Zwei Männer starben, damit andere leben konnten. Die Heldentat des ersten war sofort offentsichtlich, die des zweiten Mannes hingegen zunächst nicht.
Von der Redaktion
Es dämmerte am frostigen Nachmittag des 13. Januar 1982 in Washington, D. C., als die Düsen von Air Florida Flug 90 zum Start hochgefahren wurden. An Bord waren 5 Besatzungsmitglieder und 74 Passagiere. Darunter war ein 46jähriger Bankdirektor aus Atlanta, Georgia. Er konnte nicht wissen, daß innerhalb von wenigen Sekunden nur er und fünf andere Passagiere noch am Leben sein würden. Noch hätte er jemals erraten können, daß die Entscheidung darüber, wer von diesen sechs Passagieren am Leben bleiben sollte, allein ihm vorbehalten sein würde.
Nur 73 Sekunden nach dem Abheben prallte das 47 000 kg schwere Flugzeug von dem Beton und Stahl der Brücke der 14. Straße über dem Potomac River ab und durchbrach das dichte Eis, das den Fluß bedeckte. Nur der Rumpf der Maschine ragte aus dem Wasser heraus. Die sechs Überlebenden hielten sich in dem eiskalten Wasser am Flugzeugwrack fest – drei Männer und drei Frauen.
Herbeigeeilte Feuerwehrleute konnten die Überlebenden vom Ufer aus nicht erreichen. In den nächsten 22 Minuten raubte die grausame, sicher voranschreitende Wirkung von Unterkühlung ihnen fast alle Kraft, bis „Eager 1“, ein Hubschrauber der Nationalparkverwaltung, über der Unglücksstelle hereinschwebte. Der Bankdirektor aus Atlanta war der erste, den man aus der Luft mit dem Rettungsseil traf. Zum Erstaunen der Besatzung ließ sich der Mann jedoch nicht hochhieven, sondern wickelte das Seil um einen anderen Passagier.
Als der zuerst Gerettete sicher an Bord des Hubschraubers war, warf man das Seil wieder zum Bankier herab. Wieder befestigte er es um eine andere Person, statt sich retten zu lassen. Beim dritten Mal wiederholte sich diese Szene, dann ein viertes und fünftes Mal.
Fünfmal traf der Bankdirektor aus Atlanta die Entscheidung, das Überleben eines anderen Menschen vor das eigene Wohlergehen zu stellen. Ihm muß klar gewesen sein, daß das Risiko für sein eigenes Leben von Minute zu Minute größer wurde. Trotzdem reichte er selbstlos das rettende Seil an andere weiter.
Einer der Hubschrauberpiloten, der selbst im Vietnamkrieg Einsätze geflogen hatte, meinte, solchen Mut habe er noch nie erlebt. Ein anderer am Ufer stehender Retter war von dem Bankier so inspiriert, daß er selbst ins frierende Wasser sprang, um dem Mann zu helfen. Aber es sollte nicht so sein. Nachdem der Hubschrauber den fünften Passagier sicher ans Ufer gebracht hatte und zur Unglücksstelle zurückgekehrt war, um den Retter zu bergen, war er in dem kalten Wassergrab mit den anderen Passagieren verschwunden. Niemand kannte seinen Namen.
18 Monate lang wußte man nur, daß dieser Mann das größtmögliche Opfer an jenem eisigen Wintertag gebracht hatte. Nach einer gründlichen Untersuchung konnte er im Juni 1983 endlich identifiziert werden. In einer feierlichen Zeremonie im Weißen Haus überreichte US-Präsident Ronald Reagan der Mutter des Helden den höchsten Orden der amerikanischen Küstenwache.
Warum mußte der Bankier aus Atlanta sterben? Hätte er zuerst auf sein eigenes Leben statt auf das der anderen Passagiere geachtet, hätte er das Unglück am 13. Januar 1982 überlebt. Andere Überlebende – vielleicht alle fünf – wären dann mit Sicherheit gestorben.
Ein anderer Held in einer anderen Zeit
Hunderte von Jahren vor dem 13. Januar 1982 starb ein anderer Mann, damit andere leben können. Sein Sterben wirkte auf die Zuschauer nicht inspirierend. Im Gegenteil: Einige, die sein Sterben miterlebten, spotteten der Ohnmacht des Sterbenden. Statt Lob und Ermutigung zu hören, gab es für ihn nur Hohn und grausame Beleidigungen. Diesmal stand nicht die Absturzstelle eines modernen Passagierflugzeugs oder eine andere Katastrophe im Mittelpunkt, sondern die öffentliche Hinrichtung eines Mannes, der zu einem qualvollen, demütigenden Tod verurteilt worden war.
Dennoch war er ein Held. Daß er sein Leben preisgab, damit andere leben konnten, war nicht sofort offensichtlich, im Gegensatz zum Helden von Air Florida Flug 90. Die Wirkung seines Opfers geht jedoch weit über die inspirierende Heldentat des Bankiers, der seine eigene Rettung zurückstellte, damit andere leben konnten, hinaus.
Der Tod dieses zweiten Mannes war kein Unfall. Sein eigener Vater wußte genau Bescheid über den bevorstehenden Tod seines Sohns, doch er tat nichts, um diesen zu verhindern. Im Gegenteil: Der Vater war an der Planung für diesen Tod beteiligt! Was ist das für ein Vater, der die Hinrichtung des eigenen Sohns zuläßt? Spiegelt das einen bizarren Familienzwist wider? Welcher Vater plant den Tod des eigenen Sohnes und bleibt untätig, während die Tat vollbracht wird?
Wir kennen die Geschichte und ihren Hintergrund. Versteht man dies, weiß man, daß dieser Tod die Heldentat von Vater und Sohn war. Der Held ist Jesus Christus, und sein Vater ist unser aller himmlischer Vater. Hilft uns diese Analogie, über Jesu Opfer nachzudenken und es zu würdigen?
Jesu himmlischer Vater plante wirklich den Tod seines Sohns. Die Planung war nicht das Resultat einer Krise oder eines plötzlich hereinbrechenden Notfalls. Nach der Bibel war das Opfer Jesu vorgesehen, „ehe der Welt Grund gelegt wurde“ (1. Petrus 1,20).
Warum mußte Jesus sterben? Warum konnte Gott nicht einen anderen Plan entwerfen, besonders wenn man die lange Zeit bedenkt, die zwischen der Erschaffung der ersten beiden Menschen und dem Tod Jesu vergangen ist? Gab es keine andere Möglichkeit? Wenn wir solch schwierige Fragen analysieren und die Informationen, die uns zur Verfügung stehen, genau untersuchen, entdecken wir eine großartige Wahrheit, die nur wenige verstehen.
Es geht ums Überleben!
Ob wir es zugeben wollen oder gar erkennen, es geht bei uns allen ums Überleben. Es mag sein, daß wir uns nicht an Wrackteile eines Flugzeugs in einem eisigen Fluß klammern, das Martinshorn herbeieilender Rettungswagen wahrnehmen oder die Stimme eines Fernsehansagers hören, der mit ernster Miene eine Katastrophenmeldung vorliest. Nichtsdestotrotz steht unser Überleben auf dem Spiel.
Die meisten Menschen sind so sehr mit dem Zurechtkommen im Leben beschäftigt, daß sie für die Frage nach dem „Überleben“ im Sinne des Lebens nach dem Tod keine Zeit haben. Dieses Überleben ist jedoch weitaus wichtiger als alles andere im Leben. In einer bekannten Bibelstelle offenbart Gott die Beweggründe, die ihn den Tod seines Sohns sozusagen „in Kauf“ nehmen ließ.
Wenn wir diese Verse wirklich begreifen, wissen wir, warum Jesus sterben mußte: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde“ (Johannes 3,16-17). Hier erkennen wir Gottes klare Absicht, die Welt zu retten, statt sie zu richten. Die Antwort auf die Frage nach dem Grund für Jesu Tod hat also mit dem Überleben aller Menschen zu tun.
Was ist der Tod?
Die Bibel zeigt uns, daß wir alle sterben werden (1. Korinther 15,22). Im Gegensatz zur Meinung vieler Konfessionschristen ist der Tod kein „Weiterleben“ in einem anderen Zustand oder an einem anderen Ort wie Himmel, Hölle oder Fegefeuer. König Salomo sagt uns: „Die Toten ... wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen“ (Prediger 9,5).
Die Bibel offenbart den Tod als das Ende des Lebens, Denkens und des Bewußtseins. Mit der Zeit verblaßt auch die Erinnerung an die Verstorbenen. Wer stirbt, hört auf zu existieren, ohne die Möglichkeit, aus eigener Kraft heraus wieder zu leben. Es lohnt sich, innezuhalten und darüber nachzudenken! Die einfache, ernüchternde Wahrheit ist, daß alle Menschen sterben werden – die, deren Leben friedlich und produktiv war, und die, die nach einem Leben der Sorgen und Trauer starben.
Ohne den heroischen, selbstlosen Tod Jesu Christi blieben alle tot! Er kam, damit wir „nicht verloren werden“ und das ewige Nichts des Todes erleiden müssen. Der Tod und die Frage nach dem, was nach dem Tod passiert, sind überaus wichtige Fragen, deren gründliche Behandlung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Wir erwähnen sie in dem Bemühen, den Grund für Jesu Tod zu veranschaulichen.
Sünde ist ein weiteres Thema, das sich nicht in ein paar Absätzen behandeln läßt. Trotzdem gilt es sie zu verstehen, denn auch wegen der Sünde mußte Jesus sterben: „Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben“ (Römer 5,12).
Über die Sünde macht man sich in unserer Gesellschaft lustig. Für die meisten Menschen ist Sünde ein zu religiöses Thema, als daß man sich mit ihr beschäftigen würde. Sünde ist aber ein ernstes Thema – todernst! Wenn wir ein sicheres Heilmittel gegen Krebs hätten, würde man ihm bestimmt viel Aufmerksamkeit widmen, denn Krebs gilt als Killer. Warum befassen wir uns nicht mit der Ursache des Todes und dem sicheren Heilmittel dagegen?
Sünde ist einer der mächtigsten Einflüsse im Universum. Sie ist so mächtig, daß sie jede Überlebenschance zunichte machen kann. Es sei denn, daß wir ein „Heilmittel“ für Sünde finden, wird sie zur vollständigen Vernichtung des Lebens führen. Die Konsequenzen der Sünde sind enorm. Sie könnten nicht weitreichender sein. Sünde tötet – und tötet ewiglich!
Was ist der Wert eines Menschenlebens? Was kann die Wirkung der Sünde außer Kraft setzen? Wie wir in Römer 5 gelesen haben, „ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben“. Jeder Mensch, der jemals gelebt hat, wurde von der Sünde berührt. Alle Menschen sind durch die Sünde verunreinigt worden. Wer soll diese Verunreinigung aufheben?
Jesus Christus schaffte es! Von allen Menschen lebte nur er ohne Sünde (Hebräer 4,15). Deshalb konnte Gott Jesu Leben als einzige Hoffnung auf die Vernichtung des Todes aufopfern. Welchen Wert hatte das Leben Jesu im Vergleich zum Leben aller anderen Menschen? Wie kann man in Worten den Wert eines Lebens beschreiben, das nicht von der Sünde korrumpiert wurde?
Das eine Leben währt ewiglich, das andere stirbt ewiglich. Der Unterschied ist unermeßlich. Das Leben Jesu Christi ist mehr wert als das Leben aller Menschen, die vor und nach ihm lebten und in der Zukunft leben werden. Das ist die klare Wahrheit der Bibel, der unermeßliche Wert des Lebens Jesu Christi.
Vielleicht kann uns ein einfaches Wort helfen, den Wert des Lebens Jesu Christi zu verstehen: genug. Jesu Leben war wert genug – eigentlich mehr als wert genug –, um die Strafe der Sünden aller Menschen zu bezahlen. Hätte Jesus diese Rettung ohne seinen Tod schaffen können? Nein! Die Sünde führt zum Tod (Römer 6,23). Niemand hat jemals gelebt, der dieser Strafe entgehen konnte. Dafür gibt es keine Strafmilderung oder Kronzeugenregelung. Die ungeheuren Folgen der Sünde können nur durch Jesu Tod aufgehoben werden. Ja, er mußte sterben!
Christi Tod hebt die Permanenz des Todes auf (2. Timotheus 1,10). Mit seinem sündenfreien Leben verfügt Jesus über die Autorität, alle Sünder von der Strafe des Todes auszulösen. Gegenüber Martha, deren Bruder Lazarus kurz zuvor gestorben war und den Jesus von den Toten wieder zum Leben erweckte, sagte Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ (Johannes 11,25).
Jesu Feststellung ergänzt die Bibelstelle in Johannes 3, Vers 16, wo uns gesagt wird, daß „alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“. Den Tod kann man durch Gottes übernatürliches Eingreifen „überleben“, durch Glauben an das rettende Leben und das Opfer Jesu Christi.
Bereitwilliges Opfer des Schöpfers für die Menschheit
Auch in einem anderen Sinne konnte Jesus Christus mit seinem Leben die Strafe für die Sünden aller Menschen bezahlen. Sein Leben als „Gott mit uns“ (= „Immanuel“, vgl. dazu Matthäus 1,23) war mehr wert als alles menschliche Leben. Sein himmlischer Vater sandte ihn in die Welt, um als Mensch unter Menschen zu leben. Nur durch den enormen Wert seines Lebens als „Gott unter uns“ konnte die enorme Strafe der Sünde abgegolten werden.
Jesus Christus, das Wort, existierte am Anfang „bei Gott“, und „Gott war das Wort“ (Johannes 1,1). Sein Leben war also göttlich. Darüber hinaus lesen wir über ihn: „Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Johannes 1,3), womit eine Erschaffung des Wortes selbst ausgeschlossen wird. Im Auftrag seines Vaters schuf Jesus unsere Erde, das erstaunliche Universum und die Menschheit (Hebräer 1,2; Kolosser 1,16).
Als der Schöpfer der Menschheit ist Jesu Leben mehr wert als die Gesamtheit aller menschlichen Leben, die das Resultat seines schöpferischen Wirkens in der Zeit vor seiner Menschwerdung sind. Auf seinen göttlichen Zustand vor seiner Menschwerdung bezieht er sich in Johannes 17, Vers 5 in einem Gebet zum Schluß des letzten Passahs in seinem menschlichen Leben: „Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“
Keine böse Macht hätte Jesus vor seiner Menschwerdung mit dem Tod bedrohen können. Er war göttlich, unsterblich und den Schwachheiten und Unzulänglichkeiten des menschlichen Lebens nicht ausgesetzt. Er war in einem Sinne wie einer der Zuschauer am Ufer des Potomac River beim Absturz von Air Florida Flug 90, statt einer der Passagiere in der Unglücksmaschine. Daher wäre sein Leben zu keinem Zeitpunkt weder von dem Zusammenprall des Flugzeugs mit dem Stahl und Beton der Brücke, noch von dem eiskalten Wasser des Potomac bedroht gewesen. Als göttliches Wesen war sein Leben vor seiner Menschwerdung niemals „in Gefahr“. Trotzdem gab er das alles auf und wurde Mensch.
Die Motivation hinter dem großen Plan
Warum mußte Jesus sterben? Warum kümmerte er sich um die Errettung anderer, obwohl das seinen Tod zur Folge hatte, obwohl er in seinem „natürlichen“ Zustand dem Tod nicht ausgesetzt war? Er starb aus Liebe. Sein Tod war ein Akt der Liebe. Die Motivation des Vaters und des Wortes für die Festlegung ihres Plans war Liebe. Sie lieben die Menschheit, ihre Kreatur, und wollen sie von der Geißel der Sünde befreien.
In Johannes 3, Vers 16 hatten wir gelesen: „Denn also hat Gott die Welt geliebt ...“ Daran erkennen wir, daß der Vater dieses unglaublich aussagekräftige, ewig kraftvolle Opfer seines Sohnes aus Liebe zu allen Menschen, die jemals gelebt haben werden, vorgesehen hat. Warum sorgen sich der Vater und der Sohn um das Schicksal der Menschen? Uns mag es schwerfallen, ihre tiefgreifende Fürsorge für die Menschen zu verstehen.
Seit der Erschaffung des Menschen hat Gott die Bewohner dieser Erde als potentielle Angehörige seiner göttlichen Familie geliebt. Denen, die sich durch Christus von dem Fluch der Sünde abgewendet haben, sagt unser Vater: „Ich [will] euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein“ (2. Korinther 6,17-18). Durch seine Menschwerdung wurde Jesus wie seine Brüder und Schwestern (Hebräer 2,17).
Eine tödliche Konsequenz der Sünde ist die von ihr verursachte Trennung zwischen uns und Gott. Dadurch wird die Beziehung, die sich Gott zu uns wünscht, kaputtgemacht (Jesaja 59,2). Durch das Opfer Jesu ist die Wiederherstellung dieser Beziehung möglich, indem Gott uns unsere Sünden vergibt und wir dadurch mit ihm versöhnt werden können (Kolosser 1,21-22).
So wird die familiäre Beziehung, die Gott zu uns haben möchte, wiederhergestellt: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Johannes 3,1-2). Die buchstäbliche Erfüllung dieser Voraussage – daß wir die Kinder Gottes werden sollen – findet bei der Auferstehung, wenn Jesus wiederkehrt, statt (Hebräer 2,10-13; Römer 8,29; 1. Korinther 15,21-23).
Das größtmögliche Opfer
Was könnte ein überzeugenderer Beweis der Liebe sein als des Vaters bereitwilliges Opfer seines eingeborenen Sohnes für uns? Gott, der Vater, und Jesus waren willens, das größtmögliche Opfer zu bringen, um die Möglichkeit einer liebevollen, familiären Beziehung zu uns zu gewährleisten.
Jesus war bereit, sich zu erniedrigen, indem er Mensch wurde, um für uns zu sterben: „... der [Jesus] in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Philipper 2,6-8; Elberfelder Bibel).
Vor seiner Menschwerdung konnte Jesus nicht sterben. Zusammen mit seinem Vater traf er ganz bewußt die Entscheidung zu sterben. Seine Entscheidung war nicht das Resultat einer plötzlich aufgetretenen Krise. Die Tiefe ihrer Liebe und ihre Konsequenz bei der Verfolgung des Ziels, uns zum Teil ihrer Familie werden zu lassen, sind deshalb um so beeindruckender.
Nach seiner Menschwerdung hätte Jesus nicht die Grausamkeit seiner Hinrichtung erlebt, wenn er sich nicht für uns geopfert hätte. In den synoptischen Evangelien berichten uns seine Biographen, daß Jesus, als sein schreckliches Schicksal näherrückte, den sehr verständlichen, menschlichen Drang empfand, das eigene Leben zu retten. Die Entscheidung für den Tod war nicht einfach. Letztlich revidierte Jesus nicht seine heldenhafte Entscheidung. Er ignorierte seine eigenen Wünsche und tat den Willen seines Vaters (Matthäus 26,39), womit er uns die allergrößte Liebe erzeigte: „Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde“ (Johannes 15,13).
Ist es überhaupt möglich, daß wir begreifen, warum Jesus sterben mußte? Jesus starb, weil er sich bewußt für den Tod entschied. Sein Tod war nicht lediglich der Verzicht auf das Leben, so selbstlos das auch sein mag. Er entschied, die Herrlichkeit, die er als das Wort – als Gott (Johannes 1,1) – kannte, preiszugeben, um als Mensch zu sterben und so das Leben seiner Mitmenschen nach ihrem Tod möglich zu machen.
Wie sollten wir der Heldentat Jesu gedenken? Der Held von Air Florida Flug 90 wurde posthum durch eine Auszeichnung geehrt. Welches Gedenken ist in bezug auf Jesu Tod angebracht?
Jesus bestimmte selbst seine Gedenkfeier
Jedes Jahr versammeln sich Christen im Frühling zum Passah, um des mutigen, liebevollen Opfers Jesu zu gedenken. Jesus selbst legte den Rahmen für diese Feier fest. Seinem Beispiel folgend waschen sich Christen die Füße. Die Fußwaschung zeugt von der Bereitschaft, sich gegenseitig in Demut zu dienen und darin in Jesu Fußtapfen nachzufolgen, der mit seinem Leben – und mit seinem Tod – allen Menschen die Füße wusch. Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, forderte er sie auf, seinem Beispiel zu folgen: „Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen“ (Johannes 13,14).
Darüber hinaus gab Jesus uns zwei Symbole, die uns jedes Jahr an sein Opfer erinnern: ungesäuertes Brot und Wein. In bezug auf das Brot sagte Jesus: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis“ (1. Korinther 11,24). Zum Wein stellte er fest: „Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,27-28). Beide Symbole stellen die bedeutungsvollste und mächtigste Selbstaufopferung aller Zeiten dar.
Auszeichnungen und Medaille verblassen mit der Zeit, und Gedächtnisfeiern können zur Routine werden. Man gedenkt des Helden von Air Florida Flug 90 am besten, indem man sich von seiner Selbstlosigkeit zum Handeln inspirieren läßt. Genauso verhält es sich beim Opfer Jesu: Es soll uns anspornen, seine Lebensweise der Liebe und Anteilnahme für andere Menschen nachzuahmen.
Paulus ermutigt uns, das selbstlose Beispiel Jesu nachzuahmen: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut, achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Verse 3-4). Auf das Wohlergehen unseres Nächsten zu schauen ist ein lebendiges Gedenken der Liebe Gottes zu uns: „Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben“ (1. Johannes 4,11).
Warum mußte der Sohn Gottes sterben? Sein Tod war aufgrund der Sünden der Menschen und des Todes, den diese Sünden nach sich ziehen, erforderlich. Sein Tod macht ein bedeutungsvolles Verhältnis zwischen dem himmlischen Vater und allen Menschen möglich. Wer an der Auferstehung teilhat, überwindet die schreckliche Strafe der Sünde: den ewigen Tod.
Warum mußte Jesus sterben? Er starb freiwillig für einen jeden Menschen, um die Liebe seines Vaters zu zeigen. Wenn unser himmlischer Vater und sein Sohn bereit sind, diesen Preis zu zahlen, um eine Beziehung zu uns zu haben, sind wir zum Gehorsam bereit, um eine Beziehung zu ihnen zu haben?