Manche meinen, Gott will heute die ganze Welt retten. Doch diese Vorstellung ist falsch. In dieser Zeit beruft er nur wenige, die Teil seiner ersten Ernte sein sollen.
Von Peter Eddington
Die meisten christlichen Kirchen lehren, dass alle Menschen auf dem Weg in die Hölle sind, wenn sie nicht schon in diesem Leben Jesus als persönlichen Erlöser annehmen. Es kann sein, dass Sie, lieber Leser, es schon miterlebt haben, wie Fernsehevangelisten vor einem riesigen Publikum erklären, dass es „morgen zu spät sein kann“. Dann lassen sich einige Menschen von einem Aufruf, sich vor dem Altar zu Jesus zu bekennen, zu einer Entscheidung einschüchtern.
Es wird einfach davon ausgegangen, dass der wiederkehrende Christus nicht in der Lage sein wird, Menschen zu erretten, die sich nicht schon vorher zu ihm bekannt haben. Aber ist diese Ansicht wirklich bibelkonform?
Ganz im Gegenteil! Die Bibel lehrt, dass Gott in diesem Zeitalter damit beschäftigt ist, erst die Saat für eine kleine Erstlingsernte zu säen, auf die größere Ernten folgen sollen.
Die beiden Bäume im Garten Eden: Fortsetzung folgt
Was ist geschehen, nachdem unsere Ureltern, Adam und Eva, Gott und seine Gabe des ewigen Lebens abgelehnt hatten? Wir lesen davon in 1. Mose 3, Verse 22-24:
„Und Gott der Herr sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! Da wies ihn Gott der Herr aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war. Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim [Engelwesen] mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens“ (alle Hervorhebungen durch uns).
Der Weg zum Baum des Lebens, das heißt zum ewigen Leben, wurde den Menschen versperrt. Für die meisten Menschen bleibt der Zugang zu Gott und zum ewigen Leben auch heute noch verschlossen. Ausnahmen sind die wenigen Menschen, die Gott eigens zu einer Aufgabe in seinem Heilsplan beruft.
Am Anfang arbeitete Gott mit einzelnen Menschen und Familien. Mit den Beispielen von Noah, Mose, Abraham und David sind wir ja vertraut. In der heutigen Zeit arbeitet Gott mit seiner Kirche, die zwar eine größere Gruppe als diese früheren Familien bildet, aber immer noch winzig klein ist im Vergleich zur ganzen Menschheit.
Jesus beschrieb seine Kirche als „kleine Herde“ (Lukas 12,32). Die Mitglieder dieser Kirche werden auch „Erstlinge“ genannt. Das ist ein Bild aus der Landwirtschaft. Es vergleicht die gegenwärtige Gemeinde Gottes mit den ersten Halmen von Weizen, Gerste und Mais auf dem Acker, mit den ersten reifen Pflanzen im Garten, oder mit den ersten reifen Früchten an einem Baum oder Weinstock.
Gott war und ist weit davon entfernt, jeden Menschen im Laufe der bisherigen Menschheitsgeschichte zu erretten. Bis auf wenige ausgewählte Ausnahmen hat er nach der Sünde Adams und Evas und ihrer Vertreibung aus dem Garten Eden der Menschheit den Weg zum Heil versperrt.
Ein Blick in die Schlagzeilen reicht als Beweis, dass die Menschheit nicht auf Gottes Wegen wandelt. Der Zugang zum Baum des Lebens ist noch allgemein begrenzt. Im Gegensatz dazu ist es offensichtlich, dass der Zugang zum Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen so gut wie uneingeschränkt ist. Von diesem Baum aßen Adam und Eva.
Seitdem Adam und Eva auf die Einflüsterungen Satans hereinfielen und vom verbotenen Baum aßen, wird die Menschheit von diesem bösen Geistwesen beherrscht. Satan heißt nicht umsonst der „Mächtige, der in der Luft herrscht“ (Epheser 2,2).
Jesus erklärt, dass kein Mensch zu ihm (Jesus) kommen kann, es sei denn, dass der Vater ihn eigens beruft (Johannes 6,44. 65). Wie schon gesagt, die heute Berufenen bilden eine kleine Minderheit der Menschheit.
Das bedeutet aber keineswegs, dass die noch nicht Berufenen verloren sind. Wenn Christus wiederkehrt, wird Gott, der Vater, alle noch Lebenden berufen. Tausend Jahre danach wird er die Milliarden von Menschen wiedererwecken, die in ihrem ersten Leben nicht berufen worden waren. Er wird ihnen dann eine Gelegenheit zum Heil anbieten. Mit anderen Worten, alle Menschen werden irgendwann von Gott berufen werden, aber jeder zu seiner besonderen Zeit.
In diesem Beitrag geht es aber um die heute Berufenen – die Erstlinge.
Aussaat und Erstlingsernte
Jesus bezeichnete seine Gemeinde als „Salz der Erde“. So wie in einem gesalzenen Gericht die Salzkörner von ihrer Größe und Gesamtmasse her so gut wie nichts ausmachen, sind die Mitglieder der Kirche Gottes heute nicht mehr als ein Wahrheitsgewürz in der großen Masse der Menschheit.
In der gegenwärtigen Zeit sät Gott die Saat für seine Erstlingsernte. Diese Erstlingsernte wird klein sein, aber die Voraussetzungen für weitaus größere Ernten in der Zukunft schaffen.
Die Kirche heute wird in der Bibel als Erstlingsernte dargestellt oder, genauer gesagt, als die aufgehende Saat des kommenden Reiches Gottes. Jesus Christus lebt als der erste der Erstlinge, als das erste Mitglied dieses Reiches. Wie Paulus schreibt:
„Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen [d. h. gestorben] sind“ (1. Korinther 15,20).
An anderer Stelle schreibt er: „[Wir], die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft“, nämlich nach der Verwandlung zu Gottes verherrlichten, unsterblichen Kindern (Römer 8,23). Nur wenige Menschen haben die Erstlingsgabe des Geistes, wobei Jesus als Erster zur Herrlichkeit verwandelt wurde.
Jesus Christus, der erste der Erstlinge, bereitete die Welt für die Aussaat für Gottes Reich vor. Nach seinem Tod wurde er sozusagen als Samen in die Erde gelegt, womit er anderen den Weg wies und dem Heilsplan Gottes Leben einhauchte (Johannes 12,24).
Bei der Vermehrung von Pflanzen befruchtet ein männliches Pollenkorn eine weibliche Eizelle. Das führt zur Entstehung eines Samenkorns mit einem darin enthaltenen Embryo. Wenn das Samenkorn in die Erde gelegt wird und Wasser und Nährstoffe aus dem Boden zieht, kann es keimen.
Bei der Fortpflanzung des Menschen befruchtet eine männliche Samenzelle eine weibliche Eizelle. Das führt zur Entstehung und Entwicklung eines Embryos, der in der Gebärmutter ernährt werden und wachsen kann.
Ein ähnlicher Vorgang vollzieht sich auf der geistlichen Ebene. Der Geist eines Menschen wird von dem Geist befruchtet und dem Wort Gottes ernährt, was zur Keimung geistlicher Erkenntnis und des ewigen Lebens führt (siehe Johannes 6,63. 68; 1. Korinther 2,11; 1. Petrus 1,23).
Wie schon gesagt, vollzieht sich dieser Vorgang in der Zeit bis zur Wiederkunft Jesu Christi nur mit wenigen Menschen.
Heute wird gesät und später gibt es die große Errettung
Nochmals: Gott bemüht sich heute nicht um die Errettung der Masse der Menschen. Es geht ihm vielmehr darum, die Saat für eine kleine Erstlingsernte auszustreuen, auf die weitere, größere Ernten folgen sollen.
An seine Jünger gewandt, erklärte Jesus, dass seine Lehren nicht für die breite Masse bestimmt waren: „Euch ist’s gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist’s nicht gegeben“ (Matthäus 13,11). Deshalb hat er zur Menge in Gleichnissen geredet: „Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht“ (Vers 13).
Gottes erste geistliche Ernte an Menschen ist klein. Durch die Geschichte hindurch war die Kirche Gottes immer klein und das Ziel von Verfolgungen.
Das griechische Wort, das mit „Kirche“ bzw. mit „Gemeinde“ wiedergegeben wird, ist ekklesia. Von der Wortherkunft her bedeutet das eine Gruppe von Menschen, die aus einer größeren Gruppe ausgewählt wird. Das Wort wird deshalb verwendet, weil Gott die heute Berufenen eigens auswählt. Von Gott, dem Vater, lesen wir: „Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien“ (Jakobus 1,18).
Gott bemüht sich zurzeit nicht, die ganze Welt zu erretten. Vielmehr streut er die Saat für seine Erstlingsernte aus. Ein Abbild dieses Vorgangs finden wir im biblischen Wochenfest, an dem das alte Israel eine Erstlingsgabe darzubringen hatte. Im Neuen Testament wird dieses biblische Fest „Pfingsten“ genannt.
An dem Pfingsttag, das 50 Tage nach der Auferstehung von Jesus fiel, empfingen dessen Jünger, damals eine kleine Gruppe von 120 Personen, den heiligen Geist. Nie zuvor hatte eine ganze Gruppe von Menschen diesen Geist gleichzeitig bekommen. Mit dieser Ausschüttung des heiligen Geistes wurde die neutestamentliche Gemeinde gegründet. Noch am selben Tag kamen 3000 weitere Menschen zur Kirche hinzu.
„Und sie [die Jünger] wurden alle erfüllt von heiligem Geist ... Petrus sagte zu ihnen [den in Jerusalem versammelten Juden]: Kehrt um, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des heiligen Geistes empfangen“ (Apostelgeschichte 2,4. 38; Zürcher Bibel).
Das Wirken des heiligen Geistes ist ein Wunder in unserem Leben
Ein wahrhaft berufener Mensch erkennt, dass in seinem Leben ein großes Wunder stattgefunden hat. Von Gottes Geist verwandelt und geleitet zu werden ist eines der größten Wunder überhaupt. Es ist in der Tat ein Keimungsprozess, der einem Menschen die Fähigkeit verleiht, Gottes Heilsplan zu verstehen.
Die Menschen, die in Apostelgeschichte 2 den heiligen Geist empfingen, erfuhren eine innere Verwandlung. Die ganze Apostelgeschichte erzählt von ihren Taten und ihrem Einfluss auf die Gesellschaft, in der sie sich bewegten. In den Augen ihrer Feinde haben sie „den ganzen Weltkreis [erregt]“ (Apostelgeschichte 17,6). So mächtig war das Wirken des heiligen Geistes!
Um ein Kind Gottes zu sein, muss sich ein Mensch vom Geist Gottes leiten lassen (Römer 8,14). Wer aber diesen Geist nicht hat, der gehört Gott nicht: „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ (Vers 9).
Nur durch Christus, der in uns durch den heiligen Geist wohnt, sind wir in der Lage das zu tun, was wir als Christen tun sollen. Wir dürfen uns nichts darauf einbilden.
Es genügt aber nicht, den heiligen Geist empfangen zu haben und sich hin und wieder von ihm leiten zu lassen. Nur wenn der heilige Geist der dominierende Einfluss in unserem Leben ist, kann die Frucht einer echten christlichen Lebensführung zum Ausdruck kommen.
Wir müssen uns fragen, ob wir in all unserem Denken und Handeln vom Geist Gottes geleitet werden, ob er die bestimmende Kraft in unserem Leben ist. Wenn wir zu Gottes Erstlingsernte gehören wollen, müssen wir ständig bei der Sache Gottes bleiben.
Das größte Wunder bereits heute erleben
Wenn man vom Vater berufen wird, sich taufen lässt und seinen heiligen Geist empfängt, gewinnt man eine ganz neue Lebenssicht, eine Lebenshaltung, die ganz selten vorkommt. Man sieht dann alles mit neuen Augen. So wie wir die Kraft Gottes in den Wundern erblicken, die Gott am Volk Israel vollführte, so dürfen wir die Fähigkeit Gottes nicht vergessen, auch Wunder in unserem Leben zu bewirken.
Ein Mensch, der Gottes heiligen Geist empfangen hat, ist fortan „ein wandelndes Wunder“.
Wer vom Vater zur Nachfolge Jesu Christi berufen wird, bekommt nach Reue und Taufe die Gabe des heiligen Geistes. Dieser Geist befruchtet unseren Geist und zeugt göttliches Leben. Er macht uns zu Kindern, zu Erben Gottes (Römer 8,16-17).
Die Wahrheit des Heils ist, dass Gott in diesem Zeitalter nicht vorhat, alle Menschen zu retten. Stattdessen ist er mit der Aussaat für seine Erstlingsernte beschäftigt. Dabei erleben Menschen eine geistliche Befruchtung durch den Geist und werden durch das Wort Gottes ernährt. Sie werden später helfen, eine noch größere Ernte der Menschen für Gottes Reich einzubringen.