12. Glaubenssatz
Die Feste Gottes
„Wir glauben an die gebotene Einhaltung der sieben jährlichen heiligen Festtage, die Gott dem alten Israel gab und die von Jesus Christus, den Aposteln und der neutestamentlichen Kirche gehalten wurden. Diese Festtage offenbaren Gottes Heilsplan“ (Kolosser 2,16-17; 1. Petrus 1,19-20; 1. Korinther 5,8; 15,22-26; 16,8; Jakobus 1,18; 2. Mose 23,14-17; 3. Mose 23; Lukas 2,41-42; 22,14-15; Johannes 7,2. 8. 10. 14; Apostelgeschichte 2,1; 18,21; 20,16; Sacharja 14,16-21).
Als Gott die Israeliten von der Sklaverei in Ägypten befreite, gebot er ihnen, an besonderen heiligen Feiern während der Erntezeiten teilzunehmen (2. Mose 23,14-16; 5. Mose 16,1-17). Gott nannte diese Zeiten „die Feste des Herrn“ (3. Mose 23,2. 4). Das Evangelium und Gottes Plan zur Errettung der Menschen werden durch die Symbolik von Getreideernten dargestellt, die die geistlichen Ernten der Menschen durch Gottes Gabe des Heils in Jesus Christus versinnbildlichen (Matthäus 9,37-38; Johannes 4,35; 15,1-8; Kolosser 2,16-17).
Die sieben Festtage des Jahres sind jährlich wiederkehrende Sabbate, an denen „heilige Versammlungen“ zu halten sind. Diese Tage sind heilig, weil Gott sie aussonderte (= heiligte). Er gebietet seinem Volk, sich zur Anbetung und zur Unterweisung über ihn und seinen Plan zu versammeln. Sein Gebot umfasst mehr als nur die Anbetung: Es schließt Gemeinschaft und gemeinsame Freude mit ein (3. Mose 23,1-4; 5. Mose 14,23-26; Nehemia 8,1-12).
Das Neue Testament zeigt, dass Jesus Christus und seine Kirche diese Feste hielten. Als seine Nachfolger sollen wir „auch leben, wie er gelebt hat“ (1. Johannes 2,6). Die neutestamentliche Kirche begann an einem Festtag – Pfingsten (Apostelgeschichte 2,1-4). Die Apostel und Jünger der frühen Kirche hielten diese Feste lange nach dem Tod Jesu und seiner Auferstehung (Apostelgeschichte 18,21; 20,16; 27,9; 1. Korinther 5,8). Paulus bestätigte ihre Gültigkeit und beschrieb sie als „Schatten“ bzw. Umriss der großen Ereignisse in Gottes Heilsplan, die ihrer Erfüllung harren (Kolosser 2,16-17). Die Christen in Korinth forderte er auf: „Lasst uns das Fest feiern“ (1. Korinther 5,8).
Durch das Halten dieser Feste wird Gottes Volk während des Jahres an das Werk Jesu als Messias erinnert. Das Predigen des Evangeliums vom Reich Gottes und die damit verbundene göttliche Berufung zu einer neuen Lebensführung (Johannes 6,44) schaffen den Bau der Kirche als Familie Gottes. Mit Christus als unserem Mittelpunkt beginnen wir die besondere Bedeutung der jährlichen Feste zu verstehen.
Teil der sieben Jahresfeste sind sieben Festtage, die als Sabbate zu halten sind. Sie sind der erste bzw. letzte Tag der ungesäuerten Brote, Pfingsten, der Posaunentag, der Versöhnungstag, der erste Tag des Laubhüttenfests und der Letzte Große Tag. Das Passah ist zwar ein Fest, aber kein heiliger Festtag. Diese sieben Jahresfeste versinnbildlichen den Heilsplan Gottes, der in der Heiligen Schrift offenbart wird.
Das Passah lehrt uns, dass Jesus Christus ohne Sünde war und als das wahre Lamm Gottes sein Leben opferte, damit die Sünden der Menschheit gesühnt werden und die damit verbundene Todesstrafe aufgehoben werden kann (1. Korinther 5,7; 1. Petrus 1,18-20; Römer 3,25). Das Passah ist das erste Fest im Jahreszyklus der Feste Gottes.
Das Fest der Ungesäuerten Brote weist uns auf unsere Berufung hin, die Gesetzlosigkeit abzulehnen und unsere Sünden zu bereuen. Wir sollen nach einem jeden Wort Gottes und den Lehren Jesu Christi leben (1. Korinther 5,8; Matthäus 4,4). Während dieses Festes ist Gesäuertes ein Sinnbild für Sünde und soll deshalb für die Dauer des Festes aus unseren Unterkünften entfernt werden (1. Korinther 5,7-8; 2. Mose 12,19). Durch die Einnahme ungesäuerten Brotes symbolisieren wir eine sündenfreie Lebensführung der Aufrichtigkeit und Wahrheit.
Pfingsten bzw. das Fest der Erstlinge lehrt uns, dass Jesus Christus bei seinem ersten Kommen seine Kirche gebaut hat. Dieses Fest versinnbildlicht auch die Ausgießung des heiligen Geistes. Die Erstlinge sind diejenigen, die bei der Wiederkehr Christi das ewige Leben erhalten. Der heilige Geist verleiht ihnen Kraft und schafft in ihnen ein neues Herz bzw. eine innere Haltung, um nach den Geboten Gottes zu leben (Apostelgeschichte 2,1-4. 37-39; 5,32; 2. Mose 23,16; Jakobus 1,18).
Der Posaunentag lehrt uns, dass Jesus Christus am Ende dieses Zeitalters auf die Erde zurückkehren wird. Er wird dann die verstorbenen Heiligen wieder zum Leben erwecken und die noch lebenden Heiligen in unsterbliche Geistwesen verwandeln (Matthäus 24,31; 1. Korinther 15,52-53; 1. Thessalonicher 4,13-17). Dieses Fest weist auf das Blasen der Posaunen hin, welches der Wiederkehr Jesu vorausgehen wird. Sieben Engel mit je einer Posaune werden in Offenbarung, Kapitel 8-10 beschrieben. Die siebte Posaune kündigt Christi Wiederkehr an (Offenbarung 11,15).
Der Versöhnungstag lehrt uns, dass Jesus Christus sein Leben gab, um die Sünden der ganzen Menschheit zu sühnen. Er weist auch auf die Zeit hin, wenn Satan – der Urheber der Sünde – für eintausend Jahre gebunden wird (3. Mose 16,29-30. 20-22; Offenbarung 20,13). Dieser Festtag versinnbildlicht unseren Hohepriester, Jesus Christus, und seine Sühne für unsere Sünden, wodurch wir mit Gott versöhnt werden und in das Allerheiligste eintreten können (Hebräer 9,8-14; 10,19-20). Unser Fasten an diesem Tag bringt uns Gott näher und symbolisiert die Versöhnung der Menschheit mit Gott. Christus ist bei diesem Prozess als unser Hohepriester (Hebräer 4,14-15; 5,4-5. 10) und als unser ewiges Opfer für die Sünde unerlässlich (Hebräer 9,26-28; 1. Johannes 1,7-9).
Das Laubhüttenfest lehrt uns, dass bei Jesu Christi Wiederkehr als König der Könige und Herr der Herren ein neues Zeitalter für die Menschen beginnen wird. Christus, von den auferstandenen Heiligen unterstützt, wird eintausend Jahre lang seine Regierung auf Erden etablieren (3. Mose 23,39-43; Offenbarung 19,11-16; 20,4; Matthäus 17,1-4; Hebräer 11,8-9). Seine auf Gottes Gesetzen gegründete Herrschaft wird sich von Jerusalem aus auf der ganzen Welt ausbreiten und eine noch nie da gewesene Ära des Friedens und Wohlstands einleiten (Jesaja 2,2-4; Daniel 2,35. 44; 7,13-14).
Der Letzte Große Tag (bzw. der achte Tag) lehrt uns, dass Jesus die Ernte der Menschen vollenden wird, indem er alle Menschen, die vor seiner Wiederkehr gestorben waren, ohne eine Gelegenheit für ihre Errettung bekommen zu haben, auferweckt, um ihnen ihre Gelegenheit zu geben (Hesekiel 37,1-14; Römer 11,25-27; Offenbarung 20,11-13).
Der jährliche Zyklus der Festtage erinnert die Nachfolger Christi an das große Vorhaben Gottes, allen Menschen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die Befreiung von der Sünde bzw. dem Tod und das ewige Leben als Angehörige seiner Familie anzubieten.
13. Glaubenssatz
Gottes Speisegesetze
„Wir glauben, dass jene Speisen, die von Gott in 3. Mose 11 und 5. Mose 14 als „unrein“ bezeichnet werden, nicht gegessen werden dürfen.“
Die Heilige Schrift offenbart, dass Gott eine Vielfalt an tierischem Leben erschuf und nur bestimmte Tiere als Nahrung für die Menschen gedacht sind (1. Timotheus 4,3). Obwohl Christen keiner Verpflichtung unterliegen, Fleisch zu essen, drückt der Vegetarismus, wenn er als religiöse Überzeugung praktiziert wird, geistliche Schwäche aus (Römer 14,2).
Dass es am Anfang der Bibel keine eindeutige Aussage hinsichtlich der Speisegesetze gibt, darf nicht als Beweis gewertet werden, dass die Speisegesetze noch gar nicht in Kraft waren. 1. Mose gilt als Buch der Anfänge. Es wurde von Mose als Geschichtsbuch, nicht als Gesetzesbuch geschrieben. Der Leser darf daher nicht annehmen, dass es das Gesetz von Anfang an nicht gegeben hat.
Es gibt überhaupt wenige klare Gebote in den ersten Kapiteln der Bibel, doch die darin aufgezeichneten Beispiele zeigen uns, dass die Maßstäbe für richtig und falsch bekannt waren. Es gibt zum Beispiel kein klares Gebot gegen Mord, bevor Kain seinen Bruder Abel erschlug. Daraus zieht aber niemand den Schluss, dass Mord zu diesem Zeitpunkt erlaubt war.
„Reine“ und „unreine“ Tiere werden erstmalig in 1. Mose 7, Vers 2 erwähnt. Gott gebot Noah, sieben Paare von jedem reinen Tier und nur ein Paar von jedem unreinen Tier in die Arche aufzunehmen. Als Gott Noah gebot, die Arche zu bauen, gab er ihm genaue Anweisungen über deren Größe und Konstruktion, doch Gott musste Noah nicht sagen, welche Tiere rein und unrein waren.
Gottes Auftrag und Noahs Reaktion zeigen, dass Noah die Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Tieren bereits bekannt war. Die Bibel informiert uns aber nicht darüber, woher Noah diese Erkenntnisse hatte.
Zum Schluss der großen Flut sagte Gott Noah: „Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen“ (1. Mose 9,3; Einheitsübersetzung). In Vers 2 lässt Gott Noah wissen, dass er und seine Familie keine Angst vor den Tieren haben mussten, die die Sintflut überlebt hatten.
Vers 3 zeigt, dass die Tiere den Menschen in der gleichen Weise wie die grünen Pflanzen dienen sollen. Manche Pflanzen sind als Nahrung geeignet, manche dienen als Baumaterialien, andere als Verschönerung oder zum Genuss. Es gibt jedoch Pflanzen, die giftig sind und deren Verzehr den Tod nach sich ziehen kann. In ähnlicher Weise sind manche Tiere als Nahrung geeignet, andere dienen als Lasttiere oder liefern Fasern für Stoffe usw.
Vor dem Bundesschluss am Berg Sinai sind alle Tiere, die entweder als Speise oder als Opfertiere erwähnt werden, ausschließlich reine Tiere (1. Mose 15,9: Kuh, Ziege, Widder, Turteltaube; 1. Mose 22,13: Widder; 2. Mose 12,5: Schaf oder Ziege). Es ist klar, dass das Gesetz über reine und unreine Speisen vor dem Alten Bund existierte, ungeachtet seiner Funktion als Teil jenes Bundes.
Bei der Einführung des levitischen Systems war es notwendig, manche Dinge zusammenzufassen, die bereits seit geraumer Zeit rechtskräftig waren. Zwei Abschnitte in der Schrift – 3. Mose 11,1-47 und 5. Mose 14,3-21 – listen die Tiere auf, die als Nahrung geeignet bzw. ungeeignet sind. Diese Abschnitte geben jedoch lediglich das wieder, was schon lange vor dem levitischen System praktiziert wurde. Der Begriff „rein“ kennzeichnet Tiere, deren Fleisch für den menschlichen Verzehr geeignet ist, „unrein“ wird für solche Tiere verwendet, die als Nahrung ungeeignet sind.
Die Bibel offenbart nicht, warum Gott bestimmte Tiere als geeignete Speisen aussonderte. Als Schöpfer weiß Gott aber, warum und wie er jedes Tier erschuf, und es obliegt ihm zu bestimmen, was als Nahrung geeignet ist.
Aus diversen Bibelstellen im Neuen Testament geht hervor, dass Jesus Christus und seine Nachfolger die Speisegesetze hielten. Die religiösen Führer jener Zeit suchten eifrig nach einem Anlass, Jesus einer Übertretung ihrer Gesetzesauslegung zu beschuldigen, doch sie hielten ihm bezüglich der Speisegesetze nie etwas vor.
Wenn Jesus das Essen unreiner Speisen gelehrt hätte, so hätte er seinen Ruf aufs Spiel gesetzt. Die Juden wären von einer solchen Lehre schockiert gewesen. Hätte man damals Jesu Worte in dem oft zitierten Abschnitt in Markus 7 so verstanden, wie man sie heute auslegt, hätten sich die religiösen Führer entsetzt. Die heutige Interpretation von Markus 7 als Rechtfertigung für den Verzehr unreiner Tiere gründet sich auf moderne Bibelübersetzungen, die in ihrem Wortlaut von früheren Übersetzungen – beispielsweise die Lutherbibel von 1912 – abweichen.
Apostelgeschichte 10 macht klar, wie die Kirche des Neuen Testamentes die Speisegesetze verstanden hat. Petrus erhielt eine Vision von Gott, die ihn anwies, das Evangelium den Nationen und Völkern außerhalb der jüdischen Gemeinde zu predigen. Während dieser Vision lehnte Petrus es dreimal ab, die ihm gezeigten unreinen Tiere zu essen. Er rätselte über die Bedeutung der Vision, bis Gott ihm offenbarte, dass sie mit Menschen und nicht mit reinen bzw. unreinen Tieren zu tun hatte. Die Vision lehrte Petrus, dass er „keinen Menschen meiden oder unrein nennen“ sollte (Verse 28-29).
Zum Schluss von Kapitel 10 erhalten Kornelius und die Mitglieder seines Haushaltes den heiligen Geist als Beweis, dass das Evangelium allen Völkern gepredigt werden sollte (Verse 44-48). Dieser Abschnitt ist als Erlaubnis angesehen worden, unreine Tiere essen zu dürfen. In Wirklichkeit trifft das Gegenteil zu. Die Vision erfolgte einige Jahre nach der Gründung der Kirche, doch Petrus wies den Verzehr unreiner Tiere zurück: „Ich habe noch nie etwas Verbotenes und Unreines gegessen“ (Vers 14).
Paulus wies auf falsche Lehrer hin, die gebieten, „Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat, dass sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen“. Es sind Speisen, die „geheiligt [werden] durch das Wort Gottes und Gebet“ (1. Timotheus 4,3. 5). Das Wort „heiligen“ bedeutet eine Unterscheidung sowie eine Aussonderung zu einem bestimmten Zweck. Reine Tiere werden durch das Wort Gottes als Nahrung für den Menschen ausgesondert. Das Fleisch der Tiere, die für den Verzehr durch die Menschen bestimmt sind, soll von denen, die die Wahrheit kennen und daran glauben, mit Dankbarkeit empfangen werden.
Fazit: Gegründet auf die genannten Beispiele lehrt die Vereinte Kirche Gottes auch für heute die Gültigkeit der biblischen Speisegesetze.