Nach Jahrtausenden des Spekulierens und Forschens hat der Mensch immer noch keine Antwort auf die wichtigste Frage des Lebens: Warum existieren wir?
Von John Ross Schroeder
Mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms zu Beginn des neuen Jahrtausends scheinen dem menschlichen Forschungsgeist keine Grenzen gesetzt zu sein. Andererseits weiß der Mensch aber immer noch keine Antwort auf die grundlegendste Frage des Lebens überhaupt: Warum existieren wir? Diese Frage geht uns alle an. Wir können einige zusätzliche Fragen hinzufügen: Was ist der Mensch? Warum wurden wir erschaffen? Was ist das Ziel unseres Lebens?
Physikalisch betrachtet sind wir Menschen lediglich eine physiologisch-chemische Erscheinung. Das heißt, wir sind aus Materie zusammengesetzt – aus dem „Staub der Erde“, wie die Bibel es ausdrückt.
Was bedeutet es wirklich, Mensch zu sein? Existieren wir nur vorübergehend? Oder hat unser Leben ein übergeordnetes Ziel? Wie unterscheiden wir uns von den Tieren? In welcher Weise sind wir ihnen ähnlich? Direkte, ungeschminkte Antworten aus der Bibel auf diese Fragen helfen uns, die Bestimmung unseres Lebens zu begreifen und die Frage nach dem Grund für unsere Existenz zu beantworten.
Ist der Mensch mehr als nur materiell?
Biologisch gesehen ist der Mensch ein lebendiger Organismus. Unsere Zusammensetzung ist chemisch. Wir haben ein Gerüst aus Knochen, mehrere Hautschichten, verschiedene Gewebearten, ein Nervensystem und innere Organe. All dieses bedeutet unser Menschsein in materiellem Sinne. Gibt es aber noch mehr an uns, was das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann?
Sind wir einzigartig darin, dass unsere Existenz über das rein Physikalische hinausgeht und auf eine großartige Daseinsbestimmung hinweist? Was bestimmt unser Verhalten, unsere Interessen und unsere Reaktionen? Warum leiden wir moralisch? Warum sehnen wir uns nach dem Unbekannten?
Warum streben wir nach immer mehr Erkenntnis in jeder naturwissenschaftlichen Disziplin? Warum interessiert uns die Erkenntnis allein um der Erkenntnis willen? Warum treibt unser Intellekt uns zu immer größeren Leistungen? Naturwissenschaftliche Untersuchungen über den Ursprung des Menschen gehören zu den schwierigsten Disziplinen überhaupt.
In seinem Buch Darwin’s Black Box zeigt der Biochemiker Michael J. Behe anhand wissenschaftlicher Beweise in überzeugender Art die Unmöglichkeit auf, das Leben hätte von nichtlebender Materie alleine entstehen können.
Die allgemein für richtig gehaltene Evolutionstheorie vermag nicht zu erklären, warum wir uns für unantastbare Werte wie Schönheit und geistliche Erkenntnis interessieren. Der menschliche Verstand ist viel zu kompliziert, um nur ein Zufallsprodukt zu sein. Die Bibel widerspricht der Evolution und stellt unmissverständlich fest, Gott hat den Menschen erschaffen.
Der Mensch weiß sehr viel über seine Umwelt, das Weltall und auch über sich selbst, wenn es um die körperliche Gesundheit geht. Andererseits scheinen wir sehr wenig über moralische Verantwortung und die Verhütung von Übeln wie Krieg und Kriminalität zu wissen.
Eine Quelle der Erkenntnis?
Die Zustände auf unserer Welt sind oft beängstigend und scheinen gelegentlich außer Kontrolle zu geraten, wenn neue Kriege oder Krisenherde entstehen. Wir sollten unsere natürliche Neugierde, die auf naturwissenschaftlichen Gebieten zu so vielen Errungenschaften geführt hat, der Erforschung des so dringend benötigten moralischen Fortschritts widmen. Vielleicht wären dann der Fortbestand und der zukünftige Zustand der Menschheit nicht so ungewiss.
Für die Erforschung dieses Gebiets braucht der Mensch eine Quelle der Erkenntnis, die über das Materialistische hinausgeht und mit deren Hilfe auch die geistliche Wissensdimension erschlossen werden kann.
Wir müssen den ganzen Menschen verstehen. Im Vorwort seines Buches How the Mind Works schrieb Steven Pinker, Professor am Massachusetts Institute of Technology, Folgendes: „Zunächst einmal verstehen wir nicht, wie der menschliche Verstand funktioniert – nicht so gut wie wir die Funktionen des Körpers verstehen und ganz bestimmt nicht so gut, um das Utopia zu schaffen oder eine Lösung für das Unglücklichsein zu finden.“
Die Grenzen der Naturwissenschaften
Unsere moderne Zivilisation schafft es nicht, uns alle glücklich zu machen. Dafür fehlt die notwendige Erkenntnis. Die Naturwissenschaften, die sich auf das Beobachtbare beschränken, können uns diese Erkenntnis nicht liefern, die eine nichtmaterielle Wissensdimension tangiert. Philosophische Spekulationen sind kein Ersatz für offenbartes Wissen übernatürlichen Ursprungs. Hinzu kommt die geistliche Verblendung, die in Offenbarung 12, Vers 9 beschrieben wird und die ganze Welt beeinflusst.
Wir sind geistlichen Gesetzen unterstellt, deren Wirkung genauso unerbittlich ist wie die von der Wissenschaft entdeckten physikalischen Gesetze. Obwohl wir die Schwerkraft nicht „sehen“ können, zweifeln wir nicht an deren Existenz. Ebenso gibt es unsichtbare geistliche Gesetze, deren Auswirkungen von unserem Verhalten abhängig sind. Trotz der Erkenntnisse der Naturwissenschaften vermag nur Gott zu sagen, wer wir sind, warum wir existieren und was die Bestimmung unseres Lebens ist.
Nur die Bibel enthält diese fehlende Dimension in unserer menschlichen Erkenntnis. Aus der Sicht der Bibel ist der Mensch unzerteilbar. Es ist nicht möglich, den Menschen als Zusammensetzung von materiellem Leib und einer unsterblichen Seele zu definieren. Ohne unsere physischen Organe könnten wir nicht existieren, und ohne unsere mentalen Fähigkeiten wären wir nicht menschlich.
In diesem Sinne gibt es viele Faktoren, die uns von Tieren unterscheiden: unsere Fähigkeit zur Verständigung durch Sprache; unsere Vorstellungskraft; unser Bewusstsein der Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft; unsere Vernunft mit dem Vermögen zu folgern und vieles mehr. Der wohl entscheidendste Unterschied zwischen uns und den Tieren ist das Bedürfnis des Menschen, seine Existenz zu hinterfragen.
In seinem Buch God and Evolution hebt R. J. Berry ein über alles andere herausragendes Merkmal des Menschen hervor: „Der Schlüssel zum Verständnis unserer Natur, wie diese in der Bibel dargelegt wird, ist die Bedeutung von ,nach dem Bilde Gottes‘, womit wir uns von den Tieren unterscheiden“ (alle Hervorhebungen durch uns).
„Nach dem Bilde Gottes“
In 1. Mose 1 lesen wir, dass Gott den Menschen nach seinem eigenen Bilde schuf, wobei er ihn aus dem Staub der Erde formte und ihm dann den „Odem des Lebens“ einblies. Dadurch wurde Adam zu einem lebendigen Wesen (1. Mose 1,26-27; 2,7).
Dass Gott den Menschen nach seinem eigenen Bild schuf, bedeutet den grundlegenden Unterschied zwischen dem Menschen und allen anderen Kreaturen. Alle sonstigen Unterscheidungsmerkmale zwischen Mensch und Tier lassen sich auf diese der Erschaffung des Menschen zugrunde liegende Besonderheit zurückführen.
„Nach dem Bilde Gottes“ verleiht der menschlichen Existenz eine besondere Bedeutung und weist auf die Bestimmung des menschlichen Lebens hin. Mensch zu sein bedeutet, eine Ähnlichkeit mit Gott zu haben. Dies ist das Zeugnis der Bibel, das absolut gewiss ist!
Als das zuletzt geschaffene Geschöpf war der Mensch die Krönung der materiellen Schöpfung. Der Mensch war dazu bestimmt, über diese materielle Schöpfung zu herrschen. In diesem Sinne bestand eine der ersten Aufgaben des Menschen darin, allen Tieren einen Namen zu geben (1. Mose 2,19-20).
Von der ganzen Schöpfung wurde nur der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen. Die hebräischen Schriften enthalten keine präzise Definition für die Begriffe Bild und gleich. Die Cambridge Bible for Schools und Colleges führt dazu aus: „ ,Bild‘ scheint die Fortpflanzung in Form und Substanz zu bedeuten, physisch oder geistlich; ,gleich‘ vermittelt die Vorstellung von äußerlicher Ähnlichkeit und Erscheinung.“ Freilich ist der Mensch nicht mit der Macht und allen Eigenschaften des Schöpfers ausgestattet. Nichtsdestoweniger ist der Mensch in seiner physischen Erscheinungsform diesem Schöpfer ähnlich.
In der ganzen Bibel wird die Beziehung des Schöpfers zu den Menschen als die eines Vaters zu seinen Kindern beschrieben. Kinder ähneln ihren Eltern. Diese Beziehung wird im Hebräerbrief wie folgt dargelegt: „Denn weil sie alle von einem [Vater] kommen, beide, der [Jesus] heiligt und die [Christen] geheiligt werden, darum schämt er [Jesus] sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, und spricht: Ich will deinen Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir lobsingen. Und wiederum: Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen; und wiederum: Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat“ (Hebräer 2,11-13).
Die zitierten Verse sind auch ein Umriss von Gottes bemerkenswertem Vorhaben mit den Menschen. Die Bibel offenbart, dass der Mensch mit einem Verstand geschaffen wurde, der ihm die Verständigung mit Gott und die Nachahmung der göttlichen Denkweise ermöglicht. Unsere Bestimmung ist es, so zu werden, wie Jesus Christus es jetzt ist als der verherrlichte Sohn Gottes (1. Johannes 3,2).
Gottes großes Vorhaben für den Menschen ist für beide Geschlechter vorgesehen: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib“ (1. Mose 1,27; vgl. dazu 1. Mose 5,1-2).
Das in Vers 27 benutzte hebräische Wort für „Menschen“, etadam (einschließlich des Akkusativ-Partizips et), ist ein Sammelbegriff, mit dem die Menschheit insgesamt und nicht nur Adam gemeint ist, der der erste Mensch war (1. Korinther 15,45; 1. Chronik 1,1). Daher bezieht sich das „Bild Gottes“ sowohl auf den einzelnen Menschen als auch auf die Menschheit insgesamt. Jeder Mensch, ob männlich oder weiblich, wurde nach dem Bilde Gottes geschaffen.
Die Bibel benutzt die Wörter Bild und gleich auch in Verbindung mit der menschlichen Fortpflanzung: „Und Adam war 130 Jahre alt und zeugte einen Sohn, ihm gleich und nach seinem Bilde, und nannte ihn Set“ (1. Mose 5,3). Die Bibel legt sich selbst aus. Im Zusammenhang wird erwähnt, dass Gott den Menschen nach seinem Bilde erschuf: „Dies ist das Buch von Adams Geschlecht. Als Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Bilde Gottes und schuf sie als Mann und Weib und segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch zur Zeit, da sie geschaffen wurden“ (1. Mose 5,1-2).
Dieser Abschnitt enthält einen bedeutenden Hinweis auf die von dem Schöpfer beabsichtigte Bedeutung des Ausdrucks „nach dem Bilde Gottes“. In der gleichen Weise, wie der Schöpfer den Menschen nach seinem Bilde schuf, zeugte Adam einen Sohn, Set, der nach seinem Bilde und ihm gleich war (dieselben hebräischen Wörter werden in beiden Abschnitten benutzt). Das Interpreter’s Dictionary of the Bible stellt dazu fest: „Dass der Mensch Gott ähnlich ist, wird anhand von Sets Erscheinung im Vergleich zu seinem Vater Adam herausgestellt. Somit wird klar, dass eine physische Ähnlichkeit mit Gott nicht ausgeschlossen werden darf“ (Seite 683).
Mit anderen Worten: Genauso wie Kinder ihren Eltern ähneln, sind wir unserem Schöpfer ähnlich. Obwohl Gott kein physisches Wesen, sondern Geist ist (Johannes 4,24), sind alle Menschen ihm in der äußeren Erscheinungsform ähnlich. In seinem verherrlichten Zustand zeigte Gott Mose seinen Rücken (2. Mose 33,18-23). Außerdem ist es bemerkenswert, dass Jesus Christus sich seinen Aposteln nach seiner Auferstehung in menschlicher Erscheinungsform zeigte. Bei seiner „Verklärung“ zeigte sich Jesus in der gleichen Form dem Petrus, Jakobus und Johannes (Matthäus 17,1-9).
Als Gott sich den biblischen Propheten in Vision zeigte, beschrieben sie seine Erscheinung in der Gestalt eines Menschen. Im Rahmen des physisch Möglichen wurde der Mensch als physisches Wesen nach dem Bilde des großen Geistwesens Gott geschaffen. In diesem Beitrag werden wir sehen, dass der Mensch seinem Schöpfer auch in anderen Hinsichten ähnlich ist, und warum das der Fall ist.
Was ist der Mensch?
Auch die Bibel stellt diese Frage, und zumindest ein Philosoph, Immanuel Kant, sah in dieser Frage die Zusammenfassung aller Philosophie. Es ist heute jedoch nach wie vor der Fall, dass der Mensch keine zufriedenstellende Antwort auf diese überaus wichtige Frage gefunden hat.
In der hebräischen Schrift kommt die Frage „Was ist der Mensch?“ nur zweimal vor. Davids Gedanken in Psalm 8 sind gut bekannt und wurden in dem neutestamentlichen Buch Hebräer zitiert. Im Gegensatz dazu sind Hiobs Worte im Buch Hiob, Kapitel 7 kaum bekannt. Beide Abschnitte sind bedenkenswert und werden in dem letzten Teil dieses Beitrags behandelt.
Wie sollen wir die Menschheit definieren? Uns geht es nicht um die Überlegungen menschlicher Philosophen, sondern um die Aussagen des Wortes Gottes zu diesem Thema.
Was offenbart Gott über den Menschen? 1. Mose 1 sagt uns, dass der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde (Verse 26-27). In Kapitel 2 erfahren wir einige zusätzliche Details über diese Schöpfung. Gott schuf den Menschen aus Materie, aus „Staub vom Ackerboden“: „Da bildete Gott, der Herr, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele“ (1. Mose 2,7; Elberfelder Bibel).
Nirgends sagt die Bibel, der Mensch sei oder habe eine „unsterbliche Seele“. Alle Ideen dieser Art stellen nichtbiblische Konzepte dar, deren Ursprung eindeutig in außerbiblischen Quellen zu suchen ist.
Im Gegenteil: Die Bibel offenbart in klaren Worten, dass die Seele sterben bzw. vernichtet werden kann. Sie ist nicht unsterblich! Jesus ermahnt uns, nicht diejenigen zu fürchten, „die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem [Gott], der Leib und Seele verderben kann in der Hölle“ (Matthäus 10,28).
Die Bibel lehrt eindeutig, dass der Mensch keine unsterbliche Seele hat. Doch es gibt dennoch einen nichtphysischen Bestandteil seines Wesens: „Jedoch – es ist der Geist im Menschen und der Atem des Allmächtigen, der sie verständig werden lässt“ (Hiob 32,8).
Anscheinend ist es dieser „Geist im Menschen“, der den entscheidenden nichtphysischen Bestandteil ausmacht, mit dessen Hilfe der Mensch auf einer Ebene lernen und begreifen kann, die den Tieren haushoch überlegen ist. Dieser Geist verleiht dem Menschen die Fähigkeit, die Dinge des Menschen zu „wissen“ (1. Korinther 2,11).
Was passiert mit dem „Geist im Menschen“, wenn der Mensch stirbt? „Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat“ (Prediger 12,7). Dieser „Geist im Menschen“ hat jedoch kein eigenes Bewusstsein, das nach dem Tode des Menschen unabhängig vom menschlichen Körper weiterlebt: „Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts“ (Prediger 9,5).
In der Bibel wird der Tod mit dem Schlaf verglichen (Daniel 12,2; Lukas 8,52; Johannes 11,1-13; 1. Korinther 15,19-20). Bei der Auferstehung werden die Toten wieder zum Bewusstsein erweckt (Johannes 5,28-29; 6,39).
War Jesus wirklich ein Mensch?
Aufgrund der zentralen Aufgabe, die Jesus im Plan Gottes hat, ist es wichtig, dass wir sein Menschsein verstehen. In manchen Bibelstellen wird Jesus ein Mensch genannt. In der griechischen Sprache des Neuen Testamentes gibt es zwei Wörter, die mit „Mensch“ übersetzt werden. Das eine ist das Wort anthropos, mit dem der Mensch als Art oder Spezies gemeint ist. Das andere Wort, aner, kennzeichnet einen Menschen männlichen Geschlechts. Beide Wörter werden in Bezug auf Jesus Christus benutzt.
Interessant ist, wie der Apostel Paulus Jesus Christus viele Jahre nach seiner Auferstehung von den Toten beschrieb: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch [anthropos] Christus Jesus“ (1. Timotheus 2,5).
Auch das andere griechische Wort für Mensch wird in Bezug auf Jesus verwendet: „Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer, einen Mann [aner], der von Gott euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat“ (Apostelgeschichte 2,22; Elberfelder Bibel).
Jesu Christi Leben und Wirken müssen vor dem Hintergrund dieser historischen Tatsache gesehen werden. Jesu Menschsein war vollkommen (Philipper 2,5-8) in der Hinsicht, dass er als physischer Mensch lebte. Er wurde hungrig und aß, wurde müde und ruhte usw. wie jeder andere Mensch. Der Hebräerbrief bezeugt Jesu Existenz als Mensch; zur weiteren Vertiefung in dieses Thema empfehlen wir diesen Brief.
Als Mensch sah Jesus nicht anders aus als die gewöhnlichen Menschen seiner Zeit (Jesaja 53,2). Der grundlegende Unterschied lag im Bereich des Geistlichen. Im Gegensatz zu allen anderen Menschen sündigte Jesus nie (Prediger 7,20; Römer 3,23; Hebräer 4,15; 1. Petrus 2,22). Er befolgte immer vollkommen den Willen seines himmlischen Vaters!
Obwohl Jesus in der Tat ein physischer Mann war, kam er von Gott. Gott war sein Vater, und der heilige Geist diente als Werkzeug der Fortpflanzung. Durch ein Wunder wurde er gezeugt und von einer Jungfrau (Maria) zur Welt gebracht, ein Nachkomme des Königs David.
In Lukas 3 finden wir die Ahnentafel seiner Mutter. Seine „gesetzliche“ Ahnentafel (über Josef) finden wir im ersten Kapitel des Matthäusevangeliums. Jesus war wahrhaftig sowohl der Menschensohn als auch der Sohn Gottes.
Eine der größten Irrlehren in der Kirche des ersten Jahrhunderts n. Chr. war die Verneinung der Existenz Jesu Christi als Mensch: „Daran könnt ihr den Geist Gottes erkennen: Jeder Geist, der da bekennt, dass Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist, der ist aus Gott; und jeder Geist, der Jesus nicht so bekennt, ist nicht aus Gott“ (1. Johannes 4,2-3; vgl. dazu 2. Johannes 7).
Jesu Christi Menschwerdung zu leugnen trennt uns von der Wahrheit Gottes. Die gleiche Irrlehre, die die Kirche des ersten nachchristlichen Jahrhunderts plagte, existiert heute immer noch. Dadurch werden Zweifel bezüglich der wahren Funktion und Natur Jesu Christi gesät.
Jesus der „Menschensohn“
In der Bibel wird Jesus Christus mehr als 80-mal der „Menschensohn“ genannt. Diesen Ausdruck benutzte er selbst am häufigsten als Selbstbezeichnung. Ob in Aramäisch (Jesu Muttersprache), Griechisch oder Hebräisch, bedeutet dieser Ausdruck einen gewöhnlichen Menschen.
Der Ausdruck „Menschensohn“ kommt auch mehr als 90-mal bei dem hebräischen Propheten Hesekiel vor. Damit redete Gott Hesekiel an. Außerdem wird dieses Wort in der Bibel in Bezug auf jeglichen gewöhnlichen Menschen benutzt und nicht ausschließlich in Verbindung mit einem Propheten oder einem anderen Diener Gottes.
Da der Ausdruck „Menschensohn“ oft in Bezug auf unseren Erlöser verwendet wird, sollten wir die geistlichen Aspekte dieser Bezeichnung überlegen. Jesus Christus nannte sich wiederholt den „Menschensohn“ in Verbindung mit seinem Leiden und Opfertod: „Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen“ (Matthäus 17,22; vgl. 26,45; Markus 9,31; 14,41).
Christus benutzte den Ausdruck „Menschensohn“ auch bezüglich seiner Verantwortung als kommender Herrscher über die Menschheit in dem Reich Gottes. „Jesus aber sprach zu ihnen [den Jüngern]: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels“ (Matthäus 19,28).
Der Ausdruck „Menschensohn“ steht auch in Verbindung mit einem besonderen Wochentag: „Und er [Jesus] sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat“ (Markus 2,27-28; vgl. Matthäus 12,8; Lukas 6,5).
Durch Christus wurde alles geschaffen (Johannes 1,1-3; Kolosser 1,16-17; Hebräer 1,2), und der Sabbat wurde unmittelbar nach der Erschaffung des Menschen eingesetzt (1. Mose 2,3). Deshalb hatte der Menschensohn das Recht, uns geistliche Unterweisung bezüglich der richtigen Einhaltung des Sabbats mit Gnade und Barmherzigkeit zu erteilen.
Bei einer Gelegenheit stellte Jesus, der Menschensohn, seinen Jüngern eine gezielte Frage: „Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?“ (Matthäus 16,13).
In ihrer Antwort gaben sie verschiedene weitverbreitete aber irrtümliche Meinungen über Jesu Identität wieder. Doch Simon Petrus hatte eine besondere Erkenntnis: „Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus [der Messias], des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (Matthäus 16,16-17).
Unter göttlicher Inspiration bezeugte Petrus, dass Jesus Christus, der Menschensohn, auch der Sohn des lebendigen Gottes ist. Obwohl die Apostel gelegentlich Christus als Sohn Gottes bezeichneten (Matthäus 14,33; Johannes 20,31 usw.), benutzte Jesus selbst diese Bezeichnung nur selten. Stattdessen betonte er sein Menschsein, um zu zeigen, dass er sich mit unserem Leiden identifizieren kann. Der hebräische Prophet Jesaja beschrieb ihn als einen Menschen „voller Schmerzen und Krankheit“ (Jesaja 53,3).
Jesus Christus: ein Mensch nach dem Bilde Gottes
Ca. 4000 Jahre nach dem Garten Eden bestätigte der Apostel Jakobus die Aussage in 1. Mose 1, Vers 26: „Mit ihr [der Zunge] loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind“ (Jakobus 3,9).
Die Bibelstellen in 1. Mose 5, Vers 2 und Kapitel 9, Vers 6 zeigen, dass sich der Mensch, obwohl die Sünde in die Welt des Menschen eingedrungen war, immer noch nach dem Bilde Gottes fortpflanzte. Einige tausend Jahre später bestätigte Jakobus diese Lehre der Bibel: Mensch zu sein bedeutet, nach dem Bilde Gottes geschaffen zu sein. Jakobus betonte die Wichtigkeit eines ehrbaren Umgangs mit unseren Mitmenschen, denn alle Menschen sind ein Abbild des Schöpfers.
Der Apostel Paulus bestätigte auch diese bedeutsame biblische Wahrheit: „Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz“ (1. Korinther 11,7).
Die beiden Apostel Paulus und Jakobus bestätigen diese grundlegende biblische Lehre. Manche haben jedoch diesen Vers dahin gehend ausgelegt, dass die Frau keinen Anteil am Bild Gottes habe. Diese Auslegung widerspricht eindeutig den Aussagen in 1. Mose 1, Vers 26 und 1. Mose 5, Vers 2.
Im Kontext zeigt Paulus, dass dies nicht seine Meinung war: „Denn wie die Frau von dem Mann, so kommt auch der Mann durch die Frau; aber alles [also auch das Bild der Frau] von Gott“ (1. Korinther 11,12). Anscheinend behandelt Paulus die Missachtung der Unterscheidung zwischen den Rollen, die Gott Männern und Frauen zugewiesen hat.
Durch Jesus wird das Bild Gottes in Männern und Frauen vervollkommnet. „Der erste Mensch [Adam] ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch [Christus] ist vom Himmel. Wie der irdische ist, so sind auch die irdischen; und wie der himmlische ist, so sind auch die himmlischen. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen [Christus]“ (1. Korinther 15,47-49).
Die Sünde verhindert, dass wir Menschen uns geistlich nach dem Bilde Gottes entwickeln und so unser wunderbares, von Gott bestimmtes Potenzial erreichen. Durch Jesus Christus werden wir jedoch erneuert und können in ihm das geistliche Ebenbild (den Charakter) Gottes annehmen. Durch die Auferstehung wird diese Erneuerung vollendet, wenn unsere sterblichen Leiber in glorreiche Geistleiber verwandelt werden (Philipper 3,20-21; siehe auch 1. Thessalonicher 4,13-17).
Obwohl wir die Bestimmung unseres Lebens nicht aus eigener Kraft erreichen können, bietet uns Gott durch Jesus Christus, der auch geistlich „nach dem Bilde Gottes“ zur Welt kam, die Möglichkeit zur Versöhnung mit unserem himmlischen Vater an. Mit seiner Hilfe können wir ihm immer ähnlicher werden, sowohl in Gnade als auch in Erkenntnis (2. Petrus 3,18).
Jesus Christus war das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes. Christus sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9). Durch Christus sehen wir den Vater und erkennen außerdem unser Potenzial besser. Schließlich ist Christus auch das Ebenbild Gottes: „Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes“ (2. Korinther 4,3-4).
Hebräer 1, Vers 3 erklärt, dass Christus die „Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und [der] Abdruck seines Wesens ist“ (Elberfelder Bibel). In diesem Vers wurde das Wort Abdruck von dem griechischen Wort charakter übersetzt. Das Wort bedeutet „ein Werkzeug zum Eingravieren . . . ein ,Stempel‘ oder ,Abdruck‘, wie auf einer Münze oder einem Siegel.
In diesem Fall trägt der verwendete Prägestempel das ,Bild‘, das es produziert. Umgekehrt weist das ,Bild‘ alle Eigenschaften des Werkzeugs auf, das zu dessen Produktion benutzt wurde“ (Vine’s Expository Dictionary of Old and New Testament Words, Stichwort „Image“).
Jesus Christus war buchstäblich der genaue „Abdruck“ des Vaters. Christus bestätigte dies, als er sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9).
Als Christen sollen wir uns inwendig erneuern lassen und Jesus Christus nachahmen: „Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Epheser 4,23-24).
Es ist der neue Mensch (männlich oder weiblich), der geistlich nach dem Bilde Gottes geschaffen wird. Kein Mensch kann diese Verwandlung selbst vollbringen. Nur durch den innewohnenden Jesus Christus können wir Menschen nach dem Bilde Gottes umgestaltet werden.
Der Apostel Paulus schrieb dazu: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben“ (Galater 2,20). Diese wunderbare Verwandlung vollzieht sich mittels der Kraft des heiligen Geistes, den Gott den Menschen schenkt, die ihm gehorchen (Apostelgeschichte 5,32).
Gottes großes Vorhaben mit den Menschen
Gottes endgültiges Vorhaben mit uns Menschen steht im unmittelbaren Bezug zu der Frage, die König David stellte. „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan“ (Psalm 8,4-7).
Gottes Diener Hiob stellte die gleiche Frage: „Ich vergehe! Ich leb’ ja nicht ewig. Lass ab von mir, denn meine Tage sind nur noch ein Hauch. Was ist der Mensch, dass du ihn groß achtest und dich um ihn bekümmerst?“ (Hiob 7,16-17).
David wurde von der Majestät der Schöpfung Gottes überwältigt, die ihn über Gottes Vorhaben mit dem Menschen nachdenken ließ. Im Gegensatz dazu protestierte Hiob in seinem Leiden, das Leben scheine zu kurz zu sein, um Gottes Fürsorge um den Menschen zu rechtfertigen.
Aus unterschiedlichen Beweggründen dachten diese beiden Männer darüber nach, was der allmächtige Gott mit uns Menschen vorhatte und warum er sich überhaupt um uns kümmert. Die Behandlung dieser Frage dient unserem Verständnis dieses wichtigen Themas, das mit der Zukunft aller Menschen zu tun hat. Andere Aussagen der Bibel klären uns über dieses Vorhaben auf.
Der Hebräerbrief hilft uns, manche Grundwahrheiten zu verstehen, die Gott im Alten Testament für die Menschheit niederschreiben ließ. Dieser Brief zitiert die Worte Davids (Hebräer 2,6-8) und kommentiert sie wie folgt:
„Wenn er ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan ist. Den aber, der eine kleine Zeit niedriger gewesen ist als die Engel, Jesus, sehen wir durch das Leiden des Todes gekrönt mit Preis und Ehre; denn durch Gottes Gnade sollte er für alle den Tod schmecken“ (Hebräer 2,8-9).
Bei der Erschaffung des Menschen übertrug Gott ihm die Verantwortung, für die Schöpfung – die Umwelt – zu sorgen. Leider ist der Mensch dieser Verantwortung nur teilweise nachgekommen. Bei seiner Rückkehr übernimmt Jesus Christus diese Aufgabe, und denen, die bei seiner Rückkehr zum ewigen Leben auferstehen, werden dann alle Dinge „unter die Füße getan“. Sie werden im Reich Gottes als Angehörige der Familie Gottes mit Gott und Christus ewig herrschen.
Dieser Abschnitt im Hebräerbrief hebt auch das Leiden Christi hervor: „Denn es ziemte sich für den [Jesus], um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, dass er den, der viele Söhne zur Herrlichkeit geführt hat, den Anfänger ihres Heils, durch Leiden vollendete“ (Hebräer 2,10). Jesus litt im Fleisch, damit jeder Mensch die Gelegenheit haben kann, Teil des Reiches Gottes zu werden. Dem Leiden Christi folgte dann seine Verherrlichung.
Der Patriarch Hiob verstand zeitweise nicht, dass unser Leiden auch unserer Vollendung dient. Christus ist unser Vorbild für unseren Umgang mit dem Leiden: „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen“ (1. Petrus 2,21).
Obwohl unser Leiden in keinem Verhältnis zum Leiden Jesu Christi steht, müssen auch wir leiden, um später mit ihm herrschen zu können (Römer 8,17). Die Herrlichkeit der Zukunft, die Gott uns bereitet hat, lässt die Leiden und Sorgen dieses Lebens verblassen (Römer 8,18).
Diejenigen, die an der Auferstehung teilhaben, werden Jesus Christus nicht nur in ihrem äußeren Erscheinungsbild ähnlich sein. Sie werden auch die Natur Gottes mit ihm teilen, der sie heute durch den heiligen Geist teilhaftig werden (2. Petrus 1,4) und in deren Erkenntnis sie dann wachsen müssen (2. Petrus 3,18).
Der Apostel Paulus schreibt, dass wir letztendlich dem Bild Jesu Christi – gemeint ist auch sein gerechter Charakter – gleich sein werden: „Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Römer 8,29).
Was ist also unsere Bestimmung in Gott und Christus? Ewiges Leben im Reich Gottes als Angehörige der Familie Gottes ist die Bestimmung unseres Lebens! Deshalb wurde der Mensch überhaupt nach dem Bilde Gottes geschaffen. Wahre Christen werden als Brüder Jesu Christi zusammen mit ihm Teil der Familie ihres himmlischen Vaters sein.
Für die Gerechten ist eine großartige Zukunft vorgesehen. Ewiges Leben im Reich Gottes ist die übergeordnete Bestimmung unseres Lebens.
Unterschätzen Sie niemals den Wert Ihres Lebens! Es ist Ihre Bestimmung, die Natur des Schöpfers zu empfangen, sein Kind zu werden. Sie können eines Tages als ewig lebendes Geistwesen, geschaffen nach dem Bild des Schöpfers, Teil der Familie Gottes werden!
Die Geschichte der Lehre von der unsterblichen Seele
Der Ausdruck „unsterbliche Seele“ wird in christlichen Kreisen benutzt, obwohl er nirgends in der Bibel zu finden ist. Was ist der Ursprung der Lehre von der unsterblichen Seele?
Das Konzept von der angeblichen Unsterblichkeit der Seele wurde zuerst im alten Ägypten und in Babylon gelehrt. „Der Glaube an das Weiterleben der Seele nach der Auflösung des Körpers ist Spekulation [und] keine ausdrückliche Lehre der Heiligen Schrift. Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele wurde den Juden durch die griechische Philosophie gebracht, vornehmlich durch ihren Hauptbefürworter Platon (428-348 v. Chr.), der selbst durch die Orphik und die Eleusinischen Mysterien darauf kam, in denen babylonische und ägyptische Ansichten auf merkwürdige Weise vermischt wurden“ (Jewish Encyclopedia, Funk and Wagnalls, New York, 1941, Band VI, „Immortality of the Soul“, Seite 564, 566).
Der griechische Philosoph Platon war Schüler des Sokrates und lehrte, dass sich eine „unsterbliche Seele“ beim Tode vom Körper trennt. Die International Standard Bible Encyclopedia kommentiert die Sichtweise des alten Israels zur Seele wie folgt: „Wir werden mehr oder weniger durch die griechische bzw. platonische Vorstellung beeinflusst, dass der Körper stirbt, die Seele hingegen unsterblich ist. Diese Vorstellung widerspricht ganz dem israelitischen Bewusstsein und wird nirgends [im Alten Testament] gefunden“ (Eerdmans, Grand Rapids, 1956, Band II, Stichwort „Death“, Seite 812).
Als das Evangelium Christi der römischen und griechischen Welt gepredigt wurde, wurde auch das frühe Christentum von griechischen Philosophien beeinflusst. Um 200 nach Christus entwickelte sich die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele zu einer Kontroverse in der Kirche.
Das Evangelical Dictionary of Theology beschreibt, wie Origenes, ein früher und einflussreicher Theologe, von griechischem Gedankengut beeinflusst wurde: „Spekulationen über die Seele in der Zeit nach den Aposteln wurden von griechischer Philosophie stark beeinflusst. Als Beleg dafür dient Origenes’ Akzeptanz der platonischen Lehre von der Präexistenz der Seele. Diese war ursprünglich reiner Verstand (griechisch nous), der aufgrund seines Abfalls von Gott zur Seele ,abgewertet‘ wurde (griechisch psyche), als er seine Beteiligung am göttlichen Feuer verlor, indem er auf die Erde blickte“ (Baker Book House, Grand Rapids, 1992, Stichwort „Soul“, Seite 1037).
Die weltliche Geschichte offenbart, dass das Konzept von der Unsterblichkeit der Seele ein antiker Glaube vieler heidnischer Religionen, jedoch keine biblische oder apostolische Lehre ist und deshalb den ersten Christen unbekannt war.