Manche Christen versuchen ihre Probleme allein durch eigene Kraft zu lösen.
Von Robert Dick
Vor fast 50 Jahren hörte ich zum ersten Mal die Ermahnung: „Arbeite so, als ob alles von dir abhinge; bete so, als ob alles von Gott abhinge.“ Diese Ermahnung wurde als Formel für die erfolgreiche christliche Lebensführung propagiert. Mir jedoch war es ein Rätsel – ein verwirrendes Rätsel. Es hörte sich widersprüchlich an, aber ich akzeptierte es, weil ich die Person respektierte, die es gesagt hatte.
Ehrlich gesagt kann ich Ihnen den Zeitpunkt in meinem Leben nicht nennen, an dem das Rätsel durch Verständnis ersetzt wurde, aber ich danke Gott immer wieder für das Verständnis dieser einfachen Formel. Ich hoffe, dass jeder junge Erwachsene, der vor der Bekehrung steht, und jedes neue Mitglied, das Gott zu unserer Gemeinschaft beruft, die Frucht einer nach diesem einfachen Glaubensbekenntnis ausgerichteten Lebensweise eines Tages voll erfahren wird.
Bei der ersten Begegnung mit dieser Aussage ist es durchaus natürlich, über ihre scheinbare Widersprüchlichkeit zu stolpern. Wie können Sie etwas ernsthaft gleichzeitig tun, „als ob alles von Ihnen abhinge“ und „als ob alles von Gott abhinge“?
Alle Christen, die so arbeiten, als hinge alles von ihnen ab, gelangen eines Tages an demselben Punkt an. Die kritische Gelegenheit, dies zu lernen, stellt sich nur an einem Punkt ein – dem Punkt, an dem Sie die äußerste persönliche Anstrengung gemacht haben, um Ihr Ziel zu erreichen, und dennoch erkennen müssen, dass Sie Ihr Ziel nicht erreicht haben. (Bei jeder anderen persönlichen Leistung wird man sich immer fragen, was passiert wäre, wenn man sich nur ein wenig mehr angestrengt hätte.)
Vergessen wir nicht, dass in diesem ganzen Prozess die andere Hälfte der Formel gleichzeitig praktiziert werden muss – der wahre Christ betet gleichzeitig, „als ob alles von Gott abhinge“. Die gleichzeitige Umsetzung beider Sichtweisen bringt eine seltene geistliche Gabe hervor.
Diese Gabe bringt uns zu einem Punkt, den viele, die nach dieser Formel leben, erlebt haben – dem Punkt, an dem Sie alles gegeben haben und wissen, dass es nicht genug war, doch Sie sind auf eine Weise, die sich physisch nicht erklären lässt, erfolgreich. Dies ist der Augenblick, an dem Sie die volle Bedeutung der Formel verstehen, dass Sie arbeiten sollen, als hinge alles von Ihnen ab, aber beten sollen, als hinge alles von Gott ab.
Diese Erfahrung trägt ihre eigene einzigartige Frucht im Leben derer, die nach dieser Formel leben.
Eine der Früchte ist Verständnis – die Art Verständnis, wie sie Salomo in den Sprüchen anpries. Es gibt Menschen, die zuschauen, wenn Bergsteiger den Everest besteigen, und es gibt die Bergsteiger, die den Berg selbst besteigen. Wer zuschaut, sieht, was für die Besteigung des Berges notwendig ist, aber er kann die Erfahrung nicht schätzen noch am Charakter und Verständnis des Bergsteigers teilhaben. Wie Bergsteiger wissen diejenigen, die die Früchte einer nach dieser Formel ausgerichteten Lebensweise erfahren haben, dass es dafür keinen Ersatz gibt. Durch Erfahrung wissen sie, dass Gott in ihrem Leben wirkt.
Es gibt eine noch größere Frucht: Frieden. Paulus schreibt dazu: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Philipper 4,7). Durch echte Lebenserfahrung können wir wissen, dass derselbe Gott, der unser Trachten nach seinem Reich mit unserem ganzen Herzen erwartet, unsere Mängel wettmacht. Das gibt uns inneren Frieden!
Diese Erkenntnis lässt uns auch die Worte von Paulus in Kapitel 2 verstehen, mit denen er auf unser Bemühen, aber auch auf Gottes Wirken hinweist: „Also, meine Lieben, – wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit – schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Verse 12-13; Hervorhebung durch uns).
Zuversicht ist eine weitere Frucht. Im gleichen Brief schreibt Paulus: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“ (Philipper 4,13). Paulus ermutigte die Römer auch mit folgenden Worten: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Römer 8,38-39). Wer kann unser Vorhaben vereiteln, wenn wir alles geben, was wir haben, und Gott für das sorgt, woran es uns mangelt?
Eine Lebensführung nach dieser Formel zerstört auch die Selbstgerechtigkeit. Wie kann man Eigenlob praktizieren? Wem gilt das Lob, wenn Sie wissen, dass Sie mit all Ihrer Energie ein Ziel nicht erreichen können, und doch schaffen Sie das Ziel? Es ist in der Tat eine der großartigen Erfahrungen des Lebens zu wissen, dass Sie alles gaben, was Sie hatten, und dass Sie das Ziel verfehlt hätten, hätte Gott Sie auf dem letzten Stück des Weges nicht getragen.
Dies wiederum bringt die letzte Frucht hervor, Dankbarkeit. Wie kann man in dieser Situation irgendetwas anderes sein als dankbar? Durch meine besten Bemühungen hätte ich nur den Tod verdient, und nun werde ich dank der Hilfe Gottes leben können! Wer solche Erfahrungen macht, geht durch das Leben mit einer ruhigen Zuversicht, einem klaren Verständnis, innerem Frieden und tiefer Dankbarkeit.
In drei kurzen Versen fasst der Apostel Paulus dieses Verständnis bzw. diese Zuversicht und Dankbarkeit zusammen: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! So diene ich nun mit dem Gemüt dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde. So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Römer 7,24-25 und Römer 8,1). In seinem Brief schreibt Judas: „Dem aber, der euch vor dem Straucheln behüten kann und euch untadelig stellen kann vor das Angesicht seiner Herrlichkeit mit Freuden, dem alleinigen Gott, unserm Heiland, sei durch Jesus Christus, unsern Herrn, Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit!“ (Judas 1,24).
Lassen Sie uns Gott immer dankbar sein für die wunderbaren Früchte, die durch diese einfache Formel der christlichen Lebensführung hervorgebracht werden.