Wen sollen Christen anbeten? Sollen wir den Gott des Alten Testaments anbeten oder Jesus Christus? Was erfahren wir durch das Beispiel Jesu und seiner Apostel?
Von Mario Seiglie
Bei ihrer Anbetung konzentriert sich die traditionelle Christenheit auf Jesus Christus. Auf jeden Fall meinen viele, dass wir uns heute lieber mit Jesus als mit dem Gott des Alten Testaments befassen sollen.
In den USA hört man gelegentlich Sprüche im Radio bzw. im Fernsehen oder man sieht sie auf Aufklebern: „Akzeptiere Christus und du wirst gerettet“ oder „Christus ist die Antwort“, wobei man nie erfährt, was die Frage war! Doch richtete Jesus Christus nicht selber unsere Aufmerksamkeit, einschließlich unserer Gebete, auf Gott, den Vater?
Hinsichtlich unserer Verehrung sollten wir als Christen nichts voraussetzen. Stattdessen sollten wir sicher sein, dass unsere Anbetungsweisen im Einklang mit der Schrift stehen. Den Schüler der Bibel, der aufmerksam und mit Gebet in Gottes Wort schaut, erwarten viele Überraschungen.
Lassen Sie uns zuerst ansehen, was Jesus Christus über sich selbst sagte. Sagte er, dass er der Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit sein sollte? Die Antwort wird Sie vielleicht überraschen!
Jesus Christus, unser Mittler
Als die Jünger Jesus Christus baten, ihnen das Beten beizubringen, wäre es die perfekte Gelegenheit für ihn gewesen, sich selbst hervorzuheben. Doch stattdessen wies er sie an: „Wenn ihr betet, so sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt“ (Lukas 11,2; alle Hervorhebungen durch uns). Unser Erlöser stellte klar, dass Gott, der Vater, beim Beten unser Mittelpunkt sein sollte und dass wir uns auf seine Herrlichkeit, Kraft, Macht und Liebe konzentrieren sollten.
Doch Jesus sagte auch, dass wir in seinem Namen – „im Namen Jesu“ – beten sollten (Johannes 14,13-14; 15,16; 16,24. 26). Warum ist das der Fall? Weil Jesus zwischen Gott, dem Vater, und der Menschheit vermittelt.
Das war die eindeutige Lehre des Apostels Paulus: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus“ (1. Timotheus 2,5). Ein Vermittler, entweder im religiösen oder weltlichen Sinne, ist ein wesentlicher Teil eines Kommunikationsprozesses. Doch der Blick liegt auf dem, der die Leitung hat.
Aus diesem Grunde zog Jesus Christus nicht die Aufmerksamkeit auf sich selbst. Wenn wir direkt zu ihm beten würden, könnten wir Gott, den Vater, übersehen. Viele Zweige des Christentums legen mehr Bedeutung auf Mittler als auf den Allerhöchsten. Beispielsweise sehen viele Katholiken die Mutter Jesu, Maria, als die Hauptmittlerin. Davon ist jedoch in der Bibel mit keinem einzigen Wort die Rede. Bei vielen Protestanten orientiert sich die Anbetung vorwiegend an Christus, der in der Tat ein Mittler ist. Doch dabei wird Gott, der Vater, praktisch ignoriert.
Christus kam jedoch als Mittler, um einen Gott zu offenbaren, der uns liebt wie ein Vater seine eigenen Kinder. Wie Jesus sagte: „Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin“ (Johannes 16,27).
Im Hinterkopf vieler Christen besteht die falsche Idee, dass Gott, der Vater, der rachsüchtige Gott des Alten Testamentes ist. Ferner soll nach ihren falschen Vorstellungen Jesus Christus gekommen sein, um uns vor dem Zorn dieses rachsüchtigen Vaters zu beschützen. Das ist ein Irrtum – ja, eine ketzerische Vorstellung! In Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied in der Liebe, die der Vater und der Sohn für uns haben.
Der Apostel Johannes beschrieb Gott in einem kurzen Wort: „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4,8).
In diesem Zusammenhang ist dieser Abschnitt vielleicht vergessen worden: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde“ (Johannes 3,16-17). Jesu Gebet im Garten Gethsemane zeigt, dass er diesbezüglich den Willen seines Vaters tun und für die Menschen sterben wollte (Matthäus 26,39-44).
Auf Gott, den Vater, schauen
Christus möchte, dass wir diesen liebenden Gott lobpreisen. In seinem letzten Gebet zu seinem Vater vor seiner Festnahme und Kreuzigung sagte Jesus: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue . . . und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst“ (Johannes 17,3-4. 23).
Während seines Lebens auf der Erde richtete Jesus seinen Blick auf Gott, den Vater. Christus blieb ihm immer untertan. „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn . . . ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Johannes 5,19. 30).
Jesus gab Gott, dem Vater, eindeutig die Ehre: „Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir . . . Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt mir nicht; tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und wisst, dass der Vater in mir ist und ich in ihm“ (Johannes 10,25. 37-38).
Nach Jesu eigener Aussage kamen selbst die Worte, die er sprach, direkt von Gott, dem Vater: „Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll . . . Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat“ (Johannes 12,49-50). Er fügte hinzu: „Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke“ (Johannes 14,10).
Jesus führte sein Leben im vollkommenen Einklang mit Gottes Willen und strebte danach, seinem himmlischen Vater immer zu gefallen.
Wie ist es mit den Schriften der Apostel? Konzentrierten sie ihre Aufmerksamkeit nicht hauptsächlich auf Christus? Es ist interessant zu sehen, wie oft sie sich tatsächlich auf Christus und Gott, den Vater, bezogen. Zum Beispiel erwähnt Paulus in seinem ersten Brief, seinem Schreiben an die Römer, in welchem er den Weg des Heils erklärt, Gott, den Vater, 145-mal. Wenn er gewollt hätte, dass wir unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Christus richteten, hätte Paulus ihn sicherlich öfter erwähnt und die meisten Hinweise auf Gott, den Vater, weggelassen.
Doch Paulus, der Autor vieler Briefe im Neuen Testament, tut dies nicht. Durchweg spricht er von Gott, dem Vater, zuerst und dann von Christus. Der Apostel Paulus beginnt jeden seiner Briefe an die Gemeinden mit dem Gruß: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ Wer steht dabei immer an erster Stelle? Gott, der Vater! Auch bei seinen persönlichen Briefen an die Jünger Timotheus, Titus und Philemon führt er Gott, den Vater, als Erstes in seinem Gruß auf.
Paulus wusste, wer der Mittelpunkt unserer Anbetung sein soll: „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne . . . Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Epheser 3,14-17. 20-21).
Woher kam die falsche Betonung?
Die falsche Vorstellung, die gegen Gott, den Vater, als den Mittelpunkt unserer Anbetung spricht, hat mit einem falschen Verständnis von Gottes Gesetz zu tun. Dabei verbindet man die Zehn Gebote und andere darauf basierende Gesetze nur mit dem alten Israel und einem fehlerhaften Konzept von dem Gott des Alten Testamentes.
Um der Verpflichtung, dem Gesetz Gottes zu gehorchen, zu entgehen, verlegen viele ihre Aufmerksamkeit auf ihr Verständnis von Jesus im irrtümlichen Glauben, dass Christus nur verlangt, dass wir „einander lieben“ und auf „Glauben“ und „Gnade“ vertrauen. Das Ergebnis der falschen Interpretationen dieser Begriffe ist eine große Vielfalt von Glaubensanschauungen. So gibt es Hunderte von konkurrierenden Glaubensgemeinschaften, die alle den Namen und die Autorität Christi für sich beanspruchen.
Es war jedoch Jesus Christus, der die Gebote Gottes mit seinen Lehren um den Geist des Gesetzes erweiterte. Er sagte: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe“ (Johannes 15,9-10).
Als Jesus von einem jungen Mann gefragt wurde, was er tun könne, um ewiges Leben zu erlangen, gab Jesus eine klare Antwort: „Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote“ (Matthäus 19,17). Um den Sinn zu verdeutlichen, zitierte Christus dann einige der Zehn Gebote und eine darauf basierende Schriftstelle: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Vers 19).
Jesus Christus bekämpfte oder schmälerte nie die Gebote seines himmlischen Vaters. Im Gegenteil; er lehrte: „Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich“ (Matthäus 5,19).
Wie prophezeit wurde, kam Christus, „dass er sein [Gottes] Gesetz herrlich und groß mache“ (Jesaja 42,21). Er hielt deutlich an Gottes Gesetz in seinen Handlungen und Lehren fest. Seine Lehren sind Erläuterungen der Gebote Gottes, die uns ihre wahre geistliche Absicht und richtige Anwendung zeigen.
Wenn wir dem Beispiel Jesu Christi und der Apostel und ihrer biblischen Lehre folgen wollen, muss Gott, der Vater, der Mittelpunkt unserer Anbetung sein. Jesus Christus stellte klar, dass wir im Namen Jesu (Johannes 14,13-14) direkt zum Vater beten. Jesus spiegelt Gottes Liebe und Charakter vollkommen wider. „Wer mich sieht, der sieht den Vater“, sagte er (Johannes 14,9).
Folgen wir dem Beispiel Jesu Christi in allem, was er tat. Seien wir Christen, die Gott in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen. Halten wir uns an die biblische Perspektive, die Jesus uns gibt: Schauen wir auf Gott, den Vater!