Leser fragen, wir antworten
Unsere Antworten auf Fragen von Abonnenten der Zeitschrift Gute Nachrichten
Sie fragten uns, wie wir „es mit dem Namen Gottes“ halten. Aufgrund der Bibelstellen, die Sie in Ihrem Schreiben auflisteten, gehen wir davon aus, daß Ihre Frage mit der Sichtweise einiger Christen zu tun hat, man habe nur dann eine richtige Beziehung zu Gott, wenn man ihn unter dem Namen, den er sich im Alten Testament gab, anrufe, und zwar der ursprünglichen Aussprache des Namens in der hebräischen Sprache möglichst nahe. Im allgemeinen benutzt man heute Bezeichnungen wie „Jahwe“ oder „Jehova“, um diesen Namen wiederzugeben.
Weil wir die Bibel – das Alte sowie das Neue Testament – als Ganzes sehen, teilen wir diese Auffassung nicht. Nachfolgend eine kurze Auslistung der wichtigsten Gründe für unsere Sichtweise:
• Die genaue Aussprache des hebräischen Namens für Gott ist heute unbekannt. Selbst die Gemeinschaft der „Zeugen Jehovas“ gibt dies offen zu: „Die Form ,Jehova‘ leitet sich vom ,Pugeo Fidei‘ des Jahres 1270 unserer Zeitrechnung ab ... Hebräische Gelehrte ziehen gewöhnlich ,Jahwe‘ als wahrscheinlichste Aussprache vor ... Es gibt jedoch keine Übereinstimmung unter Gelehrten zu diesem Thema; manche ziehen andere Aussprachen wie Jahuwe, Jahua oder Jehua vor ... Da die genaue Aussprache heute nicht zu ermitteln ist, scheint es keinen Grund zu geben, auf die gut bekannte Form ,Jehova‘ zugunsten einer anderen vorgeschlagenen Aussprache zu verzichten“ (Aid To Bible Understanding, Watchtower Bible and Tract Society, 1969 bzw. 1971, Seite 885). Wir sind der Überzeugung, daß Gott, wenn er heute von uns erwarten würde, ihn ausschließlich unter diesem Namen anzurufen, uns auch eine zuverlässige, klar nachweisbare Aussprache überliefert bzw. bewahrt hätte.
• Im Gegensatz zum Alten Testament wurde uns das Neue Testament nicht in Hebräisch, sondern in Griechisch überliefert. Manche Bibelstellen aus dem Alten Testament, in denen die Bezeichnung „Jahwe“ vorkommt, werden im Neuen Testament zitiert (auch von Jesus Christus, siehe bitte dazu Matthäus 4,1-10). Aber in keinem Fall enthält das uns überlieferte griechische Neue Testament die hebräische Bezeichnung für Gott. Als Antwort auf diese klare Feststellung wird argumentiert, das gesamte Neue Testament sei ursprünglich in Hebräisch verfaßt worden und später durch die Übertragung ins Griechische „verlorengegangen“. Es ist eine sachliche Feststellung, daß es für diese Behauptung keine Beweise gibt. Außerdem läßt sie Gott wie ein Schwächling erscheinen, dem es nicht gelungen ist, uns das Neue Testament in der angeblich von ihm gewollten ursprünglichen Form bzw. Sprache zu bewahren. Im Gegenteil: Die Überlieferung des Neuen Testamentes in der griechischen Sprache mit griechischen Entsprechungen für die hebräischen Gottesbezeichnungen ist einer der klarsten Beweise dafür, daß diese Praxis zulässig ist.
• In keinem Fall hat Jesus Christus seine Jünger angewiesen, Gott nur unter der hebräischen Bezeichnung „Jahwe“ anzurufen. Im Gegenteil: Jesus sagte selbst, er sei gekommen, um den Vater zu offenbaren, und in allen Fällen in den Evangelien, in denen Jesus zu Gott im Gebet oder in der Anrede spricht, redet er ihn mit Vater, nicht mit der Gottesbezeichnnung „Jahwe“, an. Er wies uns an, seinem Beispiel zu folgen: „Unser Vater im Himmel“ (Matthäus 6,9).
• Der Apostel Paulus arbeitete als Heidenapostel unter Heidenchristen, die in ihrer Glaubensvorstellung vor der Bekehrung „Götter“ anbeteten, die Namen hatten: Zeus, Mars usw. In keiner Bibelstelle seiner vielen Briefe wies Paulus diese Heidenchristen an, die richtige Bezeichnung für den wahren Gott zu benutzen. Statt dessen wies er sie immer wieder auf den Vater hin, ohne einen Namen mit diesem Vater zu verbinden. Zu beachten ist, daß die Heidenchristen grundsätzlich ohne Kenntnis der hebräischen Schriften (Altes Testament) waren und selbst nach ihrer Bekehrung nur selten Zugang zu diesen Schriften hatten. Daher scheint die Erwartung durchaus plausibel, Paulus hätte die Heidenchristen auf die Gottesbezeichnung Jahwe hinweisen müssen, wenn dies wirklich zwingend notwendig gewesen wäre.
• Das Neue Testament lehrt uns, daß nicht unter dem Namen „Jahwe“, sondern allein unter dem Namen Jesus Christus den Menschen das Heil geschenkt wird (Apostelgeschichte 4,10-12).
Diese kurze Aufstellung dient, wie gesagt, als kurze Erläuterung für unsere Sichtweise, daß es für Christen nicht zwingend vorgeschrieben ist, Gott ausschließlich unter der hebräischen Gottesbezeichnung „Jahwe“ anzurufen bzw. anzubeten.
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