Eine Niederlage in Afghanistan oder dem Irak würde dem durchschnittlichen Europäer oder Amerikaner kaum Sorgen bereiten. Könnte sich aber der unaufhaltsam scheinende Vormarsch des radikalen Islam im Nahen Osten dann auch im Westen wiederholen?
Von Melvin Rhodes
Der Westen besiegte die Faschisten im Zweiten Weltkrieg und ging aus dem Konflikt mit dem Kommunismus als Sieger hervor. Heute steht er aber einem Gegner gegenüber, der die gleiche, wenn nicht sogar eine noch höhere Entschlossenheit an den Tag legt. Wie soll der Westen den radikalen Islam besiegen?
Daniel Pipes, Autor von elf Büchern über aktuelle Themen des Nahen Ostens und Direktor des „Middle East Forum“, einer Denkfabrik in Philadelphia, stellte diese kritische Frage in seinem am 26. Dezember 2006 in der New York Sun erschienenen Artikel „How the West Could Lose“.
„Auf den ersten Blick lässt die militärische Überlegenheit [des Westens] einen Sieg als unvermeidlich erscheinen“, meint Pipes. „Aber nicht wenige Analysten, darunter auch ich, machen sich Sorgen, dass das Ganze nicht so einfach sein könnte.“
„Die Islamisten [als Personen definiert, die die Einhaltung der Scharia, des heiligen Gesetzes des Islam, durchsetzen wollen] haben in der Tat möglicherweise am Ende mehr Erfolg als die früheren totalitären Gruppierungen. Sie könnten sogar gewinnen. Das liegt daran, dass der Westen, ganz gleich wie stark seine Hardware ist, in seiner Software einige potenziell fatale Fehler hat. Drei davon – Pazifismus, Selbsthass und Selbstgefälligkeit – verdienen unsere Aufmerksamkeit.“
Bei seinen Ausführungen über den Pazifismus erwähnt Dr. Pipes auch diejenigen im Westen, die glauben, dass eine militärische Lösung nicht möglich ist. Er weist aber auf das Folgende hin: „Was waren die Niederlagen der Achsenmächte, der Vereinigten Staaten in Vietnam und der Sowjetunion in Afghanistan denn anderes als militärische Lösungen?“
Seine Analyse über den Selbsthass zeigt ein Phänomen auf, das besonders im Westen vorkommt. „Bedeutsame Elemente in mehreren westlichen Ländern – vor allem in den USA, Großbritannien und Israel – halten ihre eigenen Regierungen für Horte des Bösen . . . Solche mit Selbsthass behafteten Vertreter des Westens haben eine überproportionale Bedeutung, weil sie oft eine prominente Rolle als Meinungsmacher in den Universitäten, Medien, religiösen Einrichtungen und den Künsten spielen. Sie dienen den Islamisten als Hilfs-Mudschaheddin.“
Als Drittes befasst er sich mit der Selbstgefälligkeit. „Die Abwesenheit einer beachtlichen islamischen Militärmaschinerie erfüllt viele westliche Abendländer, vor allem unter den Linken, mit einem Gefühl der Verachtung . . . zu viele tun den Terrorismus lediglich als eine Art ,Ärgernis‘ ab“, schreibt er.
Und doch könnten die Islamisten gewinnen, resümiert Dr. Pipes.
Welche Stärken haben die Islamisten?
Dr. Pipes listet einige der Fähigkeiten der Islamisten auf, die sich zu ihrem Vorteil auswirken:
• „Potenzieller Zugang zu Massenvernichtungswaffen, die verheerende Auswirkungen auf das Leben im Westen haben könnten.
• Eine religiöse Anziehungskraft, die tiefer gehende Resonanz und größere Nachhaltigkeit auslöst, als dies bei den künstlichen Ideologien des Faschismus und des Kommunismus der Fall war.
• Eine beeindruckend durchdachte, finanzierte und organisierte institutionelle Maschinerie, die erfolgreich Glaubwürdigkeit, Wohlwollen und Wahlerfolge bewirkt.
• Eine Ideologie, die in der Lage ist, Muslime aller Couleur erfolgreich anzuziehen . . . Die Bewegung lässt sich mit soziologischen Definitionen fast nicht mehr erklären.
• Ein gewaltfreier Ansatz . . ., der die Islamisierung durch erzieherische, politische und religiöse Mittel anstrebt . . . Der gesetzestreue Islam erweist sich in Ländern mit einer muslimischen Mehrheit wie Algerien, aber auch in solchen mit einer muslimischen Minderheit wie Großbritannien als erfolgreich.
• Eine große Anzahl engagierter Kader. Wenn die Islamisten heute weltweit zehn bis fünfzehn Prozent der muslimischen Bevölkerung ausmachen, dann beträgt ihre Zahl zwischen 125 und 200 Millionen Menschen und ist viel größer als die Anzahl aller Faschisten und Kommunisten zusammengenommen, die jemals gelebt haben.“
Pazifismus, Selbsthass und Selbstgefälligkeit, so merkt er an, behindern nur den Kampf gegen den radikalen Islam. Nur nach verheerenden Verlusten an Menschenleben und Eigentum werden viele Menschen im Westen verspätet erkennen, was auf dem Spiel steht und wie groß die Gefahr wirklich ist. Und während der Westen danach vielleicht siegreich ist, wird der Kampf in der Zwischenzeit unnötig in die Länge gezogen worden sein und der Sieg unter wesentlich höheren Kosten erfolgen.
Dr. Pipes sieht eine andere Alternative darin, dass die Islamisten keine Massenvernichtungswaffen einsetzen und es dadurch vermeiden, die Weltöffentlichkeit gegen sich zu vereinen. Wenn sie stattdessen gewaltlose und politische Wege verfolgen, um ihre Ziele durchzusetzen, werden sie möglicherweise auf die Dauer sowieso nicht aufzuhalten sein. Hohe Geburtenraten unter Muslimen und niedrige Geburtenraten bei einheimischen westlichen Bevölkerungen bedeuten schließlich, dass die Bevölkerungsentwicklung auf der Seite der Muslime ist.
Ganz gleich welches der beiden Szenarien Wirklichkeit wird, ist der Westen ernsthaft von Islamisten bedroht, die fest dazu entschlossen sind, den radikalen Islam und die Herrschaft der Scharia mitten ins Herz der westlichen Demokratien zu tragen.
In The Wall Street Journal warnte dessen Herausgeber Daniel Henninger, dass der „militante Islam auf dem Vormarsch ist, buchstäblich und mit enormem moralischem Selbstvertrauen. Im Gegensatz dazu befindet sich der Westen . . . in ,einer Ära der postmodernen Sorglosigkeit‘ “ („Western Civilization 101“, 1. Dezember 2006). Man verhält sich ganz so, als gäbe es überhaupt keine Bedrohung.
Wie Dr. Pipes aufzeigt, ist die Anzahl der Islamisten weltweit „viel größer als die Anzahl aller Faschisten und Kommunisten, die jemals gelebt haben“. Daher könnte man die Bedrohung durch den radikalen Islam als die größte Gefahr sehen, der die westlichen Demokratien jemals ausgesetzt waren. Das erklärte Ziel der Islamisten ist der Sturz der westlichen Zivilisation.
Warum können es nur wenige sehen?
Im November 2006 wurde erstmalig ein Kandidat muslimischen Glaubens in den US-Kongress gewählt. In einer Podiumsdiskussion zu diesem Ereignis, die später vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk der USA („National Public Radio“) übertragen wurde, waren sich alle fünf Teilnehmer darin einig, dass je mehr Muslime im amerikanischen Kongress sitzen würden (oder auch ganz allgemein im Land leben würden), desto besser wäre es für die USA.
Die Diskussionsteilnehmer betonten in gewohnt „politisch korrekter“ Weise, dass das Land mehr kulturelle, ideologische und religiöse Vielfalt brauchte. Das, so argumentierten sie, sei etwas Gutes.
Als ich diese Sendung hörte, kam mir eine bestimmte Bibelstelle besonders in den Sinn. Wir finden sie in Offenbarung 3, Vers 17, wo es um die Beurteilung der „lauwarmen“ Kirchengemeinde zu Laodizea geht. Die dortigen Christen werden als selbstzufrieden beschrieben. Sie glauben von sich: „Ich bin reich und habe genug und brauche nichts!“
Das ist sicherlich auch eine gute Zusammenfassung der vorherrschenden Einstellung vieler im Westen. Die Menschen leben in größerem Überfluss als jemals zuvor. Als Folge sind manche darauf bedacht, vor allem Spaß zu haben. Dabei nehmen sie die wachsende Bedrohung ihrer Existenz gar nicht wahr.
Sogar viele bekennende Christen sind in diese „laodizäische“ Einstellung verfallen. Ein Großteil von denen, die sich heute zum Christentum bekennen, geht nur ganz selten zum Gottesdienst. Wenn solche Menschen in die Kirche gehen, dann höchstens nur für eine schnelle Stunde am Sonntagmorgen, womit sie ihre christliche Pflicht getan zu haben meinen! In der Zwischenzeit bleiben überall in Europa die Kirchen und Kathedralen leer oder fast leer. In Großbritannien hat diese Entwicklung ein solches Ausmaß angenommen, dass jede Woche mehr Menschen muslimische Gottesdienste in Moscheen besuchen als an Gottesdiensten der anglikanischen Kirche teilnehmen.
Der Islam ist eine expansionistische Religion
Mehr als zwei Jahrhunderte lang ist der Westen von den beiden großen englischsprachigen Mächten angeführt worden: vor dem Zweiten Weltkrieg durch das britische Reich und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Zeit dieser Vorherrschaft nähert sich rasch ihrem Ende.
In beiden Ländern mehren sich die Stimmen, die für einen raschen Abzug aus dem Irak plädieren. Sollte das passieren, ohne dass eine stabile Regierung in einem friedlichen Land hinterlassen wird, wäre das das erste Mal, dass die USA und Großbritannien gemeinsam gekämpft und einen Krieg verloren haben! Das Gleiche gilt auch für Afghanistan, wo dann ebenfalls eine Niederlage vorhersehbar zu sein scheint.
Eine mögliche Niederlage in Afghanistan oder dem Irak bereitet jedoch dem durchschnittlichen Europäer oder Amerikaner kaum Sorgen. Könnte aber eine dortige Niederlage auch zu einer Niederlage im eigenen Land führen? Könnte sich der unaufhaltsam scheinende Vormarsch des radikalen Islam im Nahen Osten dann auch in den USA, Australien, Kanada, Großbritannien oder Westeuropa wiederholen?
Die Geschichte zeigt, dass der Islam eine expansionistische Religion ist. Seit ihren Ursprüngen in den Städten Mekka und Medina vor fast vierzehn Jahrhunderten hat sie sich im gesamten Nahen Osten, Nordafrika, großen Teilen Asiens und Schwarzafrikas ausgebreitet, mit weiteren umfangreichen Nischen in Europa.
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat eine massenhafte Migration in die westlichen Länder auch dazu geführt, dass mittlerweile Millionen von Muslimen in den westlichen Nationen leben. Laut der Volkszählung von 1970 gab es damals nur 500 000 Muslime in den USA. Mittlerweile sind es mindestens sieben Millionen.
Wenn, wie Dr. Pipes behauptet, fünfzehn Prozent aller Muslime überzeugte Radikale sind, dann bedeutet das, dass von ihnen allein in den USA über eine Million lebt. Selbst wenn das Prozentverhältnis wesentlich kleiner sein sollte, ergibt sich damit immer noch eine erschreckend hohe Anzahl von Radikalen.
Zum Jahresende meinte der Direktor des britischen Geheimdienstes, dass Großbritannien ein Hauptangriffsziel für den radikalen Islam darstelle. Er behauptete, dass zurzeit Untersuchungen zu dreißig aktuellen terroristischen Anschlagsplänen laufen würden. Die Anschläge auf das öffentliche Verkehrssystem Londons im Juli 2005 wurden von britischen Staatsbürgern verübt – den Söhnen muslimischer Immigranten. Die Gefahr ist sehr real.
Der Multikulturalismus trübt das Verständnis
Ein Teil des Problems muss dem Multikulturalismus zur Last gelegt werden, einer modernen Glaubensüberzeugung, die selbst zu einer Art Gott geworden ist. Im Namen des Multikulturalismus und der „politischen Korrektheit“ werden alle Religionen als gleichwertig erklärt. Damit stellt man den Islam und das Christentum auf die gleiche Stufe.
Daraus können falsche Beurteilungen entstehen. Beispielsweise sagt uns die Bibel, dass die Errettung bzw. der Zugang zum ewigen Leben nur durch den Namen Jesus Christus möglich ist (Apostelgeschichte 4,12). Der Islam hingegen verneint ausdrücklich die Göttlichkeit Jesu Christi und seinen Opfertod für die Sünden der gesamten Menschheit. Diese beiden Standpunkte sind miteinander absolut unvereinbar.
Damit kein Missverständnis entsteht: Mehr Toleranz gegenüber Andersgläubigen ist heute sicherlich vonnöten. Der französische Philosoph Voltaire merkte in seinen Philosophischen Briefen an: „Wenn es nur eine Religion in England gäbe, dann müssten wir uns vor dem Despotismus fürchten; wenn es zwei gäbe, dann würden sie einander die Kehle durchschneiden; nun gibt es aber dreißig und die leben in Frieden und Glück“ (zitiert von Gordon Wood in The Radicalism of the American Revolution, 1991, Seite 14).
Die Gründer der Vereinigten Staaten von Amerika waren mehrheitlich Protestanten, die vor dem Hintergrund zweier Jahrhunderte religiöser Konflikte in Europa Toleranz gelernt hatten. Vor der Revolution der englischen Kolonien in Nordamerika betrachteten sich die Kolonisten als Engländer.
Da es so viele Konfessionen gab, wurde vereinbart, dass es in Amerika keine offizielle Staatskirche geben sollte, wie das in England selbst der Fall war. Religiöse Toleranz begünstigte den Aufstieg der USA. Sie hat auch zur Entwicklung der Demokratie auf beiden Seiten des Atlantiks beigetragen.
Die gleiche Toleranz wurde aber in anderen Teilen der Welt nicht entwickelt. Man kann dadurch auch verstehen, warum die demokratische Regierungsform in vielen Ländern kaum Erfolgschancen hat.
Heute hat die christliche Religion im Westen nicht mehr den Stellenwert, den sie vor zwei Jahrhunderten hatte. Wer die Religion im eigenen Leben nicht ernst nimmt, hat es schwer, zu verstehen, wie sie im Leben anderer eine so große Rolle spielen kann. Deshalb bleibt den meisten Menschen in den Demokratien des Westens die mögliche Bedrohung durch den radikalen Islam verborgen.
Die Folgen einer Abkehr von Gott
Mitten in der Schlacht um Großbritannien, als das Schicksal der freien Welt in der Waagschale lag, hat der britische König Georg VI. einen nationalen Tag des Gebets ausgerufen. Vier Jahre später, am Vorabend der Landung der Alliierten in der Normandie, betete der US-Präsident Franklin Roosevelt der Nation sogar im Radio vor.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs glaubte die überwiegende Mehrheit der Amerikaner an Gott und war überzeugt, dass ihr Land in dieser Welt von Gott besonders gesegnet war. Dieser Glaube und dieses Vertrauen begannen zu schwinden, als sich die Nation zunehmend von Gott abwandte. Der Kongress und vor allem die Justiz haben das Prinzip der Trennung von Staat und Kirche dahin gehend uminterpretiert, dass damit nicht Religionsfreiheit, sondern Freiheit von Religion gemeint sei.
In 3. Mose 26 versprach Gott dem antiken Volk Israel große Segnungen für seinen Gehorsam und negative Konsequenzen, wenn Israel seine Gesetze ablehnen würde. Interessant ist, wie die USA, Großbritannien, Australien und Kanada nun einige dieser Konsequenzen zu spüren bekommen.
In 3. Mose 26, Vers 19 warnte Gott die Israeliten, er würde „euren Stolz und eure Halsstarrigkeit“ brechen, falls sie ihren Ungehorsam fortsetzten. Noch vor wenigen Jahren herrschte großer Stolz über Amerikas Militärmacht, ein Gefühl, dass das Land unbesiegbar wäre, dass jede Nation, die es wagen sollte, sich mit den USA anzulegen, schnell und entschieden besiegt werden würde. Mittlerweile sieht sich das Land dagegen einer internationalen Demütigung ausgesetzt mit einer möglichen Niederlage gegenüber militanten Islamisten, die entschlossen zu sein scheinen, die Welt zurück ins Mittelalter zu führen.
So unglaublich es auch klingen mag, die englischsprachigen Völker der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands sind die heutigen Nachkommen jener Israeliten. Diese Völker kennen jedoch ihre wahre Identität nicht und wissen deshalb nicht, was die Quelle ihrer materiellen Segnungen ist. Sie haben die Bestimmung, die Gott für sie vorgesehen hat, auch nicht erfüllt, denn sie sollten für andere Völker ein Vorbild der Gerechtigkeit Gottes sein.
Weitere Demütigungen werden folgen, wenn keine nationale Umkehr erfolgt – eine Rückkehr zu Gott mit der ehrlichen Absicht, sich sowohl individuell als auch national zu ändern. Nur eine nationale Umkehr zu Gott kann diese Nationen vor den katastrophalen Ereignissen retten, die für die zehn Stämme des Hauses Israel prophezeit sind.