Obwohl sie ein Zimmer miteinander teilen, hat Sabine, 15, seit einer Woche nicht mehr mit ihrer Schwester, Nicole, geredet. „Nicole zieht immer meine Kleider an, ohne zu fragen“, beklagt Sabine sich. „Letzte Woche ist das Maß voll gewesen. Ich habe meinen neuen Pullover in einer Ecke des Waschraums wiedergefunden, und er hatte einen großen Fleck. Als ich Nicole danach fragte, tat sie so, als ob sie keine Ahnung hatte, wovon ich sprac wovon ich sprach.“

Heiko, 16, erzählt, daß er es nicht leiden kann, wenn Tim, 13, immer dann auftaucht, wenn seine Freunde zu Besuch sind. „Er ist solch eine Plage. Immer wenn meine Freunde zu Besuch kommen, wird Tim zu meinem Schatten und will immer das tun, was meine Freunde und ich gerade tun. Ich wünschte mir, Tim würde eigene Freunde finden und mich allein lassen.“

Konfliktquellen

Warum gehen Geschwister sich gegenseitig auf die Nerven? Mangelnde Privatsphäre ist ein Faktor. „Wenn man in einer Familie lebt, besteht allgemein für jeden ein Mangel an Privatsphäre“, sagt Dr. Clifton Saper, ein Familientherapeut in Elk Grove, Illinois. „Normalerweise ist das bei jüngeren Kindern kein Problem, aber wenn die Kinder ins Teenageralter kommen, wird die Privatsphäre zu einem Thema.“

Vielleicht lauscht dein Bruder immer, wenn du telefonierst. Es gibt vielleicht keinen ruhigen Ort, um Hausaufgaben zu machen, oder deine Schwester sieht kein Problem darin, einfach an deinen Kleiderschrank zu gehen und sich deine Sachen herauszunehmen, ohne dich zu fragen.

Der Altersunterschied spielt auch eine Rolle. „Der Unterschied in deder Freiheit und den Aktivitäten zwischen einem 16jährigen und einem 13jährigen kann enorm sein“, meint Dr. Peter Goldenthal, ein Familientherapeut in Devon, Pennsylvania, mit einem besonderem Interesse für geschwisterliche Rivalitäten. „Es ist typisch für ältere Geschwister, sich von der Familie unterscheiden zu wollen, deshalb wollen sie nicht mit ihren jüngeren Geschwistern zusammensein.“

Mark, 16, sagt, daß er einfach nicht viel mit seiner 12jährigen Schwester gemeinsam hat. „Meine kleine Schwester, Emily, nervt mich damit, Spiele mit ihr zu spielen, und sie tut so, als ob sie verletzt ist, wenn ich andere Dinge zu tun habe“, sagt er. „Aber ich habe gerade mein Moped bekommen, und meine Freunde aus der Schule wollen mit mir etwas unternehmen. Was erwartet Emily eigentlich?“

Wettbewerb und Fairneß

Geschwister mit einem geringen Altersunterschied sehen sich oft gegenseitig als Rivalen an und können miteinander um Freunde und Popularität, akademische und athletische Leistungen konkurrieren.

„Meine Schwester, Kristin, ist nur ein Jahr jünger als ich, und es scheint, da&szs scheint, daß sie immer dlig; sie immer das macht, was ich mache“, sagt Amanda, 17. „Als ich mich für die Hauptrolle im Schultheaterstück bewerben wollte, und Kristin das herausfand, wollte sie sich auch bewerben. Als ich mit dem Tennisunterricht anfing, lernte Kristin auch Tennis zu spielen. Sie scheint entschlossen zu sein, mir zu beweisen, daß sie, obwohl sie ein Jahr jünger ist als ich, trotzdem alles genauso und besser machen kann wie ich.“

Eine weitere Ursache für einen Streit unter Geschwistern ist eine empfundene Unfairneß. „Ein Geschwisterteil empfindet es vielleicht so, daß der andere mehr Aufmerksamkeit, Privilegien, Raum oder andere Dinge bekommt, als ihm zusteht“, sagt Dr. Charles Tompson, Professor an der Universität in Tennessee.

Vielleicht gibt es nur einen Computer oder Gameboy zu Hause, und du glaubst, daß dein Bruder diese Dinge viel öfter benutzt als du. Oder vielleicht meinst du, daß deine Eltern viel strenger zu dir sind als zu deinem jüngeren Bruder oder deiner jüngeren Schwester.

„Das älteste Kind kommt als erstes auf die höhere Schule, will als erstes länger ausgehen und den Führerschein machen“, sagt peutin für Jugendliche in Deerfield, Illinois, „und normalerweise sind Eltern bei den Erstgeborenen vorsichtiger, weil sie noch keine Erfahrung mit einem älteren Teenager gemacht haben. Das älteste Kind fühlt sich deshalb unfair behandelt.“

An einer guten Beziehung arbeiten

Es gibt immer mal wieder kleine Meinungsverschiedenheiten, aber es muß keine – und sollte keine – ständigen Streitausbrüche und Spannungen geben. Die Beziehung zu deinem Bruder oder deiner Schwester sollte stark sein und unterstützend. Hier sind einige Vorschläge, wie du deine Beziehung zu deinem Bruder oder deiner Schwester verbessern kannst, und wie ihr bessere Freunde werden könnt:

• Ändere deine Perspektive. Wenn deine jüngere Schwester sagt: „Warum hast du immer für deine Freunde Zeit, aber nie für mich?“, stelle dir selbst ein paar Fragen, bevor du dich verteidigst oder böse wirst. Könnte es sein, daß diese Aussage keine Kritik ist, sondern nur ein Art zu sagen: „Ich hab‘ dich lieb“?

Versuche zuerst deine Geschwister zu verstehen, bevor du sofort mit einer negativen Antwort parierst. Bemühe dich zu verstehen, was sich in dem Leben deines Bruders oder deiner Schwester abspielt.

Wenn deine jüngeren Geschwister dir überallhin folgen, versuche zu begreifen, daß sie dir das Leben nicht schwer machen wollen. „In den meisten Fällen sind die älteren Geschwister für die jüngeren ein Idol, darum wollen sie ihnen in ihren Fußstapfen folgen“, sagt Dr. Saper. „Sie sehen in ihnen oft ein Vorbild.“

Deine jüngere Schwester oder jüngerer Bruder folgen dir überall hin und tun alles, was du tust, weil sie zu dir aufschauen. Versuche deine jüngeren Geschwister ab und zu in deine Aktivitäten miteinzubeziehen, und sie werden sich nicht mehr so genötigt fühlen, um deine Aufmerksamkeit zu buhlen.

• Vergleiche dich nicht mit deinen Geschwistern. Wenn du dir die Fähigkeiten deines Bruders anschaust, denkst du vielleicht: „Das ist nicht fair; er ist in allem besser als ich.“ Aber vielleicht denkt er genau dasselbe über dich. Jeder hat Talente, und keiner wird immer und überall im Leben gewinnen. Lasse deine Geschwister auf ihren eigenen Gebieten der Stärke leuchtenke leuchten. Statt zu w&uum. Statt zu wünschen, daß du die gleichen Stärken oder Fähigkeiten wie dein Bruder oder deine Schwester hättest, suche deine eigenen Talente und Stärken und arbeite an ihnen.

• Gib deinen Geschwistern mehr Raum. Wenn du ein Zimmer mit deiner Schwester teilst, setze dich mit ihr hin, wenn ihr beide ruhig seid, und überlegt euch zusammen ein paar Zimmerregeln. „Damit dies funktioniert, müssen beide Geschwister reif genug, sensibel und bereit sein, zu verhandeln und Kompromisse zu machen“, sagt Dr. Goldenthal.

Macht es euch zur Regel, daß ihr nichts voneinander borgt, ohne den anderen zu fragen. Ihr solltet jeden Abend eine ruhige Zeit vereinbaren, damit jeder seine Hausaufgaben erledigen kann. Jede Schwester sollte ihre eigenen Poster aufhängen dürfen. Vielleicht könnt ihr eine bestimmte Ecke des Raumes für jede von euch designieren. Besprecht, wie ihr euch verhalten wollt, wenn Freunde zu Besuch kommen und ihr mit ihnen in Eurem Zimmer reden wollt. Wenn ihr einmal Eure Regeln aufgestellt habt, dann haltet sie auch ein.

• Einen positiven Umgang miteinander aufbauen. Anstatt ständig zu versuchen, Pst du deinen Bruder oder deine Schwester einladen, mit dir eine Aktivität voller Spaß und ohne Konkurrenz zu unternehmen. Ihr könntet ins Kino gehen oder spazierengehen, oder einige Stunden im Schwimmbad verbringen. Lade deinen Bruder oder deine Schwester zum Eis in der Eisdiele ein. Gebt euch die Chance, etwas Schönes und Positives miteinander zu tun, damit ihr nicht immer streitet und euch gegenseitig auf die Nerven geht.

• Weitsicht. Während du ein Teenager bist, hast du völlig andere Interessen als deine jüngeren Geschwister, und mit ihnen zu leben mag manchmal schwierig erscheinen. Versuche den Weitblick zu behalten. Egal wie frustrierend das Leben mit deinem Bruder und deiner Schwester gerade erscheinen mag, es wird nicht immer so bleiben. „Viele Erwachsene, die ihren Geschwistern nahe stehen, geben meistens zu, daß sie sich nicht immer mit ihnen verstanden haben, als sie zusammen aufwuchsen“, sagt Dr. Thompson.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du deine Geschwister um Hilfe bitten, wenn du als Erwachsener Hilfe brauchst. Freunde kommen und gehen im Leben, aber deine Geschwister werden immer deine Geschwister bleiben. Mit Geduld und Verständnis auf beiden Snis auf beiden Seiten könnte dein Bruder oder deine Schwester eine gute Quelle der Unterstützung und Ratschläge sein.

Natürlich ist es überhaupt nicht lustig, wenn deine Schwester heimlich dein Tagebuch liest oder sich mit deinen Kleidern bedient. Es mag schwer zu glauben sein, aber in ein paar Jahren werdet ihr als Erwachsene auf diese Zeit zurückblicken und über die Streiche lachen, die ihr euch gegenseitig gespielt habt. Versuche heute die Sache von der lustigen Seite zu sehen und einige Tips aus diesem Artikel anzuwenden, damit deine Beziehung zu deinen Geschwistern besser werden kann.

Tips für einen Waffenstillstand

Vielleicht hattest du Streit mit deinen Geschwistern, und keiner von euch hat Maßnahmen für einen Waffenstillstand unternommen. Obwohl es nicht leicht erscheinen mag, müßt ihr über die Dinge sprechen, damit ihr wieder freundlich miteinander umgehen könnt. Hier sind einige Vorschläge:

• Eine Zeit zum miteinander reden einplanen. Anstatt in das Zimmer deiner Schwester hineinzuplatzen und sie anzuschreien, klopfe lieber an ihre Tür und frage sie, ob ihr zu einer bestimmten Zeit miteinander reden könnt. Wähle eine Zeit aus, zu der ihr beide genügend Zeit habt, vernünftig über die Situation nachzudenken, und wo ihr beide ruhig seid.

• Zuhören. Macht es euch zur Regel, daß jeder von euch fünf Minuten ungestört über seine Sorgen reden kann, während die andere Person gut zuhört. Ihr könnt eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer zuerst sprechen darf. Höre mit einem offenen Verstand zu und versuche den Standpunkt deiner Schwester oder deines Bruders zu verstehen. Sie können eine völlig andere Perspektive über die Situation haben als du. Zuhören ist eine unterschätzte, aber äußerst wichtige Fähigkeit. Ohne zuzuhören ist es schwierig zu kommunizieren. Die Bibel hat einen ausgezeichneten Ratschlag dafür, wie wir besser miteinander auskommen können: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1,19).

• Die Worte sorgfältig auswählen. Nimm dir Zeit, um darüber nachzudenken, was du sagen möchtest, bevor du deinen Mund öffnest. Benutze keine Schimpfwörter, bringe keine Kritik oder Anschuldigungen vor und hole nicht die Verganervor. Beginne die Unterhaltung z. B. so: „Ich bin unglücklich über das, was zwischen uns passiert ist, und möchte die Dinge wieder verbessern“, statt zu sagen: „Du nervst.“ Bleibe bei dem Hier und Jetzt und dem Thema.

Wende den folgenden biblischen Rat an: „Eine sanfte Antwort wendet Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt Zorn“ (Sprüche 15,1; Elberfelder Bibel). Höchstwahrscheinlich wirst du erleben, wie sich Eure Kommunikation drastisch verbessert, wenn du diesen Rat ausprobierst.

• „Ich“-Aussagen benutzen. Spreche über deinen eigenen Standpunkt, indem du „Ich“-Aussagen benutzt: „Ich glaube nicht, daß dir bewußt ist, was du hier tust.“ oder „Ich glaube nicht, daß dir bewußt ist, wie sehr mich das stört.“ Vermeide Aussagen, die mit „du“ beginnen: „Du bist schuld, weil ...“ „Du“-Aussagen tendieren dazu, zu beschuldigen und den anderen in die Defensive zu versetzen.