Der Autor des Hebräerbriefs nennt sechs grundlegende Lehren, die man „zuerst von Christus verkünden muss“. Sie sind der Grundstein der christlichen Erkenntnis.
Von Paul Kieffer
Im ersten Schuljahr beginnt ein Kind im Mathematikunterricht nicht gleich mit höheren Gleichungen, sondern zunächst einmal mit dem Einmaleins. In der Bibel wird der Christ nach seiner Bekehrung mit einem kleinen Kind verglichen, dem man noch Milch geben muss, weil er zunächst unerfahren ist in dem, was recht ist (Hebräer 5,13). Deshalb soll man am Anfang lernen, „was man zuerst von Christus verkünden muss“ (Hebräer 6,1; Einheitsübersetzung, alle Hervorhebungen durch uns).
Am Anfang unseres Weges mit Gott geht es um fundamentale Grunderkenntnisse, mit denen wir uns vertraut machen sollen. Was sind diese Grundlehren, die wir „am Anfang über Christus“ lernen sollen? In Hebräer 6, Verse 1-2 finden wir folgende Aufstellung:
1. Umkehr von den toten Werken;
2. Glauben an Gott;
3. Lehre vom Taufen;
4. Händeauflegen;
5. Auferstehung der Toten;
6. ewiges Gericht.
In bisherigen Ausgaben von Intern behandelten wir die ersten fünf dieser Grundlehren. In dem vorliegenden Beitrag erläutern wir die letzte der sechs Grundlehren als Teil dessen, „was man von Christus zuerst verkünden muss“.
„Ewiges Gericht“
Manchem jagt der Gedanke an ein kommendes Gericht Schauer über den Rücken. Ewiges Gericht? Andere lachen darüber.
Für den religiösen Menschen klingt die Formel „ewiges Gericht“ drohend und beschwört das Schreckensbild eines gestrengen Richters herauf, der stirnrunzelnd von seinem hohen Thron herabschaut auf ein elendes Häufchen Mensch, das, am ganzen Leibe zitternd, vor ihm steht.
Der moderne, „aufgeklärte“ Mensch dagegen, der sich von religiösem „Aberglauben“ nicht mehr schrecken lässt, betrachtet den archaischen Begriff „ewiges Gericht“ mit Spott und Verachtung. Ihm gilt er als Relikt aus dunkler Vergangenheit bzw. als nutzloses Überbleibsel einer Zeit, die endgültig vorbei ist. Dennoch: Im Grundlagenkatalog in Hebräer 6 schließt der Autor des Briefes die Aufzählung der fundamentalen Lehren Gottes mit dem Begriff „ewiges Gericht“.
„Ewiges Gericht“ im Jahre 2013? Spöttisches Schmunzeln bei den einen und fröstelnde Furcht bei den anderen. „Ewiges Gericht“ lässt den Zeitgenossen offenbar an alles mögliche denken, nur nicht an das, was in Wahrheit damit gemeint ist.
Lassen wir die feinen Unterschiede zwischen den hebräischen (olam, ad) und griechischen (aionios) Urtextwörtem für „ewig“ in der Bibel einmal beiseite und überlegen wir uns, welchen Inhalt „ewig“ in unserer Sprache hat. Wie könnte man es ausdrücken? Eine Linie, die kein Ende besitzt, ein unbegrenztes Andauern von Zeit?
Wie kann der menschliche Verstand je etwas erfassen, das weder Anfang noch Ende hat? Man lasse einmal seine Gedanken im Raum oder in der Zeit schweifen – dann in beiden zugleich. Man stelle sich die Erde vor, das Sonnensystem, unser Milchstraßensystem, Galaxie genannt (in dem die Erde ja nur in einem winzigen Eckchen beheimatet ist), die anderen Galaxien in unserem Gesichtskreis und das Universum von Galaxien, das es darüber hinaus noch geben mag – scheinbar endlose Räume in endloser Zeit.
Am nächsten kommt man „Ewigkeit“ vielleicht über den Begriff „Unendlichkeit“, denn Ewigkeit ist verwandt mit dem mathematischen Begriff Unendlichkeit, nur dass sie sich mehr auf die Zeit bezieht.
Eine mathematische Grundregel besagt, dass jede Zahl, durch unendlich geteilt, Null ergibt. Alle anderen Brüche, sieben durch acht oder eins durch tausend zum Beispiel, ändern sich im Wert, wenn man den Wert von Zähler oder Nenner verändert.
Setzt man in den Nenner aber unendlich ein, dann kann man für den Zähler jede Zahl wählen, die man will – eine Million, eine Milliarde, beliebig hoch –, der Bruch ergibt immer Null. Auch die gewaltigste Zahl im Zähler wird durch „unendlich“ vollkommen „annulliert“.
Wie groß man eine Zahl auch wählt, nie kommt man an „unendlich“ auch nur annähernd heran. Man kann die Zahl der Sandkörner an allen Stränden der Welt mit der Zahl der Wassertropfen in allen Meeren, das Ergebnis wieder mit der Zahl der Elektronen im ganzen Universum multiplizieren – und ist doch von „unendlich“ noch himmelweit entfernt! Mit „unendlich“ verglichen, ist alles andere ein Nichts, buchstäblich Null.
Denn alles Physische ist endlich, egal wie lang, egal wie groß. Was Gott anbietet, ist ewig und geht über das Physische hinaus – unfassbar weit hinaus! Physische Ereignisse und Zeitspannen verlieren daneben ihre Bedeutung. Angesichts der Ewigkeit schrumpft die Zeit, die man brauchte, um auf jedem einzelnen Planeten des Kosmos je eine Million Jahre zu verbringen, zum bloßen Augenblick zusammen.
Nichts in der physischen Schöpfung kommt der Ewigkeit auch nur nahe. Nichts Physisches ist ewig; nichts Physisches wird je ewig sein. Rein wesensmäßig, durch die im Begriff enthaltene enorme Unermesslichkeit, transzendiert das Ewige das Physische. Das ist es, was Gott uns anbietet: Ewigkeit. Jenseits des Physischen.
Auch das menschliche Auffassungsvermögen hat Grenzen, eben weil der Mensch physisch ist; und doch kann er erahnen, was Ewigkeit bedeutet. Das allein ist schon bemerkenswert. Wir können uns immerhin einen gewissen Begriff von Ewigkeit machen. Wir können an die Linie denken, die keinen Anfang und kein Ende hat. Wir können im Geiste durch die unendlichen Zeiträume schweifen, die vor unserer Geburt verstrichen sind und nach unserem Tode weiter verstreichen werden.
Wir können uns an die Ewigkeit herandenken, sie uns aber nicht konkret vorstellen. Wenn wir das versuchen, stoßen wir auf Grenzen. Unser Gehirn streikt, die kleinen grauen Zellen machen nicht mehr mit. Wir verstehen gerade genug, um zu verstehen, dass wir das als Menschen nie verstehen können.
Darin liegt das Eigentümliche des menschlichen Verstandes, denn er ist fast, aber nicht ganz fähig, dies zu erfassen. Es gibt sie, die Ewigkeit. Sie ist existent, aber sie entzieht sich eben unserem Zugriff, liegt um einiges außerhalb unserer Reichweite.
Ist das Zufall? Merkwürdig, nicht wahr, dass unser Schöpfer uns als Endziel menschlichen Lebens etwas entgegenhält – Ewigkeit –, das wir beinahe zu begreifen imstande sind, ohne aber das Geheimnis, das „Unbegreifliche“, ganz lüften zu können.
Angenommen, das Universum sei so alt, wie die Kosmologen sagen (zehn bis fünfzehn Milliarden Jahre): Diese ganze Zeitspanne, so schwindelerregend endlos sie im Vergleich zu unserer eigenen kurzen Lebenserwartung auch scheinen mag, bedeutet auf dem Hintergrund der unermesslichen Ewigkeit nur ein paar flüchtige Sekunden. Viel weniger im Verhältnis als ein Sandkörnchen, verglichen mit den Abermilliarden Tonnen Sand an den Stränden der Weltmeere.
Als Begriff definiert „Ewigkeit“ die Grenzen menschlichen Fassungsvermögens. Wenn man so will, fast den Berührungspunkt zwischen Physischem und Geistlichem. Nichts Physisches ist ja ewig. Wesensmäßig unterliegt alles Physische der Veränderung, dem Verfall.
Dem stark beschäftigten modernen Menschen, der morgens zur Arbeit geht, im Büro einen schweren Tag hat, abgespannt nach Hause kommt, isst, mit den Kindern spielt, vielleicht noch Freunde besucht oder ins Kino geht und dann müde ins Bett fällt – seine Tage und Wochen ausgefüllt bis zum Rand –, mag ein Jahr mit seinen 365 Tagen schon als eine recht lange Zeit erscheinen.
Und doch: Die Realität der Ewigkeit bleibt daneben immer bestehen. Sie setzt nie aus; sie wird nur in unserem Bewusstsein überschattet und verdrängt von den, wie uns scheint, viel akuteren Sorgen des Augenblicks: Was kosten die Eier heute? Wird das Benzin noch teurer? Werde ich beruflich weiterkommen? Was gibt es heute zu essen? In welchen Film gehen wir am Wochenende? Wann kommen die Schwiegereltern zu Besuch? Was machen die Kinder in der Schule? Wer gewinnt das Fußballspiel am Wochenende? Wann werde ich wieder gesund?
Des ungeachtet ist die ewige Zeitspanne, die unserem Tod vorausgeht und ihm folgen wird, die allgegenwärtige Realität. Wer ihren Druck nicht spürt, macht sich etwas vor. Und wer ihn spürt, kann den Verstand verlieren.
Aber es gibt Hoffnung für uns. Der Schöpfergott – der Gott, der uns gemacht hat, der uns einen Verstand gegeben hat, welcher „fast“ in der Lage ist, „Ewigkeit“ zu begreifen – hat uns auch wissen lassen, was Ewigkeit für den Menschen bedeuten kann. Doch dabei handelt es sich um ein Wissen, das notwendigerweise durch Offenbarung vermittelt werden musste. Mit der sechsten bzw. abschließenden Lehre der grundlegenden Lehren über Christus führt uns Gott über unsere Grenzen hinaus, führt uns zur Einsicht, führt uns zur Ewigkeit.
Dem Zeitgenossen von heute, der durch bittere Erfahrung der Obrigkeit zu misstrauen gelernt hat, bedeutet „Gericht“, also Beurteilung durch eine höhere Instanz, nur noch sehr wenig. Diejenigen, die im „Himmel-Hölle-Christentum“ (das viele bekennende Christen irrtümlicherweise für das biblische Modell halten) befangen sind, sehen im „Gericht“ das Fällen einer Entscheidung. Sie wird nach sorgsamer Erwägung und Berücksichtigung jeder einzelnen Sünde getroffen, die man während seines Lebens begangen hat – angefangen mit den ersten Kinderstreichen über alle Missetaten als Erwachsener bis hin zur letzten Sünde auf dem Sterbebett.
Wie viele Sünden hat man wohl im Leben begangen? Und wie lange brauchte man wohl, um sie alle, mit sämtlichen Einzelheiten, in einer „Anklageschrift“ zu verlesen?
Angenommen, der normale Mensch sündigte durchschnittlich einmal am Tag. Da Gott sagt, dass eine Sünde eine Sünde ist, wollen wir die „kleinen“ Sünden ebenso einschließen wie die „größeren“ Vergehen. In einem Durchschnittsleben käme man mithin, so gerechnet, auf ungefähr 25 000 Sünden, die ein Mensch begangen haben mag. Manche dieser Sünden würden eine längere Erklärung erfordern, drei oder vier Seiten Geschriebenes vielleicht, in denen die exakten Umstände erläutert werden. Für andere brauchte man vielleicht nur ein oder zwei Zeilen, die darlegen, warum man jenes unselige Wort in dieser besonderen Situation eben ausstoßen „musste“.
Nehmen wir spaßeshalber weiterhin an, Gott müsse am Gerichtstag das Leben von, sagen wir, zehn Milliarden Menschen auf diese Weise beurteilen, und lassen wir zu seinen Gunsten gelten, er könne jede einzelne Sünde mit allen Begleitumständen in nur einer Sekunde durchgehen. Selbst dann brauchte Gott, grob gerechnet (sehr grob natürlich), hundert Millionen Jahre, um eine Bestandsaufnahme aller Sünden aller Menschen zu machen. Und das müsste er ja wohl tun, wollte er auf die Art und Weise „Gericht“ halten, wie man uns das manchmal glauben machen will.
Ist es nicht seltsam, dass wir uns beim Wort „Gericht“ sofort unwohl fühlen? Es ruft Gedrücktheit hervor, Angst. Warum diese Reaktion? Ist es das, was Gott uns in seinem Wort deutlich machen möchte? Ist es das, was wir verstehen sollen, wenn in Hebräer 6, Vers 2 vom ewigen Gericht die Rede ist?
Wenn mit Gericht tatsächlich ein strenges, unbarmherziges Urteilfällen gemeint ist, das nach Maßgabe der Sünden jedes einzelnen stattfindet, und wenn dieses Gericht in der Bibel auch noch mit dem ungeheuren Begleitwort „ewig“ daherkommt, dann könnte man den Menschen in der Tat als Spielball eines ungeheueren Gottes betrachten, eines Gottes, dem es gefallen hat, mit seinen hilflosen Kreaturen einen grausamen Scherz kosmischen Ausmaßes zu treiben.
Doch wir können Gott wirklich dankbar sein. Der wahre Gott ist nicht so! Die Vorstellung vom „Gericht“, wie sie in manchen christlichen Kreisen dargestellt wird, ist ebenso irreführend wie lächerlich.
Wenn wir in der Bibel vom Gericht lesen, können wir uns vielmehr freuen, können wir begeistert und erwartungsfroh auf die großen Aussichten blicken, die die Zukunft uns eröffnet.
Das Hochzeitsmahl aus Offenbarung 19, Vers 9 und der atemberaubende neue Himmel und die neue Erde aus Offenbarung 21 können nur schwach andeuten, welch wunderbare Wirklichkeit Gott für alle Menschen plant.
Danach zu urteilen, wie Gott, der Vater, die geistliche und physische Realität beschaffen hat, wird es in der zukünftigen Welt viele Aufgabenbereiche geben, die mit Menschen besetzt werden müssen. Deshalb sagte Christus in Johannes 14, Vers 2: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.“
Das Universum ist unermesslich groß, und die Ewigkeit übersteigt alle Zeit. Gott hat viel zu tun (wenn wir auch jetzt noch keine Einzelheiten darüber wissen mögen – siehe Hebräer 2, Verse 8-9) und hat uns geschaffen, damit wir einmal seine Kinder werden, die ihm für immer und ewig bei der Verwaltung des Universums zur Seite stehen.
Wie entscheidet Gott nun, welche Stelle, welche Position (wie immer er das auch nennt) er dem einzelnen in der Zukunftswelt zuweist? Nun, er kennt und liebt uns alle und wird gewiss die beste Wahl für einen jeden treffen. Jeder wird seinen eigenen, abgegrenzten Aufgabenbereich haben, der seinen Fähigkeiten und Wünschen entspricht. Wir werden nicht wie Standbilder in einem Park oder Kerzen auf einem Altar dastehen, einfach zum Schmuck aufgestellt, damit Gott seine Freude daran hat. Nein, wir werden Persönlichkeiten sein, tätig und mit Aufgaben betraut.
Unser himmlischer Vater – Ihr Vater – kennt Sie ganz genau. Er weiß, welche Art Arbeit, Erholung usw. Sie am liebsten mögen. Er hat eine Wirklichkeit vorgesehen, die Ihnen alles geben wird, was Sie sich schon immer gewünscht haben.
Allerdings: Man hat auch Pflichten. Man muss sich als würdig erweisen, indem man nach Gottes Willen lebt und seine Gebote hält. Hat man sie erfüllt, dann entscheidet Gott, je nachdem, wie gut man abgeschnitten hat, über den Lohn, der in direktem Verhältnis zu unserem Leistungsvermögen und unserer Leistung stehen wird.
Wie Christus in Matthäus 16, Vers 27 in Bezug auf sein zweites Kommen sagte: „Es wird geschehen, dass der Menschensohn [Christus] kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun.“
Wie lange braucht nun Gott, um über den einzelnen „Gericht“ zu halten? Fällt er nach ein paar Minuten, nachdem er die Plus- und Minuspunkte zusammengezählt hat, eine schnelle Entscheidung? Oder ist das Gericht vielleicht ein Prozess?
In 1. Petrus 4, Vers 17 heißt es: „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt an dem Hause Gottes.“ Ja, das „Gericht“, ein geistlicher Reifeprozess, findet beim „Hause Gottes“ bzw. der Kirche bereits statt. Schon in unserer Zeit wird also eine kleine Gruppe von Menschen herangebildet, die dann beim kommenden „Gericht“, nämlich beim Anleiten jener riesigen Menschenmassen, die nach Christi Wiederkehr in seiner tausendjährigen Herrschaft unterwiesen werden müssen, Jesus unterstützen wird.
Doch was geschieht mit jenen ungezählten Milliarden, die schon lange Zeit tot und vergessen sind – angefangen mit denen, die in Noahs Sintflut starben, über die Pestopfer des Mittelalters bis hin zu denen, die die Atombombe von Hiroshima verdunstete? Sind diese Menschen vergessen für immer? Gibt es denn für sie kein „Gericht“? Ganz gewiss doch!
Jawohl, so erstaunlich, ja unfassbar es klingt: Der biblische „Heilsplan“ – ein religiös klingendes Wort, das den Prozess bezeichnet, durch den der Schöpfer in den Menschen wirkt, um sie in seine Familie zu bringen – gilt für alle Menschen. Er gilt für jeden, der je gelebt hat, den Säugling, der im fünftem Jahrhundert in einer abgelegenen chinesischen Provinz nach zwei Wochen mühsamen Lebens wieder starb, ebenso wie für den Bauern im Kaukasus, der hundert Jahre und älter geworden ist.
Alle Menschen, die nicht in diesem Leben von Gott berufen waren, werden dennoch einmal die Gelegenheit zur Erlangung des ewigen Lebens erhalten, und zwar so gewiss und so vollständig wie nur irgendjemand, der seine Chance bekam. Alle werden ihre Chance, ihre erste Chance, einmal bekommen.
An dieser Stelle wollen wir Johannes 5, Verse 28-29 betrachten, um grundsätzlich unterscheiden zu lernen zwischen zwei verschiedenen Auferstehungen. Jesus sagte: „Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“
Beachten Sie, wie sich die Bibel in diesem wichtigen Punkt selbst auslegt. Der Apostel Johannes wurde zu der Aussage inspiriert: „Die andern Toten [diejenigen, die bei der Wiederkehr Christi an der Auferstehung zum ewigen Leben nicht teilhaben] aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden“ (Offenbarung 20,5). Die auf diese eingeschobene Feststellung folgenden Worte verweisen dann wieder auf die erste Auferstehung.
Die „andern Toten“ – jene Millionen, die nie die Wahrheit kannten und denen nie eine Gelegenheit zur Bekehrung geboten worden war – „wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden“.
Beachten Sie die Verse 11 bis 15: „Und ich sah die Toten, Groß und Klein, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und ein andres Buch wurde aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet [weder verurteilt noch verdammt] nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken.“
Wir sollten genau darauf achten. was die Bibel nicht sagt, denn wir sind alle in falschen Vorstellungen aufgewachsen. Unser Schöpfer sagt, dass die Toten schließlich nach der Schrift in den Büchern und nach ihren Werken gerichtet werden sollen.
Und welches sind diese Bücher? Im griechischen Original steht das Wort biblos. Und die richtige deutsche Übersetzung für biblos ist „Bibel“. Obwohl es überraschend klingen mag, in dem Wort „Bibel“ liegt nichts „Heiliges“, solange es ein einzelnes Wort bleibt. Erst mit der Hinzufügung des Wortes „heilig“ wird aus „Bibel“ (was lediglich „Bücher“ bedeutet) „heilige Bücher“.
Auf der Grundlage dieser Bücher werden auch wir gerichtet werden. Gott sagt: „Ich, der Herr, wandle mich nicht“ (Maleachi 3,6). Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Hebräer 13,8). Gott wird diese Menschen genauso richten, wie er uns heute richtet.
Und wie richtet er sein eigenes Volk? Wiederholen wir nochmals 1. Petrus 4, Vers 17: „Die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt an dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?“ Das Gericht ist eine Beurteilung. Die heute Berufenen, die Glieder des Leibes Christi sind (1. Korinther 12,13), werden jetzt gerichtet.
Und wie wird über sie Recht gesprochen? Christus sagte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4). „Dein Wort ist die Wahrheit“, sagte er auch (Johannes 17,17). Die Bücher oder biblos, die die Gesetze enthalten, nach denen jeder von uns leben soll, sind die Bücher der Bibel. Jeder Christ wird nach seinen Werken auf der Grundlage des Wortes Gottes beurteilt werden.
Gott ist gerecht. Gott richtet Sie nicht nach der einen Methode und dann viele Millionen oder gar Milliarden anderer Menschen nach völlig anderen Maßstäben. Gott gibt jedem einzelnen Menschen nur ein einziges Mal die Gelegenheit zum Heil, und diese Gelegenheit ist echt und wirklich. Doch die allermeisten Menschen heute werden zu den von Gott erst in der Zukunft Berufenen zählen.
Wenn man weiß, dass es einen Gott im Himmel gibt, dass dieser Gott die Bibel inspiriert hat und dass er einem nun den Weg geöffnet hat, sich taufen zu lassen und Gottes heiligen Geist zu empfangen (Apostelgeschichte 2,38) – dann, aller Wahrscheinlichkeit nach, hat man damit heute die eine Chance, die einem zusteht.
Als Petrus sagte, das Gericht müsse beginnen am Hause Gottes, da meinte er damit die von Gott Berufenen. Unsere Publikation Intern wird an einen Personenkreis versandt, den Gott direkt ansprechen will. Das heißt aber nicht, dass jeder Bezieher dieser Publikation von Gott berufen ist, noch, dass alle von Gott Berufenen bereits zum Bezieherkreis zählen. Als Leser haben Sie aber die Gelegenheit, von Gott jetzt in dieser Zeit berufen zu werden. Damit verknüpft ist die Pflicht, Ihr Leben jetzt voll und ganz Gott unterzuordnen.
Kein Mensch kann einen anderen dazu bewegen, keine noch so hohe Überredungskunst, kein noch so eindringlicher Gefühlsappell ist imstande, eine wirkliche „Bekehrung“ zu erwirken. Der echte Gesinnungswandel bzw. die Umkehr ist nur auf eine einzige Weise möglich: Gott und Jesus Christus selbst müssen einen berufen, müssen ihren Geist in einem wirken lassen, Reue und Einsicht in das Ausmaß der eigenen Sünden vermitteln. Sie schenken die Erkenntnis, dass ihre Gemeinde hier auf Erden für einen erreichbar ist – und dass man hineinberufen werden kann.
Wir können Sie, den Leser, nicht überzeugen noch überreden. Sie treffen freilich Ihre eigenen Entscheidungen. Gott wird Sie zu nichts zwingen. Ihm geht es darum, Charakter entstehen zu lassen, und Charakterbildung ist nur durch eigene Entscheidungen möglich, die aufgrund von Einsicht völlig freiwillig getroffen werden.
Verstehen Sie also das, was wir hier und in allen unseren Publikationen sagen, bitte nicht als Versuch von unserer Seite, Sie zu überreden. Das ist nicht unsere Absicht. Wir versuchen mit unseren Schriften einfach, Verbindung zu halten zu den Menschen, die sich für die Wahrheit Gottes interessieren und mehr über seinen großen Plan für die Menschheit erfahren möchten.
Woran erkennt man, ob Gott einen berufen hat? Nun, einen hundertprozentig sicheren Test gibt es nicht. Ganz sicher weiß es nur Gott. Doch es gibt Kriterien bzw. Anhaltspunkte.
Sind Sie tief bewegt, wenn Sie die Bibel lesen? Beginnt sich vor Ihren Augen der große Plan Gottes abzuzeichnen, wie er sich von der Schöpfungsgeschichte bis zur Offenbarung darbietet? Hungert und dürstet es Sie nach jedem „geistlichen“ Artikel, den Sie beispielsweise in dieser Publikation finden? Faszinieren, erregen Sie die geistlichen Konzepte, die Sie da ausgelegt und erklärt sehen?
Und Ihr persönliches Leben? Sehen Sie sich selbst, wie Gott Sie sieht? Empfinden Sie einerseits Freude und Beglückung über die Zukunftsaussichten, über die Bestimmung, zu der Gott Sie schuf, und sehen Sie sich andererseits auch als armseligen, ohnmächtigen Sünder, als ungehorsames, fleischliches Wesen, das Gottes Gnade und Vergebung bitter nötig hat?
Und schließlich: Verlangt es Sie nach Gemeinschaft mit Menschen, die ähnlich denken und fühlen wie Sie – Menschen, die auch diese Publikation erhalten, die ebenfalls die Möglichkeit begrüßen, die Verkündigung von Gottes Plan mitzutragen durch Gebete und finanzielle Unterstützung?
Fassen wir also zusammen:
Das ewige Gericht ist ein Prozess, durch den entschieden wird, wo und unter welchen Bedingungen der einzelne Mensch in Ewigkeit existieren wird.
Jetzt, in diesem irdischen Leben, geschieht das Gericht an der Gemeinde Gottes (1. Petrus 4,17), also an den Menschen, die sich von Gottes Geist in seine Wahrheit leiten lassen, ein Leben nach Gottes Willen zu leben beginnen und Gottes herrlichen Plan verkünden (Epheser 1,4-14). Nach Johannes 5, Vers 29 werden diese berufenen und auserwählten Christen an der ersten Auferstehung und Verwandlung zu ewigem Leben teilhaben (1. Korinther 15,50-54; 1. Thessalonicher 4,13-18) und mit Christus eintausend Jahre auf Erden regieren (Offenbarung 20,1-6).
Es gibt aber auch ein zukünftiges Gericht (Johannes 5,29; Apostelgeschichte 24,25; Offenbarung 20,5. 11-13). Es ist nämlich für alle vorgesehen, die in diesem Leben keine Gelegenheit hatten, Gottes herrliche Wahrheit durch Jesus Christus und seine Boten kennenzulernen und ihre Lebensweise nach Gottes Geboten zu ändern. Für diese Menschen wird es nach der tausendjährigen Herrschaft Jesu Christi eine Auferstehung geben, damit sie Gott zum ersten Mal kennenlernen und sich von ihrer bisherigen sündhaften Lebensführung abwenden können.
Diejenigen aber, die sich in diesem Leben (Hebräer 10,26-27) oder beim Gericht nach der zweiten Auferstehung gegen Gottes Willen entscheiden und „böse Werke“ tun, wird „ewige Verdammnis“ zugesagt, d. h. der zweite Tod, von dem es keine Auferstehung mehr geben wird (Maleachi 3,19-20; Offenbarung 20,14-15; 22,12-15).
Für alle wahren Christen ist das Gericht Gottes ein Tag des Heils und der Zuversicht (1. Johannes 4,17), für Gottes Gegner ein Tag des feurigen Zornes Gottes (Matthäus 3,7-12; 13,30; 2. Petrus 3,7; Judas 1,13-16).
Wie herrlich sind Gottes Offenbarungen! Dazu gehört das „ewige Gericht“, das man „zuerst von Christus verkünden muss“.