Die Berufung durch Gott
Fernlehrgang zur Bibel, Lektion 7
„Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen“ (1. Korinther 1,26).
Euripides der Philosoph, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte, fragte: „Was ist Gott? Was ist Gott nicht? Was liegt zwischen Mensch und Gott? Wer vermag es zu sagen?“
2500 Jahre später stellt der Mensch immer noch dieselben Fragen. Wir rätseln über unsere Beziehung zu unserem Schöpfer. Für viele bleibt Gottes Beziehung zu den Menschen unergründlich, ein Geheimnis.
Einerseits erkennen wir die Wichtigkeit von Beziehungen im menschlichen Bereich. Unser Leben kreist um unsere Familien, Freunde, Kollegen und Nachbarn. Andererseits können wir unsere Beziehung zu Gott oft nicht einordnen.
Brauchen wir eine Beziehung zu Gott? Wenn ja, worauf gründet sie sich und auf welches Vorhaben? Welche Priorität räumt unser Schöpfer seiner Beziehung zu uns ein? In der vorliegenden Lektion wollen wir diese Fragen anhand der Heiligen Schrift untersuchen.
Gott wünscht sich eine Beziehung zu den Menschen
Die Frage kennen wir alle: Was gab es zuerst, das Huhn oder das Ei? Eine ähnliche Frage können wir bezüglich der Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer stellen: Was gab es zuerst, das Bedürfnis des Menschen nach einer Beziehung zu Gott oder Gottes Wunsch nach einer Beziehung zu den Menschen? Die biblische Antwort auf die Frage ist eindeutig:
„Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“, erklärt der Apostel Johannes (1. Johannes 4,19, Elberfelder Bibel; alle Hervorhebungen durch uns). Johannes fügt hinzu: „Darin besteht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden“ (Vers 10). Die Bereitschaft Gottes, seinen Sohn für uns zu opfern, ist ein klarer Beweis für seinen Wunsch nach einer Beziehung zu uns Menschen.
Dabei dürfen wir Gottes Vorhaben mit den Menschen nicht außer Acht lassen, welches wir in früheren Lektionen dieses Fernlehrgangs behandelt haben. Wir erfuhren, dass Gott uns zu seinem Bilde – seinem Charakter – schaffen möchte. Die Bibel offenbart, dass wir ihm ähnlich sein sollen: „Als Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Bilde Gottes“ (1. Mose 5,1); „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib“ (1. Mose 1,27).
Überlegen wir ein paar grundsätzliche Aspekte über Beziehungen, bevor wir uns der Beziehung Gottes zu uns im Detail zuwenden. Als erstes fragen wir: Was ist eine Beziehung? Karl-Dieter Büntings Deutsches Wörterbuch definiert Beziehung als „Verbindung, die zwischen Personen besteht“. Als Beispiel wird eine Partnerschaft genannt.
Gott etablierte diese Art Beziehung zu dem alten Israel, als er sagte: „Und ich will unter euch wandeln und will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein“ (3. Mose 26,12). Dieser Vers fasst Gottes Erwartung in Bezug auf seine Beziehung zu den Menschen zusammen. Dabei fallen zwei Dinge auf.
Als erstes drückt er seinen Wunsch nach einem engen Kontakt zu uns aus: „Ich will unter euch wandeln.“ Dann nennt er eine Voraussetzung für diese Nähe: „Ich . . . will euer Gott sein.“ Das heißt, er erwartet von uns, dass wir ihn als Gott anerkennen. Ca. 1500 Jahre später bestätigte der Apostel Jakobus diese Voraussetzung mit folgender Ermahnung: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch“ (Jakobus 4,8).
Die Erkenntnis, dass Gott sich eine Beziehung zu uns wünscht, sollte uns die Tatsache bewusst werden lassen, dass wir ihn brauchen. In diesem Sinne stellte der Apostel Paulus über sein Wirken fest: „Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott“ (2. Korinther 3,5).
Der Apostel Johannes beschreibt die Beziehung, die wir zu Gott haben sollten: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! . . . Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist“ (1. Johannes 3,1-3).
Mit diesen Worten erkennen wir Gottes Vorhaben bei der Erschaffung des Menschen: Gott schafft seine eigene geistliche Familie. Er schuf uns, damit wir eine besondere Vater-Kind-Beziehung zu ihm erleben können. Aus diesem Grund sollen wir ewiges Leben erhalten, wie Paulus erklärt: „Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit“ (1. Korinther 15,53). Gott wünscht sich eine ewige Beziehung zu uns als seinen Kindern.
Darüber hinaus sagt uns Paulus, dass Gott diese Bestimmung für alle Menschen vorgesehen hat: „Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2,3-4). Gott hat einen Zeitplan für die Verwirklichung seines Vorhabens, damit jeder Mensch die Gelegenheit bekommt, „zur Erkenntnis der Wahrheit“ zu kommen. Dazu schrieb der Apostel Petrus: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde“ (2. Petrus 3,9).
Petrus weist auf eine weitere Voraussetzung für die Beziehung hin, die Gott mit uns haben möchte: Reue [„Buße“]. Wir müssen also nicht nur Gott anerkennen, sondern auch unsere früheren Wege bereuen und die Wege Gottes suchen. Nur dann kann Gott uns von der Strafe des ewigen Todes befreien, die wir mit unseren Sünden auf uns geladen haben.