Bei ihren Einsätzen sind Feuerwehrmänner mit wichtigen Werkzeugen und Geräten ausgerüstet, um Flammen zu löschen und Leben zu retten. Welches davon ist das wichtigste für ihren Einsatz?
Von Robin Webber
Gegenwärtig versuchen meine Landsleute die Ereignisse zu verarbeiten, die am 11. September in unser Leben gestürzt sind. Dies war keiner dieser Actionfilme aus Hollywood, sondern das schlimmste Szenario eines Katastrophenfilms, der je auf der Großleinwand gezeigt wurde.
Ganz plötzlich und unerwartet wurde die Welt für alle von uns kleiner und bedrohlicher. Seit dem Angriff auf den Marinestützpunkt Pearl Harbor vor 60 Jahren sind Amerikaner nie wieder so sehr in ihrer kollektiven nationalen Psyche getroffen worden. Es ist das erste Mal seit dem Krieg gegen England 1812, daß der „Festung Amerika“ auf ihrem eigenen Boden von einer ausländischen Macht ein Schlag versetzt wurde.
Der 11. September war ein Tag der Schurken, Opfer und Helden. In Zeiten wie diesen gibt es oft nur eine sehr, sehr dünne Linie zwischen Leben und Tod. Diese dünne Linie wird nicht selten von dem Verhalten der Männer und Frauen gezogen, die den Mut haben, nach vorne zu gehen, um etwas zu bewegen.
An dem frühen Dienstagmorgen marschierten 300 Feuerwehrmänner in die „Terroristenhölle“, aus der sie nicht mehr herauskamen. Sie gehörten zu der Familie der Feuerwehrmänner, die oft die „Feinsten von New York“ genannt werden. Aufgrund der ständigen Lebensgefahr, die sie hinter jeder Ecke erwartet, gibt es tatsächlich so etwas wie familiäre Bande unter ihnen. Etwas, das nur sie allein verstehen und was nur ihnen gehört.
An diesem Morgen der Helden rannten sie durch die Glas- und Betonschluchten der Wall Street, wohlwissend, daß sie gegen den schlimmsten Fall ankämpfen würden. Der schlimmste Alptraum eines jeden Feuerwehrmanns ist ein Brand im Wolkenkratzer. Es kann so vieles so schnell passieren, und es kann einen selbst treffen! Und doch sprangen viele dieser Feuerwehrmänner, die gerade die Nachtschicht beendet hatten, auf ihren Feuerwehrzug. Sie wußten nicht, daß es ihre letzte Schicht sein würde.
Warum liefen sie so bereitwillig auf die brennende Hölle zu? Wenn man dazu berufen ist, Leben zu retten, versteht man, daß nicht nur jeder Moment zählt, sondern daß man buchstäblich jeden Moment auf Abruf steht. Deshalb rasten die Züge der Bruderschaften durch die engen Straßen des Finanzdistrikts, aus Brooklyn und Queens, aus der Bronx und Harlem, von der Lower East Side und Staten Island. Schwarz, braun, weiß, Iren, Juden und Italiener – diese New Yorker liefen nach vorne mit nur einem Gedanken im Kopf: Eine Aufgabe mußte erledigt werden.
Einfach hinauf!
Ein Kommentar hat mich besonders bewegt. Ein Beamter erklärte, daß es die Aufgabe eines Feuerwehrmannes sei, „dem Feuer entgegen zu rennen, während alle anderen dem Feuer davonlaufen“. Unsere Fluchtwege in Zeiten der Gefahr sind ihre Eingänge zu dem, wofür sie trainiert haben und was sie als ihre Aufgabe ansehen. Feuerwehrmänner haben jeden Tag ein mögliches „Schicksalstreffen“ mit dem Tod.
Der durch den Golfkrieg bekannt gewordene und heute pensionierte General Norman Schwarzkopf, dem die Gefahr nicht unbekannt ist, erklärte den Kampf einmal so: „Die Gefahr des Todes schärft die Sinne ungemein, und dann übernimmt das Training die Funktion des Autopiloten!“
Der Kommentar einer Überlebenden des World Trade Center hat mich besonders bewegt. Die alte Frau berichtete, wie sie langsam die überfüllte Treppe hinunterstieg, während die Feuerwehrmänner die Treppe hinaufstiegen. Sie sagte: „Es waren gutaussehende junge Männer, stark und kräftig, mit der Ausrüstung auf ihren Rücken, und sie gingen einfach hinauf!“
„Der christliche Feuerwehrmann“
Wenn Sie 2. Timotheus, Kapitel 2 noch nicht gelesen haben, schlage ich vor, daß Sie sich dieses Kapitel einmal durchlesen. In Vers 3 ermutigt uns Paulus dazu, Leiden zu ertragen, und beschreibt dann den guten christlichen Soldaten, den christlichen Athleten und den christlichen Bauern. Er sagt dann: „Bedenke, was ich sage! Denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen“ (Vers 7).
Paulus fordert uns auf, zu überlegen und auf seine Aussagen bezüglich der Beispiele der Standhaftigkeit und der Ausdauer aufzubauen. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß auch ich Prüfungen mehr denn je als guter christlicher Feuerwehrmann ertragen muß, dessen Aufgabe es ist, sich darauf zu konzentrieren, in einer Welt, in der der Haß schwelt, „auf das Feuer“ zuzurennen. Es geht aber um mehr als nur zu ertragen, es geht darum, sich der Nöte anderer anzunehmen.
Am 11. September habe ich gelernt, daß die wichtigste Ausrüstung, die ein Feuerwehrmann mit sich trägt, nicht sein Wasserschlauch, seine Axt oder seine Leiter ist. Das wichtigste Stück in seiner Ausrüstung ist sein Herz.
Ohne das „Herz“ eines Feuerwehrmannes ist alles andere Rüstzeug bedeutungslos. Ohne sein Herz ist der Feuerwehrmann niemals in der Lage, jeden Tag einem Kampf um Leben und Tod gegenüber zu stehen. Mit dem Herzen sind aber alle Dinge möglich.
Vor langer Zeit brachte es Christus ganz deutlich auf den Punkt, welche Art des „christlichen Feuerwehrmannes“ er suchte. Er sagte in Markus Kapitel 5, Vers 35: „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten.“
Am Morgen des 11. September schallte die mächtige Botschaft von Jesaja 30, Vers 21 durch die vom Rauch verdunkelten Gänge des World Trade Center: „Dies ist der Weg, den geht!“ Es war die Stimme eines Feuerwehrmannes. Diese Stimme ist jetzt verstummt. Aber hoffentlich lebt der Gedanke in uns weiter, während wir einem anderen Feuer entgegenlaufen, wohlwissend, warum und wofür wir leben. Wenn der Rauch dieser Tragödie verflogen ist, müssen wir bereit sein, Schritt für Schritt nur in eine Richtung zu gehen. Also hinauf!