Von der Redaktion
Sein Name ist fast jedem bekannt: Galileo Galilei, italienischer Naturwissenschaftler (1564-1642), dessen Arbeit vor 400 Jahren zur Einführung der klassischen Physik maßgeblich beitrug. Galilei fand die Gesetze des freien Falls, die Johannes Kepler durch die Gesetze der Planetenbewegung ergänzte und Isaac Newton mit den Gravitationsgesetzen mathematisch exakt erklärte. Galileis Arbeit forderte nicht nur in Sachen Naturwissenschaft herkömmliche Vorstellungen heraus.
Zum Glauben christlicher Menschen zu Beginn des 17. Jahrhunderts gehörte die Überzeugung, der Schöpfergott habe ein Universum geschaffen, in dem die Erde den Mittelpunkt unseres Sonnensystems darstellte. Nicht die Erde kreiste um die Sonne, sondern umgekehrt. Man meinte damals, diese Sichtweise sei aus der Bibel abzuleiten. In Wirklichkeit aber war diese Glaubensauffassung hauptsächlich dem Einfluß der alten griechischen Wissenschaft und Philosophie zu verdanken und entsprach dem Weltbild des großen Aristoteles.
Seine Recherchen führten Galilei zu dem Schluß, daß die astronomischen Theorien seines wissenschaftlichen Kollegen Kopernikus richtig waren: Die Erde kreist um die Sonne. Im Jahre 1613 sagte Galilei den endgültigen Sieg der kopernikanischen Sichtweise voraus, und damit begann einer der interessantesten Konflikte zwischen einer für allgemein gültig gehaltenen Glaubensvorstellung und deren Herausforderung.
1614 brandmarkte ein florentinischer Geistlicher die „Galileisten“ von der Kanzel. Zwei Jahre später wurden die Werke des Kopernikus per Dekret der Zensur unterstellt, und der Jesuitenkardinal Roberto Bellarmine wies Galilei an, die These, daß sich die Erde bewegt, nicht mehr zu verteidigen. 18 Jahre später wurde ein Werk Galileis veröffentlicht, in dem dieser sich mit den ptolemäischen und kopernikanischen Theorien hinsichtlich der Physik von Gezeiten auseinandersetzte. Daraufhin mußte Galilei 1633 in Rom seine angeblich mit der Bibel nicht zu vereinbarende Aussage, die Erde wäre nicht stationär, widerrufen.
Freilich weiß man längst, daß Galilei in Wirklichkeit recht hatte und daß der Glaube an eine von Gott erschaffene stationäre Erde nicht der Wahrheit entsprach. Man bedenke aber, daß diese falsche Sichtweise mehr als tausend Jahre lang das Glaubensverständnis vieler Menschen prägte.
War Galilei denn nicht gottgläubig? Das ist oft die Reaktion auf eine Herausforderung des herkömmlichen Glaubens. Schließlich hatte Galilei es gewagt, eine allgemein akzeptierte Vorstellung über Gott in Frage zu stellen. Nein, ihm ging es nicht darum, Gott in Frage zu stellen, sondern darum, nicht an traditionellen Vorstellungen über Gott festzuhalten, die sich durch neue Forschung als falsch erwiesen hatten.
Wir bitten unsere Leser, diesen Abstecher in die Vergangenheit beim Lesen unseres Leitartikels zu bedenken. Wir glauben nämlich an Jesus Christus. Wir freuen uns darüber, daß er geboren wurde. Wir halten Weihnachten jedoch für ein Fest, an dem sich der wahre Gott der Bibel nicht erfreut, auch wenn die Kirchen heute anderer Meinung sind.
Wir sind überzeugt, daß unser Standpunkt auf der Bibel beruht und sich eines Tages bei allen gläubigen Menschen durchsetzen wird – auch wenn es bis dahin, ähnlich wie bei Galilei, noch lange dauert.