Chefredakteur Paul Kieffer schreibt an die
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September-Oktober 2008
Wenn Sie diese Zeilen lesen, werden die großen Ferien des Sommers 2008 vorbei sein. Für Familien, die diese Wochen zu einer Urlaubsreise genutzt haben, bedeutet das Ende der Ferien die Rückkehr nach Hause und die Vorbereitung auf ein neues Schuljahr. Man beobachtet auch den Wechsel bei der Tageslänge: Die Tage werden langsam kürzer, der Herbst kündigt sich an.
In dieser Jahreszeit vor etwas mehr als 2000 Jahren gab es einmal für jüdische Familien nicht die Rückkehr nach Hause zum Ende der Ferien, sondern den Aufbruch in den Geburtsort des Familienvaters. Die Römer hatten nämlich eine Volkszählung angeordnet. Darüber berichtet die Bibel in Lukas 2, Verse 1-3: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt“ (Lukas 2,1-3).
Cäsar Augustus, bzw. Octavianus, war der Adoptivsohn von Julius Cäsar. Er beherrschte das Römische Reich über 57 Jahre lang (43 v. Chr. bis 14 n. Chr.) und schuf eine Zeit des Friedens und der Stabilität, die das Wachstum des Christentums förderte. Eine Papyrusrolle im Britischen Museum beschreibt eine spätere Volkszählung der Römer, die dem Lukasbericht ähnelt.
Unter den Menschen, die der Aufforderung des Cäsar Augustus folgten, war ein junges Paar aus Galiläa. Bereits vor der Trauung der beiden war die Frau schwanger, und zwar unter äußerst ungewöhnlichen Umständen: „Was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist“ (Matthäus 1,20). Während des Aufenthalts in Bethlehem zur Volkszählung kam Jesus zur Welt, das junge Paar waren seine Eltern, Josef und Maria. Was können wir von dieser Geschichte lernen?
Jesus wurde nicht im Winter geboren, sondern im Herbst. Die Hirten, die die Nachricht von seiner Geburt vernahmen, wären im Dezember nicht draußen auf ihren Feldern gewesen; der Winter war zu kalt und regnerisch. Die Römer werden schon gewusst haben, wie sinnlos und unbeliebt eine Volkszählung im Winter gewesen wäre. Die beste Jahreszeit für ein solches Unternehmen war die Zeit nach der Ernte, also September oder Oktober, als die Volkswirtschaft kaum zu beeinträchtigen und das Reisen nicht so schwer war. In dieser Zeit findet auch das wichtigste der vier Herbstfeste der Bibel statt: das Laubhüttenfest. Für Josef wäre die Reise nach Bethlehem zur Volkszählung mit der Teilnahme am Laubhüttenfest in Jerusalem leicht zu verbinden gewesen.
Interessant ist deshalb auch die Symbolik des Laubhüttenfestes, das Jesus, seine Apostel und die ersten Christen gehalten haben, das aber heutigen Christen, die sich in der Nachfolge Jesu sehen, kaum bekannt ist. Dieses Fest versinnbildlicht die kommende tausendjährige Herrschaft Jesu auf Erden. Es dient daher als geeignete Erinnerung an den Zweck, zu dem Jesus geboren wurde: „Er wird König sein . . . und sein Reich wird kein Ende haben“ (Lukas 1,33).
Dem Beispiel Jesu folgend werden wir im Monat Oktober das biblische Laubhüttenfest feiern. Das Fest ist Ausdruck unserer Freude über die Geburt Jesu und über seine Wiederkehr als König der Könige, um das Reich Gottes auf Erden zu etablieren.