Wer war Jesus Christus? Was war er? Theologen und Kirchenlehrer haben solche Fragen seit Jahrhunderten debattiert. Was sagt die Bibel dazu?
Von Scott Ashley
War Jesus Christus nur ein gütiger und freundlicher Mann, der immer nette Sprüche parat hatte und die zwischenmenschliche Liebe predigte? Oder war er viel mehr als das?
Was macht Jesus jetzt? Was tut er im Himmel, während er auf seine Rückkehr zur Erde wartet? Kehrt er überhaupt zurück? Was wird er in der Zukunft tun?
Theologen und Kirchenlehrer haben solche Fragen seit Jahrhunderten debattiert. Für manche Gläubige sind sie eine Quelle der Verwirrung und Ungewißheit gewesen. Andere haben sie ignoriert in der Annahme, es komme nur darauf an, daß man an Jesus glaubt.
Doch sind die Antworten auf diese Fragen seit der Abfassung der Bibel zugänglich gewesen. Wir können sie in dem Namen Jesus Christus finden. Der Apostel Petrus schrieb: „Und es ist in keinem anderen [Jesus] das Heil; denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen“ (Apostelgeschichte 4,12; Elberfelder Bibel).
Was bedeutet dieser Name? Für Gott haben Namen eine besondere Bedeutung. Seine eigenen Namen geben Zeugnis seiner Herrlichkeit und Größe: „Gott der Allmächtige“ (El-Shaddai), „Gott des Friedens“ (Jahwe-Schalom) und „Gott der Sehende“ (Jahwe-Jireh), als Beispiele unter vielen anderen.
In der Bibel benutzt Gott Namen für Menschen, um den Charakter oder die Eigenschaften der Person zu bezeichnen (1. Mose 16,11; 17,5. 15. 16. 19; 35,10; 2. Samuel 12,24-25; Jesaja 8,3; Hosea 1,4. 6. 9; Lukas 1,13). Ein von Gott gegebener Name offenbart die Aufgabe bzw. Funktion, die der Namensträger in Gottes großem Vorhaben mit den Menschen erfüllt. In der Bibel kam es wiederholt vor, daß Gott den Namen einer Person oder gar einer ganzen Nation geändert hat, um diese Funktion sozusagen „beim Namen“ zu nennen.
Der Name „Jesus Christus“ sagt uns sehr viel über die Aufgabe, die Jesus in Gottes Heilsplan ausführt. Außerdem offenbart sein Name seinen Charakter und Aspekte seiner Liebe für die Menschheit.
Was bedeutet „Jesus“?
Wie erhielt Jesus seinen Namen? Wählten Josef und Maria ihn aus, weil sein Klang ihnen gut gefiel? Hatten sie einen Verwandten, der so hieß und nach dem sie Jesus benannten? Warum heißt Jesus „Jesus“?
In Matthäus 1 lesen wir, daß Maria während ihrer Verlobungszeit schwanger wurde. Ihr Verlobter Josef wollte die junge Frau, die er liebte, nicht öffentlich zur Schau stellen. Er überlegte, wie er mit dieser schwierigen Situation fertig werden sollte: „Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Verse 20-21; alle Hervorhebungen durch uns).
Das Neue Testament wurde in Griechisch abgefaßt. Der Name „Jesus“ in Griechisch bedeutet dasselbe wie der hebräische Name „Josua“. „Josua“ bedeutet wörtlich „Gott ist Rettung“. Die Botschaft des Engels an Josef lautete also: „Du sollst dem Kind den Namen ,Gott ist Rettung‘ geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Dieser Name sagt uns, welche Aufgabe Jesus in Gottes Plan erfüllt – durch ihn wird Gott die Menschheit retten.
Wie werden wir gerettet?
Wie werden wir durch Jesus Christus gerettet?
Es gibt wichtige Aspekte des Heils durch Jesus Christus. Als erstes müssen wir erkennen, daß wir alle gesündigt haben (Römer 3,23). Damit haben wir den Tod „verdient“ (Römer 6,23). Der Tod ist der vollständige Verlust des Bewußtseins (Prediger 9,5-6. 10). Wenn Gott uns von den Toten nicht wieder auferweckt, bleiben wir ewig tot. Mit unseren Sünden verdienen wir also sozusagen das Recht, ewig ohne Bewußtsein zu bleiben – der ewige Tod.
Das ist die hoffnungslose Situation, in der wir uns ohne Jesus Christus befinden. Die Todesstrafe, die wir mit unseren Sünden verdient haben, würde vollstreckt, und es gäbe keine Hoffnung für uns, keine Perspektive über das Grab hinaus (1. Korinther 15,17-19).
Es ist aber etwas eingetreten, das die Vollstreckung dieser Todesstrafe verhindern kann. In Römer 5 beschreibt Paulus, wie wir in unserer Unwissenheit und Blindheit durchs Leben tappten, während Gott seine Liebe zu uns bereits erzeigt hat: „Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Verse 6-8). Gott brauchte uns nicht. Welchen Nutzen hatten wir für ihn?
Paulus betont, daß jemand vielleicht bereit wäre, für einen guten Menschen zu sterben, aber diese Beschreibung trifft nicht auf uns zu. Wir waren so gut wie tot, auf die Vollstreckung der Todesstrafe wartend. Aber etwas ist passiert. Jesus Christus griff ein und übernahm die Todesstrafe an unserer Statt.
Jesus Christus bezahlte die Strafe des ewigen Todes für uns. Wir können sein Opfer in Anspruch nehmen und dadurch gereinigt vor Gott stehen. Wir sind nicht mehr von ihm getrennt, sondern versöhnt. Wir haben wieder Zugang zu Gott und zum Leben. Durch Jesus Christus – „Gott ist Rettung“ – sind wir vor einer Zukunft bewahrt worden, die das Auslöschen unserer Existenz bedeutet hätte.
Durch sein Leben gerettet
Paulus fügt hinzu: „Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden“ (Römer 5,10; Elberfelder Bibel). Unsere Rettung durch Jesu Leben ist ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Rettung durch ihn. Wir wissen, daß Christus von den Toten zum ewigen Leben auferstanden ist. Wie werden wir aber durch sein Leben gerettet?
Die Symbolik der Taufe zeigt uns, daß unsere Entscheidung, Jesu Opfer anzunehmen, das Ende des sündhaften Lebens bedeutet, das wir geführt haben: „Oder wißt ihr nicht, daß alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln ... Wir wissen ja, daß unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so daß wir hinfort der Sünde nicht dienen“ (Römer 6,3-4. 6).
Wie erhalten wir die Kraft, der Sünde nicht mehr zu dienen? In Galater 2, Vers 20 beschreibt Paulus, wie Jesus Christus ihn verwandelte: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“
In dieser Symbolik lebt unser alter Mensch nicht mehr. Nach unserer Taufe ist es Jesus Christus – nicht wir –, der in uns lebt. Sein Leben in uns ermöglicht unsere Gerechtigkeit und unsere Überwindung der Sünde, „so daß wir hinfort der Sünde nicht dienen“.
Ein sehr persönliches Opfer
Paulus erlebte Jesu Opfer als ein persönliches: „... der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben“. Vor seiner Bekehrung hatte Paulus die Kirche Gottes verfolgt und dabei die Jünger Jesu verhaften, foltern und sogar töten lassen (Apostelgeschichte 26,10-11). Paulus kannte seine sündhafte Vergangenheit. Jesu Opfer war daher kein abstraktes Konzept für ihn. Er erkannte, daß Jesus persönlich für ihn eingegriffen und vor der Sünde gerettet hatte: „Ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ (1. Korinther 15,9-10).
Niemand außer Jesus Christus kann seine Funktion in Gottes Heilsplan übernehmen. Er ist der einzige, der als Mensch ein Leben ohne Sünde geführt hat. Als „Gott mit uns“ (Matthäus 1,23) ist sein Leben mehr wert als das der gesamten Menschheit, die er erschuf (Johannes 1,3; Kolosser 1,16). Ohne sein Opfer für unsere Sünden hätten wir keine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode. Dazu schrieb Paulus: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen“ (1. Korinther 15,19).
Wie Paulus müssen auch wir, zutiefst dankbar für die Errettung vor dem ewigen Tode, Jesus in uns leben lassen. Aber wie findet das statt? Der Apostel Johannes ermahnt uns: „Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat“ (1. Johannes 2,6).
Wir müssen Jesu Nachfolger werden und so leben, wie er gelebt hat – seine Gedanken denken, handeln, wie er gehandelt hat.
Dazu gehört unsere Unterordnung vor dem göttlichen Willen in unserem Leben, wie Jesus es uns vorlebte: „Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Johannes 6,38). Bis zu seinem Tod am Kreuz tat Jesus den Willen seines Vaters: „Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’ s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (Matthäus 26,39)
Durch Jesus, dessen Name „Gott ist Rettung“ bedeutet, werden wir gerettet. Durch seinen Tod bleibt uns die Todesstrafe erspart, und durch sein Leben in uns schenkt uns Gott das ewige Leben: „Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein“ (Römer 6,5).
Die Bedeutung von „Christus“
Wenden wir uns nun dem zweiten Teil des Namens „Jesus Christus“ zu. Was bedeutet das Wort „Christus“? Eigentlich ist dieses Wort kein Name, sondern ein Titel, eine Art Amtsbezeichnung. „Christus“ leitet sich von dem griechischen Wort Christos mit der Bedeutung „der Gesalbte“ ab. Es hat die gleiche Bedeutung wie das hebräische Wort Messias (Johannes 1,41). Beide Wörter bedeuten „gesalbt“ bzw. „der Gesalbte“.
Die Juden, die Jesu Zeitgenossen waren, verstanden die Bedeutung sehr wohl. Sie kannten den Teil der Heiligen Schrift, den wir heute das Alte Testament nennen; jene Schrift war für sie die Anleitung für ihre tägliche Lebensführung. Genau diese Schrift sagte Jesu Kommen voraus: „Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeugt“ (Johannes 5,39). Die Juden warteten auf das Auftreten eines Messias, des Gesalbten (Johannes 4,25). Sie verstanden die Bedeutung des Salbens; daher verstanden sie auch die Bedeutung des Salbens in bezug auf ihren Retter.
Ohne den Hintergrund des Alten Testamentes verliert das Wort „Messias“ im wesentlichen seine Bedeutung. Jesu Zeitgenossen wußten, daß eine Salbung im Alten Testament viermal für ein besonderes Aussondern verwendet wurde. Jede dieser Salbungen lehrt uns etwas über Jesus Christus, seine Aufgabe und den Grund, warum er der Gesalbte genannt wird.
Dem Dienst Gottes geweiht
Die erste bedeutende Salbung wird in 2. Mose 40 beschrieben. Nach dem wundervollen Auszug Israels aus Ägypten gab Gott den Israeliten detaillierte Anweisungen für die Errichtung der Stiftshütte, die als Mittelpunkt der Anbetung Gottes in Israel dienen sollte. Nach der Fertigstellung der Stiftshütte gebot Gott Mose: „Und du sollst das Salböl nehmen und die Wohnung und alles, was darin ist, salben und sollst sie weihen mit ihrem ganzen Gerät, daß sie heilig sei“ (2. Mose 40,9). Durch diese Salbung wurde die Stiftshütte geweiht. Weihen bedeutet eine Aussonderung zu einem heiligen Zweck. Die Stiftshütte war also dem heiligen Dienst und der Anbetung Gottes geweiht.
Die Salbung war ein Sinnbild der Aussonderung, der Weihung. Was lehrt uns das Prinzip der Salbung über Jesus Christus und seine Funktion als der Messias, der Gesalbte? In einfachen Worten ausgedrückt: Sein ganzes Leben war dem Dienst Gottes geweiht: „Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Johannes 4,34).
Was tat Jesus? Jesus tat genau das, was der Vater tut: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn“ (Johannes 5,19). Trotzdem gibt es Menschen, die die Sichtweise vertreten, Jesu sei gekommen, um den Vater in den Hintergrund zu drängen und sein heiliges Gesetz als Maßstab für richtiges Verhalten außer Kraft zu setzen. Was für eine Verneinung der Worte Jesu!
Jesus widmete sich ganz der Aufgabe, die er vom Vater erhalten hatte: „Mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Johannes 5,30). Jesus Christus versuchte nie, sich selbst zu gefallen oder seinen eigenen Willen durchzusetzen, sondern seinem Vater zu gefallen und seinen Willen zu tun.
Der Wille seines Vaters war die überragende Motivation in seinem Leben. Selbst vor dem Angesicht des Todes betonte Jesus seine Bereitschaft, den Willen seines Vaters zu tun: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lukas 22,42).
Jesus Christus führte sein ganzes Leben in vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, der auch seinen Tod als Sühneopfer für die Sünden der gesamten Menschheit mit einschloß (1. Petrus 1,18-20). Jesus Christus erfüllte diesen Aspekt seiner Salbung vollkommen. Sein Leben war ein perfektes Beispiel für die vollständige Hingabe gegenüber Gott.
Zum Priester erwählt
Nach der Weihung der Stiftshütte für den Dienst Gottes unterwies Gott Mose, noch eine Salbung vorzunehmen: „Und du sollst Aaron und seine Söhne vor die Tür der Stiftshütte treten lassen und sie mit Wasser waschen und Aaron die heiligen Kleider anziehen und ihn salben und weihen, daß er mein Priester sei; und du sollst seine Söhne auch herzuführen und ihnen die Untergewänder anziehen und sie salben, wie du ihren Vater gesalbt hast, daß sie meine Priester seien“ (2. Mose 40,12-15).
Die Salbung diente auch der Aussonderung der Priester Gottes. Was ist die Funktion eines Priesters? Es mag für uns heutige Menschen nicht so einfach sein, diese Frage zu beantworten, denn das alttestamentliche aaronitische Priestertum und der damit verbundene Tempeldienst hörten bei der Zerstörung Jerusalems durch die Römer 70 n. Chr. auf. Andererseits verstanden Jesu Zeitgenossen diese Dinge.
Auf einen einfachen Nenner gebracht, ein Priester funktionierte als Fürsprecher für den Menschen vor Gott. Die Israeliten hatten keinen direkten Zugang zu Gott. Die Priester waren Gottes Repräsentanten in Israel, und die Opferriten, die sie vollzogen, schufen Sühne für das Volk vor Gott.
Wie bezieht sich das auf Christus? Wir lesen in Hebräer 4, Vers 14, daß „wir ... einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes“ (Hebräer 4,14).
Unser vollkommener Hoherpriester
Der Hebräerbrief erklärt, wie Jesus Christus der vollkommene Hohepriester sein kann: „Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde“ (Hebräer 4,15). Weil er die Existenz eines Menschen selbst kennenlernte, weiß Jesus genau, welche Prüfungen wir in diesem Leben durchmachen. Er weiß, daß wir schwach sind und die Gnade und Hilfe Gottes dringend brauchen.
Darüber hinaus wurde Jesus Christus durch sein gehorsames Untertansein vor seinem himmlischen Vater vervollkommnet (Hebräer 5,8-9). Die aaronitischen Priester wurden alt, starben und brauchten daher Nachfolger. In seinem Amt als unser Hoherpriester wird Jesus nie einen Nachfolger brauchen, „weil er ewig bleibt“ – er hat „ein unvergängliches Priestertum“ (Hebräer 7,24).
In der Person Jesu lebt die Fürbitte der aaronitischen Priesterschaft weiter: „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Vers 25). Jesus wird immer da sein, um diejenigen zu retten, die zu Gott kommen: „Denn einen solchen Hohenpriester mußten wir auch haben, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern geschieden und höher ist als der Himmel. Er hat es nicht nötig, wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst opferte“ (Verse 26-27).
In seiner Funktion als unser Hoherpriester reinigt Christus uns durch sein Opfer: „Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, so daß sie äußerlich rein sind, um wieviel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!“ (Hebräer 9,13-14).
Welches ist das Resultat in unserem Leben? Von unseren Sünden gereinigt und mit Gott versöhnt, können wir nun mit Zuversicht vor seinen Thron treten: „Weil wir denn nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum ..., und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes, so laßt uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser. Laßt uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat“ (Hebräer 10,19. 21-23).
Als unser Hoherpriester ermöglicht Jesus unsere Versöhnung mit Gott. Er hat die Trennung zwischen uns und Gott, die durch unsere Sünden entstanden war, aufgehoben. Wir können mit Zuversicht vor Gottes Thron kommen! Das alles macht Jesus, der Christus, der Gesalbte, möglich.
Ausgesondert als Prophet
In 1. Könige 19, Verse 15-16 finden wir ein weiteres alttestamentliches Beispiel des Salbens, bei dem jemand zu einer besonderen Aufgabe ausgesondert wurde. Hier geht es um einen Nachfolger für den Propheten Elia, dessen Tage als Prophet gezählt waren: „Aber der Herr sprach zu ihm: Geh wieder deines Weges durch die Wüste nach Damaskus und geh hinein und salbe ... Elisa, den Sohn Schafats, von Abel-Mehola zum Propheten an deiner Statt.“
Welche Bedeutung hat die Salbung Elisas in dem Leben Jesu Christi? Er wurde oft ein Prophet genannt (Johannes 6,14; 7,40), und er bezeichnete sich selbst als Prophet (Lukas 4,24; 13,33). Er sagte die Zukunft voraus; in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21 prophezeite er Ereignisse, die vor seiner Rückkehr zur Erde stattfinden werden. Die vier Evangelien enthalten viele Voraussagen über seine Jünger und die Gründung seiner Kirche, und das letzte Buch des Neuen Testamentes ist „die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll“ (Offenbarung 1,1).
Sind seine Zukunftsvorhersagen der wichtigste Teil der Botschaft Jesu Christi? Diese sind eigentlich nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des biblischen Berichts über sein Leben. Ein Prophet sagt nicht nur die Zukunft voraus. Er offenbart auch den Willen Gottes für die Menschheit. Was predigte Jesus? „Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll ... Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat“ (Johannes 12,49-50).
In Lukas 10 beschrieb Jesus die Menschen, denen seine Offenbarungen galten: „Zu der Stunde freute sich Jesus im heiligen Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater, so hat es dir wohlgefallen“ (Vers 21).
Was offenbarte Christus? Er offenbarte den Vater, eine neue Perspektive über Gott. Seine Landsleute, die Juden, sahen Gott als Nationalhelden, der zur Zeit ihrer Vorfahren große Wunder gewirkt hatte. Jesus Christus offenbarte eine andere Sichtweise: ein liebevoller Vater, der wie ein menschlicher Vater für das Wohlergehen seiner Kinder sorgt.
Der Vater, den Jesus Christus offenbarte, ist ein Gott, der ein enges, persönliches Verhältnis zu seinem Volk haben möchte. Er will alle Dinge mit seinen Kindern teilen, ihnen vergeben, sie heilen, segnen und zum Schluß als seine ewig lebenden Kinder in sein Reich aufnehmen.
Jesus Christus verkörperte die Liebe des Vaters. Sein Leben offenbarte eine Liebe, die weit über das hinaus ging, was seine Jünger von sich aus hätten verstehen können: eine Liebe, die die Bereitschaft des Vaters offenbarte, seinen eigenen Sohn zu opfern, um allen seiner Kinder die Versöhnung zu ermöglichen. Jesus betonte den unschätzbaren Wert dieser Erkenntnis: „Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen allein: Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben’s nicht gesehen, und hören, was ihr hört, und haben’s nicht gehört“ (Lukas 10,23-24).
Jesus wurde gesalbt, um ein Prophet zu sein, der nicht nur die Zukunft vorhersagte, sondern auch Gottes Willen und sein Vorhaben für die Menschen offenbarte. Er offenbarte den Vater und zeigte uns den liebevollen Gott, den wir anbeten dürfen.
König in einem kommenden Weltreich
Wir finden einen vierten bedeutenden Aspekt der Salbung in 1. Samuel 16. Gott sagte seinem Propheten Samuel, daß er Saul als König über Israel wegen seines Ungehorsams verworfen und einen neuen König an seiner Statt erwählt hatte. Gott sandte Samuel zu Isai, um einen seiner Söhne als neuen König einzusetzen. Als David vor Samuel stand, sagte Gott ihm: „Der Herr sprach: Auf, salbe ihn, denn der ist’s. Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn geriet über David von dem Tag an und weiterhin“ (1. Samuel 16,12-13).
Dieses Beispiel zeigt uns die Salbung als Gottes Aussonderung eines Menschen für eine Führungsposition. Mehr als einmal im Alten Testament werden Könige „der Gesalbte des Herrn“ genannt. Es war ein Ausdruck des Respekts und der Ehrfurcht, mit welchem man anerkannte, daß Gott den König eingesetzt hatte. Wie läßt sich das auf Jesus Christus beziehen?
Kurz vor seiner Hinrichtung stand Jesus Christus Antwort vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus: „Bist du der König der Juden? ... Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König“ (Johannes 18,33. 36-37).
Das Reich, dessen König Jesus Christus sein wird, war ein wesentlicher Pfeiler seiner Botschaft: „Er sprach aber zu ihnen: Ich muß auch den andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt“ (Lukas 4,43). Jesus zog „durch Städte und Dörfer ... und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes“ (Lukas 8,1). Er gebot seinen Nachfolgern, „zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ zu trachten (Matthäus 6,33).
Die Etablierung des Reiches Gottes wurde auch im Alten Testament vorausgesagt: „Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben ... Der [Gottvater] gab ihm [Jesus Christus] Macht, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende“ (Daniel 2,44; Daniel 7,14).
Diese kommende Weltregierung wird die menschlichen Regierungen unserer heutigen Welt ersetzen: „Und der siebente Engel blies seine Posaune; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offenbarung 11,15).
In diesem kommenden Reich werden die Nachfolger Jesu, zu unsterblichem Leben auferstanden, zur Seite stehen: „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre“ (Offenbarung 20,6).
Wie beschreibt die Bibel die Führungsspitze der kommenden Weltregierung Gottes? „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er’s stärke und stütze durch, Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit“ (Jesaja 9,5-6).
Diese Beschreibung steht in starkem Kontrast zu unserer Welt, in der uns nicht gelingt, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle zu schaffen und das Leiden unzähliger Menschen zu beenden. Unter der Herrschaft Jesu Christi wird das Reich Gottes eine ganz andere Welt herbeiführen.
Über alles erhaben
Jesu Herrschaft fängt nicht erst in der Welt von morgen an. Er herrscht jetzt schon im Leben seiner Nachfolger. Im Neuen Testament heißt er „der Herr Jesus Christus“ oder einfach „der Herr“: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Philipper 2,9-11).
In seinem Brief an die Gemeinde zu Ephesus beschrieb der Apostel Paulus, wie Gott Jesus Christus erhöht hat: „Er [hat] ihn von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Epheser 1,20-23).
Der Vater stellte Jesus Christus über alles: Engel, Galaxien, Sterne, Planeten usw. Er hat alle Macht und Autorität und ist auch das Haupt der Gemeinde, seines geistlichen Leibes. So groß ist die Macht und Autorität unseres Herrn und Meisters Jesus Christus.
Jesus Christus ist wirklich derjenige, durch den Gott die Erlösung wirkt. Er opferte sich, um die Strafe für unsere Sünden zu übernehmen. Er lebt jetzt in uns und hilft uns, seine Lebensweise zu praktizieren. Er ist der Gesalbte, der Messias, denn er ist ausgesondert durch sein Leben als vollkommenes Beispiel der Gerechtigkeit. Er ist unser Hoherpriester und auch ein Prophet. Letztlich kehrt Jesus Christus als König der Könige und Herr der Herren bald zurück, um ein Reich zu etablieren, das ewigen Frieden schaffen und die Rettung für alle Menschen bringen wird. Für seine Nachfolger ist er heute schon ihr König und Herr.
Wie groß und wunderbar ist die Bedeutung von „Jesus Christus“ für alle Menschen!