Aus der Bibel erfahren wir, dass Menschen, die mit Gott wandeln, vom Geist Gottes geleitet werden und dass dieser Geist in ihrem Leben „Frucht“ trägt. Was ist mit dieser „Frucht“ im Einzelnen gemeint?
Von Don Hooser
Ist der Mensch im Grunde seines Herzens gut? Es wäre schon zu wünschen, aber was sagt die Bibel dazu? Haben Sie sich schon mal die Mühe gemacht zu erfahren, was die Bibel über das menschliche Herz – im übertragenen Sinne natürlich – zu sagen hat? Wenn nicht, dann könnte Sie der Befund überraschen.
Beim Propheten Jeremia lesen wir: „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?“ (Jeremia 17,9; alle Hervorhebungen durch uns).
Jesus Christus ergänzt: „Von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft“ (Markus 7,21-22).
Und Paulus zitiert den Psalter mit den Worten: „Wie geschrieben steht: Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer“ (Römer 3,10-12).
Man könnte noch viele weitere Schriftstellen anführen, die Ähnliches zum Ausdruck bringen.
Wir sollen aus diesen Zitaten aber nicht schließen, dass jeder einzelne Mensch diesem Bild der Bosheit entspricht. Denn es gibt viele sehr gute Menschen wie auch viele, die weder extrem gut noch extrem schlecht sind. Die Persönlichkeit und der Charakter eines Menschen sind das Ergebnis vieler Faktoren, zu denen Familie, Freunde, Lehrer, Religionsgemeinschaft, Gesetze und Umwelt zählen können. Eine große Rolle spielen auch das geschriebene und das gesprochene Wort, mit denen sich ein Mensch beschäftigt.
Und doch ist keiner im biblischen Sinne von sich aus rechtschaffen oder gerecht. Um es zu werden, braucht man mehr als nur leichte, vielleicht durch Gott vermittelte Verbesserungen. Die Veränderung, die wir brauchen, vergleicht Jesus mit dem Bild von neuem Wein in neuen Schläuchen (Lukas 5,36-39). Damit ist eine grundlegende Verwandlung des inneren Menschen gemeint (siehe dazu auch Epheser 2,15 und 4,24).
Die Bibel warnt uns immer wieder vor dem Einfluss Satans und seiner Dämonen, wie auch dieser „bösen Welt“ (Galater 1,4). Und dennoch findet der schwerste Kampf in unserem Innern, das heißt, in biblischer Sprache, in unserem Herzenstatt. Wir brauchen ein neues Herz.
Gesucht: eine Verwandlung des Herzens
Zum Heilsplan Gottes, der in der Bibel offenbart wird, gehört eine allmähliche Verdrängung unserer natürlichen Gesinnung durch die Gesinnung Gottes, damit wir in die Gottfamilie aufgenommen werden können!
Die Gesinnung Gottes ist ganz anders als unsere natürliche Gesinnung (Jesaja 55,8). Unser Denken und unser Verhalten sollen dem Denken und dem Verhalten Gottes angeglichen werden. So spricht Paulus von einer „Erneuerung [unseres] Sinnes“ (Römer 12,2), womit eine grundlegende innere Verwandlung gemeint ist.
Im Philipperbrief schreibt Paulus: „Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war“ (Philipper 2,5; Elberfelder Bibel).
Das ist der springende Punkt! Und wenn der heilige Geist in uns wohnt, können wir in der Tat die Gesinnung Christi haben.
Wie drückt sich aber der heilige, gerechte, reine und vollkommene Charakter Gottes aus, wenn er in einem Menschen entsteht? Was sieht man an Tugenden, Merkmalen, Eigenschaften und Vorzügen, die dem Wesen Gottes entspringen und entsprechen?
Unter göttlicher Eingebung listet Paulus Schlüsseltugenden auf, die dem Wesen Gottes entsprechen. Es sind dies Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit (oder nach der „Hoffnung für alle“-Bibel, „Selbstbeherrschung“, siehe Galater 5,22-23).
In Galater 5,Vers 22 werden diese neun Tugenden zu „Frucht“ zusammengefasst – in der Einzahl –, denn sie entspringen gemeinsam dem Wirken des heiligen Geistes in einem Menschen. Wenn wir aber von diesen Tugenden im Einzelnen sprechen, nennen wir sie häufig „Früchte“, also in der Mehrzahl.
Kann ein Mensch ohne den heiligen Geist solche Tugenden aufweisen? In einem gewissen Maß ist es in der Tat ohne den heiligen Geist möglich, Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung zu zeigen. In welchem Ausmaß es aber möglich ist, hängt häufig mit den Faktoren der Charakter- und Persönlichkeitsentwicklung zusammen, die wir oben erwähnt haben.
Und doch ohne den heiligen Geist werden diese Tugenden einfach oberflächlicher, schwächer, weniger zuverlässig und weniger konsequent sein. Es ist auch unwahrscheinlich, dass ein Mensch ohne den heiligen Geist alle neun Tugenden aufweisen wird.
Der Ausdruck „Frucht des Geistes“ (Galater 5,22) sollte uns ermutigen, weil er erkennen lässt, dass es um das Wirken des heiligen Geistes und nicht bloß um menschliche Bemühungen geht. Mit Hilfe des heiligen Geistes kann ein Mensch ein weitaus höheres Maß an diesen Tugenden als allein durch menschliche Mühe hervorbringen. Wenn Sie noch nicht getauft worden sind, sollten Sie über diesen Aspekt nachdenken.
Kontraste im Galaterbrief
Im Galaterbrief teilt Paulus mehr Zurechtweisungen als in den meisten seiner anderen Briefe aus. Er ist davon enttäuscht, dass viele Gemeindemitglieder, die einmal mit dem richtigen Verständnis auf die Berufung Gottes eingegangen waren, sich durch Irrlehrer haben verführen lassen. In diesem Schreiben erwähnt er mehrere Kontraste zwischen der wahren Lehre und den Irrlehren, von denen sich die Fehlgeleiteten haben anstecken lassen.
Ein wesentlicher Gegensatz, auf den er hinweist, ist der Kontrast zwischen den „Werken des Fleisches“ (Galater 5,19-21) und der „Frucht des Geistes“ (Verse 22-23). Das griechische Wort für „Fleisch“ in diesem Zusammenhang ist sarx. Paulus verwendet diesen Begriff als Sinnbild für das sündhafte Wesen des menschlichen Herzens. Man fragt sich, warum er statt von „Werken“ (griechisch erga) des Fleisches nicht von „Frucht“ (griechisch karpos) spricht, wo es doch um das gleiche Thema geht, nämlich um Auswirkungen.
Vielleicht hat es damit zu tun, dass Paulus auf eine Irrlehre anspielen will. Anscheinend geht es dabei um die Ketzerei, die in Galatien Fuß gefasst hat und besagt, dass ein Mensch durch menschliche Werke gerechtfertigt (sprich: von Sünde gereinigt) werden kann, wo es in der Tat nur durch Gnade und Glauben an Gott geschieht (siehe Galater 2,16-17; 3,11. 24; 5,4).
Wir empfehlen Ihnen, über die in Vers 19 bis 21 beschriebenen Werke des Fleisches nachzudenken und sie mit der in Vers 22 bis 23 genannten Frucht des heiligen Geistes zu vergleichen. Wir wollen nun kurz der Reihe nach auf die neun einzelnen Früchte von Gottes Geist eingehen.
Die Frucht Liebe
Die erste und ranghöchste Frucht des Geistes ist die Liebe, die alle anderen Früchte umfasst. „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Johannes 4,16). Die beiden „großen“ Gebote schreiben uns vor, Gott und seine Kinder, sprich alle Menschen, zu lieben (Matthäus 22,35-39). Mit anderen Worten, die Zehn Gebote lehren uns, wie wir Gott und unseren Nächsten lieben sollen.
Die Liebe als Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel, die Gottes Bedienungsanleitung für die Menschheit ist.
Wenn in der Bibel von Liebe die Rede ist, geht es nicht um ein Gefühl, sondern um Taten und Handlungen. Wir lieben Gott durch Gehorsam, Anbetung und Dienstbereitschaft. In 1. Johannes 5, Vers 3 heißt es deshalb auch: „Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten.“
Unsere Liebe zu anderen Menschen drückt sich in unseren Handlungen aus. Wenn Gott uns auffordert, unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben, will er einfach, dass wir sie so behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten. Die sogenannte Goldene Regel wird in Matthäus 7, Vers 12 erklärt: „Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um! Denn darin besteht das Gesetz und die Propheten“ (Zürcher Bibel).
Göttliche Liebe wird in dem berühmten 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes beschrieben. In Vers 2 sagt Paulus: „Und wenn ich die Gabe prophetischer Rede habe und alle Geheimnisse kenne und alle Erkenntnis besitze und wenn ich allen Glauben habe, Berge zu versetzen, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts“ (ebenda).
Die Frucht Freude
Manche halten Freude für unwichtig, vor allem dann, wenn es sich um das Gefühl handelt, das mit Vergnügen einhergeht. Aber die Freude, von der hier die Rede ist, ist weitaus mehr.
Es mag Sie überraschen, aber Gott will, dass echte Freude einen hohen Stellenwert in Ihrem Leben hat, denn er gebietet seinem Volk immer wieder, sich zu freuen. Unsere Freude soll dabei Ausdruck der Dankbarkeit für alles sein, was Gott für uns getan hat und tut. Ein Beispiel davon finden wir in den Psalmen, wo es heißt: „Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein“ (Psalm 23,5).
Ein Mensch, der von dieser Art Freude erfüllt ist, wirkt in seiner Umgebung aufbauend bzw. aufmunternd und trägt dazu bei, dass die Welt auch für seine Mitmenschen zu einem angenehmeren Ort wird. Von daher ist es auch dann wichtig, Freude auszustrahlen, wenn einem nicht ohne Weiteres danach ist.
Alle Früchte des Geistes sind wichtige Komponenten dessen, was es bedeutet, das „Licht der Welt“ zu sein (Matthäus 5,14-16). Wenn wir göttliche Freude ausstrahlen und auch die anderen Tugenden aufweisen, werden andere Menschen einen günstigeren Eindruck unseres Glaubens gewinnen.
Die Frucht Friede
Der Begriff „Friede“ taucht in der Bibel viele Male auf. Wie wichtig Friede ist, kann nicht genug betont werden. Wenn der Friedensfürst (Jesaja 9,5) zur Erde zurückkehrt, wird die Welt in ein Paradies verwandelt werden. In einer friedlichen Umwelt zu leben ist ein unschätzbarer Segen. Doch selbst wenn uns das fehlt oder wenn wir innerlich erschüttert werden, können wir durch Gottes Geist seelischen Frieden erlangen.
Dieser Gedanke findet einen schönen Ausdruck im Philipperbrief: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Philipper 4,6-7).
Die Paulus- und Petrusbriefe beginnen stets mit dem ermutigenden Gruß: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott!“ Wenn wir unter die Gnade Gottes durch Reue und Taufe kommen, bekommen wir auch seelischen Frieden, und zwar durch die Kraft des heiligen Geistes.
Nach dem Willen Gottes sollen wir Friedensstifter sein: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen (Matthäus 5,9; siehe auch Römer 12,18). Mit dem Geist Gottes sind wir dafür gut gerüstet.
Die Frucht Geduld
Im Griechischen heißt diese Frucht des Geistes makrothumia. Dieser Begriff umfasst mehr als nur die Geduld selbst. Dazu gehören auch Nachsicht und Zurückhaltung, zum Beispiel wenn man provoziert wird. Ein anderer Ausdruck dafür ist „Langmut“. In 1. Korinther 13, Vers 4 heißt es: „Die Liebe ist langmütig . . .“
In 2. Petrus 3, Vers 9 lesen wir, dass Gott mit uns Geduld hat. Wir können dankbar sein, dass er nicht so leicht aus der Haut fährt!
Der Apostel Jakobus beschreibt die Auswirkungen dieser Frucht: „Ihr sollt wissen, meine lieben Brüder: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1,19). Wir sollen mit anderen geduldig umgehen (Epheser 4,2).
Die Frucht Freundlichkeit
Für „die letzten Tage“ sagte Paulus eine selbstsüchtige, gnadenlose, hartherzige Welt voraus (2. Timotheus 3,1-3), wie wir sie auch heute kennen. Statt Freundlichkeit zu erleben, werden viele Menschen vernachlässigt, gemieden, misshandelt, missbraucht, verspottet und geschlagen!
Zwischen den Früchten des Geistes gibt es Überschneidungen. So ist Freundlichkeit mit Liebe, Geduld und Sanftmut eng verwandt. Zu Freundlichkeit gehören Herzlichkeit, Barmherzigkeit und Mitgefühl. Dabei muss man oft etwas, zum Beispiel Zeit, großzügig opfern. Wenn man das aber tut, wird man von Gott gesegnet (siehe Philipper 2,3-4; Matthäus 5,7; 10.42; 25,34-40).
Jesus Christus zeigte eine Freundlichkeit, die für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich war. Wenn es um Achtung, Liebe, Heilung und Hilfe ging, war er für Menschen aller Art da – so für Frauen, Kinder, Minderheiten, Arme, Kranke und Behinderte. Wenn er menschliches Leid erblickte, empfand er tiefes Mitgefühl (Matthäus 9,36; 14,14; 18,27). Wir sollten seinem Vorbild folgen!
Manche Menschen sparen ihre Freundlichkeit für ihre Freunde und ihre Familie auf. Am anderen Ende der Skala gibt es Leute, die mit ihren Angehörigen unfreundlicher umgehen als mit anderen. In beiden Fällen ist solches Verhalten Sünde (siehe Lukas 6,27-36; 1. Timotheus 5,8).
Die Frucht Güte
Wenn in der Bibel von Gottes Güte die Rede ist, geht es häufig um Gottes großzügige materielle Versorgung des Menschen (Psalm 23,6; 65,10). Wenn wir wissen, dass wir von Gott gesegnet wurden, sagen wir gerne: „Gott ist gut!“
Aber die Güte Gottes geht weit über die materielle Versorgung hinaus. Sie gehört zum Kern von Gottes Wesen. Sie umfasst seine Gerechtigkeit und Heiligkeit. In dem Maße, in dem wir Gottes Güte aufweisen, weisen wir auch Göttlichkeit bzw. Gottähnlichkeit aus.
Die Heilige Schrift vermittelt uns „Erziehung in der Gerechtigkeit“ (2. Timotheus 3,16-17). Um gut zu sein, müssen wir lernen, was gut ist, und dann Gutes tun.
Die Maßstäbe seiner Güte fasst Gott in den Zehn Geboten zusammen. Wie der König David schreibt: „Meine Zunge soll singen von deinem Wort; denn alle deine Gebote sind gerecht“ (Psalm 119,172). Mit anderen Worten: Die Gebote Gottes bestimmen, was Gerechtigkeit ist.
Wenn man sich in der Bibel gut auskennt, kann man sich leicht einbilden, gut zu sein. Wenn das Verhalten aber dem Wissen nicht entspricht, ist man in den Augen Gottes noch schlimmer als jemand, der vom Inhalt der Bibel überhaupt nichts kennt (siehe Jakobus 4,17; Lukas 12,47-48). Wir müssen Täter des Wortes sein, und nicht Hörer allein: „Wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat“ (Jakobus 1,23-25).
Die Frucht Treue
Das Wort im Griechischen, das in Galater 5, Vers 22 mit „Treue“ wiedergegeben wird, ist pistis. Dieses Wort wird meistens als „Glaube“ übersetzt, aber „Treue“ ist auf jeden Fall eine mögliche Entsprechung. Treue und Glaube gehen ja auch Hand in Hand. Häufig ist Treue eine Folge von Glauben bzw. Vertrauen.
In unserem Zusammenhang könnte man sagen, dass unser Gottvertrauen, d. h. unser Glaube, uns befähigt, durchzuhalten und unserem Wort treu zu bleiben. Es versetzt uns in die Lage, zuverlässig und unerschütterlich zu sein, wenn wir etwas versprochen haben.
Mit der Taufe schließt ein Mensch einen Bund mit Gott. Ein Bund setzt nun Treue voraus. Wer bis zum Ende treu bleibt, wird schließlich errettet werden: „Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig werden“ (Matthäus 10,22). Während der Trauung verspricht sich ein Brautpaar gegenseitig lebenslange Treue. Die Gabe des innewohnenden heiligen Geistes stärkt erheblich unsere Fähigkeit, unserem Wort treu zu bleiben und vor allem, Gott treu zu bleiben.
Wer sein Leben Jesus Christus übergeben hat, freut sich darauf, nach der Auferstehung zum ewigen Leben die folgende Botschaft zu vernehmen: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Matthäus 25,21).
Die Frucht Sanftmut
Das nächste griechische Wort in Galater 5, Vers 22 ist praotes, zu Deutsch Sanftmut. Bei manchen gilt Sanftmut als Zeichen der Schwäche, aber das ist sie im biblischen Sinn nicht und das muss sie auch sonst nicht sein. Man könnte einen gezähmten Elefanten als sanftmütig bezeichnen, und doch ist er ein starkes Tier. Mit Sanftmut ist sowohl eine innere als auch eine äußere Haltung gemeint. Die Tragweite von Sanftmut wird besonders deutlich, wenn man sich manche der Werke des Fleisches vor Augen führt, wie „Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank [und] Zwietracht“ (Galater 5,19-21).
In den Augen Gottes genießt Sanftmut einen hohen Stellenwert: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen“ (Matthäus 5,5).
Die Frucht Selbstbeherrschung
Die letzte Frucht des Geistes, die in Galater 5, Vers 23 erwähnt wird, heißt in der Lutherbibel „Keuschheit“, in der Elberfelder Bibel „Enthaltsamkeit“ und in der „Hoffnung für alle“-Bibel „Selbstbeherrschung“. Keuschheit und Enthaltsamkeit sind besondere Formen der Selbstbeherrschung.
Das griechische Wort, das hier im Grundtext verwendet wird, lautet enkrateia, das „Macht über sich selbst, Macht über die eigenen Leidenschaften und Instinkte, Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung“ bedeutet (de.wikipedia.org/wiki/Enkrateia). Für einen Christen ist Selbstbeherrschung unabdingbar.
Unmäßigkeit im Essen, Trinken, Geldausgeben und vielen anderen Bereichen des Lebens ist für uns schädlich. Dass Selbstbeherrschung den letzten Platz in der Liste in Galater 5 belegt, hat darin eine Berechtigung, dass sie eine Voraussetzung für die anderen Tugenden ist.
Von den verschiedenen Einflüssen und Kräften, die uns in diesem Leben zu schaffen machen, bereitet uns häufig das eigene Ich die größten Schwierigkeiten. Immer wieder müssen wir darum kämpfen, unsere Wünsche, Begierden, Impulse und Reaktionen im Zaum zu halten. Viel zu viele Menschen lassen sich von ihren Gefühlen überwältigen und fallen aus der Rolle, wenn jemand oder etwas sie ärgert. Man könnte ja sagen, dass die Beherrschung der eigenen Gemütsbewegungen ein Maßstab der Reife ist.
Wir müssen im eigenen Innern darum kämpfen, „alles Denken in den Gehorsam gegen Christus [gefangen zu nehmen]“ (2. Korinther 10,5).
Die Selbstbeherrschung, die durch den Geist Gottes kommt, ist stärker als menschliche Willenskraft. Kurz vor seiner Rückkehr in den Himmel versprach Jesus seinen Jüngern eine „Kraft aus der Höhe“ (Lukas 24,49). Es ist diese Kraft, die Kraft des heiligen Geistes, die für unsere Selbstbeherrschung im göttlichen Sinn Voraussetzung ist. Und diese Kraft wird nur dann wirksam, wenn wir uns Gott untertan machen.
Schlussbetrachtung
Wenn wir die „Werke des Fleisches“ durch die „Frucht des Geistes“ ersetzen wollen, muss Gottes Geist in uns wirken.
Im nächsten Kapitel des Galaterbriefes finden wir diese inspirierende Botschaft von Paulus: „Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen“ (Galater 6,8-9).
Wie schneiden Sie ab? Ist die Frucht des Geistes Gottes in Ihrem Leben sichtbar? Wenn nicht, was hält Sie davon ab, den Weg zu diesem Segen einzuschlagen?
Andere Früchte des heiligen Geistes
Mit „Frucht“ kann man einen Nutzen, eine Auswirkung oder ein Ergebnis meinen. Neben den neun grundlegenden Vorzügen, die in Galater 5, Verse 22-23 aufgeführt sind, stiftet die Gabe des heiligen Geistes allerlei weitere Vorteile. Wir wollen uns nun einige davon in der Bibel ansehen.
• Epheser 5, Verse 8-9: „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Diese Aussage nennt Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, und diese drei Merkmale bilden gemeinsam eine gute Zusammenfassung der Früchte des Geistes, die in Galater 5, Verse 22-23 aufgelistet werden.
• Römer 14, Vers 17: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist.“ Hier sieht man ebenfalls eine Überschneidung mit Galater 5, Verse 22-23 mit der Hinzufügung des wesentlichen Merkmals „Gerechtigkeit“.
• Gottes Geist befähigt einen Menschen auf übernatürliche Weise, die geistliche Wahrheit Gottes zu verstehen. Ohne die Hilfe des Geistes Gottes ist ein Mensch geistlich blind (siehe 2. Korinther 3,14; 4,3-4; Matthäus 13,16-17). Besonders tiefsinnig sind die Ausführungen des Paulus in 1. Korinther 2,7-11. Dort spricht der Apostel davon, dass die Weisheit Gottes „im Geheimnis verborgen ist“, aber durch den Geist Gottes offenbart wird.
• Weitere wunderbare Auswirkungen des Geistes Gottes im Leben eines Menschen finden wir in 2. Timotheus 1,7: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
• Durch seinen Geist leitet uns Gott. Wenn wir unter Druck sind, hilft er uns, die richtigen Worte zu finden (Römer 8,14; Lukas 12,11-12). Er erinnert uns außerdem an das, was uns gelehrt wurde: „Der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt“ (Johannes 14,26).
• In Epheser 1, Vers 13 spricht Paulus vom „Evangelium von eurer Seligkeit“ und sagt: „[Ihr seid], als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden . . .“ (Vers 13 bis 14; siehe auch 2. Korinther 1,22; 5,5). Diese Aussicht gibt uns ein festes Fundament für unseren Glauben, der für unsere Beziehung zu Gott unerlässlich ist (Hebräer 11,6).
• Wenn Gott einem Menschen eine geistliche Gabe schenkt, dann geschieht das durch den heiligen Geist (siehe Römer 12; 1. Korinther 12).
• Wenn Gottes Geist in uns wohnt, haben wir eine enge, intime Beziehung mit Gott, dem Vater, und Jesus Christus (1. Korinther 1,9; 1. Johannes 1,3. 6-7). Mit Paulus können wir sagen: „Christus lebt in mir“ (Galater 2,20).
Man könnte viele weitere Vorzüge vom heiligen Geist Gottes aufführen, aber das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.