Ist die biblische Geschichte von Sodom wirklich wahr oder ist sie nur ein fantasievoller Mythos? Wenn wir die biblischen Beweise untersuchen, offenbaren sie eine schlüssige Geschichte über einen bestimmten Ort – einen Ort, der sich als das Sodom der Bibel herausstellen könnte.
Von Scott Ashley
Gab es die biblische Stadt Sodom wirklich? Die Geschichte der Feuersbrunst, die Sodom aufgrund seiner Boshaftigkeit zerstörte, klingt für viele wie ein Hirngespinst und wurde daher oft als Fabel abgetan. Gibt es wirklich Beweise für die Existenz und die Zerstörung Sodoms?
Beweise für eine groß angelegte katastrophale Zerstörung im unteren Jordantal, bei der viele Städte zerstört wurden, finden Sie im Leitartikel unserer Ausgabe vom März-April 2022: Was wäre, wenn Sodom gefunden wurde? Was wäre, wenn Sodom gefunden wurde?“ Gehörte Sodom zu den Städten, die bei diesem Ereignis zerstört wurden? Wenn Sodom wirklich existierte, wo befand es sich dann? Gibt es Hinweise auf einen bestimmten Ort?
Sodoms erste Erwähnung in der Bibel
Sodom taucht schon recht früh in der Bibel auf, zunächst im Grenzgebiet von Kanaan in 1. Mose 10, Vers 19 und dann in 1. Mose 13 in der Geschichte über den Patriarchen Abraham. Er war ein vermögender Mann, „sehr reich an Vieh, Silber und Gold“ (Vers 2). Er reiste mit seinem Neffen Lot, der „auch Schafe und Rinder und Zelte“ besaß (Vers 5). Man würde sie heute als Beduinen bezeichnen – in Zelten lebende Großfamilien mit Knechten und ihren Familien, die von Ort zu Ort zogen, wo sie ausreichend Weideland für ihre Schaf-, Ziegen- und Kamelherden finden konnten.
Wir tauchen in die Geschichte ein, als Abraham, der damals noch Abram hieß, und Lot sich „zwischen Bethel und Ai“ (Vers 3) aufhielten, zwei Städte in den Bergen, die einige Kilometer nördlich des heutigen Jerusalem liegen. Dort hatten die beiden Männer ein Problem: „Das Weideland reichte nicht aus für die Viehherden der beiden; sie konnten auf die Dauer nicht zusammenbleiben. Es gab immer Streit zwischen den Hirten Abrams und den Hirten Lots“ (Verse 6-7; Gute Nachricht Bibel).
Um alle Tiere, die sie besaßen, zu füttern, gab es einfach nicht genug Gras. Deshalb bot Abraham Lot eine großzügige Lösung an: „Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder [Familie]! Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.
Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der Herr Sodom und Gomorra vernichtete, war sie wasserreich, bis man nach Zoar kommt, wie der Garten des Herrn, gleichwie Ägyptenland.
Da erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan und zog nach Osten. Also trennte sich ein Bruder von dem andern, sodass Abram wohnte im Lande Kanaan und Lot in den Städten am unteren Jordan. Und Lot zog mit seinen Zelten bis nach Sodom“ (Verse 8-12).
Und dann fügt die Bibel diese ominöse Fußnote hinzu: „Die Bewohner Sodoms aber führten ein schändliches Leben, das dem Herrn missfiel“ (Vers 13).
Den Weg nach Sodom weisen
Prüfen wir, was uns hier über die Lage von Sodom gesagt wird, und zwar auf der Grundlage der im biblischen Text angegebenen Markierungen. Wir danken Dr. Steven Collins, Dekan am College für Archäologie und biblische Geschichte der Trinity Southwest University in Albuquerque, New Mexico, für den Hinweis auf diese Markierungen und seine umfangreichen Forschungen zu diesem Thema (weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.tallelhammam.com).
Wie auf der Karte auf der nächsten Seite zu sehen ist, liegen Bethel und Ai nördlich von Jerusalem und nahe beieinander. Beide Städte liegen auf dem hügeligen Gebirgskamm, der sich in Nord-Süd-Richtung ungefähr durch die Mitte von Israel zieht. Von hier aus „betrachtete [Lot] das Land genau und sah die fruchtbare Jordan-Ebene – überall reich bewässert . . . wie der Garten Eden oder das Nildelta in Ägypten“ (Vers 10; „Hoffnung für alle“-Bibel).
Von diesen Bergen aus, die das Jordantal überblickten, wählte Lot diese fruchtbare Gegend und „[zog] mit seinen Zelten umher, bis er an die Stadt Sodom herankam“ (Vers 12; ebenda). Daraus geht hervor, in welche Richtung Lot reiste – nach Osten – und wo er sich niederließ, nämlich in Sodom. Sodom lag also irgendwo östlich von Bethel und Ai im Jordantal nördlich des Toten Meeres.
Die Lage von Sodom können wir weiter bestimmen, wenn wir das hebräische Wort kikkar untersuchen, das hier in den Versen 10, 11 und 12 mit „Ebene“ („Hoffnung für alle“-Bibel) übersetzt wird. Das Complete Word Study Dictionary: Old Testament erklärt, dass dieser hebräische Begriff „etwas Rundes, wie eine Münze (ein Talent); ein Bezirk; ein Laib Brot [d. h. ein rundes Fladenbrot oder Pita] bedeutet. Es bezeichnet etwas Rundes, Schüsselförmiges, Kreisförmiges.“ Gemeint ist etwas Flaches, aber vor allem etwas Flaches und Rundes oder Kreisförmiges, wie die bereits erwähnten Objekte.
Auf der Karte sieht man die große kreisförmige Ebene nördlich des Toten Meeres, die perfekt auf diese Beschreibung passt. Es ist bemerkenswert, wie sich die Berge im Norden und Süden um die Ebene herum und nach innen wölben und so diese große, scheibenförmige Fläche bilden. Der Jordan durchschneidet diese runde Ebene in zwei Hälften, und von den Bergen im Osten und Westen fließen eine Reihe von Bächen und Wadis, die dieses Gebiet vor Jahrtausenden wirklich „überall reich bewässert“ hätten, genau wie in der Bibel beschrieben.
Interessanterweise werden in der Bibel acht verschiedene hebräische Wörter mit „Ebene“ übersetzt, die sich auf eine ebene Fläche, ein Tal, eine Wiese oder einen tiefer gelegenen Ort beziehen. Das Wort kikkar wird nur im Zusammenhang mit diesem einen Gebiet mit „Ebene“ übersetzt – der kreisförmigen „Ebene“ des Jordantals. Somit scheint kikkar nur dieses spezifische geografische bzw. geologische Merkmal im Jordantal zu beschreiben – besser übersetzt als die „Scheibe des Jordans“.
Und am östlichen Rand dieser Scheibe, direkt östlich von Bethel und Ai, liegt eine riesige verschüttete Stadt an einem Ort, der heute auf Arabisch Tall el-Hammam heißt. Dr. Collins und sein archäologisches Team haben diese Stätte fünfzehn Jahre lang ausgegraben und dabei zahlreiche Belege gefunden, die darauf hindeuten, dass es sich wahrscheinlich um das antike Sodom handelt (siehe den Beitrag Was wäre, wenn Sodom gefunden wurde?, Gute Nachrichten, März-April 2022).
Die Lage am südlichen Toten Meer ist problematisch
Aufgrund dieser geografischen und richtungsweisenden Angaben in der Bibel ist die Ansicht, dass Sodom und die anderen Städte der Ebene in der Nähe oder unterhalb des heutigen südlichen Endes des Toten Meeres lagen, wie in vielen biblischen Karten und Diagrammen angegeben, äußerst problematisch.
Ältere Ausgrabungen von einigen Siedlungen in diesem Gebiet haben diese Ansicht populär gemacht. Die Forschung hat jedoch gezeigt, dass diese Siedlungen viel früher aufgegeben wurden, also viel früher, als die biblische Geschichte von Sodom datiert werden kann. Es gibt keine physischen Beweise dafür, dass Sodom und die Städte der Ebene in dieser Gegend liegen.
Auch die Beschreibung der Bibel, wonach Sodom in der „reich bewässerten“ Ebene des Jordans liegt, passt nicht zu einem Standort in der Nähe des südlichen Endes des Toten Meeres. Denn der Jordan mündet in das nördliche Ende des Toten Meeres, während im Süden kein Fluss ein- oder austritt. Südlich des Toten Meeres gibt es auch keine größeren Quellen und Bäche.
Problematisch an dieser Sichtweise ist auch, dass das südliche Ende des Toten Meeres nicht in der Nähe von Bethel und Ai liegt, der Gegend, in der Abraham und Lot die Ebene überblickten und sich trennten, als Lot nach Osten in Richtung Sodom reiste. Das südliche Ende des Toten Meeres ist nicht einmal von dem Ort aus zu sehen, an dem sich Abraham und Lot bei ihrer Übereinkunft befanden. Denn die Berge versperren die Sicht auf das Meer. Nur der nördliche Teil des Toten Meeres ist von dort aus sichtbar, wo Abraham und Lot bei ihrer Trennung waren.
Manche behaupten, Lot sei zunächst nur auf die Ostseite des Jordantals gegangen und habe sich erst viel später in Richtung des südlichen Sodom bewegt. Aber das entspricht nicht dem Sinn von 1. Mose 13, Vers 12, wo Sodom zu den Städten der kikkar gehört (vgl. 1. Mose 19,25. 29).
Sodom und die Städte der Ebene
Die Bibel gibt uns weitere Hinweise auf die Lage von Sodom und seiner Umgebung. Im ersten Buch Mose, Kapitel 14, Verse 1-17 wird von einem kurzen Krieg zwischen Stadtstaaten berichtet. Die Könige von Babylon und den benachbarten Ländern kamen mit ihren Truppen aus Mesopotamien. Als die erste Gruppe von einem Feldzug in den Süden zurückkehrte, rebellierte eine andere lokale Allianz der Herrscher von Sodom, Gomorra, Adma, Zebojim und Bela/Zoar, die den Mesopotamiern unterstellt waren.
Die Schlacht fand im „Tal von Siddim“ statt, was sich auf die Gegend um das Tote Meer bezieht (Verse 3 und 10). Der Herrscher von Sodom wurde zusammen mit seinen Verbündeten besiegt, und die Sieger zogen mit ihrer Beute nach Norden. Unter den Gefangenen befand sich auch Abrahams Neffe Lot. Abraham verfolgte sie mit seiner eigenen kleinen Privatarmee, holte sie ein und befreite seinen Neffen.
In diesem Bericht erfahren wir mehr über Sodom. Die Stadt gehörte zu einem Bündnis mit vier weiteren Städten, die in diesem Gebiet „zusammengeschlossen“ waren. Das zeigt, dass sie nahe beieinander lagen (Vers 3). Wenn die Bibel wiederholt zwei Städte oder Orte miteinander verbindet, wie wir es bei „Sodom und Gomorra“ in diesem Kapitel und an mehr als einem Dutzend anderer Stellen in der Bibel sehen, deutet dies darauf hin, dass die beiden Orte geografisch sehr nahe beieinander liegen – in der Regel höchstens zwei oder drei Kilometer voneinander entfernt.
Von der Stätte Tall el-Hammam aus, die von einer wachsenden Zahl von Wissenschaftlern als Standort des antiken Sodom gesehen wird, sind mehrere Hügel erkennbar, in denen die Überreste anderer antiker Städte begraben sind, so auch ein Hügel etwa 1,5 km nördlich, bei dem es sich um Gomorra handeln könnte. Bei weiteren Städten in der Nähe könnte es sich auch um einige der anderen „Städte der Ebene“ handeln. Archäologische Funde zeigen, dass alle diese Städte sowie Dutzende kleinerer Orte und Siedlungen in dieser Gegend zur gleichen Zeit verlassen und in den folgenden 300 bis 600 Jahren nicht wieder besiedelt wurden.
Wenngleich diese Hinweise nicht ganz eindeutig sind, so sprechen sie doch dafür, dass Tall el-Hammam tatsächlich der Standort des antiken Sodom sein könnte.
Weitere Hinweise aus der Bibel
In der Bibel finden sich weitere Hinweise, die darauf schließen lassen, dass dies der wahrscheinliche Standort von Sodom ist.
1. Mose 19 beschreibt die plötzliche Zerstörung von Sodom: „Da ließ der Herr Feuer und Schwefel vom Himmel auf Sodom und Gomorra herabregnen. Er vernichtete sie völlig, zusammen mit den anderen Städten der Jordan-Ebene. Er löschte alles Leben in dieser Gegend aus – Menschen, Tiere und Pflanzen“ (Verse 24-25; ebenda).
Auch hier zeigen die archäologischen Funde, dass das gesamte Gebiet um Tall el-Hammam in den folgenden drei bis sechs Jahrhunderten unbewohnt war. Der Boden hatte größtenteils einen so hohen Salzgehalt, dass Landwirtschaft – und damit menschliche Besiedlung – noch Jahrhunderte später unmöglich war.
Eine mögliche Erklärung für diesen hohen Salzgehalt ist, dass es einen Kometeneinschlag oder eine Meteorexplosion in der Nähe des nördlichen Endes des Toten Meeres gegeben hat. Dadurch verdampften Tausende von Tonnen salzhaltiges Wasser aus dem Meer. Dieses salzhaltige Wasser regnete später vom Himmel und vergiftete das Land im Umkreis von mehreren Kilometern. (Weitere detaillierte Informationen dazu finden Sie in unserem Artikel Was wäre, wenn Sodom gefunden wurde?, Gute Nachrichten, März-April 2022.)
Darüber hinaus berichtet die Bibel, dass nach dieser feurigen Zerstörung, die vom Himmel kam, Abraham, der nun in der Nähe von Hebron lebte, folgende Beobachtung machte: „Als er auf die Jordan-Ebene hinunterschaute, bot sich ihm ein trauriger Anblick: Dort, wo Sodom und Gomorra einmal gestanden hatten, stiegen dichte Rauchwolken auf, wie aus einem großen Ofen“ (1. Mose 19,28; ebenda). Abraham befand sich in den Bergen westlich des Toten Meeres. Von hier aus konnte er den Rauch dieser gewaltigen Zerstörung gut sehen. Und mit einer kurzen Wanderung zu einer nahe gelegenen Bergkuppe war es ihm möglich, auf das nördliche Ende des Toten Meeres zu blicken und die verwüstete Landschaft deutlich zu erkennen.
Einen weiteren Hinweis entdecken wir Jahrhunderte später, als sich die Israeliten darauf vorbereiteten, vom heutigen Haschemitischen Königreich Jordanien aus in das Gelobte Land zu ziehen. Kapitel 21 im vierten Buch Mose schildert einen Teil ihrer Reise, unter anderem einen Halt am Berg Pisga, der ganz in der Nähe des Berges Nebo liegt. Heute ist er ein beliebtes Ausflugsziel und der Ort, an dem Mose vor seinem Tod über das Jordantal hinweg auf das Gelobte Land blickte. Der entscheidende Satz, der hier zu beachten ist, steht in Vers 20, wo der Berg Pisga „auf die weite Einöde hinabblickt“ (Menge-Bibel) – womit das Jordantal gemeint ist, das sich unter ihm ausbreitet.
Für sich allein genommen scheint das nicht viel zu bedeuten. Aber einige Jahrhunderte zuvor hatten Abraham und Lot dasselbe Tal von der gegenüberliegenden (westlichen) Seite aus betrachtet und es als „überall reich bewässert“ (1. Mose 13,10) und wie den Garten Eden beschrieben. Jetzt aber wird es als „Einöde“ dargestellt. Das üppige, reich bewässerte Tal, das Lot so attraktiv fand, war Jahrhunderte später eine trostlose, verlassene Einöde!
Was war zwischen diesen beiden Beschreibungen geschehen? Die Bibel erzählt es uns. Gott ließ Feuer auf Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte und Dörfer regnen und verbrannte sie zu Asche und Schlacke. Das Land wurde zur Einöde, und es blieb noch Jahrhunderte später eine Einöde.
Was sagt uns die Bibel über den Standort von Sodom? Tatsächlich verrät sie eine ganze Menge. Die Indizien deuten stark darauf hin, dass Tall el-Hammam als möglicher Standort für das antike Sodom in Frage kommt. Dieser Ort befindet sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und die wissenschaftlichen Beweise deuten auf eine plötzliche Zerstörung durch Feuer und Hitze hin! Die Untersuchungen und Forschungen werden fortgesetzt, und zweifellos werden weitere Entdeckungen zum Vorschein kommen.
In der Zwischenzeit ist es wichtig, dass wir die Warnung des Apostels Petrus in 2. Petrus 2, Vers 6 beherzigen: Gott hat „die Städte Sodom und Gomorra . . . in Schutt und Asche sinken lassen und damit sein Urteil an ihnen vollstreckt. Dies sollte ein warnendes Beispiel für die Menschen aller Zeiten sein, die von Gott nichts wissen wollen“ („Hoffnung für alle“-Bibel). Wir beten, dass jeder von uns Ohren hat, um zu hören!