Welche Bedeutung hat der Neumond für heutige Christen? Ist er wie ein Festtag bzw. ein wöchentlicher Sabbat zu begehen? Was sagt die Bibel dazu?

Von Paul Kieffer

Wie sollen Christen den Neumond begehen? Sollen wir uns jeden Monat zum Neumond versammeln? Sollen wir diesen Tag wie den wöchentlichen Sabbat halten und an ihm die Arbeit ruhen lassen und einen Gottesdienst abhalten?

Solche Fragen sind nichts Neues, und die Meinungen zu diesem Thema gehen weit auseinander. Für einige wenige Christen ist das „Halten“ des Neumonds ein wichtiger Aspekt ihrer christlichen Lebensführung, während die überwiegende Mehrheit keine Notwendigkeit sieht, den Tag des Neumondes besonders hervorzuheben.

Für alle wahren Nachfolger Jesu Christi sind jedoch persönliche Meinungen bei der Beantwortung von Fragen, die mit der richtigen christlichen Lebensführung zu tun haben, nicht maßgebend. Maßgebend sind allein die Aussagen der Heiligen Schrift! Beherzigen wir daher das Beispiel der Juden in Beröa (Apostelgeschichte 17,10-11) und prüfen wir anhand der Bibel, welche Bedeutung der Neumond für heutige Christen hat.

Der Neumond als Teil der levitischen Ritualopfer

Eine Untersuchung des Alten Testaments zeigt die rituelle Bedeutung des Neumonds als Teil des levitischen Systems unter dem Alten Bund. Es gab das tägliche Ritualopfer bei Sonnenaufgang und -untergang, und zusätzliche Opfer waren für bestimmte Tage vorgesehen. Dazu gehörten der wöchentliche Sabbat und die Jahressabbate, die Teil der biblischen Festzeiten sind.

Darüber hinaus war ein Opfer für jeden Monatsbeginn – der Neumond – vorgeschrieben, wie wir in 4. Mose 28, Verse 11-15 nachlesen können: „Aber am ersten Tage eurer Monate sollt ihr dem Herrn ein Brandopfer opfern: zwei junge Stiere, einen Widder, sieben einjährige Schafe ohne Fehler und je drei Zehntel feinstes Mehl zum Speisopfer, mit Öl vermengt, zu je einem jungen Stier und zwei Zehntel feinstes Mehl zum Speisopfer, mit Öl vermengt, zu dem einen Widder und je ein Zehntel feinstes Mehl zum Speisopfer, mit Öl vermengt, zu je einem Schaf.

Das ist ein Brandopfer des lieblichen Geruchs, ein Feueropfer für den Herrn. Und was dazu gehört an Trankopfern, soll sein: eine halbe Kanne Wein zu je einem jungen Stier, eine drittel Kanne zum Widder, eine viertel Kanne zu je einem Schaf.

Das ist das Brandopfer zum Neumond eines jeden Monats im Jahr. Dazu soll man einen Ziegenbock dem Herrn zum Sündopfer zurichten außer dem täglichen Brandopfer und seinem Trankopfer“ (alle Hervorhebungen durch uns).

Die Opfer waren sozusagen kumulativ: Zusätzlich zum täglichen Opfer sollten am Tag des Neumondes auch die weiteren Opfer für den Neumond dargebracht werden. Sollte der Neumond auf einen wöchentlichen Sabbat fallen, dann kamen die Opfer für den Sabbat noch dazu.

Es gibt ein biblisches Fest, das immer auf den Neumond fällt: der Posaunentag. Der Posaunentag ist der erste Tag des siebten Monats im biblischen Kalender. Für diesen Tag – wie für die anderen Jahressabbate – war ein besonderes Opfer vorgesehen. Dazu lesen wir in 4. Mose 29, Verse 1-6 Folgendes:

„Und am ersten Tag des siebenten Monats . . . sollt [ihr] als Brandopfer darbringen zum lieblichen Geruch für den Herrn: einen jungen Stier, einen Widder, sieben einjährige Schafe ohne Fehler, dazu als Speisopfer: drei Zehntel feinstes Mehl, mit Öl vermengt, zu dem jungen Stier, zwei Zehntel zu dem Widder und ein Zehntel zu je einem Schaf von den sieben Schafen, auch einen Ziegenbock zum Sündopfer, um für euch Sühne zu schaffen, außer dem Brandopfer des Neumondes und seinem Speisopfer und außer dem täglichen Brandopfer mit seinem Speisopfer und mit ihren Trankopfern, ihrer Ordnung gemäß, zum lieblichen Geruch als ein Feueropfer für den Herrn.“

Zusätzlich zu diesen vorgeschriebenen Opfern am Tag des Neumonds gab es auch die Vorschrift, dass Trompeten zum Monatsbeginn geblasen werden sollten: „Desgleichen, wenn ihr fröhlich seid an euren Festen und an euren Neumonden, sollt ihr mit den Trompeten blasen bei euren Brandopfern und Dankopfern, damit euer Gott an euch denke. Ich bin der Herr, euer Gott“ (4. Mose 10,10).

Diese drei Bibelabschnitte enthalten alle alttestamentlichen Vorschriften in Bezug auf den Neumond. Diese Vorschriften stehen eindeutig im Zusammenhang mit den levitischen Ritualopfern, die alle auf das Opfer Jesu Christi hindeuteten und in seinem Tod ihre Erfüllung fanden. Da diese levitischen Riten für Christen nicht verbindlich sind (vgl. dazu Hebräer 9,8-10), erübrigt sich für uns heute die Notwendigkeit, am Neumond ein Opfer darzubringen.

Keine „heilige Versammlung“ am Neumond vorgeschrieben

Die einzigen Vorschriften im Alten Testament in Bezug auf den Neumond haben ausschließlich mit Ritualopfern zu tun. Alle anderen Neumond-„Praktiken“ zur Zeit des Alten Bundes sind impliziert, doch sie beruhen nicht auf den Anordnungen Gottes.

Am auffälligsten ist, dass der Neumond dort fehlt, wo Gott seine Sabbate nennt und für diese Tage eine „heilige Versammlung“ vorschreibt. Kapitel 23 vom Buch 3. Mose enthält alle Sabbate einschließlich des wöchentlichen Sabbats. Hier sehen wir, dass am wöchentlichen Sabbat und an den sieben Jahressabbaten die Arbeit ruhen sollte und die Israeliten sich zur Anbetung Gottes versammeln sollten. Doch in diesem Kapitel wird der Neumond überhaupt nicht erwähnt.

Auch sonst im Alten Testament stellen wir mit Ausnahme des Posaunentags nirgends fest, dass der Neumond als „heilige Zeit“ eingesetzt wird, in der die Israeliten – oder wir – von der Arbeit ruhen sollten. Nirgends gebietet Gott den Israeliten, sich am Tag des Neumondes vor ihm zu versammeln oder ein Fest zu feiern.

Andererseits ist es offensichtlich, dass der Tag des Neumondes für die Israeliten ein besonderer Tag war. Da Gott jedoch für diesen Tag außer Ritualopfern, die von den Priestern durchgeführt wurden, nichts geboten hatte, beruhten die Neumond-„Praktiken“ der Israeliten auf ihren eigenen Traditionen.

In 1. Samuel 20 finden wir die Geschichte von David und Jonatan und ihrem Plan, Sauls wahre Absichten gegenüber David herauszufinden. Ihr Plan sollte an einem Neumond durchgeführt werden, doch der Kontext der Erzählung liefert uns keine Informationen über die Jahreszeit.

„David sprach zu Jonatan: Siehe, morgen ist Neumond; da sollte ich mit dem König zu Tisch sitzen; aber lass mich, dass ich mich auf dem Felde verberge bis zum Abend des dritten Tages. Wird dein Vater nach mir fragen, so sprich: David bat mich, dass er nach Bethlehem, seiner Stadt, gehen dürfe; denn dort ist das jährliche Opferfest für das ganze Geschlecht“ (Verse 5-6).

Diese Geschichte impliziert, dass ein Festessen am Neumond im alten Israel eine Tradition war. Ein Festessen war an sich nichts Böses. Keine Stelle deutet an, dass Gott daran Missfallen hatte. Da er aber kein Festessen angeordnet hatte, war diese Tradition kein biblisches Gebot, sondern ein gesellschaftlicher Brauch der Israeliten.

Vielleicht war ein jährliches Opferfest an einem Neumond (Vers 6) der Ursprung der Tradition eines Festessens an jedem Neumond. Nach Meinung einiger Kommentatoren war dieses jährliche Opfer wohl ein Dankopfer. Stimmt diese Meinung, dann hätte die Familie Davids ein Festessen gegessen, nachdem Gottes Portion des geopferten Tieres am Brandopferaltar verbrannt worden wäre. Da der Tag des Neumondes im Gegensatz zum wöchentlichen Sabbat mit keinen Einschränkungen verknüpft war, hätte er sich für diese Praktik gut geeignet.

Der Neumond und der biblische Kalender

Der Neumond ist zwar nicht als Ruhetag „geheiligt“ wie der Sabbat, doch in einem Sinne ist er ein besonderer Tag. Gott selbst hob diesen Tag hervor, indem er an ihm bestimmte Ritualopfer vorschrieb.

Warum verdient der Neumond besondere Aufmerksamkeit? In 1. Mose 1, Vers 14 erfahren wir die Antwort auf diese Frage: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre.“ Das hebräische Wort für „Zeiten“, moadim, hat mit den Terminen für die biblischen Festtage zu tun.

In 3. Mose 23, Vers 4 wurde moadim mit „an ihren Tagen“ übersetzt. Das Licht „an der Feste des Himmels“, mit dessen Hilfe man diese Tage festlegen kann, ist der Mond. Im biblischen Kalender markiert der Neumond den Anfang des Monats, und die Termine für die Jahresfeste Gottes orientieren sich daher am Neumond.

Die Israeliten hatten zu Hause keinen Kalender. Die Neumonde wiesen sie daher auf das Vergehen wichtiger Zeitabschnitte hin, und dieses Wissen half ihnen wiederum bei ihren Vorbereitungen auf die Reise nach Jerusalem zu den Jahresfesten. Im alten Israel war die „Ausrufung“ des Kalenders der levitischen Priesterschaft anvertraut worden. Es war deren Verantwortung, den jeweiligen Monatsanfang festzulegen und ihn der Gemeinde der Israeliten zu verkünden. Die Bekanntgabe der Neumonde war in Israel ein entscheidender Faktor bei der Festlegung der Termine für die Festtage.

Die Verantwortlichen in Jerusalem verkündeten die Neumonde sogar noch nach der Babylonischen Gefangenschaft. Die rechtmäßigen Verantwortlichen verkündeten den Juden den ersten Tag des Monats. Heute ist der jüdische Kalender durch Berechnung der Neumondtermine festgelegt. Es besteht daher keine Notwendigkeit mehr, Ausschau nach dem Neumond zu halten und den Tag des Neumondes offiziell zu verkünden.

Dass die Termine für die Festtage auf Jahre hinaus bekannt sind, bedeutet aber nicht, dass der Neumond nicht mehr wichtig ist. Für die Festlegung der Festtage behält er seine Wichtigkeit. Doch das Wissen über die Neumondtermine ist heute allgemein zugänglich und bedarf keiner besonderen Verkündigung, wie es im alten Israel der Fall war.

Eigene Vorschriften für den Neumond?

Da die Bibel keine Anordnungen über das Halten des Neumonds enthält, blieb Israel nichts anderes übrig, als seine eigenen Bräuche für diesen Tag zu bestimmen. In Amos 8, Verse 4-6 finden wir einen Hinweis auf selbst auferlegte Vorschriften für den Neumond:

„Höret dies, die ihr die Armen unterdrückt und die Elenden im Lande zugrunde richtet und sprecht: Wann will denn der Neumond ein Ende haben, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, dass wir Korn feilhalten können und das Maß verringern und den Preis steigern und die Waage fälschen, damit wir die Armen um Geld und die Geringen um ein Paar Schuhe in unsere Gewalt bringen und Spreu für Korn verkaufen?“

Einige Kommentatoren meinen, dass der angesprochene Neumond der Posaunentag sein könnte. Ist das nicht der Fall, haben die Israeliten dem Gesetz die Vorschrift hinzugefügt, dass man am Tag des Neumondes nicht verkaufen durfte. Amos prangert die Wohlhabenden in Israel an, die andere unterdrückten, sich aber widerwillig an eine selbstauferlegte Vorschrift hielten.

In seinem Buch The Encyclopedia of Judaism führt Geoffery Widoger aus, dass diese Vorschrift später nicht mehr die gleiche Beachtung fand: „Zur der Zeit, als die Juden am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. aus dem Exil zurückgekehrt waren, galt [der Neumond] nicht länger als ein voller Festtag, sondern nur als eine Art halber Festtag, wie auch hol ha-mo’ed (der zwischengelagerte Arbeitstag beim Passah und dem Laubhüttenfest), bei denen die Rabbiner von aller nicht notwendiger Arbeit abrieten und die Frauen einen Feier- und Ruhetag von ihren Aufgaben des Nähens und Webens erhalten sollten.

Schwierigere wirtschaftliche Umstände waren wahrscheinlich der Grund dafür, dass der Neumond dermaßen heruntergestuft wurde, vor allem auch deshalb, weil es keine religiösen oder historischen Gründe gab, warum an diesem Tag nicht gearbeitet werden sollte. Im Laufe der Zeit verlor der Tag dann sogar seine Stellung als geringer Festtag und wurde, mit Ausnahme bestimmter liturgischer Gebräuche, zu einem ganz normalen Arbeitstag.“

Die einzigen detaillierten Anweisungen, die wir in Bezug auf viele antike Bräuche haben, finden wir im Talmud. Die nachfolgenden Zitate basieren auf dem Talmud und können in der Encyclopedia Judaica nachgelesen werden.

„Am Neumond war ein Arbeiten erlaubt (Shab. 24a; Hag. 18a; Ar. 10b), obwohl es Brauch war, dass die Frauen an diesem Tag nicht arbeiteten (TJ, Ta’an. 1:6, 64c). Es war ihnen gestattet, dieses zusätzliche Halbfest zu begehen, weil sie ihren Schmuck nicht für die Schaffung des goldenen Kalbs hergegeben hatten (Tos. To RH 23a, s.v. Mishum). Später wurde es ihr Brauch, keine schwierigen Arbeiten wie das Weben zu verrichten, aber doch leichte Arbeit wie das Nähen“ (Encyclopedia Judaica, Band 12, Stichwort „New Moon“, 1971, Seite 1040).

Das erklärt vielleicht, warum es zur Zeit Jesu keine Hinweise auf das Halten des Neumondes gibt. Die Feierlichkeiten anlässlich des Neumondes waren gegen Ende der Zeit des zweiten Tempels praktisch abgeschafft worden. Das hatte nichts mit den Opfern zu tun, die unter dem levitischen System vorgeschrieben waren und durchgeführt wurden, solange der Tempel bestand.

Der Neumond im Neuen Testament

Es gibt absolut keinen Hinweis darauf, dass Jesus jemals den Neumond als Ruhetag hielt oder in irgendeiner besonderen Weise beging. Wer heute meint, dass Christen den Neumond als Ruhetag halten sollen, kann sich also nicht auf das Beispiel Jesu oder seiner Apostel berufen.

Der Neumond wird nur einmal im Neuen Testament erwähnt, und zwar in Kolosser 2, Verse 16-17: „So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen; leibhaftig aber ist es in Christus.“

Wir können hier den Schluss ziehen, dass es einige in Kolossä gab, die irgendeine Art von Neumondfeier abhielten. Es ist jedoch außerordentlich wichtig, den Kontext dieser Bibelstelle zu verstehen und hier keine unbeabsichtigte Bedeutung hinzuzufügen.

Eine korrekte Übersetzung dieser Verse zeigt, dass die Kolosser angewiesen wurden, es den Asketen in der Gemeinde nicht zu gestatten, andere Mitglieder der Kirche hinsichtlich „Speise“ und „Trank“ bei ihren Festen, Neumonden und Sabbaten zu richten. Dieses Verständnis kann aus der griechischen Sprache abgeleitet werden. Das Thema dieser Bibelstelle hat mit dem Verhalten in Bezug auf „Speise“ und „Trank“ zu tun und nicht mit der Frage, ob wir bestimmte Tage halten sollen oder nicht.

Die „Feste des Herrn“ und der Sabbat wurden von Gott im Alten Testament angeordnet. Es gibt auch zahlreiche Stellen im Neuen Testament, die die Gültigkeit dieser Tage für Christen belegen. Wir wissen, dass die Kolosser, wenn sie der Schrift Gehorsam leisteten, sich an den Sabbaten und Festtagen jeglicher Arbeit enthielten und heilige Versammlungen abhielten.

Wir haben keinen Hinweis darauf, was die Gläubigen in Kolossä an den Neumonden taten. Wir haben nur die Anweisung von Paulus, dass sie es den Asketen nicht erlauben sollten, ihnen ihre asketischen Praktiken aufzuschwatzen. Es ist interessant zu sehen, dass Paulus in Kolosser 2, Vers 16 drei unterschiedliche Tage bzw. Kategorien von Tagen erwähnt: „So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats.“

Die Satzstruktur erlaubt den Schluss, dass Paulus sich hier auf drei unterschiedliche Kategorien von Tagen bezieht – auf Feiertage, Sabbate und Neumonde. Eine logische Schlussfolgerung daraus ist, dass ein Feiertag nicht genau das Gleiche ist wie ein Sabbat und dass ein Neumond nicht das Gleiche ist wie ein Sabbat oder ein Feiertag. Das stimmt mit dem Rest der Schrift überein, wo wir nirgendwo den Neumond als Sabbat oder Festtag bezeichnet sehen.

Es ist auch wichtig darauf hinzuweisen, dass es, solange der Tempel in Jerusalem noch stand, jüdische Christen gab, die die Neumonde anerkannten und auch Opfer darbrachten und sich an anderen Ritualen beteiligten. Wir haben sogar das Beispiel von Paulus, der auf einer seiner Reisen nach Jerusalem ein besonderes Opfer im Tempel darbrachte (Apostelgeschichte 21,26-27).

Nach der Zerstörung des Tempels hörten diese Praktiken, die noch mit der levitischen Priesterschaft im Zusammenhang standen, innerhalb der christlichen Gemeinde auf. Auf der anderen Seite sind der Sabbat und die jährlichen Festtage von universeller Bedeutung und wurden von Christen gemäß ihrer Anordnung in der Bibel auch weiterhin beachtet.

Der Neumond im Millennium

Die Prophezeiungen der Bibel deuten an, dass während der Herrschaft Jesu Christi im Millennium ein neuer Tempel in Jerusalem errichtet werden wird und die Völker Gott an den Sabbaten und Neumonden anbeten werden. „Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem andern und einen Sabbat nach dem andern kommen, um vor mir anzubeten, spricht der Herr“ (Jesaja 66,23).

Hesekiel prophezeite: „Ebenso soll das Volk des Landes an der Tür dieses Tores anbeten vor dem Herrn an den Sabbaten und Neumonden“ (Hesekiel 46,3). Hesekiel, Kapitel 40-47 sind eine Prophezeiung über diesen zukünftigen Tempel.

Die Wiedereinsetzung der levitischen Priesterschaft und des Tempels in Jerusalem durch Christus wird auch das Opfersystem wieder ins Leben rufen. In Sacharja 8 finden wir eine Prophezeiung, die sich auf Jerusalem während der Herrschaft des Messias bezieht. Vers 19 führt eine Reihe von Fastenzeiten auf, die in „fröhliche Festzeiten“ umgewandelt werden.

Diese Fastenzeiten erfolgen im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat. Sie wurden von den Israeliten zur Erinnerung an historische Ereignisse abgehalten (vergleichbar dem Purimfest in Ester 9,17-32). Jedoch wurden sie nie als heilige Festtage des Herrn angeordnet.

Wir sehen also, dass diese Wiedereinführung der levitischen Priesterschaft eine Reihe von Bräuchen wieder ins Leben rufen wird, die nicht unter den von Gott angeordneten Sabbaten in 3. Mose 23 aufgeführt sind. Dazu gehören auch die Neumonde und die verschiedenen Fastenzeiten aus der früheren israelitischen Tradition.

Es gibt aber keinen Hinweis darauf, dass diese besonderen Tage heute für Christen verbindlich sind. Christen brauchen weder einen physischen Tempel noch die levitische Priesterschaft, um Gott anbeten zu können. Jesus hatte im Gespräch mit der samaritischen Frau darauf hingewiesen: „Es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet . . . Es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Johannes 4,21. 23-24).

Die Gültigkeit des Neumonds für heutige Christen

Der Neumond behält seine Funktion als Wegweiser für die Bestimmung von Monaten im biblischen Kalender. Diese Bestimmung ist für die Festlegung der Termine für die biblischen Festtage wichtig. Da die wahren Nachfolger Jesu die Festtage der Bibel halten, ist der Neumond für sie ein bedeutsamer Tag.

Als Christen sollen wir uns gewissenhaft darum bemühen, alle von Gott eingesetzten und gebotenen Anweisungen und Bräuche zu befolgen. Wir haben jedoch kein biblisches Gebot, den Neumond als Ruhetag zu halten, noch können wir auf ein diesbezügliches Beispiel Jesu hinweisen.

Kein Mensch kann einen Tag für heilig erklären, den Gott nicht geheiligt hat, noch kann ein Mensch einen Tag entheiligen, den Gott geheiligt hat. Aus diesem Grund kann der Neumond kein heiliger Tag sein, weil wir keine ausdrückliche Anweisung von Gott haben, die ihn für heilig erklärt.

Nirgends in der Bibel finden wir ein Gebot, an diesem Tag einen Gottesdienst abzuhalten oder uns auch nur zu versammeln. Wir finden in der Bibel keine Grundlage dafür, den Neumond zu einem heiligen Festtag oder zu einem Sabbat zu erklären, an dem eine besondere Zeremonie stattfinden sollte.

In 5. Mose 13, Vers 1 finden wir eine ernste Warnung, weder etwas zu Gottes Geboten hinzuzufügen, noch etwas davon zu entfernen: „Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun.“ Jesus wies die Pharisäer scharf zurecht, weil sie den Juden seiner Zeit menschliche Traditionen als verbindliche Verhaltensweisen auferlegten.

Die alten Israeliten hatten anscheinend ihre eigene Tradition in Bezug auf den Neumond. Heute wäre es sicherlich nicht verkehrt, den Tag des Neumondes auf besondere Weise zu begehen, solange man nicht vergisst, dass man damit eine eigene Tradition pflegt, anstatt ein göttliches Gebot zu befolgen.