Chefredakteur Paul Kieffer schreibt an die
Abonnenten der Zeitschrift Gute Nachrichten.
September-Oktober 2004
Heute nutze ich zum ersten Mal die Gelegenheit, Ihnen mittels der Zeitschrift Gute Nachrichten persönlich zu schreiben. Warum das? Dafür gibt es einen besonderen Anlaß! Die vorliegende Ausgabe enthält erstmalig 24 statt der sonst üblichen 16 Seiten. Ab jetzt wollen wir zweimal im Jahr eine 24seitige Ausgabe herausbringen, in der ich mich in einem Brief an unsere Leser wenden werde.
Den ersten Brief dieser Art möchte ich zum Anlaß nehmen, Sie herauszufordern. Stellen Sie sich vor, daß Sie sich in einer bedrohlichen Situation befinden. Wären Sie dann lieber wie der Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand steckt? Oder ist es Ihnen lieber, wenn man Ihnen den sprichwörtlichen „reinen Wein“ einschenkt – auch wenn dessen Geschmack für Sie sehr unangenehm ist?
In meinem Freundeskreis erfuhr ein junges Ehepaar kürzlich, daß ihr einjähriger Sohn an Leukämie erkrankt ist. Wenige Tage vor der Einlieferung des Kindes ins Krankenhaus hatte er vergnügt gespielt; nichts deutete auf eine schwere Erkrankung hin. Nun stellen sich die Eltern auf die zweijährige Behandlung ihres Sohnes ein, bei der er in den ersten Monaten das Krankenhaus nicht verlassen wird.
Die Bestätigung des Verdachts kam für die Eltern völlig überraschend. Als die Diagnose vorlag, war eine der ersten Fragen der besorgten Eltern: „Wie sind die Überlebenschancen unseres Sohnes?“ Nun, was hätten Sie den Eltern geantwortet? Hätten Sie bewußt die Prognose beschönigt, um die Eltern zu beruhigen? Wenn es Ihr Kind wäre, würden Sie nicht genau wissen wollen, wie es um das Kind steht?
Und das Kind selbst? Wie soll man mit einem betroffenen Kind umgehen, wenn es alt genug ist, den Ernst seiner Lage zu verstehen? In dem Buch Kinder sterben anders: Eine Hilfe für Betroffene (herausgegeben von Uwe Hermann, Gütersloher Verlagshaus, 1999) wurde das Gedicht eines an Krebs erkrankten Kindes veröffentlicht, das mich bewegt hat:
Ihr lügt, weil Ihr liebt,
und tut mir so leid.
Ich hab doch nur Euch,
jetzt lügt nicht zum Schluß.
Sagt mir ehrlich, wie es ist,
wenn man sterben muß.
Wir wollten uns immer die Wahrheit sagen,
auch wenn’s noch so weh tut.
Wir wollten uns immer die Wahrheit sagen,
denn zu lügen ist jetzt nicht gut.
Jemanden anzulügen, um ihn angeblich vor der Realität seiner Lage zu schützen, ist in Wirklichkeit keine Liebe. In der Bergpredigt lehrt uns Jesus, daß wir den Baum an seinen Früchten erkennen können (Matthäus 7,17-18). Das Kind, das diese rührenden Worte schrieb, fühlte sich von seinen Lieben verletzt und verlassen, als man versuchte, ihm die Wahrheit über seinen Gesundheitszustand vorzuenthalten.
Nun, warum erzähle ich Ihnen das alles? Wir möchten nicht, daß unsere Leser uns eines Tages das vorhalten, was das Kind in seinem Gedicht beklagte.
Ab und zu erhalten wir einen Leserbrief, in dem sich ein Abonnent über den Namen unserer Zeitschrift wundert: Gute Nachrichten. Anscheinend vermuten solche Leser hinter dem Titel Gute Nachrichten eine Publikation, in der ausschließlich positive Meldungen verbreitet werden. Diese Denkweise lehnen wir jedoch ab, denn wir meinen, Ihnen damit keinen Dienst zu erweisen. Wir wollen Ihnen nichts vormachen: Man kann die heutige Welt nicht einfach durch eine rosarote Brille sehen und die Probleme unserer Zeit ignorieren.
Arbeitslosigkeit, Ungewißheit über die zukünftige Rentenlage, die hohe Scheidungsrate usw. belasten uns. Für viele Menschen im Ausland sind Krieg, Hunger, AIDS und der Kampf ums Überleben leider die tagtägliche Realität. Wie man kürzlich in Rußland gesehen hat, gibt es für das Problem Terrorismus anscheinend keine Lösung.
Bei all diesen Problemen hilft das „Es wird schon wieder gut“-Denken nicht weiter. Statt dessen reden wir Klartext: Unsere Welt ist krank. Die Lösung zu unseren Problemen ist nicht in besseren Sozialprogrammen, mehr Engagement für Entwicklungsländer usw. zu finden. Nehmen wir die Suche nach Frieden als Beispiel. Es liegt nicht am Unvermögen des Menschen, Krieg und seine schrecklichen Folgen zu erkennen und zu verabscheuen. Statt dessen liegt es am Unvermögen des Menschen, seine Natur im Interesse des Gemeinwohls zu bändigen. Vor fast 2000 Jahren drückte der Apostel Paulus es treffend aus: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht“ (Römer 7,18; Hervorhebung durch uns). Dieses Unvermögen scheint nun den Vereinten Nationen dasselbe Schicksal zu bescheren wie all den anderen bisherigen Bemühungen um den Frieden.
Und doch gibt es gute Nachrichten für die Zukunft! Manch einer hält uns vor, wir würden es uns mit unserer Sicht der Dinge zu einfach machen, da wir sozusagen an einen „Deus ex machina“ glauben. Unsere Zukunftsperspektive ist jedoch dieselbe wie die der ersten Christen – der Mittelpunkt ihrer Hoffnung. Diese Perspektive, an die heute die meisten bekennenden Christen gar nicht mehr glauben, bestimmt die redaktionelle Philosophie unserer Zeitschrift und kann auch für Sie in schwierigen Zeiten eine Quelle des Trostes sein. Kern dieser Botschaft, die die Bibel das Evangelium nennt, ist die Erkenntnis, daß Jesus Christus eine neue Weltordnung schaffen wird.
In der Zeitschrift Gute Nachrichten behandeln wir dennoch die Zustände in der heutigen Welt, die leider nicht gut bzw. positiv sind; Probleme, Ursachen, Sorgen. Diese waren ebenfalls Teil der Botschaft der ersten Christen. Es ist aber unser Bestreben, auch mögliche Lösungen anzubieten. Auf diese Weise soll das Endergebnis trotzdem eine gute Nachricht sein. Wir sind keine Utopisten und auch keine Pessimisten. Wir meinen nur, daß wir unseren Lesern gerade wegen der heutigen Umstände auf dieser Welt Gute Nachrichten schuldig sind.
Möchten Sie uns dabei helfen, diese Botschaft zu verbreiten? Neue Leser mittels Anzeigen anzuwerben ist für eine Zeitschrift, die keine Fremdwerbung enthält und sich ausschließlich durch Spenden finanziert, eine teure Angelegenheit. Bestimmt kennen Sie jemanden, der sich – wie Sie – über die Zeitschrift Gute Nachrichten freuen würde. Gerne senden wir in Ihrem Auftrag ein kostenloses und unverbindliches Geschenkabonnement an Ihre Verwandten, Freunde oder Bekannten. Für eine Freundschaftswerbung gelten die gleichen Bedingungen wie für alle anderen Abonnements: Sie sind auf Dauer kostenlos, können jederzeit abbestellt werden und sind ohne jegliche Verpflichtung. Wie Sie selbst festgestellt haben werden, gibt es bei uns keinen unerwünschten Vertreterbesuch und auch keine Aufforderung, einer Organisation beizutreten.
Sie können uns Ihren Wunsch für ein Geschenkabonnement mitteilen, indem Sie die entsprechende Bestellkarte in dieser Ausgabe benutzen. Über Ihre Mitarbeit in diesem Sinne würden wir uns freuen.
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen im Namen unserer Mitarbeiter viele nützliche Anregungen bei der Lektüre unserer Zeitschrift.