch ihr Verhalten und ihre Worte all das zum Ausdruck, was er sie gelehrt hatte und wofür er stand. Ist das nicht genau das, was Sie meinen würden, wenn Sie jemanden als Ihr „Wort“ bezeichnen würden?
Das New Unger’s Bible Dictionary erhellt diesen Sachverhalt weiter: „Worte sind das Medium, durch das die Gedanken und Absichten des Sinnes anderer offenbar werden. In der Person des fleischgewordenen Logos offenbarte sich Gott dem Menschen in seiner Fülle. Nichts, was der Mensch über Gott wissen kann, wird von der fleischgewordenen Gottheit nicht offen gelegt. Christus verkörpert als das Wort die gesamte und höchste göttliche Offenbarung“ (1988, Seite 780, „Logos“).
Wir wollen uns noch einmal Christi Funktion als Gottes Bote ansehen. Christus hat den Vater genau repräsentiert. Er tat alles, was der Vater geboten hat, und vermittelte den Menschen die Gedanken seines Vaters. Er sprach für seinen Vater als Gottes Sprecher. Aber die Botschaft, die Christus brachte, war nicht nur das, was er sagte. Stattdessen hat sein gesamtes Leben selbst eine Botschaft übermittelt.
In der Tat ist Jesus beides, sowohl ein Bote als auch eine Botschaft. Die Art und Weise, wie er gelebt hat, lehrt uns, wie wir leben sollten. Dass er sich dazu erniedrigt hat, im Fleisch zu kommen und sein Leben als Opfer zu geben, spricht Bände über die unermessliche Liebe Gottes. Jesus Christus ist das Wort Gottes. Alles, was er sagte, alles, was er tat, alles, was er durchgemacht hat, ist Gottes Wort an uns.