Überall geschehen wichtige Weltereignisse. Was aber ist ihre Bedeutung? Können wir sie verstehen? Hier sind vier Schlüsselprinzipien aus der oft übersehenen Perspektive der Bibel zur fundierten Analyse des Weltgeschehens.
Von Mario Seiglie
Die meisten geopolitischen Experten stimmen darin überein, dass wir in den letzten dreißig Jahren drei bedeutende Verschiebungen in der Weltpolitik erlebt haben. Diese Veränderungen mit einer starken und weitreichenden Auswirkung sind:
• Die Revolution Ayatollah Khomeinis 1979 im Iran, die die weltweite Ausbreitung des radikalen Islam eingeleitet hat.
• Der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991, die zur Befreiung Osteuropas und der ehemaligen Sowjetrepubliken im nördlichen Mittleren Osten geführt hat.
• Die Terroranschläge vom 11. September 2001 gegen die USA, die zum Krieg gegen den Terror und zu Kriegen in Afghanistan und im Irak geführt haben.
Gegenwärtig erleben wir möglicherweise eine vierte bedeutende Verschiebung – die weltweite Finanzkrise, die als die schlimmste seit der großen Depression der 1930er Jahre bezeichnet wird.
Wie bedeutsam ist diese letzte Verschiebung? Die Hälfte des weltweiten Vermögens in den Finanzmärkten ging 2008 verloren – etwa 50 Billionen US-Dollar. „Diese Krise ist die erste wirklich universelle in der Geschichte der Menschheit“, sagte Michel Camdessus, der frühere geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds. „Kein Land kann dem entkommen. Und das Ende ist noch nicht erreicht“ („Global Financial Assets Lost 50 Trillion Last Year“, Bloomberg News Service, 9. März 2009).
Niemand weiß, wie lange das Ganze noch andauern wird oder wie viel langfristiger Schaden durch die beispiellosen defizitären Ausgaben vieler Regierungen der Weltwirtschaft zugefügt worden ist. Wir könnten in vielen Ländern das Ende der freien Marktwirtschaft erleben, wie wir sie kennen, und den Anfang einer anderen, mit viel weitergehender Regierungsbeteiligung, Kontrolle und Regulierung – die USA eingeschlossen. Zumindest ist das der gegenwärtige Trend.
Wie sollten wir das alles sehen? Auch wenn es einige überraschen mag, ist der beste Ausgangspunkt dafür die Bibel – die niedergeschriebene Offenbarung des Schöpfergottes. Die Bibel ermutigt uns, das Weltgeschehen im Lichte biblischer Lehren zu sehen, einschließlich der Prophezeiungen darüber, was noch geschehen wird. Wie sollen wir das aber in Angriff nehmen?
Wäre es nicht großartig, bewährte und wahre biblische Anleitungen zur richtigen Analyse so vieler verwirrender Weltereignisse zu erhalten? Möchten Sie nicht auch diesem Ganzen Sinn abgewinnen und wissen, wo solche Trends hinführen werden?
Jesus Christus sagte in Lukas 21, Verse 29-36: „Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass jetzt der Sommer nahe ist. So auch ihr: wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist . . . So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll“ (alle Hervorhebungen durch uns).
Er bezog sich auf zukünftige Ereignisse und warnte uns, dass wir dem, was in der Welt geschieht, Aufmerksamkeit widmen sollten, damit wir nicht in Selbstgefälligkeit verfallen oder von Führern durch glatte Worte oder trügerische Zeichen verführt werden. Wie können wir also die Weltereignisse auf die richtige Weise analysieren? Natürlich haben wir die Aussagen der biblischen Prophezeiungen. Es gibt aber auch allgemeine Prinzipien.
Hier sind vier biblische Schlüssel, mit denen bei der Beobachtung der Weltbühne festgestellt werden kann, was von den unterschiedlichen Nationen und nationalen Regierungen zu erwarten ist.
1. Die menschliche Natur hat sich nicht grundlegend geändert.
Die Bibel ist sehr realistisch, wenn es darum geht, das menschliche Herz einzuschätzen – die inneren Motive eines Menschen. In Jeremia 17, Vers 9 steht: „Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich. Wer kann es ergründen?“ (Einheitsübersetzung).
Ja, die Bibel sagt, dass die menschliche Natur egozentrisch, trügerisch und völlig verderbt ist, auch wenn nur wenige Menschen bereit sind, das für sich selbst zuzugeben. Und Nationen sind lediglich eine Ansammlung einzelner Menschen, die hauptsächlich von Eigennutz motiviert sind.
In seinem Klassiker Macht und Frieden schrieb der mittlerweile verstorbene Professor Hans Morgenthau: „Die menschliche Natur, in der sich die Gesetze der Politik begründen, hat sich nicht geändert seit die klassischen Philosophien Chinas, Indiens und Griechenlands den Versuch unternommen haben, diese Gesetze zu entdecken“ (1992, Seite 4). Warum ist die menschliche Natur so, wie sie ist?
Um das zu verstehen, müssen wir bis auf unsere Ureltern Adam und Eva im Garten Eden zurückgehen. Dort trafen sie eine schicksalhafte Entscheidung für die Menschheit, als sie sich für Ungehorsam gegenüber Gottes Anweisung entschlossen und dafür, die Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, statt die Frucht vom Baum des Lebens (1. Mose 3,11-19). Seither hat der Mensch in einer fehlerhaften Welt gelebt – einer Welt, die vor allem weitgehend durch das eigene gierige und selbstsüchtige Denken von Menschen geprägt ist, statt von Gottes geistlichen Gesetzen.
Römer 8, Vers 7 formuliert das folgendermaßen: „Denn die menschliche Natur steht Gott grundsätzlich feindlich gegenüber. Sie hat sich nicht dem Gesetz Gottes unterstellt und wird es auch nicht können“ („Neues Leben“-Übersetzung).
Manche sehen die Menschheit durch die „rosarote Brille“. In Wahrheit aber herrscht nach wie vor der Eigennutz. Das wird in allen sozialen, staatlichen, religiösen und finanziellen Bereichen deutlich.
In Wahrheit ist der Einfluss von Satan dem Teufel ein grundlegender Faktor für die Motive der menschlichen Natur. Er verführt nicht nur die ganze Welt (Offenbarung 12,9), sondern bewegt alle Menschen auch zur Selbstsüchtigkeit und Sünde – dem Gegenteil von Gottes Weg der Liebe. In Epheser 2, Verse 1-2 erfahren wir, dass Christen vor ihrer Bekehrung tot waren „durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams“.
Ja, die Realität der Weltpolitik ist, dass sie von diesem mächtigen, aber pervertierten Geist geprägt ist.
Satan hat sich sogar Jesus Christus gegenüber mit seiner Kontrolle und Macht über die Regierungen dieser Welt gebrüstet: „Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will“ (Lukas 4,5-6).
Wir bekommen oft von führenden Politikern zu hören, dass alles, was sie tun, von den besten Absichten zum Wohle aller geleitet würde. Es heißt auch, die menschliche Natur wäre im Kern gut. Aber gute Absichten und gute Gefühle reichen nicht aus. Wir brauchen uns da nur unsere heutige Welt anzusehen. Das weltweite Finanzsystem – angeblich von den Klügsten unter uns Menschen gemanagt – hat vor allem wegen Gier und Korruption zu einem ernsthaften wirtschaftlichen Zusammenbruch geführt.
Was die Weltpolitik anbelangt, wurde der Erste Weltkrieg „der Krieg, der alle Kriege beenden wird“ genannt. Aber bald darauf kam der Zweite Weltkrieg, und fast ein Jahrhundert nach dem Ersten Weltkrieg toben immer noch schreckliche Kriege, die täglich vielen Menschen das Leben kosten. Trotz aller guten Absichten ist die Selbsterhöhung der menschlichen Natur, von Satans negativem Einfluss bestärkt, eine ständige Konstante.
Das ist alles nichts Neues. Vor mehr als zwei Jahrhunderten schrieb George Washington, der erste Präsident der USA: „Auch nur eine geringe Kenntnis der menschlichen Natur wird uns davon überzeugen, dass bei dem größten Teil der Menschheit der eigene Vorteil das bestimmende Prinzip ist. Eine Zeit lang mögen Motive der öffentlichen Tugend vorherrschen oder in bestimmten Fällen Menschen dazu bewegen, völlig selbstlos zu handeln, aber das ist alles nicht ausreichend für eine langfristige Beständigkeit.
Es ist vergebliche Mühe, sich in dieser Hinsicht über die Verderbtheit der menschlichen Natur zu beklagen. Das sind einfach die Tatsachen. Die Erfahrungen jedes Zeitalters und jeder Nation haben das gezeigt, und wir müssen die Beschaffenheit des Menschen in großem Maße umgestalten, bevor sich das ändern wird. Keine Institution kann erfolgreich sein, die nicht auf der mutmaßlichen Wahrheit dieser Maxime aufgebaut ist“ (zitiert in The Writings of George Washington, Band 10, Seite 363).
Die Lektion ist folgende: Wenn wir globale politische Vorgänge beobachten, sollte uns immer bewusst sein, dass sich die menschliche Natur nicht geändert hat und im Kern aus Eigeninteresse besteht.
Lassen Sie sich also nicht von Nationen oder führenden Politikern täuschen, die behaupten, ihre politischen Maßnahmen auf selbstlosen Absichten oder dem Wohl anderer zu gründen. Eine Akzeptanz solcher Beteuerungen hatte oft katastrophale Folgen – wie zum Beispiel die Beschwichtigungspolitik des britischen Führers Neville Chamberlain gegenüber Adolf Hitler, die zusammen mit anderen Faktoren zum Zweiten Weltkrieg geführt hat.
Ein moderneres Beispiel ist die naive Sicht der Sowjetunion des damaligen amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter, die zu deren Invasion in Afghanistan beigetragen hat. Nachdem er den Amerikanern gesagt hatte, dass sie ihre „unangemessene Furcht vor dem Kommunismus“ ablegen sollten, hatten die sowjetischen Führer das Gefühl, dass sie freiere Hand darin hätten, ihre Nachbarländer zu dominieren.
Zwei Jahre später erfolgte 1979 der sowjetische Einmarsch in Afghanistan. Das Ziel war, das Land dem sowjetischen Imperium einzuverleiben. Zuerst schockiert, beklagte sich Carter später über den sowjetischen Führer Leonid Breschnew: „Ich kann nicht glauben, dass er mich so belogen hat.“ Wenn er jedoch die sowjetische Ideologie und deren Eigeninteresse rationaler analysiert hätte, wäre er wohl etwas umsichtiger gewesen.
Das bringt uns zum zweiten Schlüssel, der sich logischerweise aus dem ersten ergibt.
2. Jede Nation verfolgt eigene Interessen und Ziele, notfalls auch mit militärischer Macht.
Jesus Christus beschrieb die Realität der Politik und nationalen Führer unverblümt: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken“, sagte er seinen Jüngern, „und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen“ (Matthäus 20,25; Einheitsübersetzung).
Die Ausübung von Macht kann manchmal subtil statt offen erfolgen. Sie gründet sich trotzdem vor allem auf Eigeninteresse und Kontrolle. „Macht kann all das darstellen, was die Kontrolle von Menschen über Menschen etabliert und aufrechterhält“, schrieb Professor Morgenthau.
„Macht umfasst deshalb alle sozialen Beziehungen, die diesem Ziel dienen, angefangen bei physischer Gewalt bis hin zu den subtilsten psychologischen Einflüssen, durch die ein Verstand den anderen kontrolliert . . . Denn wenn wir alle Nationen, unsere eigene eingeschlossen, als politische Zusammenschlüsse sehen, die ihre jeweiligen Interessen durch Macht verfolgen, können wir auch allen gerecht werden. Wir können dann eine Politik verfolgen, die die Interessen anderer Nationen berücksichtigt und gleichzeitig unsere eigenen schützen und fördern“ (Seite 9-11).
Leider sind nur wenige Nationen in der Lage, ihre Macht auszuüben, ohne sie zu missbrauchen. Es sollte Sie deshalb nicht überraschen, wenn Sie den Missbrauch von Macht durch die Mächtigen sehen. Das geschieht schon seit Jahrtausenden.
Vor fast 3000 Jahren schrieb König Salomo: „Wiederum sah ich alles Unrecht an, das unter der Sonne geschieht, und siehe, da waren Tränen derer, die Unrecht litten und keinen Tröster hatten. Und die ihnen Gewalt antaten, waren zu mächtig, sodass sie keinen Tröster hatten“ (Prediger 4,1).
Dieses „Unrecht“ wird gewöhnlich mit erhabenen Idealen übertüncht. „Alle Nationen erleben diese Versuchung“, fügte Professor Morgenthau hinzu, „und wenige waren in der Lage, der Versuchung längere Zeit zu widerstehen – der Versuchung, ihre eigenen speziellen Bestrebungen und Handlungen mit der moralischen Bestimmung des Universums zu umhüllen“ (Seite 11).
In Sprüche 21, Vers 2 können wir lesen: „Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der Herr prüft die Herzen.“ Ja, Bestandteil der menschlichen Natur ist oft das, was im Grunde selbstsüchtige Begierden darstellt, als gute Absichten und hohe moralische Ziele auszugeben.
Wir sollten also skeptisch sein, wenn Politiker drastische Maßnahmen mit weitreichenden Konsequenzen mit dem Argument „zum Wohle anderer“ treffen. Es ist immer ratsam, wenn es darum geht, solche Vorgänge zu beurteilen, sich eine gewisse Skepsis zu bewahren und zu hinterfragen, ob dabei nicht eigene Interessen verwirklicht werden.
Damit kommen wir zum dritten Schlüssel zum Verständnis von Weltereignissen.
3. Jede Nation verwirklicht eigene Interessen in der Gestalt ihres nationalen Charakters.
Nationen haben in der Regel bestimmte Charaktereigenschaften, die sich im Laufe der Zeit nicht ändern. Was im nationalen Charakter eines Volks verankert ist, überdauert Jahrhunderte.
Die Chinesen haben ihre Lebensweise oder Kultur nicht wirklich geändert. Das Gleiche gilt für die Briten, Amerikaner, Franzosen, Deutschen, Russen, Afrikaner, Lateinamerikaner oder Araber.
Der berühmte Dichter und Philosoph Samuel Coleridge schrieb über diesen nationalen Charakter: „Es gibt einen unsichtbaren Geist, der ganze Völker prägt und an dem alle Anteil haben, wenn auch nicht in gleichem Ausmaß; ein Geist, der sowohl ihren Tugenden als auch ihren Lastern eine Färbung und Charakteristik einhaucht, sodass selbst die gleichen Handlungen, selbst in den gleichen Worten zum Ausdruck gebracht, doch nicht bei einem Spanier das Gleiche sind wie bei einem Franzosen“ (Essays on His Own Times, 1850, Band 2, Seite 668-669).
Die Bibel beschreibt den nationalen Charakter eines Volkes, indem sie diesen mit den Eigenschaften unterschiedlicher Tiere vergleicht. Zum Beispiel werden in 1. Mose 49 unterschiedliche Stämme Israels mit verschiedenen Tieren verglichen. In Daniel 7, Verse 4-7 vergleicht die Bibel das babylonische Reich mit einem Löwen, das persische Reich mit einem Bären, das griechische Reich mit einem Panther mit vielen Köpfen und das Römische Reich mit einem mächtigen Tier. In Offenbarung 13 und 17 lesen wir auch, dass Nationen in der Endzeit mit den Eigenschaften wilder Tiere dargestellt werden.
Vielleicht ist es da kein Zufall, dass auch die heutigen mächtigen Nationen traditionell mit Tieren verglichen werden: die USA mit einem Adler, Russland mit einem Bären, China mit einem Drachen und die Europäische Union, wie sie selbst einige ihrer Münzen darstellt, mit einer Frau (Europa), die auf einem Stier reitet.
Aus diesem Grund ist es bei der Analyse von Weltereignissen wichtig, den nationalen Charakter von Völkern zu berücksichtigen.
Professor Morgenthau hat da mit einer weiteren Aussage viel Einsicht bewiesen: „Nationaler Charakter führt unweigerlich zur Ausübung von nationaler Macht; denn diejenigen, die im Interesse der Nation in Friedenszeiten und im Krieg handeln, die die Politik bestimmen, ausüben und verwirklichen, die wählen und gewählt werden, die die öffentliche Meinung prägen, bestimmen und sie nutzen – sie alle sind mehr oder weniger von den intellektuellen und moralischen Charakteristiken geprägt, die den nationalen Charakter ausmachen.
Die ,elementare Kraft und Beharrlichkeit‘ der Russen, die individuelle Initiative und der Erfindungsgeist der Amerikaner, der undogmatische gesunde Menschenverstand der Briten, die Disziplin und Gründlichkeit der Deutschen sind einige der Eigenschaften, die zum Guten oder Bösen in allen individuellen und kollektiven Handlungen zum Ausdruck kommen, an denen die Mitglieder einer Nation teilhaben“ (Seite 133).
Was Europa anbelangt, das in den biblischen Prophezeiungen eine zentrale Rolle spielt, lohnt es sich, die Worte des italienischen Journalisten Luigi Barzini über nationalen Charakter aus dem Jahr 1983 im Gedächtnis zu behalten: „Die Zukunft [Europas] liegt in den Händen der Götter. Sie wird wahrscheinlich, wieder einmal, von den Entscheidungen Deutschlands geprägt. Und Deutschland ist, wie immer, ein veränderliches und unberechenbares Land, das an Proteus erinnert, und besonders gefährlich ist, wenn es sich unglücklich fühlt“ (The Europeans, 1983, Seite 267).
Wir betonen nochmals, dass Nationen ihre eigenen Verhaltensweisen haben. Das sollten wir besonders im Auge behalten.
Damit kommen wir zum vierten Schlüssel.
4. Jede Nation strebt ein Gleichgewicht der Kräfte an, um sich vor Dominanz zu schützen.
Das Gleichgewicht der Kräfte ist ein wesentlicher Faktor zum Verständnis der Handlungsweisen von Nationen. Oft werden dabei Bündnisse geschmiedet, um andere Machtzentren zu neutralisieren.
Wie der Historiker J. Allen Smith ausführt: „Die Tatsache, dass kein Land allein ausreichend stark ist, um sich gegenüber einer Reihe von gegnerischen Staaten sicher zu fühlen, macht das Eingehen von Bündnissen und Gegenbündnissen erforderlich, durch die jeder Staat die notwendige Unterstützung für den Fall sicherzustellen sucht, dass er von außen bedroht wird“ (The Growth and Decadence of Constitutional Government, 1933, Seite 241).
Wir können dieses Eingehen von Endzeitbündnissen in der Beschreibung der Füße des Bildes erkennen, das die letzten Weltreiche im Buch Daniel behandelt.
In Daniel 2, Verse 41-44 lesen wir: „Dass du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: Das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte [starke Nationen und Völker] darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton [schwache Nationen und Völker] vermengt. Und dass die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: Zum Teil wird‘s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und dass du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: Sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen lässt. Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird.“
Der Expositor‘s Bible Commentary schreibt über Daniel 2, Vers 43: „Der Text deutet klar an, dass diese letzte Phase durch eine Art von Förderation und nicht von einem mächtigen einzigen Reich geprägt sein wird.“
Im Kern geht es bei diesem vierten Punkt um Folgendes: Wenn man Weltereignisse analysiert, ist es wichtig auf die Bündnisse zu achten, die die verschiedenen Nationen eingehen, und dabei im Gedächtnis zu behalten, dass es immer um ihr Eigeninteresse geht.
Die zukünftige Veränderung der menschlichen Natur
Sollten wir die Weltereignisse also pessimistisch sehen? Gibt es keine Hoffnung für die Zukunft? Ganz und gar nicht! Was wir bisher besprochen haben, ist lediglich eine realistische Perspektive der gegenwärtigen globalen Lage. Zum Glück bietet die Bibel auch eine auf lange Sicht optimistische Perspektive.
Wir wissen, dass eine Zeit großer Bedrängnis kommen wird, weil Nationen sich anderen Nationen gegenüber wie Raubtiere verhalten werden (Matthäus 24,7. 21). Aber die gute Nachricht ist, dass die vier Schlüsselfaktoren, auf denen die gegenwärtige menschliche Natur basiert, nach der Rückkehr Jesu Christi zum Guten hin verändert werden.
Wie also werden diese vier Faktoren während der Herrschaft Christi auf Erden völlig verändert?
1. Die menschliche Natur wird zum Schluss geändert und Satans Einfluss entfernt werden. George Washington, den wir oben zitiert haben, hat dargelegt, dass das Eigeninteresse das wichtigste Motiv bei der unter den Nationen betriebenen Politik sein würde, denn „wir müssen die Beschaffenheit des Menschen in großem Maße umgestalten, bevor sich das ändern wird“.
Die Bibel verheißt eine solche Umgestaltung der „Beschaffenheit des Menschen“ – seiner grundsätzlichen Wesensart –, die mit der Rückkehr Christi ihren Anfang nehmen wird: „Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein“ (Jeremia 31,33). Zu guter Letzt wird die gesamte Menschheit in die gleiche Beziehung mit Gott eintreten.
Wenn Jesus wiederkehrt, wird Satan der Teufel entfernt werden und nicht länger Nationen dazu bewegen, selbstsüchtige und gewalttätige Ziele zu verfolgen. „Ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn . . . und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte“ (Offenbarung 20,1-3).
2. Die Nationen werden nicht nur ihre eigenen Interessen, sondern die ihrer Nachbarn verfolgen. Nachdem die Nationen bekehrt worden sind und Gottes Geist empfangen haben, werden sie sich nicht länger als gegenseitige Rivalen, sondern als Partner sehen. Sie werden alle danach streben, Gott gehorsam zu sein und den Krieg abzuschaffen.
Wir können von dieser grundlegenden Veränderung in der Einstellung der Nationen in Jesaja 2, Verse 2-4 lesen: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, fest stehen . . . und alle Heiden werden herzulaufen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege . . . Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“
3. Der nationale Charakter wird nicht zur Gegnerschaft, sondern zur gegenseitigen Hilfe genutzt werden. Nachdem ihre Natur verändert worden ist, werden die Nationen nun ihre Begabungen zur gemeinsamen Kooperation und gegenseitigen Hilfe verwenden.
In Jesaja 19, Verse 23-25 können wir von Nationen, die früher Feinde gewesen waren, lesen: „Zu der Zeit wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien, dass die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assyrien kommen und die Ägypter samt den Assyrern Gott dienen. Zu der Zeit wird Israel der Dritte sein mit den Ägyptern und Assyrern, ein Segen mitten auf Erden; denn der Herr Zebaoth wird sie segnen und sprechen: Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk, und du, Assur, meiner Hände Werk, und du, Israel, mein Erbe!“
4. Es wird keine Notwendigkeit mehr für ein Kräftegleichgewicht bestehen. Es wird nur noch eine Macht auf Erden geben. Alle Nationen werden Gottes Wege erlernen und Gottes heilige Festtage gemeinsam in Harmonie und Frieden halten. Jesus Christus wird das Regierungsoberhaupt der gesamten Welt sein, und es wird keine gegnerischen Mächte mehr geben.
In Sacharja 14 lesen wir: „Und der Herr wird König sein über alle Lande . . . Und alle, die übrig geblieben sind von allen Heiden, die gegen Jerusalem zogen, werden jährlich heraufkommen, um anzubeten den König, den Herrn Zebaoth, und um das Laubhüttenfest zu halten.“ Indem sie lernen, den wahren Gott auf die Weise anzubeten, die er in seinem Wort, der Bibel, vorgeschrieben hat, werden alle Nationen zuletzt den Weg zu wahrem Frieden und gemeinsamer Zusammenarbeit lernen.
Wachsamkeit ist gefragt
Jesus Christus sagt uns, dass wir in der Zeit, in der seine Wiederkehr näher rückt, wachsam und geistlich auf der Hut sein sollen (Markus 13,33-37). Nutzen Sie diese vier Schlüssel für die Beurteilung der heutigen Nationen, um zu verhindern, dass Sie durch fleischlich gesinnte politische oder religiöse Führer verführt werden. Machtpolitik ist eine Realität, und es ist entscheidend, dass wir dies mit offenen Augen und einer festen Verankerung in der biblischen Wahrheit wahrnehmen.
Lassen Sie uns gemäß der Mahnung Christi das Weltgeschehen auf intelligente Weise beobachten und dabei beständig beten „Dein Reich komme“. Denken wir daran, dass die hier besprochenen Schlüssel sich weitgehend ändern werden, sobald dieses Reich als neue Weltordnung etabliert wird.