Von der Redaktion
Mit dem Beitrag „Die USA und die Volksrepublik China: Zum Krieg bestimmt?“ in der vorletzten Ausgabe unserer Zeitschrift (Nummer 2, März-April 2022) machten wir unsere Leser auf einen möglichen Konflikt zwischen der Volksrepublik China und den USA aufmerksam. Dabei ging es um das erklärte Ziel Pekings, die ihrer Meinung nach abtrünnige Provinz Taiwan wieder einzuverleiben. Amerikas Unterstützung Taiwans birgt das Potenzial einer interkontinentalen militärischen Auseinandersetzung.
Weniger offensichtlich ist die Brisanz der Abhängigkeit der USA von der Volksrepublik China bei der Beschaffung von Seltenen Erden, den besonderen Metallen, die vielerorts auf der Erde in kleinen Mengen vorkommen und deren Gewinnung deshalb nur mit großem Aufwand und oft mit einer Belastung der Umwelt verknüpft ist. Zu den Seltenen Erden werden siebzehn Metalle gezählt, die für die moderne Elektronik wichtig sind und beispielsweise in Smartphones, Notebooks, LED-Leuchten, Elektromotoren und vielem anderen mehr eingesetzt werden.
Seltene Erden werden aber nicht nur in Konsumgütern verwendet, sie sind mittlerweile weltweit für die Herstellung und den Betrieb hoch technisierter Waffen unerlässlich geworden. Die elektronische Steuerung von Panzern, Raketensystemen und Flugzeugen ist heute ohne ihren Einsatz nicht möglich. Als Beispiel dienen die ca. 417 kg Seltene Erden, die in jedem amerikanischen „F-35“-Düsenjäger verbaut werden.
Die Volksrepublik China nimmt eine dominante Marktposition bei Seltenen Erden ein. Zurzeit liegen ca. 80 Prozent des Weltmarktes für diese Metalle in chinesischer Hand. Dazu gehören nicht nur die aufwendige Gewinnung der Seltenen Erden, sondern auch deren Veredelung. Zur Beherrschung des Weltmarktes diente bislang auch die Preispolitik Chinas bei Seltenen Erden. Bei Versuchen anderer Länder, selbst in das Geschäft einzusteigen, reduzierten die Chinesen den Preis ihrer Seltenen Erden und machten damit Gewinnungsversuche anderswo unrentabel.
In den USA werden Seltene Erden nur noch an einer Stelle gefördert. Da es dort jedoch keine Veredelungsstätten mehr gibt, müssen die gewonnenen Erden zur Veredelung nach China exportiert und dann wieder importiert werden. Diese Abhängigkeit der USA von China bereitet Verteidigungsexperten und Politikern Sorge. Ein Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses regte kürzlich die erneute inländische Produktion Seltener Erden und das Anlegen ausreichender Vorräte an, um den militärischen Bedarf im Notfall abzudecken.
Die Reaktion Chinas ließ nicht lange auf sich warten. In einer Stellungnahme der der kommunistischen Partei nahestehenden Zeitung Global Times wurde der Vorschlag „zur Distanzierung von China auf relevanten Gebieten“ vor dem „Risiko des Krieges“ als „gefährliches Signal“ bezeichnet. Doch bleiben die USA für die Beschaffung von Seltenen Erden bei ihrer derzeitigen einhundertprozentigen Abhängigkeit von China, sind sie hinsichtlich ihrer Verteidigungsfähigkeit nicht souverän, sondern auf das Wohlwollen Chinas angewiesen.
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