Es gibt eine große geistliche Kluft zwischen dem verdorbenen Weg des Stolzes Satans und dem Beispiel der Demut Jesu Christi. Wie folgen wir dem Weg, den Jesus für uns vorgezeichnet hat?

Von Robin Webber

Oft dämpfe ich abends vor dem Schlafengehen das Licht, lehne mich in meinem Sessel zurück und höre Musik, um dem Ruf von oben zu folgen, wie es in Psalm 46, Vers 10 heißt: „Erinnert euch an das Frühere aus uralter Zeit: Ich bin Gott und sonst niemand, ich bin Gott und niemand ist wie ich“ (Einheitsübersetzung).

Ein Lied, das ich dabei regelmäßig höre, ist „All Things New“ von Elaine Hagenberg (in Anlehnung an das Buch der Offenbarung). Der Text handelt von dem dynamischen Kontrast zwischen unserer heutigen Zeit und dem, was Gott in seiner neuen Welt anbietet, die noch kommen wird.

Beim Zuhören denke ich an jene, die sich entschieden haben, ihr altes Leben aufzugeben, weil sie der Einladung Jesu Christi folgen wollen: „Folgt mir nach!“ (Lukas 9,23; Johannes 21,21-23). Und ich stelle ernüchtert fest, dass wir alle noch einen weiten Weg vor uns haben und noch mehr beiseite legen und über Bord werfen müssen, während wir uns bemühen, die klare Aussage von 2. Korinther 5, Vers 17 anzunehmen: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“

Dieses „Neue“, von dem die Rede ist, kommt „nicht von hier“, sondern von oben. Es bedeutet nicht einfach, besser zu sein, sondern einzigartig verändert zu sein von dem Moment an, in dem wir zum ersten Mal der Einladung Jesu gefolgt sind. Schließlich sind die Jünger Christi berufen, nicht nur Gäste beim Hochzeitsmahl, sondern seine Braut zu sein (vgl. 2. Korinther 11,2; Offenbarung 19,6-7).

Betrachten wir nur einen dynamischen Gegensatz zwischen dem, was vergänglich ist, und dem, was es bedeutet, neu in Christus zu sein. Ich spreche von der geistlichen Kluft zwischen Hochmut und Demut – und von der Notwendigkeit, den Hochmut abzulegen und die Demut anzuziehen.

Die Selbsterhöhung des Teufels gegen das Wesen Christi

Stolz ist die Ursünde und das Tor zu allen Sünden, damals wie heute. Denken Sie darüber nach! Stolz beginnt mit Eigennutz statt mit dem Willen Gottes. Der Gott dieses egozentrischen Zeitalters, Satan der Teufel (2. Korinther 4,4), versuchte anmaßend, seinen Willen über den Thron Gottes zu stellen. Sein erster unglücklicher Versuch wird in Jesaja 14 beschrieben:

„Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten“ (Verse 13-14; alle Hervorhebungen durch uns).

Man beachte, dass der Stolz im Herzen entsteht, aber zu dem führt, was gesagt wird. Und in dem, was gesagt wird, hören wir das „Brüllen des Ichs“, das durch die Jahrhunderte in den Worten „Ich“, „mein“ und „mich“ in diesen zwei Versen widerhallt. Ist das nicht purer Egoismus? Welch ein krasser Gegensatz zwischen diesem geschaffenen Wesen als „Möchtegern-Gott“ und dem ungeschaffenen Wesen, dem „Ich bin“, der unter uns wohnte (Johannes 1,14) und sich seinem Vater unterwarf mit den Worten: „Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lukas 22,42).

Zuvor hatte er erklärt: „Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Johannes 5,30). Bemerkenswert ist, dass er das, was er predigte, von ganzem Herzen und in vollkommener Weise in die Tat umsetzte. Die Heilige Schrift zeichnet das ultimative Bild der Demut, in der Jesus auf dem Altar von Golgatha starb, damit wir für immer mit Gott leben können.

„Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Seid bescheiden und achtet den Bruder oder die Schwester mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen, jeder und jede von euch! Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat:

Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz“ (Philipper 2,3-8; Gute Nachricht Bibel).

Hier sehen wir Jesus nackt, aber gemäß 1. Petrus 5, Vers 5 „mit Demut bekleidet“ (Schlachter-Bibel). Und denken wir daran: So wie er sich seiner göttlichen Herrlichkeit und Macht entäußert hat, um das Lamm Gottes zu werden, so müssen auch wir uns „als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist“ (Römer 12,1), aufopfern und unser Leben ganz hingeben.

Demut lernen

Wie werden wir dann „mit Demut bekleidet“? Das Wort Gottes weckt uns, wenn es sagt: „Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle“ (1. Korinther 10,12). Liebe kann der Mensch vortäuschen, Glaube kann er vortäuschen, Hoffnung und alle anderen Gaben kann er vortäuschen, aber es ist sehr schwer, Demut vorzutäuschen.

Es ist eine Sache, sich demütig als Jünger Jesu zu bekennen, aber eine ganz andere, Demut konsequent als Lebensweise zu praktizieren. Die gute Nachricht ist, dass Gott sagt: „Wenn dann dieses Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich besinnt, wenn es zu mir betet und von seinen falschen Wegen wieder zu mir umkehrt, dann werde ich im Himmel sein Gebet hören. Ich will ihm alle Schuld vergeben und auch die Schäden des Landes wieder heilen“ (2. Chronik 7,14; Gute Nachricht Bibel).

Wir sollen verinnerlichen, was Jesu Halbbruder Jakobus uns sagt: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade“ (Jakobus 4,6). Wir haben ein Umfeld voller Ziele, in dem wir wachsen, Demut annehmen und Gott in uns wirken lassen können, anstelle unseres persönlichen Gottes namens Ich. Hier sind einige Bereiche, auf die wir uns konzentrieren sollten, um dieses Ziel zu erreichen.

1. Demut vor Gott beim Gebet: Gebete mit gesenktem Kopf ohne gesenktes Herz führen nirgendwohin! Lernen wir, Gott mehr zu loben und weniger zu klagen. In Epheser 1, Vers 1 sagt der Apostel Paulus, er sei ein Apostel, aber das ist nicht nur eine stolze Aussage über sein Amt und seinen Auftrag. Wie der Bibelkommentator William Barclay betont, ist es ein Bekenntnis des Erstaunens darüber, dass Gott überhaupt einen Mann mit einer solchen Vergangenheit gebraucht.

Paulus fährt dann 13 Verse lang ohne Unterbrechung in atemloser Dankbarkeit gegenüber Gott fort. „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus ... In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit. Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist“ (Epheser 1,3. 7-10).

Denken wir auch an das Gebetsmuster, das Jesus uns, seinen Jüngern, in Matthäus 6, Verse 9-13 gegeben hat. Es beginnt und endet mit dem Lobpreis des Allmächtigen: „Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt ... Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Lernen wir, dass beim Beten eine demütige Einstellung unseres Herzens wichtiger als unsere körperliche Haltung ist.

2. Demut gegenüber der Welt: Wenn wir auf die anderen schauen, die anders leben, erinnern wir uns immer an die große Wirklichkeit: „Ohne Gottes Gnade wäre ich nicht hier.“ Es geht nicht um Sie oder mich, sondern um denjenigen, der uns erlöst hat! Das sollte stets die Motivation unserer Gedanken sein und nicht etwas, woran wir gelegentlich erinnert werden müssen. Es ist Gott allein, der uns beruft und uns Augen zum Sehen und Ohren zum Hören gibt.

„Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen ... Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage“ (Johannes 6,37. 44).

Der Apostel Paulus fügt noch hinzu: „Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist“ (1. Korinther 2,9-12).

Denken wir auch daran, dass die Menschen „allesamt Sünder sind und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Römer 3,23). Nur weil Gott uns beruft, sind wir nicht immun dagegen. Auch wir als ernsthafte Jünger werden auf dem Weg stolpern, obwohl wir uns bemühen, Jesu Einladung „Folgt mir nach!“ umzusetzen.

3. Demut gegenüber anderen: Die Art und Weise, wie wir auf Menschen zugehen, ob wir sie unterbrechen, ob wir eine Frage beantworten, bevor sie uns gestellt wird usw., spricht Bände und zeigt, was in unseren Herzen vorgeht. Gottes Wort mahnt: „Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit ... Die Weisheit aber von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, lässt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei“ (Jakobus 3,13. 17).

Erinnern Sie sich an Satans Worte des Egoismus? Eine veränderte, demütige Gesinnung wird die Lawine der „Ich“- und „Mein“-Gedanken abebben lassen. Eine solche Veränderung des Herzens, die die Notwendigkeit der Erneuerung anerkennt, ist eine lohnende Übung zur Stärkung des inneren Charakters und zur Nachahmung des Beispiels der Selbstlosigkeit Christi.

Man kann sagen, dass Gott zwei Wohnungen hat – die eine im höchsten Himmel und die andere hier auf Erden in den demütigsten Herzen. Bis zum nächsten Mal, wenn es uns wieder um Jesu Einladung „Folgt mir nach!“ geht, wollen wir demütig bleiben und Gott die Ehre geben, die allein ihm gebührt. „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!“ (1. Korinther 1,31).