Gibt es einen Widerspruch zwischen den Entdeckungen der Naturwissenschaften und den Aussagen der Bibel?
Von John Ross Schroeder und Mario Seiglie
Nach der biblischen Schöpfungsgeschichte ist das Universum – und damit auch die Erde und das Leben darauf – das Werk eines Schöpfers. Nach der modernen Wissenschaft hingegen ist das Weltall durch den sogenannten „Urknall“ entstanden, und das Leben auf der Erde hätte sich somit zufällig entwickelt. Damit ist der Konflikt zwischen Bibel und menschlicher Erkenntnis klar umrissen, ein Konflikt, bei dem die Naturwissenschaften mit ihren enormen Fortschritten in der Zeit seit der Aufklärung, besonders in den letzten Jahrzehnten, immer mehr die Oberhand zu gewinnen scheinen.
Mit ihren Erklärungen hat die Wissenschaft viele Fragen beantwortet und damit die zum Teil rätselhafte Wirklichkeit früherer Zeiten „entzaubert“. Heute setzen Wissenschaftler große Hoffnung in die Entwicklung einer „Weltformel“, die den Urknall und damit auch die Entstehung des Universums erklären soll.
Wäre die biblische Schöpfungsgeschichte – und damit der Glaube an eine geplante Schöpfung durch einen Schöpfergott – dann endgültig ad acta zu legen?
Der Graben zwischen Wissenschaft und Bibel scheint immer tiefer zu werden. Bereits vor 200 Jahren antwortete der französische Mathematiker Pierre Simon de Laplace auf die Frage Napoleons, welchen Platz Gott in seiner Theorie vom Ursprung des Sonnensystems einnähme: „Sire, ich brauche diese Hypothese nicht.“ Zwei Jahrhunderte später scheint es für einen Schöpfergott keinen Platz mehr in unserer aufgeklärten Welt zu geben.
Obwohl der Wissenschaft die Entschlüsselung immer mehr Geheimnisse gelingt, gibt es dennoch große Fragen, die die Grenzen der Forschung eindeutig überschreiten. Selbst wenn man die Formel für den Ursprung aller physischen Existenz gefunden hätte, bliebe immer noch die Frage nach dem Status der Naturgesetze. Stephen Hawking, der in einer BBC-Umfrage zum berühmtesten lebenden Wissenschaftler des letzten Jahrtausends gekürt wurde, fragt sich: „Auch wenn nur eine einheitliche Theorie möglich wäre, so wäre sie doch nur ein System von Regeln und Gleichungen. Wer bläst den Gleichungen den Odem ein und erschafft ihnen ein Universum, das sie beschreiben können?“
Der Astrophysiker Robert Jastrow, Gründer und ehemaliger Direktor des NASA Goddard Institut für Weltraumstudien, schrieb schon 1978: „Es mag eine vernünftige Erklärung für die plötzliche Geburt unseres Universums geben; wenn es sie aber gibt, kann die Wissenschaft sie jedoch nicht finden. Die wissenschaftliche Erforschung der Vergangenheit endet mit dem Augenblick der Schöpfung ... Wir würden bei unseren Forschungen gerne noch weiter in die Vergangenheit zurückgehen, aber die Barrieren für weitere Erkenntnisse scheinen unüberwindbar zu sein. Hierbei geht es nicht um ein weiteres Jahr, ein weiteres Jahrzehnt der Forschungsarbeit, eine andere Messung oder eine andere Theorie.
Es scheint, daß die Wissenschaft niemals den Vorhang vor dem Mysterium der Schöpfung herunterreißen wird. Für einen Wissenschaftler, der in seinem Glauben an die Macht der Vernunft lebt, endet die Geschichte wie ein böser Traum. Er vermißt die Gebirge des Nichtwissens, er schickt sich damit an, den höchsten Gipfel zu erklimmen. Aber er arbeitet sich über den letzten Felsvorsprung empor, nur um von einer Vielzahl Theologen empfangen zu werden, die hier schon seit Jahrhunderten sitzen“ (God and the Astronomers, 1978, Seite 114-116; alle Hervorhebungen durch uns).
Vergessen darf man übrigens nicht, daß gerade die Kirche mit ihrer falschen Bibelauslegung im Mittelalter die Glaubwürdigkeit der Schrift geschmälert und so dem späteren Siegeszug der Evolutionstheorie Vorschub geleistet hat.
Leider werden heute Naturwissenschaften und Bibel als Kontrahenten in einem geistigen Konflikt gesehen. In jüngster Zeit hat es deshalb wieder verstärkt Bemühungen gegeben, Naturwissenschaftler, Theologen und Philosophen miteinander ins Gespräch zu bringen. In den USA gibt es einige Institutionen für Kontakte zwischen Wissenschaft und Theologie. Auch in Deutschland gibt es solche Bestrebungen zum gemeinsamen Gespräch.
Können Wissenschaft und Bibel nebeneinander existieren oder müssen wir zwischen einem von beiden wählen?
Auf der einen Seite ging Andrew Dickson White, Historiker des 19. Jahrhunderts, mit denen ins Gericht, die in der Bibel einen naturwissenschaftlichen Text mit allen notwendigen Antworten auf Fragen der materiellen Welt erblicken wollten.
Andererseits versuchen viele die bestehenden Konflikte zwischen der Wissenschaft und der Bibel, wie z. B. bei der Frage nach dem Alter der Erde, dadurch zu überwinden, daß sie die Aussagen der Bibel allein auf Fragen des Trostes, der Moral und der Hoffnung reduzieren. Biblische Aussagen können ihrer Meinung nach nicht zur Aufklärung naturwissenschaftlicher Fragen beitragen.
Der Astrophysiker Joel Primack von der University of California in Santa Cruz stellt dazu fest: „Wissenschaft fasziniert und beschäftigt mich. Aber Religion hilft mir, ein gutes Leben zu führen ... Für die wissenschaftliche Forschung spielt sie keine Rolle.“
White und Primack haben insofern recht, als daß die Bibel kein naturwissenschaftliches Lehrbuch ist. Allerdings verleiten ihre Vorurteile gegen die Bibel sie dazu, Aussagen der Heiligen Schrift zu übersehen, die völlig im Einklang mit den Entdeckungen der Naturwissenschaften stehen.
In der Tat: Manchmal gibt es scheinbare Widersprüche zwischen der Bibel und den Entdeckungen der Wissenschaft, aber bei sorgfältiger Untersuchung des Beweismaterials gelangt man vielfach zu dem Ergebnis, daß die Naturwissenschaften die Bibel bestätigen. Sehen wir uns nun einige Beispiele an.
Die Entdeckung des Anfangs
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein Phänomen entdeckt, bekannt als „Rotverschiebung“ – d. h., die Spektrallinien des Lichtes von Galaxien verschieben sich an das rote Ende des elektromagnetischen Spektrums. Der Astronom Edwin Hubble kam zu dem Schluß, dieses Phänomen bedeutete die Ausdehnung des Universums. Er folgerte, daß sich die Galaxien nach allen Richtungen von einander entfernen. Seine These galt als revolutionär, weil man bis dahin angenommen hatte, daß etwaige Bewegungen von Galaxien unbedeutend und auf jeden Fall in keinem übergeordneten Bezug zueinander zu sehen waren.
John D. Barrow, Professor der Astronomie an der Universität von Sussex, England, erläutert in seinem Buch The Origin of the Universe die faszinierende Frage nach dem Ursprung von Raum, Materie und Zeit. Über die Ausdehnung des Universums schreibt Barrow: „Dies war die größte Entdeckung des 20. Jahrhunderts ... Wenn das Universum sich ausdehnt, dann können wir den Verlauf der Geschichte theoretisch umkehren und Indizien dafür finden, daß das Universum aus einem viel kleineren Zustand mit großer Dichte resultierte – ein Zustand, der anscheinend die Größe ,Null‘ hatte. Damit ist anscheinend ein Anfang beschrieben, heute als Urknall bekannt “ (1994, Seite 3-5).
Mit anderen Worten: Die Astronomen kamen zu dem Schluß, daß sie die Auswirkungen eines unvorstellbar mächtigen Ereignisses sahen, das Materie und Energie nach außen in alle Richtungen schleuderte, um das bekannte Universum zu schaffen – deshalb der Name „Urknall“. In Wirklichkeit unterstützen sie mit ihrer These lediglich die Tatsache, daß das Universum einen Anfang gehabt haben muß.
Der Moment der Schöpfung
Mit ihrer These unterstützt die Wissenschaft aber auch den Bericht, der vor 3500 Jahren in der Bibel geschrieben wurde: Das Universum hat nicht ewiglich existiert, sondern hatte einen definitiven Anfang.
Wenn das Universum aber einen Anfang hat, kann die wissenschaftliche Erkenntnis nur bis zum Augenblick der Schöpfung zurückreichen, wie Professor Jastrow schon sagte. Wenn das Universum in einem Moment entstanden ist, kann man nicht davon ausgehen, daß die uns bekannten Naturgesetze dieses Universums vor dessen Entstehung gültig waren. Ohne die Möglichkeit, anhand heute gültiger Gesetze meßbare Ergebnisse vorzulegen, können die Naturwissenschaften keine Erklärung für die Existenz der Materie vorweisen, geschweige denn die Mittel, mit deren Hilfe man diese Erklärung beweisen könnte. Schließlich gründet sich die Urknalltheorie auf etwas bereits Existierendes – eine unvorstellbar dichte „Urmasse“. Die Existenz dieser Urmasse können die Experten jedoch nicht erklären.
Wir müssen uns nach einer anderen Quelle als die Wissenschaft umschauen, um zu verstehen, wer und was vor dem Ursprung des Universums existierte.
Ursache und Wirkung
Nach den Naturwissenschaften gibt es prinzipiell für jede Wirkung – jedes Resultat – eine Ursache. Die Bibel bietet eine Ursache für den Anfang des Universums an und verhält sich so im Einklang mit diesem Grundprinzip der Physik: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1,1). Diese einfache Aussage antwortet auf die grundlegendste und wissenschaftlichste aller Fragen: Woher stammen wir?
Nach 1. Mose 1, Vers 1 hatte das Universum einen Anfang, der durch eine zeitlose, unveränderliche Kraft außerhalb dieses physischen Universums verursacht wurde. Als die Materie entstand, bedeutete dies den Anfang der Zeit, so wie wir sie kennen. Bezüglich des Ursprungs des Universums gibt dieser Vers eine Antwort auf die Fragen „Wer, was und wann“. Das Warum ist ein Thema für sich, dessen Behandlung den Rahmen dieses Artikel sprengen würde.
Hebräer 11, Vers 3 fügt ein anderes wichtiges Detail hinzu: „Durch Glauben [durch das Vertrauen in das, was der Schöpfer offenbart hat] verstehen wir, daß die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so daß das Sichtbare nicht aus Erscheinendem geworden ist“ (Elberfelder Bibel).
Zum einen bestätigt diese zweite biblische Aussage den Schöpfungsbericht bei 1. Mose. Das Universum hatte eine Ursache, es kam von etwas – welch wissenschaftliche Aussage! Das, wovon es kam, war nicht sichtbar; d. h., es bestand nicht aus schon existierender Materie.
Zum anderen wird uns gesagt, daß wir durch Glauben verstehen, daß die Welten durch das Wort Gottes erschaffen worden sind. Es handelt sich hierbei aber nicht um blinden Glauben. Wir werden nicht aufgefordert zu glauben, das Universum sei ohne Ursache und ohne Sinn entstanden – das gedankliche Gerüst des Atheisten. Wir werden aufgefordert zu glauben, daß die Welt ihren Anfang in dem freien Akt eines Wesens fand, das zeitlos und mächtig genug ist, das Universum zu erschaffen.
Das Alter der Erde
Zurück zum Bericht über die Erschaffung der Erde in 1. Mose 1, Verse 1-2: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe.“ Aus dem Wortlaut dieser und anderer Stellen im hebräischen Grundtext haben einige Forscher den Schluß gezogen, daß zwischen den Ereignissen, die in diesen beiden Versen beschrieben werden, ein längerer Zeitraum liegt. Wenn dies zutrifft, besteht kein Widerspruch zwischen dem biblischen Bericht und den naturwissenschaftlichen Entdeckungen, die darauf deuten, daß die Erde mehrere Milliarden Jahre alt sein könnte.
Gab es aber keine solche Zeitlücke, muß die Erde erst etwa 6000 Jahre alt sein, was die überwiegende Zahl der Naturforscher für unmöglich hält. Können uns andere Aussagen der Bibel oder Kenntnisse aus der Geschichte weiterhelfen?
Nach Meinung mancher Fachleute könnte bzw. sollte der zweite Vers der Bibel so übersetzt werden: „Die Erde wurde wüst und leer.“ Diese Idee stößt jedoch bei anderen auf heftigen Widerstand, die davon ausgehen, daß die hebräische Verbform hajah an dieser Stelle mit „war“ wiedergegeben werden soll, und annehmen, daß die Erde zunächst einmal in einem chaotischen Zustand erschaffen wurde.
Richtig ist, wie man aus vielen Bibelkommentaren herauslesen kann, daß beide Übersetzungen möglich sind. Die Entscheidung muß sich daher am Zusammenhang des Verses und des Buches orientieren. Dazu Gleason Archer, Professor für biblische Sprachen an der Universität Maryland: „Es ist ebenso möglich, daß das Verb ,war‘ in 1. Mose 1,2 mit ,wurde‘ übersetzt ... werden kann: ,Und die Erde wurde wüst und leer.‘ Die Verwandlung der ursprünglichen Vollkommenheit der Schöpfung Gottes in ein Chaos wäre nur durch eine kosmische Katastrophe zu erklären, und gerade das scheint eine vertretbare Interpretation zu sein.“ (A Survey of Old Testament Introduction, Moody Press, Chicago, 1974, Seite 184).
In einer Fußnote setzt Archer hinzu: „Genaugenommen hat die Verbform hajah nie die statische Bedeutung, wie sie im Wort ,sein‘ enthalten ist. Die Grundbedeutung hat mit Werden und Entstehen zu tun ... Mitunter wird folgende Unterscheidung gemacht: hajah bedeute nur dann ,wurde‘, wenn ihm die Präposition le folge. Doch diese Unterscheidung hält einer kritischen Prüfung nicht stand. So in 1. Mose 3,20: ,Und Adam nannte sein Weib Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben.‘ Dem Verb in diesem Satz folgt kein le. Hajah wird auch in 1. Mose 4,20 ohne le verwendet, wo es heißt: ,Und Ada gebar Jabal; dieser wurde der Vater derer, die in Zelten und unter Herden wohnen.‘ “
Andere Gelehrte lehnen die Übersetzung von hajah als „wurde“ in 1. Mose 1, Vers 2 ab, weil sie davon ausgehen, daß diese Auslegung erst in neuerer Zeit aufkam, nachdem die Geologie festgestellt hatte, daß die Gesteinsschichten der Erde viel älter sind als ursprünglich angenommen. Sie sehen in dieser Erklärung den verzweifelten Versuch, den biblischen Schöpfungsbericht mit der modernen Geologie in Einklang zu bringen. Die Unterstellung einer nicht näher bestimmten Zeitspanne zwischen dem in 1. Mose 1, Vers 1 beschriebenen Schöpfungsakt, der von Schönheit gekennzeichnet war, und der Verwandlung der Erde in eine wüste Wildnis (Vers 2), wird oft die „Lückentheorie“ genannt, wobei oft ein Unterton der Mißbilligung mitschwingt.
Diese Kritiker übersehen, daß über das Wort „wurde“ in Vers 2 – „die Erde wurde wüst und leer“ – schon seit fast 2000 Jahren diskutiert wird. Die älteste, uns bekannte Auseinandersetzung zu diesem Thema wird jüdischen Weisen Anfang des zweiten Jahrhunderts zugeschrieben. Diese hebräischen Gelehrten, die am Targum des Onkelos, einer der ältesten aramäischen Übersetzungen des Alten Testamentes, mitwirkten, gaben 1. Mose 1,2 sinngemäß mit „und die Erde wurde verwüstet“ wieder.
In seinem Werk De Principiis schreibt der katholische Theologe Origenes (186-254) zu 1. Mose 1, Vers 2, die ursprüngliche Erde sei „hinabgeworfen“ worden (Ante-Nicene Fathers, Christian Literature Publishing Co., Buffalo, 1917, Seite 342).
Der flämische Gelehrte Hugo St. Viktor (1097-1141) schrieb zu 1. Mose 1, Vers 2: „Bis auf die Frage, wie lange wohl die Unordnung angehalten hat, ehe Gott mit der Neuordnung der Erde begann, dürfte dieses Thema schon ausreichend behandelt worden sein“ (De Sacramentis Christianae Fidei, Buch 1, Teil 1, Kapitel 6). Auch andere mittelalterliche Gelehrte, wie Dionysius Peavius und Pererius, waren der Ansicht, die Geschehnisse der ersten beiden Verse der Bibel hätten zeitlich auseinandergelegen.
Offensichtlich vertrat auch der niederländische Gelehrte Simon Episcopius (1583-1643) den Standpunkt, die Erschaffung der Erde habe längere Zeit vor den in 1. Mose 1 beschriebenen sechs Schöpfungstagen stattgefunden (The Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge, Baker Book House, Grand Rapids, 1952, Band 3, Seite 302). Erst 200 Jahre später stießen Geologen auf erste Belege für das Alter der Erde.
Diese Beweise zeigen, daß die Annahme einer größeren Zeitlücke zwischen den ersten beiden Versen der Bibel eine längere Geschichte hat. Die Behauptung, sie sei erst in neuerer Zeit aufgekommen, um den Bericht der Genesis mit den Erkenntnissen der modernen Geologie in Einklang zu bringen, entbehrt also jeder Grundlage.
Die ausgewogenste Behandlung dieses Themas dürfte das Buch Without Form and Void: A Study of the Meaning of Genesis 1:2 des Kanadiers Arthur Custance (1910-85) sein. Dort lesen wir: „Für mich ist diese Frage wichtig, und seit 30 Jahren lese ich ohne Rücksicht auf den jeweiligen Standpunkt alles, was ich darüber in die Hände bekommen kann. Zum Buch 1. Mose habe ich bisher über 300 Kommentare gesammelt, wobei das älteste Werk aus dem Jahre 1670 stammt. Nach gründlicher Abwägung aller Argumente bin ich überzeugt, daß ,Die Erde wurde wüst und leer‘ eine bessere Wiedergabe des Grundtextes ist als die Formulierungen, die man in den meisten modernen Bibelübersetzungen findet“ (1970, Seite 7).
Die Bibel erklärt die „Lücke“
Der Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 läßt vieles ungesagt. Vor allen Dingen findet man keine Erklärung für die zeitliche „Lücke“ zwischen den ersten beiden Versen des Kapitels. Aber andere Abschnitte der Bibel liefern eine Erklärung, die, da sie von einer Zeit handelt, die die Wissenschaft nicht erforschen kann, nicht minder plausibel als die Mutmaßungen der Naturforscher ist.
Wir erfahren im Buch Hiob, daß Engel – in der Bibel auch „Sterne“ genannt – bei der Schöpfung anwesend waren (Hiob 38,4. 6-7). Sie jubelten, als sie die Entstehung der Erde erlebten. Wenn man nun verstehen will, wie es dazu kam, daß diese Erde „wüst und leer“ wurde, muß man wissen, was in der Zeit nach dieser „Ur“-Schöpfung stattfand. Die Bibel berichtet nämlich von einer Rebellion unter den vom Schöpfer erschaffenen Engeln, angeführt von dem Erzengel Luzifer, der sich gegen Gott erhob (Jesaja 14,12-14; Offenbarung 12,3-4).
In einer übernatürlichen Schlacht wurde die Rebellion niedergeschlagen. Im Neuen Testament wird Jesus Christus als Zeuge der Niederlage Luzifers zitiert (Lukas 10,18). Interessant ist es schon, daß überall dort im Universum, wo wir Menschen mit unseren Raumsonden und Teleskopen vorgedrungen sind, bis jetzt keine außerirdischen Lebensformen gefunden wurden, sondern nur eine quasi Einöde – Anzeichen einer „Verwüstung“, die ihre Ursache haben muß.
Die Oberfläche der Erde mußte also erneuert werden, als Gott die gegenwärtigen Lebensformen schuf. Wie viele Jahre zwischen der Zerstörung und der Erneuerung liegen, offenbart die Bibel nicht. Außerdem widerspricht die Bibel nicht der Sichtweise, daß es Lebensformen gab, die vor der in 1. Mose beschriebenen „Neuschöpfung“ existiert haben könnten.
Daß frühere Lebensformen durch eine „Naturkatastrophe“ gestorben sein könnten, ist als These nicht unbekannt. Der Wissenschaftler Peter Sheehan glaubt nämlich, den Beweis dafür gefunden zu haben, daß die letzte Dinosauriergeneration nicht langsam ausgestorben ist, sondern durch einen gewaltigen Meteoreinschlag auf der Erde ihr Ende fand.
Zusammen mit Kollegen und freiwilligen Helfern durchkämmte er die „Hell Creek“-Region östlich der Rocky Mountains in den USA. In den entscheidenden Gesteinsschichten wurden die Überreste von 38 Dinosauriern gefunden. Durch Vergleiche mit früheren Gesteinsschichten kam Sheehan zu dem Schluß, daß die „Dichte“ der Dinosaurier nicht abgenommen hatte, sondern daß die letzte Dinosaurier-Generation plötzlich ausstarb.
Die Vermutung Sheehans ist ein weiteres Beispiel für naturwissenschaftliche Forschung, die die Aussagen der Bibel bestätigt. In diesem Sinne stellt der Autor Fred Heeren fest: „Der eigentliche Trend in der Kosmologie des 20. Jahrhunderts war eine Abkehr von einer Sichtweise, die nicht mit der Genesis-Schöpfung übereinstimmte ... In der Tat ist die hebräische Offenbarung die einzige religiöse Quelle der Antike, die zu dem modernen kosmologischen Bild paßt“ (Show Me God, 1997, Vorwort).
In Wirklichkeit gibt es keinen Konflikt zwischen der Bibel und der Naturwissenschaft. Der Astronom Hugh Ross kam zu diesem Schluß bezüglich der biblischen Schöpfungsgeschichte: „Die Besonderheiten der Erzählung [in 1. Mose 1] beeindruckten mich sofort. Sie war einfach, direkt und spezifisch. Ich staunte über die Anzahl der geschichtlichen und wissenschaftlichen Bezüge und deren Einzelheiten.
Für die Untersuchung des ersten Kapitels benötigte ich einen ganzen Abend. Statt eines weiteren Schöpfungsmythos las ich eine Art Tagebuch über den frühesten Zustand auf der Erde, nach dem Standpunkt der Geo- und Astrophysik richtig dargestellt. Es folgte eine Zusammenfassung von Veränderungen, durch die die Erde von Lebewesen, einschließlich des Menschen, bewohnt wurde ... Ich erkannte den Standpunkt eines Beobachters auf der Erde, nach welchem sowohl die Reihenfolge und die Beschreibung der Schöpfungsereignisse mit dem fundierten Bericht der Natur übereinstimmten. Ich konnte nur staunen“ (The Creator and the Cosmos, 1993, Seite 15).