Abstimmungen in der Kirche
Dieses Themenpapier behandelt ausschließlich die Frage, ob es im Rahmen der kollektiven Entscheidungsfindung in der Kirche angemessen oder zumindest akzeptabel ist, Abstimmungen durchzuführen. Diese Frage kommt intern auf, wenn es darum geht, Kandidaten für Führungsämter in der United Church of God zu berücksichtigen, Fragen bezüglich der Verfassung und der Satzung der Kirche zu klären oder vorgeschlagene Budgets und Betriebspläne zu genehmigen oder abzulehnen. Obwohl es nicht möglich ist, die Frage des Abstimmens innerhalb der Kirche völlig von dem umfassenderen Thema des Wählens an sich zu trennen, geht es dabei doch um zwei unterschiedliche Bereiche – einmal um Gottes Kirche und zum Anderen um die säkularen Regierungen dieser Welt. Das Wort „Abstimmung“ wird in diesem Papier oft – wenn auch nicht ausschließlich – dazu verwendet, diesen Brauch in der Kirche gesondert zu behandeln.
Eine kurze Geschichte der Sichtweisen und Verfahren innerhalb der Kirche
Die United Church of God hatte einen großen Nutzen von dem umfangreichen Werk, das Gott über Jahrzehnte durch Herrn Herbert W. Armstrong durchgeführt hat. Viele Jahre lang handelten wir gemäß der Vorstellung, dass Gott sein Volk regiert, indem er seinen Willen einem auserwählten Leiter offenbart und dieser Mann dann die entsprechenden Regelungen und Einsichten erklärt und in die Praxis umsetzt. Gott hat sich in der Tat manchmal für eine solche Regierungsmethode entschieden, vor allem während der frühen Jahre von Israels Existenz als Nation. Damals war Mose, obwohl Aaron und die Ältesten eine bedeutsame Rolle im religiösen Leben Israels spielten, in Regierungsangelegenheiten der Führer. Dies führte zu dem Schluss, dass es ein einziges „göttliches“ Regierungsmuster gäbe.
In der Praxis haben wir jedoch häufig in Bereichen wie den Rednerclubs Mehrheitsmeinungen herangezogen, wenn zum Beispiel bei jedem Treffen Meinungszettel benutzt wurden, um über die Redner und Bewerter abzustimmen. Die Ergebnisse wurden dann in der Regel vom Clubdirektor akzeptiert, obwohl ihm das Recht zustand, die Meinung des Clubs zu überstimmen, wenn er dies für notwendig hielt. In ähnlicher Weise handelte Herr Armstrong nach dem Prinzip, viele Ratgeber heranzuziehen, auch wenn er sich das Recht vorbehielt, dem Rat am Ende entweder zuzustimmen oder ihn zu überstimmen.
In diesem Zusammenhang ist es auch hilfreich, sich einige von Herrn Armstrongs schriftlichen Äußerungen zum Thema „Die Suche nach Gottes Anleitung mit Hilfe eines Predigerrats“ anzusehen. Im Laufe der Jahre hat sich dieses Verfahren als wertvolle Hilfe für die Kirche erwiesen:
„Wann immer es bei einigen einen Zweifel an irgendeiner Wahrheit, Lehre oder Gottes Weg gibt, ein bestimmtes Problem zu handhaben, versammeln wir Prediger uns, um einen Rat abzuhalten. Wir bitten GOTT um seine Leitung und Weisheit und suchen nach SEINER Wahrheit!
Gottes Wort gibt uns die Anweisung: ‚Wo aber viele Ratgeber sind, findet sich Hilfe.‘ Wir versammeln uns also und beraten miteinander und suchen nach Gottes eigenem, d. h. nach wahrem Verständnis seines Wortes. Gott ist immer bereit, dieses Verständnis zu vermitteln. Solange sich jeder Prediger Gott in seinem Herzen unterordnet, wird es immer Einigkeit geben. Aber keiner dieser Prediger würde sich der Überzeugung der anderen unterordnen, wenn er des Glaubens wäre, Gottes Wort würde etwas anderes offenbaren.
Wenn einer von uns etwas NEUES einbringt, das vorher nicht verstanden worden ist und bisher nicht als das, was das Wort Gottes wirklich offenbart, aufgefasst worden ist, dann spricht er das nicht öffentlich an oder veröffentlicht es in einem Artikel, BIS wir Prediger die Gelegenheit hatten, diese Frage individuell zu studieren und uns gemeinsam darüber zu beraten und alle sich darüber einig sind.
[Wann immer sich eine Frage ergeben hat] und wir sie im Gebet und mit ‚vielen Ratgebern‘ angegangen sind, wurde die Wahrheit immer für alle sehr offensichtlich. Es bereitet sehr viel mehr Freude, GOTTES Weg, auch wenn er unseren eigenen früheren Überzeugungen oder Wünschen zuwiderläuft, zu erkennen, statt unseren eigenen Weg durchzusetzen!“ („Heart to Heart Talk with the Editor“, Herbert W. Armstrong, The Plain Truth, April 1957; alle Hervorhebungen in Kursiv durch uns, Großdruck wie im Original).
„Apostelgeschichte 15 . . . war eine Kirche, bei der man zum HAUPTQUARTIER ging, wo die Apostel versammelt waren und – mit AUTORITÄT – RAT abhielten, um so zu vom heiligen Geist inspirierten Entscheidungen zu gelangen, die durch APOSTEL, Gottes höchste menschliche Ämter unter Christus, gefällt wurden“ („Must God’s Ministers Be Ordained by the Hand of Man?“, Herbert W. Armstrong, The Good News, Oktober 1962).
„Ich möchte einen beratenden Ältestenrat . . . ich habe das immer so gehandhabt, wie Sie ältere Prediger ja wissen. Und Sie können sich erinnern, wie wir uns schon sehr früh zu versammeln pflegten . . . Das war die Art und Weise, wie wir als Gottes Prediger arbeiteten . . . Oft kamen wir mit von unterschiedlichen Vorstellungen in eine Sitzung. Immer waren wir uns alle nach etwa einer Stunde einig, manchmal ging es noch schneller, manchmal dauerte es auch etwas länger, denn wir strebten nur nach Gottes Wahrheit . . . Und so gelangten wir alle am Ende immer zu einer einstimmigen Sichtweise. Manchmal stimmte ich mit den anderen nicht überein, als wir in die Sitzung gingen, und als wir herauskamen, war ich mit ihnen einig“ („Congress of Leading Ministers“, Herbert W. Armstrong, The Worldwide News, 6. März 1981).