Manche Menschen verkennen, wie Habgier ihr geistliches Wachstum behindert. Aus diesem Grund erkennen sie nicht die Notwendigkeit, die trügerische Sünde der Habgier zu überwinden.
Von der Redaktion
Der Begründer der christlichen Religion stellte einst fest: „Geben ist seliger als nehmen“ (Apostelgeschichte 20,35). Mit anderen Worten ist es Gott wohlgefälliger, einem Notleidenden die Hand zur Hilfe zu reichen als persönlichen Reichtum für sich selbst anzuhäufen. Durch das Geben wird nicht nur dem Empfänger gedient. Auch der Geber wird gesegnet.
Freilich besteht die vorherrschende Denkweise in der heutigen Welt aus dem Gegenteil: dem Weg des Nehmens bzw. der Anhäufung persönlichen Reichtums. Viele Menschen verhalten sich wie der reiche Mann in dem Gleichnis, der sich sagte: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut!“ (Lukas 12,19). Der reiche Mann in diesem Gleichnis gefiel Gott jedoch nicht. Gott hatte kein Gefallen an seiner kalten, selbstsüchtigen Geisteshaltung und seiner Liebe zur materiellen Welt.
Seit Jahrtausenden wird die Menschheit von dem Fluch der Habgier geplagt. Jesus Christus warnte die Menschen seiner Zeit: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat“ (Lukas 12,15).
Eine Form des Götzendienstes
Sollten wir die Habgier ernst nehmen? In Kolosser 3, Vers 5 ermahnt uns Paulus: „So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.“ Warum wird die Habgier dem Götzendienst gleichgesetzt? Worin besteht da die Verbindung? Was ist die biblische Definition der Habgier und warum ist sie eine Sünde? Und die wichtigste Frage von allem: Wie können wir die Sünde der Habgier überwinden?
Wahrig Deutsches Wörterbuch definiert das Wort Habgier wie folgt: „Gier, rücksichtsloses Streben nach Besitz“; als Synonym wird das Wort „Habsucht“ angegeben. Oft beziehen sich diese Wörter auf den Wunsch, nach dem Eigentum anderer Menschen, das man selbst nicht rechtmäßig erwerben kann, zu gelüsten.
Die biblische Bedeutung ist ähnlich und wird durch verschiedene hebräische und griechische Wörter ausgedrückt. Zum Beispiel bedeutet das hebräische Wort chamad, das im zehnten Gebot verwendet wird, „große Freude [an etwas] haben“ und kann sowohl einen legitimen als auch einen unmoralischen Wunsch ausdrücken.
Ein anderes hebräisches Wort, betsa, das in Psalm 119, Vers 36 mit „Habsucht“ übersetzt wird, wird mit „dem ungerechten Gewinn“ in 2. Mose 18, Vers 21 übersetzt und hat auch die Bedeutung „plündern“. Die griechischen Wörter, die im Neuen Testament im Sinne der Habgier verwendet werden, weisen auf die Gelüste des Herzens hin.
Es ist jedoch nicht immer verkehrt, etwas haben bzw. besitzen zu wollen. In 1. Korinther 12, Vers 31 ermahnt uns Paulus: „Strebt aber nach den größeren Gaben!“ Das griechische Wort, das in diesem Vers mit „streben“ übersetzt wurde, kommt auch in Römer 13, Vers 9 vor und wird bei einer Wiedergabe des zehnten Gebotes verwendet: „Du sollst nicht begehren.“ In beiden Fällen ist es dasselbe griechische Wort, das in dem einen Fall ein positives, in dem anderen Fall aber ein negatives Wollen bezeichnet. Es ist also nicht verkehrt, nach den geistlichen Gaben Gottes „zu streben“ bzw. sie zu „begehren“.
Damit wird klar, daß es in Ordnung ist, wenn wir uns gute Dinge wünschen, die wir „rechtmäßig“ erwerben bzw. erhalten können und die unsere Beziehung mit Gott nicht beeinträchtigen. Wünsche sind also nicht an sich verkehrt, aber solche Wünsche, die mit Dingen zu tun haben, die wir nicht rechtmäßig erwerben können oder die in uns die Geisteshaltung der besessenen Lust ausdrücken, spiegeln die Sünde der Habgier wider.
Mit anderen Worten: Gott erlaubt uns den Wunsch, bestimmte Dinge zu besitzen, während er uns diesen Wunsch bei anderen Dingen verbietet. Die Heilige Schrift verurteilt das unrechtmäßige Habenwollen in jeglicher Form.
Moderne Anwendung des zehnten Gebotes
Das zehnte Gebot verbietet uns das Begehren des Eigentums unseres Nachbarn: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat“ (2. Mose 20,17). Der Wortlaut dieses Gebotes deckt den ganzen Bereich Eigentum ab.
Einige Beispiele des Eigentums, die im zehnten Gebot erwähnt werden, mögen uns in der heutigen Zeit veraltet vorkommen. Schließlich haben die meisten von uns weder Knechte bzw. Mägde noch Esel, noch betrachten heutige Ehemänner ihre Ehefrauen als Eigentum. Trotzdem deckt das zehnte Gebot eine Art „Wunschliste“ für alles ab, was man sich in der modernen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts wünschen könnte.
Nehmen wir die im zehnten Gebot enthaltene „Wunschliste“ unter die Lupe. Sie enthält das Haus, die Ehefrau, den Knecht bzw. die Magd, den Esel und alles andere Eigentum des Nachbarn. Die Liste enthält grundsätzliche Dinge: Grundbesitz, das eheliche Verhältnis, Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Beförderungsmittel usw. Gott verbietet uns also den Ehepartner, den Mikrowellenherd und das Auto unseres Nachbarn zu begehren.
Gottes Anweisung ist zeitlos. Das Gebot gegen das Begehren ist besonders angebracht in einem Zeitalter, in dem zu viele Menschen ihre unbezahlbaren Wünsche einfach per Kreditkarte erfüllen lassen.
Ist der Wunsch nach Eigentum verkehrt?
Befassen wir uns wieder mit der Frage, was die Habgier mit Götzendienst zu tun hat. Warum ist Begierde in Gottes Augen dem Götzendienst gleichwertig?
Stellen wir zunächst eine andere Frage. Warum empfindet der Mensch so große Freude an Dingen, die ihm nicht zustehen bzw. die er nicht rechtmäßig erwerben kann? Der Mensch „liebt“ sie, weil sie ihm ein falsches Gefühl der Erfüllung vermitteln. Dadurch meinen wir, glücklich zu sein – wenn auch nur vorübergehend.
Schließlich sind es die physischen Sinne, die unser Begehren nach der verbotenen „Frucht“ bestimmen: Geschmack, Tasten, Geruch, Sicht und Gehör. Der ursprüngliche Wunsch jedoch spielt sich in unseren Gedanken ab. Die Umsetzung von Begierde kann zu anderen Sünden wie Ehebruch, Diebstahl und Lüge führen.
Die Habgier in uns Menschen kann dazu führen, daß wir unsere Wünsche zu einem Götzen werden lassen – daß wir unsere Wünsche anbeten –, indem wir diese Wünsche als die Quelle unserer Erfüllung und unseres Glücks betrachten. In ähnlicher Weise wie die Praktikanten heidnischer Religionen vor leblosen Götzen niederfielen, von denen sie sich die Erfüllung ihres Glücks versprachen, überzeugen wir uns auch heute, daß physischer Besitz uns glücklich machen wird.
Durch den Propheten Jesaja beschreibt Gott den Menschen, der vor einem leblosen Gegenstand niederkniet und ihn anfleht: „Er haut Zedern ab und nimmt Kiefern und Eichen und wählt unter den Bäumen des Waldes. Er hatte Fichten gepflanzt, und der Regen ließ sie wachsen. Das gibt den Leuten Brennholz; davon nimmt er und wärmt sich; auch zündet er es an und bäckt Brot; aber daraus macht er auch einen Gott und betet’s an; er macht einen Götzen daraus und kniet davor nieder. Die eine Hälfte verbrennt er im Feuer, auf ihr brät er Fleisch und ißt den Braten und sättigt sich, wärmt sich auch und spricht: Ah! Ich bin warm geworden, ich spüre das Feuer. Aber die andere Hälfte macht er zum Gott, daß es sein Götze sei, vor dem er kniet und niederfällt und betet, und spricht: Errette mich, denn du bist mein Gott!“ (Jesaja 44,14-17).
Als Menschen neigen wir dazu, den Götzen unserer eigenen Wahl auszuwählen, um uns aus unseren persönlichen Schwierigkeiten und Enttäuschungen heraus zu retten. Wir meinen, daß die physischen Dinge, die wir uns wünschen und nach deren Besitz wir streben, uns glücklich machen werden. Durch diese Geisteshaltung lassen wir die physische Schöpfung mit geistlichen Werten und Zielen konkurrieren. Unsere eigenen Götzen – die physischen Dinge, auf die wir unser Augenmerk richten – konkurrieren mit dem Geist Gottes und beeinträchtigen unsere Beziehung mit Gott. Wir meinen fälschlicherweise, daß unsere Wunschgegenstände uns innere Zufriedenheit und Ruhe vermitteln werden. Im Gegensatz dazu stellt Gott fest, daß es die Frucht des heiligen Geistes ist, die uns diese Art Freude zugänglich macht: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht“ (Galater 5,22-23).
Die Frucht des heiligen Geistes soll in uns wirksam sein und für andere Menschen sichtbar werden, unabhängig davon, ob wir alles besitzen, was wir uns wünschen. Wenn wir nur dann „glücklich“ sind, wenn wir unsere Wunschvorstellungen bezüglich unseres Eigentums erfüllen können, beten wir materiellen Besitz an, und damit machen wir uns des Begehrens und des Götzendienstes schuldig.
In allen Lebenslagen zufrieden sein
Stellen wir uns das Glücklichsein nicht als Reiseziel, sondern quasi als „Beförderungsmittel“ vor. Wir reisen durch das Leben in Richtung unseres großen Ziels, das Reich Gottes. Während dieser Reise sollen wir glücklich sein. Wie sieht es aber unterwegs aus, wenn es „Pannen“ und andere Umstände gibt, die unseren inneren Frieden und unser Empfinden des Wohlseins stören können?
Dazu stellte der Apostel Paulus folgendes fest: „Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie’s mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluß haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“ (Philipper 4,11-13).
Als Paulus diese Ermahnung an die Philipper schrieb, war er Gefangener in Rom, doch er war zufrieden. Er hatte gelernt, daß die persönliche Zufriedenheit nicht von materiellem Besitz abhängt. Paulus, der die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens als Reisender verbracht hatte, um Gemeinden zu gründen und zu stärken, erlebte die letzten Jahre seines Lebens als Häftling, und er begehrte nichts. Statt dessen erkannte er, daß es sehr viele Dinge gab, für die er dankbar sein konnte – besonders die Herrlichkeit, die Gott ihm in seinem kommenden Reich auf Erden verheißen hatte. Wenn wir unser Augenmerk auf die Wirklichkeit und Tragweite unserer Berufung gerichtet halten, wird es uns nicht schwer fallen, die Fänge und Verlockungen materiellen Besitzes zu meiden.
Jesus Christus erinnert uns an die übergeordneten Prioritäten unseres Lebens als Christen: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat“ (Matthäus 6,33-34). Jesus ermahnt uns, das Reich Gottes durch unseren Gehorsam gegenüber seinem Gesetz als die oberste Priorität in unserem Leben zu setzen. Dann werden unsere physischen Bedürfnisse befriedigt werden und wir deshalb die Dinge nicht begehren sollten, die wir nicht besitzen.
Schlüssel zum Überwinden
Wie können wir das Begehren in unseren Gedanken meiden? Die Bibel gibt uns drei Schlüssel, mit deren Hilfe wir diese Sünde überwinden können.
Gott lieben und gehorchen: Den ersten Schlüssel finden wir in dem Gebot gegen Götzendienst. Das zweite Gebot, das Götzendienst verbietet, zeigt uns, daß Gott „Barmherzigkeit ... an vielen Tausenden [erweist], die mich lieben und meine Gebote halten“ (2. Mose 20,6). Trotz dieser ermutigenden Worte für diejenigen, die sich vom Götzendienst abwenden, zeigen uns die Prophezeiungen der Bibel, daß die Menschen der Endzeit „geldgierig sein“ werden (2. Timotheus 3,2).
Wenn wir Gott über alles lieben, werden wir keinen Götzendienst durch Begehren praktizieren. Wenn wir jedoch uns selbst lieben, werden wir höchstwahrscheinlich geldgierig sein, denn Geld ist das Mittel, mit dem wir unsere Wunschvorstellungen erfüllen können.
Wenn wir innehalten und darüber nachdenken, erkennen wir, daß es sinnlos ist, uns selbst mehr zu lieben als Gott. Gott ist Geist und ewig; wir sind aus Erde, physisch und vorübergehend. Gott kann uns ewiges Leben schenken (Römer 6,23); ohne Gott hingegen werden wir höchstens 70 oder 80 Jahre leben.
„Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe“ kommt von unserem himmlischen Vater (Jakobus 1,17). Alle physischen Gegenstände, die wir uns selbst kaufen können, sind wie Wasser in einem Faß, in dessen Boden es ein Loch gibt: Alles Physische ist nur von vorübergehender Dauer wie eine Wolke, die vorübergehend sichtbar ist und dann verschwindet.
Was gibt es an uns Menschen, das uns liebenswürdig macht, wenn Gott kein Teil unseres Lebens ist? Ohne eine geistliche Beziehung mit Gott werden wir sterben, begraben und auch vergessen werden (Prediger 9,5). Gott bietet uns eine wunderbare Zukunft an, die uns auf den zweiten Schlüssel hinweist.
Die Perspektive des Glaubens: Paulus warnt uns vor den nachteiligen Auswirkungen der Habgier auf unsere Zukunft im Reich Gottes: „Denn das sollt ihr wissen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes“ (Epheser 5,5). Habgier hat mit unseren fleischlichen Sinnen zu tun. Glauben an das uns verheißene Erbe setzt voraus, daß wir unsere fleischlichen Sinne – besonders das Sehen – leugnen und unser Augenmerk auf etwas viel Wichtigeres richten: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebräer 11,1; alle Hervorhebungen durch uns).
Ein Götzendiener sehnt sich nach dem, was er sehen (oder hören bzw. fühlen) kann, und ignoriert die unsichtbaren geistlichen Belange des Lebens. Die Göttlichen – diejenigen, die Miterben mit Christus sind (Galater 3,29) – hoffen auf ein Erbe im Reich Gottes. Dieses Erbe ist zur Zeit unsichtbar und erfordert Glauben. Mose ist in diesem Sinne ein Vorbild im Glauben gewesen: „Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten, sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen mißhandelt werden, als eine Zeitlang den Genuß der Sünde haben, und hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung“ (Hebräer 11,24-26). Mose glaubte Gott, suchte ihn ernsthaft und schaute auf die Belohnung hin, die Gott ihm verheißen hatte (Vers 6).
Auch König David war ein Vorbild im Glauben. Er freute sich auf die ewige Zukunft mit Gott: „Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich“ (Psalm 16,11).
Wenn das Leben Sie enttäuscht oder Ihnen leer zu sein scheint, bitten Sie um eine Stärkung des Glaubens, um Freude über die von Gott verheißene Zukunft zu empfinden, statt materielle Wünsche zu befriedigen in dem Versuch, eine vorübergehende Enttäuschung zu verkraften bzw. zu überwinden. Bitten Sie Gott um Glauben, um auf ihn zu vertrauen und die Freude und innere Ruhe zu erleben, die die Frucht des heiligen Geistes vermittelt. Wie der Apostel Paulus den Philippern schrieb, ist Gott nur zu gerne bereit, uns in solchen Situationen zu helfen: „Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus“ (Philipper 4,19).
Nächstenliebe üben: Ein wichtiger Schlüssel zur Überwindung der Habgier hat mit der Bereitschaft zu tun, anderen Menschen zu helfen. Witwen, Kranke und Bedürftige zu besuchen und zu ermutigen ist ein gutes Mittel, um unsere Gedanken von uns selbst und unseren Wünschen hinweg zu lenken. Durch diese Art Nächstenliebe resultiert eine Art Erfüllung und Genugtuung, die materielle Dinge nie herbeiführen können. Die Bibel nennt diese Gesinnung einen „reinen Gottesdienst“ (Jakobus 1,27).
Wenn wir anderen Menschen helfen, die weniger haben als wir, können wir wichtige geistliche Lektionen lernen. Wir lernen, daß „niemand ... davon [lebt], daß er viele Güter hat“ (Lukas 12,15). Wir lernen, daß das Geben wirklich „seliger als nehmen“ ist (Apostelgeschichte 20,35). Wir lernen, Menschen zu lieben und materielle Dinge zu gebrauchen, statt materielle Dinge zu lieben und Menschen zu gebrauchen.
Gott weiß, daß ein begehrender Geist nie zufrieden sein wird (Prediger 1,8). Er weiß, daß die Habsüchtigen, wenn er ihnen ewiges Leben schenken würde, wie Satan höchstwahrscheinlich auch das begehren würden, was sie nicht rechtmäßig erwerben können: Gottes Thron (Jesaja 14,12-14)! Habsüchtige Menschen werden nicht zufrieden sein, bis sie alles besitzen. Derjenige, der in diesem Leben die durch Habgier verursachte Unzufriedenheit erlebt hat, wird nicht automatisch durch eine Veränderung seines Zustandes im nächsten Leben von der Habgier befreit; mit der Geisteshaltung der Habgier würde auch ein ewig lebendes Wesen unzufrieden sein und mehr besitzen wollen, als ihm zusteht. Auch aus diesem Grund kommt die Habgier dem Götzendienst gleich.
Deshalb wird Gott nur diejenigen mit ihm in der Ewigkeit existieren lassen, die durch das Wirken des heiligen Geistes der Sünde überführt worden sind und die Sünde mit Gottes Hilfe überwunden haben: „Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Römer 8,11).
Christi Nachfolger, vom heiligen Geist geführt, lassen den heiligen Geist seine Frucht in ihnen hervorbringen – die Frucht der Liebe, Freude und inneren Ruhe, deren Resultat Zufriedenheit und Genugtuung ist (Galater 5,22). Als „Unterpfand unsres Erbes“ (Epheser 1,14) bedeutet der Geist Gottes die Verheißung Gottes, daß wir in sein Reich eingehen werden, nachdem wir die Sünde der Habgier überwunden haben. Durch seinen Geist steht uns die Kraft Gottes zur Verfügung, die uns von weltlichen Ablenkungen befreit, die uns vom Ererben des ewigen Lebens in seinem Reich abhalten könnten.
Die Habgier ist eine heimtückische Sünde, die Gott dem Götzendienst gleichsetzt. Ihre Frucht mag uns in diesem Leben scheinbar ein vorübergehendes Glücklichsein bescheren, aber sie widerspricht der gebefreudigen Wesensart unseres Schöpfers und kann verhindern, daß wir die wirkliche Freude des Heils versäumen – ewiges Leben mit unserem himmlischen Vater und seinem Sohn in ihrem bald kommenden Reich.