Nachrichten über die Bibel
aus den Naturwissenschaften
Von Mario Seiglie, Tom Robinson und Scott Ashley
In Johannes 9, Vers 7 sagt Jesus einem Blinden, der die Heilung suchte: „Geh zum Teich Siloah ... und wasche dich!“ Letztes Jahr berichteten wir über die Entdeckung dieses Teiches (Gute Nachrichten, Juli-August 2005, „Archäologen entdecken den biblischen Teich Siloah“). Zusätzliche Ausgrabungen in der Umgebung haben weitere Geheimnisse ans Tageslicht gebracht, möglicherweise auch die Entdeckung eines weiteren, wesentlich älteren Teiches, den die Bibel erwähnt.
An einem Ende der Stufen, die zum Teich von Siloah hinunterführen, haben Archäologen einen Schacht gegraben, um herauszufinden, was darunter lag. Laut einem Bericht der israelischen „Antiquities Authority“ (IAA) fanden sie dort die Überreste eines viel früheren Teiches, der vorläufig als der in Nehemia 3, Vers 15 erwähnte Teich identifiziert wurde. Im Rahmen der Beschreibung der Ausbesserungen an der Stadtmauer im 5. Jahrhundert v. Chr., die von Nehemia veranlaßt wurden, heißt es in dieser Schriftstelle: „Shallun ... baute ... dazu die Mauer am Teich der Wasserleitung bei dem Garten des Königs bis an die Stufen, die von der Stadt Davids hinabführen.“
Der neu entdeckte Teich paßt gut zu dieser Beschreibung. Der „Garten des Königs“ wird auch in Verbindung mit dem in Jeremia 39, Verse 4-5 und 2. Könige 25, Verse 4-5 aufgezeichneten Fluchtversuch des Königs Zedekias vor den Babyloniern erwähnt. Heute meint man, daß im Bereich dieses antiken Gartens die Obstplantagen und Gärten sind, die sich im Besitz der griechisch-orthodoxen Kirche befinden. Hier fanden noch keine Ausgrabungen statt, und die Obstplantagen und Gärten bedecken auch einen erheblichen Teil des Teiches von Siloah.
Am anderen Ende des Teiches von Siloah wurden bei Ausgrabungen Überreste von dem entdeckt, was Archäologen für einen Platz mit Säulengang halten. Er verband den Teich von Siloah mit einer früher entdeckten Straße aus dem 1. Jahrhundert, die durch ein Tal zum prächtigen Tempelgelände des Herodes des Großen führte. Wenn diese Annahmen richtig sind, dann wird damit neues Licht auf die Straßen des 1. Jahrhunderts geworfen, auf denen sich Jesus und seine Jünger bewegten.
Archäologen haben auch einen Teil eines Aquädukts freigelegt, das mit Felsplatten belegt war und durch einen weiteren kleinen Teich verlief, der bei den oberen Stufen des Teichs von Siloah entdeckt wurde.
In nächster Umgebung befindet sich auch das südliche Ende von Hiskias Tunnel, einer über 500 m langen Passage, die auf Befehl von König Hiskia im 8. Jahrhundert v. Chr. von Arbeitern ausgehauen wurde, um angesichts einer assyrischen Invasion eine sichere Wasserversorgung Jerusalems sicherzustellen. Diese meisterhafte Ingenieursleistung der Antike wird in 2. Chronik 32, Vers 30 beschrieben, wo aufgezeichnet ist: „Das ist der Hiskia, der die obere Wasserquelle des Gihon verschloß und sie hinunterleitete westwärts zur Stadt Davids.“
Ebenso befinden sich in dieser Gegend Entwässerungskanäle, die von der nahegelegenen Gihonquelle wegführen, die aus der Zeit des israelitischen Königs Salomo im 10. Jahrhundert v. Chr. stammen sollen.
Die Ausgrabungen gehen in dieser Gegend unter der Aufsicht von Eli Shukron von der israelischen „Antiquities Authority“ und von Professor Ronny Reich von der Universität Haifa weiter.
Entdeckte Inschrift widerlegt antibiblische Behauptungen
Gelehrte, die die „minimalistische“ Position gegenüber der Bibel vertreten, haben diesen Sommer einen herben Rückschlag erlitten. „Minimalisten“ sehen das Alte Testament als Mythos, weil die Hebräer angeblich ungebildete Nomaden waren, die bis zur Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft, die 586 v. Chr. begann, das Schreiben nie gelernt hatten.
Bei einer Ausgrabung in Tel Zayit, einer etwa 50 Kilometer südwestlich von Jerusalem gelegenen antiken Stätte, haben Archäologen einen in einer Wand verankerten Stein mit einer Inschrift entdeckt. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß es sich um ein antikes Exemplar eines sogenannten Abecedariums handelte – einer Auflistung des gesamten Alphabets in Reihenfolge vom ersten bis zum letzten Buchstaben. Noch bemerkenswerter ist, daß eine Analyse der Töpferwaren und die Position der Wand in den Ruinen zur Datierung der Inschrift auf das 10. Jahrhundert v. Chr. führten – lange vor der Zeit, in der minimalistische Bibelkritiker den Israeliten das Schreiben zugestehen wollen.
Inschriften aus der Zeit des Alten Testaments sind extrem selten. Nur wenige wurden bisher gefunden, und viele Kritiker verwerfen diese als Fälschungen. Nur Stein-, Ton- und Metallobjekte aus dieser Zeit sind erhalten geblieben. Andere Schreibmaterialien, wie Papyrus oder Pergament (die nach Aussage der Bibel zu der Zeit in Gebrauch waren, vgl. dazu Jeremia 36), sind seit dieser Zeit längst zu Staub zerfallen.
Kritiker nutzen eine solche „Abwesenheit von Beweisen“ als einen „Beweis für Abwesenheit“, wie manche Archäologen es nennen. Sie haben behauptet, daß der Mangel an aktuellen konkreten Beweisen für eine Schrift aus dieser Zeit bedeutet, daß die Menschen jener Zeit nicht lesen und schreiben konnten. Daher, so argumentieren sie, konnte die Bibel auch nicht zu der Zeit geschrieben worden sein, zu der sie von sich behauptet, geschrieben worden zu sein. Statt dessen wurde der biblische Inhalt lange nach den angeblichen Ereignissen und geschichtlichen Vorgängen fabriziert. Als Konsequenz haben sie auch behauptet, daß das biblische Bild des 10. Jahrhunderts v. Chr. – die Zeit, als König David und sein Sohn und Nachfolger Salomo ein mächtiges israelitisches Reich regierten – lediglich ein Märchen wäre.
Dieser jüngste Fund zeigt, daß sogar in einer entfernten Grenzstadt, weit außerhalb der nationalen Hauptstadt Jerusalem, das hebräische Alphabet in Gebrauch war. Zudem zeigt eine Analyse der antiken Strukturen an der Ausgrabungsstelle, daß es sich wahrscheinlich um eine bedeutende Grenzstadt handelte, die von einem wachsenden israelitischen Königreich, mit Jerusalem als Zentrum, errichtet worden war. Das entspricht genau der Beschreibung der Bibel, so der Archäologe Ron Tappy des „Pittsburgh Theological Seminary“, das die Ausgrabungen leitet.